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Niko Paech über Postwachstum und Corona„Nicht mehr zurück ins Hamsterrad“

In der Zwangspause vom Leistungsstress erkennen viele Menschen die Vorteile einer entschleunigten Gesellschaft, sagt Wachstumskritiker Niko Paech.

In Deutschland ist ein Leben ohne Mango zumutbar, sagt Wachstumskritiker Niko Paech Foto: imago
Jost Maurin
Interview von Jost Maurin

taz: Herr Paech, ist die Coronakrise eine Gelegenheit, das Wirtschaftswachstum und die damit einhergehende Umweltzerstörung dauerhaft zu bremsen?

Niko Paech: Ja, die Coronakrise ist eine Chance. Krisen decken Fehlentwicklungen auf: Die Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern wie Atemschutzmasken oder Beatmungsgeräten erscheint plötzlich gefährdet. Unser Wohlstandsmodell entpuppt sich als verletzlich. Darauf können wir angemessen nur mit einer Postwachstumsstrategie reagieren.

Was bedeutet das?

Wir müssen auf Wirtschaftswachstum verzichten. Die deutsche Wirtschaft beispielsweise müsste weniger komplex und autonomer werden, damit im Krisenfall alle substanziellen Güter vor Ort hergestellt werden können. Eine Deglobalisierung mindert zwar die Kostenvorteile der entgrenzten Arbeitsteilung, stärkt aber die Stabilität. Das hat ökologische und soziale Wirkungen.

Welche?

Kürzere Wertschöpfungsketten lassen sich demokratischer und ökologischer gestalten, weil wir leichter auf sie einwirken können. Gleichwohl kann dies die Arbeitsproduktivität senken. Also steigen die Preise, während die Auswahl und die Produktionsmengen sinken, tendenziell auch die Löhne. Einfach weil Unternehmen dann die Produktion nicht mehr so leicht in spezialisierte Teilprozesse zerlegen und sie an die jeweils kostenoptimalen Standorte verschieben können. Dann werden die Menschen sich nicht mehr so viel leisten können. Die bessere Welt kriegen Sie nicht zum Nulltarif. Aber das bringt Krisenstabilität und neue Arbeitsplätze, wenngleich weniger im akademisierten als im handwerklichen Bereich.

Das werden Regierungen nur machen, wenn die Wähler zustimmen. Ist das zu erwarten?

Noch gibt es dafür keine Mehrheit. Aber die Coronakrise deckt für mehr Menschen auch Sinnkrisen auf. Viele Menschen leben nicht nur materiell, sondern auch psychisch über ihre Verhältnisse. Durch die Zwangspause vom Leistungsstress spüren sie, was ihnen zuvor verborgen blieb: Ein stressfreieres und verantwortbares Leben zum Preis von weniger Konsum- und Reisemöglichkeiten ist vielleicht gar kein schlechter Deal, zumal sich die Balance zwischen beidem austarieren lässt. Manche werden gar nicht mehr zurück ins Hamsterrad wollen, sondern möchten etwas von dem, was sie jetzt als Entlastung erleben, in die Post-Corona-Zeit hinüberretten.

Warum sind Sie eigentlich da so optimistisch?

Es mehren sich Erlebnisberichte darüber, wie Menschen die freigestellte Zeit genießen. Viele räumen auf, reparieren, arbeiten im Garten, lesen viel oder wenden sich Familienmitgliedern zu.

Ist es nicht wahrscheinlicher, dass viele Leute ihre jetzt unterdrückten Konsumwünsche nach der Krise erst recht ausleben?

Kann gut sein, dass sich manche in „Wohlstandstrotz“ üben werden. Aber von Krise zu Krise wächst der Anteil der Menschen, die sich dem Steigerungswahn verweigern und ökologischen Vandalismus missbilligen. Das kann neue gesellschaftliche Konflikte verursachen – aber ohne die wird es keinen Wandel geben.

Viele Eltern haben in der Corona­krise sogar mehr Stress, weil die Kinderbetreuung fehlt. Zahlreiche Menschen entwickeln Zukunftsängste. Kann daraus wirklich etwas Positives entstehen?

