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Militärhistoriker über Kriegstüchtigkeit„Wir brauchen als Republik einen demokratischen Krieger“

Die BRD ist wehrunfähig – und in Gefahr. Der Militärhistoriker Sönke Neitzel fordert einen Wehrdienst und weiß: Frieden gibt’s nicht zum Nulltarif.

Uniformen des Panzergrenadierbataillons 411 in Pasewalk Foto: Jens Gyarmaty/laif
Daniel Schulz
Ambros Waibel
Interview von Daniel Schulz und Ambros Waibel

taz: Herr Neitzel, Sie haben die SPD kürzlich „ein Sicherheitsrisiko für Deutschland“ genannt. Da wussten Sie noch nicht, dass mit Matthias Miersch ein Freund von Ex-Kanzler Gerhard Schröder SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag geworden ist. Wie würden Sie die Aussage jetzt steigern?

Sönke Neitzel: Das mit dem „Sicherheitsrisiko“ bezog sich auf die Frage der Wehrpflicht. Es war für mich erstaunlich, dass im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD steht: „Wir schaffen einen neuen attraktiven Wehrdienst, der zunächst auf Freiwilligkeit basiert.“ Jeder weiß, dass das nicht funktioniert.

taz: Was sagen denn die Politiker, die Sie treffen, dazu?

Sönke Neitzel: Ein Argument, was dann immer kommt, ist: Wir haben erst mal genug Freiwillige.

taz: Was spricht dagegen?

Sönke Neitzel: Die Bundeswehr kommt schon jetzt nicht auf die Sollstärke. Außerdem: Von den aktuell 180.000 Soldaten müssten sie mindestens 20.000 abziehen, weil die gar nicht mehr voll einsatzfähig sind. Ein anderes Argument ist, dass es schädlich wäre für die Wirtschaft. Der eigentliche Grund bei der SPD ist natürlich, dass der linke Flügel das nicht will. Es gibt in einer liberalen Demokratie immer Widerstände. Nur erwarte ich von Politik, dass sie die Lage analysiert und dann handelt. Adenauer hat nicht gewartet, bis alle mit der Wiederbewaffnung einverstanden waren. Schmidt und Kohl haben beim Nato-Doppelbeschluss die Lage analysiert, öffentlich den klaren Sachverhalt benannt und dann entschieden.

taz: Hier reden drei ältere Männer über Dienstpflicht und Krieg. Wir werden aber nicht diejenigen sein, die die Hauptlast zu tragen haben.

Sönke Neitzel: Ich habe das 15 Monate gemacht, meine Wehrpflicht als Soldat erfüllt. Und ich wäre auch heute wieder bereit, einen Dienst an der Waffe zu leisten.

taz: Was sagen Sie jungen Menschen heute?

Sönke Neitzel: Bei allen Klagen ist Deutschland immer noch ein sehr attraktives Land. Es lohnt sich, für diese Gemeinschaft einzutreten. Wir brauchen jedes Jahr 30 bis 40.000 Männer und Frauen für die Verteidigung dieses Gemeinwesens. Wir sind 82 Millionen Menschen. Wenn wir sagen, wir kriegen das nicht hin, dann läuft etwas schief.

taz: Männer und Frauen würden Sie gleichbehandeln?

Sönke Neitzel: Für eine Wehrpflicht für Frauen müsste das Grundgesetz geändert werden, wofür es keine Mehrheiten gibt. Ich bin aber dafür: Männer und Frauen werden gleichbehandelt. Wir hatten Frauen, die in Afghanistan gekämpft haben, die Gruppen- und Zugführer waren. Wenn wir diese Gesellschaft erhalten wollen, dann würde ich die Frauen prinzipiell auch mit in die Pflicht nehmen. Es ist übrigens ein Trugschluss, dass ein Krieg nur die Jüngeren betrifft. In der Ukraine kämpfen viele ältere Männer. Der älteste Mann, den die Bundeswehr trainiert hat, war 71 Jahre alt. Und der saß nicht im Büro, der ging an die Front. Das ist nicht unbedingt zur Nachahmung zu empfehlen, aber ich meine, dass wir alle gefragt sind, unsere Republik zu verteidigen – auf die eine oder andere Weise.

taz: Im Vergleich zu den Jahren, als Sie in der Bundeswehr waren, ist die soziale und finanzielle Ungleichheit gewachsen, Rassismus wird klarer benannt, Schwarze Menschen werden von der Polizei erschossen. Wir haben nicht alle das Gleiche zu verteidigen.

Bild: MSC/Michael Kuhlmann
Im Interview: Sönke Neitzel

Sönke Neitzel, geboren 1968, ist Historiker und Professor für Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam.

Das Buch: „Die Bundeswehr. Von der Wiederbewaffnung bis zur Zeitenwende“, C. H. Beck 2025, 12 €.

Sönke Neitzel: Heute ist die Gesellschaft viel diverser. Und klar gibt es Leute, die hier leben und keinen Bezug zu diesem Staat haben. Aber wenn wir diesen Schritt nicht tun, wird der Krieg wahrscheinlicher: Weil wir nicht abschrecken, weil wir Signale der Schwäche senden. Mit dem Mot­to:­ Auf Kämpfen haben wir keinen Bock. das sollen die Amerikaner machen, kommen wir nicht mehr durch.

taz: Was heißt das für heute konkret?

Sönke Neitzel: Dass man das eigene Land verteidigen muss und vielleicht dabei sterben kann. Dass der Soldatenberuf etwas Besonderes ist, weil ein Soldat Leben schützt und Leben nehmen kann, das wurde in Deutschland lange bestritten. Inhalt des Diskurses war meist die Zivilisierung der Bundeswehr. Das hat funktioniert, weil die Streitkräfte in der öffentlichen Wahrnehmung zum bewaffneten Technischen Hilfswerk umfunktioniert wurden.

taz: Sie würden eher Tucholskys Zitat als Berufsbeschreibung sehen wollen?

Sönke Neitzel: Das mit den Mördern? Mörder würde ich natürlich nicht sagen, ein Mord ist etwas anderes. Aber die Aufgabe von Soldaten ist in letzter Konsequenz: kämpfen, töten, sterben. Und diese Realität haben wir von uns ferngehalten. Und jetzt ist es für viele ein Schock. Jetzt fragen wir uns, was machen wir denn, wenn Litauen angegriffen wird? Dann muss die deutsche Panzerbrigade 45, die dort stationiert ist, möglicherweise kämpfen. Und dann kommen nicht 59 Särge zurück wie aus Afghanistan, sondern vielleicht 2.000.

taz: Der letzte große Bundeswehreinsatz, in Afghanistan, endete mit einer totalen Niederlage. Es gab Bilder, die an Vietnam erinnern, damals haben sich Menschen, die aus dem Land fliehen wollten, an US-Hubschrauber geklammert

Sönke Neitzel: … ganz so war es nicht …

taz: … dieses Mal hingen Menschen an Flugzeugen. Es sind deutsche Soldaten in diesem Einsatz gestorben, die hat die Politik hingeschickt. Ist Afghanistan genug aufgearbeitet worden für eine ehrliche Diskussion über das Militär und seine Rolle?

