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Warum Ehe Frauen abhängig machtGeld für Sex

Essay von Emilia Roig

Die Ehe ist ein Instrument, das Frauen finanziell in Abhängigkeit halten soll. Unsere Autorin fordert deshalb das „Ende der Ehe“. Ein Auszug.

Die Ehe ist ein goldener Käfig, findet unsere Autorin Foto: Katja Gendikova

D ie Unterwerfung der Frau beginnt damit, sie wirtschaftlich von den Männern abhängig zu machen. In französischen TV-Archivaufnahmen aus dem Jahr 1983 berichten sechs ältere Frauen von ihrer Ehe und der dort erlebten Herabwürdigung. Die Interviewerin fragt daraufhin: „Konnten Sie sich nicht gegen Ihre Männer wehren?“, und sie antworteten gemeinsam: „Oh, sicherlich nicht! Er war derjenige, der das Geld einbrachte. Wir konnten es nicht riskieren, rausgeschmissen zu werden!“

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Diese Sorge kenne ich aus meiner Kindheit. Ich hatte Angst, dass mein Vater sterben könnte und wir ohne ihn verloren wären. Vor dem Einschlafen malte ich mir ein Leben auf der Straße mit meiner Mutter und den Schwestern aus, wie wir in Lumpen zur Schule gehen und abends mit leerem Magen auf alten Pappkartons zusammengedrängt einschlafen würden.

Obwohl meine Mutter berufstätig war und Geld verdiente, war ich davon überzeugt, dass sie ohne meinen Vater nicht in der Lage wäre, für uns zu sorgen. Meine Ängste waren nicht rational, sie hatten keine objektive Grundlage. Wo kamen sie bloß her?

Ich wuchs in patriarchalen Strukturen auf: Mein Vater arbeitete Vollzeit als Arzt, meine Mutter kümmerte sich zusätzlich zu ihrer Tätigkeit als Krankenschwester um den gesamten Haushalt. Eine solche Aufteilung war damals – und bleibt es bis heute – keine Ausnahme. Als Kind hatte ich verinnerlicht, dass mein Vater die „wichtigere“ Arbeit leistet, die Arbeit, die Geld und Sicherheit bringt. Meine Mutter hatte nur ein symbolisches Mitspracherecht, und dessen war ich mir schon als siebenjähriges Kind sehr bewusst.

Alles für die Mittelschicht

ist promovierte Politikwissenschaftlerin und Autorin des Bestsellers „Das Ende der Ehe“ (Ullstein Verlag), aus dem dieser Text stammt.

Männer haben im Laufe der Geschichte unterschiedliche Mittel eingesetzt, um Frauen in der häuslichen Sphäre abzustellen, wodurch sie sich ihre reproduktive Funktion aneignen und sie kontrollieren konnten. Die Ehe gehört zu diesen Ins­trumenten und stützt sich auf einen Vertrag, demzufolge die Frau die unbezahlte reproduktive Arbeit leistet – Schwangerschaften, Kindererziehung und Haushaltsarbeit – im Austausch gegen finanzielle Absicherung.

Die unbezahlte reproduktive Arbeit von Frauen nimmt dem Staat eine unglaubliche Last ab. Der Staat ist deshalb daran interessiert, dass die Haushalts-, Pflege- und Erziehungsarbeit weiterhin privat organisiert und geleistet wird – überwiegend von Frauen innerhalb der Familie. Die Interessen des Staates sind die Interessen von weißen, heterosexuellen, verheirateten Mittelschichtsmännern, denn er wird überwiegend durch genau diese Menschen repräsentiert.

Die hegemoniale Männlichkeit verlangt von Jungen und Männern, dass sie alles tun, damit ihre Machtposition gegenüber den Frauen erhalten bleibt. Geld ist dafür ein Vehikel. Männer kontrollieren den Zugang zu Geld für Frauen, innerhalb der Ehe, aber auch auf gesellschaftlicher Ebene und in den globalen finanziellen Sphären. Männern gehört das Kapital – privat und kollektiv.

Ehe als goldener Käfig

Dies führt dazu, dass Frauen kontinuierlich gezwungen sind, Sex gegen Zugang zum Geld zu tauschen. Deshalb sind Sex und Geld im Leben der Frauen immer miteinander verwoben, mittelbar und unmittelbar – heute noch. Die Themen Sex und Geld sind nicht nur tief in der traditionellen Familienstruktur verankert, sondern sie halten sie zusammen. Es ist kein Zufall, dass Sex und Geld die beiden umstrittensten und am stärksten belasteten Bereiche in Beziehungen sind. Beide sind tabu- und gefühlsbeladen.

Die Ehe ist ein goldener Käfig, weil Frauen trotz der Unfreiheit gewisse Vorteile daraus ziehen. Sie mildert die Risiken finanzieller Härten und verschafft heterosexuellen Paaren gewisse Privilegien, indem sie zur als überlegen betrachteten Lebensform gezählt werden. Dies betrifft in erster Linie weiße Familien aus der Mittelschicht. Die Gesellschaft projiziert nur Schönes auf diese Familien, Glück ohne Ende, ausgeglichene, fröhliche Kinder, Stabilität, Liebe.

1958 wurde das Ehegattensplitting in Westdeutschland eingeführt und gilt bis heute. Durch diese Regelung fördert der Staat die kostenlose Arbeit der Frauen zu Hause, indem er Paare mit großer Gehaltsspanne belohnt. Das Ehegattensplitting ist zudem auf die obere Mittelschicht zugeschnitten. Die Ehe hilft den Reichen, reich zu bleiben – verheiratete Paare können bis zu 18.000 Euro im Jahr sparen. Arme Menschen oder Alleinerziehende haben vom Ehegattensplitting nichts. Das Armutsrisiko Alleinerziehender ist in Deutschland viermal so hoch wie das von Paaren mit Kindern.

Die Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern hat ihre Wurzeln in einem Steuersystem, das die Vollbeschäftigung und hohe Gehälter verheirateter Männer fördert und subventioniert. Die Steuerlücke und die Vermögenslücke entstehen innerhalb von Familien, zwischen Brüdern und Schwestern, zwischen Ehemann und Ehefrau, in der „privaten“ Sphäre. Es wird oft behauptet, der Staat greife ungern in die private Sphäre ein.

Die Lösung wäre die Aufwertung und Bezahlung der Care-Arbeit. Doch dies kann nur geschehen, wenn wir das gesamte System stürzen

Aber das ist eine Ausrede, die entlarvt werden muss. Denn der Staat tut nichts anderes, als unsere privaten Leben zu prägen. Gesetze sind in Bezug auf Geld und Ehe nicht neutral. Nicht über genug eigenes Geld zu verfügen kann sehr demütigend sein. Einige Frauen aus meinem erweiterten Umfeld mussten ihre bezahlte Arbeit drastisch reduzieren, damit sie sich um die Kinder kümmern konnten, während ihr Mann Lohnarbeit nachging. Sie erzählten mir, dass sie kein gemeinsames Bankkonto hätten, von dem sie über das Familieneinkommen frei und selbstständig verfügen könnten. Stattdessen müssten sie ständig nach Geld fragen, oder der Mann lege täglich einen 20-Euro-Schein auf den Tisch.

Wie die Finanzen innerhalb der Ehe organisiert werden, ist „Privatsache“, also kann der Mann entscheiden, ob seine Frau über einen Teil des Geldes frei verfügen kann. Er kann entscheiden, ob er seine Einkünfte transparent mitteilt oder ob er sie verschweigt. Frauen in solchen Situationen sind der Entscheidungsmacht der Männer ausgeliefert.

Wenn diese respektvoll und ehrlich sind, haben sie Glück – wenn nicht, haben sie wenige Hebel, um der Machtdynamik entgegenzuwirken. Studien zeigen, dass 99 Prozent der Fälle von häuslicher Gewalt auch mit finanziellem Missbrauch einhergehen und dass finanzielle Unsicherheit einer der Hauptgründe ist, warum Frauen zu einem misshandelnden Partner zurückkehren.

Wie können Frauen vermeiden, sich finanziell abhängig zu machen? Die Lösung wäre, so utopisch sie klingen mag, die Aufwertung und Bezahlung der Care-Arbeit. Doch dies kann nur geschehen, wenn wir das gesamte System stürzen, denn es ist nicht möglich, die Care-Arbeit in einem kapitalistischen patriarchalen System aufzuwerten und gerecht zu entlohnen.