Früher oder später wird die Angst um die Überlebensfähigkeit unserer Zivilisation größer sein als die Angst vor dem Wohlstandsverlust, der sich zudem begrenzen und ertragen ließe. Aber je weniger Konsequenzen Richtung Postwachstumsökonomie gezogen werden, desto mehr gilt: Nach der Krise ist vor der Krise.

Heißt das: Je häufiger Krisen kommen, desto schneller gibt es eine Mehrheit für Degrowth?

Ja. Die Lehman-Brothers-Krise 2009 galt als schwerster Einbruch seit dem Schwarzen Freitag 1929. Jetzt sind gerade kaum mehr als zehn Jahre vergangen und eine noch schlimmere Krise breitet sich aus. Die Einschläge rücken näher. Lehman, Corona und die absehbar nächsten Krisen haben dieselbe Ursache: eine Lebensform, die auf blindwütiger Digitalisierung, Entgrenzung und Wohlstandsmehrung beruht. Weil diese Entwicklung weitergeht, sind die Ursachen der nächsten Krise bereits angelegt.

Inwiefern?

Im Wettbewerb um die Wählergunst überbieten sich Parteien darin, kurzfristig Symptome zu lindern, also alles, was nicht bei fünf auf den Bäumen ist, mit viel und billigem Geld zu übergießen, statt Strukturen so zu verändern, dass langfristig das Krisenrisiko sinkt. Insoweit dies auf Schulden basiert, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Finanzkrise. Es fehlt der Mut, eine Vermögensabgabe oder einen Lastenausgleich in Gang zu bringen, um diese Kosten durch Umverteilung zu finanzieren. Die Angst davor, dass dies Wählerstimmen kostet, ist noch zu groß.

Microsoft-Gründer Bill Gates sagt: Es wird zum Beispiel weniger Geschäftsreisen geben und dafür mehr Videokonferenzen. Gibt das Hoffnung?

Wenn Bill Gates das sagt, verbirgt sich dahinter die Hoffnung auf den Durchmarsch der Digitalisierung. Aber die Coronakrise ist gerade eine Krise der Digitalisierung.

Das Virus ist doch nicht über das Internet übertragen worden.

Ohne hinreichende Globalisierung des Personen- und Güterverkehrs wäre aus einer Epidemie keine Pandemie geworden. Und die entgrenzte Verflechtung zwischen Ländern beliebiger Entfernung, so auch zwischen China und Europa, ist ein Produkt der Digitalisierung – ganz gleich ob durch erschwingliche Direktflüge von Wuhan nach Italien oder intensive Wertschöpfungsbeziehungen. Nur kraft digitaler Medien konnte der bayerische Autozulieferer, bei dem der erste deutsche Coronafall festgestellt wurde, in China produzieren: Eine chinesische Webasto-Mitarbeiterin trug das Virus nach Deutschland. Die Digitalisierung ist zugleich Basis und Brandbeschleuniger aller Modernisierungskrisen.

In welchen Bereichen sollte die Globalisierung zurückgefahren werden?

Wenn Produkte, für die globale Lieferketten oder Verflechtungen in Kauf genommen werden, eines dieser vier Kriterien erfüllen, sollten sie im Inland erzeugt oder komplett vermieden werden. Erstens: Sie sind purer Luxus. Zweitens: Sie verursachen große ökologische Schäden. Drittens: Ihre Bereitstellung ist von sozialen Verwerfungen begleitet. Oder viertens: Sie sind so essenziell, dass ihre auswärtige Produktion zu kritischen Abhängigkeiten führt.

Konkret: Auf welche Produkte sollten wir verzichten?

Ein Leben ohne Mango, Kiwi, Avocado und Futterimporte für die Fleisch­industrie zum Beispiel ist erträglich. Das gilt auch für Kreuzfahrten und Urlaubsflüge.

Warum nennen Sie Lebensmittel zuerst?

