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Experte über Antisemitismusdefinitionen„Eine abwegige Debatte“

Soziologe Peter Ullrich hält die international gängige Antisemitismusdefinition für falsch. Sie verschleiere, dass die größte Gefahr von rechts kommt.

Rechter Antisemitismus: Schmierereien an Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof in Kröpelin Foto: dpa
Stefan Reinecke
Interview von Stefan Reinecke

taz: Herr Ullrich, „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann“ – so definiert die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) Antisemitismus. Ist diese Definition brauchbar?

Peter Ullrich: Nein. Sie ist äußerst vage und genügt den grundlegenden wissenschaftlichen Anforderungen nicht. Eine Definition sollte einen Gegenstand klar bestimmen und abgrenzen. Das tut sie nicht.

Warum ist die Definition wichtig?

Sie ist politisch enorm einflussreich. Das Europaparlament hat sie sich zu eigen gemacht, verschiedene Staaten beziehen sich auf sie, hierzulande einige Bundesländer und Kommunen. Und wir brauchen ja ein allgemein anerkanntes Verständnis des Antisemitismus, um Judenfeindschaft bekämpfen zu können. Doch diese Definition hat zu viele Leerstellen.

Welche?

Die IHRA lenkt den Blick auf Äußerungsformen. Das ist nicht verwunderlich, weil sie vor allem dazu gedacht war, Vorfälle zu erfassen. Antisemitismus ist aber auch ein kulturell tradiertes Weltbild. Antisemitismus entstammt auch einer langen christlichen Tradition der Judenfeindschaft. Das fehlt weitgehend. Auch Rechtsextremismus taucht nicht auf. Die Definition hat eine andere politische Schlagseite. Zu ihr gehören elf Beispiele, sieben davon beziehen sich auf den Nahostkonflikt – der ist in der Definition omnipräsent.

In der Definition ist von „Hass gegen Juden“ die Rede. Denkt man an Halle, ist das doch ein nützliches Kriterium, oder?

Wie fast alles in der IHRA-Definition ist das nicht falsch, aber zu eng. Natürlich sind Antisemiten häufig von Hass angetrieben. Manche Vordenker des modernen Antisemitismus gaben sich Ende des 19. Jahrhunderts betont wissenschaftlich und demonstrierten Distanz zur mittelalterlichen Judenfeindschaft und den Pogromen. Der Fokus auf Hass ist nicht falsch, aber nur ein Ausschnitt.

Ist die Definition komplett unbrauchbar?

Nicht ganz. Manche Beispiele kann man eingeschränkt für pädagogische Arbeit nutzen. Aber eben nicht im Sinne einer Checkliste, wie sie derzeit benutzt werden, eher als Hinweisgeber. Zum Beispiel doppelte Standards in Bezug auf den Nahostkonflikt. Bei jemandem, der Israel und den dortigen Nationalismus scharf kritisiert, Nationalismus anderswo aber ignoriert, sollte man näher hinschauen. Aber ein doppelter Standard in Bezug auf Israel ist an sich nicht zwingend antisemitisch.

Warum nicht?

Doppelte Standards finden wir in der Politik ja häufig. Antisemitisch sind sie nur als grundsätzliche Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden. Diesen Unterschied verwischt diese Definition. Zudem sollten wir beachten, wer mit welchem Motiv spricht. Wenn israelische Anarchisten Israel einen rassistischen Staat nennen und Rassismus und Nationalstaaten sowieso als Geschwister begreifen, müssen wir das anders beurteilen, als wenn Deutsche Israel rassistisch nennen. Diese Definition trägt dazu bei, dass sich die Antisemitismusdebatte auf Abwege begibt. Die Debatte ist derzeit auf die Israelboykottbewegung BDS fokussiert und lenkt vom Rechtsextremismus ab. Damit rückt aus dem Blickfeld, von wem in Deutschland die meisten Angriffe und Straftaten ausgehen.

Der Bundestag hat BDS als ­antisemitisch verurteilt. Hat die IHRA-Definition dabei eine Rolle gespielt?

Keine zentrale, aber sie war ein Instrument, um diese Entscheidung zu begründen. Dabei schlägt Kenneth S. Stern, der zentrale Passagen dieser Definition verfasst hat, mittlerweile die Hände über dem Kopf zusammen, wie die Definition verwendet wird. Sie sollte dazu dienen, antisemitische Vorfälle zu erfassen – aber nicht als Instrument benutzt werden, mit dem die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Der Stadtrat in München hat beschlossen, dass in städtischen Räumen über BDS noch nicht mal diskutiert werden darf. Ähnlich ist es in Frankfurt, Leipzig, Dortmund und Berlin. Und oft dient die Arbeitsdefinition als Autorität, die zitiert wird, um solche Verbote zu legitimieren.

Ist BDS denn nun antisemitisch?

BDS ist eine breite Bewegung, die man mit einfachen Schwarz-Weiß-Rastern nicht erfasst. BDS ist das aktuelle Sammelbecken all jener, die den Kampf der Palästinenser gegen die Besatzung unterstützen. Mit scheint der Boykott eher dazu zu führen, letzte Gesprächsfäden zwischen Palästinensern und Israelis zu durchtrennen. Ich verstehe in Deutschland auch die Sorgen von Jüdinnen und Juden beim Thema Boykott. Es gibt bei BDS auch antisemitische Äußerungen. Aber all das bedeutet nicht, dass BDS als Ganzes antisemitisch ist. Das ist Unsinn.

Im Osten wählt ein Viertel eine rechtsextreme Partei. Was bedeutet das für Antisemitismus in Deutschland?

Antisemitismus scheint für rechtsextreme Gruppen derzeit als verbindendes Element wieder wichtiger zu werden. Im Compact-Magazin beispielsweise findet sich vermehrt ein antisemitisch grundierter Antizionismus. In den Manifesten der rechtsextremen Attentäter finden wir neben der Idee des „Bevölkerungsaustausches“ auch die einer jüdischen Verschwörung dahinter. Der rechtsextreme Antisemitismus ist viel bedrohlicher als BDS. In der öffentlichen Debatte sind die Maßstäbe komplett verrutscht.

Und die AfD?

Die hat eine proisraelische Fassade, die vor allem das Feindbild Islam aufwerten soll. Das ist nur Taktik. Die Spitze der AfD relativiert ja die Naziverbrechen. Es ist kein Zufall, dass Wolfgang Gedeon, der den Holocaust bagatellisiert, in der AfD bleiben darf. Hinter der Fassade des einzig wahren Freundes Israels brodelt der Antisemitismus.

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50 Kommentare

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  • Wenig beleuchtet wird, dass die Erfinder der IHRA-(Mis)Definition dem national-zionistischem Lager zuzurechnen sind und schon durch die Erfindung der "3D"-(Mis)Definition aufgefallen sind. (Sharansky, Jewish Agency).

    Der Begriff "antisemitisch" ist an sich seit 1879 definiert und bedeutet die Ablehnung des Grundsatzes "Gleiche Rechte für Juden und Nichtjuden!".

    Es geht daher um Diskriminierung, Entrechtung von "Juden", eine religiöse Gruppe (und keine "Rasse"/ethnische Gruppe wie Hitler und Rechtsextreme postulieren).

    Auch dieser Begriff wird, wie andere Begriffe, als Falschetikett missbraucht. Das ist im politischen Streit fast normal.

    Bei BDS zeigt sich das recht gut, wenn man ermittelt, dass sehr viele Juden, oder Nobelpreisträger die drei BDS-Ziele unterstützen: jStreet, jvp.org, ijan.org, IfNotNow, usw.

    Aus meiner Sicht sind "neue" sogenannte "Definitionen" teilweise politische Propaganda, um politische Ziele zu erreichen.

    Im Falle Israel ist das einfach zu bemerken: KritikerInnen oder Kritik an israelischen Missständen oder am National-Zionismus wird seit Jahrzehnten als "antisemitisch" stigmatisiert und diabolisiert.

    Damit enstand (auch in twitter, fb, ..) eine Art Zensur und Selbstzensur wie sie Paul Findley in "They dare to speak." beschrieben hatte.

  • Puha.. welch verwirrende Debatte hier im Forum! Ich meine, dass die Strategie des Interviews wohl klar, jedoch zu kurz gefasst ist.. (?) .. und die Antworten Herrn Ullrichs haben einen aufklärerischen Charakter, ja ?



    Jedoch: .. wenn es versucht wird in die Vorgeschichte zu gehen, so wird eine antike "Familie" von semitischer Sprach-und Religionskultur sichtbar:



    ..die Sumerer, die Babylonier, die Aramäer, die Juden.. usw.. eben Kulturen verschiedenster Welt/ Schöpfungs Interpretationen.. wo wohl eine jede einzige ihre "Anti" Bewegung hatte? Es ist m.E. verfälschend, die historischen Antijüdischen Haltungen als "Antisemitisch" zu definieren ? Herr Ullrich zeigt diese Verwirrung: "Antisemitismus entstammt auch einer langen christlichen Tradition der Judenfeindschaft." Hmm? ..wie wäre es, die "christliche Judenfeindschaft" in der Substanz religiöser Weltinterpretation und Wertsetzungen und deren `Unvereinbarkeiten´zu analysieren ? .. allein um dies Dillemma der Begriffsverwirrungen zu überwinden? All diese antiken Grenzsetzungen religiöser , als Absolut definierter Dogmata verharren, m.E. in einer art dialektischem Stillstand, mit antiken Feindbildern.. nix mit "Aufklärung" !

  • Es ist geradezu rührend, wie in der taz immer wieder versucht wird, BDS gegen den Vorwurf des Antisemitismus in Schutz zu nehmen. Diesmal mit folgender Argumentation:



    "Aber ein doppelter Standard in Bezug auf Israel ist an sich nicht zwingend antisemitisch.



    Warum nicht?



    Doppelte Standards finden wir in der Politik ja häufig. Antisemitisch sind sie nur als grundsätzliche Feindschaft gegenüber Jüdinnen und Juden."

    Überträgt man diese Argumentationsstruktur auf andere Bereiche, kommen interessante Ergebnisse heraus. Träfe die Argumentation von Peter Ullrich zu, wären z. B. doppelte Standards in Bezug auf Nichtweiße - also: man kritisiert an Nichtweißen, was man an Weißen nicht kritisiert - nicht zwingend rassistisch, nein, rassistisch wären die doppelten Standards nur, wenn sie als "grundsätzliche Feindschaft" gegenüber Nichtweißen daherkämen. Und diese Feindschaft wird dann natürlich einfach geleugnet.

    Auf den naheliegenden Gedanken, dass die doppelten Standards, die zum Nachteil einer Gruppe von Menschen (oder, im Fall Israels: des einzigen Staates, den diese Gruppe weltweit gegründet hat) verwendet werden, gerade der Ausdruck einer grundsätzlichen Feindschaft gegenüber dieser Gruppe sind, will Herr Ullrich nicht kommen. Stattdessen versucht Herr Ullrich, abzulenken, indem er ausführt: "Der rechtsextreme Antisemitismus ist viel bedrohlicher als BDS."

