Wahlplakate der CDU: Verkleiden mit Ziemiak
Die CDU fotografiert ihre Mitarbeitenden für ihre Wahlkampagne – in Bekleidung anderer Berufe. Eine brillante Idee und so vielseitig verwendbar.
I n diesem Sommer können Sie die Mitarbeiter*innen der CDU kennenlernen. Die Partei benutzt sie für ihre Wahlplakate: Um die Fotoshootings coronakonform durchzuziehen, hat sie für ihre Kampagne das eigene Personal abgelichtet. Weil der CDU die Sicherheitsbehörden wichtig sind, hat sie einer Mitarbeiterin eine Polizeiuniform angezogen. Weil die Partei für „ein gutes Leben im Alter“ ist, zeigt sie die Pressesprecherin im Arztkittel neben einem alten Mann. Und um für ihre Familienpolitik zu werben (Ziemiak: „Familienmodelle sind vielfältig“), druckt die CDU eine junge Kollegin mit Baby im Vorder- und halb verdecktem Mann im Hintergrund ab.
Ein stringentes Konzept, dass sich sicher noch erweitern ließe: Die CDU könnte zum Beispiel einen Mitarbeiter als Vermieter verkleiden. Gerade erst hat sie schließlich in der Koalition durchgesetzt, dass Mieter*innen den kompletten CO2-Preis auf Heizstoffe zahlen müssen und nichts auf die Vermieter*innen umgelegt wird.
Daneben könnte sie noch einen zweiten Gutverdiener zeigen, dafür müsste sich noch nicht mal jemand verkleiden, die meisten Top-Nebenverdiener im Bundestag sitzen ohnehin in der eigenen Fraktion. Auch sie liegen der Partei am Herzen. Laut Wahlprogramm will die CDU hohe Einkommen beim Soli entlasten, Unternehmensteuern senken und eine Vermögensteuer verhindern. Um die Serie abzurunden, könnte das Adenauer-Haus auch noch einen Mitarbeiter als Parteispender dekorieren. Tipps für das richtige Outfit kann sicherlich Jens Spahn geben.
Umrundet sind alle Plakatmotive übrigens von einem schwarz-rot-goldenen Kreis. Er ist das wiederkehrende Motiv in der neuen Wahlkampagne. „Der sogenannte Union-Kreis“, sagt Ziemiak. „Das ist ein Design, das nur die CDU führen kann. Wir führen Menschen zusammen. Wir sind eine Partei nicht des Entweder-oder, sondern des Sowohl-als-auch.“ Stimmt: So unterschiedliche Menschen wie den Kanzlerkandidaten Armin Laschet und den Wahlkreiskandidaten Hans-Georg Maaßen zusammenzubringen – das schafft wirklich nur die Union.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren