Corona-Lage in Deutschland: Rückgang mit Fragezeichen

In Deutschland sinken die Coronazahlen weiter. Am Freitag fallen viele Beschränkungen, auch Clubs dürfen wieder aufmachen.

Kellner und Kellnerinnen beim Getränke zapfen an der Theke

Ab dem 4. März werden die Corona-Regeln erheblich gelockert Foto: Roland Hartig/imago

BERLIN taz | Janosch Dahmen klingt besorgt. Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag ist weiterhin für eine allgemeine Impfpflicht. Sie sei jetzt nötig, damit sie im Herbst wirke. Denn angesichts der aktuellen Coronasituation drohe, dass die Lage unterschätzt werde, warnte Dahmen in einem FAZ-Gastbeitrag am 1. März. Momentan gehen die Infek­tionszahlen zurück, auch die Coronabeschränkungen werden schrittweise abgebaut.

Laut dem Robert Koch-Institut infizieren sich derzeit durchschnittlich etwa 154.500 Menschen pro Tag in Deutschland mit dem Virus. Seit 14 Tagen sinkt dieser Schnitt stetig um etwa 2.000 Infektionen pro Tag. Entsprechend geht auch die 7-Tage-Inzidenz zurück: Verglichen mit der Vorwoche zeigt sich ein Rückgang von 215 Infektionen je 100.000 Ein­woh­ne­r*in­nen pro sieben Tage.

Zweifelhaft ist aber, ob sich aus den Daten auf einen tatsächlichen Rückgang der Infektionen schließen lässt. Denn während die Gesamtzahl der Tests deutlich zurückging, ist der Anteil positiver PCR-Tests kaum gesunken. Das berichtete der Laborverband ALM für die vergangene Woche.

Viele Infektionen dürften momentan unentdeckt bleiben. Das RKI schätzt die Gefahr für die Gesundheit weiterhin als „sehr hoch“ ein. Auch die Zahl der Coronatoten sei immer noch hoch: Durchschnittlich sterben gerade 190 Menschen pro Tag. Mit Blick auf die früheren Wellen ist die Zahl im Verhältnis zur Inzidenz wesentlich geringer.

Die Lage kann sich kurzfristig ändern

Vielleicht schätzt das RKI auch deshalb die internationale Lage heute anders ein. Es stuft künftig keine Länder mehr wegen der Omikron-Variante als Hochrisikogebiete ein. Das RKI erklärt dazu, dass Omikron weniger schwerwiegend bedrohliche Erkrankungen hervorrufe als frühere vorherrschende Varianten.

Bisher standen 62 Länder auf der Liste, darunter Dänemark, Österreich und Frankreich. Wer von dort zurückkehrte und weder vollständig geimpft noch genesen war, musste für zehn Tage in Quarantäne.

Allerdings kann sich die Lage wieder kurzfristig ändern. Sollten sich neue, gefährliche Coronavarianten in einer Region ausbreiten, wird das RKI erneut Hochrisikogebiete ausweisen. Darum sollten sich Reisende weiterhin informieren, empfiehlt das RKI. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es eine weitere Änderung: Sie können sich ab Donnerstag direkt nach der Rückkehr aus einer sonst anstehenden Quarantäne freitesten.

Am Freitag treten in Deutschland zudem weitere Lockerungen in Kraft – allerdings unterscheiden sie sich leicht je nach Bundesland. Clubs und Diskotheken aber dürfen überall mit dem 2G-plus-Modell wieder öffnen. Viele Bereiche des öffentlichen Lebens sollen auch für Ungeimpfte wieder zugänglich werden, wenn sie einen Test vorweisen können. Am 20. März sollen einem Bundestagsbeschluss entsprechend alle „tiefgreifenden Maßnahmen“ fallen.

Doch das Risiko, dass eine neue Variante auftaucht und die Lage verändert, besteht weiterhin. Aktuell verbreitet sich beispielsweise ein Omikron-Subtyp mit der Bezeichnung BA.2 sehr schnell in Deutschland. Erste, vorläufige Studien weisen aber darauf hin, dass BA.2 zu keinen schwereren Erkrankungen führt als der ursprüngliche Omikron-Typ.

Weltweit ist die Pandemie noch lange nicht überwunden; ihr Ausmaß lässt sich nur schwer einschätzen. Eine Studie der Hilfsorganisation Oxfam kommt zu dem Schluss, dass in armen Ländern deutlich mehr Menschen an Corona starben als bisher angenommen. Mangels Tests tauchten viele Tote nicht in den offiziellen Statistiken auf.

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