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Aktivist*innen besetzen leeres Haus40 Wohnungen übernommen

Berlin erlebt die größte Besetzungsaktion seit Langem: Aktivist*innen haben ein seit fünf Jahren leer stehendes Haus in Neukölln übernommen.

Hier ist jetzt besetzt: Szene von der Hausbesetzung am Sonntag Foto: Erik Peter

Berlin taz | Für Lisa Sommer (Name geändert) ist die lang vorbereitete Aktion am Ende nur ein kurzer Spaziergang. Vom geheimen Vorab-Treffpunkt in einem Park Nahe des Neuköllner U-Bahnhofs Karl-Marx-Straße, geht es ein kurzes Stück die Bornsdorfer Straße hinauf. An einem Seiteneingang, der Nummer 37b, ist die Tür des fünfstöckigen Wohnhauses bereits geöffnet. Dem kleinen Voraus-Kommando folgen kurz drauf Dutzende weitere Menschen. Sie schleppen Stühle, Sofas, Stehlampen, Teppiche und Tische heran, große Spanplatten und Kisten mit Transparenten. Eine halbe Stunde später wird das erste Banner aus den Fenstern gehängt. „#Besetzen“ steht darauf.

Unterdessen machen Bilder und Nachrichten von weiteren besetzten Häusern in Steglitz, Friedrichshain und Köpenick die Runde. Ob es sich dabei um echte oder nur um vorgetäuschte Besetzungen handelt, ist nicht klar. Eindeutig ist die Lage in der Reichenberger Straße 114 in Kreuzberg. Hier haben sich AktivistInnen des vor einem Jahr geräumten linksalternativen Kiezladens Friedel 54 ein Ladenlokal in einem Haus des Immobilienkonzerns Akelius angeeignet. Berlin erlebt an diesem Sonntag die größte Besetzungsaktion seit Langem.

„Wir wollen die Häuser dem freien Markt entziehen“, sagt Sommer zum Ziel ihrer Aktion. Dafür haben sich, so erzählt sie, ein halbes Dutzend politischer Gruppen schon vor Monaten zusammengetan, um die Aktionen zu planen. In der Stadt, die inzwischen in allen Bezirken von Gentrifizierung und enormen Mietsteigerungen betroffen ist, geht es den AktivistInnen um Grundsätzliches: „Wir wollen nicht nur über die soziale Nachjustierung von neoliberaler Politik reden, sondern über radikale Alternativen.“ Nutzen wolle man, so Sommer, die „Dynamik der gesellschaftlichen Debatte um Wohnraum“. Vor einem Monat waren 25.000 Menschen zur Mietenwahnsinn-Demo auf die Straße gegangen.

Das Haus, vor dem Sommer im strahlenden Sonnenschein steht, gehört dem kommunalen Wohnungsbauunternehmen „Stadt und Land“. Nach Recherchen der BesetzerInnen steht es seit fünf Jahren leer. Auf dem Klingelschild sind keine Namen mehr zu erkennen, einige Fensterscheiben in den oberen Stockwerken sind kaputt. Das städtische Unternehmen hatte das Haus 2015 gekauft, die Ausschreibung für eine Generalsanierung 2016 verlief ergebnislos.

Es sind 40 Wohnungen von geschätzt etwa 100.000, die stadtweit leer stehen. Eine Vorstellung, wer hier bei einem dauerhaften Erfolg der Besetzung einmal wohnen soll, haben die AktivistInnen noch nicht, das soll gemeinsam mit der Nachbarschaft erarbeitet werden. Noch während AktivistInnen mit Holzbalken und Akkuschraubern die Haustür verstärken, ziehen andere durch die umliegenden Straßen, um Flyer in die Briefkästen zu stecken. Unterdessen steht vor dem Haus ein Nachbar, der zufällig auf die BesetzerInnen gestoßen ist. Er begleitet sie auf seinem Akkordeon mit „Let it be“.

Hoffnung auf Kompromissbereitschaft

20 Minuten nachdem die ersten BesetzerInnen das Haus betreten haben, sind in der ersten Etage bereits Gemeinschaftsräume eingerichtet, mit Teppichen und Grünpflanzen. Eine junge Frau hat es sich auf einem Sessel bequem gemacht. Von der Polizei ist zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu sehen.

Die Auswahl des Hauses ist auch eine Kritik an den öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften: „Das sind immer noch profitorientierte Kapitalgesellschaften, die Wohnraum auch gerne für 12-15 Euro pro Quadratmeter vermieten“, so Sommer. Die „Stadt und Land“ sei zudem jene der fünf öffentlichen Gesellschaften, die am häufigsten zwangsräumen lasse.

Trotz der Kritik spielte bei der Auswahl des Hauses auch die Hoffnung eine Rolle, dass das Unternehmen die Besetzung zunächst tolerieren könnte und nicht sofort die Polizei um eine Räumung bittet. „Wir stehen für Verhandlungen bereit“, sagt Sommer. Das Unternehmen sei bereits angeschrieben worden. Insgeheim hoffen die BesetzerInnen auch darauf, dass der rot-rot-grüne Senat nicht so kompromisslos auf Besetzungen reagiert, wie seine Vorgänger. Die Linksfraktion etwa beschloss im März auf ihrer Klausurtagung ein Papier, in dem die „Entkriminalisierung von Wohnraumbesetzungen unter bestimmten Bedingungen“ gefordert wurde.

Die Besetzungen am Sonntag waren von der Initiative #besetzen schon seit Wochen angekündigt worden. Das auf ihrer Website veröffentlichte Manifest unter der Überschrift „Paläste für alle, statt Wohnraum als Ware“ ist eine Anklage gegen neoliberale Stadtpolitik. Mehr als eine Stunde nach Beginn der Besetzung erreichen die ersten Polizisten das aus. Die AktivistInnen richten sich derweil weiter ein.

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72 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Es müssen noch viel mehr Häuser besetzt werden. Anders geht es nicht. Wer das macht, der hat meinen Respekt!

  • "Hausbesetzung ist eine Direkte Aktion, die sich gegen die Eigentumsordnung richtet und mit der Menschen ohne Eigentum sich unmittelbar welches beschaffen können." Bullshit! Die Besetzer "beschaffen sich" - rechtswidrig - Besitz -meist temporär. Eigentum beschaffen sie sich nicht.

  • Ehrlich, ich fühle mich für die modernen Worte Aktivistin und Aktivist zu alt. "Früher" haben wir ausschließlich auf den Inhalt einer Sache geachtet.

     

    Auf Wohnungsnotstand aufmerksam machen gefällt mir jedenfalls.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Gerhard Krause:

      Schließe mich an.

       

      Mir sind Besetzer leerstehender Häuser zehnmal lieber als die, denen der Wohnungsnotstand am Allerwertesten vorbeigeht und die sofort reflexartig aufkreischen, wenn ein verfallendes Haus besetzt wird.

  • „Dafür haben sich, so erzählt sie, ein halbes Dutzend politischer Gruppen schon vor Monaten zusammengetan, um die Aktionen zu planen. In der Stadt, die inzwischen in allen Bezirken von Gentrifizierung und enormen Mietsteigerungen betroffen ist, geht es den AktivistInnen um Grundsätzliches: „Wir wollen nicht nur über die soziale Nachjustierung von neoliberaler Politik reden, sondern über radikale Alternativen.“

     

    Und jetzt sollte man mit den demokratischen Alternativen diese Aktionen fortsetzen. Dazu gehören:

     

    -Volksentscheide (Enteignung von Eigentümer, Rekommunalisierung, Anpassung der energetischen Modernisierung an die ursprüngliche Zielsetzung „Energieeinsparung/Energiewende“ und kein Missbrauch als reiner Mieterhöhungsinstrument)

     

    -Petitionen (national und auf der EU Ebene),

     

    -Demonstrationen mit weiteren Initiativen, Vernetzungen, sozialen- und antikapitalistischen und antirassistischen Bewegungen,

     

    -Eine neue Soziale bzw. Soziale Zeitung und Zeitung der Menschenrechte muss entstehen, die alle Initiativen verbindet, weitere Menschengruppen wie Rentner (die haben kein Internetzugang) für die Bewegung gewinnt, Kommunikation und Kenntnissstand der Initiativen verbessert. Es muss nicht unbedingt gedruckt werden. 3-5 DIN A4 Blätter am PC ausgedruckt (auf monatlicher oder wöchentlicher Basis würden vollkommen hinreichen.

