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Wahlverhalten bei niedrigem EinkommenMieterhöhungen helfen der AfD

Steigende Mieten sind vor allem für arme Menschen ein Problem. Eine neue Studie untersucht, wie sich das auf politische Präferenzen auswirkt.

Hält die Brandmauer? Steigende Mieten beeinflussen die Bundestagswahl Foto: Sabine Gudath/imago

Mannheim dpa | Bei Mie­te­r*in­nen mit niedrigen Einkommen wächst laut einer neuen Studie die Unterstützung für die AfD, wenn die Mietpreise in ihrem städtischen Wohngebiet ansteigen. Wis­sen­schaft­le­r*in­nen unter Leitung von Denis Cohen vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung haben für ihre Analysen unter anderem Mietmarktdaten auf Ebene der Postleitzahlen und Befragungsdaten des Sozio-ökonomischen Panels betrachtet.

Laut ihren Ergebnissen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass einkommensschwache Mie­te­r*in­nen in Befragungen die AfD unterstützen, um bis zu vier Prozentpunkte, wenn die durchschnittlichen Mieten in der Nachbarschaft um einen Euro pro Quadratmeter steigen. Dies gelte auch für Menschen, die von den Mieterhöhungen persönlich bislang gar nicht direkt betroffen seien, stellen die For­sche­r*in­nen aus Mannheim, Oxford und Zürich fest.

Denn Mie­te­r*in­nen mit geringeren Einkommen empfänden steigende Mieten in ihrem Umfeld sowie die damit einhergehenden Veränderungen in der Nachbarschaft als „latente Bedrohung für ihren sozialen und wirtschaftlichen Status“.

Bei Mieterinnen und Mietern mit höheren Einkommen sowie bei Menschen mit Wohneigentum sei dagegen ein gegenteiliger Effekt zu beobachten. „Wenn Mieten steigen, profitieren manche von den Aufwertungsprozessen – andere nehmen diese Entwicklung hingegen als sozio-ökonomische Bedrohung wahr“, analysiert Cohen.

Die höchsten Zustimmungswerte hat die AfD insgesamt allerdings in ländlichen, strukturschwachen Gebieten, wo die Mieten eher niedrig sind.

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33 Kommentare

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  • So weit ich mich erinnere, sind ADi-Wählers eher die, die es mit dem Wert Offenheit weniger haben. Die Abstiegsängste betäuben wollen. Und ja, aus allen Studien ergibt sich, dass Armut auch relativ wahrgenommen wird. Das schmerzt und hat ungesunde Folgen.

    Also: unabhängig von Wahlverhalten Offenheit ermutigen, aber nicht krampfhaft abverlangen. Sozial sicheres Netz wieder knüpfen, breite und gerechte Infrastruktur für die vielen wiederherstellen - im Geiste vielleicht der erste Willy-Brandt-Jahre, mit dem erweiterten Wissen von heute.

  • Die steigenden Mieten sind das eine, der Fakt dass du im Niedrigpreissegment seit mittlerweile einem Jahrzehnt in meiner Großstadt -wie vermutlich in den meisten Anderen- dauerhaft eine Leerstandsqoute von oder gegen 0 hast, das Andere.

    Die AfD profitiert davon weil dagegen nix getan wurde und vor allem von dem (nicht ganz unberechtigten) Gefühl, dass die Priorität auf der Integration von Neuankömmlingen liegt.



    Denn das ist ja letztlich eine Bundes und Länderaufgabe die den Kommunen mit deren Geld aufgebürdet wird und für die "Altbestände" gibt es kein neues Geld.

    Wie Maurice Höfgen belgt hat,sich ja weder der Anteil des Bürgergeldes am Haushalt noch am BIP seit 14 erhöht,es gibt aber mit den Flüchtlingswellen deutlich mehr Menschen im Bezug, was entsprechend der Grundrechenart Division heißt, dass es weniger pro Person gibt als noch anno 14.



    Hat mich amüsiert diese unbeabsichte Widerlegung des "legendären" Gysi Jung&Naiv BürgerPK Videos in dem er meinte dass es nicht mehr gäbe für Inländer wenn wir weniger Migranten hätten.

  • Das heißt, das bei sinkenden Mieten im Osten die AFD-Wahlergebnisse ebenfalls in den Keller gehen würden? Wers glaubt… Die Linke wirbt seit Jahren mit der Mietpreisbremse, trotzdem wird sie nicht gewählt…

  • "Menschen, die Angst vor dem Abstieg haben, sehen die Grünen und sehen Menschen, die um sich selbst keine Angst haben müssen."

    Grün = keine Angst vor dem Abstieg?



    Da sollten Sie mal mit den vielen nichtbeamteten) Lehrern und Dozenten sprechen, die pünktlich zu den Sommerferien erst einmal entlassen werden, um danach wieder eingestellt zu werden. Oder den vielen darstellenden Künstlern (kein Engagement = kein Geld).



    Nein — beim Prinzip der Gentrifizierung geht es um eine "Entertainment-affine" stilsichere Zielgruppe die altersentsprechend den Angeboten (Klub, Bar, Bio-was-weiß-ich-nicht) in preiswert zu mietenden Ladenlokalen folgt.



    Gruß Fritze

    • @Fritz Müller:

      Ich treffe hier vereinfachte Aussagen auf Basis von Statistiken.

      In Deutschland kommen zB die meisten Akademiker immer noch aus Akademikerfamilien. Das bedeutet, dass zumindest westdeutsche Akademiker mit höherer Wahrscheinlichkeit zB die Eltern um ein Darlehen bitten oder auf ein Erbe hoffen können.

      Darüber hinaus sind Staat und Gesellschaft in Deutschland nun mal stark an der oberen Mittelklasse ausgerichtet.

      Ein Beispiel: die Belange von Studenten werden gerade in linkeren Medien stärker beachtet als die von Azubis. Hohe Mieten von Studenten werden viel eher als Problem thematisiert als hohe Mieten für Azubis. Was auch daran liegt, dass ein Großteil der Menschen in Medien, Politik, und Verwaltung selbst mal studiert hat.

      • @Suryo:

        Da müssten Sie schon stärker differenzieren (und viele andere auch), so ist das der populistische Unfug der Extremen.



        Student:innen müssen sich oft genug mit schlecht bezahlten Nebenjobs über Wasser halten, während Azubis ein Gehalt bekommen und während ihrer Arbeitszeit für ihre Prüfungen lernen sollen(!)



        Zudem können Azubis theoretisch mit 16 in die Ausbildung einsteigen und sind dann im Idealfall mit 19 durch und werden als voll ausgebildete Arbeitnehmer:innen beschäftigt. Student:innen steigen frühestens mit 17 ein und haben dann mit 20 einen Bachelor, der in der Praxis immer noch nicht besonders viel zählt, in den meisten Fächern brauchen sie also mindestens bis 22, bevor sie voll einsatzfähig sind, und manchmal folgt dann noch ein Referendariat und ein Staatsexamen. Wer das mit der mickrigen Bezahlung in geplanter Dauer schafft, ist anschließend mindestens 24, hat also 5 Jahre Rückstand beim Geldverdienen. – Das ist doch der wahre Grund, warum akademische Ausbildung „vererbt“ wird!



        Von den Unterschieden bei Azubis und Staatsexaminierten ganz zu schweigen: Vergleichen Sie mal Anwalts- mit Verwaltungsfachangestellten oder den Senior einer Großkanzlei mit einer Behördenleiterin.

        • @Zangler:

          Die 5 Jahre Rückstand werden dann über das Lebenseinkommen (Statista) locker wieder reingeholt. Plus Ausbildungsstufe grob 500.000 brutto.

          Plus die Gehälter von Azubis sind nicht selten unter dem Bafögsatz. Wobei die Anpassungen des Bafögs nicht positiv für die Studenten zu sehen sind.

          Plus drei Jahre Bachelor, entspricht 20 Monaten Vorlesungszeit, teils recht breit gestreut Inhalte. Das macht es natürlich etwas schwieriger auf dem Arbeitsmarkt. Die Spezialisierung erfolgt erst im weiteren Studium.

          Ah und die Zeit, welche kalkuliert wird pro Vorlesungswoche ist meist geringer als die Arbeitszeit von auszubildenden.

          Natürlich sind Fächer wie Mathematik, Physik usw. Wesentlich Zeitintensiver und herausfordernder (siehe Abbruchquoten) als soziale Arbeit usw.



          Das sieht man dann auch an den Gehältern, was das Lebenseinkommen wieder etwas relativiert.

          Das Gehalt im Referendariat ist tatsächlich gering, es ist aber auch keine vollzeitstelle. Aber wie ich weiß eine sehr anstrengende Zeit.

          Plus die Lebenshaltungskosten von Studenten kann wesentlicher geringer sein, wenn man sein Lebensstil anpasst. Mensaessen, günstige Studentenbars usw. Da kann der Azubi nur von träumen.

        • @Zangler:

          Was meinen Sie, wie viele Jungköche (maximal Tariflohn, und der niedrig) sich eine Wohnung auf Sylt leisten können, um dort im Nobelrestaurant zu kochen? Wie viele Azubis müssen ein Auto haben, um zur und von der Ausbildungsstätte zu kommen? Und die kriegen kein dem Semesterticket vergleichbaren Zuschuss. Desweiteren hat auch nicht jeder Betrieb eine Kantine, in der das Essen wegen staatlicher Subventionen so günstig ist wie in der Mensa.

          Handwerk hat zwar oft wirklich goldenen Boden, aber wenn es für Azubis so einfach wäre, gäbe es kaum einen Unterschied zwischen Akademikern und Nichtakademikern.

    • @Fritz Müller:

      "Da sollten Sie mal mit den vielen nichtbeamteten) Lehrern und Dozenten sprechen, die pünktlich zu den Sommerferien erst einmal entlassen werden,....."



      Wie groß ist den deren Anteil an der gesamten Lehrerschaft?

      "Oder den vielen darstellenden Künstlern (kein Engagement = kein Geld)".



      Och wirklich? Fragen Sie mal andere Selbständige.



      Meinen Sie ein z.B. freiberuflicher Verkäufer bekommt Geld ohne Abschlüsse?

      Alle Freiberufler tragen das Risiko, kein Einkommen zu erhalten, aber die interessieren die Sie wohl nicht.

  • Daher auch der besondere Hass auf die Grünen. Zum einen wohnen sie bevorzugt in gentrifizierten Vierteln (wenn die ersten Christianiabikes auftauchen, dauert‘s nicht mehr lang, bis die Mieten steigen und Menschen verdrängt werden), zum anderen ist bei keiner Partei bei sowohl Mitgliedern als auch Wählern der Anteil der Akademiker und Staatsangestellten, also der Besserverdienenden und Abgesicherten, so hoch.



    Menschen, die Angst vor dem Abstieg haben, sehen die Grünen und sehen Menschen, die um sich selbst keine Angst haben müssen.

    • @Suryo:

      Die Grünen sind somit überproportional (Anteil der arbeitenden Bevölkerung) die sogenannten Leistungsträger, von denen allenthalben geschwafelt wird.



      Und wie sehen die Menschen Frau Weidel, Herrn März, Herrn Lindner, Herrn Scholz und alle von ihnen gewählten Abgeordneten?



      "Besondere Hass" auf die Grünen ...



      Kann sein, dass Sie versuchen es aus einer neutralen Position betrachtend zu formulieren.

      • @LeKikerikrit:

        Ja, ich versuche, neutral zu sein. Ich persönlich hasse die Grünen nicht und stimme auch in vielem mit ihnen überein. Aber meine persönliche Situation und Sichtweise ändert ja nichts daran, dass andere sich in ganz anderer Lage befinden und darum auch eine andere Perspektive haben.

      • @LeKikerikrit:

        Staatsbedienstete sind in erster Linie abgesichert. Sie haben ein planbares, festes Einkommen. Darüber hinaus konkurrieren sie zb nicht mehr um Arbeit.

        Und Akademiker stammen in Deutschland immer noch in erster Linie aus Akademikerhaushalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich zB zum Zwecke des Einbaus einer Wärmepumpe ein Darlehen bei den Eltern holen kann, ist da statistisch gesehen sehr viel größer als zB bei nahezu allen Ostdeutschen.

    • @Suryo:

      Ja, da ist was dran. Aber ich glaube bei den Grünen kommt noch hinzu, dass ihnen ein gewisser "über-moralischer" Gestus unterstellt wird. Sicher nicht ganz zu unrecht. Aus dem was Sie schreiben geht davon auch einiges hervor. Ich glaube man kann es umschreiben mit: "Wohlstandsproblemen". Aus den Prioritäten und dem teilweisen Lebensstil und seinen Auswirkungen auf die umliegenden Mieten wird auf Unverständnis gegenüber den Problemen gering verdienender Schichten geschlossen. Oft wird sogar Verachtung unterstellt. Fest gemacht wird diese Haltung häufig in Prioritätensetzungen (grob: Identitätspolitik), die diesem Milieu unterstellt werden. Ganz verkehrt ist das auch nicht, die Grünen tun sich da schon besonders hervor. In Wahl-Milieu-Analysen stellt sich z.B. auch heraus, dass Grünen-Wähler ziemlich "unter sich" bleiben und wenig Kontakt zu Wählern anderer Parteien haben. Viel ist sicher auch einfach Zuschreibung. Was aber ziemlich sicher richtig ist: die Grünen sind keine sonderlich linke Partei - was Habeck gerade versucht ist ja mehr oder weniger die Schärfung des ohnehin konservativen Anstrichs - für Geringverdiener ist da nicht viel dabei. Ökologie kostet auch einfach.

      • @Einfach-Jemand:

        Ich glaube, es ist die Kombination aus sozioökonomischer Privilegiertheit und Moral. Wenn einem Leute, die selbst zu fressen haben, sagen, dass man die Moral über das Fressen stellen soll, führt das unweigerlich zu Reaktanz.

  • Heisst für Vermieter, die der AfD nahestehen: Miete rauf bringt mehr Geld für die Vermieter und mehr Stimmen für die AfD.

  • "Bei Mie­te­r*in­nen mit niedrigen Einkommen wächst laut einer neuen Studie die Unterstützung für die AfD, wenn die Mietpreise in ihrem städtischen Wohngebiet ansteigen."



    Das wirft 2 Fragen auf:



    Haben die alle nicht im Geschichtsunterricht aufgepasst?



    Lesen die nur noch "X" Instagram und TikTok?



    Meine Empfehlung: Mal ins Wahlprogramm der AfD schauen:



    Die AfD fordert daher die Reduktion der überzogenen Standards und Vorgaben, die Streichung der Energieeinsparverordnung sowie den Brand-, den Wärme- und den Schallschutz auf ein notwendiges Mindestmaß zurückzufahren. Wir benötigen eine bundesweite Vereinfachung und Vereinheitlichung des Baurechtes und eine Beschleunigung von Verfahren durch Bürokratieabbau und Digitalisierung.

    Also ich seh´da nix für diese Bevölkerungsgruppe



    (ach so, weiter oben steht noch irgendwas mit Migration — ohne das geht es bei denen ja gar nicht ...)



    Gruß Fritze

    • @Fritz Müller:

      ...halt eine rassistische Partei auf Stimmenfang..

    • @Fritz Müller:

      "Also ich seh´da nix für diese Bevölkerungsgruppe"

      So wie ich das sehe sollen durch die AfD-Programmpunkte die Baukosten sinken, was zu günstigerem und schnellerem Wohnungsneubau führt und damit idealerweise zu einem entspannterem Wohnungsmarkt.

      • @Tom Tailor:

        Na, ja: "Überzogen" und "notwendiges Mindestmaß" ... Hellhörige, verschimmelte Buden sind eh nicht das Problem der zu pampernden Immobilienkonzerne. Und wenn da ein Brandschaden umfangreicher als nötig ausfällt, zahlt es die Versicherung.

        Mit Anreizen zum Neubau hat das nix zu tun. Wenn man da einen Nutzen unterstellt, dann den, daß seitens "des Eigentums" länger von der Substanz gelebt werden kann. Wenn schon gebaut würde, dann sicher nicht für ein Preissegment, welches sich Unterschicht und untere Mittelschicht leisten könnten.

        • @dtx:

          Also ich kann Ihnen sagen, das Wohnungsbau heutzutage in der Planung länger dauert als der Bau an sich. Ich möchte natürlich nicht zurück in die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, aber damals ging die Erstellung von Wohngebäuden deutlich schneller von der Hand, auch deswegen, weil weniger Verordnungen zu berücksichtigen waren und das Augenmerk vorrangig auf Schaffung von Wohnraum gerichtet war und nicht auf diverse Gutachten. Richtig bleibt aber, das gegen Wohnungsknappheit und Preissteigerungen aufgrund der Knappheit nur durch eine Angebotserhöhung bekämpft wird.

        • @dtx:

          Es gibt eine ganz nette Doku vom swr "Bürokratiewahnsinn I'm Wohnungsbau". Der grünenabgeordnete darin ist echt sympathisch, stößt aber meiner Erinnerung nach auch an Grenzen.

          Nach der Doku könnte man zumindest mal recherchieren, ob nicht die ein oder andere Regel etwas überzogen ist.

  • Wir haben es mit Abstiegsängsten zu tun. In den letzten 10-20 Jahren wurde die untere Mittelschicht ökonomisch der Unterschicht gleichgestellt. Diese Distinktion ziwschen den Klassen ist in der deutschen Klassengesellschaft aber äußerst wichtig. Deshalb wählen viele Menschen jetzt auch die Partei die am deutlichsten auf die Unterschicht eindreschen will. Das die Unterschicht inzwischen mehrheitlich aus Migranten besteht, ist für die AfD nur ein netter Nebeneffekt.

    • @Šarru-kīnu:

      Die Mittelschicht ist ökonomisch mit den Einkommensschwachen gleichgestellt? Was für ein Blödsinn.

      • @Andreas J:

        Ziemlich selektiv gelesen. Natürlich hat @Šarru-kīnu mit der Feststellung, die Einkommensgrenzen zwischen "unterer Mittelschicht" und "Unterschicht" seien in den "letzten 10 bis 20 Jahren" ("Agenda 2010" oder "Hartz IV") verschwommen.

        Ganz einfach dadurch, daß bei mittleren Jahrgängen auf wenige Monate Arbeitslosigkeit fast zwangsläufig der Abrutsch ins SGB II folge, bevor dort aber Geld fließe, das aus bislang übertariflichem Einkommen angespartes Vermögen verbraucht sein müsse. Natürlich können Kreditverpflichtungen nun auch nicht mehr bedient werden.

        Der Vorteil der "Mittelschicht" gegenüber der "unteren Mittelschicht" besteht eben darin, nicht auf permanente Zuflüsse aus Lohneinkommen angewiesen zu sein, um den Lebensstandard halten zu können. Eigentlich nicht schwer zu verstehen ...

        • @dtx:

          Wenn man abrutscht gehört man irgendwann nicht mehr zur Mittelschicht und warum sollte die Mittelschicht nicht mehr auf Lohneinkommen angewiesen sein?

    • @Šarru-kīnu:

      Sie widersprechen sich. Oder Sie behaupten, dass die "Mittelschicht" ebenfalls mehrheitlich aus Migranten besteht. Wie auch immer - im Tenor geb' ich Ihnen Recht. Ein gutes Zeichen ist das weder für das Lohngefüge, noch für den Bildungsstand, noch für die "polit. Resilienz" der dt. Gesellschaft. Es könnte einem ja bekannt vorkommen: ein abstiegsgefährdetes (Klein)Bürgertum, das -gegen jedes Interesse- den eigenen Metzger wählt. Das eigentliche Problem ist, dass die Renditeinteressen von Kapitalbesitzern keine Sekunde zur Disposition stehen. Dazu gehören natürlich auch Immobilienbesitzer. Die Renditevorstellungen (vulgo: die Mieten) haben ein unverschämtes und unanständiges Niveau erreicht. Jeder der Miete zahlen muss, erfährt die Steigerungen am eigenen Leib. Die Lohnentwicklung v.a. der schlechter entlohnten Berufe kann da nicht mal ansatzweise mithalten. Es ist das Werk jahrzehntelanger Indoktrination auf allen gesellsch. Ebenen (Schule, Medien, Politik, etc.), dass es heute quasi keine gesellsch. Kraft mehr gibt, die diesen überbordenden Interessen -auch substanziell, also inhaltlich- etwas entgegensetzen kann - dass sich niemand etwas anderes auch nur vorstellen kann. Schlimm.

      • @Einfach-Jemand:

        Wieso widerspreche ich mir? Das Hauptziel der AfD ist die Schleifung des deutschen Sozialstaats. Irgendwann haben die gemerkt mit Lucke und Henkel Themen können wir nichts holen bei Wahlen und das Ausländerthema mit aufgenommen. Deshalb passt die Zusammensetzung der Unterschicht, siehe sehr hoher Ausländeranteil beim Bürgergeld bzw. inzwischen eher Nichtbürgergeld wunderbar in die eigene Strategie.

        • @Šarru-kīnu:

          Weil sie im ersten Satz schreiben die (untere) Mittelschicht sei ökonom. mit der Unterschicht gleichgestellt worden. Damit wäre die untere Mittelschicht wohl eine Teilmenge der Unterschicht. Zum Schluss folgern Sie, dass die Unterschicht mehrheitlich aus Migranten besteht, was für mich danach klang als müsste der Teil der Mittelsch., der der Unterschicht ökonom. gleichgesetzt wurde, bereits vor dieser Gleichst. ebenfalls mehrheitlich aus Migr. bestanden haben. Ich geb' aber zu, dass ich da etwas sehr haarspalterisch unterwegs war. Ich hätte es einfach nicht so absolut ausgedrückt, tendenziell stimmt das wohl auch. Ich will in solchen Disk. immer gern vermeiden, dass Unterschichten (wo sie auch immer beginnen) gegeneinander aus spielbar sind. Statt untersch. Nationalitäten zu betonen wäre es mAn konstruktiver auf das gleiche Interesse, dass ökonomische Unterschichten haben hin zu weisen, sonst spielt man wenigstens teilweise das Spiel der AfD und aller Rechten. Durch die Trennung von unteren Einkommensgr. in Deutsche und Migranten, kann dieses Problem aber leider entstehen. Darauf lief Ihre Argument. aber gar nicht hinaus, von daher hab ich einfach etwas zu schnell geschossen ;)

      • @Einfach-Jemand:

        "Das eigentliche Problem ist, dass die Renditeinteressen von Kapitalbesitzern keine Sekunde zur Disposition stehen. Dazu gehören natürlich auch Immobilienbesitzer. Die Renditevorstellungen (vulgo: die Mieten) haben ein unverschämtes und unanständiges Niveau erreicht."



        ...



        Steuerminderungsgesetze (z.B. Stiftungen)



        Steuerhinterziehung



        usw. usf.



        Die Kette ist unendlich. Frage: warum packkt das, ausser den Linken, niemand an?

        • @LeKikerikrit:

          Naja, weil die herrschenden Verhältnisse auch ein Ausdruck von Macht sind. Versuchen Sie doch mal über diese Dinge zu reden - die Kampagnen, die dann los getreten werden, werden von Ihnen (als polit. Person) und Ihren Ideen nichts übrig lassen. Ich denke z.B. daran, wie O. Lafontaine zum "gefährlichsten Mann Europas" gemacht wurde. Es müsste ja nichts weniger geschehen, als die ideologische Kraft des Neoliberalismus zu brechen - ein schier aussichtsloses Unterfangen. Und hinzu kommt, dass man, wenn man es wirklich ernst meinte, auf die ein oder andere Weise an die Eigentumsordnung heran müsste - das Fundament unserer Wirtschaftsordnung. Da gibt es dann ideologische und auch einfach rechtliche Hürden. Viele der oft beschworenen Auswirkungen würden mglw. tatsächlich eintreten. Die Aufgabe ist schier unlösbar: wissenschaftl. & gesellsch. müssten die Grundlagen erst gelegt werden. Es müssten positive Utopien entwickelt werden; es bräuchte ein neues Fortschrittsverständnis, und völlig neue wirtschaftliche Ideen. Nichts davon ist irgendwo zu sehen. Ehrlicherweise existiert nicht einmal das gesellschaftl. Klima um über etwas anderes auch nur nach zu denken. Von daher: ich sehe schwarz.

        • @LeKikerikrit:

          Nun weil die Linken aus der fundamental Opposition immer klug daher reden können.



          Sobald die Linke mitregiert, ist es vorbei mit den Grundsätzen.



          Eigentlich dürfte die Linke deshalb nur alleine, oder gar nicht regieren.



          Ansonsten wirft die Linke für die Macht auch viele Grundsätze über Bord.

          BTW, dieses ewige Bashing für Immobilienbesitzer von linker Seite, wird auch langsam langweilig.







          Was tun Sie persönlich denn dagegen?



          Schon eine Immobile erstanden und zu "fairen" Preisen vermietet?



          Oder wollen Sie, wie die meisten linken Zeitgenossen, nur das Geld von Anderen ausgeben?

          • @weather2018:

            Sie verstehen überhaupt nicht worum es geht! Der Witz ist ja gerade, dass, wer mieten muss, weil er nichts besitzt, das Geld für einen Erwerb von Immobilien nicht hat! Diese Leute müssen 30-40% ihres Lebenseinkommens an Miete an Leute abdrücken, die Kapital in Form von Immobilien besitzen. Dabei steigen die Mieten in verrückter Art und Weise vor allem wenn man diese Steigerung mit den Lohnzuwächsen v.a. in schlechter entlohnten Berufen vergleicht. Es hat rein gar nichts mit "Bashing" zu tun, wenn man auf diese Schieflage hinweist.

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