    Und was sagt der rechtsextreme Antisemitismus? Er sagt zum Beispiel "Israel ist unser Unglück" wie auf den Plakaten der Nazipartei "Die Rechte" zu lesen ist ( jungle.world/artik...als-israelkritiker ). Und der von Herrn Ullrich bemühte AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon sagt, man müsse sich "auch wirtschaftliche Sanktionen und Boykottmaßnahmen gegenüber Israel (sog. BDS-Politik) vorbehalten." ( www.tagesschau.de/...ds-israel-101.html ). So gegensätzlich, wie Herr Ullrich uns weismachen will, sind rechtsextremer Antisemitismus und BDS keineswegs.

    • @Budzylein:

      Nachtrag: Die Nazipartei "Die Rechte" wollte die BDS-Kampagne unterstützen und schrieb am 14.05.2019 u. a.: "Die BDS-Kampagne ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich zum Ziel gesetzt hat, den zionistischen Aggressorstaat politisch, wirtschaftlich und kulturell zu isolieren und sich für die Rechte des palästinensischen Volkes einzusetzen." ( die-rechte.net/all...des-rechtsstaates/ ). Solche "Unterstützung" lehnte die BDS-Bewegung kategorisch ab: bds-kampagne.de/20...laestinenserinnen/

      Fazit: Die BDSler mögen keine Nazis, jedenfalls keine deutschen Nazis. Könnte sonst auch zu Schwierigkeiten mit manchen deutschen Linken führen, die Hass auf Juden nur (aber auch immer dann) tolerieren, wenn er nicht von den einheimischen Rechten kommt. Aber die deutschen Nazis finden BDS geil. Und in Bezug auf Israel und die "Rechte der Palästinenser" (aber nur gegenüber Israel; wenn´s um die Herrschaft von Hamas oder Palästinensischer Autonomiebehörde geht, hört man von den Rechten der Palästinenser nichts, weder von BDS noch von den Nazis) sind sich beide in der Sache weitgehend einig. Sonst müsste sich BDS wohl kaum der Anbiederungsversuche von Nazis erwehren.

      • @Budzylein:

        vergessen Sie nicht dass auch dass offizielle Israel seine Liebhaber unter europ. Rechten, von illiberal bis Rechtsradikal hat, ja sogar bei Duterte auf den Philippinen und dies keineswegs mißverständlicherweise, man versteht einander sehr gut und die Regierung Netanjahu gibt sich daher auch nicht die geringste Mühe Liebesbezeigungen abzuwehren.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Meiner Ansicht nach werden hier verschiedene Dinge durcheinander gebracht und mit dem Versuch, "Antisemitismus" zu definieren, vermischt. Das Interview befasst sich eher damit herauszufinden, ob die AfD und BDS antisemitisch sind oder nicht. Fakt ist für mich, dass es keine klare Definition dafür gibt, wann jemand oder etwas als antisemitisch zu bezeichnen ist. Antisemitismus ist ein judenfeindliches Menschen- oder Weltbild, das in den unterschiedlichsten Ausprägungen auftritt. Ob er von links, rechts, der Mitte oder von Muslimen kommt, spielt dabei eine völlig untergeordnete Rolle. Es geht immer um und gegen Juden. Sei es die, die in der Diaspora leben, oder jene, die im jüdischen Staat Israel leben. Die unter dem Antisemitismus leidenden Juden interessiert es herzlich wenig, ob der BDS, die AfD, ein linker Antizionist oder ein Flüchtling aus Syrien oder Palästina ihnen nach dem Leben trachten will: sei es mit Bomben, Granaten, Selbstmordkommandos und Raketen wie in Israel oder mit Waffen und Wörtern in Europa. Jüngstes Beispiel: Das nicht geglückte Attentat auf ca. 80 Juden in Halle. Wenn Herr Ullrich meint, dass der Antisemitismus von rechts bedrohlicher als BDS ist, so hat er natürlich recht, allerdings bringt es nichts, zwischen gefährliche und ungefährliche Antisemiten zu unterscheiden. Ein Antisemit ist ein Antisemit, und der Holocaust war möglich, weil die ungefährlichen Antisemiten mitgemacht haben.

    • @06313 (Profil gelöscht):

      Ich möchte darauf hinweisen, dass "Diaspora" auch ein politischer Kampfbegriff ist, der für den National-Zionismus sehr wichtig ist.

      Für den National-Zionismus ist die Heimat aller "Juden" weltweit ausschliesslich "Israel". Die sehen "Israel" als Zentrale aller weltweit lebenden "Juden".

      Andersdenkende meinen, dass die Heimat der "Juden" überall ist - auch in der "Diaspora"; für US-Juden die USA, für D-Juden Deutschland, usw.

      Aus diesem national-zionistischen Postulat entsteht wohl der Verdacht, wonach national-zionistische "Juden" nur IL-loyal sein können (doppelte Loyalität).

      Shlomo Sand (siehe Amazon) hat diese demagogische Propaganda zum Thema "Diaspora" als israelischer, jüdischer Historiker genauer beschrieben.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @06313 (Profil gelöscht):

      Ich stimme zu und schließe mich an.

  • Es stößt mir öfters auf, wie leichtfüssig mit dem Begriff des Antisemitismus herumhantiert wird.

    Im Interview von Jan Federten mit Heinz Bude in der taz zum Thema "'Mindset' der 68er Generation" vom August 2018 zitiere ich:

    "Sie waren kein Fellow der Ulrike Meinhof?



    Emotional schon, aber den Terror der RAF hielt ich für einen Wahn.



    Zumal man damals auch schon über die antisemitischen Abgründe Meinhofs Bescheid wissen konnte.



    Für mich war das Problem, dass die asymmetrische Kriegsführung der RAF kompletter Irrsinn war – und trotzdem im Wesentlichen etwas mit 68 zu tun hatte...." Zitat Ende.

    Da wird mal eben eine Riesen-Aussage gemacht, völlig losgelöst von den damaligen Ereignissen in Nahost.



    Israelkritisch = antisemitisch??? Oder antifaschistisch???



    Es ist halt nicht so ganz einfach.

    Eine gute Entgegnung bzw. Aufarbeitung der Auseinandersetzung:

    RhNZ Online-Flyer Nr. 58 vom 22.08.2006



    Warum konkret einen bestellten Artikel nicht veröffentlichte



    Ulrike Meinhof: Antifaschistin, keine Judenfeindin



    Von Christian Sigrist

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Soniarosa:

      "Es stößt mir öfters auf, wie leichtfüssig mit dem Begriff des Antisemitismus herumhantiert wird."

      Leichtfüssig?



      Antisemitismus fängt weder beim Holocaust an, noch hört es damit auf.

      Es ist irgendwie doppelt tragisch. Angesichts des Schreckens durch den Holocaust, geht ein arabischer Antisemit der in Berlin auf einen Juden mit einem Gürtel losgeht, als harmlos durch, weil "im Vergleich zu..."



      Alles ist harmlos im Vergleich zum Holocaust, was kurioser Weise zum Problem für Juden von heute wird.

  • Endlich mal ein vernünftiger Artikel zum Thema. Die Empörung der gewöhnlichen Beitragenden war zu erwarten.



    Wenn mann auf das älteste aller Märchenbücher klopft um einen Begriff zu erfinden der von Anfang an falsch und rassistisch war, ist es auf die Dauer nicht gut zu versuchen die Situation und die Benutzung des Begriffes zu verteidingen. (de.wikipedia.org/wiki/Semiten) Es sei denn mann will wirklich jeden einzelnen Stamm der in diese künstliche Rubrik fällt, als Untermenschen bezeichnen.



    Das kann in keinem Fall der BDS vorgeworfen werden.



    Die meissten Palästinenser sind Araber und trotzdem, der falschen Theory folgend, mehr semitisch als die eingewanderten Juden der letzten 40 Jahre. Deshalb halte ich deren sogenannte IDF für eine rassistische Organisation und nicht die BDS, die gegen die gegen die anhaltende Menschenrechtsverletzungen protestiert.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Theloneous Honk:

      Wenn halt sogar jegliches Basiswissen zum Thema fehlt, aber man trotzdem eine Meinung dazu hat...

      Jau, Semiten sind nicht unbedingt Juden. Das hat Josef Goebbels nach mehreren freundschaftlichen Gesprächen mit Husseini dann auch festgestellt.(bitte mal googeln) Freilich hat das Goebbels nicht dazu bewegt Juden weniger zu hassen, aber immerhin hat sich Goebbels in seinen letzten Jahren nicht mehr als "Antisemit" bezeichnet, aus "Respekt vor den anderen semitischen Völkern". Im Judenhass waren sich Goebbels und der Palsästinenser Husseini nämlich einig. Goebbels war sogar "beindruckt" von Husseini.

      Immerhin wurde Husseini bei seinem Ableben auch noch die Ehre zu Teil, von Jasir Araft zu Grabe getragen worden zu sein.

      Nur mal so am Rande als Anregung...

      • @6474 (Profil gelöscht):

        wirklich erleuchtend und anregend.

  • Die Ansicht Ullrichs erscheint mir als Versuch, den sich selbst als "links" verstehenden Antisemitismus aus der Schusslinie zu nehmen. Das ist weder in der Diskussion darum angebracht, was genau "Antisemitismus " ist, noch im Effekt sachgerecht.

    Zum Begriff: "Antisemitismus" ist von seinen Opfern her zu definieren, und das sind ALLE Juden, sowohl die in Israel alsauch die in New York oder eben auch in Halle oder Frankfurt. Für die Definition ist es daher völlig egal, ob die Wut, Verachtung oder Paranoia eines Antisemiten "rechten" Ursprungs ist (auch wenn es sich sicherlich die rechte, völkische Ideologien waren, die bislang den Juden am meisten Tod und Leid gebracht haben). Dahinter, nicht "rechts" zu sein, sollte sich kein Antisemit verstecken können. Also sollte die Definition auch niemanden ausblenden.

    Und zum Effekt auf den Kampf gegen Rechts: Ja, es ist richtig, dass die Rechtsextremen in Deutschland und anderswo offenbar ein unauslöschbares "Meme" mit dem Antisemitismus haben, also quasi nicht ohne ihn können. Insofern ist Antisemitismus, gepaart mit nationalistischen und anderen dezidiert rechten Inhalten, sicherlich ein mögliches Erkennungsmerkmal für Rechtsextremismus. Aber auch das wird dem Problem nicht gerecht. Denn die Rechten in Deutschland und dem übrigen Europa verfolgen aktuell mindestens genauso intensiv andere Hassobjekte, und ein Gutteil von denen - namentlich Migranten aus islamischen Ländern - dürfte tendenziell AUCH eher gegen Israel und die Juden eingestellt sein als für sie. Insofern taugt das Label "Antisemit" eher schlecht, um dort die Fronten zwischen Tätern und Opfern zu definieren.

    Aber genau das wollen z. B. pro-palästinensische (aber auch islamistische) Antisemiten natürlich nicht hören. Für sie muss die Welt genauso schwarz-weiß sein wie für die Rechten, und deshalb muss "Antisemitismus" möglichst ganz eng in deren Ecke gedrängt werden. So verstehe ich Herrn Ullrich, selbst wenn er selbst kein Antisemit sein sollte.

    • @Normalo:

      Danke.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Ich denke, der Antisemitismus hat keine politische Heimat und damit jede.

      Von ganz links außen bis ganz rechts außen.

      Es gibt ihn in der Unterschicht, der Mittelschicht und in der Bourgeoisie.

      Es gibt in jedem Land, in jeder ethnischen Gruppe und in jeder Religion.

      Es gibt ihn bei den Dummen und bei den Intelligenten.

      Er eint alle in dem gleichen Wahn, dass die Juden an allem schuld sind.

      Und er bietet eine Lösung für dieses Problem:

      Die Vernichtung der Juden.

      "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben."

      Primo Levi

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Exakt, aber manche Leute scheinen immer noch zu glauben, dass Antisemitismus "verständlich" oder "entschuldbar" (oder am bequemsten einfach KEIN Antisemitismus) sei, wenn er aus der "richtigen" politischen Ecke kommt.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Normalo:

          Genau. Im Zweifelsfall ist es keiner.

          Wirft man als Palästinenser einen Molotow-Cocktail auf eine Synagoge, dann ist das "Israel-Kritik".

          Die jungen Männer wussten sich nicht anders zu helfen wussten, als vor lauter Verzweiflung eine Synagoge anzuzünden.

          www.spiegel.de/pan...cht-a-1072396.html

  • Da versucht wieder ein Deutscher zu erklären, was Antisemitismus ist, damit er seinen verdeckten Antisemitismus in Ruhe ausleben kann. Wer ein Land mit anderen Standards misst als ein anderes - und dieses Land ist immer und überall nur Israel, der ist antisemitisch. Die meisten Leute kapieren nicht mal, dass ihre angebliche "Kritik" zu Ende gedacht, auf die Abschaffung Israels zielt. Sie haben wenig Ahnung von den Fakten des Konflikts, weder von denen im täglichen Leben, noch von den juristischen (de FACTO ist kein Gebiet "besetzt", juristisch, hingegen Zypern, Taiwan, Westsahara etc sehr wohl, juckt aber keinen, nur in Israel wird ein Gebiet, dass den Arabern MEHRFACH angeboten und on ihnen abgelehnt wurde, immer noch "besetzt" genannt) - noch haben sie eine Ahnung, wie die Aufteilung innerhalb der Gebiete ist, sie wissen nichts von der Politik, noch von der Geschichte - aber sie wollen ihr Recht "Israel zu kritisieren". Leider kommt aber nun mal DIESE Art des Antisemitismus von Links, und die offene gegen Juden kommt von rechts, und hier oft von der muslimischen Seite (die ebenfalls unter "rechts" fällt). Antisemitismus im Ganzen hat keine parteipolitische Masche. Bei den Linke wird nur der Begriff "Israel" statt "Jude" eingesetzt. Aber die Lügen über das vergossene Blut nichtjüdischer Kinder (Bloodlibel) sind genau dieselben.

    • @Fitzli Putzli:

      Sie und Sammystein haben das sehr gut geschrieben. Bei uns werden immer wider neue "Lücken" gesucht und gefunden, um das alte Ressentiment neu zu rechtfertigen. Wäre an der Zeit mal eine Definition über den Antizionismus zu entwickeln. Das hat Nathan Weinstock in seinem Buch: "Der Zerrissene Faden" auf Seite 354 für uns getan www.hagalil.com/2019/10/weinstock/

      Zitat:

      Man sieht also, dieser virulent, volkstümliche Antizionismus ist nicht politischer Natur. Denn die blutigen Unruhen von Jerusalem und Jaffa 1920 und 1921 finden unter den Ausrufen [......] statt (Die in der Klammer weggelassenen Ausrufe zitiere ich hier nicht, weil man derart verbalisierten blinden Hass zwar in einem Buch dokumentieren muss aber nicht in's Internet stellen soll).



      Es gibt nicht auch nur den Anflug einer antibritischen oder auch nur antizionistischen Parole. Doch man würde andererseits ebenso sehr in die Irre gehen, wollte man diese Gewaltausbrüche als den Ausdruck einer fehlgeleiteten nationalen Bewusstwerdung deuten. Es handelt sich um etwas ganz anderes: Um vulgäre Pogrome, die sich aus der Wut über die Feststellung speisen, dass der jüdische Dhimmi seinen traditionellen Status eines Untermenschen verloren hat. Im Übrigen haben die Aufrufe zum Mord nichts Spontanes: Die palästinensischen Führer haben kaltblütig zum Massaker aufgerufen."

      Zitat Ende

      Wohl gemerkt das alles gab es schon lange vor 1948.



      Nach der Perversität des Naziregimes ist es den Hiesigen ein "Geschenk" bei so was anzuknüpfen zu können. Bleibt einem doch bei uns nichts anders übrig, perfide genug zu sein das "Deutsche wehrt Euch", man verdirbt sich mit derart alten Formeln zu schnell die gesellschaftliche Reputation, nunmehr in Middle East unter Benutzung anderer Völker auszutoben. Seit 1967/68 ist die Scheu, sich hierzulande derart neu aufzustellen, verloren gegangen.

    • @Fitzli Putzli:

      Wie rational ist es denn, Israel eine Blankosncheck auszustellen, gegen die universellen Menschenrechte verstoßen zu dürfen?



      Ein Verstoß gegen die Menschenrechte ist überall kritikwürdig. . Und entsprechende Kritik als antisemitisch zu brandmarken macht den Begriff des Antisemitismus unglaubwürdig.

      Gleich ob Deutsch oder nicht-Deutsch, Logik gilt für alle.

      • 0G
        06313 (Profil gelöscht)
        @J_CGN:

        "Wie rational ist es denn, Israel eine Blankosncheck auszustellen, gegen die universellen Menschenrechte verstoßen zu dürfen?"

        Hier tritt wieder der plumpe Antisemitismus zutage. Sie transportieren die Legende vom die Brunnen vergiftenden und Kinderblut trinkenden Juden auf den israelischen Staat (ideale Projektionsfläche für "die Juden"). Sie unterstellen Israel (zweiter Vorname männlicher Juden in Nazi-Deutschland), er würde gegen "die universellen Menschenrechte" verstoßen. Sie haben im Nahostkonflikt einen Hauptschuldigen ausgemacht: den Juden. Sie machen sich nicht mal die Mühe, ihre diffamierende und dämonisierende Aussage mit Beispielen zu untermauern. Sie diffamieren und dämonisieren den Staat Israel und merken es nicht mal, dass sie die Antisemitismus-Definition der IHRA zu einem großen Teil erfüllen. Auch für Ihre Doppelstandards liefern sie ein Beispiel. Sie sehen einen "Verstoß gegen die Menschenrechte" nur in Israel, aber nicht in den Ländern, die unmittelbar am Nahostkonflikt beteiligt sind und die Menschenrechte mit Füßen treten.

  • Solche Debatten fördern doch nur den Antisemitismus und die Aversion gegen Juden. Denn das Ziel ist eine Sonderbehandlung. Juden waren lange Bürger wie Du und Ich und es gab ein friedliches Miteinander. Jetzt versucht man sich abzugrenzen und stößt auf Widerstand.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Gerdi Franke:

      "Solche Debatten fördern doch nur den Antisemitismus und die Aversion gegen Juden." Sie meinen also, dass die Juden am Antisemitismus schuld sind?

      "Denn das Ziel ist eine Sonderbehandlung." Ich finde, dass die Juden eigentlich die Nase voll von der Sonderbehandlung haben, die sie ab 1933 erst in Deutschland und danach in Auschwitz, Bergen-Belsen und vielen anderen von Deutschen errichteten Mordfabriken genießen konnten.

      " Juden waren lange Bürger wie Du und Ich und es gab ein friedliches Miteinander. " Wann soll das gewesen sein, und wo? Soweit ich es weiß, gab es in Deutschland bisher keine großen Berührungspunkte zwischen Juden und Nicht-Juden. Die Nicht-Juden in diesem Land wollten nicht an die Verbrechen ihrer Eltern und Großeltern oder Ur-Großeltern erinnert werden, also gingen sie den Juden möglichst aus dem Weg. Oder aber sie begangen, nach Leichen in den Kellern Israels zu suchen, um zu beweisen, dass die Juden auch nicht besser oder schlimmer sind als der Nazi-Opa in der eigenen Familie. Und die Juden, die sich von den Nicht-Juden erklären lassen müssen, was Antisemitismus ist, haben dafür nur ein müdes Lächeln übrig und gehen auf Distanz angesichts dieser ungeheuerlichen Empathielosigkeit.

      "Jetzt versucht man sich abzugrenzen und stößt auf Widerstand." Wer ist "man"?

  • Man kann nochmals zweihundert Artikel über Antisemitismus und Rassismus schreiben oder sich darüber streiten, was die Begriffe bedeuten mögen.



    Währenddessen fallen uns die Neonazis und Rechtsextremen, immer besser organisiert und skrupelloser, vor die Füsse, verüben Attentate, sind gewalttätig, bedrohen Menschen mit dem Tod und ermorden Leute.



    Und das nicht erst seit gestern. Die Entwicklung der heutigen Bedrohung begann vor bald 30 Jahren und kaum jemand wollte wirklich hinschauen.

    Kein Nazi oder Rechtsextremer wird sich jemals beeindruckt zeigen, wenn man ihn, korrekt definiert, Antisemit oder Rassist nennt. Er ist beides aus Überzeugung, nicht aus Zufall. Er ist bereit seiner Ideologie der Überlegenheit der "weissen Rasse" mit Gewalt Nachdruck zu verleihen und die "Nichtweissen", bei denen er selber entscheidet, wer das ist, zu bekämpfen oder zu töten.



    Nazis und Rechtsextreme verachten nicht "passende" Menschen ebenso, wie die offene, demokratische Gesellschaft und wollen die völkische, autoritäre Nation voran bringen. DAS BETRIFFT UNS ALLE.



    Wenn wir denen nicht anderes entgegen zu setzen haben, als Diskussionen über Begriffe und Opferkategorien sowie den BDS zum Feind zu erküren, dann sind wir auf verlorenem Posten.



    Der Hilfeschrei aus Dresden mit der Ausrufung des Nazinotstandes ist sicher ein adäquateres Mittel, um auf die herrschenden, realen Probleme aufmerksam zu machen, anstatt sich mit endlosen Diskussionen aus der realen Welt zu verabschieden.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @ecox lucius:

      "Die Entwicklung der heutigen Bedrohung begann vor bald 30 Jahren und kaum jemand wollte wirklich hinschauen."

      Die Entwicklung begann nach 1945. In Deutschland hat man sich nie mit dem Antisemitismus auseinandergesetzt. Deutschland hat sich nie wirklich mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt. Man hat die Opfer bzw. die Überlebenden des Holocaust für das unermessliche Leiden, die geraubte Kindheit und Jugend, die ermordeten Eltern, Geschwister und Kinder, für die Gesundheitsschäden mit Geld bezahlt. Man nannte das "Wiedergutmachung". Nichts wurde wieder gut gemacht. Wenn etwas wieder gut gemacht worden wäre, gäbe es in Deutschland keinen Antisemitismus auf Schulen, auf der Straße und in der Politik. Der Antisemitismus ist salonfähig.

    • @ecox lucius:

      Die Sophisterei um den Begriff "Antisemitismus" kommt bezeichnenderweise auch großteils aus dem rechtsextremen Spektrum. Sie ist Teil der Strategie, anhand schlaumeierischer Sprachspiele den gesellschaftlichen Konsens in Bezug auf Nazi-Ideologie ins Rutschen zu bringen.

      In einer idealtypischen Debatte mit Rechten wäre alsAntwort auf meine obige Aussage nun die Frage zu erwarten: "Was ist ein Nazi und wer definiert das" bzw. die Aussage, die heutigen Nazis Nazis zu nennen, verhöhne die Opfer des Holocaust. Die heutigen Nazis möchten nämlich auch dann nicht Nazi genannt werden, wenn ihre Haltungen hauptsächlich mit denen ihrer Vorläufer weitgehend deckungsgleich sind. "Nazi" soll nur noch etwas Abstraktes, Vergangenes sein, sie hetzen schließlich nur aus "Sorge". Wem würde da nicht das Herz weich – und somit das Hirn?

      Dass diese Antisemitismusdefinition von der israelischen Rechten und den AD instrumentalisiert wird, um nahezu jeden Einwurf gegen die Palästinenserpolitik abzutun, ist eine Ironie der Geschichte, deren Rückschlag bereits erkennbar wird. Wenn Israelis Israelis als "Volksfeind" bezeichnen, ist das m.E. nicht besser, als in jeder anderswo geführten politischen Auseinandersetzung. Wenn jedem, der Kritik äußert, diese als "getarnter" und "struktureller" Antisemitismus im Mund herum gedreht wird, ist jede konkrete Kritik an Herrschenden antisemitisch. Und das ist strukturell, von der assoziativ grundierten Logik her, nicht inhaltlich, die gleiche Soße, die auch die Ideologen der Nazis rühren. Beides ist demagogisch, beide Haltungen stärken das Denken in assoziativen, demagogischen Strukturen.

  • Die Gesinnung der BDS hinter den Untaten unverbesserlicher brauner Verbrecher verschleiern zu wollen ist nicht witzig, sondern nur noch langweilig.

    Man muss nicht lange googeln, um ein Hintergrundwissen zu dem Interview zu erlangen:

    Zitat:



    "Hier wendet sich Ullrich gegen „ein ganz spezifisches ,Denken nach Auschwitz‘, das den Zwang beinhaltet, mehr oder weniger alle Ereignisse durch die Brille von deutscher ,Schuld und Erinnerung‘ zu betrachten“. Und er polemisiert gegen Israel. „Das Schlagwort von der ,einzigen Demokratie im Nahen Osten‘“, heißt es dort, liefere ein „Zerrbild von Israel, welches bestenfalls etwas mit dem bunten Nachtleben von Tel Aviv zu tun hat“.

    Zitat Ende

    Zitat aus:



    www.welt.de/kultur...semitismus-ab.html

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Günter:

      Der WELT-Artikel bezieht auf die hier herunterladbare Studie "Antisemitismus als Problem und Symbol"

      www.berlin.de/lb/l...artikel.247803.php

      Diese Studie wurde (offensichtlich nach der Kritik) überarbeitet, so dass viele der vom AJC zitierten Passagen entfernt wurden...

    • @Günter:

      erstaunsam, was Sie alles wissen, ohne www.rosalux.de/fil...Antisemitismus.pdf überhaupt gelesen zu haben.

      • 0G
        06313 (Profil gelöscht)
        @christine rölke-sommer:

        Werte Frau Röke-Sommer, Sie haben das falsche Dokument verlinkt. In der WELT geht es um "Antisemitismus als Problem und Symbol. Phänomene und Interventionen in Berlin"

        depositonce.tu-ber...hlstruck_et-al.pdf

        • @06313 (Profil gelöscht):

          nö. ich habe genau das richtige dokument verlinkt. denn: wenn schon, dann sollte mer über Ullrichs gutachten zur arbeitsdefinition antisemitismus diskutieren - und nicht über das, was u.a. frau Berger in der springerpresse++ über einen der autoren einer früheren studie verkünden ließ.

      • @christine rölke-sommer:

        Das sind die typischen (Ad Hominem) "Shooting the Messenger"-Pseudo-Argumente, wenn man inhaltlich nichts zu sagen hat.

        Bei Israel-Apologeten ist das die Regel.

    • @Günter:

      Hat er vollkommen Recht mit. Genauso absurd der abgedroschene Talking Point von der "Moralischsten Armee der Welt".

      Die Gesinnung von BDS sind die universellen Menschenrechte. Kann man gern dagegen sein, aber dann bitte offen und ehrlich.

      • @ulix:

        "Die Gesinnung von BDS sind die universellen Menschenrechte."

        Wieso boykottieren die dann nur den jüdischen Staat?

        • @weezyfbaby:

          Viele BDS-Unterstützer (ich zum Beispiel) unterstützen auch den Boykott anderer Staaten, zum Beispiel Saudi-Arabiens oder der Türkei. Ich weiß also nicht wirklich, wovon du sprichst. Wahrscheinlich noch nie aus der Pro-Israel-Filterblase ausgebrochen?

          War der Boykott Südafrikas anti-burisch? Richtete sich schließlich gegen den einzigen burischen Staat...

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Günter:

      Danke für den Link. Das ist in der Tat erschütternd.

      Das Zentrum für Antisemitismusforschung genießt allerdings schon eine Weile einen zweifelhaften Ruf:

      www.mena-watch.com...schuldeter-seenot/

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Es wäre schön, wenn zur Diskussionsgundlage auf die beide analytisch-philosophischen Artikel verwiesen worden wäre, die Georg Meggle in dieser Woche zu diesem Thema auf Telepolis veröffentlicht hat:

    Genau wann bin ich Antisemit?



    www.heise.de/tp/fe...semit-4547202.html

    Test der "Arbeitsdefinition Antisemitismus". Ergebnis:



    www.heise.de/tp/fe...lhaft-4574197.html

  • Nazis sind doof.



    Können nicht mal ihr Logo richtigrum sprayen.

  • Es gibt kein Antisemitismus! Es gibt nur Rassismus und der entsteht durch Angst vor Veränderung.

    Im übrigen bedeutet das Wort ja 1zu1 Übersetzt dass man Vorurteile gegen Menschen der semitischen Sprachfamile hat und nicht nur gegen Juden. Dem zufolge kann jemand der Arabisch spicht unmöglich Anitsemit sein!

    • @Klappstuhl:

      Ein Semit ist jemand, der (nach christlich-europäischer Definition) aus dem Mittleren Osten kommt und der Legende nach vom Noah-Sohn Sem abstammt. Afrikaner hingegen würden von Ham abstammen (früher sagte man auch "Hamiten"), Europäer hingegen von Sohn Nr. 3, Japhet. Schon dieses europäisch-christliche Schema, welches seitd em Mittelalter verwendet wurde, trägt eine Wertung in sich, weil die Noah-Söhne in eine Reihenfolge grrbacht werden: Japhet, Sem, Ham.

      Als im 19. Jahrhundert die Rassentheorien entstanden, lebten herzlich wenige Araber in Nordeuropa, gleichzeitig gab es die jahrhundertalte Tradition der christlichen Judenfeindschaft (siehe auch Artikel oben), so dass der Begriff Semit vor allem auf Juden bezog. Der Begriff Antisemit(ismus), den dann die Kritik dito im 19. Jahrhundert entwickelte und ein Zusammengehen von Judenfeindschaft UND Rassentheorie meint, bezog sich dann explizot auf rassentheoretisch unterlegten Judenhass.

      Da Araber nun einmal nicht europäisch sozialisiert sind (und dies überzustülpen, wäre KUlturchauvinismus) und eher selten von euröpäischen Rassetheorien beeinflusst sind, haben sie mit dem europäischen Antisemitismus tatsächlich wenig zu tun. Dass es teils einen expliziten arabischen Judenhass gibt, ist eine andere Geschichte, bei der man zudem darauf schauen muss, ob das Gegenüber vielleicht genaugenommen die israelisch Nationalpolitik meint und der Staat Israel zu Feindbild erklärt wird, aber nicht der Jude per se.

    • @Klappstuhl:

      Klappstuhl, sorry, aber da kannst Du Dich leider gleich zusammenklappen:

      Antisemitismus ist eindeutig als Feindschaft gegen Juden definiert, ungeachtet der Wortherkunft!

      Und mal ganz nebenbei: Natürlich kann „jemand der Arabisch spricht“ Antisemit sein, es können nämlich auch Juden (die Hebräisch, Jiddisch oder welche Sprache auch immer sprechen) Antisemiten sein, das ist nämlich weiß Gott leider nichts neues... :-(

      • @Saile:

        Klappstuhl und Saile, sie haben beide Recht und Unrecht. Natürlich gibt es Antisemitismus und es ist dabei vollkommen irrelevant welche Sprache gesprochen wird. Jedoch ist das mit der Sprache so eine Sache. Das Argument, dass Antisemitismus etymologisch auch eine Aversion gegen Araber beinhaltet ist richtig und falsch zugleich. Oft wird vergessen das die Rassentheoretiker des Nationalsozialismus ihre Probleme mit diesem Begriff hatten, weil es schließlich auch andere semitische Gruppen einschloss. Das wurde insbesondere bei der Überzetzung von Hitlers "Mein Kampf" sichtbar, denn hier bevorzugte man es in der arabischen Übersetzung den Begriff nicht verwenden zu wollen, um es sich mit den arabischen Hitlersymphatisanten nicht zu verscherzen. In gewisser Weise waren die sich selbst zensierenden Nazis bei diesem Begriff die ersten "politisch korrekten". Das birgt eine eigenartige Ironie. Heutzutage bezieht sich der Begriff natürlich ausschließlich gegen Juden, was auch etwas bedenklich ist, denn so werden die Araber (oder andere semitische Volks- oder Sprachgruppe) epistemologisch aus der Diskriminierungsform diskriminiert. Natürlich muss ein Wissenschftler Unterschiede oder Gemeinsamkeiten erkennen können, sich da jedoch allein von der Sprache leiten zu wollen, macht blind.

        • @Jakob17:

          "Aus der Diskriminierungsform diskriminiert" ist hübsch :-).



          Den Hinweis auf die semitische Volks- oder Sprachgruppe möchte ich aber noch einmal aufgreifen. Ich bin jedes Mal, wenn mir ein selbsternannter Experte erklären will, die Juden kämen eigentlich "aus Europa" und seien im Nahen Osten "ein Fremdkörper" ziemlich platt.



          Das ist schon sprachlich kompletter Humbug, politisch sowieso.



          Mein Gott, so öde, wie erwartbar. BDS in Dauerschleife. Laaangweilig!

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @Klappstuhl:

      Sensation bedeutet 1zu1 "Sinneswahrnehmung". Also gibt es das, was die meisten Menschen mit "Sensation" bezeichnen, einfach nicht.

      Was ist das für eine Logik?