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Wie der Traum vieler Linker aussiehtDas Ende von Hartz IV

Das Kernstück der Agenda 2010 soll abgeschafft werden. Das fordern Teile der SPD. Doch wie sähe ein Deutschland ohne Hartz IV aus? Ein Szenario.

Die taz wagt einen Blick in die Glaskugel Foto: imago/Reporters

Berlin taz | Derzeit beträgt der Regelsatz für die Empfänger des sogenannten Arbeitslosengelds II 416 Euro. „Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben“, beschreibt die Situation der Betroffenen am besten. Seit Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) das Thema mit einer flapsigen Bemerkung in den Medienzyklus einspeiste, wird wieder lebhaft darüber diskutiert, ob Hartz IV abgeschafft werden soll. Die taz wagt einen Blick in die Glaskugel: Wie würde sich Deutschland verändern, gäbe es kein Hartz IV, dafür aber ein bedingungsloses Grundeinkommen?

Betroffene: Mehr Geld, weniger Sanktionen

Zunächst müssten die knapp 6 Millionen Hartz-IV-Empfänger nicht mehr fürchten, wegen verpasster Termine oder ausgeschlagener Jobangebote und Fortbildungen im Jobcenter sanktioniert zu werden. Allein in den ersten neun Monaten 2017 wurden fast 720.000 Sanktionen ausgesprochen. Für Betroffene würde „die Angst vor den Sanktionen wegfallen, die viele Menschen überhaupt erst davon abhält, zu Terminen zu erscheinen“, sagt die ehemalige Jobcenter-Mitarbeiterin und heutige Linke-Politikerin Inge Hannemann.

Sebastian Koch, der seit zwölf Jahren im Jobcenter Rhein-Sieg arbeitet, würde die Abschaffung etwaiger Sanktionen hingegen nicht befürworten: „Die Konsequenz aus der Abschaffung von Sanktionen wäre, dass wir nur noch mit Erwerbslosen arbeiten könnten, die freiwillig mitmachen. Gegenüber allen anderen hätten wir kein Instrument mehr, um Mitwirkung einzufordern.“ Diese Menschen würden laut Koch in ihren Lebenssituationen allein zurückbleiben – eine Aktivierung würde nicht mehr stattfinden. Trotz Kochs Zweifeln würden Betroffene aber über ein festes Einkommen verfügen, das nicht sinken könnte. Die Gefahr von Zahlungsunfähigkeit, Verschuldung und Obdachlosigkeit dürfte geringer werden.

Ob das Einkommen spürbar steigt, hängt allerdings davon ab, wie hoch die Miete der jetzigen Hartz-IV-Bezieher ist, denn die Übernahme der Unterkunftskosten, würde, wenn es ein Grundeinkommen gäbe, möglicherweise nicht zum Tragen kommen.

Behörden: Mehr Zeit für Jobvermittlung

Gäbe es ein sanktionsfreies Grundeinkommen, würden sich Erwerbslose und Arbeitsvermittler zwangsweise auf Augenhöhe begegnen. Ohne die Möglichkeit, Leistungen zu streichen, müssten die Jobcenter allein auf positive Motivation setzen. Vor allem Klienten mit Suchtproblemen oder gesundheitlichen Problemen würden intensiver betreut. Vermittler müssten außerdem attraktivere Arbeitsplätze anbieten, damit Erwerbslose sie annehmen.

Nach Informationen des Bremer Instituts für Arbeitsmarktforschung hat der Bund 2017 etwa 5,1 Milliarden Euro Verwaltungskosten für die Grundsicherung bereitgestellt, die wegfallen würden. Die Kosten für die Verhängung von Sanktio­nen würden ebenfalls nicht mehr anfallen. An jeder Sanktion sind laut Inge Hannemann vier Mitarbeiter beteiligt, jede Maßnahme kostet ihren Berechnungen zufolge 150 Euro. Dazu kommen die Widerspruchs- und Klagekosten. 2017 wurden laut Bundesagentur für Arbeit fast 640.000 Widersprüche und 116.000 Klagen gegen Bescheide registriert. Diese Kosten fielen weg.

„Ohne Sanktionen könnten sich die Jobcenter-Mitarbeiter auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren, die Beratung, Betreuung und Vermittlung der Erwerbslosen“, sagt Inge Hannemann. Viele Jobcenter-Mitarbeiter würden viel lieber ganzheitlich pädagogisch arbeiten, statt sich mit verwaltungsintensiven Sanktionen zu beschäftigen.

Arbeitsmarkt: Löhne würden steigen

Der Wegfall von Sanktionen und die höheren Leistungen würden Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber stärken. Gerade im Niedriglohnsektor müssten Arbeitgeber höhere Löhne zahlen, um ihren Mitarbeitern ein Einkommen oberhalb des Grundeinkommens zu bieten. „Ein Grundeinkommen von 1.050 Euro würde eine fundamentale Erschütterung des Niedriglohnsektors bedeuten“, sagt Stefan Sell, Sozialpolitikforscher an der Hochschule Koblenz. „Das bestehende niedrige Lohnniveau wäre nicht länger zu halten.“

Dem gegenüber steht die Befürchtung, dass Jobs wegfallen, weil sie für Arbeitgeber zu teuer würden. Sell hält diesem Einwand die Erfahrungen mit dem Mindestlohn entgegen. Vor dessen Einführung „haben konservative Volkswirtschaftler aber auch behauptet, es würden 900.000 Jobs verloren gehen – bestätigt hat sich das nicht.“

Konjunktur: Konsum dürfte steigen

Ein Grundeinkommen oder auch nur die Erhöhung der Regelsätze würde den Konsum stark ankurbeln“, ist Stefan Sell überzeugt. Im Einkommensbereich von Hartz-IV-Empfängern könne man jede Erhöhung zu 100 Prozent in Konsum umrechnen. „Das wäre ein konjunktureller Stimulus“, sagt Sell. Die Sparquote sei bei Hartz-IV-Empfängern negativ. „Die Menschen geben mehr aus, als sie haben. Sie verschulden sich. Jeder Euro mehr, den man diesen Menschen gebe, würde „sofort investiert“. Über die Mehrwertsteuer flösse ein Teil dieser Ausgaben wieder direkt an den Staat zurück.

Gesellschaft: Ende eines Stigmas

Die Hartz-IV-Gesetzgebung orientiert sich am Prinzip des „Forderns und Förderns“. Arbeitslosigkeit wird darin weniger als gesellschaftliches Problem bewertet, sondern fällt in die Verantwortung des Individuums. Sanktionen und die Vorgabe, jeden zumutbaren Job anzunehmen, zeichnen das Bild von Menschen, die durch Zwang dazu animiert werden müssen, einer geregelten Beschäftigung nachzugehen. Dieses Bild (Gerhard Schröder: „Es gibt kein Recht auf Faulheit“) prägt noch immer die öffentliche Debatte über Arbeitslosigkeit.

Ein Ende von Hartz IV würde auch ein Ende dieses Menschenbilds bedeuten. An dessen Stelle träte die Grundhaltung, dass jedes Mitglied der Gesellschaft das Recht auf ein Einkommen hat, das gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Die Beseitigung von Arbeitslosigkeit würde damit als Aufgabe der Gemeinschaft wahrgenommen. Bei der Arbeitsmarktpolitik würde es nicht mehr in erster Linie darum gehen, wie man Erwerbslose schnell in Arbeit bringt, sondern vielmehr darum, wie man ihnen ermöglichen kann, einer zufriedenstellenden Arbeit nachzugehen.

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123 Kommentare

 / 
  • An ALLE hier:

    bitte, bitte ansehen.

    Wer da noch dagegen sein kann, hat nicht zugehört… https://www.arte.tv/...grundeinkommen/

     

    Aber vielleicht haben ja alle nur Angst vor der Freiheit…

     

    Der Sklave will nicht frei sein, er will Sklavenaufseher sein.

     

    Das BGE würde das überwinden helfen, Gleichberechtigung schaffen, Freiheit schaffen, neue Perspektiven öffnen, Zufriedenheit herstellen, Krankheiten vermindern, usw., usw..

    Aber ich wiederhol' mich.

     

    Anschauen – unbedingt.

    Ist bis 16.04. in Mediathek von arte zu sehen.

  • Sebastian Koch hat nicht verstanden, dass er eine Dienstleistung anbietet und dass diese auch qualitativ überzeugen muss. Was Koch kritisiert, ist, dass er nur mit dem Hammer an die Leute herantreten kann, danach fällt ihm offenbar nicht mehr viel ein.

     

    Jeder Sozialarbeiter muss in der Regel selber sich Gedanken machen und aktiv werden, damit die Klienten Hilfen interessant finden, diese annehmen oder Rat umsetzen, nur beim Jobcenter werden die Betroffenen massiv gezwungen und mit tausenden Briefen und Paragraphen kontinuierlich bedroht.

     

    Das dabei einige in eine Fundamentalopposition fallen, wundert mich nicht. Es ist schwer auszuhalten, wenn andere Menschen einen dirigieren können, wenn sie die 'echte' Verfügungsgewalt besitzen.

     

    Machen wir uns nix vor, Hartz-IV bringt nichts. Es ist nur Zwang und ein negatives Menschenbild, es verhindert, behindert und von Fördern kann gar nicht die Rede sein, weil die Jobcenter eigentlich nur eines abspulen: Sie können doch sofort auskömmlich arbeiten, alles kein Problem, hier der Zettel mit den Unternehmen der Zeitarbeitsbranche.

     

    Und: Wenn's da nicht geht, dann nehmen sie den nächsten Anbieter. Um Zettel zu kopieren und auszuteilen, braucht es keine Arbeitsvermittler.

     

    Wenn dann noch die Sanktionen wegfallen, dann würde das Jobcenter für die Politiker deutlich günstiger und es wäre unproblematischer, denn 2,5 Mio. Kinder und Jugendliche leben in Hartz-IV und sind bei Kürzungen auch betroffen - getreu dem archaischen Motto: Mitgefangen, mitgehangen.

     

    Ich glaube aber nicht an Änderungen, denn dann würde die CDU/CSU ihre Trumpfkarte abliefern, solange die SPD mit dem Hartz-System identifziert wird, geht's der Union ganz gut und eigentlich ist es allen egal, wie es den armen und arbeitslosen Menschen in unserer Gesellschaft geht - sehr positiv für eine Angela Merkel. Solche Einstellungen braucht sie, um an der Macht zu bleiben.

  • Das BGE ist doch gar nicht im Gespräch der Politik. Es wird im Moment doch nur über umetikettierte 1€ Jobs gesprochen, mit all den Problemen der Verdrängung von regulären Jobs. Was helfen würde wäre eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12-13€ mit Anpassung des Lohngefüges, und Abschaffung der Sanktionen bei Ablehnung von Arbeitsangeboten unterhalb dieses Mindestlohns. Es würde auch helfen, den Kommunen mehr Geld zuzuweisen, damit sie mehr in die Erhaltung der Infrastruktur investieren.

  • Statt eine Umbenennung durchzuführen sollte man einfach das Ding reformieren. Dazu gehört:

     

    1. Ein Auskömmlicher Mindestlohn von z.Zt 12-13€

    2. Wegfall von Sanktionen bei Ablehnung von Arbeitsangeboten unterhalb des Mindestlohns.

    3. Wegfall der Entmündigung der Arbeitslosen Eltern durch direkte Antragslose Auszahlung der Extrabedarfe der Kinder für Teilhabe an die Familie.

    4. Korrekte Berechnung der Sätze durch Vergleichsgruppe ohne verdeckte Armut und durch Berücksichtigung aller Ausgabenkategorien ohne Abstriche.

    • @Martin_25:

      Mit Deinen hier mehrfach kommunizierten 12-13/h haste zwar Recht (wobei da ne regionale Abstufung sinnvoll ist, hier im Osten sind 13/h für nen gelernten Handwerker nicht unbedingt ne Ausnahme). Die durchaus gut alimentierten Berufspolitiker kriegens noch nicht mal hin den jetzigen Mindestlohn (8,84) jährlich zu erhöhen, daß der wenigstens gen 10€ vor 2020 geht.

      Dann sind die auch noch so abgespaced, davon auszugehen, daß ein Langzeitarbeitsloser so schwuppdiwupp 40h/Woche arbeiten kann und dafür noch dankbar ist, die Festangestellten im Bauhof/Stadtwirtschaft und der Sozialwirtschaft mit dem für so Gestalten wie Spahn bestimmt so fürstlichen Mindestlohn, für den der noch nicht mal aufstehen würde, zu dumpen (das vom Berliner Oberschulz Müller breitgelaberte solidarische Grundeinkommen).

      Manchmal überlege ich so klammheimlich, doch mal den RT zu besuchen und in so ner Debatte Wasserbomben zu schmeißen...

  • attraktivere Arbeitsplätze

    - oh - wie interessant.

    Begegnung auf Augenhöhe

    - sehr charmant.

  • Natürlich sind Regelsätze wichtig, doch das Problem an Hartz Iv ist doch vor allem, dass eine gewisse Willkürlichkeit herrscht, wer wann überhaupt diese Regelsätze bekommt. Hartz Iv ist eine Strafe, keine Absicherung, denn Sicherheiten gibt es kaum und die Würde kann man an der Tür zum Arbeitsamt besser abgeben.

  • Nach allem, was man bis jetzt herausfinden kann, geht es darum, den schlechten Ruf von Hartz IV durch eine Art Umetikettierung zu pimpen. Der Begriff "Grundeinkommen" ist geschickt gewählt, hat aber nichts mit dem bedingungslosen Grundeinkommen zu tun. Es geht offensichtlich weiterhin um Arbeitskräfte, die billig in Arbeit kommen sollen. Der Abbau dieser menschenunwürdigen Sanktionen ist m.W. nicht geplant.

     

    Kann es sein, dass da irgendwie durchgestochen wurde, dass das Sanktionssystem von Hartz IV durch das BVG gekippt werden könnte und deshalb schnell etwas Umetikettiertes ran muss?

    • @Rolf B.:

      "Der Abbau dieser menschenunwürdigen Sanktionen ist m.W. nicht geplant."

       

      Das ist aus Sicht der Mehrheit auch nicht das Problem an HartzIV.

      Das Problem, dass die meisten damit haben, ist der Betrag an sich.

      Würde man HartzIV durch ein freiwilliges System ergänzen durch das es den Menschen ermöglicht wird, den Betrag so zu erhöhen, dass sie zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe kommen.

      Es ist die Tatsache, dass viele Menschen auf diesem finanziellen Existenzminimum festhängen ohne gesellschaftliche Teilhabe und ohne MÖGLICHKEIT, dass sich das ändert.

      Die Möglichkeit, wäre durch Müllers Konzept ja jetzt da.

      Es stünde ja jedem frei diese zu ergreifen.

      Genau dafür würde man die gesellschaftliche Mehrheit auch mobilisieren können.

      Für die Möglichkeit, WENN GEWÜNSCHT, dass man aus diesem vegitieren hinauskommt.

      Wer abquarzen will, kann weiter abquarzen.

      Wer etwas beitragen will, bekommt GARANTIERT die Chance dieses auch zu tun.

      Wir reden von Erwachsenen mündigen Menschen und es sollte jedem überlassen bleiben, wie er leben will.

      Wichtig ist nur, dass die Möglichkeit zur Wahl besteht, weil es dieses System der Arbeit für die Gemeinschaft gibt.

      • @EinfachIch:

        Ich denke, dass das Sanktionssystem keine Frage der Mehrheitsmeinung ist, sondern eine Frage zivilisatorischer Errungenschaften.

         

        Lohnarbeit ist in meinen Augen stets auch fremdbestimmte Arbeit.

        Zwangsbilliglohnarbeit ist quasi im doppelten Sinne fremdbestimmt.

         

        Der Begriff "fremdbestimmt" ist ein objektiver, also unabhängig von der Frage, ob jemand seine Lohnarbeit gerne macht oder nicht. Er will deutlich machen, dass ein Unternehmer eine Arbeitskraft kauft, damit diese Arbeitskraft sich daran beteiligt, die Erlöse zu vermehren. Und zwar zu den Bedingungen des Arbeitgebers.

         

        Je zivilisierter eine Gesellschaft ist, desto mehr strebt sie Gerechtigkeit an. Dazu gehört allerdings auch, dass diejenigen Mitglieder dieser Gesellschaft, die am meisten vom Kuchen haben, zur Gerechtigkeit beitragen, sofern der Staat sie nicht dazu zwingt. Die Mehrheit der Gesellschaft wäre durchaus für mehr Gerechtigkeit.

    • 6G
      64662 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Äh, seit wann schreibe ich hier unter dem Pseudonym "Rolf B."? ;)

  • Auswirkungen für die Politik!

    Bei Abschaffung von HARTZ IV würden sehr viele Arbeitslosen und Arbeiter, die Hauptwählergruppen der AfD darstellen, würden von der AfD weggehen.

     

    Bei der letzten Bundestagswahl haben vor allem

     

    - CDU sehr viele Arbeiter verloren,

    - SPD über alle Bevölkerungsschichten massive Verluste verzeichnen müssen,

    - von der Linkspartei sehr viele Arbeitslosen abwanderten.

    • @Stefan Mustermann:

      Das Hauptthema der AfD, das ihre Wähler anzieht, sind Ausländer, nicht Hartz IV.

      Folglich müsste sich nach Ihrer Logik die Migrationsdpolitik ändern.

  • Hartz IV wirkt wie ein faktischer Mindestlohn. Zu noch weniger kann man sich derzeit im Grunde nicht verdingen.

    Wäre Hartz IV entkernt, wie würde dies genau aussehen?

    Jede Ersatzleistung wäre ein faktischer Mindestlohn. Ist sie zu hoch, stünde zu befürchten, dass sich Menschen gegen Arbeit entscheiden. Ist sie zu niedrig, führt sie zu noch mehr Ausbeutung.

    Man kann hier keinen Ausgleich als den finden, sich mit Gleichdenkenden, zB stets ehrlichen Menschen :-), zu umgeben.

    • @Gerhard Krause:

      Man könnte ja auch den Mindestlohn auf ein Anständiges Maß erhöhen 12-13€ ohne Ajusnahmen. Das würde zu einer Arbeitsaufnahme mehr motivieren als von der Arbeit 100€ im Monat behalten zu dürfen. Man wäre dann wieder Herr/Frau im eigenen Leben.

    • @Gerhard Krause:

      Doch, jeder aufstocker macht das. Der Arbeitgeber zahlt einen Spaßbetrag für volle Arbeit, und die Gemeinschaft muss den Rest zum Lebensunterhalt beitragen.

      • @Martin_25:

        Stimme Ihnen grundsätzlich vollkommen zu. Das ganze System ist Unfug. Es muss völlig "umgeschrieben" werden.

  • Zum BGE siehe aktuell in der taz auch http://taz.de/Bedingungsloses-Grundeinkommen/!5492699/

     

    und zur Einführung in der Schweiz https://www.facebook.com/DeinGrundeinkommen

  • Ich denke das könnte hinhauen mit diesem bedingungslosen Grundeinkommen. Kommunismus hat schließlich auch funktioniert.

    • @WoogsRenegat:

      Wo hat es den Kommunismus schon einmal gegeben?

      • @lions:

        Es gab und gibt da so einige Staaten, in denen das Privateigentum an den Produktionsmittel - das zentrale Merkmal des Kommunismus immerhin - umgesetzt wurde: Sowjetunion, DDR, Kuba, China, das Land des kleinen Dicken, ... Sollte eigentlich bekannt sein.

        • @Rudolf Fissner:

          Diese Staaten haben sich selbst noch nicht auf der Stufe des Kommunismus gesehen, sonder auf dem Weg dahin; nennt sich Sozialismus.

          "Sollte eigentlich bekannt sein."

          • @lions:

            Wikipedia: "Viertens bezeichnet er [der Begriff Kommunismus] – als von der ersten Bedeutung unterschiedene Fremdbezeichnung – daraus hervorgegangene Herrschaftssysteme. Das mächtigste dieser war die Sowjetunion, die mit ihren Verbündeten, den sogenannten Ostblockstaaten, zu Beginn des Kalten Krieges etwa ein Fünftel der Erdoberfläche beherrschte. In einigen dieser kommunistischen Parteidiktaturen (Realsozialismus) kam es zu Massenverbrechen (etwa dem Großen Terror in der stalinistischen Sowjetunion der 1930er Jahre oder in der maoistischen Kulturrevolution in der Volksrepublik China in den 1960er und 1970er Jahren). Die meisten realsozialistischen Staaten brachen um das Jahr 1990 zusammen. "

            • @Rudolf Fissner:

              Oh.. Wikipedia

              • @lions:

                Weiterführende Literatur finden Sie am Ende des Artikels.

                 

                Woher ist eigentlich ihre Definition? Historischer Materialismus?

                Sie wissen, dass solche Vorhersagen als Pseudowissenschaft angesehen werden?

                • @Rudolf Fissner:

                  Och Mensch, unfähig die Seite ordentlich zu verlinken und diese von mir angenommene Wikisite nicht mal ordentlich ausgelesen:

                  Zitat:

                  "Realsozialismus: das Selbstverständnis von Staaten unter Führung einer kommunistischen Partei, die sich im Übergang vom Sozialismus zum Kommunismus sehen: so die frühere Sowjetunion, Volksrepublik China, Nordkorea, Kuba sowie die früheren Ostblockstaaten." aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunismus

                  • @lions:

                    Sie müssen schon vorne anfangen zu lesen. In der Einleitung. dort findet sich der von mir kopierte Satz. Er hat die Form einer einfachen Aussage und ist leicht nachvollziehbar.

                     

                    Und den Begriff "Kommunismus" werden Sie sicher auch ohne Link gefunden haben. Das habe ich ihnen ua. schon zugetraut.

                     

                    Aber ich denke nun reichts auch mit den Rechthabereien. Historischer Materialismus ist nämlich wie schon gesagt sowas wie Astrologie&Horoskope und eigentlich ne völlig öde Angelegenheit.

                     

                    Wenn Sie demnächst eine Frage wie "Wo hat es den Kommunismus schon einmal gegeben?" haben. Dann werfen Sie doch einfach direkt einen Blick in ein entsprechendes Buch oder einfach halt in die Wikipedia.

  • Es ist doch immer noch so, daß unsere Gesellschaft so wie sie ist , nur deshalb existiert, weil Menschen arbeiten.

     

    Warum sollen Menschen, die nicht arbeiten wollen, den Lebensunterhalt von staatlichen Stellen finanziert bekommen?

    Im Grunde wird dann der Lebensunterhalt von Rest der Erwerbstätigen finanziert. Diese müssen also mehr arbeiten oder auf Geld verzichten.

    Als Erwerbstätiger finde ich das ungerecht.

     

    Das Argument, daß es nicht genügend bezahlte Stellen bzw. viele Jobs gibt, zu denen man keine Lust, kann ich teilweise verstehen.

    Aber wie haben so viel (unbezahlte) Arbeit in der Gesellschaft, daß man (meiner Ansicht nach) alle 6 Millionen Erwerbstätige 40h/Woche arbeiten

    lassen könnte.

     

    Wenn arbeitslose also schon die freie Wahl haben sollten, keine bezahlte Arbeit anzunehmen, sollten sie nur dann Geld bekommen, wenn sie irgendeinen

    Job im Bereich der unbezahlten Arbeit annehmen und zwar entsprechend der durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit.

  • Menschen mit Drohungen zu "motivieren", sie also zu Tätigkeiten bei Strafe des Untergangs zu zwingen, ist in einem autoritär strukturierten Land wie Deutschland nicht weg zu denken. Dabei sind die Erkenntnise, dass eine enorme Leistung dann erbracht wird, wenn diese anerkannt wird bei motivierendem Umfeld, nun wirklich nicht neu und unendlich oft beschrieben worden.

    Aber der Hang zum Autoritären ist und bleibt eine deutsche Sekundärtugend. Befehl und Gehorsam funktioniert deshalb, weil Gehorsam aus der Verantwortung entbindet.

    Es gibt viele Gründe für eine(n) Hartz IV Empfänger*in, angebotene Jobs abzulehnen. Von Überqualifizierung bis Unterqualifizierung, zu hohe körperliche Beanspruchung, gesundheitliche Probleme einschließlich Psyche, Faulheit, Klugheit usw. usw. Wer denkt, dass Arbeit ansich frei macht, sollte mal an die Tore der Nazi KZ denken.

     

    Für mich ist der mit Hatz IV verbundene Arbeitszwang ein Mittel, um Arbeitskräfte dem Billiglohn zuzuführen bzw. den Menschenverleihern, die mit diesen "Zwangsarbeiter*innen" ihren Profit machen. In gewisser Weise ist Hartz IV die bundesdeutsche Neuauflage der Zwangsarbeit. Menschenwürde geht anders.

     

    Jeder Mensch, der gemäß Hatz IV zur Zwangs- bzw. Billiglohnarbeit verpflichtet wurde, müsste mit der Abschaffung von Hartz IV eine Entschädigung erhalten.

    Zu befürchten ist, dass bei einer "Reform" von Hartz IV das Zwangssystem bleiben wird.

    • @Rolf B.:

      Wie hoch wäre der Anteil an Einkommen in Euro den Sie ohne Erwartung von Eigeninitiative dauerhaft jemand ihnen völlig unbekannten überlassen würden?

       

      Warum ordnen Sie Menschen, die für ihre Hilfe monatlich, also Jeden Monat, einen großen Beitrag abdrücken und für die Hilfe auch Eigeninitiative erwarten bei den Nazis ein?

      Soziales Verhalten ist nicht deren Merkmal gewesen. Sogenannte Asoziale waren bis Kriegsausbruch die größte Gruppe in den KZs.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      "Aber der Hang zum Autoritären ist und bleibt eine deutsche Sekundärtugend."

       

      Deswegen sind auch viele Menschen in Deutschland Putin-Fans und Assad-Verteidiger! :D

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Einfach mal den Helm abnehmen. Lüften lassen. Dann nachdenken.

        • @Rolf B.:

          Nee, das ist was dran. Der autoritäre Charakter nach Erich Fromm beschreibt dieses Phänomen.

          Sie schreiben ja selbst: "...weil Gehorsam aus der Verantwortung entbindet."

          Der autoritäre Charakter lehnt Eigenverantwortung ab.

          • @lions:

            Fromm ging nicht soweit, ganze Völker psychologisch einzuordnen. Das war eher das Ding des Faschismus wo er für einzelne Menschen einen autoritären Charakter diagnostizierte..

            • @Rudolf Fissner:

              Klar, er tat es mit den Deutschen, und warum der Faschismus gerade in Deutschland so fruchtbaren Boden fand.

              Lesen Sie "Die Furcht vor der Freiheit".

              Fromms Leistung bestand ja genau darin, als Psychoanalytiker die Verbindung zur Gesellschaftsanalyse herzustellen. Die Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft in einer, wir würden heute sagen Echokammer.

              Die Tragweite der Überlegungen Fromms macht ihn doch so einzigartig.

              • @lions:

                Sollten aber mit Vorsicht verwendet werden. Zum einen ist 1941 und davor nicht mal eben auf heute übertragbar. Zum anderen haben solche „Nationalcharakter“ - Spiele (Der Begriff wird von Fromm verwendet) gerade durch ihren Missbrauch ein übles Geschmäckle.

                 

                Auch Fromm ist da nicht ohne wenn er schreibt: „Auch gewisse Charakterzüge der Juden lassen sich mit den positiven und negativen Auswirkungen ihrer Charakter-Matrix erklären.“

                 

                Ich halte daher National-Charakter-Spiele generell für ekelhaft, auch wenn sie in einem wissenschaftlichen Mäntelchen daherkommen.

                • @Rudolf Fissner:

                  "Auch Fromm ist da nicht ohne wenn er schreibt: „Auch gewisse Charakterzüge der Juden lassen sich mit den positiven und negativen Auswirkungen ihrer Charakter-Matrix erklären.“

                   

                  Warum reißen Sie dies aus dem Kontext? Fromm war selbst Jude, sagte sich spät vom Judentum los, ohne es zu verdammen.

                  Bei Fromm kriegte jeder sein Fett ab, den er ins Visier nahm, doch er tat es nicht in abwertender Weise, selbst bei der Analyse der Deutschen nicht. Er war dabei durch und durch der Psychoanalytiker, der auch immer die entschuldigenden Umstände zur Entstehung der charakterlichen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen mit einbezog.

                  Falls Sie Antisemitismus damit bei Fromm implizieren wollen, ist das völlig absurd. Er wird auch unter gläubigen Juden geschätzt und geehrt.

                  Hier was von haGalil:

                   

                  //http://www.hagalil.com/judentum/feiertage/pessach/fromm/fromm-0.htm

                  • @lions:

                    Ich will hier auch nicht Fromm diskutieren oder ihn des Antisemitismus bezichtigen. Habe mich zu diesem Thema auch nicht geäußert.

                     

                    Ihr Link schweigt sich aus zum von Fromm verwendeten Begriff "Nationalcharakter" oder Ihrer Annahme eines spezifischen "deutschen Charakters".

                     

                    Mein Ansinnen war es allein Sie auf den zweifelhaften Charakter des Begriffs Nationalcharakter und der Zuschreibung von festen Eigenschaften je Volk/Nation or whatever hinzuweisen und die grundsätzliche Kritikwürdigkeit des Begriffs.

                     

                    Für mich persönlich ist er und das dahinter stehende Konstrukt ein NoGo und pseudowissenschaftliches Spielzeug in den Händen der Identitären Bewegung. Nach deren Auffassung habe "jedes 'Volk' – gemeint in einer völkischen Bedeutung als ethnisches Kollektiv – eine separate gemeinschaftliche Kultur und einen je „eigenen Charakter“(Wikipedia).

                     

                    Dass Sie nun ähnliche Positionen vertreten überrascht mich.

                  • @lions:

                    Vll geht der Link:

                    //http://www.hagalil.com/judentum/feiertage/pessach/fromm/fromm-0.htm

                • @Rudolf Fissner:

                  P.S. Das Zitat ist aus: Fromm, „Fragen zum deutschen Charakter“ - On the Problems of German Characterology, 1943“

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Jetzt seinen Sie doch mal froh, dass wir einer Meinung sind, Genosse! Der autoritäre Charakter ist in Deutschland weit verbreitet, schreiben Sie. Ich denke das auch. Weiß ich aus vielen Diskussionen hier im Forum. ;)

          • @74450 (Profil gelöscht):

            Warum sollte ich froh sein, ausgerechnet mit Ihnen einer Meinung zu sein, zumal Sie mich "Genosse" nennen. Ich sage ja auch nicht Armleuchter zu Ihnen.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Rolf B.:

              Empfinden Sie den Begriff "Genosse" als Beleidigung? Liegt Ihnen Kammerad näher? :D

              • @74450 (Profil gelöscht):

                Schrecklich, dass Sie auch garnichts begreifen.

                Von einem Rechten mit Genosse angesprochen zu werden, ist eine Beleidung. Nicht der "Genosse" an sich. Kommt eben darauf an, wer es sagt.

                Und Kamerad passt doch wirklich zum Stahlhelm, den Sie wirklich mal absetzen sollten. Wegen der frischen Luft und der Belüfung des Oberstübchens.

                 

                Ich denke, dass jedwede Kommunikation zwischen uns zu nichts führt. Vielleicht lassen Sie es einfach sein, meine inhaltlichen Beiträge mit Ihren Provokationen zu quittieren. Ich mag keine Stahlhelmfraktion, keine Nazis, keine Russenhasser, keine Linkenhasser, keine Armleuchter, die hinter allem Putin vermuten. Das ist ja wie im Mittelalter. Inquisition pur.

                • 7G
                  74450 (Profil gelöscht)
                  @Rolf B.:

                  Ist doch nur Spaß, Bruder! Schöne Feiertage...

  • "Der Wegfall von Sanktionen und die höheren Leistungen würden Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber stärken. Gerade im Niedriglohnsektor müssten Arbeitgeber höhere Löhne zahlen, um ihren Mitarbeitern ein Einkommen oberhalb des Grundeinkommens zu bieten." ist in dem Kontext falsch, schliesslich fantasiert der Autor von einem "bedingungslosen Grundeinkommen".

    "Bedingungslos", also auch im Arbeitsfall gezahlt. D.h., dass der Arbeitgeber Zugriff auf reichlich vom Staat subventionierte Arbeitskräfte hat, denen er nur ein bisschen was drauflegen muss.

    Sicher, für anstrengende oder gefährliche Berufe würden die Gehälter steigen müssen, aber in den sogenannten kreativen Branchen stiegen vor allem die Profitmargen.

    • @BigRed:

      Ha, in den sog. kreativen Branchen gäbe es endlich mal ein geregeltes Mindesteinkommen, um auch tatsächlich kreativ arbeiten zu können.

       

      Die anderen, wenigen Top-Verdiener*innen in der Branche würden auch weiterhin ein gutes Auskommen haben.

       

      Es wollen wirklich viele nicht verstehen, dass (finanzielle) Unabhängigkeit bzw. eine bedingungslose "Grundsicherung" ein emanzipatorischer Fortschritt sein kann.

       

      Mir sind dabei die heutigen Arbeitgeber recht egal. Die Tendenz der Gehälter ging in den vergangenen 15 Jahren ständig nach unten und der Druck auf die Arbeitnehmer*innen wuchs im Gegenzug immens. Was soll da bitte mit einem guten BGE noch schlechter werden?

  • Ich bin mit der Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens einverstanden, wenn die damit verbundenen Ausgaben der Höhe nach durch die eingesparten Aufwendungen gedeckelt werden. Die Höhe des maximalen Grundeinkommens richtet sich dann nach dem vorhandenen Budget geteilt durch die Anzahl aller der Empfänger.

     

    Reicht das Geld dann für dne Einzelnen aus war das Projekt erfolgreich, reicht es nicht aus ist es gescheitert. Die Finanzierung des Versuchs wäre gesichert ohne, dass es zu den befürchteten Mehrkosten kommt.

  • Zitat: „Sanktionen [...] zeichnen das Bild von Menschen, die durch Zwang dazu animiert werden müssen, einer geregelten Beschäftigung nachzugehen. Ein Ende von Hartz IV würde auch ein Ende dieses Menschenbilds bedeuten.“

     

    Wie blauäugig kann ein Mensch alleine sein?

     

    Die „Grundhaltung, dass jedes Mitglied der Gesellschaft das Recht auf ein Einkommen hat, das gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht“ kommt NICHT von allein mit einem bedingungslosen Grundeinkommen. Menschen wie Sebastian Koch vom Jobcenter Rhein-Sieg werden ihre in Jahrzehnten gewachsene Überzeugung nicht einfach über Bord werfen, nur weil sie Menschen, denen der eigene Antrieb fehlt, nicht mehr sanktionieren dürfen. Solche Leute werden nicht einmal anfangen sich zu fragen, wohin die Motivation, die sie vermissen, eigentlich verschwunden ist und wie man sie wieder herbeischaffen kann. Leute wie Koch haben nämlich von Kindesbeinen an gelernt, dass Angst Menschen bessert und jeder, der nicht Erfolge im Sinne der vorherrschenden Ideologie herzeigen kann, dumm und/oder faul ist.

     

    Übrigens: Wie sollen sich Jobcenter-Mitarbeiter auf die Vermittlung der Erwerbslosen konzentrieren, wenn gar nicht mehr Arbeitskräfte gebraucht werden? Würde ein Grundeinkommen etwas ändern am Effizienzwahn global konkurrierender Unternehmer? Würde die Arbeitsmarktpolitik ihren Fokus weg von den Arbeit-“Gebern“ und hin zu den Arbeit-“Nehmern“ lenken, wenn selbst die Reichen noch ein Grundeinkommen hätten? Sicherlich nicht. Die Menschen tun, was sie gerade tun, nicht nur des Geldes wegen.

     

    Und noch eins: Ein Grundeinkommen würde nicht nur „eine fundamentale Erschütterung des Niedriglohnsektors bedeuten“, sondern auch zu einem rasanten Preisanstieg führen. Nach dem Mauerfall, im Vergleich zu „Billiglohnländern“ und bei der Einführung des Euro haben war bzw. ist das gut zu sehen. Der „freie Markt“ nimmt eben, was er kriegen kann – und gibt nur, was er muss.

    • @mowgli:

      "sondern auch zu einem rasanten Preisanstieg führen."

       

      Dazu gibt es auch andere Meinungen aus der Ökonomie.

       

      Woher nehmen Sie Ihre Gewissheit?

       

      Es wird davon ausgegangen, dass jede*r weiter konsumieren wird, wenn nicht sogar noch mehr. Die Ost-Produkte wollten eine zeitlang weder die Ostler selbst kaufen noch wollten andere Länder sie mehr, zumindest nicht mehr als zuvor. Und Produktivität war auch nicht gerade eine Stärke in der DDR, wofür aber die arbeitenden Menschen nichts konnten. Bei einer heutigen Einführung eines BGE, würden die Betriebe bestehen bleiben und die allerneisten Menschen würden auch weiter arbeiten gehen.

  • Ich würde mich natürlich freuen, wenn ich noch ein Grundeinkommen zu meinem Gehalt bekommen würde. Aber geht die Schere dann nicht wieder auf? Die Preise steigen, die Mieten steigen und am Ende sind alle wieder da wo sie waren. Oder ist das Grundeinkommen doch an die Bedingung "arbeitslos" gebunden?

    • @Frank Stippel:

      Wahrscheinlich würde Ihr Arbeitgeber nur noch die Differenz zwischen dem Grundeinkommen und Ihrem jetzigen Gehalt zahlen wollen. Das würde man Ihnen vielleicht so direkt nicht sagen, aber mit der Zeit wäre das die Tendenz.

       

      Daß es das zum Gehalt dazugibt, ist eine Milchmädchenrechnung. Es wäre relativ schnell Praxis, daß Arbeitgeber niedrigere Gehälter zahlen so daß Sie am Ende ungefähr das Gleiche haben. Es sei denn, Ihre Arbeit ist dermaßen toll oder riskant, daß der Arbeitgeber sich das nicht leisten kann.

       

      Das Positive wäre dann allerdings, daß Sie nicht mehr hundertprozentig von Ihrem Job abhängig sind, so daß man Sie weniger unter Druck setzen kann. Sie hätten als Arbeitnehmer mehr Verhandlungsspielraum. Feuert man Sie, zucken Sie die Schultern und schränken sich ein bißchen ein. Da fällt also eine Menge Druck und Angst weg.

      • @kditd:

        Die Uni Hamburg errechnete ein solches Konzept; es dient letztlich nur den s.g. Reichen.

        Sie haben mit Ihren Bedenken m.E. vollkommen recht.

    • 6G
      64662 (Profil gelöscht)
      @Frank Stippel:

      Es gibt ernstzunehmende Kritik von linker Seite, dass ein "bedingungsloses Grundeinkommen für alle" ein Irrweg wäre. Darum geht es aber den Politikern in der "S"PD nicht, die jetzt von einem Grundeinkommen schwurbeln.

       

      Hier Artikel zu beiden Themen:

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=43236

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=41787

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @64662 (Profil gelöscht):

        Danke für Ihre äußerst hilfreichen Hinweise.

         

        Nach der anregenden Lektüre habe ich mir die NachDenkSeiten als ernstzunehmende zukünftige Quelle vorgemerkt, die dem zunehmend gleichgeschalteten, unkritischen Mainstreamjournalismus qualitative Hochwertigkeit gegenüberstellt.

        • 6G
          64662 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Gern geschehen! Ich halte die Seite inzwischen für unverzichtbar. Allein unter den "Hinweisen des Tages" habe ich über die Jahre sicherlich hunderte Links zu ausgesprochen lesenswerten Artikeln gefunden, die ich sonst wohl kaum entdeckt hätte.

  • Mal etwas über UNSER Geld(system) an sich, schön erklärt von Volker Pispers:

    https://www.youtube.com/watch?v=nIP_AxzeVbM

     

    Hoffentlich klappt der Link dieses Mal…

  • " Gerade im Niedriglohnsektor müssten Arbeitgeber höhere Löhne zahlen, um ihren Mitarbeitern ein Einkommen oberhalb des Grundeinkommens zu bieten."

     

    Lustig. Viel wahrscheinlicher wäre es, dass diverse Bereiche der Wirtschaft einfach unrentabel werden würden und die entsprächenden Firmen einfach schließen.

    Eine Stärke von Hartz4 ist es, dass es als Subvention für Geschäftsbereiche dient, die bei den relativ hohen Löhnen in Deutschland sonst unrentabel sind.

    Wenn eine Firma einem Mitarbeiter ein zu niedriges Gehalt zahlt, weil sie sonst nicht konkurrenzfähig ist, dann wird das Gehalt vom Staat aufgestockt. DIESE DIFFERENZ macht viele Unternehmen überhaupt erst konkurrenzfähig.

    Ja diese Menschen leben zum Teil vom Staat, aber wenn man nur ein Mindestmaß an Hirn hat, sollte jedem klar sein, dass das trotzdem besser ist, als wenn der Staat/die Gemeinschaft ihnen die vollen 1500Euronen löhnen müsste.

    Für die Gesellschaft ist dies ein Gewinn, da das Unternehmen noch immer 80-90% der Summe übernimmt.

    Lieber 200Euronen aufstocken als die vollen 1500 die dann für die zusätztliche Million arbeitsloser Leute anfallen würden, wenn diese Firmen pleite wären.

    Diese Kohle fehlt dann an anderer Stelle, bei Bildung, Infrastruktur und anderem.

    • @EinfachIch:

      Konkurrenzfähigkeit ist relativ.

       

      Was bedeutet es für ein hochmodernes Unternehmen, welches in Anlagen und die Mitarbeiter investiert hat, wenn die selben Preise von einem per Hartz4 geförderten Unternehmen unterboten werden können?

       

      Was bedeutet es für viele Unternehmen (Taxi, Restaurant, Fiseur, Kleidung, Handwerker etc.), wenn die Kunden kein Geld mehr in der Tasche haben weil die Löhne sinken?

       

      Genau es bedeutet das Ende

    • @EinfachIch:

      Unternehmen werden gegründet um Profite zu erwirtschaften. Wohnungen werden vermietet, um ebenfalls Profite zu machen. In einer Marktwirtschaft (ob man das gut findet oder nicht) scheitern Unternehmen dann, wenn sie keine Profite machen.

       

      Es werden weder Arbeitnehmer (wie in Ihrem Beispiel 200€) noch Mieter mit Mietzuschuss subventioniert, weil sie nicht mehr in der Lage sind, die jeweiligen Mietpreise zu bezahlen. Es werden Unternehmen/Vermieter subventioniert, damit sie die gewünschten Profite/Mieten erlösen können. Volkswirtschaftlich ist das nicht sinnvoll. Es sei denn, der Staat will Umverteilung von untern nach oben betreiben.

       

      Wenn in einem Wirtschaftssystem (theoretisch) in zunehmendem Maße Löhne und Gehälter bei Vollzeitarbeit nicht mehr reichen würden, um die Kosten für Reproduktion zu begleichen, dann dürfte es nicht diese extreme Zunahme des Vermögens geben bei gleichzeitiger Verarmung der Unvermögenden.

      • @Rolf B.:

        "Es werden weder Arbeitnehmer (wie in Ihrem Beispiel 200€) noch Mieter mit Mietzuschuss subventioniert, weil sie nicht mehr in der Lage sind, die jeweiligen Mietpreise zu bezahlen. Es werden Unternehmen/Vermieter subventioniert, damit sie die gewünschten Profite/Mieten erlösen können."

         

        Das stimmt wohl. Allerdings gibt es Geschäftsfelder die wegen der günstigen Konkurrenzprodukte aus Billiglohnländern eine kaum noch vorhanden Gewinnspanne haben.

        Photovoltaik dürfte wohl das bekannteste Beispiel sein.

        Erst durch eine Subvention Zwecks Kompensation der höheren Löhne in Deutschland, wäre man Konkurrenzfähig.

         

        Volkswirtschaftlich macht Hartz4 also dahingehend Sinn, dass man die Sozialkassen, durch eine verhältnismässig geringe Subventionszahlung zur Aufstockung des Gehaltes, vermeidet man eine Insolvenz des Unternehmens und somit Hunderte NEUER Arbeitsloser, denen man dann wieder die VOLLE Summe zahlen müsste.

        Es ist eine Entlastung des Sozialstaates.

    • @EinfachIch:

      Ich befürworte die Idee von Herrn Müller. Hartz4 bleibt, allerdings sollte es um die Möglichkeit für das solidarische Grundeinkommen erweitert werden.

      Wer freiwillig einen Dienst für die Gesellschaft leistet kriegt dann das solidarische Grundeinkommen.

      Die Menschen die dazu nicht bereit sind bleiben bei Hartz4.

    • @EinfachIch:

      "DIESE DIFFERENZ macht viele Unternehmen überhaupt erst konkurrenzfähig."

       

      Gegen wen? Gegen die, die das ebenfalls so machen. Es betrifft hauptsächlich niedere Dienstleistungsunternehmen.

       

      "Für die Gesellschaft ist dies ein Gewinn, da das Unternehmen noch immer 80-90% der Summe übernimmt."

      Ein Gewinn ist das nicht, da die Lohnhöhe aufgrund dessen wurst ist, weil das Gesamteinkommen gedeckelt wird, und es kann nicht Erfolg bedeuten, wenn Menschen die arbeiten, vergetieren... wie das übrigens keiner sollte. Diese Sondersubvention verhindert eine humane Lohnentwicklung.

      • @lions:

        Im Vergleich zu Billiglohnländern wie China z.B.

        z.B hab ich neben dem Studium mal als Leiharbeiter in einer Kompostieranlage gearbeitet. Plastikmüll aus dem Kompost oder einem riesigen Berg verrottender Weihnachstbäume zu sammeln, ist etwas das ein Chinese für 500Euro genauso machen könnte wie ein Deutscher für 1200Euro.

        Ich rede von einfachen Hilfstätigkeiten die man machen kann ohne Mental überhaupt bei der Sache zu sein. Es sind keine tollen Jobs aber gestorben bin ich nicht daran. Besser als arbeitslos sein ist es alle mal.

        • @EinfachIch:

          Ach, wie oft habe ich mich schon mit Leuten auseinandergesetzt, die als Studenten ja so bescheiden waren. Jetzt stellen Sie sich mal vor, auf der Basis und in der Eintönigkeit Ihr berufliches Leben ohne Hoffnung auf Verbesserung vorsetzen zu müssen. Ich bin als junge Frau nach D gekommen, um erst mal für 7, 12 DM/h Büros und Toiletten zu putzen: eine schwere Scheißarbeit. Ich machte es, weil mein Abschluss hier nicht anerkannt war. Aber eines fiel mir dazu sehr schnell ein: Du musst hier raus; Hat fast 5 Jahre gedauert. Ich ziehe den Hut vor denen, die das lange aushalten. Als junger Mensch mit Perspektive und Gesundheit erträgt man das, doch ohne erkennbaren Ausgang ist es pure Maloche, weil eben durch diesen Lohn eine Ausgrenzung aus allem, was man Leben nennen kann stattfindet.

          Ein Unterschied zu meiner Stammheimat, vll auch zu China und andere Schwellen- bzw 3. Weltländern: Armut bedeutet dort nicht Ausgrenzung, denn sie ist dort verbreitet. Man erträgt sie mit sogar noch weniger viel besser. Diese Armut mit der hiesigen zu vergleichen, ist immer daneben, und das findet seine Erklärung in dem Begriff relative Armut. Ihre Studentenstory, lassens mal bitte stecken. Es muss schön sein, vom hohen Roß seine "harten Jugendjahre" zu feiern. Ich kann es nicht mehr hören. Doch eines wird mir dabei klar: Wenn man erst mal da oben ist, ist scheinbar jedes Mittel recht, um davon nichts mehr abgeben zu müssen / bspw der Putzfrau einen anständigen Lohn zuzubilligen.

  • „Die Konsequenz aus der Abschaffung von Sanktionen wäre, dass wir nur noch mit Erwerbslosen arbeiten könnten, die freiwillig mitmachen. Gegenüber allen anderen hätten wir kein Instrument mehr, um Mitwirkung einzufordern.“

     

    Das heisst im Klartext, Sie können niemanden mehr ZWINGEN und auch keine ANGST mehr verbreiten – und das, „lieber“ Herr Koch ist genau das, was es braucht, um den Menschen wie einen Menschen zu behandeln.

    Zwangs- und angstfrei entscheiden können.

     

    Es würde auch nichts schaden, hätten wir nicht nur die Wahl zwischen H4 und Harzinfarkt. Ist es zivilisiert und menschenwürdig, Menschen bis zur Erschöpfung und unter permanenter Existenzangst auszubeuten? Nein.

     

    Mir erscheint es in dieser ganzen „Debatte“ und bei AlG2 nur darum zu gehen, einer verabscheuungswürdigen Missgunst frönen zu wollen.

    Ich muss auch arbeiten, und wenn DIE keine Arbeit haben (selber schuld), müssen sie wenigstens leiden.

    Lächerlich, was ist das für ein Menschenbild?

    Der Mensch WILL tätig sein, aber nicht zu allen miesen Bedingungen.

    Und ja, dann müssen die ungeliebten Arbeiten eben besser bezahlt werden.

     

    Wer würde denn für das Geld einer Altenpflegerin den ganzen Tag anderen Menschen den Hintern abwischen und vollge…ssene Windeln entsorgen wollen?! Niemand.

    Aber viele tun es, weil sie alten Menschen gerne helfen oder eben weil sie Geld verdienen müssen.

     

    Dem letzten Absatz des Artikels von Jörg Wimalasena habe ich nichts hinzuzufügen. G e n a u s o i s t e s.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      "Das heisst im Klartext, Sie können niemanden mehr ZWINGEN und auch keine ANGST mehr verbreiten – und das, „lieber“ Herr Koch ist genau das, was es braucht, um den Menschen wie einen Menschen zu behandeln.

      Zwangs- und angstfrei entscheiden können."

       

      Es ist interessant, dass selbst Forscher, die die Hartz-Refomen insgesamt als erfolgreich beschreiben, den Beitrag von Hartz IV, also u.a. dem Sanktionsregime, für gering halten. Das IAB schreibt dazu:

       

      "Erstens, in der Summe haben sich die Reformen als positiv erwiesen. Insbesondere nach Hartz I und Hartz II beschleunigte sich das Matching um 10 Prozent, nach Harz III um weitere 5 Prozent. Eine zusätzliche Verbesserung nach Hartz IV lässt sich nicht nachweisen. Zu beachten ist hierbei, dass nach der Einführung des neuen SGB II mehr Personen mit schlechten Arbeitsmarktchancen im Pool der Kurzzeitarbeitslosen erfasst wurden." (Seite 4)

       

      Es wäre also durchaus möglich, die Sanktionen abzuschaffen, ohne die (vermeintlich) positiven Beschäftigungseffekte (verbessertes Matching zwischen Arbeitssuchenden und offenen Stellen) zu gefährden.

       

      //doku.iab.de/kurzber/2013/kb1113.pdf

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Sorry, AlG2 gehört durch ein BGE ersetzt – in ausreichender Höhe versteht sich.

         

        Diese absolute Macht über Menschen ist unwürdig.

        Und worum geht es primär? Um Gewinnmaximierung (Shareholder value) und Ausbeutung. Ist das ein Land in dem frau/man leben möchte? Nö.