Es handelt sich um das substanziellste Grundbedürfnis. Außerdem verursacht die konventionelle Landwirtschaft aufgrund ihres globalen Verflechtungsgrades soziale und ökologische Verwerfungen: Landgrabbing, die Urwaldzerstörung für den Futtermittelanbau, die Überschwemmung afrikanischer Märkte mit Hähnchenteilen und vieles mehr. Weiterhin leisten wir uns den Luxus einer quasi Sklavenhalterwirtschaft, indem Fremdarbeiter aus Rumänien sogar eingeflogen werden, weil es unter der Würde junger Menschen in Deutschland ist, die für den Wohlstand nötige Arbeit selbst zu verrichten. Landwirtschaftliche Arbeit müsste wieder attraktiver werden – als Alternative zu Work and Travel und Akademisierungswahn.

Eine umweltfreundlichere Landwirtschaft setzt zum Beispiel weniger Pestizide ein. Deshalb werden mehr Arbeitskräfte etwa zum Unkrautjäten benötigt. Wie wollen Sie Leute motivieren, auf den Höfen zu arbeiten?

Die Attraktivität steigern würden angemessene Löhne und eine 20-Stunden-Woche, sodass Freiräume für andere, auch wissensintensive Aktivitäten entstehen. Zudem erhöht der ökologische Landbau die Sinnstiftung und Reputation der Arbeit.

Gerade haben wir kein Wachstum mehr – und die Arbeitslosigkeit steigt. Zeigt das, dass Degrowth schädlich ist für uns?

Auch für einen Bankräuber ist es schädlich, ihm die Beute zu entreißen. Unser Wohlstand resultiert nicht aus eigener Arbeit, sondern technologisch verstärkter Plünderung, bedürfte also ohnehin einer Korrektur. Arbeitslosigkeit kann durch eine verringerte Erwerbsarbeitszeit vermieden werden, sagen wir: 20 Stunden pro Woche. Daran ließe sich die wichtigste Maßnahme knüpfen, um soziale Verwerfungen zu vermeiden: nämlich Menschen unabhängiger von Konsumbedürfnissen werden zu lassen. Dies gelingt erstens durch mehr Genügsamkeit, die keinen Verzicht, sondern eine Befreiung von Reizüberflutung bedeutet: „All you need is less“ nennen mein Co-Autor Manfred Folkers und ich die neue Maxime. Zweitens sollte die Versorgung teilweise in eigenen Händen liegen, indem Produkte erhalten, repariert, mit anderen geteilt und auch selbst produziert werden. Eine Wirtschaft des Teilens und der Nutzungsdauerverlängerung – auch auf Basis neuer Märkte und Unternehmen – ist eine weitere Alternative zur krisenbehafteten Globalisierung.

Freuen Sie sich über den aktuellen Konjunktureinbruch?

Nein. Wachstumskritik sieht keine Schocktherapie vor, sondern eine sozial verträgliche Transformation.

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28 Kommentare

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  • Ist etwas vergessen worden?

    Vielen Dank fuer das interessante Interview!

    Leider vermisse ich einen Hinweis auf den ‘privaten Profit’ als treibende Institution unseres Wirtschaftssystems. In dieser Situation wird ein ausgepraegtes soziales Gewissen und sehr viel Verantwortungsgefuehl benoetigt, um auf den schnellen privaten Profit auf Kosten der Allgemeinheit und der Zukunft der Menschheit zu verzichten. Deshalb werden zum Beispiel viele konsumierbare Autos anstatt eines nachhaltigen, gemeinsamen und erneuerbaren Transportsystems produziert.

  • Vermögensabgabe oder Lastenausgleich ist zu wenig. Wenn wir eine gerechte Verteilung wollen, müssen wir den Verbrauch und damit privates Geld und Vermögen begrenzen und umverteilen. Die Zeiten, wo wenige Menschen sich viel erlauben dürfen müssen Geschichte werden. Sonst fehlt auch die Glaubwürdigkeit. Oder sollen nur Geringverdiener etwas für Umwelt und Klima tun?

  • Danke für den Artikel mit klaren Worten, die von Verstand und (!) Mitgefühl getragen sind! Zu oft fehlt mindestens eins davon, manchmal sogar beides.

    Gerade habe ich keine Zeit und Lust mich hier zu engagieren, sonst würde ich den Wohlstandsbegriff der westlichen Welt



    mal gerade "in der Luft zerreissen".



    Und leider könnte ich leicht tausende von Beispielen und Belegen benennen.

    Erich Fromm zeigt z.B. in "Haben oder Sein" schlüssig auf, dass die Gesellschaft



    nicht wirklich psychisch gesund ist.

  • In vielen Punkten hat Herr Paech sicher recht. Andererseits hat er auch gut reden mit schönem Prof.-Gehalt und üppiger Pension. Da kann man seine Ausführungen auch abbuchen unter: Den anderen Wasser predigen und selber Wein trinken...

  • In unserem Wohlstandturm ist der Gedanke an ein "Weniger ist mehr" oder "Small is beautiful" nicht nur verpönt, sondern er widerspricht unserer Konditionierung auf den ökonomischen Primat.



    Die Rufe nach einem Ende des Shutdowns sind, mit unterschiedlichen und nachvollziehbaren Sachargumenten, im Kern allesamt ökonomisch begründet.

    Die soziale Fallhöhe wird für Herrn und Frau Durschschnittsmensch mit Kurzarbeitergeld etc. reduziert, nachdem sie für sie in den Jahren zuvor permanent nach oben verschoben wurde. Bemerkenswert, dass diese Möglichkeit damit erklärt wird, in der Vergangenheit (nach Lehmann-Pleite und nach hunderten Milliarden für die Rettung von Banken, Versicherungen und Konzerne) bei steigendem Wachstum, steigenden Unternehmensgewinnen und gestiegener Produktivität, zu ihren Lasten, gespart zu haben.

    Und nun wieder billionenschwere Rettungspakete, die für die Zukunft nichts zum Positiven verändern können, sondern nur den Status quo über die Krise retten sollen. Aber die Billionen müssen irgendwann ausgeglichen werden. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass Unternehmenssteuererhöhungen oder Lohnerhöhungen die Kernargumente sind, die einem "Aufschwung" und "wirtschaftlicher Erholung" im Wege stehen.

    Eine politische Erwartung ist monströs absurd: dass Menschen, die zwei Krisen durchlebt haben, die mit Mühe (wenn überhaupt) z.Zt. ihre laufenden Auto- oder Hauskredite bedienen können, nach Corona so freudig weiter konsumieren und neue Konsumkredite aufnehmen. Was aber notwendig wäre, um die Wirtschaft wieder in "Schwung" zu bringen. Den Menschen wird nämlich gerade bewusst, dass Kredite auch ein Zukunftsrisiko darstellen. Wenn sie es doch wollen, dann könnte es Überraschungen geben: nämlich, dass sich der Scouringwert bei der Schufa zum Negativen verändert hat.

    Realitätsfern ist die politische Erwartung, dass unsere exportorientierte Wirtschaft keinen dauerhaften Schaden erleidet. Andere Staaten leiden ebenfalls finanzielle Not, durch Corona.

  • Der ganze Artikel ist eine Aneinanderreihung von unausgegoren Ideen. Keinerlei Fakten und kommt komplett ohne kritisches Hinterfragen aus. So ist der Erkenntnisgewinn nach dem Lesen leider sehr gering.

    • @Kristina:

      Ihr Kommentar ist ein unbegründeter Vorwurf, weiter nichts.



      Argumentieren Sie, wenn Sie können!

  • 9G
    95309 (Profil gelöscht)

    Mir kommt das Grausen, wenn ich mir das durchlese.

    Die Bewegungsfreiheit wird einschränken, das Volk wird gegen seinen Wohlstandstrotz letztlich umerzogen und vor kann sich weniger leisten. Es arbeitet auf den Feldern. als Alternative (!) zu Work und Travel, eine eigene Meinung von der Welt fällt damit weg, aber es bildet es sich durch lesen. Das alles ist natürlich nicht umsonst zu haben, ein wenig wird man schon hergeben müssen.

    Und Digitalisierung (Bill Gates!) macht das alles nur schlimmer.

    Erinnert fast an die roten Khmer.

    Herr Paech macht es sich einfach. Er sucht sich seine Eckpunkte und verbindet die so, wie es ihm gefällt. Überraschender Weise bestätigt das Ergebnis seiner Thesen.

  • Die derzeitige Coronakrise hat sicherlich bei einigen jüngeren Eltern eine neue Erfahrung ausgelöst, nämlich dass das entschleunigte Leben mit Kindern sehr schön sein kann und es wirklich Wichtigeres gibt als Job und Karriere. Bei anderen hat es genau das Gegenteil bewirkt. Man hat den Eindruck, dass die viel beschworenen psychosozialen Störungen viel mehr die Eltern betraf und nicht die Kinder.

    Ansonsten wird nach der Krise wieder vor der (nächsten) Krise sein. Die Öffnung allerlei Konsumtempel mitten in der Krise zeigt deutlich, dass Konsum das Bindeglied dieser Gesellschaft ist und keinesfalls die viel beschworene Solidarität.

    Die Funktionsprinzipien einer kapitalistischen Gesellschaft beruhen auf Wachstum und Konkurrenz. Beides ist jeweils eine Seite der gleichen Medaille.



    Innovationen jeglicher Art sind die Grundlage von Produktivität und Wachstum. Die Halbierung der Arbeitszeit wäre evtl. eine Möglichkeit. Allerdings ginge das nur global und nicht national, denn die (internationale) Konkurrenz verhindert das und natürlich die Globalisierung.



    Hinsichtlich Wachstum ist die Globalisierung zu vergleichen mit Goethes Zauberlehrling.

    Wir sind nun mal nicht das Gehirn dieser Welt, dessen Klugheit die Menschheit erlösen wird. Stattdessen sind wir ein wichtiges Rädchen eines globalen Uhrwerks, das einfach ersetzt wird, wenn es nicht funktioniert.

    • @Rolf B.:

      "Man hat den Eindruck, dass die viel beschworenen psychosozialen Störungen viel mehr die Eltern betraf und nicht die Kinder." (Rolf B.)



      Ich würde das zwar nicht zu sehr verallgemeinern, aber in Therapeutenkreisen spricht man sehr wohl auch von "Kindern die nur die Symptomträger ihrer Eltern" sind.



      Ein großes Problem in der pädiatrischen Therapie ist in solchen Fällen dann oft der erboste Abbruch der Therapie durch die Eltern, sobald man das Gespräch in diese Richtung lenkt. Davon provitieren dann nicht selten esoterische Gaukler und Scharlatane.

      • @LittleRedRooster:

        Mein Großvater, ein wunderbarer Mensch, der uns eine sehr schöne Kindheit bescherte, sagte: "Wie der Herr so das Gescherr".

        Übersetzt:



        Wie der Mensch sich verhält, so verhält sich auch sein Tier; Wie der Chef, so die Untergebenen; Wie die Eltern, so die Kinder .

        Ja, ich weiß, dass das Volksmund ist und keine sozialpsychologische Erkenntnis.

  • ich empfinde die atmosphäre um mich herum..

    viel gemütlicher.



    ohne hektik und dennoch motiviert.



    es bleibt zeit für kreative pausen und erholung.

    von wegen 'german angst'.



    eher 'german relaxing'.

    wer sagt denn, daß exportweltmeister zu sein oder sein zu müssen, ein segen sei ?

    von wegen !

    den bühnenplatz mag haben wer will.

  • "Wenn Produkte, für die globale Lieferketten oder Verflechtungen in Kauf genommen werden, eines dieser vier Kriterien erfüllen, sollten sie im Inland erzeugt oder komplett vermieden werden. Erstens: Sie sind purer Luxus. Zweitens: Sie verursachen große ökologische Schäden. Drittens: Ihre Bereitstellung ist von sozialen Verwerfungen begleitet. Oder viertens: Sie sind so essenziell, dass ihre auswärtige Produktion zu kritischen Abhängigkeiten führt."

    seine luxusfeindlichkeit verstehe Ich nicht.die drei anderen kriterien sind aber vernünftig und sollten angewendet werden.

    • @satgurupseudologos:

      Mein Komentar ertspricht wahrscheinlich nicht der Nettikette (Ihre Kleinschreibung auch nicht):

      Ein Sat Guru bedeutet im Hinduismus ein von Geburt an Erleuchteter.

      Danke, dass Sie uns so häufig an Ihrer göttlichen Weisheit teilhaben lassen ;)

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @satgurupseudologos:

      Protestantische Verachtung von Völlerei und Wohlleben vs katholischer Barock und Fleischeslust. Ein sehr altes Lied.

      • @80576 (Profil gelöscht):

        obwohl weder die katholiken noch die protestanten ihren Jesus und dessen lehre richtig verstanden haben sind mir



        die ersteren lieber als die letzteren.Ich versuche mal zu erklären warum.



        mein nachdenken über die geschichte der welt geht stark vereinfacht gesagt davon aus dass alle zivilisationen keinen guten sondern einen bösen ursprung haben sich aber im laufe der zeit bessern beziehungsweise weniger schlecht werden.



        darum sind alte zivilisationen weniger unmenschlich als neue.



        in der antike entstanden alle staaten aus der gewalt des schwertes und in der moderne aus der gewalt der kanonen.



        der katholizismus bringt den geist der spätantike zum ausdruck.der protestantismus den (un)geist der frühmoderne



        .

  • "....Früher oder später wird die Angst um die Überlebensfähigkeit unserer Zivilisation größer sein als die Angst vor dem Wohlstandsverlust,..:"

    Nein. Und das ist das Grundpproblem, zu sehen auch in dieser Krise, mit den sich mehrenden Stimmen, Beschränkungen zu beenden: Zivilisation ist ein Hirnkonstrukt. Im besten Falle etwas für die Gruppe. Wohlstand ist etwas Individuelles.

    Jede/r ist aber individuell und sieht zunächst sich und seine Nächsten. Die Situation deren soll erhalten bleiben oder verbessert werden. Freiwilligen Rückschritt will keiner. Siehe endlose Beispiele, angefangen beim Tempolimit. Und für eine obskure übergeordnete Gruppe oder Idee, Zibilisation, auf etwas verzichten, schon gar nicht.

  • "Weiterhin leisten wir uns den Luxus einer quasi Sklavenhalterwirtschaft, indem Fremdarbeiter aus Rumänien sogar eingeflogen werden, weil es unter der Würde junger Menschen in Deutschland ist, die für den Wohlstand nötige Arbeit selbst zu verrichten."

    Naja, das Ding ist auch, dass man als junger Mensch zu den Bauern geht und die einem dann sagen, dass sie keinen Bock drauf haben dich einzuarbeiten, weil die Rumänen ja schon wissen wie es geht. Es liegt nicht unbedingt an den jungen Menschen,...

  • Der Paech... gestern habe ich ihn noch bei KenFM gesehen und Landolf Ladigs Eloge auf ihn gelesen, heute gibt er der Taz ein Interview. Warum mögen sie, links wie rechts, einen Akademiker, der den "Akademisierungswahn" beklagt?

    Und seit wann darf man rumänische Arbeitsmigranten in der taz als "Fremdarbeiter" bezeichnen?

  • Am Ende, wenn nichts mehr hilft, wird es die Evolution für uns richten:



    Wer sich nicht rechtzeitig an neue Überlebenserfordernisse anpasst, verschwindet.



    Wie schon 99% aller Arten vor uns.

  • ich sehe, das ganz ernüchtert, so es wirtschaftlich möglich ist, wird hinterher genauso weitergemacht wie vorher. Ich sehe keinen Grund, warum, dies nicht so sein sollte.

    Momentan leben wir noch von der Wirtschaftsleistung vor der Krise, wenn die Wirkungen erst überal spürbar sind, geht es , fürchte ich erst recht ums Wachstum, um die Menschen aus der Arbeitslosigkeit etc. zu holen und andere



    Themen treten in den Hintergrund.

  • Auch wenn ein Teil der Kritik mich direkt trifft......ich kann ihm weiterhin nur zustimmen und hoffen, dass es bald mehr Paechs gibt!



    Mir fehlt in dem Interview ein wenig der Hinweis auf die hohe Bedeutung einer konsequenten Kreislaufwirtschaft in einer veränderten Wirtschaft. Das könnte einen Teil der notwendigen Reduktion abfedern.

  • Ich kann das Interview gut nachvollziehen und sympathisiere sehr mit der Grundidee. Ich kriege aber eine Krise wenn ich den Tonfall der unreflektierten Alleindeutung, angrenzend an Ignoranz betrachte. Das kann mal wieder nur jemand aus dem entwickelten Norden dieser Welt sagen. „All you need is less“! Das muss man sich nämlich leisten können! Allein den 60.000 €/a NettoVerdiener in den Fokus zu nehmen, der gerne Fernreisen macht und seine Brut per work and travel nach AUS schickt ist doch keinesfalls der Standard auf diesem Planeten.



    Jeder der sich die Entwicklung jetzt mal rein wirtschaftlich der letzten 20 Jahre anschaut, von Afrika bis Asien sieht doch, dass alle relevanten Parameter wie Kindersterblichkeit, Lebenserwartung, Schulbesuche, rel. Armut.... sich in die bessere Richtung entwickelt haben. Das lag eben auch an der Digitalisierung/Globalisierung.



    Jetzt hier in einer der global reichsten gesellschaftlichen Schichten (also TAZ-Leser) das ideologisch auzubreiten (als Wohlfühlbeitrag für den Tag oder Thema fürs Mittagessen mit Freunden und Kollegen) und das Lied des besseren, weil entschleunigteren Lebens zu singen (less is more, sic!) blendet leider irgendwie 5 Mrd andere Menschen dieses Planten aus. Wr müssen alle Aspekkte berücksichtigen sonst enden wir als Egoisten-Gesellschaft Wohlbetuchter: Bon-mot: Verzichten wenn man es selbst will nennt man Reichtum. Verzicht wenn man gewungen ist: Armut. (less is more; dito)



    Ich empfinde derlei Beiträge zunehmend als elitäres Gequake, letztlich inhuman.

    • @Tom Farmer:

      Sie schreiben :



      "Das lag eben auch an der Digitalisierung/Globalisierung."

      Zustimmung, jedoch wäre es mit deutlich weniger Digitalisierung/Globalisierung und anderer Schwerpunktsetzung genauso oder sogar noch besser geworden!

      Sie unterstellen Herrn Paech vieles, jedoch unbegründet.



      Können Sie belegen und begründen, dass Herr Paech " leider irgendwie 5 Mrd andere Menschen dieses Planeten ausblendet"?

      Der Krieg gegen die Natur und letztlich auch gegen alle Menschen der Erde, wie sie die Industrienationen ihn führen, muss schnellstmöglich aufhören!

    • @Tom Farmer:

      Herr Paech schließt Wachstum in Regionen, die momentan mit Armut und Hunger zu kämpfen haben sicherlich nicht aus. Es geht ihm in erster Linie darum, den ausufernden Konsum in den hochentwickelten Industrienationen zu limitieren. Denn dieser verhindert nämlich genau das wirtschaftliche Aufschließen der sogenannten Entwicklungsländer, welches Sie sich wünschen. Als Beispiel wurden hier z.B. die Geflügelexporte angeführt.

    • @Tom Farmer:

      Endlich spricht es mal jemand aus. Der globalen Bevölkerung geht es absolut und relativ besser. Nur der Planet kackt ab. Hier muss angesetzt werden.

      • @Andi S:

        Niko Paech setzt sich in seinen Büchern für keinen (!) globalen Degrowth ein. Es geht hier ausschließlich um den globalen Norden. Der globale Süde soll aufgrund der von Ihnen genannten positiven Entwicklungen (gesunkene Kindersterblickeit, gesunkene Armut etc.) weiter wachsen.

        • @Nietzsche:

          Und wie soll das gehen? Der globale Norden ist ein nicht unwesentlicher Teil dieses auf Wachstum ausgerichteten Systems - vor allem der Teil dessen Bevölkerung bislang die bei weitem größere Neigung gezeigt hat, dieses System zu nutzen und anzutreiben. Zu meinen, dass es auch noch funktioniert, wenn seine wichtigsten Antreiber (in absurder Umkehr ihrer bisherigen kulturellen Neigungen) das Spielfeld verlassen, klingt ein wenig naiv.