     

    Die Bewegung der Mieterinitiativen muss stets weiter wachsen. Zwar ist die Fokussierung auf Berlin mit den überregionalen Kontakten genau richtig. Weitere soziale Themen wie HARTZ IV, Flüchtlinge usw. müssen mit einbezogen werden. 1. Mai Demo, Demos der Mieterinitiativen und Organisationen, soziale Demonstration in Wedding haben eigentlich die gleichen Ziele. Viele Aktiven in den Initiativen interessieren sich für mehrere Themen. Außerdem hängen viele Themen eng zusammen.

     

    Je größer die Bewegung und Vernetzung ist, umso mehr kann man erreichen! Bei der Wahl 2021 wird die Politik die Interessen der Vernetzung viel stärker berücksichtigen müssen.

  • Allen Besetzern: DANKE.

     

    Danke, dass Ihr etwas gegen die unsäglichen Auswüchse unternehnemt.

     

    Ich hoffe, Ihr kommt da unverletzt raus!

     

    Die besten Wünsche aus dem Allgäu!!

    • @Frau Kirschgrün:

      ***-): Ebenso, Danke, an alle demokratischen Besetzerinnen und Hausbesetzer! Kampf gegen Mietwucher und politische Zuhälterei - aller bürgerlichen Parteien und gut-geschmierten Lobbyisten!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    "Die Besetzungen in Berlin werden gerade teilweise geräumt. Betroffen sind unter anderem die Besetzung der Petersburger Straße 16, der Bornsdorfer Straße 37b und der Reichenberger Straße 114. Die Polizei geht brutal vor, es gibt viele Verletzte. "

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Ich sage nicht, dass Sie falsch zitiert haben, aber ich habe unter dem Link das Wort "brutal" (Polizei) nicht gefunden. Können Sie mir den Zugang zu dieser Textstelle noch einmal weisen?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Gerhard Krause:

        Ups, ich glaube das war irgendein linker Blog. Muss nicht unbedingt die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit sein.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Doch, das kommt der Wahrheit nahe. Eine Person musste gar kurz ins Krankenhaus, andere hatten Verletzungen am Kopf.

  • ...bereits geräumt.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Karo:

      Wie hieß es im Wahlkampf?

       

      "DIE LINKE und die Stadt gehört euch...."

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Lt. Bayram sogar schon geräumt, während mit Müller noch verhandelt wurde.

         

        Ich bin mal gespannt, wie LINKE und Grüne jetzt reagieren wollen, wenn die noch ernst genommen werden wollen. (Die SPD hat das Problem ja schon lange nicht mehr.)

        • @Age Krüger:

          Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten. Wer war mit dabei - die grüne und Linke Partei. ;/

          • @Uranus:

            Immer wenn Macht real wird, verabschieden sich Grüne und Linke von linker Politik...

            • @TazTiz:

              Komisch, scheint doch nicht so toll zu sein, der Parlamentarismus. ;)

          • @Uranus:

            Hei meiner ist gängiger ;-) : Wer hat uns verraten? Wer ist das Kukuksei? Die Linkspartei! Die Linkspartei!!

  • Offenbar hat schon wieder jemand anderes die Objekte "übernommen".

  • Viel Erfolg wünsche ich den Besetzern!!

    • @Age Krüger:

      Viel Erfolg wünsche ich den Besitzern!

      • @Sven :

        "Viel Erfolg wünsche ich den Besitzern!"

         

        Wieder so ein rotrotgrün-Anhänger!

    • @Age Krüger:

      Wie sähe denn der Erfolg aus? Langfristig meine ich.

      • @Trango:

        Langfristig natürlich so, dass es mit diesen Aktionen gelingt, die Stadt, der die Gebäude ja wohl zumindest zum Teil gehören, zu bewegen, diese instand zu setzen und diese zu einem subventionierten Preis zum Wohnen anbieten können.

         

        Für diejenigen, die zur Zeit dringend Wohnraum benötigen, wünsche ich mir, dass sie selbst sich es erstmal wohnlich einrichten können.

        • @Age Krüger:

          Langfristig wird nur gebaut, wenn sich das Vermieten lohnt. Von Euch glaubt doch wohl keiner, dass ihr mit der Sozialisierung des Wohnungsmarktes Wohnraum schafft.

          • @Sven :

            Wo wollen Sie denn in Berlin noch alles bauen?