Sönke Neitzel: Nein, es wurde und wird nicht genug aufgearbeitet. Aber die Frage Wehrpflicht, und wie stehen wir zur Bundeswehr, und der Afghanistaneinsatz, sind zwei unterschiedliche Dinge.

taz: Inwiefern?

Sönke Neitzel: Nie in der Geschichte der Bundesrepublik wurde die Bundeswehr positiver betrachtet. Eine hohe oder sehr hohe Meinung zur Bundeswehr haben 85 Prozent der Bürgerinnen und Bürger. Obwohl Afghanistan schiefgegangen ist. Und natürlich hat die Bundeswehr versucht, diesem Scheitern eine positive Sinndeutung zu geben. Damit ist sie meines Erachtens wiederum gescheitert.

taz: Welche positive Deutung?

Sönke Neitzel: „Wir als Bundeswehr haben unseren Auftrag erfüllt. Es war die Politik, die versagt hat.“ Aber die Bundeswehr hat ihren Auftrag doch nicht erfüllt, weil sie ihn niemals hat erfüllen können. Sie ist – so meine ich – in eine „Mission Impossible“ geschickt worden, was dann immer auch die Verantwortung der militärischen Führung aufwirft. Letztlich ist Deutschland aber noch mit einem blauen Auge davongekommen, „Nur“ 59 sind am Hindukusch gefallen. Gott sei Dank viel weniger als bei den meisten anderen Bündnispartnern. Afghanistan ist für eine breite Öffentlichkeit abgehakt.

taz: Warum ist das bei der Wehrpflicht anders?

Sönke Neitzel: Da kann man eben nicht mehr sagen, das trifft nur ein paar Fallschirmjäger aus Niedersachsen. Jetzt geht es potenziell um alle Deutschen im wehrfähigen Alter und vor allem um einen ganz anderen Krieg. Und denken die Deutschen über Krieg nach, denken sie an den Zweiten Weltkrieg. Krieg ist für die Deutschen Genozid und Massenmord. Zu dieser emotionalen Diskussion kommt die Erinnerung an die Gefahr des nuklearen Krieges, Stichwort Kalter Krieg, hinzu. Die Angst vor einem globalen Armaged­don ist angesichts der deutsch-deutschen Erfahrungen verständlich, aber ein wenig einfach gedacht.

taz: Verglichen mit den Debatten über Militär und Krieg in der Ukraine sind die Diskussionen in Deutschland altbacken. Als würde Lothar Matthäus über Fußball reden. Hier raunt es von alten Tugenden und Opferbereitschaft. In der Ukraine wird oft diskutiert, wie eigene Opfer vermieden werden können, mit dem Einsatz von Drohnen zum Beispiel.

Sönke Neitzel: Dreht sich die Debatte hier um Opferbereitschaft? Ich nehme das anders wahr.

Zum Hintergrund

„Mein Vater kommt mit dem Panzer“ lautete der Titel eines Gesprächs von Daniel Schulz (Autor des Reportagebuchs „Ich höre keine Sirenen mehr. Krieg und Alltag in der Ukraine“) und Ambros Waibel im März 2021 in der taz über das Aufwachsen in vom Militär geprägten Familien: Schulz' Vater war Offizier bei der NVA, Waibels Vater Jurist bei der Bundeswehr. Angeregt war das Gespräch von Neitzels Buch „Deutsche Krieger. Vom Kaiserreich zur Berliner Republik – eine Militärgeschichte“, 2020 im Propyläen Verlag erschienen.

taz: Es gibt doch in der deutschen Gesellschaft Qualitäten, sich zu organisieren, Menschen in Not zu helfen. Im Ahrtal. Im Mittelmeer. Da bauen Menschen gewaltige logistische Ketten auf. Das widerspricht doch der auch von Ihnen implizit geäußerten Annahme, den Menschen hier wäre Solidarität, auch internationale, nicht so wichtig, dass sie dafür Leib und Leben riskieren würden.

Sönke Neitzel: Wir reden über Werte, aber nicht über Opferbreitschaft und über das Opfer als Begriff. Null. Das Opfer spielt als Begriff im Nationalsozialismus eine große Rolle, und darüber reden wir natürlich nicht.

taz: Sie beklagen doch ebenfalls eine Art Gratismentalität in Deutschland dem Leben in Freiheit und Wohlstand gegenüber. Zugleich gehen in der Ukraine viele Männer nicht zur Armee und am Wochenende in die Disco. Und die Gesellschaft dort streitet pluralistisch und heftig, ob das so sein darf. Im Gegensatz dazu scheint uns diese deutsche Debatte nicht zeitgemäß.

Sönke Neitzel: Ich bin mir nicht sicher, ob die deutsche und die ukrainische Debatte prinzipiell wirklich so unterschiedlich sind. Was wir allerdings wirklich von der Ukraine lernen können, ist die enge Verbindung von einer jungen Start-up- und IT-Szene mit dem Militär. Durch das schnelle Tempo in der Innovation schaffen sie es, Russland zumindest zeitweise überlegen zu sein. Hier haben wir noch viel aufzuholen und wir haben in den letzten Jahren viele Innovationen verschlafen. Meines Erachtens sind unsere Strukturen viel zu schwerfällig und altbacken, um zum notwendigen Innovationstempo zu kommen. Die Folgen sind dramatisch: Wenn die Bundeswehr morgen in den Krieg ziehen würde, könnte sie wohl nur beweisen, dass sie mit Anstand zu sterben versteht. Wenn sich jetzt nichts grundlegend ändert, wird es noch weitere zehn Jahre dauern, bis die Bundeswehr auf der Höhe der Zeit ist. Leider lernen Armeen oft nur im Notfall.

taz: Was gilt denn als Notfall? Wenn Russland in der Ukraine siegen sollte?

Sönke Neitzel: Der Notfall wäre dann, wenn eine deutsche Brigade in den Kampf zieht.

taz: Zum Beispiel die Panzerbrigade 45 in Litauen.

Sönke Neitzel: Wo auch immer Deutschland eine große Einheit hinschickt und sagt: So, die müssen jetzt die Nato verteidigen. Wenn die nicht richtig ausgerüstet sind, sind die sehr schnell tot. Dann haben wir diesen Notfall.

taz: Glauben Sie, man sollte die Bundeswehr aufrüsten ohne AfD-Verbot?

Sönke Neitzel: Was ist die Verbindung zwischen beidem?

taz: Würden Sie eine aufgerüstete Armee einer Regierung mit einer rechtsextremen Partei in die Hand geben, die auch noch Putin-freundlich ist?

Sönke Neitzel: Das sind zwei verschiedene Dinge. Ich bin nach Lage der Dinge durchaus für ein Verbotsfahren gegen die AfD. Die Partei ist offenbar rechtsextremistisch, sie ist eine Gefahr für die Demokratie. Solche Verfahren dauern jedoch lange, und man weiß nicht, was dabei herauskommt. Was ist, wenn das Gericht Nein zum Verbot sagt?

taz: Dieses Risiko würden Sie eingehen?

Sönke Neitzel: Wir müssen jetzt handeln. Vielleicht ist es der letzte Sommer in Frieden.

taz: Meinen Sie das ernst?

Sönke Neitzel: Ja. Die große Gefahr ist – und das sagen in den Militärkreisen die Leute ganz offen –, dass Putin innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre die Nato herausfordert, etwa mit einem regional begrenzten Angriff im Baltikum. Weil er glauben könnte, dass Trump die Nato nicht unterstützt und Putin die Europäer als schwach einschätzt.

taz: Dann wäre dieser Sommer noch immer nicht der letzte in Frieden.

Sönke Neitzel: Wir können es aber auch nicht ausschließen, dass Putin schon sehr bald eine ihm günstig erscheinende Gelegenheit ausnutzt. Was passiert, wenn die Merz-Koalition nicht durchhält? Was ist, wenn wir eine schwierige innenpolitische Situation in Frankreich haben? Putin wird immer pragmatisch und opportunistisch unsere Schwäche ausnutzen und dabei auch militärische Mittel einsetzen. Er hat den Rubikon überschritten und wir kriegen ihn nicht wieder hinter diese Linie zurück. Wir sollten auch nicht den Fehler begehen zu glauben, dass Putin dieses oder jenes schon nicht tun wird, weil uns das als irrational erscheint. Nach so einer Logik hätte Hitler nie Krieg führen dürfen.

taz: Denken Sie darüber nach, dass es den Westen so vielleicht auf Dauer gar nicht mehr gibt?

Sönke Neitzel: Natürlich. Die Architektur und die Planungen der Nato sind eng mit den USA verbunden. Und jetzt müssen wir darüber nachdenken, wie eine Nato ohne die USA aussehen könnte. Und der noch schlimmere Fall ist: Die USA blockieren die Nato.

Ein deutscher Panzer der 45. Panzerbrigade bei einer Zeremonie in Litauen am 22. Mai 2025

taz: Wie würde das aussehen?

Sönke Neitzel: Trump wird den nächsten Alliierten Oberkommandierenden in Europa ernennen – der derzeitige Amtsinhaber geht im Sommer. Was ist, wenn der Trumpist sagt: Ich verlege keine Truppen in einer Gefahrensituation ins Baltikum. Dann haben wir ein Problem.

taz: Also ein Durchmarsch nach Berlin, wie ihn Propagandisten im russischen Staatsfernsehen immer wieder fordern?

Sönke Neitzel: Ich kenne keine Militärexperten, die das ernsthaft sagen. Es droht ein begrenzter Konflikt. Es geht Russland und anderen Autokraten darum, den Westen innenpolitisch so zu destabilisieren, dass dort der Wille zum Kampf fehlt. Und dann einen Testschritt zu machen, mit dem das Gebilde zusammenbricht. Aber es geht nicht um einen Marsch auf Berlin oder Warschau.

taz: Russland schafft doch schon die Ukraine nicht. Wie sollen die sich dann mit der Nato anlegen?

Sönke Neitzel: In öffentlichen Vorträgen stoße ich oft auf eine Art kulturelles Überlegenheitsgefühl, so von wegen: Der Russe kann das nicht. Aber in Sicherheitskreisen sagen viele: Unterschätzt die russischen Streitkräfte nicht. Ja, die haben Probleme, gerade beim Gefecht mit verbundenen Waffen und bei der Führung. Aber die Ukraine kann diesen Krieg verlieren und zurzeit sieht es nicht gut aus für sie. Und sollte es einen Waffenstillstand geben, dann ohne Sicherheitsgarantien. Es wird keine westlichen Truppen in der Ukraine geben. Damit hätte Putin freie Hand. Er kann ins Baltikum marschieren, er kann aber auch von Weißrussland aus eine neue Front in der Ukraine aufmachen.

taz: Dafür hätte Russland die Ressourcen?

Sönke Neitzel: Russland arbeitet viel auf Halde und die Frage ist: Was machen die mit den Reserven, die sie sammeln? Ein Panzer geht an die Front, ein Panzer geht ins Depot. Masse ist auch eine Qualität. Putin hat rund 700.000 Soldaten in der Ukraine stehen. Wenn der 100.000 Mann rauszieht, und woanders hinschickt, was dann? Wen haben wir denn in Estland? Es gibt ein Bataillon Nato-Truppen von 1.000 Mann. Und wie groß ist die estnische Armee? Knapp 8.000 Mann. Über die Brücke in Narwa werden die Russen schon noch kommen. Zumal wenn die Amerikaner uns nicht unterstützen.

taz: Was würde das bedeuten?

Sönke Neitzel: Wenn die Russen angreifen, würde die Nato sicherlich erst mal versuchen, die Luftüberlegenheit zu gewinnen. Einen Luftkrieg kann sie im Baltikum aber nur führen, wenn sie in Kaliningrad die russischen S-400-Stellungen ausschaltet, die Flugabwehr. Das ist nicht einfach, das dauert. Und es geht nur mit den Amerikanern. Alle Luftkriege, die die Nato geführt hat, waren letztlich amerikanische Operationen. Im Kosovo flogen sie 75 Prozent der Einsätze, die Deutschen haben 4 Prozent geflogen, die Briten 6 Prozent.

taz: Sie zeichnen ein anderes Bild als das der weithin überlegenen Nato.

Sönke Neitzel: Russland sollten wir einfach nicht unterschätzen und unsere Fähigkeiten nicht kleinreden, aber gerade derzeit auch nicht überbewerten. Und natürlich gibt es immer wieder Leute, für die von Russland keine Gefahr ausgeht. Dabei fordert Putin Europa schon mit Cyberangriffen heraus. Eigentlich hätten wir schon den Spannungsfall erklären müssen.

taz: Warum tut die deutsche Regierung das nicht?

Sönke Neitzel: Wenn wir das machen, müssten wir anerkennen, dass wir umfassendere Gegenmaßnahmen ergreifen müssen. Und das wollen Teile der deutschen Politik nicht. Sie wollen daran glauben: Wir sind im Frieden, obwohl die Nato in ihrem Strategischen Konzept von 2022 – beschlossen auf dem Gipfel in Madrid – festgestellt hat: The Euro-Atlantic area is not at peace. Scholz hat das mitgetragen. Ein Problem ist, dass wir öffentlich noch immer nicht deutlich genug auf die Gefahrenlage hinweisen. Die, die viel wissen, sagen wenig, und die, die wenig wissen, sagen viel.

taz: Wer sagt zu wenig?

Sönke Neitzel: Die Cyberleute müssten viel stärker öffentlich deutlich machen, was eigentlich passiert. Ich höre in der Szene immer wieder: Wir sind bedroht! Aber was geschieht konkret? In meiner Realität als normaler Apple-User fühle ich mich nicht von Russland angegriffen. Ich verstehe, wenn viele Menschen nicht an eine Bedrohung glauben.

taz: Kennen Sie denn Fälle, über die Sie öffentlich reden können?

Sönke Neitzel: Ich kenne Fälle, aber über die kann ich Ihnen nur off the record etwas sagen. Darüber zu sprechen, ist Aufgabe der Sicherheitsbehörden, die das noch nicht in ausreichendem Maße tun. Letztlich ist es natürlich eine politische Entscheidung, das zu ändern.

taz: Glauben Sie, dass die Bundeswehr im Fall eines Krieges die Fähigkeit hat, autoritären und faschistischen Tendenzen zu widerstehen?

Sönke Neitzel: Große Kriege haben die Tendenz, dem Liberalismus massiv zu schaden, weil sie mit Zwang und Kontrolle einhergehen. Es geht darum, Informationen zu kontrollieren, Bevölkerungen zu kontrollieren, die Wirtschaft zu kontrollieren. Also sollten wir Kriege tunlichst verhindern. Und wie sich dann die Soldaten politisch entwickeln? Ich bin überzeugt, dass die Bundeswehr demokratisch gefestigt ist.

taz: Der Bundeswehr und dem Militärischen Abschirmdienst MAD, der Informationen über verfassungsfeindliche Bestrebungen, Spionage- und Sabotageaktivitäten analysiert, fällt es doch schon im Frieden schwer, Rechtsextreme zu erkennen und fernzuhalten oder sie so zur Verantwortung zu ziehen, dass das Eindruck macht.

Sönke Neitzel: Natürlich haben wir Rechtsextreme und Rechtsradikale auch in der Bundeswehr, das wird sich leider nie ganz verhindern lassen. Jetzt gibt es eine neue Studie vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Laut der sind das eigentliche Problem nicht die Leute, die sich in der Bundeswehr radikalisieren. Das Problem sind die, die schon mit solchen Einstellungen in die Bundeswehr kommen. Und die muss man rausfiltern. Den Möglichkeiten des Rechtsstaats sind dabei aber auch Grenzen gesetzt. Der MAD kann in seinen Sicherheitsüberprüfungen natürlich nur mit rechtsstaatlichen Methoden vorgehen und die sind dann eben auch limitiert.

taz: Im Krieg kommt der Einfluss der Kämpfe, der Gewalt dazu.

Sönke Neitzel: Ja. Wir müssen erkennen, was Kriege mit Menschen machen. Das sind Welten, die mit unserer Zivilwelt nur noch bedingt etwas zu tun haben. Soldatenkulturen sind gewissermaßen Tribal Cultures. Wir haben die Funktionsweise dieser Kulturen in der Forschung zigfach beschrieben: Welche Identifikationen gibt es? Welche Lieder singen Soldaten, welche Symbole haben die, welche Abzeichen? Das alles ist wichtig für Soldaten, die in existenziellen Situationen sind. Daraus folgt: Man sollte die Bedeutung dieser Kulturen ernst nehmen und aktiv beeinflussen. Wenn wir aber sagen: Ach, lass die doch machen, wir haben schließlich den Verfassungspatriotismus und so einen Diskurs über den Wolken, dann können Dinge auch mal schiefgehen. Mein Petitum an die Bundeswehr ist immer: Kümmert euch darum.

taz: Wie kümmert man sich denn konkret darum?

Sönke Neitzel: Das System der Wehrmacht war relativ schlau.

taz: Ist das das Beispiel, das Sie wählen wollen?

Sönke Neitzel: Wir wollen ja nicht die Wehrmacht kopieren. Aber die Wehrmacht hat sich als Institution intensiv mit Soldatenkulturen befasst und verstanden: Ich muss Soldaten Identität, Kohäsion und Motivation vermitteln. Wie mache ich das? Mit Liedern, mit Uniformen, mit Auszeichnungen, mit Abzeichen, die für Soldaten funktionieren, die in einem solchen Kampf sind.

taz: Aber es ist doch niederschmetternd, dass Ihnen als Positivbeispiel als Erstes die Wehrmacht einfällt.

Es geht ja nicht darum, die Inhalte der Wehrmacht zu kopieren, sondern darum, zu erkennen, wie wichtig Soldatenkulturen für die Kohäsion von Truppe und Staat sind. Es geht darum, dass auch eine Republik die Funktionsweise von Tribal Cultures verstehen sollte, um sie bestmöglich für sich zu nutzen. Um es konkret zu machen: Warum kennt jeder Panzermuckel immer noch das Panzerlied aus dem Jahr 1935? Weil es ein Lied ist, das für die soziale Realität Panzertruppe funktioniert. Warum hat die Bundeswehr kein einziges Lied aus Afghanistan? Was ist mit der Brigade in Litauen? Auch hier sage ich immer: Kümmert euch um die Identität dieser Brigade. Wenn ihr Leute dahin haben wollt, muss diese Aufgabe mit viel kulturellem Kapital verbunden sein. Überlegt, was für die Soldaten Sinn stiftet und vergesst nicht so vermeintlich altmodische Dinge wie Lieder, Fahnen und Abzeichen. Denkt darüber nach, welche Vorbilder könnte es für Menschen geben, die 2000 geboren sind oder 2002? Ich weiß nicht recht, ob man die Bedeutung dieses Bereiches wirklich erkannt hat.

taz: Woran liegt das?

Sönke Neitzel: Die Bundeswehr ist dafür bekannt, die Traditionsarbeit als einen eher lästigen Bereich zu vernachlässigen. Wollen wir das alles der AfD überlassen? Das kann ja wohl die Lösung nicht sein. Dann müssen wir aber auch ein Stück weit die Logik jener Männer und Frauen verstehen, die für uns kämpfen sollen. Die Bundeswehr hat kein Liederbuch. Die Träger des Ehrenkreuzes für Tapferkeit – des höchsten Ordens der Bundeswehr – stehen nicht auf der Website des Verteidigungsministeriums. Warum nicht? Schämen wir uns ihrer?

taz: Das klingt alles sehr nach Erschöpfung, nach Defätismus.

Sönke Neitzel: Wir tun uns als Gesellschaft schwer, den Kern des Soldatenberufs zu akzeptieren. Das sollten wir aber tun, wenn wir wollen, dass Männer und Frauen im Ernstfall für diese Republik kämpfen sollen. Wir können diese Identität nicht beschränken auf Elbehochwasser und Verfassungsdiskurs. Wir brauchen als Republik einen demokratischen Krieger.

taz: Kann man Soldaten Ambivalenz vermitteln? Kann man sagen: Ihr begebt euch in tödliche Gefahr, aber das verträgt sich mit der Demokratie nicht ganz so gut?

Sönke Neitzel: Ich glaube nicht, dass sich das ausschließt, kein Franzose und kein Brite würde das bezweifeln. Ich bleibe deswegen optimistisch. Wir sind nicht völlig erschöpft. Demokratien haben in Zeiten der Bedrohung gezeigt, dass sie willens sind zu kämpfen und trotzdem Demokratien bleiben. Bei diesen ganzen Militärthemen ist die Gesellschaft meines Erachtens viel weiter als die Politik. Wenn die taz schon anfängt darüber zu diskutieren …

taz: In der Ukraine haben viele junge Männer Angst vor der eigenen Armee: vor Kommandanten, die sich nicht um ihr Leben scheren. Ist das in der Bundeswehr anders?

Sönke Neitzel: In der Ukraine existieren viele Militärkulturen nebeneinander. Da gibt es eine höhere Führung, die zum Teil noch sowjetisch geprägt ist. Sie haben eine jüngere Führung, die von der Nato geprägt ist, aber in unterschiedlichen Ländern ausgebildet wurde. Manch sowjetisch beeinflusster General gibt Befehle, dass wir hier die Hände über den Kopf zusammenschlagen. In anderen Dingen sind die Ukrainer aber sehr modern und den Deutschen weit überlegen. Das Offizierskorps der Bundeswehr ist handwerklich zweifellos sehr gut ausgebildet. Aber im Drohnenbereich können wir noch viel von der Ukraine lernen.

taz: Sie reden viel vom Handwerk. Aber schätzen Offiziere der Bundeswehr das Leben Ihrer eigenen Soldaten höher, als es Offiziere in der Ukraine zu oft tun?

Sönke Neitzel: Ich würde bezweifeln, ob diese Einschätzung ukrainischer Offiziere wirklich zutrifft. Auf Russland trifft das sicher zu. Wir haben eine Forschungsgruppe zu militärischen Gewaltkulturen an der Universität Potsdam. Und da sehen wir ein deutliches Delta zwischen den westlichen Staaten und Russland. Die Gleichgültigkeit gegenüber eigenen Verlusten ist einer der offensichtlichsten Unterschiede. Kein Bundeswehrgeneral würde so Krieg führen.

taz: Das ist kein rassistisches Klischee?

Sönke Neitzel: Nein, wobei man sich natürlich vor einem essentialistischen Verständnis von Kultur hüten muss. Die Unterschiede können wir aber recht gut erklären, etwa mit der mangelnden Verrechtlichung der sowjetischen und russischen Streitkräfte. Es gab zwar immer wieder Phasen der Verrechtlichung unter Chruschtschow oder Gorbatschow, die aber nie wirklich durchdrangen. Es gibt zweifellos einen Footprint der russischen Armee, eine spezifische Gewaltkultur in Russland. Da geht es mir nicht um Gut oder Böse, es sind schlicht Ergebnisse kulturgeschichtlicher Forschung.

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34 Kommentare

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  • Natürlich ist Frieden schöner als Krieg, und da hier im Westen grundsätzlich kein Interesse an Krieg besteht, haben wir uns seit 1945 kontinuierlich als Gesellschaft davon entfernt.



    Den kalten Krieg haben wir als Juniorpartner der NATO dank des Zusammenbruchs der Sowjetunion, und damit des Warschauer Pakts, überstanden.



    Danach war noch mehr gesellschaftlicher Abbau des Kriegsthemas.



    Ändert aber nichts an der internationalen Entwicklung, Deutschland ist kein Stern in einer weit entfernten Galaxie.



    Und nun wissen unsere Staatslenker in der Wattebauschrepublik nicht, wie sie unseren militärischen Status den Erfordernissen gemäß gesellschaftlich aktualisieren sollen, und zwar so, dass die Bevölkerung die Maßnahmen auch mitträgt.



    Tatsächlich sehe ich hier jeden einzelnen Bürger zur Rationalität gezwungen, um es der Regierung zu ermöglichen, ohne unangebrachten, sinnlosen Widerstand das nötige zu tun!



    Letztlich ist DAS Demokratie, staatliches Mitwirken der Bürger für das Notwendige!

  • Hier nochmal der entscheidende Satz von Neitzel, damit ihn keiner übersieht:

    "Aber die Aufgabe von Soldaten ist in letzter Konsequenz: kämpfen, töten, sterben."

    Und sagt dann nicht Ihr hättet es nicht gewusst.

  • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

    Schkn sehr, sehr eigen. Da wird ein überlanges Interview mit einem der bekanntesten Aufrüstungsapologeten zur Wehrpflicht geführt und der Begriff 'Kriegsdienstverweigerung' kommt praktisch nicht vor. Dass Herr Neitzel das nicht anspricht, ist natürlich klar. Der hat es ja mehr mit der Wehrmacht und ihrer Praktik Deserteure aufzuhängen. Aber die Interviewer der taz? Schliesslich wollte am Schluss der letzen Wehrpflichtphase kaum einer mehr zum Bund, sondern wählte lieber den Zivildienst. Und man hätte ja auch mal ansprechen können, warum Deutschland seit Jahren Waffen an die Ukraine liefert ohne im Gegenzug auf die Einführung einer substantiellen KDV zu fordern? Denn heute müssen dort doch hauptsächlich staatliche 'Leib-eigene' in die Schützengräben, ohne die Möglichkeit Nein zu sagen.

  • Ein kleiner Nachklapp, wenn gestattet:



    Die Suche nach Werten und einer Identität für eine Bundeswehr ?



    Wie wäre es mit der des Humanismus, der Aufklärung, der Poesie unserer Dichter und Denker (wobei die sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen würden).



    Oder dem Fühlen im vergangenen Handeln wie "wir schaffen das"?



    Dumm nur, der Militarismus hat genau jene Werte immer in den Boden gestampft, nie Werte geschaffen. Da kann Sönke also lange suchen, er wird keine ausser Ehre und Vaterlandstreue finden.



    Die irgendwie belastet und abgenutzt scheinen...

  • Wieder mal ein Artikel, bei dem mir sofort 2 Dinge einfallen.



    1. Jeder Mensch, der nicht politisch rechts steht und bejammert, dass die Bundeswehr davon bedroht wäre, von Rechten unterwandert zu werden, muss sich fragen, warum er sich nicht zum Dienst meldet. Je weniger Rechte prozentual in der Armee, desto schlechter läuft es mit der Unterwanderung.



    2. Die Personalknappheit fängt schon ganz woanders an und muss dringend behoben werden. Da ist immer wieder von Reserve die Rede, ausgebildete Soldaten stehen quasi Schlange und werden im Regen stehen gelassen, weil lokal die Dienststellen fehlen und schlicht das Personal im medizinischen Dienst, dem MAD und der Verwaltung generell, um diese Leute zu beordern.



    Das ist, wie wenn Tesla für ein neues Werk mal eben 5000 Stellen zu besetzen hat und sich nicht mal fragt, wann denn ein einzelner Personaler denn die ganzen Vorstellungsgespräche führen soll.

  • Ohne Soldatenkultur kann eine Armee nicht Schlag-und Überlebensfähig sein. Das konnte man gut in Afghanistan sehen. Trotz eines Elternhauses ohne Parteizugehörigkeit hatte sich einer meiner Onkel aus Kameradschaft noch nach Stalingrad einfliegen lassen und ist seitdem vermisst. Dafür hielt er eine Scharlacherkrankung in der Familie geheim, die ihn davor bewahrt hätte. Mit Hilfe dieses Interviews kann ich das jetzt viel besser einordnen.

  • Gutes Interview welches sich in großen Teilen mit meinen eigenen Erfahrungen beim Militär deckt. Besonders der Blick der Gesellschaft. Natürlich war da die Stimme derjenigen die noch die Auswirkungen des WW2 erlebt haben lauter.

    Der Stolz die Uniform zu tragen schlug schnell in Frustration um wenn man von den Menschen als Kindermörder beschimpft wurde oder Freunde einen plötzlich als Faschisten bezeichnet haben.

    Dabei ist der Sinn eben unsere Lebensweise zu verteidigen. Notfalls auch unter Einsatz seines Lebens. Klar gab es auch diejenigen, die einfach "schießen" wollten. Aber dem kann man mit guten Vorgesetzten und Fortbildungen Abhilfe schaffen. Bei mir hat es gut funktioniert. So lange wir aber eine Sinn stiftende Identifizierung mit dem Militär den Wehrmachts oder Rotarmee Nostalgikern überlassen, und keine eigene schaffen, wird es schwer. Dafür braucht es aber eben auch die ganze Gesellschaft.

  • "Warum hat die Bundeswehr kein einziges Lied aus Afghanistan? "

    Dazu hat Fontane bereits etwas geschrieben, das ist treffend, gut und reicht aus:

    Das Trauerspiel von Afghanistan (Fontane)



    ........



    Umsonst, daß ihr ruft, umsonst, daß ihr wacht.



    Die hören sollen, sie hören nicht mehr,



    Vernichtet ist das ganze Heer,



    Mit dreizehntausend der Zug begann,



    Einer kam heim aus Afghanistan.

  • Im Grunde ist es doch ein gutes Zeichen, dass ein Land, von dem 2 Weltkriege ausgingen, sich nicht mehr in dieses Pardox des Militarismus einhegen lässt. Weil dieses Paradox letzendlich auch bedeutet, sich vom Klimaschutz und der sozialen Gerchtigkeit zu verabschieden, die sowieso schon beinahe demontiert ist.



    Natürlich ist es schwierig nach "Werten" für den Heldentot zu stochern, die durch soziale Ungerechtigkeit schon längst erodiert sind. Denn es waren doch immer die "armen Schlucker", die ihren Kopf hingehalten haben. In der Ukraine ist es wohl nicht anders.



    Es mutet schon fast surreal an, da wieder mit Liedchen, Wimpelchen, Orden und Identität zu kommen, wie eine Truppe im Stile einer Wehrmacht zusammengehalten werden kann. Auf fremden Boden.



    Warum wird in diesem Artikel die atomare Problematik nicht erwähnt?



    Der Film "Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" bietet die paradoxe Lösung:



    Im Wettrüsten waren die Russen gescheitert, es ging nicht mehr um die Gewinnbarkeit und die Domminaz eines Systems. Die Lösung der Russen bestand darin, einen atomaren Schlag mit der finalen Vernichtung der Erde zu kontern.

  • Hier kriegt mer es ned hin, Reservisten und-innen wiederzufinden weil die Daten ned weitergepflegt wurden nach der Auflösung der Kreiswehrersatzämter. Und tatsächlich steigt auch die Zahl der Interessent*innen für die BW. Also denke ich, die Wehrpflicht ist Käse, die gibts Stand heute weder in dem zitierten UK noch bei den Franzosen. Ob mer nu die Leute eher mit eventuellem Blech am Revers mit Blech(bläser)begleitung oder mit ner vorhandenen intensiven Nachsorge zu nem längerem Engagement für die Bundesrepublik bewegt; ich tendiere zu Letzterem.

  • "Wenn die Bundeswehr morgen in den Krieg ziehen würde, könnte sie wohl nur beweisen, dass sie mit Anstand zu sterben versteht."

    Es ist schon wichtig, dass auch die taz solche Waldwichtel wie diesen Neitzel seinen verbalen Debris ejakulieren lässt.

    Die Bundeswehr stirbt aber nicht, sondern deren Soldaten.

    Wann ist Putin in die Krim marschiert und was war vorher? Richtig, die Ukraine hat ihre Atomwaffen vor 2014 abgegeben.

    Und das ist das Problem.

    Jahrzehntelang hat das System der atomaren Abachreckung gut funktioniert, da konnte der westliche Kapitalismus noch vom eisernen Vorhang profitieren. Seit der "Globalisierung" und der ungehemmt Kapitalmaximierung brauchen wir aber Zerstörung, denn jeder Physikstudent weiss, was die Nieten in Nadelstreifen des Kapitalismus ignorieren:

    In einem beschränkten Raum gibt es kein unbeschränktes Wachstum.

    Und deshalb wird jetzt die Mär von einer kriegsbereiten Demokratie bemüht, damit die Menschen sich daran gewöhnen, dass bald mal wieder alles kaputt gebombt werden wird, damit es dann wieder ein "Wirtschaftswunder" geben kann.

    Der Homo sapiens ist ein Oxymoron und das von ihm verursachte Problem wird auch von ihm/ihr "ausrrrradiert"

  • Wie immer man zu den Ansichten von Herrn Neitzel, der ja Historiker ist und kein Militärstratege, auch stehen mag und wie man die Situation der Bundeswehr einschätzen mag, Typen wie Putin interessiert sowas nicht, die loten aus was auf konventionellen Wege geht.

  • Ich finde es witzig, dass Sönke Neitzel sich Gedanken über die Bundeswehrkultur und -musik macht. Meine Marschmusik müsste wohl MEUTE und Stromae sein:



    open.spotify.com/t...dQZF1EIhz0ys2iNkmi

  • Das Deutschland sich dagegen verweigert die Gefahrenlage auch auf das eigene Land mit einzubeziehen könnte sich in naher Zukunft rächen.

    Die Mentalität innerhalb Bevölkerung und Politik zeigt ziemlich deutlich auf, dass zwar ein Wissen darüber vorhanden ist, aber richtig verstanden hat man es noch nicht.

    Russische Raketen stoppen nicht bei Riga oder Vilnius. Bei einem Angriff auf die Nato wird auch hier das Leben nicht seinen gewohnten Gang gehen.

    Bei den derzeitigen Vorbereitungen der Balten und Polen spielen sicherlich auch historische Ängste mit hinein, aber der Hauptgrund ist, dass sie die akute Gefahr erkannt haben und ihr Handeln danach ausrichten. Gleiches gilt für die Skandinavier, die im Rekordtempo den Zivilschutz ausbauen.

    In Deutschland sehe ich nichts dergleichen, höre lediglich das die Bundeswehr in ferner Zukunft die stärkste Armee Europas stellen soll.

    Deutschland ist nicht vorbereitet, weder militärisch noch hinsichtlich ziviler Schutz- aber auch Versorgungsmassnahmen. Von den beiden letzteren habe ich hierzulande noch nie etwas gehört.

    Es fehlt halt das Verstehen, welches zum Handeln ermutigt.

  • Herr Neitzel möchte uns soetwas wie den 'normalen Krieg' ( das wäre ein Oxymoron) verkaufen, ohne Kriegsverbrechen und soetwas. (Auch deshalb, muss für ihn der Afghanistankrieg abgehakt sein, wo doch nun nach den australischen die britischen Kriegsverbrechen dort ans Tageslicht kommen. Auch forschungspolitisch forderte Neitzel letztes Jahr eine Entkoppelung der Forschung zum Soldatenhandeln im WkII vom Holocaust.) Um das tun zu können, suggeriert er Bescheid zu wissen, einen Überblick zu haben über aktuelle u. kommende Kriegslagen. (Siehe das Kapitel "Gegen Bescheidwissen" in der DDA) Denn es ist klar, ein 'normaler Krieg' würde sich ohne Entgrenzung vollziehen. Und nur zu so einem ließe sich nach seinen Werten mobilisieren. Wer schickt schon bewußt Menschen in die nukleare Katastrophe oder in die Kriegsverbrechen? Ja, wer? Aber es haben Leute gemacht ... und Kriegsverbrechen geschehen immer wieder, aktuell in Israel. Mit seinem Bescheidwissen, was ein Halbwissen ist, will er also zu soetwas wie einen 'normalen Krieg', einen ethisch vertretbaren jedenfalls auf 'unserer' Seite, also einen reinen und auch noch innovativen Krieg zwangsmobilisieren lassen. Ein Trugschluss.

  • Den Interviewerduo der taz sei der Artikel der neuen Bürgermeisterin aus Genua ans Herz gelegt...

  • Das Aufbauschen von Bedrohungen durch Sönke Neitzel hat keine Basis in der Realität. Was er hier betreibt, sind Verschwörungstheorien, um die völlig losgelöste Aufrüstungsorgie Deutschlands und seiner europäischen Freunde zu rechtfertigen.

    Inhaltlich kann man das nicht ernst nehmen, politisch muss man dies leider. Denn Neitzel & co. bestimmen die politischen und ökonomischen Prioritäten der deutschen Parteien und Regierung.

  • Die einzige Antwort ist Abrüstung und nicht Aufrüstung. Alle bisherigen Szenarien von Kriegszuständen sagen, bei militärischen Auseinandersetzungen die höchsten Todesraten voraus. Alle Kriegstreiber sind Kriegsgewinnler. Der kleine Mann wird an die Front geschickt. Und solange Frauen benachteiligt werden, gibt es keinen Grund, die Wehrpflicht auch für Frauen einzuführen, das ist fadenscheinig und hat mit Gleichberechtigung nichts zu tun

  • Die SPD ein Sicherheitsridiko für Deutschland?



    Was für ein Unsinn!



    Es muss wohl daran erinnert werden, dass es ein Verteidigungsminister der Union war, der die Wehrpflicht ausgesetzt hat.



    Es muss scheinbar auch daran erinnert werden, dass die Mängelsituation unter UnionsministerInnen ausgeweitet wurde.



    Erst die Ampel und Olaf Scholz haben mit dem Sondervermögen den Schritt zur Wehrfähigkeit der Bundeswehr gemacht.



    Der Umbau der Bundeswehr läuft seitdem nicht nur bei der Ausrüstung, sondern auch strukturell. So wurde den drei Waffengattungen im Kampf gegen hybride Angriffe eine vierte zur Seite gestellt.



    Es ist kein Geheimnis, dass für eine allgemeine Wehrpflicht derzeit überhaupt keine Ressourcen vorhanden sind.



    Kreiswehrersatzämter, Ausbilder und Kasernen sind schlicht nicht vorhanden.



    Der Weg, den der Verteidigungsminister eingeschlagen hat, ist also realistisch.



    Erstmal erfassen und nebenbei Struktur aufbauen.



    Pistorius sagte ja bereits, dass eine Wehrpflicht nicht ausgeschlossen ist.



    Forderungen aus der Union, diese bereits in diesem Jahr umzusetzen, ist nicht mehr als heiße Luft.



    Die Union hat ihre mangelnde Qualifikation auch in diesem Bereich bewiesen.

  • Militärhistoriker sind nicht per se Friedensforscher, Mediatoren, Weltenkenner oder allwissendes Orakel. Aber brauchen wir hinterher wirklich jemanden, der uns dann wieder einmal einen bekannten deutschen Satz im Plural erklärt?

    „Wir müssen für uns, unsere Hände in Unschuld waschen.“

    Müssen wir unsere menschenverachtende, naturzerstörende und konfliktfördernde Art zu leben verteidigen?

    Nein! Friedensarbeit muss man in Friedenszeiten leisten; man kann Frieden nicht ernten, wenn man Krieg sät.

  • Krieg führen bedeutet für Strategen wie Putin nicht unbedingt tatsächlich "siegen", wie man/n sich das so vorstellen mag. Es geht erst mal um Zerrüttung durch Zwang zum Kämpfen um damit für die Autokratisierung der Staaten mürbe zu machen. Steht so auch im Interview. Und damit ist der Kremlherrscher nicht allein. Wer sind denn "andere Autokraten"? Da fehlt dann doch die letzte Deutlichkeit des klaren Blick über den Atlantik.

  • Schon niedlich: Da beschwert sich der Prof. Neitzel über fehlende Klarheit und Ehrlichkeit der Politik bei zeitgenössischen Angriffstypen (Cyber nennt er, Hybrid, Zersetzung, pol. Unterwanderung verschweigt er) und dann tut er genau das Gleiche, was die Politik tut: Weil er keine Ahnung hat, wie er mit dem Krieg der 2020er umgehen soll, greift er auf das zurück, was er kennt: Konventionelles Blabla, Wehrpflicht, natürlich.



    Immerhin hat er fast ein halbes Auge offen, aber mit jedem "Experten" der sich auf dem Niveau des Kalten Krieges äußert wird klarer: Dieser Krieg geht verloren, ohne einen einzigen russischen Panzer auf deutschem Boden.



    Aber gut, dann führt die AfD-Kanzlerin uns eben mit der stärksten konventionellen Armee Europas aus EU & NATO heraus und in die Arme Putins hinein. Der wird sich freuen.

  • Wegen Putin führt nichts an der Aufruestung vorbei aber wenn ich mir die Unterwanderung der Polizei durch die AFD anschaue, dann habe ich kein gutes Gefühl dabei, dass in D mit einem riesigen Militaerkomplex ein weiteres Petri-Glas fuer anti-demokratische AFD- Netzwerke und ultra-rechte Seilschaften entsteht.

    • @apfel saft:

      Aus genau diesem Grund ist es dringend notwendig, dass Linke nicht nur zur Polizei gehen, sondern auch zur Bundeswehr.

      Ist ja nicht so, dass man Linke dort nicht reinlassen würde.

    • @apfel saft:

      Die Lösung dazu ist, es nicht denen zu überlassen.

  • ich habe das auch gemacht (also fürs Vaterland 15 Monate meines Lebens vergeudet). Ich hab halt keine Tankstelle bewacht, sondern als Pionier Übunngsminen verlegt. Hat sicher die Rote Armee vom Atomschlag abgehalten. Nur leider habe ich bis heute, nach 40 Jahren, immer noch nicht verstanden, warum ich etwas verteidigen sollte, das höchstwahrscheinlich nur noch eine strahlende Wüste wäre. Das kann ja gerne Herr Neitzel übernehmen, ich bin definitv raus aus dem Spiel. Und hätte ich Kinder, die das beträfe, würde ich denen gerne die Geldstrafe wegen Totaverweigerung bezahlen.

    "I. Die deutsche Armee muss in 4 Jahren einsatzfähig sein. II. Die deutsche Wirtschaft muss in 4 Jahren kriegsfähig sein." (Vierjahresplan, 1936). Ok, dieses Mal erst 1 Jahr später: "In fünf Jahren müssen wir kriegstüchtig sein.". Dafür haben wir dann ja auch Kohle ohne Ende, unser Aussenminister möchte ja zusätzlich zu den 500Mrd. "Sondervermögen" auch einen Militäretat von 220 Mrd. €. Pro Jahr. Können wir ja bei Hartz4 einsparen.

    Und dann immer dieses Gewäsch, Putin greife morgen die NATO an. Mit einer Armee, die nicht mal die Ukraine besiegen kann.

    • @John Zoidberg:

      Alles sinnlos, hebt die Hände. Auf die von Ihnen angekündigte atomare Wüste warten wir jetzt schon drei Jahre. Warum ist die noch nicht da? Warum wird die noch kommen?

  • Nun, Herr Neitzel spricht von "vielleicht 2000 Särgen" ...

    Patrick Sensburg, der Präsident des Reservistenverbandes, trommelt auch für die Kriegstüchtigkeit. Aber er ist eine ehrliche Haut. Er gibt interne Einschätzungen der NATO wieder, die im Kriegsfalle von 5000 Toten ausgehen. PRO TAG !!

    www.mdr.de/nachric...ne-droege-100.html

    Das ist die Dimension der beiden Weltkriege. Soll niemand von den ideellen "demokratischen Kriegern" hinterher sagen, er habe es nicht wissen können.

    • @Kohlrabi:

      5000 Tote pro Tage ist eine absurde Zahl, vorallem für eine Armee in der Defensive. Nur so zum Vergleich die Russen haben um die 1000 Verluste pro Tag, die sind aber nicht Tote sondern Verwundete plus Tote. Meduza hat Ende 2024 die russischen Toten auf 165tsd geschätzt, auf ukrainischer Seite waren es laut Zelensky im gleichen Zeitraum 43tsd tote Soldaten.

      Damit die NATO, ein Verteidigungspakt, auf 5tsd Tote pro Tag kommt müsste der Angreifer 20tsd Tote pro Tag risikieren, das kann sich weder China und erst recht nicht Russland erlauben. Letzteres war die letzten Jahrzehnte im Abwärtstrend in Sachen Bevölkerungswachstum, schon die Teilmobilisierung im Herbst 2022 hat nochmal eine Million junge Menschen dazu bewegt sich friedlich ins Ausland abzusetzen.

  • Ein gutes Interview und eine gute Lageeinschätzung.

    "Die Träger des Ehrenkreuzes für Tapferkeit – des höchsten Ordens der Bundeswehr – stehen nicht auf der Website des Verteidigungsministeriums. Warum nicht? Schämen wir uns ihrer?"

    Nicht nur. Es ist vielleicht militärische Geheimhaltung welche Soldaten besonders stark waren. Wenn nicht wäre es unlogisch den Geehrten die öffentliche Anerkennung vorzuenthalten.

    Das hat so eine unlogische politische Tradition. Die aus Afghanistan heimkehrenden Verbände wurden am Flughafen , so weit ich mich erinnere, nicht vom Minister und nicht vom Staatssekretär begrüßt (und auch nicht getröstet) . Das hieß , glaube ich, "stille Rückkehr"

    Was macht der Krieg ? Zu jedem "Gefallenen" gehören ca. 5 bis 10 nähere Hinterbliebene, deren Lebensläufe nachhaltig bis in die nächste Generation verändert sind. Die um den Weltkrieg herum Geborenen (1945+/- eine Generation) wissen wie sich das anfühlt.

    Die Brigade in Litauen soll " langsam" aufgebaut werden, war in der Tagesschau zu lesen. Wirklich? Ist das Abschreckung ?

    82 Millionen bekommen keine Armee mit mehr als160.000 Soldaten zu Wege?

    Das ist mehr als Ernst und gehört deswegen in die TAZ.

    • @Hans - Friedrich Bär:

      Ihre Behauptung idt falsch:



      Die Soldaten der Evakuierungsmission wurden von der Verteidigungsminidterin und der Wehrbeauftragten empfangen.



      Falls sie sich für Historie interessieren, auch die Bundeswehr stellt dazu Artikel ins Netz.

  • Sehr befremdlich, dass Leuten wie Herrn Neitzel in der Taz eine Bühne geboten wird. Hat man nicht letzt erst im Bundestalk als Äußerung vernommen, das es sich bei Herrn Neitzel um eine nicht so verlässliche Quelle handeln solle? Warum bekommt er dann hier so eine große Bühne? Sicher, dass Thema ist wichtig. Aber dafür gibt es deutlich bessere und analytischere Wissenschaft als "Militärfolklore" aller Militärhistoriker. Wie wäre es stattdessen mit jemandem wie Frau Schröder vom Institut für Friedensforschung in Hamburg? Sicher muss die Thematik diskutiert werden, aber das sollte auf gemäßigter und argumentativer Basis geschehen. Es geht ja schließlich nicht um eine aufgeheizte Debatte mit Militärfolklore, sondern einen sachdienlichen Diskurs und Ergebnisse die die Gesellschaft demokratischer und resilienter machen. Was ich bei Herrn Neitzel vermisse ist die Distanzierung von Preußentum und anderen autoritären Altlasten. Des Weiteren sollte man trotzdem Diplomatie Kultur und Dialog mit der russischen Opposition nicht vernachlässigen. Denn es wird auch ein Russland nach Putin geben.

    • @Hamburger in Istanbul:

      Dass die TAZ ein Interview macht finde ich richtig . Man muss nicht mit allem einverstanden sein: "Die Bundeswehr hat kein Liederbuch" halte ich nicht für einen gravierenden Mangel der Verteidigungsfähigkeit. Ich habe mich auch über die Betonung der Notwendigkeit gewundert, das klingt nach Militärfolklore.

      Quand un soldat s'en va-t-en guerre il a



      Dans sa musette son bâton d'maréchal



      Quand un soldat revient de guerre il a



      Dans sa musette un peu de linge sale

      Francis Lemarque, 1951 ist ein Klassiker für junge Leute zum Thema und gehörte in dieses Liederbuch hinein.

      "Der gute Kamerad" (Ich hatt einen Kameraden ) gehört zum Liedgut der Bundeswehr und ist nicht kriegsverherrlichend, sondern das Gegenteil.

      Den Deutschmeister-Regimentsmarsch will sicher niemand mehr, das wäre "Towards disaster".

      fr.wikipedia.org/wiki/Quand_un_soldat

    • @Hamburger in Istanbul:

      Und wer hat im Bundestalk die Glaubwürdigkeit von Herrn Neitzel angezweifelt? Und wie wurde das begründet?

      Nur weil jemand so etwas behauptet, muss es nicht automatisch stimmen. Da wäre ich für Argumente dankbar.

      Einfach eine Behauptung aufstellen, erinnert mich an Debatten in den "asozialen Medien". Da genügt es manchmal, dass ein, zwei Leute widersprechen, und schon gilt in bestimmten Kreisen jemand als "umstritten".

      Ich wüsste auch gerne, was Bemühungen, die Gesellschaft "demokratischer und resilienter zu machen" dazu beitragen soll, einen möglichen Angriff Rußlands auf Nato-Gebiet zu verhindern, oder abzuwehren.

      Vielleicht interviewt die taz ja auch noch Frau Schröder, oder lädt zu einer Debatte zwischen ihr und Herrn Neitzel ein. Dann könnte jeder seine Schlüsse ziehen.

      Sich nur mit Menschen und Positionen zu beschäftigen, die den eigenen Ansichten entsprechen, wird die Gesellschaft sicher nicht "demokratischer und resilienter" machen. Sondern nur dazu führen, dass alle in ihrer jeweiligen Blase vor sich hin schmoren und sich gegenseitig die Scheuklappen festzurren.