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Wahlplakate der CDUVerkleiden mit Ziemiak

Tobias Schulze
Kommentar von Tobias Schulze

Die CDU fotografiert ihre Mitarbeitenden für ihre Wahlkampagne – in Bekleidung anderer Berufe. Eine brillante Idee und so vielseitig verwendbar.

Wahlplakate der CDU mit eigenen Mit­ar­bei­te­r*in­nen im sogenannten „Union-Kreis“ Foto: Friso Gentsch/dpa

I n diesem Sommer können Sie die Mit­ar­bei­te­r*in­nen der CDU kennenlernen. Die Partei benutzt sie für ihre Wahlplakate: Um die Fotoshootings coronakonform durchzuziehen, hat sie für ihre Kampagne das eigene Personal abgelichtet. Weil der CDU die Sicherheitsbehörden wichtig sind, hat sie einer Mitarbeiterin eine Polizeiuniform angezogen. Weil die Partei für „ein gutes Leben im Alter“ ist, zeigt sie die Pressesprecherin im Arztkittel neben einem alten Mann. Und um für ihre Familienpolitik zu werben (Ziemiak: „Familienmodelle sind vielfältig“), druckt die CDU eine junge Kollegin mit Baby im Vorder- und halb verdecktem Mann im Hintergrund ab.

Ein stringentes Konzept, dass sich sicher noch erweitern ließe: Die CDU könnte zum Beispiel einen Mitarbeiter als Vermieter verkleiden. Gerade erst hat sie schließlich in der Koalition durchgesetzt, dass Mie­te­r*in­nen den kompletten CO2-Preis auf Heizstoffe zahlen müssen und nichts auf die Ver­mie­te­r*in­nen umgelegt wird.

Daneben könnte sie noch einen zweiten Gutverdiener zeigen, dafür müsste sich noch nicht mal jemand verkleiden, die meisten Top-Nebenverdiener im Bundestag sitzen ohnehin in der eigenen Fraktion. Auch sie liegen der Partei am Herzen. Laut Wahlprogramm will die CDU hohe Einkommen beim Soli entlasten, Unternehmensteuern senken und eine Vermögensteuer verhindern. Um die Serie abzurunden, könnte das Adenauer-Haus auch noch einen Mitarbeiter als Parteispender dekorieren. Tipps für das richtige Outfit kann sicherlich Jens Spahn geben.

Umrundet sind alle Plakatmotive übrigens von einem schwarz-rot-goldenen Kreis. Er ist das wiederkehrende Motiv in der neuen Wahlkampagne. „Der sogenannte Union-Kreis“, sagt Ziemiak. „Das ist ein Design, das nur die CDU führen kann. Wir führen Menschen zusammen. Wir sind eine Partei nicht des Entweder-oder, sondern des Sowohl-als-auch.“ Stimmt: So unterschiedliche Menschen wie den Kanzlerkandidaten Armin Laschet und den Wahlkreiskandidaten Hans-Georg ­Maaßen zusammenzubringen – das schafft wirklich nur die Union.

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Tobias Schulze
Parlamentskorrespondent
Geboren 1988, arbeitet seit 2013 für die taz. Schreibt als Parlamentskorrespondent unter anderem über die Grünen, deutsche Außenpolitik und militärische Themen. Leitete zuvor das Inlandsressort.
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35 Kommentare

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  • „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“



    ― Loriot.



    Dem ist wieder einmal nichts hinzuzufügen!

  • Fehlen eigentlich nur noch CDU-MitarbeiterInnen als Christen verkleidet.

    • @Rainer B.:

      Unglaubwürdig

  • Früher war Verkleiden lustiger...

    www.youtube.com/watch?v=EDN7-joLLjQ

  • Lustig. Lustig? Hier bin ich ja nicht in der "Taz-Rubrik "Die Wahrheit". Zu der gehört auch: Die Wirklichkeit wird zur Satire - Die Satire wird Wirklichkeit. Der Kanzleramtschef wieder im Weißen Arztkittel. Doc. Helge Braun impft durch! Hat der das nicht wirklich mal gemacht - um für das Impfen zu werben? Jetzt muss Karl Lauterbach kontern. Meine Alp-Traum-Schrecken: Wirtschaftsminister Peter Altmaier als Jobvermittler im Jobcenter und Christian Lindner als Bewerbungsträiner in "Maßnahmen".

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Mit­ar­bei­te­r*in­nen". Ich unterscheide üblicherweise nach "Angestellten" und "Mit­ar­bei­te­r*in­nen".



    Schön wären auch "Themenkreise". Doch da versagt sie schon, die Union.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Kreisrunder Totalausfall.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Ich glaube der Kreis soll eine zu rund geratene 0 sein.

      Das ist dann wohl auch die versteckte Botschaft.

      Lauter Nullen oder 0 Inhalt, 0 Plan, 0 Veränderung ... CDU

  • Vorschlag: Jeden Psychoscheiß weglassen, keine teuren Werbefuzzis, Einheitslooks mit farblichen Varianten. Keine Gesichter, keine Bilder, nur Informationen, die für ein Plakat ausgewählt werden. Einfache Sprache. Staatlich finanzierte Zeiten für alle Wahlberechtigten, um am Arbeitsplatz alle Wahlprogramme zu lesen und ggfs. erläutert zu bekommen sowie darüber zu diskutieren. Nicht freiwillig.



    Nein: Das wäre nicht wie in der DDR. Man nähme nur alle in die Pflicht, ihre Verantwortung als Souverän des Staates zu erfüllen.

    • @Karl Kraus:

      Für alle Wahlberechtigten staatlich organisierte und finanzierte Zusammenkünfte zum Programmelesen. Sind ja nicht alle an irgendwelchen Arbeitsplätzen. Klaaaaro! Vielleicht gäb's sogar Kekse!

  • what's the problem ...

    das sind werbeplakate.

    so wie alle anderen werbeplakate auch.

    reine inszenierungen.

    nur auf bühnen steht echtes personal.

    sei es im parlament oder im theater.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      "what's the problem ... das sind werbeplakate." - that's the problem.



      Alle Werbeplakate sind Umweltprobleme.

    • @adagiobarber:

      Wenn man Werbung in Uniform macht, sieht die Sache aber völlig anders aus. Angehörige der Polizei oder der Bundeswehr dürfen keine Wahlwerbung in Uniform machen, das verstößt gegen das Mäßigungsgebot.

      Und "verkleiden" darf man sich auch nicht einfach so als Polizist, darum hat die Gewerkschaft der Polizei auch schon darauf hingewiesen, "Ohne Begleittext „Achtung! Wahlwerbung!“ kann das auch strafbar sein.“"

      www.zeit.de/amp/po...-polizistin-kritik

  • Dass Wahlplakateoft, öfter, meistens zum Gruseln sind, darüber besteht wohl Einigkeit. Trotzdem setzt jede Partei sie ein, weil die Werbeprofis sie dennoch für wirksam halten. Gegen die Idee, eigene Mitarbeiter einzusetzen, wenn die das wollen, spricht m. E. nichts. Das grüne Konzept, Agenturfotos mit der bürgerlichen Kleinfamilie (Vater am Lenker, Mutter und Kinder in der Lastenkiste) zu einzukaufen, finde ich nun auch nicht gelungener.

  • Artikel über Wahlplakate sind prinzipiell irrelevant. Bei allen Parteien frage ich mich, ob man das Geld nicht lieber gleich in den Schredder hätte werfen sollen. Das Ergebnis ist das Gleiche… wenn man nicht mehr weiß, ob das Plakat Satire ist oder ernst gemeint, haben sich diesbezüglich meiner Meinung nach sämtliche Fragen erledigt. Aber nochmal: das gilt für die Plakate ALLER Parteien!

    • @Gregor von Niebelschütz:

      "...das gilt für die Plakate ALLER Parteien!"

      Nein! Es gibt immer mal sehr gelungene Ausnahmen. Das Plakat "Inhalte überwinden!" von Der Partei z. B.ist großartig. ;)



      Aber im Ernst - die Grünen in Wiesbaden hatten mal eine sehr gut gemachte Lokalkampagne.



      Die hatten ca. zwei Dutzend wichtige Punkte im Wahlprogramm und haben ihre Plakate jeweils mit einer Nummer, den Basisinformationen und einem schönen Piktogramm versehen.



      Ist man eine Weile durch die Stadt gegangen oder geradelt, hat man schnell und effektiv vermittelt bekommen, was die Partei ändern will.



      Und das waren keine Worthülsen wie „Für ein besseres Wiesbaden“ o. ä. sondern jede Plakatnummer ging auf ein konkretes und lokales Problem mit Lösungsansatz ein.



      Fand ich damals sehr gelungen und ich glaube auch, das beurteilen zu können.



      Ich verdiene seit 35 Jahren mein Geld mit Werbung, Markenkommunikation und Design.



      Wahlwerbung ist wahrlich eine sehr spezielle Herausforderung.

      • @Stefan L.:

        Da kann ich nur zustimmen, zumindest was die Plakate der Partei „Die Partei“ angeht. Bestes Beispiel: Lokalwahlkampf in meiner Heimatstadt Gießen! Das Plakat: Ein absurd schlechtes Porträt des Spitzenkandidaten mit der Überschrift „Für Gießen reichts!“

  • taz: "Die CDU fotografiert ihre Mitarbeitenden für ihre Wahlkampagne – in Bekleidung anderer Berufe. Eine brillante Idee und so vielseitig verwendbar."

    Wie wäre es denn mit der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) als Imkerin? Neben ihr ein Fass mit der Aufschrift "Glyphosat" und im Hintergrund ein erschossener Wolf.

    • @Ricky-13:

      Und vergessen Sie nicht das "sponsored by NESTLE"

  • Ist das geil !



    Mega!



    Mit dem was die C*U aufzubieten hat ist ja kein Staat zu machen.



