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Vegan leben mit KindernZwang bringt eh nichts!

Die Eltern ernähren sich vegan – und was ist mit dem Nachwuchs? Unsere Kolumnistin plädiert für Gelassenheit von allen Seiten.

Innehalten und gelassen bleiben! Foto: Karsten Thielker

N eulich, beim Dinner mit einem befreundeten Veganerpaar, das Kinder hat, kamen wir auf Fragen zu sprechen, die diesem oft von Nichtveganern gestellt werden: Wie es denn so sei, die eigenen Kinder vegan zu ernähren? Ob das gesundheitlich nicht schwierig sei? Oder psychologisch? Und was sie eigentlich tun würden, wenn das Kind bei Freunden doch mal einen Hotdog oder ein Stück nichtvegane Geburtstagstorte will?

Nun – da bereiten unsere Freunde sich einfach vor. Die meisten Eltern haben nämlich gar kein Problem damit, ihren kleinen Gästen eine mitgebrachte vegane Extrawurst zu braten oder etwa eier- und milchfreie Cupcakes zu servieren. Was wiederum die Gesundheit angeht, fragen interessanterweise oft jene Eltern, die kein Problem damit haben, ihre Kinder regelmäßig mit Fertigpizza vor den Fernseher zu setzen. Dabei kann unbedachter Konsum jeglicher Art zu Fehlernährung führen – egal, ob mit oder ohne Tierprodukten. Eine gut austarierte Ernährung kann dagegen in beiden Fällen funktionieren.

Häufig wird veganen Eltern auch der Vorwurf gemacht, sie würden den Kindern ihre Überzeugungen aufzwingen. Gegenfrage: Welche Eltern tun das nicht? Ob es darum geht, wie viel Zeit Kinder vor dem Fernseher oder am Smartphone verbringen dürfen, ob sie religiös oder atheistisch erzogen werden, wie sie sich benehmen sollen, welche Wörter sie nicht verwenden sollen oder was sie anziehen.

Ich denke, alle Eltern sorgen auf die eine oder andere Art dafür, dass ihre Kinder nach ihren Vorstellungen handeln. Zumindest so lange, bis die Kinder eigene Entscheidungen treffen. Dass vegane Eltern ihre Ernährungsweise mit ihren Kindern teilen – ob aus Gründen der Gesundheit, des Tierwohls und/oder der Umwelt – ist somit völlig normal.

taz am wochenende

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Und natürlich wird mit den Kids darüber gesprochen, offen und mit Empathie. Es gab natürlich auch mal Ausnahmen, wo das Kind ein Stück Fleisch, oder Kuhmilcheis probiert und dann selbst entschieden hat, ob es das zu Ende essen möchte oder nicht. Das finde ich eine gute Lösung. AVAP eben – genau wie meine Philosophie „As Vegan As Possible“.

Was aber, wenn die Kids – aus Trotz, aus Gruppendruck oder weil es ihnen einfach schmeckt – komplett ausscheren und alles essen wollen? Bei den Kindern meiner Freunde spielt das aktuell keine Rolle, kann sich aber vielleicht ändern, wenn sie ins Teenageralter kommen. Sollte das der Fall sein, halte ich es für am besten, dass die jungen Menschen ausprobieren, was für sie passt.

Zwang bringt eh nichts! Die Grundlage dazu, eine informierte Entscheidung zu treffen, haben die Eltern gelegt. Die eigenen Lebensgrundsätze muss schlussendlich jeder selbst finden.

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24 Kommentare

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  • Dieser Artikel zeigt, wo die TAZ mittlerweile den Löwenanteil ihrer Leser hat: bei den finanziell gut dotierten Lifestyle -Grünenwählern.



    Für eine allein erziehende Mutter die auf H4 ist und das Futter für sich und ihre Brut von der "Tafel" holen muss, stellt sich diese Frage nämlich gar nicht DIE ist froh, wenn sie ÜBERHAUPT was auf dem Teller hat -genau wie die Seniorin mit Mini-Rente



    Leute..Ihr seid ganz schön abgehoben! Kommt mal wieder auf den Teppich.

  • "Die meisten Eltern haben nämlich gar kein Problem damit, ihren kleinen Gästen eine mitgebrachte vegane Extrawurst zu braten oder etwa eier- und milchfreie Cupcakes zu servieren."

    Stimmt. Wie ist es umgedreht? Braten vegane Eltern auch die mitgebrachte Kalbswurst?

  • Meine Eltern haben die Fleischkost im wortwörtlichen Sinn in mich hineingeprügelt. (Eisbein inclusive Fettkante - würg! - mir wird heute noch übel beim bloßen Gedanken.)

    "Solange du deine Füße unter unseren Tisch stellst, wird gegessen, was auf den Tisch kommt." Ein Anfall von Revoluzzertum, in dem ich daraufhin meine Füße auf den Tisch legte, kostete mich einen halben Schneidezahn.

    Ab der Sekunde, in der ich ausgezogen war, lebte ich vegetarisch/vegan. Ist 42 Jahre her und ich lebe immer noch.



    Mein Mann ist Allesfresser, der darf sich sein Fleisch aber selber zubereiten. Meistens ist er aber zu bequem dazu und isst vegetarisch/vegan mit.

    • @Schnetzelschwester:

      Jede(r) Hölle ist anders - 💐 -

  • "Häufig wird veganen Eltern auch der Vorwurf gemacht, sie würden den Kindern ihre Überzeugungen aufzwingen."

    Ich finde es immer wieder bewundernswert wie locker Journalisten mit Zahlen umgehen und Behauptungen aufstellen zu denen es noch nie ene Umfrage gab.

    Ich sags mal so. In der Regel (99%) gehen Freunde, Kollegen oder Nachbar von und mit Veganern respektvoll miteinander um.

    • @Rudolf Fissner:

      Liggers. Aber lauschens mal auf Echo!



      Na - klingelt‘s? Fein - bewundernswert🙀

  • Eltern, die ihre Kinder an vegetarische und vegane Lebensweise heranführen wollen, sollten ihnen dennoch eine wichtige Tatsache nicht vorenthalten:



    Gebiss und Verdauungsapparat des Menschen sind auf gemischt tierische/pflanzliche Kost eingerichtet, ebenso, wie das z. B. das der Bären und Schweine, die sich ebenfalls von Mischkost ernähren. Verschweigen bringt nichts, die Kinder erfahren es in der Schule sowieso.



    Wer sich allerdings aus Prinzip („Tierleid“) nur vegetarisch oder gar vegan ernährt, dem sollte bewusst sein, dass Pflanzen mitnichten „schmerzfreie Masse“ sind und sehr wohl auf Verletzungen reagieren, wie selbst der Laie an jeder Mimose und jedem harzendem Baum beobachten kann.

    • @Pfanni:

      Sie sollten allerdings nicht vergessen, dass die Massentierhaltung noch viel mehr Pflanzenleid erzeugt, da bei tierischer Ernährung viel mehr Pflanzen verbraucht werden als bei veganer Ernährung.



      Ökolgisch betrachtet ist tierische Ernährung eine Katastrophe, deshalb fordern Klima- und Ernährungswissenschaftler auch völlig zu Recht eine Anpassung. Die "Planetary Health Diet" enthält kaum noch tierische Produkte und ist überwiegend vegan. Bringt nichts, das den Kinder zu verschweiegn, in der Schule erfahren die das dann sowieso oder auf einer FFF Demo, wo mit Kreide von den Schülerinnen auf den Boden plakativ geschrieben wird: "Wurst aufs Brot, Klimatod"

      taz.de/Fridays-for...n-Berlin/!5607603/

      Global betrachtet muss sich der Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen verdoppeln. Der Konsum von Zucker und rotem Fleisch hingegen muss sich halbieren. Auf Deutschland bezogen: Hier müsste vor allem der Konsum von rotem Fleisch deutlich reduzieren, auf rund ein Zehntel. Nicht mehr als 14 Gramm sollten es täglich sein. [...]. Der größte Teil unseres Energie- und Nährstoffbedarfs sollte aus pflanzlichen Quellen gedeckt werden. Tierische Produkte, die für Gesundheit und Umwelt gleichermaßen schädlich sind, werden zur genussvollen Ausnahme.

      Laut Planetary Health Diet spricht auch nichts gegen eine komplett vegane oder vegetarische Ernährung. [...] Es handelt sich um einen Referenzernährungsplan, der in erster Linie eine grobe Ernährungszusammensetzung empfiehlt und je nach geographischen, demographischen und kulturellen Gegebenheiten ausgestaltet werden kann. Gerade die Rolle tierischer Produkte muss sehr genau im einzelnen Kontext betrachtet werden, da beispielsweise in kargen Regionen nicht alle Nährstoffe aus pflanzlichen Quellen gedeckt werden können.

      www.daserste.de/in...rnaehrung-136.html

      • @Jonas Goldstein:

        In Ihrem letzten Satz kommen Sie auf einen Aspekt zu sprechen, den ich leider übersehen hatte. Auch in dem Link ist nur verschwommen von „kargen Regionen“ die Rede. Also im Klartext, welcher pflanzliche Anteil ist den Bewohnern in den polarnahen Gebieten zu empfehlen, wo es doch vor allem auf Kalorien ankommt? Und welche pflanzlichen Produkte aus der Region kämen infrage?



        Noch was, betrifft speziell die Veganer: Wie man hört, werden ihnen Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, weil rein pflanzliche Ernährung eben doch nicht alles bringt, was der Körper braucht. Wäre das noch als "natürliche" Ernährung zu bezeichnen?

        • @Pfanni:

          Pflanzen sind natürlich, die Autoren empfehlen auch eine überwiegend vegane Ernährung. In den meisten Regionen ist dies sinnvoll. In den Polarregionen leben die meisten Menschen nicht! Klar muss sein, dass der tierische Konsum drastisch reduziert werden muss, insbesondere in den westlichen Industrienationen! Zu Mangelerscheinungen wird es da nicht kommen. Und ein B12 Präparat für Veganer ist sicherlich ökologischer als es erst an die Tiere zu verfüttern, damit dann im Fleisch genug B12 vorhanden ist. Natürlich ist, wenn Sie noch die ganzen Hormonverabreichungen in der Massentierhaltung betrachten, daran überhaupt nichts mehr!

  • Tucho hilf ~ 🎃 ~

    “Laßt sie doch ihren Weichfraß fressen.“ - 🥳 -



    (gemünzt auf die nach WK I Generation)

    Na Mahlzeit

    unterm——— aus dem Skat —



    Zu “Schiebewurst“ (Tante Klärte;) & “gewöhnlicher Hase“ (dito - für großes Bruderherz;)) - ein andermal - 🙀 - 😼-

  • Nur eines noch: vegan/nicht-vegan bei v.a. kleinen Kindern hat natürlich nicht nur eine ethische sondern auch eine gesundheitliche Dimension. Die meisten Veganer wissen das und ergänzen „das was fehlt“. Ist aber dennoch nicht falsch die Leser darauf hinzuweisen, dass bei veganer Kinderernährung essenzielle Nährstoffe zugefügt werden müssen. Oder eben Milch!

  • Ich bin in der 4ten Generation vegetarisch, zwei meiner Kinder sind auch vegetarisch, 2 nicht.



    Als Kind habe ich auch Fleisch gegessen und mich irgendwann füs Vegetarische entschieden. Druck gab es bei mir nicht.



    Auch wenn meine beiden Kinder wieder Fleisch essen wollten, können sie das tun. Bei uns wird auch für die beiden Fleischesser manchmal Fleisch gekocht. Es geht um die Person und nicht um die Ernährung.

    • @nutzer:

      Wenn's nicht zu kompliziert wird, ist sicher alles im grünen Bereich. Ich kenne Familien, wo der Vater morgens mehrere Bäcker:innen ansteuert, damit alle Wünsche nach Brötchen am Wochenende berücksichtigt werden. Denn auf den Blechen in den Öfen werden unterschiedliche Fette benutzt, tierische haben wohl technische Vorteile bei hohen Temperaturen. Andere Freund:innen wiederum benutzen selbst mehrere Garnituren Töpfe und Pfannen, denn Veganer:innen "mit Komplettprogramm ohne Kompromisstaste" möchten keine Gemüsepfanne aufgetischt bekommen, wenn zuvor im Kochgerät eine Bratwurst oder ein Steak zubereitet wurden. Das überfordert die Mutter als "Küchenmanagerin" gelegentlich hörbar. Meine resolute Mutter hätte mir gesagt, dass ich mir spezielle und sehr individuelle Sonderwünsche im Selbstversuch eigenständig und -willig erfüllen kann. Die Kochkurse dazu waren auch vor mehr als 40 Jahren durchaus lustig. Schön war dennoch immer der Samstag daheim, da gab es sehr oft "Eintopf", mit und ohne Kompromisse, aber gemeinsam (nach der Schule).

      • @Martin Rees:

        getrennte Kochtöpfe und Pfannen gibts bei uns nicht, dann müssten wir einen Koch und einen Küchengehilfe anstellen. Ich brate auch das fleisch für die Carnivoren ohne probieren und bekomme es besser hin als andere, sagen meine Carnivorenkinder. Von anderengibts dafür manchmal schiefe Blicke und den Titel unechte Vegetarier. Ich dreh den Spieß um und sage Vegetariersein ist keine Homöopathie....

  • Zum letzten Absatz:



    Das Elternhaus ist der Fels in der Brandung, alles andere nur Kiesel und Sand.

  • Bei uns in der Familie gibt es auch Veganer und Vegetarier, ich selbst esse auch Fleisch, bin aber zur ökologischen Variante übergegangen (esse nun weniger, dafür spielt der Preis keine Rolle).



    Die Kinder dürfen jedenfalls essen, was sie wollen, die Größeren müssen sich das dann aber selbst zubereiten. Das halte ich für einen giten Kompomiss. Zu sagen, "Bei uns zu Hause gibt es das nicht und fertig." würde uns nicht über die Lippen kommen, ist ja wie "darum", "bist du noch zu klein", "geht dich gar nichts an".

  • Same Here!



    Was außer Haus passiert ist mir egal. Ich will weder die Eltern der Freund*innen meiner Kinder, nö h unsere Verwandten erziehen. Bei uns zu Hause gibt es das nicht und fertig.

    Ich rede mit meinen Kindern darüber was es bedeutet Fleisch zu essen. Gerne provozieren die Kinder dann auch Mal und erzählen was sie bei XY nicht alles "leckeres" gegessen haben....

    Dafür sind die Kinder mehr beim Kochen eingebunden. So lernen sie was schmeckt.

  • Die Jugend hat die Angewohnheit gegen die Elterngeneration zu rebellieren.



    Also viel Spass noch den Veganen und FFF Kiddies mit ihren eigenen Kindern die werden wohl genau das Gegenteil dann wollen….

    • @Sinulog:

      Die Kiddies der FFF-Bewegung, was werden die dann Ihrer Meinung nach wohl wollen? Hitzewellen, Weg mit dem Restpackeis, ausgestopfte Eisbären raus aus den Naturkundemuseen, mehr CO2...?

    • @Sinulog:

      Machen Sie mal ruhig so weiter wie bisher, lassen Sie sich von anderen jeden Morgen sagen, wie man sich korrekt in der Gesellschaft bewegt und schützen Sie sich vor Veränderungen, denn die sind nicht gut für Sie. Sonst fangen Sie eines Tages doch noch damit an, zu rebellieren.

    • @Sinulog:

      Ja und? Soll das ein Grund sein, auf sämtliche Einstellungen und Wertvorstellungen zu verzichten?

    • @Sinulog:

      findest Du nicht selber das ist ein langweiliges klischee?



      natürlich machen meine kids nicht was ich Ihnen sage, aber absichtlich provoziert haben Sie mich vielleicht zwei jahre in Ihrer teenagerzeit...



      ist das rebellion??