        Wieso darf ein Reicher (Manager, Banker, etc.) mit Geld so viel mehr Geld verdienen, als mit ehrlicher Arbeit zu schaffen ist?!

         

        Die müssten außer auf Macht auf nichts verzichten, wenn es gerechter hier zuginge.

        Schlupflöcher schließen, Hinterziehung richtig sanktionieren, etc. – und schon wäre Geld genug da, um allen ein teilhabendes Leben zu ermöglichen, worauf alle meiner Meinung nach ein Recht haben.

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @Frau Kirschgrün:

          Nunja, meine Kritik am BGE kennen Sie.

          https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5491502&s=hartz+iv/

           

          Ich habe bisher noch keine schlüssige Antwort auf die Frage, der abnehmenden Wertschöpfung aufgrund von geringerer Arbeitsteilung, gefunden.

           

          Eine bedarfsgeprüfte Mindestsicherung ohne Sanktionen halte ich daher für den besseren Weg.

           

          Die Gehälter von Spitzenmanagern würden doch durch ein BGE auch nicht sinken. Sie würden diesen Leuten nur zusätzlich ein Extra-Taschengeld bezahlen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @74450 (Profil gelöscht):

            Wer würde bei dieser 'bedarfsgerechten Mindestsicherung' was wie prüfen?

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @76530 (Profil gelöscht):

              Das wären wohl die gleichen Stellen wie heute auch. Wenn die Sanktionen wegfallen, wäre auch wieder mehr Zeit für Beratung und Förderung.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            "Eine bedarfsgeprüfte Mindestsicherung ohne Sanktionen halte ich daher für den besseren Weg."

             

            Damit haben Sie aber die Verachtung und die Existenzangst immer noch nicht beendet. Außerdem macht gesellschaftlicher Ausschluß krank. Da könnten auch noch große Kosten wegfallen, wenn sich alle auf Augenhöhe begegnen würden…

             

            Ist nur der arbeitende Mensch ein Mensch?

            Untätig ist der Mensch nicht gerne. Aber was heißt tätig sein?

             

            Fragen, die wir diskutieren müssen – im Bundestag, in den Medien, untereinander. Das wird ein langer Prozess. Aber immer noch besser als diese Ungerechtigkeit, die sich doch irgendwann entladen wird.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Frau Kirschgrün:

              "Damit haben Sie aber die Verachtung und die Existenzangst immer noch nicht beendet."

               

              Existenzangst wäre insofern verringert, als dass das Existenzminimum nicht mehr gekürzt werden könnte.

               

              "Außerdem macht gesellschaftlicher Ausschluß krank."

               

              Richtig. Primärziel wäre weiter, die Menschen in sozialversicherungspflichtige Arbeit zu vermitteln.

               

              "Ist nur der arbeitende Mensch ein Mensch?"

               

              Natürlich ist jeder Mensch als Mensch zu behandeln. Existenzsicherung ist ein Recht, kein Almosen.

          • @74450 (Profil gelöscht):

            "Die Gehälter von Spitzenmanagern würden doch durch ein BGE auch nicht sinken. Sie würden diesen Leuten nur zusätzlich ein Extra-Taschengeld bezahlen."

             

            Das funktioniert anders:

            https://www.heise.de/tp/features/Warum-wir-das-bedingungslose-Grundeinkommen-brauchen-3758461.html?seite=4

             

            Und wahrscheinlich würden die Spitzengehälter auch stark sinken, denn die Unternehmen müssten mehr für ungeliebte Arbeiten bezahlen, die sonst keiner mehr macht, weil er durch's BGE abgesichert ist.

             

            Und ganz abgesehen davon:

             

            Wir brauchen ein anderes Wirtschaftssystem, wenn das BGE nicht kommt. Und selbst mit BGE gibt es drängende Fragen, denn die Ressouren der Erde sind nicht unerschöpflich…

             

            Und die Schwellen-Länder und die armen Länder haben noch gar nichts vom Wohlstand abbekommen…

             

            Ein reiches Leben mit einfachen Mittel führen – sagt Arne Naess (Norw. Philosoph)

             

            Wir müssten vieles auf den Prüfstand stellen…

             

            In meinen Augen ist eine gerechtere (diesmal von oben nach unten) Verteilung (weltweit) unumgänglich.

            Wir haben keine zweite Erde im Kofferraum – das gilt auch für den Umgang in D.

            • 7G
              74450 (Profil gelöscht)
              @Frau Kirschgrün:

              Danke für den Link. Dass Spitzengehälter druch das BGE sinken würden, habe ich da jetzt zwar nicht gelesen, war aber trotzdem interessant.

               

              Ich beweizelfe nach wie vor nicht, dass das BGE kurzfrsitig finanzierbar sein könnte. Die mittel- bis langfristige Perspektive halte ich für aber weiter für problematisch.

               

              Im Grunde ist ein "Land der Häkelgruppen, Seidenmalerei-Kurse und Ayurveda-Workshops" nicht unsympathisch. Aber die Argumente, dass es nicht zu einem signifikanten Wohlstandsverlust kommen würde, sind in diesem Text nicht besonders stichhaltig.

               

              "In meinen Augen ist eine gerechtere (diesmal von oben nach unten) Verteilung (weltweit) unumgänglich."

               

              Nunja, beim Ziel sind wir uns jedenfalls einig.

              • @74450 (Profil gelöscht):

                "Aber die Argumente, dass es nicht zu einem signifikanten Wohlstandsverlust kommen würde…"

                 

                Natürlich wird es zu einem sog. Wohlstandsverlust kommen, aber was ist für uns Wohlstand?

                Blinder Konsum ohne Nachhaltigkeit, "weg-sein-muss-sein"-Schwachsinn, Ausbeutung der unteren Schicht, sinnlose Bonus-Ausschüttung, usw., usw.? Tonnenweise Lebensmittel vernichten? Alles mit Glyphosat vergiften (ist eh schon passiert – keine Bienen und keine Insekten mehr)?

                Uns mit Hass aufeinander loshetzen lassen, damit "die da oben" ungestört tun und lassen können, was sie wollen?

                 

                Wie doof sind wir eigentlich?

                 

                Was brauchen wir wirklich, um zufrieden und ohne Armut leben zu können?

                Wie viele Handys wollen alle noch kaufen, um sich ausspionieren zu lassen und dafür auch noch selbst einen Haufen Geld zu bezahlen?

                Wie lange wollen wir uns von den Nutznießern des Kapitalismus noch verar…en lassen?

                Wann wachen wir endlich auf, um zu kapieren, dass auch noch der winzige Rest unserer Demokratie gerade den Bach runtergeht?

                 

                Was brauchen wir wirklich?

                Wie können wir für mehr Gerechtigkeit sorgen?

                 

                Demokratischer Sozialismus?

                Was gäbe es noch für teilhabende Staatsformen? Was weiß ich, wir müssen uns etwas einfallen lassen…

                 

                "…Häkelgruppen, Seidenmalerei-Kurse und Ayurveda-Workshops…" können wir gerne auch veranstalten – nichts dagegen.

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    Das Sanktionsregime könnte übrigens auch durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts beendet werden. Nur scheinen die sich dort aus irgendwelchen Gründen viiiel Zeit zu lassen.

     

    Jahresvorausschau 2018, Erster Senat, Position 22(!): http://www.bundesverfassungsgericht.de/DE/Verfahren/Jahresvorausschau/vs_2018/vorausschau_2018_node.html

     

    Es wird allerdings geunkt, dass nachdem sich die Vorlage seit letztem Jahr nur um 3 Positionen verbessert hat, wohl nicht vor Mitte des nächsten Jahrzehnts mit einer Entscheidung zu rechnen ist.

    • @64662 (Profil gelöscht):

      Das BVerfG ist nicht zwingend an diese Reihenfolge im Register gebunden, wie in Vergangenheit immer wieder mal praktiziert. Wenn der politische Wille ausreichend besteht, kann dem Verfahren Vorrang, sogar sofortige Bearbeitung eingeräumt werden.

      • @lions:

        Da diese von Bundestag und Bundesrat gewählt werden, wundert mich das nicht…

        Die werden doch wohl keinen Interessenskonflikt haben…?

      • 6G
        64662 (Profil gelöscht)
        @lions:

        "Das BVerfG ist nicht zwingend an diese Reihenfolge im Register gebunden, wie in Vergangenheit immer wieder mal praktiziert."

         

        Ja? Danke, das wusste ich nicht!

         

        Ob die Richter wohl den Mut aufbringen werden, den Agenda-Genossen um die Ohren zu hauen, dass diese verfassungsfeindliche Gesetze zugunsten der Arbeitgeber beschlossen haben?

        • @64662 (Profil gelöscht):

          Kirchhof hat den Vorsitz?

          Mir schwant Böses.

        • @64662 (Profil gelöscht):

          Ja, das ist die Crux. Hier schielen die Politiker nach Karlsruhe und andersherum. Deshalb finde ich die Debatte um die Sanktionen gerade ungemein wichtig. Und die SPD hätte die Chance, mit dem Gang nach Canossa einen riesigen Glaubwürdigkeitssprung zu machen.

          Die Seeheimer werden aber in aller Geschlossenheit das zu verhindern versuchen. Nicht zuletzt, weil ihnen die Stabilität der Groko so am Herzen liegt.

          • 6G
            64662 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Weiß vielleicht jemand, ob Entscheidungen des BVerfG bis zur Verkündung geheim sind oder ob es "üblich" ist, dass "die Politik" vorzeitig informiert wird?

            Und ist es möglich, Politiker, die verfassungswidrige Gesetze beschlossen haben, zu verklagen?

  • Nur weil sie nicht mehr zum Appell beim Jobcenter antreten müssen sind die Menschen doch nicht "abgehängt"! Was für eine seltsame Vorstellung von Teilhabe führst du uns denn damit vor? Wie bereits viele vor Ort damit befasste Organisationen und Einzelpersonen öffentlich gesagt haben ist es für jede/n "abgehängte/n" allemal hilfreicher wenn man sie zum Mitmachen einlädt oder wenn sie in Notsituationen direkt angesprochen werden - gerade weil man dann eben nicht mehr in der Lage ist, sich die notwendige Hilfe selbst zu organisieren. - Diese Grundhaltung halte ich für angemessener als als das immer noch nachhallende Gedränge unseres ehemaligen Bundes-Leistungsfanatikers Gerhard Sch.

    • 6G
      6028 (Profil gelöscht)
      @Bogenhaar:

      Ich beziehe diesen Beitrag mal auf meinen Post unten.

      Offenbar habe ich mich dort nicht verständlich ausgedrückt: Mit der Automatisierung und 'Künstlicher Intelligenz', etc. werden in den nächsten Jahren enorm viel Arbeitsplätze wegfallen; speziell am unteren Ende der Qualifikationsskala.

       

      Prinzipiell haben wir zwei Reaktionsmöglichkeiten:

      (i) das System änder, d.h. den Kapitalismus abschaffen / drastisch umbauen - und zwar in einer kritischen Menge von entwickelten Staaten ... scheint mir in Mitteeuropa keine mehrheitsfähige Strategie zu sein

      (iI) im System so weitermachen.

       

      Wählt man die zweite, gibt es wieder zwei Wege:

      -- versuchen, die meisten Menschen im erwebsfähigen Alter noch irgendwie in die Wertschöpfungskette zu integrieren (H4)

      -- bechliessen, die 'Unter-Qualifizierten' abzuhängen ("aus denen wird eh nichts") und zu versuchen, sie mit 'Brot und Spielen bei Laune zu halten.

       

      Letzeres meine ich mit "endgültige Verabschiedung".

      Weil ich solch eine Verabschiedung gerade nicht gut finde, aber glaube, dass das Grundeinkommen ein Weg dorthin ist, bin ich gegen die Abschaffung von H4.

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    "Der Wegfall von Sanktionen und die höheren Leistungen würden Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber stärken."

     

    Und genau das würde das deutsche Wirtschaftsmodell, nämlich das Erzielen hoher Exportüberschüsse durch Lohndumping, gefährden. Da die deutsche Politik sich fest im Griff der Arbeitgeber befindet, wird es keine Mehrheiten für menschenfreundlichere Regelungen geben.

  • Die Löhne würden doch sinken: das bedingungslose Grundeinkommen bekommt doch jeder Staatsbürger. Nicht nur die Arbeitslosen, sonst gäbe es ja die Bedingung "arbeitslos". Und dann kann man sich ein bißchen dazu verdienen, aus Langeweile, aus Spaß an der Freude. Dann nimmt man vielleicht auch mal einen Job für 3 Euro/h an.

  • 6G
    6028 (Profil gelöscht)

    Von der Ersetzung von H4 durch einen Mindestlohn erhoffen sich viele Linke nicht nur eine Entlastung der Bezieher sondern überhaupt eine entspanntere Gesamt-Gesellschaftssituation.

    In der Tat steht aber etwas völlig anderes am Horizont:

    die endgültige Verabschiedung derjenigen, die in der kommenden Wertschöpfungswelt nicht mehr gebrauchen zu sind, aus der produzierenden Gemeinschaft in ein neues Ghetto. Dort brauchen sie sich dann nicht mehr beim AA zu melden

    "... hätten wir kein Instrument mehr, um Mitwirkung einzufordern".

     

    Brauchen wir dann auch nicht mehr, weil wir diese Menschen dann aufgegeben hätten .

     

    Das Glück der paar echten Lebenskünstler, die mit dem Mindestlohn ein erfülltes Leben generieren können, müsste man allerdings gegen das Leid der Abgehängten rechnen.

    • @6028 (Profil gelöscht):

      Die endgültige Verabschiedung hat längst stattgefunden. Darüber sollten Termine beim JC, Trainingsmaßnahmen und weiterer Firlefanz nicht hinwegtäuschen. Diese Menschen noch an irgendeiner Gängelleine zu haben, bedeutet nicht, sie nicht fallen gelassen zu haben.

    • @6028 (Profil gelöscht):

      Lieber Dr. Robert,

       

      haben Sie schonmal Hartz IV erlebt? Das hat einfach gar nichts mit Förderung und Lebensplanung zu tun, sondern nur mit Angst.

       

      Als Sozialwissenschaftsakademikerin wurde ich direkt nach meinem Studium in eine Kompetenzfeststellungsmaßnahme für Hauswirtschaft, Schweißen und Lackverarbeitung vermittelt - bei Nichtteilnahme Leistungskürzung. Ich habe nicht teilgenommen und mir in dieser Zeit selbst einen Job geschaffen. Die emotionale Auseinandersetzung mit der Jobcenterdrohung hat aber unendlich viel Energie geraubt, die ich für meine eigentliche Orientierung viel besser hätte einsetzen können.

       

      Es wird niemand aufgegeben, wenn ihm*ihr weniger Angst gemacht wird.

      • @funke:

        Die Sanktionsandrohung ist bei Ihnen nicht ins Leere gelaufen, hat gefruchtet, werden die Befürworter der Sanktionen behaupten. Diese unterstellen, Sie hätten nicht genug Eigenmotivation, sich ohne Sanktionen um eine die Existenz erhaltende Beschäftigung zu kümmern. Dass das für die Mehrheit nicht stimmt, wird man sich nicht eingestehen wollen. Darauf fußt die Sanktionsmaschine. Das JC wird Sie als ihren Erfolg verbuchen.

         

        Der letzte Satz müsste resultieren in: Niemand gibt sich auf, wen er weniger Angst hat.

        • @lions:

          Das läuft andersrum und ist noch perverser:

          Ich kenne eine ganze Reihe von Beziehern von HartzIV. Diese sind aber meistens in irgendwelchen Initiativen, Parteien o.ä, organisiert. Wenn die mich fragen, wenn sie in HartzIV kommen, empfehle ich denen, noch bevor überhaupt eine Sanktion kommt, den Behörden schon mit Widersprüchen gegen jeglichen Bewilligungsbescheid und Ausnutzung des Klageweges bis zum Bundessozialgericht die Hölle heiß zu machen, bevor die überhaupt ans sanktionieren denken. Und die haben auch alle Ruhe.

           

          Auf der Strecke bleiben auch hier die wirklich "Abgehängten", die Suchtkranken, die unerkannt psychisch Kranken, die Depressiven, die Antriebslosen etc. Das Jobcenter ist völlig inkompetent, sich mit den Menschen auseinanderzusetzen (Das sind ja in den seltensten Fällen Sozialpädagogen o,ä,) und wenn die kein Umfeld haben, was sich um sie kümmert, sind die völlig verloren und bekommen auch noch Sanktionen dazu.

           

          Und ich habe immer den Verdacht, dass diese Sanktionen in erster Linie Einsparmaßnahmen sind, die mit den Menschen gemacht werden, mit denen man das machen kann. Und so spart der Staat sich noch was vom Existenzminimum.

  • Wie die Situation ohne HartzIV aussehen würde, ist strikt davon abhängig, wie sozial die Gesinnung der GroKo ist, also von CDU/CSU/SPD.

     

    Wie diese Gesinnung bislang war, ist bekannt:

     

    Arme Menschen sterben 7 bis 10 Jahre früher als der Bevölkerungsdurchschnitt. Ursache: Das Geld reicht zwar knapp zum Existieren, aber nicht mehr für viele maßgebliche Dinge, die miteinander wirkend einen frühzeitigen Tod verhindern.

     

    Das alles war bekannt, aber ein Interesse an Abhilfe war kaum bis gar nicht erkennbar.

     

    Und nun? Parteien, die von jetzt auf gleich vom Saulus zum Paulus mutieren? Oder ist es vielleicht doch nur die Sorge um die Ergebnisse der nächsten Landtagswahlen? Oder ist es der Versuch, eine weitere Tüte heiße Luft teuer zu verkaufen?

     

    Nach aller Erfahrung ist zumindest ersteres um einiges unwahrscheinlicher als die Invasion fliegender Einhörner.

  • Hartz IV ist ganz klar grundgesetzwidrig und dürfte deshalb gar nicht existieren: GG Art. 20 i.V.m. Art. 1, 11, 12, 13.

     

    Seine Abschaffung dürfte Deutschland also die Möglichkeit geben, teilweise wieder auf den Boden des GG zurückzukehren. Wär ja nicht schlecht, sofern uns an Rechtsstaatlichkeit gelegen ist.

     

    Im übrigen ist es spannend, dass die Hauptargumentation in ach so vielen Diskussionen doch die Finanzierbarkeit ist. Abgesehen davon, dass Finanzierbarkeit niemals eine Frage ist, wenn es um die realen Gegenwerte geht, die die Produkte der "Finanzwirtschaft" ermöglichen (wie viele Erden sollen sich die Superreichen denn kaufen?): Das Geld ist völlig virtuell. Seine Schöpfung aus dem Nichts und die Nichtschöpfung der Zinsen sind bekanntlich mehr als umstritten.

     

    Von daher sollte die einzige Frage sein: Was wollen wir ändern? Den Menschen, damit er besser zum Geld passt? Oder das Geld, damit es besser zum menschenwürdigen Leben passt?

    • @BvW:

      Sie haben ja so recht!

  • Bubi Scholz wird nicht auf den von ihm selbst mit erschaffenen, entwürdigenden Repressionsapparat Hartz4 verzichten wollen!

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Jeder Sozialromantiker dürfte sich darüber freuen, wenn die von Jörg Wimalasena gewünschte Haltung mehrheitsfähig wäre. Ich kenne keine Umfragen zu Hartz IV, vermute aber ganz stark, dass die meisten Befragten Hartz IV als 'selbstverschuldet' ansehen werden. Und Regierungen sind keine Betriebsunfälle, sondern Ausdruck eines Wählerwillens.

     

    Die Geschichte dieses Landes und seiner juristischen Vorgänger ist - von wenigen Beispielen abgesehen (Ostpolitik Willy Brandts in den 1970ern, Anti-Atomkraft- und Friedensbewegung der 1980er) - ein Dokument dafür, dass es hierzulande mit Einsicht und Empathie nicht so weit her ist.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      "sondern Ausdruck eines Wählerwillens."

       

      Sorry, aber haben Sie sich schon mal überlegt, wie dieser Wählerwille zustande kommt?

       

      Sie unterschätzen m. E. die Desinformation und die Manipulations-Macht der Medien ganz gewaltig. Wenn die sog. Presse immer und immer wieder das Gleiche wiederholt, glauben das die Menschen, die nicht "in der Lage" sind, selbst zu denken. Und das sind mehr als Sie glauben, fürchte ich.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Frau Kirschgrün:

        Ja, ich reflektiere auch die Art und Weise des Zustande-Kommens des Wählerwillens. Wirkungen von Medien sind mir geläufig. Aber nein, ich folge Ihnen nicht auf dem Weg des pauschalen Manipulations- und Verführungsvorwurfs. Warum? Weil jeder - ohne Ausnahme - diesen Manipulationen erliegen müsste. Und weil Sie Anderen die Verantwortung für das eigene Tun abzunehmen versuchen.

         

        Es gibt wahrlich vieles an der Macht von Medien zu kritisieren. Die Entscheidung, welche Partei ich wähle, hat dennoch ein Jeder. Trotz aller Einschränkungen.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Es sehen nur viele Menschen keinen Handlungs- bzw. Änderungsbedarf, weil sie glauben, damit nichts zu tun zu haben, denn es geht ihnen "ja gut".

           

          Und aus Politikerverdrossenheit gehen 25% gar nicht mehr wählen, aslo ich halte die Medienmanipulationen für sehr wirksam.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Dass die Mehrheitsmeinung für Erhalt von H4 besteht, sollte aber nicht dazu führen, nichts zu unternehmen.

      Unwissenheit über soziale Missstände, Annahmen polit. Fehlschlüsse und empathieloser Medienkampagnen können zuweilen dazu führen, Empathiearmut bei den Unwissenden zu vermuten.

      "Der Wolf ist dem Menschen Mensch, kein Mensch, wenn er ihn nicht kennt" trifft hier zu.

      Ein Ereignis um eine Tafel, eine unüberlegte Äußerung eines CDU-Politikers und schon ist die vermeintlich labile Mehrheitsmeinung am wackeln.

      Auch der Autor arbeitet nur daran.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @lions:

        Absolute Zustimmung.

         

        Meine Ausführungen waren auch nicht so gemeint, die Beine hochzulegen, zu wehklagen und nichts zu tun.

         

        Au contraire: jeder Mensch mit sozialem Gewissen ist dazu aufgefordert, seine Kraft zur Änderung/ Abschaffung von Hartz IV und Armutsrenten einzusetzen.

      • @lions:

        "vermeintlich labile" äh stabile

  • Im Spiegel heisst es:

     

    Kritik an der SPD-Debatte kommt derweil weiter vom Koalitionspartner Union. "Der reguläre Arbeitsmarkt ist derzeit aufnahmefähig wie ein Schwamm. Da finde ich es geradezu grotesk, einen staatlich organisierten "Nebenarbeitsmarkt" schaffen zu wollen", sagte der Vorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung, Carsten Linnemann, der "Welt". "Ziel muss es gerade jetzt sein, dass der Sprung in den regulären Arbeitsmarkt geschafft wird."

     

    Dem ist nichts hinzuzufuegen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Sven :

      Doch, dem ist noch etwas Entscheidendes hinzuzufügen. Jeder, der mit Arbeitslosen gearbeitet, sie beraten und betreut hat, weiß um die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf Menschen. Es gibt Menschen und wird sie vermutlich auch immer geben, die nicht in der Lage sind, einer Arbeit auf dem 'Ersten Arbeitsmarkt' nachzugehen. Diesen Arbeitsmarkt nach den vielen De-Regulierungen der letzten fünfundzwanzig Jahre als 'regulär' zu bezeichnen, ist ein Kalauer. Ein ganz besonders zynischer.

       

      Sprache ist verräterisch.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Am ersten Arbeitsmarkt ist nichts zynisch. Wir haben einen ganz normalen ersten Markt.

  • Wahnsinn, alle diese positiven Effekte, diese Einsparungen und Konjukturbelebung... und das alles kostet rein gar nichts, so wie es hier beschrieben ist. Toll!

     

    Also, was kostet das "die Reichen" (weil nur von denen wird man sich das Geld ja holen, ne?) erstmal im Jahr? 50 Mrd. €? 100? Interessiert das eigentlich irgendwen, oder dient dieser Artikel nur der stimmungsvollen Sozialmasturbation?

     

    Hartz IV wie es jetzt ist, ist menschenunwürdig. Es muß allermindestens abgemildert und ehrlich gemacht werden, eigentlich aber durch etwas anderes ersetzt werden. Aber so zu tun, als ob das alles für lau zu haben ist, das bestenfalls nutzlos, im Grunde aber ein für dumm Verkaufen der Leserschaft.

    • @Wurstprofessor:

      Es wird zunächst mal Tausende an Jobs in der Verwaltung kosten, denn die fallen weg. Beim Grundeinkommen wird zudem gegenüber Hartz4 wohl eher gespart, denn Miete und Nebenkosten müssten davon bezahlt werden, was viele überfordern dürfte, aber auch zu mehr Eigenständigkeit zwingt. Oder auch zum Umzug in eine andere Wohnung. Es wird immer einen Teil der Bevölkerung geben, der zu krank, instabil oder zu faul zum arbeiten ist. Den kann man aber eben auch nicht sinnvoll zur Arbeit zwingen, Versuche sind herausgeschmissenes Geld zur Beruhigung der emotional aufgebrachten Arbeitenden. Nur mal so zum Einsparungspotential diverser Sozialmaßnahmen: Von den staatlichen Ausgaben des Wohngeldes werden weniger als 50% an die Empfänger ausgezahlt, der Rest ist Kontrolle und Verwaltung. Beim Kindergeld, was faktisch ein Grundeinkommen ist, sind die Verwaltungskosten dagegen verschwindend gering.

    • @Wurstprofessor:

      Ich würde (s.u.) sagen 150 mrd im Jahr - das Geld, das sich die Reichen in den letzten 15 Jahren mit Hilfe der Politik von der unteren Hälfte der Bevölkerung geholt haben.

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @agerwiese:

        1000 Euro für jede Nase pro Monat macht 80Mrd pro Monat und 960Mrd im Jahr. Also fast 1Billionen jährlich.

        • @80576 (Profil gelöscht):

          Die Frage war eher weniger, wie viel BEG kosten sollte, sonder vielmehr "was kostet es die Reichen?".

          Also - erstmal die 150 mrd, die in den letzten 15 Jahren der unteren Bevölkerungshälfte vorenthalten wurden.

           

          Was BGE betrifft - 1000 pro Kopf und Monat ist zu viel. Familienstaffelung und ggf. eine Höchstbezugsdauer wären sinnvoll.

  • All die Argumente in dem Artikel sprechen dafuer, Hartz IV keinesfalls abzuschaffen. Wir brauchen keine Augenhoehe fuer Hartz IV Empfaenger, sondern mehr Druck, sich um ein finanziell eigenstaendiges Leben zu kuemmern.

    • @Sven :

      Wir alle brauchen UNBEDINGT Augenhöhe für ALLE Menschen.

       

      Auch Sie, m. E..

      Oder sind Sie ein besserer Mesnch, nur weil Sie das Glück haben, arbeiten zu dürfen?

       

      Aber da werden Sie wohl noch ein bißchen üben müssen…

    • @Sven :

      Wie, noch mehr Druck? Inhaftierung, Stalking etc.

      Da gab´s mal in D wegen Arbeitsscheue auch Lagerhaft. Mir ist als ob sich die Personalsuche für solche Lager heute auch wieder recht leicht gestalten ließe.

    • 7G
      75064 (Profil gelöscht)
      @Sven :

      Das Ihrer Argumentation zugrunde liegende Menschenbild teile ich nicht.

  • "Gegenüber allen anderen hätten wir kein Instrument mehr, um Mitwirkung einzufordern.“

     

    Das Instrument sollte das GG auschließen und eh sich hier ein Politiker gegen die Sanktionen "den Arsch aufreißt", wird wohl davor Karlsruhe entschieden haben. Ich denke, dass die Sanktionen auch auf halblinker Seite langsam zur Disposition gestellt werden, hat i-wie damit zu tun, dass wohl noch dieses Jahr vom BVerfG darüber entschieden wird und ich ahne die Antwort an das SG Gotha.

    Also, liebe linke Politiker: Aufspringen, die Fahrkarte ist für lau zu haben!

     

    Und an Herrn Koch: Die Folter und der Hungerturm sind schon abgeschafft worden!

    • @lions:

      Kosten:

      6.000.000 Empfänger x 1050 Euro x 12 Monate= 75.600.000.000 Euro pro Jahr

       

      Kostenloser Nahverkehr: 13.000.000.000 Euro pro Jahr

      • @Simon23456:

        Bitte erklären Sie sich? Oder was hat das mit den Sanktionen zu tun?

        • @lions:

          Fast alle Kommentatoren hier diskutieren nur über das Thema, ob Hartz IVler faul sind oder nicht.

           

          Ich halte den Satz mit den Mindestlöhnen für viel wichtiger. Tatsächlich hat nämlich die Mehrzahl der Aufstocker KEINEN Job, der für unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit irgendwie relevant wäre.

           

          Deshalb ist der Vergleich mit dem Mindestlohn so bedeutsam. Es ist der Verdienst von Hartz IV, das viele Menschen nicht mehr von ihrem Lohn leben können, weil man Löhne jetzt auf Staatkosten drücken kann.

          Und die Wirtschaft macht dass dann natürlich auch.

        • @lions:

          Er meint, die "Fahrkarte" ist nicht für lau.

           

          Wobei seine Rechnung bösartig falsch ist. Man darf sich nur die Mehrkosten anschauen, denn der Staat zahlt jetzt auch schon eine Menge.

          Außerdem gibt es noch Effekte (wie die MwSt, die ja nur im Kreis läuft), die die Mehrkosten beeinflussen.

           

          Und wenn dabei dann z.B. 40 Mrd rauskommen, für einen so grundlegenden Schritt, erschreckt mich das ehrlich gesagt nicht. So viel Geld hätten wir ja - so man bereit ist, etwas abzugeben.

           

          Aber das sind offenbar ja nicht alle.

  • Der Anteil der unteren 50% am Brutto-Volkseinkommen sank in den letzten 15 Jahren von 23% auf ca. 17%. Diese 6% entsprechen ca. 150.000.000.000 (150 mrd) Euro jährlich.

    Sozusagen 4.000 Euro brutto pro Jahr und Kopf oder 16.000 brutto für eine 4-köpfige Familie, die zu diesen 50% gehört.

    DAs GAnze wird um einiges gemindert durch Steuer- und SV-Ausgleich, nichtsdestotrotz - der reale Verlust am Gesamtkuchen dürfte gewaltig sein.

     

    Und diese Einbuße von 150 mrd kam nicht zufälligerweise zu der Zeit, wo Hartz IV eingeführt wurde, der zu gewaltiger Umverteilungsmaschine auf dem Arbeitsmarkt wurde.