             

            Wenn ich da mal bin, sehe ich nix, wo noch was zugebaut werden könnte. Hier geht es ja nur darum, Leerstand zu vermeiden. Und Leerstand wirft meinen Erfahrungen nach auch nicht die große Rendite ab. Maximal als Spekulationsobjekt, wenn Sie auf eine noch größere Hausse bei den Immobilien warten. Damit sind aber schon einige auf die Fresse gefallen.

          • @Sven :

            Dann lieber doch steigende, hohe Mieten, was? Damit sich das Vermieten lohnte...

  • Respekt vor der Aktion und hoffe, die Sache gelingt soweit wie möglich. Auf Solidarität der Bevölkerung muß man aber leider nicht hoffen.

  • "Bundestagsabgeordnete Canan Bayram (Grüne): "Der Senat hat jetzt die Gelegenheit, die Frage zu beantworten, wem die Stadt gehört""

     

    Drama, Baby, drama!

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @DerFrank:

      Und was möchten Sie zum Thema beitragen?

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Dass Frau Bayram (wie so oft) dumme Sprüche raushaut, statt kluge Politik zu machen. Wozu die Stimmung anheizen?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @DerFrank:

          Das Problem kurzer Beiträge: sie kommen häufig nicht an, sondern bleiben unklar. Was Sie von Frau Bayrams Politik halten, ist klar geworden. Doch: wer heizt womit die Stimmung an?

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Da haben Sie recht! Aber isch han misch halt so uffjeregt über dat Canan!

             

            Na, eigentlich war ja alles in Butter: Die Besetzer hatten z.T. durch Scheinbesetzungen auf das Problem aufmerksam gemacht, der Senat hat dem Rechtsstaat genüge getan. Aber Bayram ist entweder bar jeden politischen Verantwortungsbewusstseins und hoffnungslos egozentrisch oder erschreckend naiv.

  • Berlin hat ene Leerstandquote von unter 2% und ist von einem Breiten Gürtel umgeben, in dem die Leerstandsquote über 10% liegt. http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/WohnenImmobilien/Immobilienmarktbeobachtung/ProjekteFachbeitraege/Wohnungsleerstand/wohnungsleerstand.html

     

    Freier bezahlbarer billiger Wohnraum ist dort zur Genüge vorhanden. Weiterer Wohnraum in Berlin geht nur über Verdichtungen zu Lasten von Mensch und Natur.

     

    Hausbesetzungen greifen dieses Problem nicht auf, ja lenken sogar den Focus weg von der eigentlichen Problematik: der Unfähigkeit der Bundesregierung, speziell des zuständigen Ministers für Raumordnung, Herr Seehofer, qualitativ ähnliche Lebensverhältnisse in der BRD herzustellen. https://de.wikipedia.org/wiki/Raumordnung

    • @Rudolf Fissner:

      Hausbesetzung ist eine Direkte Aktion, die sich gegen die Eigentumsordnung richtet und mit der Menschen ohne Eigentum sich unmittelbar welches beschaffen können. Letztere werden damit zu politsch handelnden Subjekten. Die Hausbesetzung ist ein gutes Beispiel für Autonomie.

      Die zunehmende Bereicherung Weniger hat in Vergangenheit und Gegenwart dazugeführt, dass ärmere Menschen aus ihren Wohnungen verdrängt werden/worden sind. Hausbesetzungen setzen also am Kern des Problems an. Die Lösung kann nicht sein, auf höheren Leerstand anderswo zu verweisen.

       

      Eine Besetzung hatte zudem die Gründung eines sozialen Zentrums zum Ziel für Vernetzung, Gegenseitige Hilfe etc..

      • @Uranus:

        Sicher kann die Lösung nicht sein auf Leerstand anderswo zu verweisen. Es ist aber auch keine Lösung gerade mit Leerstand - der in Berlin nicht das Problem ist - das Thema Boomtown Berlin anzugehen und die marginalisierten Randgebiete Deutschlands einfach nicht thematisieren zu wollen. Berlin ist nicht mehr die Mauerstadt wie anno nostalgico, als in kreuzberg noch massenhaft Wohnungen leer standen und verfielen.

