Vorurteile gegen vegan lebende Menschen: Sorry, aber nein
Veganer sind Misanthropen und ihr Essen ist überteuert? Es wird Zeit, mit einigen falschen Klischees aufzuräumen, findet unsere Kolumnistin.
A ls Veganerin bin ich Vorurteile und Klischees in Bezug auf meinen Lebensstil gewohnt. Zeit, um mit einigen aufzuräumen!
Allen voran: „Vegan zu essen, ist teuer.“ Das Gegenteil ist der Fall. Sicher, einzelne Dinge wie Fleisch- und Käsealternativen können teuer sein. Dank der steigenden Nachfrage sinkt ihr Preis aber zunehmend. Die meisten pflanzlichen Nahrungsmittel sind hingegen günstiger als Tierprodukte – Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse, Reis, Körner und Nüsse, you name it.
Das Marktforschungsunternehmen Kantar ließ 11.000 Britinnen und Briten online Food-Tagebuch führen und fand heraus, dass ein veganes Gericht im Durchschnitt 40 Prozent weniger kostet als eines mit Fisch oder Fleisch. Für wohlhabende Haushalte ist das eine schöne Ersparnis, für sozial weniger gut abgesicherte Menschen ein bedeutsamer Faktor im Struggle für Ernährungssicherheit.
Ein anderes Vorurteil: „Veganer müssen ständig Nahrungsergänzungsmittel nehmen.“ Nope, stimmt leider auch nicht! Wer sich ausgewogen vegan ernährt, ist mit Eisen, Proteinen, Omega-3-Fettsäuren und vielem anderen gut versorgt. Nur Vitamin B12 sollte man zusätzlich zu sich nehmen. Das kriegen in der industriellen Landwirtschaft übrigens auch Schweine, Hühner, ja sogar Rinder beigefüttert – insofern nehmen auch viele Fleischesser um die Ecke Nahrungsergänzungsmittel zu sich.
Oft muss ich mir auch anhören: „Veganern geht es nur um Tiere, Menschen sind ihnen egal.“ Kann ich so nicht unterschreiben! Genauso wie unter Fleischessern gibt es auch unter Veganern Menschenfreunde und Misanthropen. Im Allgemeinen liegen aber den meisten von ihnen ihre Mitmenschen sehr am Herzen, und sie setzen sich ebenso für Menschen- wie für Tierrechte ein. Meiner Meinung nach lässt sich das auch kaum trennen.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Denn dort, wo Tiere schlecht behandelt werden, geht es meist auch Menschen nicht gut. Ein trauriges Beispiel dafür sind die psychologisch und physisch belastenden Zustände in Schlachthöfen oder Gerbereien. Ganz zu schweigen von sozial schwächer gestellten Gemeinschaften, die in unmittelbarer Nachbarschaft von industrieller Tierhaltung leben und deren Gesundheit durch die Umweltbelastung oft schwer geschädigt wird.
Ein Klischee in Bezug auf Veganer trifft auf mich allerdings zu: Ich bin ein Ökofreak! Die Ahornbäume in meinem Garten umarme ich nicht nur, sie bekommen jeden Morgen auch einen Kuss. Und aus den Abfällen, sowie Resten meiner Pflanzennahrung mache ich Kompost. Die Regenwürmer freut es und meine selbst gezogenen Kräuter, die ich damit dünge, auch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“