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Wallonie-Blockade von CetaKanadas Unterhändler reisen ab

Die kleine Wallonie blockiert Ceta weiter. Daraufhin betrachteten die Kanadier die Verhandlungen als gescheitert und reisten ab.

Der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette als Superheld Foto: dpa

Brüssel taz | Diese Premiere hätte sich die EU gern erspart: Für einen Tag war nicht Brüssel, sondern die belgische Provinzhauptstadt Namur das Zentrum Europas. Denn den 28 Staats- und Regierungschefs gelang es beim EU-Gipfel in Brüssel nicht, den Widerstand der Wallonen gegen das Ceta-Handelsabkommen mit Kanada zu brechen.

Deshalb verlagerte sich die Aufmerksamkeit nach Namur, wo die EU-Kommission, die kanadische Handelsministerin Chrystia Freeland und der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette vergebens um eine Lösung rangen. Am späten Nachmittag reisten die Kanadier ab. Die Verhandlungen seien gescheitert, sagte Freeland laut dem belgischen Rundfunk RTBF: Sie sehe derzeit keine Chance für das Abkommen. „Ich bin sehr, sehr traurig.“ In Brüssel war man machtlos.

„Ich mache mir Sorgen um den Ruf Europas“, klagte Gipfelchef Donald Tusk nach dem zweitägigen EU-Treffen. Wenn eine kleine Region große Entscheidungen blockieren könne, dann stehe der Ruf der EU als Handelsmacht auf dem Spiel. Etwas zuversichtlicher gab sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU). „Ich bin optimistisch, dass man bei Ceta vielleicht noch eine Lösung findet. Ich kann dem aber nicht vorgreifen“, sagte sie.

Denn Magnette hatte sich standhaft geweigert, „die Katze im Sack“ zu kaufen. Es gebe immer noch Differenzen über die Schiedsgerichte für Investoren. Kritiker befürchten, dass große Konzerne diese zu ihren Gunsten ausnutzen würden. Kanada könnte so als Sprungbrett für US-Unternehmen dienen, die dann mit Klagen das belgische Recht aushebeln.

Wenn sich bis Montag früh nicht noch etwas tut und alle 28 EU-Staaten grünes Licht geben, platzt der EU-Kanada-Gipfel am Donnerstag. Bulgarien und Rumänien hatten ihre Vetos gegen Ceta zurückgezogen, nachdem Kanada ihnen zugesagt hatte, dass die Visumpflicht 2017 entfällt. Für sein Land sei das ein „unumgänglicher Faktor“, sagte der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borissow.

Vorbehalte in Bundestag und Zivilgesellschaft

Dass einzelne Länder ein EU-Handelsabkommen blockieren können, ist ein Novum. Denn eigentlich ist die Handelspolitik vergemeinschaftet, die EU-Kommission verhandelt und entscheidet allein. Doch nicht zuletzt auf Druck aus Deutschland wurde Ceta vor der Sommerpause zum „gemischten Abkommen“ erklärt, dem auch nationale – und regionale – Parlamente zustimmen müssen. Ob sie diese Entscheidung bereue, wurde Merkel nach dem glücklosen Treffen gefragt. „Das ist nicht per se dramatisch“, sagte sie. So habe es die deutsche Diskussion über Ceta versachlicht.

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Bis zuletzt gab es auch im Bundestag und in der Zivilgesellschaft große Vorbehalte. Nun müssen vor allem die Sozialdemokraten das Problem lösen. Magnette steht unter dem Druck seiner Genossen aus Berlin, Paris und Brüssel. Diese wollen Ceta unbedingt. „Magnette ist der Einzige, der sich der neoliberalen Globalisierung widersetzt“, spottete der belgische Grünen-Politiker und Europaabgeordnete Philippe Lamberts.

Streit gab es auch wegen Russland und Syrien. Merkel hatte sich gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien dafür eingesetzt, Russland wegen der Bombardements auf Aleppo mit Sanktionen zu drohen. Doch mehrere Länder, darunter Italien, strichen diese Drohung. „Ich nehme keine Option vom Tisch“, sagte Merkel trotzig. Was das genau heißt, wollte sie nicht sagen.

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35 Kommentare

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  • Wäre sehr schön , wenn CETA gekippt würde, wahrscheinlich sind die Wallonen die Einzigen, die das Abkommen in seiner Tragweite erkannt haben. Das ganze Gehabe der EU mit dem sogenannten Parlamentarismus ist völlig unglaubwürdig. Demokratie sieht anders aus. Hier im Forum wie auch durch das Verfassungsgericht wird davon gesprochen, dass Mehrheiten gefunden werden müssen um Dinge ändern zu können. Das ist schöner Schein und nicht wahr. Denn wann, wie und wo, beschaffen sich denn die Lobbyverbände Mehrheiten? Der direkte Zugang zu den höchsten Amtsträgern in EU und nationalen Parlamenten ist ihnen gegeben und sie werden gehört. Mit Mehrheiten hat das nichts zu tun, mit Korruption und Vetternwirtschaft eine ganze Menge. Also vorsichtig, beim Nachbrabbeln gut gemeinter Worte, die nur dazu dienen sollen, dass das geneigte Volk sich gegenseitig ausknockt, damit die Eliten, weiterhin machen können was sie wollen. Hoffentlich bleiben die Wallonen beim NEIN! Das ganze Gefasel von Glaubwürdigkeit der EU soll nur Druck aufbauen, das CETA Ding, auch wenn es nur vorläufig in Kraft tritt werden wir nicht mehr los, weil immer wieder die gleichen Argumente hervorgeholt werden. Solche Abkommen sind auch im Sinne des Umweltschutzes abzulehnen, die Welt ist nicht nur Markt, sie ist in erster Linie unser Lebensraum, und dafür müssen wir kämpfen, nicht für Freihandel. Das Wahre an dem Wort Freihandel, ist schon gelogen.

  • Trump würde Nafta wieder kippen, wie man aktuell liest. Es scheint auch bei CETA und TTIP ein menge Überschneidungen mit allgemeinpopulistischen Antihaltungen gegen Handelsvertäge zu geben

  • Es waren doch schon seit Cäsars Zeiten immer die kleinen gallischen Dörfer welche sich gewehrt haben. Und Obelix war schon immer einer unserer Helden als hart arbeitender Polier im Steinbruch.

    Da bleibt nur noch zu sagen... die spinnen die Canadier... ;-)

  • Hat die Bundesregierung die Auflagen des Bundesverfassungsgerichts eigentlich erfüllt - lt. der aktuellen Stunde zu CETA vom 20.10.16 scheint das eher nicht der Fall zu sein. Und was passiert, wenn das nicht der Fall ist und entsprechend vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt wird und der Klage Recht gegeben wird? Das wären auch interessante Fragen, denen die taz nachgehen könnte.

  • Es ist ja sehr schön, dass es den Wallonen gelungen ist, dieses Abkommen erst mal zu stoppen. DieLeute dort wissen ganz genau, dass dieser angeblich so vorbildliche Vertrag ihnen gar nichts bringt, dass er aber für große Konzerne langfristig ein Riesengeschäft für die Zukunft darstellt.

     

    Müssen die Politikgestalter und die beflissenen Korrespondenten eigentlich noch einmal daran erinnert werden, dass auch in Deutschland zwei Jahre lang Hunderttausende immer wieder auf den Straßen ihren Protest gegen diese Art von Handelsverträgen vorgebracht haben ?

     

    Wie wäre es, daran zu erinnern, dass hierzulande CETA und TTIP fein säuberlich aus der neoliberalen Welt der ungezählten Talk-Shows herausgehalten wurden ?

    Werden wenigstens jetzt die Zuschauer und die Zeitungsleser ernsthaft mit den schwerwiegenden Argumenten gegen CETA konfrontiert, die von der deutschen Regierung einfach nicht beantwortet oder mit unglaubwürdigem Wachstumsgefasel heruntergeputzt wurden ?