    Also haut man jetzt Fakrplakate raus.

    Aber auch auf Plakaten gilt: Es darf nur "Dr." wenn auch wirklich ein Doktor abgebildet ist.

    Aber diese Partei der Zukunft und Erneuerung wirbt sicher mit Berufen wie "Köhler", "Wagenbauer", "Holzmüller" oder "Mollenhauer"

  • 0G
    05989 (Profil gelöscht)

    Die Brisanz dieser Geschichte besteht darin, dass sie das Politikverständnis der Konservativen sichtbar macht. Wahlkampf ist hohles Marketing, Wähler sind dumme Rezipienten - und aus Sicht der Eliten ist die Demokratie nur so eine Art Lotterie, in der die Zahl der Lose über den Zugang zum Gemeinvermögen bestimmt.

    Dieses Verdachts konnten sie sich schon bisher kaum erwehren, aber der neuerliche Authentizitätsverlust höhlt den Stein nicht mehr, er schlägt einen ganzen Fetzen davon ab...

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    Kein Neid bitte!

    Wen würde denn Linke nehmen für so eine Kampagne? D.h. welcher Beruf steht denn für die Linke? Der Malocher ja nicht mehr.

    • @02854 (Profil gelöscht):

      Urbane Hipster und vollbärtige Altkommunisten würden mir einfallen.

  • Toll. Und der Laschet hat sich als Politiker verkleidet..

    • @Bunte Kuh:

      Wenn man sich auf Lobbypedia mal anschaut, wie viele ehemalige CDU-Politiker*innen die Seiten gewechselt haben, dann fragt man sich schon, ob die überhaupt jemals Volksvertreter waren oder ob sie nicht von Anfang an den "Lobbyanzug" getragen haben. So gesehen müssen Unionspolitiker, aber auch viele Politiker aus anderen Parteien, sich doch gar nicht mehr großartig "verkleiden".

      ***Lobbypedia - Seitenwechsler in Deutschland im Überblick*** lobbypedia.de/wiki..._im_%C3%9Cberblick

  • Lachhafte Plakate, nur gut, dass sie sowieso niemand erst nimmt.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Es wird wie immer eine Menge Unsinn mit unseren Steuergeldern angerichtet.

  • Sie könnten auch eine grinsende Julia Klöckner neben einem kastenstand abbilden mit einem nackt hineingezwängten Peter Altmeier. Wird bestimmt lustig ausschauen. Schließlich hat die cdu nachträglich die vorschriften zur schweinehaltung gelockert. Das Bundesverwaltungsgericht hatte bereits im Jahr 2016 bestätigt, dass alle Kastenstände die schon seit 1992 geltende Vorgabe erfüllen müssen, weshalb die praktizierte Kastenstandhaltung rechtswidrig war. Aber Frau Klöckner ist ja eine findige Politikerin; ob bei zuchtsauen oder der grundwassergefährdenden und eu-widrigen gülleverklappung.

  • Wie bitte verkleidet man sich als Gutverdiener, Parteispender oder Vermieter?

    • @B. Sorge:

      Parteispender ist einfach. Man nimmt nur einen Geldkoffer und bringt ihn dann zu Herrn Schäuble :-)

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Dafür muss man aber dann auch einen Schäuble dabei haben und wer hat das schon.



        Ich meine ja nur, man hätte als Autor ja Beispiele geben können oder typisch neoliberale Berufe, zu denen Bilder existieren, so funktioniert das irgendwie nicht.

        • @B. Sorge:

          Schäubles gibt es viele. Man kann sie gegen Gebühr ausleihen :-)

  • Auf den Punkt der Beitrag!

    Das ging schnell.



    20:07 Bild(Ausnahme)



    Parteimitarbeiter spielen Berufe nach Die Peinlich-Plakate der CDU



    www.bild.de/politi...76995130.bild.html



    Zumindest diese kurzen, einfachen Sätze kann ich kurz ,ganz kurz nachvollziehen.



    Paul Zimiak.



    Vertrauenswürdig! Zukunftsweisend!



    Unser aller Nachbar*in!

  • Roland Schaeffer , Autor*in ,

    Weshalb Laschet und Maaßen nicht zusammenpassen sollen, erschließt sich mir nicht. Die CDU/CSU hat Maaßen für geeignet angesehen, den sensibelsten Posten im deutschen Innenministerium, dem Verfassungsministerium zu übernehmen. Gehen musste er am Ende, weil er Linksextremismus beim Koalitionspartner vermutete - dass er sich gegen die Kanzlerin geäußert und Falschinformationen verbreitet hat, hätte ihn sonst noch zum beamteten Staatssekretär qualifiziert. Die Frage ist nicht: Was ist in Süd-Thüringen los, die Frage ist, was ist im deutschen Innenministerium los.

    • @Roland Schaeffer:

      Um genau solche Fragen zu unterbinden, haben wir doch den "Union-Kreis". Den Uniooooooon-Kreis...♫