Geld ist kalt

In Portugal wurde im Januar 2021 ein Mann dazu verurteilt, seiner Ex-Frau eine Entschädigung in Höhe von 60.782 Euro für die Hausarbeit zu zahlen, die sie während ihrer 30-jährigen Ehe geleistet hatte. Das Gericht begründete seine Entscheidung mit dem „seltsamerweise unsichtbaren“, aber dennoch „sehr rea­len“ wirtschaftlichen Wert der Hausarbeit. Doch anstatt die Frauen im Nachhinein mehr schlecht als recht zu entschädigen: Wäre es nicht sinnvoller und gerechter, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und die Institution, die sie aufrechterhält – die Ehe – abzuschaffen?

Geld ist kalt und rational – der Gegensatz von Liebe. Doch jegliche Trennung von intim und wirtschaftlich ist künstlich und illusorisch.

Weil für Mädchen Intimität, Emotionalität und Affekt als natürlich erachtet werden, wird ihnen sehr früh vermittelt, dass Geld keine Frauensache ist. Es stand sogar im Gesetz: Bis 1962 war das „Geheimsparen der Hausfrauen“ in Westdeutschland gesetzlich verboten. Bis zu diesem Jahr durften Frauen in der BRD kein eigenes Bankkonto eröffnen und blieben somit in der absoluten finanziellen Abhängigkeit gefangen. Erst 1969 wurden Frauen für voll geschäftsfähig erklärt. Erst seit 1977 dürfen Frauen selbstständig einen Arbeitsvertrag unterschreiben, ohne dass der Ehemann ihn jederzeit kündigen könnte, falls sie ihrer ersten Pflicht, der Haushaltsführung, nicht gerecht werden.

Empowern alleine nützt nichts

Immer noch gilt: Frauen geben Liebe, Aufmerksamkeit, Fürsorge, und wer gibt, sollte nicht zählen. Diese Überzeugung ist tief in vielen Frauen verwurzelt und führt dazu, dass sie häufiger dazu neigen, ohne Bezahlung zu arbeiten, und auch dazu, dass Schuld und Scham ihren Umgang mit Geld begleiten. Interessieren sich Frauen für Geld, werden sie dafür angefeindet und beschämt. Wenn Geld knapp und damit ein Problem ist, kümmern sich in der Regel die Frauen darum; wenn Geld einen Vorteil bedeutet, kontrollieren es die Männer.

Denn sich um Geld zu kümmern, wenn es vorhanden ist, heißt, Macht zu erlangen. Demnach ist das Kapital Männersache. Frauen aus den höheren Sozialschichten werden ferngehalten von den Geldangelegenheiten; sie kennen selten das genaue Ausmaß des Vermögens, das sich verkompliziert, je größer es wird. Sowohl das Finanzamt wie auch die Frauen sollen nicht wissen, was sie beanspruchen können.

Viele Social-Media-Accounts machen sich zum Ziel, Frauen aus der finanziellen Abhängigkeit von Männern herauszuholen, indem sie das nötige Wissen in Sachen Finanzen vermitteln, um Frauen darin zu unterstützen, ihr Leben und ihre Finanzen selbstbestimmt zu gestalten. So hilfreich diese Initiativen sein können – die Armut und die finanzielle Abhängigkeit der Frauen werden allein durch einen empowernden Ansatz nicht gelöst.

Solange die Ehe die institutionelle Beraubung der Frauen erlaubt, werden Frauen in einer kapitalistischen Welt schlechter aufgestellt sein als Männer.

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16 Kommentare

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  • Skatelefants , Moderator

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

  • Das ist immer noch ein schwieriges Thema. Prinzipiell denke ich, dass die Ehe eine veraltete Institution ist und es Solidargemeinschaften geben sollte, mit gegebenenfalls steuerlichen Vergünstigungen.



    Wichtiger wären mir anstatt gemeinsamer Veranschlagung des Einkommens, klare steuerliche Erleichterungen für Paare mit Kindern, dazu ein verlässliches Angebot an Ganztagsschulen und - kindergärten, gerade im ländlichen Raum. Darüber können Abhängigkeiten in der Ehe verhindert werden. Der Rest liegt dann an den Paaren bzw. den Frauen selbst. Solange aber gerade viele Frauen Ihre Märchenhochzeit mit dazugehörigem Prinzen und Eigenheim erträumen, selbst aber einen Beruf wählen, der ihnen ganz klar selbst nicht ermöglicht eine Familie zu ernähren, wird sich nicht viel ändern. Die Berufswahl der Geschlechter in D ist weiterhin eher einseitig, .



    Frauen haben heute bessere Chancen und Rechte als 1958, als der Ehemann noch sein Einverständnis zur Erwerbstätigkeit der Frau geben musste. Diese Rechte muss sie aber auch nutzen. Mädchen haben heute im Schnitt die besseren Abschlüsse, wie gerade bei der Schul- Abschlussfeier meines Sohnes erlebt, wählen dann aber höchst selten technische Berufsfelder, die ihnen besseres Einkommen sichern. Da hinkt Deutschland anderen europäischen und sogar arabischen Ländern hinterher. Es gibt noch viel zu tun…



    Als Solidargemeinschaft hat das “Splitting” der Steuerzahlung dann Vorteile, wenn ein Einkommen durch Krankheit, Arbeitslosigkeit bei Selbständigen z.B. wegfällt, und die Partner/in mit einem Einkommen etwas ausgleichen kann.



    Generell sollte es immer die Möglichkeit einer Absicherung über beide Partner/innen geben. Wer auch immer die Betreuung hauptsächlich übernimmt, sollte weiter Teilzeit im Beruf bleiben, um notfalls aufstocken zu können, egal ob durch Trennung oder Krankheit des Partners bedingt. Ich spreche aus eigener Erfahrung, mit drei Kindern und nicht immer voll verdienendem Partner.

  • Ich verstehe diese ganze Aufregung über das Ehegattensplitting immer weniger.



    Die "Reichen" profitieren davon überhaupt nicht. denn wer weit genug über dem Mindestgehalt für den Höchstsatz drüber ist, kann auch mit einer komplett zu Hause bleibenden Gattin keinen Cent sparen.



    Es profitieren auch nicht nur die Paare, bei denen eine Person ganz zu Hause bleibt, sondern auch die, bei denen die Gehaltsunterschiede auch bei Vollzeit noch groß sind. Ja auch in diesem Fall sind meistens die Frauen diejenigen, die weniger bekommen. Und in vielen Familien sind es die Männer die glauben, die Einsparung vom Splitting würde vor allem ihnen zustehen.



    Doch Dummheit kann der Staat nicht verbieten.



    Auch kann der Staat nichts dafür, dass viele Frauen sich nciht für ihre eigenen Finanzen interessieren und den Mann so lange machen lassen, bis die Kacke am dampfen ist.



    In einer Ehe hat man entweder ein gemeinsames Konto oder man sorgt mithilfe von Daueraufträgen für einen Lastenausgleich, damit auf beiden Konten immer das gleiche drauf ist. Beides ist durchaus auch mit Ehegattensplitting vereinbar.



    Das Jahr 1977 ist lange her. Wer als Frau bis jetzt nicht gelernt hat, auf die eigenen Finanzen zu achten, will das vielleicht auch gar nicht.



    Ich könnte auch mit eigenem Lohnscheck in die finanzielle Abhängigkeit geraten, wenn ich mich nicht dafür interessiere und meinen Mann einfach alles lenken lasse.

  • Langweillig und aus meiner Perspektive sogar ziemlich überheblich, Frau Roig, Sie definieren Frauen als zu bevormundende Wesen, die man auf den richtigen Weg zwingen muss – hier durch Abschaffung des Instituts Ehe –, damit sie wahre Unabhängigkeit erlangen. Das ist eine andere Form von "Patriarchat", dessen Überwindung viele selbstbewusste Frauen schon längst geschafft haben.

  • Dann kommentiere ich mal aus Frau. Ich bin schon via Elternhaus so erzogen worden, immer mein eigenes Geld zu verdienen und mich nicht in irgendwelche Abhängigkeiten zu begeben. Hat auch gut funktioniert- als eCommerce ITlerin verdiene ich sehr gut. Bin allerdings auf eine Mädchenschule gegangen. Meine damaligen Mitschülerinnen wurden allerdings ähnlich erzogen und das Umfeld hat auch nicht großartig anderes vermittelt. Wohlgemerkt sogar im Westdeutschland der 70er! Geheiratet habe ich quasi als Extraschnörkel aus Liebe, hab meinen Namen natürlich behalten und mein Bankkonto auch. Gemeinsame Kosten werden geteilt. Meine junge Nichte zieht das ähnlich durch und hat dazu zwei kleine Töchter. Ihr Mann ist begeisterter Papa und natürlich werden auch die beiden Mädchen entsprechend pragmatisch feministisch erzogen. Und das ist doch eigentlich der Knackpunkt: es muss hier nichts verboten werden. Viel wichtiger ist es doch Mädchen und Jungen zu vermitteln auf eigenen Beinen zu stehen und sich partnerschaftlich in welcher Konstellation auch immer zu unterstützen. Wenn keine Liebe oder Achtung mehr da, sollte man sich trennen können. Die Autorin tut ja so, als ob die Frauen nur unterwürfige Hascherl sind.

  • Ich bin weiblich und verheiratet, freiwillig.



    Anders möchte ich es auch nicht haben aber nur mit diesem Mann.



    Warum Frauen heute in solchen von der Autorin beschriebenen Siituation bleiben, ist für mich unverständlich.



    Wer keine Ehe eingehen möchte kann das tun.



    Für jede andere sollte gelten:



    "Drüm prüfe, wer sich bindet"



    Das ewig ist heute nicht mehr verpflichtend..

  • Danke für diesen Artikel, den ich als Antwort auf Barbara Dribbusch´s artikel lese, der mich ziemlich schockierte. Das Ehegattensplitting mach die Arbeitsteilung nicht zu einer "Privatsache" wie Frau Dribbusch meinte, sondern hat diese über jahrzehnte mit anderen Regelungen enorm gesteuert. Deutschland ist mit diesen Regelungen, die nicht nur Männer sondern insbesondere die Besserverdienenden bevorzugen ein Sonderfall in Europa. Die Individualbesteuerung - wie es sie zB in Schweden gibt - ist nicht das Ende der Ehe, aber wäre schon ein Schritt.

  • Erst hatte ich leichten Grusel bei der Einleitung, die überall „systemisch gewollte“ Unterdrückung wittert und tatsächlich unterschlägt, dass viele Ehen auch fait und - wer hät‘s gedacht - auch glücklich verlaufen. Die Beispiele - wenn auch meist in der Vergangenheit verfaftet, sind jedoch anschaulich und in der Stoßrichtung richtig. Es wäre an der Zeit, andere Formen des Zusammenlebens der Ehe gleich zu setzen und damit den „Lock up“ dieser Institution zu mindern.

  • Halte gar nicht von der Ehe, war auch nie verheiratet. Die Institution nun als den ! Hebepunkt auszumachen, mit dem man patriachale, kapitalistische Verhältniss zum stürzen bringen könnte, halteich für schlicht Blödsinn. Im Übrigen: Wen glaubt die Autorin eigentlich mitzunehmen, wenn sie die Abschaffung einer Jahrhundertealten Tradition fordert, die von den allermeisten Paaren als die ersehnte Lebensform angesehen wird (auch unter solchen, die feministisch, links oder sonst wie progressiv sind)?

  • Die Ehe ist ein Instrument das Frauen finanziell in Abhängigkeit halten sollen.



    -----



    Es gibt eine "schöne", sehr logische & rationale Definition der " bürgerlichen Ehe als Warenbeziehung "!



    Das mal als "moderne Kontaktanzeige" formuliert:



    "Suche attraktive, 'anschmiegsame', usw. Partnerin, zw. Aufzucht meiner Erben, Haushaltsführung & für "die tägliche Versorgung meiner persönlichen Ansprüche usw. !



    Biete sehenswerte Figur, vorzeigbare soziale Stellung, überdurchschnittliches Einkommen, finanzielle Sicherheit, Konsummöglichkeiten uvam. !"



    .



    Fazit: Das o.a. klingt hart, wir "Lieben uns doch" höre ich jetzt, doch was da im "Unterbewussten" auch Ideologischem, unausgesprochen alles mitspielt, ist den wenigstens bewusst!" :-(

  • Würde mich jetzt mal freuen, wenn auf diesen Artikel nur Frauen kommentieren dürften und das auch wirklich tun.

  • Danke für diesen Beitrag. Es ist wichtig, dass Frauen in Deutschland endlich anfangen darüber überhaupt erstmal zu reden, was da abgeht, und dass das NICHT normal ist, dass in einer Ehe ohne Gütertrennung einer keinen vollen Zugang zum Familieneinkommen hat. Ich bin zunehmend entsetzt mitzukriegen, wieviel ökonomische Gewalt ( ja der Begriff trifft es) bei gebildeten u angeblich emanzipierten Menschen in meiner Umgebung normal sind. Was Männer da abziehen, ist unfassbar, Berge v Familiengeld für ihre Bike-Hobbys abziehen und 'Partnerinnen' vor den Kindern demütigen, dass sie zu viel von 'seinem' Geld für Kleidung, Nahrung und Care ausgeben, weil das Frauengehalt ja durch das Splitting runtergesteuert ist. Ökonomische Bildung soooo wichtig: Sie zahlt FÜR EUCH ALLE DIE STEUERN. Frauen, die es bildungsmäßig besser wissen müssten, lassen sich das auch noch gefallen. Was hat das alles mit Liebe, Respekt und solidarischem Zusammenhalt zu tun? Ich kann das alles nicht glauben im Jahr 2023. Lasst euch doch nicht alles gefallen.

  • Alles durcheinander, zu kurz gesprungen. 1950 ist schon 73 Jahre her. Die Autorin sieht in uns Männern ( sie benutzt den Begriff als allgemeine Bezeichnung für wenn genau?) das willentlich Böse. Unser Wunsch sei es die Frauen (wer auch das wieder genau sein soll? Frau Weidel von der AfD meint sie wahrscheinlich nicht) So erlebe ich den Text als Mann als polarisierend und fühle mich eher ausgeschlossen und beschuldigt als eingeladen bei der Beseitigung dieser Missstände mit an zu packen.

    • @Fabian Lenné:

      "das willentlich Böse"



      Das ist doch Polemik. Es geht um Strukturen um Privilegien und deren mangelnde Reflexion, um etablierte Vorstellungen von 'Normalität'. Das alles nicht das Resultat berechnender Bosheit, sondern eines historisch kontingenten Prozesses der in eine sich selbst stabilisierend aber eben auch höchst ungerechte Form gefunden hat.



      "Frauen (wer auch das wieder genau sein soll?"



      Der rhetorische Move den Hinweis auf evidente patriarchale Ungerechtigkeiten mit der Kritik einer binären Geschlechterkonzeption vom Tisch zu wischen ist so billig wie durchschaubar, ändert aber eben nichts an den gesellschaftlichen Realitäten.

    • @Fabian Lenné:

      Das ist bei einem Großteil der mir bekannten Männer leider oft so, dass sie sich, statt Missstände zu beseitigen, einfach nur angegriffen fühlen. Ich habe eine Firma und stelle derzeit gar keine Männer mehr ein. Sie sind fast alle Kritikunfähig, ich benötige mehr Zeit einem Mann zu erklären, was schief läuft, weil ich mit Komplimenten anfangen muss, damit er nicht direkt zu macht und sich gekränkt fühlt. Dieses sich dauernd "angegriffen" und gekränkt fühlen und deshalb nichts zu tun, ist ein großer Teil des Problems.Ich empfehle ihnen, daran zu arbeiten. Missstände, die von Männern verursacht wurden zu erklären, ist notwendig. Wenn sich Männer dann einfach nur angegriffen fühlen und ihre Privilegien bedroht sehen, anstelle anzupacken, dann wird da nie was. Wie soll aber sonst drauf Aufmerksam gemacht werden? Muss man, so wie ich es in der Firma machen muss, immer erst voran schicken, was Männer tolles leisten, bevor man Klartext redet?

  • Die ultimative Lösung ist vom Staat und erst recht nicht von einer nach rechts abdriftenden Gesellschaft auch mittelfristig nicht zu erwarten.



    Der derzeit größte Hebel liegt wirklich im privaten Bereich, wo man das selbst regeln kann. Ich habe da positive Beispiele von meinen Eltern und auch einem Urgrosselternpaar vor Augen.