     

    Auch jetzt scheinen die meisten Medien nur mitzuzittern, ob die EU sich blamiert oder nicht. Blamiert hat sich Brüssel bereits vorher, indem die verhandelnde EU-Kommission und dann die angeblichen "Nachbesserer" aus dem EU-Parlament die wirklichen Nachteile dieses Abkommens erst totgeschwiegen, dann kleingeredet und schließlich nur völlig unverbindlich verändert haben.

  • Unabhängig vom Inhalt von CETA:

     

    Jeder der jetzt jubiliert sollte nachdenken wie er wohl reagieren würde wenn ein beipielsweise europaweites Sozialprojekt von einem Idioten Regionalparlament in Dunkelst-Polen o.ä. ebenfalls gestoppt werden würde.

     

    Die EU wie sie gedacht war ist obsolet wenn derlei Blockade möglich ist.

     

    Wir haben die Politiker die wir gewählt haben. Wenn jemandem das nicht passt: Selbst Partei gründen, Mehrheiten beschaffen und dann wird das was.

    So jedenfalls geht EU als Erfolgsgeschichte nicht! Es kommt der Zeitpunkt da wenden sich Mehrheiten von der EU-Idee ab. Bisher ist es noch die Minderheit.

     

    Gleichwohl: Der Renovierungsbedarf ist groß!

    • @Tom Farmer:

      in der theorie ist da was wahres dran, aber auf das grosse sozialprojekt warte ich noch.

      es stimmt schon, polen hat schon fortschritte in umweltfragen blockiert.

      nur hier handelt es sich um einen 1500 seiten starken vertrag, der im geheimen verhandelt wurde, von einigen wenigen, und nicht von parlamenten diskutiert sondern einfach in letzter minute praesentiert wurde. dass man jetzt druck macht, ist einfach nicht serioes.

    • @Tom Farmer:

      "Wir haben die Politiker die wir gewählt haben."

      ... helfen Sie mir noch mal schnell. Wann haben wir Juncker gewählt ?

      • @jhwh:

        ... als wir den EU-Verträgen zugestimmt haben. Oder wollen Sie vorschlagen wegen jeder Postenbesetzung jeweils eine europaweite Wahl abzuhalten

      • @jhwh:

        Mit Polemik kommen wir auch nicht ans Ziel.

        Ohne hier Polikwissenschaftler zu sein: Ich denke mal, dass es auf EU Ebene Regularien gibt die von gewählten demokratischen Vertretern aller europäschen Nationen per Abstimmung im EU Parlament oder der Komission legitimiert wurden.

        Leute die sich auf den Standpunkt stellen, dass alle EU Politiker und Entscheider nur aus DE kommen dürfen oder von Deutschen gewählt werden müssen in welche politische Ecke stelle ich denn die und welches Geistes Kind ist denn dieser Gedanke??

         

        Fakt für mich mich: 27 Staaten haben zugestimmt, es gab einen SPD Parteitag, es gab ein Verfassunngsgerichtsanhörung. Niemand hat sichs eicht gemacht.

         

        Es geht um ein Handelsabkommen von 500 Mio EU Bürgern mit 36 Mio Kanadiern. Und ich sehen deutsche Hysterie und German Angst und deutsche Besserwisserei. Da gehe ich nicht mit.

        Und die Wallonen sind definitiv von mir auch nicht gewählt um in Ihrer Gedankenwelt zu bleiben. Sorry, für mich ist das Thema durch.

        • @Tom Farmer:

          kleine korrektur: es gab keinen parteitag, es gab einen parteikonvent mit wenigen handverlesenen politikern, die (vielleicht auch mit blick auf die eigene karriere?) CETA zustimmten. komisch nur, wenn man vorher schon wusste, das der grosse teil der SPD-basis gegen CETA ist.

        • @Tom Farmer:

          ... verwechseln Sie nicht Pointierung mit Polemik :)

          Ich denke, auch Sie wissen, daß der Weg von der nationalen Wahlurne bis zur Auskungelei der Kommissionsmitglieder und ihres Vorsitzenden zu lang ist, um noch von echter demokratischer Legitimation zu sprechen.

          Das hatte man auch 2004 so gesehen und einen europäischen Verfassungsvertrag entwickelt. Dieser sollte erstens die demokratische Legitimation von EU-Entscheidungen durch die Stärkung des europäischen Parlaments verbessern und zweitens die Vetomöglichkeiten einzelner Mitgliedstaaten reduzieren, um die EU nach der Osterweiterung handlungsfähig zu halten.

          Wie wir wissen scheiterte seine Ratifizierung an Referenden in Frankreich und den Niederlanden ...

           

          Daß nun die nicht abgeschafften nationalen Vetos einen nicht demokratisch legitimierten Vertrag platzen lassen, sollte man mit Humor nehmen.

        • @Tom Farmer:

          "... es gab ein Verfassunngsgerichtsanhörung."

           

          Und es muss noch geklärt werden, ob die Auflagen des BVG überhaupt erfüllt sind. Durchaus möglich, dass die Mutti am 27. dasteht und nicht unterschreiben darf.

    • @Tom Farmer:

      Jubilieren können erst mal weite Teile der Bevölkerung Europas und Kanadas, die äußerst skeptisch CETA gegenüberstehen. Dank der Wallonen haben wir nun wieder Zeit gewonnen weiter immensen Druck auf die Politik zu machen. Schauen Sie sich doch die rießigen Demonstrationen an. Das ist beeindruckend. Warum nennen Sie Politiker eines Parlament Idioten, das erinnert mich an die Sprache aus der rechten Ecke, die Demokratie aushebeln wollen.

      Mittlerweile bestimmen Konzerne wie Bayer- Monsanto die Politik, deswegen wird CETA, TTIP und andere mit viel Lobbyarbeit durchgeboxt. Demokratie heißt aber auch Vielfalt. Wenn sich wenige Großkonzerne den Markt auf allen Ebenen weltweit an sich reißen dann ist Demokratie gestorben. In einer schon wunderbar vielfältigen Parteienlandschaft wieder eine Partei zu gründen bringt doch gar nichts. Außer einer die nur Polemik im Programm hat wie die AFD. Und gerade diese hebelt demokratisches Gedankengut aus. Nein danke.

    • @Tom Farmer:

      Sie vergessen, dass der Widerstand gegen CETA in weiten Teilen der EU sehr stark ist. Es ist ja noch nicht mal geklärt, ob D wirklich zustimmen darf. Die Behauptung, dass etwas über 3 Millionen den Willen von 500 Millionen blockieren ist reine Propaganda. Und es ist gut, dass die Wallonen gerade einen Hebel haben, denn sie haben viele Millionen Unterstützer in der EU.

    • @Tom Farmer:

      Dass eine kleine Region die einzige Möglichkeit ist, ein bei vielen BürgerInnen auf Ablehnung stoßendes Projekt zu stoppen, dass ohne jegliches Mitspracherecht von Parlamentarierinnen in Geheimen ausgehandelt wurde, zeigt überdeutlich, wo das Problem der derzeitigen EU liegt.

      Verträge wie CETA sind nur dann legitim, wenn sie von einer breiten Diskussion begleitet, mit mehreren Zwischenabstimmungen aller Beteiligten zustandekommen. dann kann auch von Minderheiten verlangt werden, das Ergebnis zu akzeptieren. So wie es derzeit läuft, brauchen sich die Akteure über Unzufriedenheit nicht wundern.

      Mich wurmt am meisten, mit Leuten Gemeinsamkeiten zu haben, mit denen ich eigentlich nichts zu tun haben will.

  • Fehler oder Absicht?

     

    "Denn den 28 Staats- und Regierungschefs gelang es beim EU-Gipfel in Brüssel nicht, den Widerstand der Wallonen gegen das Ceta-Handelsabkommen mit Kanada zu brechen."

    Aha, Widerstand wird heutzutage gebrochen.

    "Bis zuletzt gab es auch im Bundestag und in der Zivilgesellschaft große Vorbehalte."

    Oh, Herr Bonse, wieder falsch. In der Zivilgesellschaft gibt es große Vorbehalte. Und ich weiß, dass wird auch so bleiben, denn "brechen" lassen sich vielleicht Knochen, der Geist jedoch nicht.

     

    Viele Grüße

  • Herr Tusk sollte sich eher um den Ruf innerhalb der EU Sorgen machen.

    Ansonsten war es das vielleicht bald mit der dem Traum vom Frieden.

  • „Ich mache mir Sorgen um den Ruf Europas“

     

    wie jetzt?? jetzt erst? hier eine erhellende rede paul magnettes, in der er deutlcih ausspricht, wo genau das problem liegt. ein politiker von derartiger klarheit wuensch ich mir auch in deutschland. im oktober 2015 hat er sich an kanadische politiker und an malmström gewandt und seine zweifel geaeussert, bis juli hat er keine antwort bekommen. jetzt soll er der buhmann sein, dass er die ´verhandlungen´ blockiert? magnette, ein held. tusk sollte froh ueber ihn sein, nur politiker seiner integritaet koennen europa retten.

    sigmar, sozialdemokrat, schau her, so sehen sieger aus...

    https://www.youtube.com/watch?v=B5GhqxWeqzQ

  • "Bulgarien und Rumänien hatten ihre Vetos gegen Ceta zurückgezogen, nachdem Kanada ihnen zugesagt hatte, dass die Visumpflicht 2017 entfällt. "

     

    Gegner mit kleinen Zuckerln kaufen nennt man das.

    • @Da Hias:

      Da die Wirtschaft dieser Länder in den großen, geplanten Freihandelszonen noch weniger konkurrenzfähig sein wird, als jetzt schon in der EU, war es den Regierungen wichtig, ihren Bürgern Fluchtwege frei zu halten.

       

      Für Kanada ist das auf Dauer auch interessant. Wenn Trump seine Mauer im Süden baut, kommen keine Billigarbeiter mehr aus Lateinamerika durch. Da ist Ersatz vom Balkan willkommen.

  • Ich finde es doch sehr interessant, dass davon ausgegangen wird, dass nur die Wallonen gegen Ceta sind.

    Habe ich die großen Demonstrationen gegen CETA und TTIP nur geträumt? War da nicht auch ein Urteil des Bundesverfassungesgerichts, das die Bedenken der Bevölkerung als gar nicht unberechtigt sah?

    Nur weil unsere eigenen Spitzenpolitiker die Demokratie in unserem Lande als Farce behandeln, heißt das nicht, dass das alle anderen Regierungen in der EU genauso handhaben müssen.

    Gratulation an Belgien und speziell die Wallonie, dass Ihr Euer Volk noch ernst nehmt!

    Und vielen Dank, dass ihr dafür sorgt, dass auch wir Bürger in den anderen EU-Staaten davor geschützt werden, dass unsere Demokratien immer weiter ausgehöhlt werden zugunsten von Großkonzerne und anderen Interessenten, die vor Gier nur noch den eigenen Profit sehen und dafür gerne alle Anderen bluten lassen.

    • @Mainzerin:

      Ach, das sind doch alles nur besorgte Bürger und Pegidisten. Denk an die Guillotine, die bei der Demo 2015 in Berlin dabei war. Alles nur Pegidisten oder Querfront, muß man nicht ernstnehmen.... und die SPD-Basis, sind sicher auch alles Pegidisten, drum hat sie der SPD-Konvent letzthin nicht ernstgenommen)....

      Tja...

      • @Da Hias:

        Leider ist es hier in Deutschland noch viel schlimmer, denn Rechtsextreme dürfen demonstrieren, bedrohen, verprügeln und brandschatzen ohne echte Konsequenzen.

        Nicht rechtsextreme Bürger, die politisch opponieren werden sofort mindestens als Wutbürger diskreditiert oder auch festgesetzt, niedergeknüppelt, mit Wasserwerfern und Pfefferspray angegangen - und das bei friedlichen Demonstrationen, wie z.B. die Rentner und Schüler bei Stuttgart 21...

        Ich habe nicht ohne Grund geschrieben, dass die Demokratie hier als Farce behandelt wird. Leider.

  • Das Imperium wird versuchen, zurückzuschlagen. So leicht geben Leute wie Gabriel und Co. nicht auf. Ich kann dem wallonischen Parlament nur viel Durchhaltevermögen wünschen. Sonst entsteht der Eindruck, dass gar nichts hilft und das spielt derzeit den völlig falschen Leuten in die Hände. Europa gehört demokratisiert, nicht renationalisiert.

  • 3G
    32795 (Profil gelöscht)

    "Wenn eine kleine Region große Entscheidungen blockieren könne, dann stehe der Ruf der EU als Handelsmacht auf dem Spiel."

     

    Da spricht die geballte Ignoranz der EU. Man hatte über die Jahre genug Zeit um tausende von "Experten" zu hören. Jeder Hinz und Kunz aus der Wirtschaft durfte seinen Senf dazugeben. Aber die europäischen Regionen hatten kein Mitspracherecht. Die zentrale Intelligenz EU maßte sich an schon zu wissen was alle wollen.

     

    In Brüssel kennt man die politischen Systeme der Mitgliedsstaaten sehr genau. Man vertraute hier wohl auf den Kadavergehorsam der Belgier bis ins letzte Glied. Anderenfalls hätte man die Wallonen nämlich vorab gefragt. Diese Arroganz rächt sich nun, zurecht.

     

    Der ganze Vorgang enthüllt ein kafkaeskes Gebilde der Arroganz. Diese EU ist nicht neoliberal, sie ist nur vollkommen unfähig.

  • Ich freue mich über die Wallonen, weil sie Charakter bewiesen haben. Wie korrupt die bulgarische und die rumänische Regierung ist, das sieht man daran, dass sie ihre Zustimmung sich durch den obskuren Wegfall der Visumspflicht erkaufen ließen. Zugegeben, ich liebe die Wallonie, aber ich kenne auch ihre Einwohner, die manches Mal nicht einfach in ihrer Mentalität sind. Sie haben seit Weltkrieg Nr. 2 einen hohen Preis gezahlt, dafür dass sie heute durch ein Freihandelsabkommen noch neoliberal gesegnet weiter verarmen dürfen. Den spätpubertären Grünen sei gesagt, dass man als Bürgersohn*tochter eben noch nie am eigenen Leibe Armut erfahren hat. Den Rumänen oder Bulgaren ist das wohl klar, darum verscherbeln sie ja auch ihre Bürger als Werkvertragsarbeiter wie weiland die absolutistischen Monarchen von Hessen-Kassel bis Preußen ihre Soldaten als Kanonenfutter.

  • CETA ist kein normales Handelsabkommen, sondern eines neues Typs. Ein Staatsstreich der Handelsadministration gegen den eigenen Apparat. Dass Politiker das verteidigen ist einfach die Rolle, ein Nein zu den geheim verhandelten Abkommen ist nicht vorgesehn. Nachverhandeln des Textes ist nicht möglich. Dabei ist der Investorenschutz ja eigentlich eine optionale Durchsetzungskompontente für beide Seiten, aber so rigide und neuartig, dass damit die Souveränität den Staaten genommen wird.

     

    Wichtig ist jetzt, dass die Verantwortlichen bei DG Handel aus dem Amt entlassen werden. Was sie getan haben war staatsfeindlich.

  • Alles was der Spiegel hinter den Kulissen der EU erkennt ist die Kammer mit den Lobbyisten der internationalen Konzerne und den Fonts und Banken. Sie wollen mit allen Mitteln einen Start in den Neo-Kapitalismus auf internationaler Ebene erreichen. Die Hindernisse der UNO und die Frage nach einer besseren Weltwirtschaft mit regionalen Anbietern, fortschrittlichen naturerhaltenden Ernährungs-Anbaumethoden, einer Medizin ohne Medikamente mit vielen Nebenwirkungen und die Vereinheitlichung von Computernormen und Maßeinheiten. Alles das soll in Hauptquartieren von profitablen Unternehmen unterlaufen werden. Deswegen gibt es Millionen von Bürger in der EU, die den vor 10 Jahren abgeschlossenen FTAA - Amerikanischen Freihandelsvertrag - als Bespiel für die Unterdrückung von kleinteiligen Wirtschaftsgesellschaften kritisieren. Da haben die Wallonen eine grosse Chance für uns alle.

    Nicht die Wirtschaft geht durch CETA kaputt, sonderb die regionale Demokratie in der EU!

  • „Ich mache mir Sorgen um den Ruf Europas“

     

    Die hätte sich Tusk machen sollen, bevor man ein Abkommen aushandelt, in dem so fragwürdige Dinge stehen. Es sind ja nicht nur die Wallonen. Schließlich gibt es auch noch Klagen gegen das Abkommen…

     

    „Dass einzelne Länder ein EU-Handelsabkommen blockieren können, ist ein Novum. Denn eigentlich ist die Handelspolitik vergemeinschaftet, die EU-Kommission verhandelt und entscheidet allein.“

     

    CETA beinhaltet mit z.B. den Schiedsgerichten aber auch Punkte, die tief in die verfassungsmäßige Ordnung der Mitgliedsstaaten eingreifen. CETA geht weit über ein Handelsabkommen hinaus. Gegen ein Handelsabkommen gäbe es ja auch kaum so großen Widerstand.

  • In der Sache stimme ich mit Magnette und dem sturen "gallischen Dorf" zu. Deutschland hat selbst ziemlich lebhaft gegen etliche Punkte des Abkommens protestiert und bekanntlich sogar Klagen angestrengt. Auch wenn jetzt nur noch davon gesprochen wird, dass Deutschland zustimmen würde. Da hat das BVG einige Riegel vorgelegt, die nicht ignoriert werden dürfen.

     

    Abgesehen davon werde sicherlich nicht nur ich sehr genau beobachten, welche Aktivitäten nun die EU grundsätzlich zeigen wird. Ich hoffe doch sehr, dass nicht wieder nur an Symptomen gekratzt wird und etwa hinter den Kulissen mit internem Druck "gewerkelt" wird.

     

    Es wird höchste Zeit für die EU, aufzuwachen, sich selbstbewusst auf 1.seine Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Mitgliedsstaat zu besinnen,

    2.Forderungen zu stellen, die ein solches Ansinnen wie jüngst die unsägliche TTIP-Geheimhaltung der Verhandlungspapiere (unglaublich!) empört zurückzuweisen,

    3.die Einwände und Bedenken der Mitgliedsstaaten ernst zu nehmen

    und

    4. zu Entscheidungen und Lösungen zu finden.

     

    Dafür werden sie mit unser aller Steuermitteln ziemlich gut bezahlt. Also los, an die Arbeit, Leute!

  • Ein bezeichnendes Licht wird hier auf die Politik der Grünen geworfen: der "Grüne" Lamberts spottet über Magnette weil dieser sich, mit guten Gründen und ohne sich auf miese Kuhhändel einzulassen, den angeblichen Segnungen der "neoliberalen Globalisierung" widersetzt.

     

    Das Prädikat "Grün" kann man offensichtlich bei den "Entscheidern" dieser Parteien getrost vergessen. Es sind Mitglieder der großen versklavenden, alternativlosen Einheitsparteien der marktkonformen, also inexistenten, Demokratien Europas.

    • @Ulrich Frank:

      Amen! Wir sind nun von der Standhaftigkeit der Wallonen abhängig. Alle Regierungen Europas haben sich kaufen lassen. Großer Respekt gitl den Galliern! Ich wünschte mir, mehr hätten den Mut auf ihr Volk zu hören.