         

        Wenn 10 Hinzugezogene eine Wohnung wollen, wird es immer Verlierer geben. Die Hausbesetzer nehmen dabei allenfalls Position für die schwächsten Verlierer ein, haben aber keine Idee, was aus den anderen acht Verlierern werden soll? Die Frage, woher in berlin Baugebiete kommen sollen stellt sich ihnen nicht, wird ausgeblendet. Durch Hausbesetzungen wird der generelle Mangel an Wohnraum in Berlin nicht beseitigt. Hausbesetzungen schaffen keine Wohnungen.

         

        Der Kern des Problems wurde nicht erkannt, das Problem wird gerade mal angekrazt, wenn man sich die Internetseiten so anschaut.

        Es fehlt völlig die Auseinandersetzung mit dem Themen Marginalisierung des Landes, Stadverdichtung, Verstädterung, Raumordnung, Wirtschaftsfördeung, Verlust von Grünräumen ...

        Man hangelt sich wieder nur (imho faul) an der "Grunderkenntnis" entlang, dass die "Eigentumsordnung" der Grund allen Übels ist und hat auch die immer gleiche (imho fantasielose) Lösung Enteignung parat.

        • @Rudolf Fissner:

          Finden Sie? Ich sehe im Status-Quo-Denken, der Unfähigkeit Utopien zu denken, Denkfaulheit.

          Will mensch an die Wurzel von Ungleichheit oder ringt mensch mit den Herrschaftsinstitutionen wie gegen Windmühlen? Herrschaftsinstitutionen, die mensch usprünglich selbst geschaffen hat und forthin aufrecht erhält. Macht, die mensch den Institutionen überträgt und die in Folge über mensch ausgeübt wird. Worüber sich mensch dann wundert und lamentiert.

          • @Uranus:

            Welche Utopie haben die Besetzer? Tor A. Jeder der will bekommt in Berlin eine Wohnung (Berlin als Betonwüste mit einer Bevölkerungsdichte 4 x größer ähnlich wie In Paris). Oder Tor B. Schönes Wohnen in ganz Deutschland mit Arbeitsplätzen vor Ort ohne den Zwang dafür nach Berlin München oder Hamburg ziehen zu müssen.

            Nach den aktuellen Aussagen hier wohl Tor A. Nicht meine Utopie, nicht die Utopie vieler.

             

            Die Besetzer fordern im Gegenteil eine letzendlich wirtschaftsfreundliche Politik, wo für die Wirtschaft Wohnungen für ihre Angestellten gebaut werden sollen.

            • @Rudolf Fissner:

              Nope! Deren Utopie ist mitnichten "wirtschaftsfreundlich." Sie ist die von einer befreiten Gesellschaft, ohne Kapitalismus, sondern selbstverwaltet ...

              • @Uranus:

                Tja, hier überschneiden sich wohl die Utopien von Anarchismus und Wirtschaft.

                 

                Beide wollen vom Staat bezahlte bzw. Bezahlbare Wohnungen für Angestellte in Berlin statt Arbeitsplätze in den Herkunftsorten wo die Wohnungen leerstehen.

                 

                Und beide wollen auch sogar die ansonsten immer abgelehnten staatlichen Maßnahmen ;-)

  • Vielleicht sollte ich mein Immobilienproblem auch dadurch lösen, dass ich jemanden was wegnehme? Am besten wäre er nicht vor Ort oder alternativ körperlich unterlegen.

     

    Leerstand gehört durch den Gesetzgeber reguliert nicht durch Selbstjustiz!

    • @Andi S:

      Ich kaufe heutzutage meine Immobilien bzw meine Familie macht das, ich habe da nur geringen Einfluß drauf.

       

      Der Gesetzgeber scheint aber der Meinung zu sein, dass man Schwächeren gerne etwas wegnehmen soll. Unter den angebotenen Immobilien sind immer massig Angebote von zwangsversteigerten Häusern, deren Eigentümer offenbar dem heutigen Käufer finanziell unterlegen waren.

       

      Also reguliert der Staat das so, dass dem Unterlegenem einfach was weggenommen wird.

    • @Andi S:

      Wie ist eine Besetzung politisch einzuordnen? Eine anarchistische Perspektive:

      "Direkte Aktion ist ein Begriff aus der Sozialgeschichte und beschreibt den Versuch des direkten und unvermittelten Eingreifens in ökonomische und politische Zusammenhänge. Hier wird keine Macht an Interessenvertreter, etwa Parlamentarier oder Gerichte delegiert: Betroffene werden unmittelbar zur Durchsetzung ihrer Interessen tätig.

      Beispiele für direkte Aktionen sind: Boykott, Critical Mass, Demonstration, Besetzung von Baustellen, Betrieben, Bäumen, Häusern oder Feldern, Sabotage, Selbstorganisation, Schottern, Sitzblockade, Smart Mob, Streik.[...]

      „Die direkte Aktion, die sich schon auf ökonomischem Gebiet als erfolgreich erwiesen hat, ist im Bereich des Individuums gleichermaßen wirksam. Hunderte von Zwängen beeinträchtigen dort sein Dasein, und nur hartnäckiger Widerstand dagegen wird es endlich befreien. Direkte Aktion gegen die Betriebsführung, direkte Aktion gegen die Autorität des Gesetzes, direkte Aktion gegen den zudringlichen, lästigen Einfluß unseres Moralkodexes ist die folgerichtige, konsequente Vorgehensweise des Anarchismus.“[2][...]

      Direkte Aktion ist essentiell als Aktionsform von Autonomen, Anarchisten und Anarchosyndikalisten, die den Prinzipien Selbstorganisation und Herrschaftslosigkeit gerecht werden soll. Seit 1968 werden mit dem Begriff der direkten Aktion oftmals alle Aktionen verstanden, die praktisch und militant sind, so die Veränderung von Wahlplakaten und die Blockade von Bahngleisen etwa bei Transporten von Atommüll." https://de.wikipedia.org/wiki/Direkte_Aktion

      • @Uranus:

        Es sind keine Obdachlosen, die Häuser besetzten. Sie werden alle bereits einen Wohnsitz/Wohnung haben. Insofern setzen die Besetzer auch nicht „ihre Interessen“ um. Insofern ist es auch keine direkte Aktion.

    • @Andi S:

      Und wenn der Gesetzgeber offensichtlich versagt (es fehlen angeblich 130.000 Wohnungen in Berlin, aber 100.000 stehen leer), dann einfach akzeptieren? Sind ich, mein Geldbeutel, mein Gerechtigkeitsempfinden irgendwie dagegen

      • @LesMankov:

        Berlin hat mit den geringsten Leerstand in der BRD (siehe meinen Beitrag eins höher mit dem Link zum bbsr). Sicher, da sind auch Spekulationsobjekte mit dabei, aber deren Besetzung legt den Fokus auf ein Randproblem.

         

        Nicht Leerstand ist das Problem in Berlin, sondern Mangel an Wohnraum bzw. Baugebieten für Wohnungen oder Möglichkeiten bestehenden Wohnraum abzureißen um wesentlich größere Gebäude bauen zu können.

         

        Da beist sich die Katze aber in den Schwanz. Wer will schon für Abriss und Zupflastern auf die Straße gehen.

      • @LesMankov:

        Wer die Eigentümer so weitgehend entrechtet, dass sie lieber gar nicht mehr vermieten (man bekommt Mieter ja nicht wieder raus), darf sich nicht wundern. Am besten den gesamten Vermietungsmarkt auf Zeitmietvertrag umstellen (wie in den USA), dann reguliert sich Leerstand von selbst.

        • @Sven :

          Entschuldigung, da krieg ich Brechreiz.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Sven :

          Trollig.

      • @LesMankov:

        100.000 leer stehend? In Berlin ? Können die Berliner Kapitalisten keinen Kapitalismus mehr? Was denen da allein an Miete durch die Lappen geht ... oder gehen würde, denn die Zahl stimmt sicher nicht.

  • • Von der Theorie zur allgemeinen Praxis?

     

    Wenn Mietwucher zum Bestandteil des Eigentumsrechts wird,

    dann wird der unbeugsame Widerstand zur allgemeinen Bürgerpflicht.

     

    Wiederstehen gegen Mietwucher und Immobilienspekulanten und ihre politischen Zuhälter*innen in Parteien und Parlamenten und deren staatlichen Klassenjustiz.

     

    Eine Wende zum Besseren auf dem Mietwucher- und Wohnungsmarkt kann erst dann zum Tragen kommen, wenn die Mieter und Mieterinnen kollektiv ihre Mietzahlungen für Wohnungen von Hausgesellschaften, Immobilienhaien, Wohnungsspekulanten und Baugenossenschaften -nicht nur in Berlin- verweigern.

     

    Aber sie müssten dann auch beim Polizeieinsatz geschlossen zusammenstehen und auch der Klassenjustiz und ihrer Inhaftierung den Gehorsam verweigern. Gegebenenfalls auch Justizgebäude und Haftanstalten in Beschlag nehmen und Verurteilte und Inhaftierte, – auch als ein Akt des Menschenrechts auf Notwehr –, befreien.

     

    Hat doch auch schon das Privateigentum an Immobilien, Grundstücken und Wohnraum den Rubikon überschritten, wo die Verteidigung des Menschenrechts auf menschenwürdiges und bezahlbares Wohnen in der Wohlstands- und Reichtumsgesellschaft Deutschlands zur bürgerlich-demokratischen Pflicht wird!

     

    Wo das bürgerliche Mietrecht zur Willkür und anhaltenden Bereicherung und Korruption wird, da wird der massive Widerstand für jeden Demokraten zum Menschenrecht und zur bürgerlichen Pflicht!

     

    • Bis dahin ist es noch ein weiter Weg für die bürgerliche Aufklärung und das Menschenrecht auf demokratischen Widerstand, so auch in Deutschland.

  • Das klingt nicht gut (Odenwaldstraße, zum Glück das einzige derartige Statement der Besetzungsinitiativen):

    "wir möchten jedoch die Gewalttäter*innen des Staates auf eine Kleinigkeit hinweisen: Einige Menschen in unserer Gruppen konnten es nicht übers Herz bringen, ihre geliebten Nager zu Hause zu lassen. Nach einer Grundsatzdiskussion über das Einsperren von Tieren konnten wir uns einigen, dass der Dachboden ein angemessener Ort wäre. Nun haben sich die Kleinen ganz nach ihrem natürlichen Instinkt an dem – wahrscheinlich nicht mehr sonderlich schmackhaftem – Holz zu schaffen gemacht. Daher müssen wir davon ausgehen, dass im Fall von starken Erschütterungen (möglicherweise reicht auch dafür auch schon das Aufbrechen der Tür) das Dach spontan seine Dachziegel verliert. Das wollen wir natürlich alle nicht."

  • Warten wir doch mal ab, was die Springerpresse aus den Besetzern macht!

    Und wollen wir hoffen, dass die Aktion

    1.) Ein Erfolg wird

    2.) Nicht wieder ein Mensch zu Schaden kommt

  • Ach, quatsch, lieber Parteien, wählen und auf den Staat hoffen ;)

     

    ... im Ernst, klasse direkte (A)ktion!

     

    Hier geht's zu den Besetzungen. Es wird aufgrufen, vorbeizukommen! https://besetzen.noblogs.org/besetzungen/

  • Ich bitte um die Besetzung meiner sanierungsbedürftigen Immobilie, ich kann es mir nicht leisten, diese zu renovieren nachdem darin Mietnomden hausten. Gerne können Aktivisten die Reparaturen vornehmen, danach schließen wir einen Mietvertrag ab. Damit ist doch wohl allen gedient?

    • @Frank Stippel:

      Was bitte sind denn „Mietnomden“?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Sind das nicht die, welche aus der Nomdie kommen?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          De Didda meinde a scho, de D-Day is wieda da - als wie damols.

  • „....dass da gehören soll, was da ist, denen, die für es gut sind.“ (B. Brecht)

    • @Rainer B.:

      Wnn es eine politische Aktion ist kann davon ausgegangen werden, dass die Besetzer nicht Obdachlose sind und nun eine weitere, zweite Wohnung belegen. Für was sind Zweitwohnungen gut?

      • @Rudolf Fissner:

        s.o.

  • Eindeutig und klar, weiter so!

  • Richtig so!

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Gut gemacht!

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Wieso? Was ist gut daran, sich nach Gutdünken das Eigentum anderer unter den Nagel zu reissen.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @BluesBrothers:

        Ich sehe das eher als zivilen Ungehorsam. Die Besetzerinnen und Besetzer wollten auf den schwierigen Wohnungsmarkt aufmerksam machen.

         

        Haben Sie denn ein Piccolöchen knallen lassen, als Sie von der Räumung hörten?