WWF-Report zum Artensterben: Tierbestände schwinden weltweit
Weltweit schwinden immer mehr Tierbestände. Eine WWF-Untersuchung zeigt nun, wie es um viele Populationen weltweit steht – und was droht.
Den stärksten Rückgang verzeichnen nach WWF-Angaben die Süßwasserökosysteme mit 85 Prozent, gefolgt von Land- (69 Prozent) und Meeresökosystemen (56 Prozent). Geografisch am stärksten betroffen sind Lateinamerika und die Karibik (95 Prozent), gefolgt von Afrika (76 Prozent) und der Asien-Pazifik-Region (60 Prozent).
„Der Living Planet Index zeigt: Wir zerstören, was uns am Leben hält“, sagte WWF-Vorständin Kathrin Samson. „Unsere Gesundheit, unsere Lebensmittelversorgung, unser Zugang zu sauberem Wasser, die Stabilität der Wirtschaft und erträgliche Temperaturen sind abhängig von intakten Ökosystemen und gesunden Wildtierbeständen.“
Laut WWF sind alle Ursachen für das Artensterben menschengemacht. Die Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die Umweltverschmutzung und die Klimakrise könnten für viele Arten das Aus bedeuten.
Ursachen für das Artensterben menschengemacht
Dramatisch sehe es beispielsweise für den Atlantischen Kabeljau/Dorsch im Nordatlantik und der westlichen Ostsee aus. Sein Bestand brach zwischen 2000 und 2023 um 77 Prozent ein. Die Populationen der Amazonas-Flussdelfine und die der kleineren Tucuxi-Delfine im brasilianischen Mamirauá-Schutzgebiet gingen von 1996 bis 2016 um 65 Prozent und um 75 Prozent zurück.
Dass Artenschutzmaßnahmen wirken, zeige sich hingegen beim Wisent. Die Art war in freier Wildbahn ausgestorben und sei wieder auf etwa 6.800 Tiere angewachsen. Auch die Berggorillas im Virunga-Bergmassiv im Grenzgebiet von Kongo, Ruanda und Uganda erholten sich, ihr Bestand sei auf rund 700 Tiere gestiegen.
Doppelkrise aus Biodiversitätsverlust und Klimakrise
„Die Doppelkrise aus Biodiversitätsverlust und Klimakrise bringt nicht nur einzelne Arten an ihre Grenzen, sondern gefährdet die Stabilität ganzer Ökosysteme“, sagte Samson. Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und die globale Massenbleiche von Korallenriffen seien nur zwei Beispiele dafür. „Die Kipppunkte, auf die wir zusteuern, markieren die Grenze des Unumkehrbaren“, mahnte Samson.Die nächsten fünf Jahre seien entscheidend für die Zukunft des Lebens auf der Erde. „Noch können wir das Ruder herumreißen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten. Dafür muss aber die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft schneller gehen“, forderte Samson.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren