piwik no script img

Vor dem Oster-LockdownEin deutsches Drama

Die Politik verwaltet Missstände, die Bür­ge­r:in­nen schauen mit Faust'schem Fatalismus zu. Die Lösungsseite aber, das Konstruktive, fehlt komplett.

Teil des Dramas: TUI-Flotte erwartet deutsche Welterober am Flughafen in Mallorca Foto: Enrique Calvo/reuters

I m deutschen Wesen gab es stets dieses Schwanken zwischen Welteroberung und Weltabgewandtheit. Das eine wurde mal mit kriegerischer Energie und mal mit wirtschaftlichem Elan betrieben, das andere war immer eine deutsche Grundierung, seit der Romantik spätestens, aus einer tiefen Verstörung entstanden wiederum über das Wesen dieser Welt; kein Wunder, dass die Dialektik hier geboren wurde.

Zwei Seelen also sind es, hat mal jemand gesagt, und so sind beide, Zaudern wie Hochmut, deutsche Realität. Es ist eine Unsicherheit, die dieses Land durchzieht, kompensiert durch eine herrische Art, die das eigene Scheitern mitreflektiert. Das Autoritäre, das sich in verschiedenen Gestalten zeigt, trägt hier immer auch die Signatur der eigenen Schwäche. Diese deutsche Tiefenunentspanntheit zieht sich bis ins Gesicht von Michael Müller, dem Regierenden Bürgermeister von Berlin.

Georg Diez

taz-Kolumnist und Chefredakteur von „The New Institute“. Gerade ist sein Buch „Blogdown. Notizen zur Krise“ mit Zeichnungen von Philip Grözinger im Frohmann Verlag erschienen.

Und so ist das Schauspiel, das wir gerade erleben, ein sehr deutsches Drama, durchzogen von Faustschem Fatalismus. Die Müdigkeit des Alten prägt die Auftritte und Aktionen, das Stöhnen aus der Studierstube, haben nun ach, ist im ganzen Land zu hören. Aus Unentschlossenheit ist schon lange Phlegma geworden, und weil das Publikum weit weg ist, im Lockdown auf den billigen Plätzen, bleibt für die Politik das Parkett der eigenen Plattitüden. Hilflosigkeit herrscht, und so ziehen die Scharen lieber fort, nach Mallorca.

Dass das wiederum geschehen darf, ist Teil des Dramas, weil diese touristische Form der Welteroberung wiederum ja ein sehr gelerntes Verhalten nach dem verlorenen Krieg wurde. Expansionsstreben also per Wohnwagen statt mit Wehrmachtpanzern, hätte man in den politisierten 70er Jahren vielleicht gesagt, oder die kollektive Club-Med-Flucht vor dem eigenen Schuld-Ich, hätten die therapeutischen 80er Jahre diagnostiziert. Oder doch Hedonismus der demokratischen Art, im Geist der konsumistischen 90er Jahre?

Ratloses Umhertaumeln

Zu bestaunen ist hier jedenfalls die leicht panische Form von Weltaneignung, die von Weltenflucht oft kaum zu unterscheiden ist. Provinz ist schließlich überall, was dann auch den geistigen Diskurs gerade prägt, da unterscheiden sich die TUI-Kolonnen nicht so sehr von den Feuilleton-Kohorten, die sich auch lieber mit ziemlich sinnlosen Schlachten über angebliche Sprachzensur oder Schlimmeres selbst bespaßen, als sich den Zumutungen der nahen Zukunft zu widmen. Oder sogar deren Chancen und Möglichkeiten.

Die Langeweile, die diese Diskussionen unter Gleichgesinnten prägt, die sich als Dissidenten der Meinungsfreiheit gerieren, wäre schon in ruhigeren Zeiten schwer zu ertragen – in diesen Drama-Tagen aber, wo Schüler und Eltern ratlos umhertaumeln, Künstler, Selbständige, Gastronomen ihre Wut kaum noch finanzieren können und die immer neuen Fristen bis zur nächsten MPK mit scheinbar lockerer Hand gesetzt werden, wird sie zum Spiegel dessen, was man leicht als Porträt eines jämmerlichen Landes zeichnen könnte.

Selbstverkleinerung der Handelnden

Auch die Maßnahmen, die nun wieder verkündet wurden, zielen auf den kollektiven Innenraum, Abschottung, Kontrolle, die Einzelnen in ihrer Stube, des Dramas erster Teil – die Faust’sche Verzweiflung wiederum, die ihn hinaus treibt zu Wissenschaft und Welteroberung im Geiste, die technische, die gedankliche, die konstruktive, die Lösungsseite, sie fehlt fast komplett, in den Diskursen der politischen Repräsentanz genauso wie in den sie begleitenden medialen Formen und Foren. Und das ist dann vielleicht das eigentliche Drama.

Denn diese Möglichkeiten gibt es ja, also die im Drama zweiter Teil angelegte naturwissenschaftliche Form der Weltaneignung und -veränderung, in diesem Fall: Impfen, Testen, digitale Übersicht über das Infektionsgeschehen, kleinteilige Lösungen, schlaue Wissenschaftler, Innovation in Bildung, eine andere Form der politischen Kommunikation, Öffnung, Vertrauen, den Blick auf das Morgen gerichtet, eine Sprache der Gemeinsamkeit, eine demokratische Praxis der Verantwortung, sich selbst und den anderen gegenüber.

Stattdessen bleibt es, politisch und kommunikativ, beim Management der Missstände, wie Jeremy Cliffe vom New Statesman beobachtet – eine andauernde Selbstverkleinerung der Handelnden im Angesicht der Herausforderungen, ein Verstecken hinter Vollzug, eine Verarmung, sprachlich und real, und ein unklares Bekenntnis zur eigenen Verantwortung. Die Welt mit ihren Möglichkeiten bleibt verschlossen, die Perspektiven fehlen, der Horizont. Das ist der Frustmoment, die Verdrossenheit, die sich gerade in die Substanz der Gesellschaft frisst.

Problematisch ist diese deutsche Gemengelage, weil sie zu einem Druckstau führt, den Goethe ja auch beschreibt, eine erotische Energie in diesem Fall, die aber auch ganz andere Formen annehmen kann. Die Routinehaftigkeit, mit der dieser Ausnahmezustand in eine Art Automatismus verwandelt wird, ist das Gegenteil dessen, was diesen flirrenden Fragen und der latenten Furcht entspricht. Das Vakuum, das sich hier auftut, wird gesellschaftliche Realität in dem Moment, spätestens, wenn die Krise vorbei ist und der Schaden besichtigt wird.

Das hat auch mit dem Wesen und Wirken des Marktes zu tun, wie im deutschesten aller Dramen vorweggenommen – die wirtschaftlichen Schäden werden wohl erst in den kommenden Jahren in ihrer ganzen Drastik deutlich, verbunden mit den psychischen und weiteren gesellschaftlichen Verwerfungen. Die Herausforderung ist hier einerseits, von staatlicher Institutionenlogik zu wirklicher Teilhabe zu kommen. Eine weitere Herausforderung ist, wie sich das Wesen des Marktes so ändern kann, dass er dem Gemeinwohl dient und nicht nur dem Einzelinteresse.

Bislang allerdings scheint nur eines klar: Der Osterspaziergang fällt aus – es sei denn, es sind vier Kaninchen dabei, die mindestens zweiten Grades miteinander verwandt sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

17 Kommentare

 / 
  • Bund-Länder Gipfel mit Kanzlerin Merkel als Frontfrau orchestriert, Strategie permanenter Spannung im Publikum gepaart mit Verunsicherung zu fremdem Zweck aufrechtzuerhalten durch Hin und Her Entscheide nach zermürbend langen Sitzungen mit Unterbrechungen in frühen Morgenstunden verkündet, mittags schon widerrufen, unter menschlichem Eingeständnis von Fehlentscheidungen in Richtung allgemeiner Ermattung der Aufmerksamkeit?

    Bundeskanzlerin Angela Merkel füllt These Karl Marx mit neuem Leben in Corona Pandemie, Geschichte wiederholt sich, einmal als Tragödie, im Fall Merkel über ihre asymmetrische Demobilisierung selbst in berufenen Berater Gremien Debattenkultur durch Ignoranz gegenüber RKI Expertise 2012 von ihrer schwarzgeleben Bundesregierung in Auftrag gegeben, zu kommenden SARS Pandemien nach der 2002, die in Europa glückhaft ausblieb, notwendige Personalaufstockung in Pflege, Kliniken, überhaupt sonders ausreichend FFP2 Atemschutzmasken, Beatmungsgeräte, Virenschutzkleidungen, intensivmedizinische Klinikbetten, Corona Schnelltests zu veranlassen, dann als Farce, wenn Merkel aus Feigheit vor ihrer Richtlinienkompetenz, trotz Pandemie Ausnahmezustand durch Bundestag 2020 nivelliertem Infektionsschutzgesetz, am Bundestag vorbei, Ministerpräsidenten*nnen zu Bund-Länder Routine Gipfeln einberuft, der vom Grundgesetz nicht als Entscheider vorgesehen ist, in richtiger Annahme, dass Ministerpräsidenten mit ihren Länder Partialinteressen für bestimmte Branchen außerstande sind, zeitnah wirksam verhältnismäßig angemessen auf Corona Pandemie Lage im Bund, abgestimmt mit Corona Pandemielage in anderen EU Ländern Beschlüsse zu fassen, gefesselt in ihrem Regierungsversagen Traute fehlt, durch ihre Richtlinien Kompetenz Entscheidungen zu treffen, wie „vorgesehen“ Prellbocks für Länder Ministerpräsidenten Bundestag Opposition, Medien in Corona Pandemie Krise zu geben, sondern ihre Hände zur Raute faltend „totstellt“, „Schwarzen Peter“ Ministerpräsidenten*nnen zuzuschanzen?

  • 2G
    20100 (Profil gelöscht)

    Der Artikel illustriert sehr schön was in Deutschland schief läuft. In der Pose des süffisanten Über-allem-Stehers und unter Einsatz von reichlich substanzlosem Wortgeklingel wird die Botschaft "alle blöd hier ausser ich" zum mehrseitigen Artikel aufgeblasen, ohne auch nur eine einzige konkrete Massnahme zu nennen die man hätte ergreifen können. Wir haben schlicht die Situation dass sich in ganz Europa ein hochinfektiöses Virus ausgebreitet hat, gegen das es lange Zeit gar keinen und zur Zeit zu wenig Impfstoff gibt, sodass im Moment die einzig mögliche Gegenmassnahme in der Vermeidung von Infektionen besteht. Und das muss man halt schlicht und einfach ertragen, und im Vergleich zu dem was zB. Menschen in manchen anderen Ländern ständig ertragen müssen ist das Urlaub auf dem Ponyhof. Nicht der Staat oder die Regierung haben in dieser Krise versagt, weil die nämlich wenig anderes hätten tun können als das was sie getan haben, sondern Journalisten und Medien, die nie etwas anderes als Miesmacherei, Gejammer und Gemecker verbreitet haben.

  • „Der Osterspaziergang fällt aus – es sei denn, es sind vier Kaninchen dabei, die mindestens zweiten Grades miteinander verwandt sind“

    Klingt deutsch tiefenentspannt in Hin; Her stabiler Seitenlage gewälzt, bei Gefahr und höchster Not Mittelweg auserkoren, von dr Lage gekränkt zu scheitern. Das Publikum verhält sich wie im Vorherbst Berliner Mauerfalls 1989 aus Furcht vor Zorn der Mächtigen über eigenes Versagen schlafwandlerisch mucksmäuschenstill präsent auf Montagsdemos.



    Ist das das Kanzler Helmut Kohl „Aussitzen“ multiple Organversagen in politischen Krisen, Skandalen im Kanzlerin Angela Merkel Uckermark Format „Fliegender Notare“ ohne politisches Mandat, mit DDR Politbüro Prägung? Strategie asymmetrischer Demobilisierung Aufmerksamkeitspegel Publikums in Corona Pandemie unter Wasserlinie zu drücken. Erst betraf es 2015 Syrienkriegs Geflüchtete, entgegen Merkels „Wir schaffen das“ Pose, Boatpeople im Mittelmeer subito, Steuerreform, Breitband Digitalisierung in Bund, Ländern, Kommunen, Administration, Griechenland-, Eurokrise, Italien, Spanien als naher Fluchtort Geflüchteter aus Afghanistan, Eritrea, Nordafrika, Sahelzone, nun trifft regierungspolitische Organversagen Kanzlerin Merkels in Corona Pandemie deutsche Bevölkerung vor allem im ländlichen Raum mit Einladung an Ministerpräsidenten, es ihr in Gipfeln gleich zu tun, während lauernde Amigos Lücken ausspähen, die der Teufel im Detail systemischen Versagens Kriminellen überlässt bis der Staatsanwalt kommt, diese als Atemmasken Provisionsbetrug zur Anklage bringt? außer weiteres politisches Versagen kommt zum Zug, nämlich das in Deutschland seit anno dazumal bestehend politische Weisungsrecht von Ministerien Bund, Länder auf Staatsanwaltschaften, BKA, Verfassungsschutz, MAD, BND, Generalbundesanwaltschaft, Finanzämter das zu untersagen entgegen Interpol Forderungen zuletzt 2018, diesen administrativen Skandal zu beenden, wenn nicht, Deutschland von internationalen Netzwerken in Sicherheitsfragen abzuhängen

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Sehr geehrte Frau TAZ,



    lieber Herr Dietz,

    das das deutsche Wesen scheitert hätte ich Ihnen gleich sagen können.

    Der Reichstag in Berlin drückt doch den inneren deutschen Konflikt in Stein gemeisselt aus: Die linken beiden Türme stehen für Preußen und Sachsen sowie die Türme auf der rechten Seite für Bayern und Württemberg. Darüber hinaus helfen die 27 Wappen für die 1871 existierenden 27 Bundesstaaten kräftig mit die Verwirrung zu steigern.

    Besser als der Reichstag hätte ich die deutsche Verwirrung in Stein gemeisselt auch nicht ausdrücken können - was früher die Landesfürsten waren sind heute die als Ministerpräsidenten verkleideten



    Repräsentanten der ehemaligen König- und Fürstentümer.

    Brauchte es also eine Pandemie um zu erkennen das die Aufschrift "Dem deutschen Volke" lediglich ein frommer Wunsch ist?

    Was sehr viel schwerer wirkt und sehr viel wichtiger ist - ist die Rolle der Bundesrepublik die es versäumt hat, die Pandemie als das zu erkennen was sie ist: eine Katastrophe - die einen mit der Bundesregierung und mit den Ländern einen handlungsfähigen Krisenstab durch Parlamente bestätigt organisiert - der auch in der Lage ist, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen.

    Förderalismus ist eine tolle Angelegenheit - aber nur dann, wenn der Fördralismus auch erkennt, wann er an den Grenzen seiner Handlungsfähigkeit angekommen ist - und sich selbst begrenzt und sich zurück nimmt - für eine exakt festgelegte Zeit um seine Kompentenzen an einen Krisenstab abzugeben -- an dem er selbst beteiligt ist.

  • 9G
    90946 (Profil gelöscht)

    Habe das Diez´sche Schlagloch gern gelesen. Dennoch: Niemand ist zur Zeit um egal welche Verantwortung zu beneiden, die auf politischer, institutioneller Ebene nötigen Entscheidungen zu treffen. Das fällt doch z.Z. auch im Alltag nicht leicht. Warum? Weil zu wenig Wissen, zu wenig gesicherte Fakten vorliegen, die Verläufe zu unberechenbar sind.



    Mit besserwisserischer Kritik aufwarten ist immer fein. Wir werden aber bestimmt erst später begreifen, was früher nötig und richtig gewesen wäre.



    Schließe mich Rinaldos Demutsempfehlung an.

  • Sorry, ähem,



    wirkt auf mich wie etwas selbstverliebte Poesie:



    FAUST:



    ... Was ihr den Geist der Zeiten heißt,



    Das ist im Grund der Herren eigner Geist, ...

  • Wenn wieder etwas ruhigere Fahrwasser herrscht braucht Deutschland dringen eine große Verwaltungsreform. Das großangelegte Versagen muss Konsequenzen haben.

  • „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.“ K. Marx, Feuerbach-Thesen (Deutschland, 1818-1883)

    -

    „Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst.“ L. N. Tolstoi (Russland, 1828-1910)

    -

    „Existieren heisst sich verändern. Sich verändern heißt reifen. Reifen heisst sich selbst endlos erschaffen“ H. Bergson, Schöpferische Entwicklung vw (Frankreich, 1851-1941)

    -

    „Du selbst zu sein in einer Welt die dich ständig anders haben will, ist die größte Errungenschaft.“ R. W. Emerson (USA, 1803-1882)

    Nicht all zu viel Neues unter der Sonne also. Wie auch, wenn Herrschaft immer noch die Kontrolle über den jeweils anderen ist - und als solche unbedingt anstrebenswert?

  • Bür­ge­r:in­nen schauen mit Faust'schem Fatalismus zu? Glaube ich nicht. Die Verantwortlichen werden es bei der nächsten Wahl sehen. Dieses Versagen will niemand weiter sehen und dulden. TUI darf Deutsche zum Urlaub nach Mallorca schaufeln, auf den deutschen Inseln darf bei gleicher Inzidenz niemand Urlaub machen? Da wird das Land kaputt gemacht. Von inkompetenten "Entscheidern". Das ging schon los mit der Einstellung "der Markt wirds schon regeln" bei der Masken- Impf- und Testmaterial-Bestellung. Das Ausland lacht nur noch über Deutschland.

    • @Gerdi Franke:

      Wer soll denn gewählt werden? Wegen mir gern 99% Tierschutzpartei - nur so optimistisch bin ich nicht.

    • @Gerdi Franke:

      Na dann wählen Sie mal bei der nächsten Wahl die Schlaumeier der AFD, die sich von Anfang an, zusammen mit der Bild-Zeitung, über COVID19, die Kontrollmöglichkeiten und die Wissenschaft lustig gemacht haben. Eine Pandemie ist nun mal kein Legobaukasten für die Krabbelstube. Hören Sie doch mal auf mit dem kindischen Gejammere über Urlaub in Deutschland oder Malle nach dem Tenor "buhhh, die Ilse hat mir des Spielzeug weggeneommen". Malle war ein epidemiolgisch-juristisches Problem und kein politisches. Das der Regierung und speziell der Kanzlerin anzuhängen ist lächerlich. Übrigens lacht das Ausland nicht über Deutschland, dazu ist die Situation in den anderen Ländern viel zu schwierig.

      • @Rinaldo:

        Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - stellt klar:

        “ "Übrigens lacht das Ausland nicht über Deutschland, dazu ist die Situation in den anderen Ländern viel zu schwierig."



        Nicht überall ist es schwierig. Aber dort, wo es besser läuft, wohnen höfliche Menschen. Japaner würden nie über Deutsche lachen. Sie lächeln.“

        Na wunderbar 😉

  • Abgehoben finde ich diesen Beitrag:

    1. Deutschland ist kein Einzelfall, sondern die Unsicherheit, was zu tun ist, spiegelt sich in allen Ländern wieder. Deutschland fährt dabei noch relativ gut.

    2. Wir haben es hier mit einem sehr komplexen virulogischen, Infektiologischen, epidemiologischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, psychischen und politischen Problem zu tun. Hier von "fehlender Kreativität" der Regierung und Wissenscgaftler zu faseln, ist billig.

    3. Eine Pandemie ist eine Naturkatastrophe, die der deutsche Biedermann bisher lieber in sog. Drittweltländern verortet hat und ist daher umso unvorbereiteter.



    Das abet der Regierung anzulasten und vehement einen "Fahrplan" einzufordern, wie es derzeit Grüne, FDP und die Wirtschaft tun, ist kindisch und geht an der Realität der Unberechenbarkeit einer Pandemie vorbei.

    4. Etwas mehr Demut täte gut.

    • @Rinaldo:

      Mit der "Naturkatastrophe" gebe ich ihnen Recht, mit der "Unberechenbarkeit" nicht. Was etwa die Folgen der lezten Lockerungen bei bereits wieder steigender Inzidenzzahlen um die 60 und einer einer zunehmenden Verbreitung von B117 führen würde hätte man sich durchaus ausrechnen können. Woran es fehlt ist nicht das mathematische Instrumentarium um Prognosen und alternative Szenarien berechnen zu können, sondern der politische Wille die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten auch umzusetzen.

    • @Rinaldo:

      In der gedruckten taz gibt es einen Artikel über eine deutsch-taiwanesische Familie, die vor dem Lockdown nach Taiwan geflüchtet ist.

      Der Artikel betrachtet auch die Unterschiede im Umgang mit der Seuche in DE und Taiwan.

      In Taiwan gibt es bei 23 mio Einwohnern bis heute genau 10 Coronatote.



      Nicht am Tag sondern in Summe!



      Alles ist offen.

      Taiwan ist eine Demokratie. Und Taiwan hat ein Konzept.



      Die Deutsche "Botschaft" sendet dauernd Infos nach Hause, wie das in Taiwan gemacht wird. Aber es interessiert hier niemanden.

      Es gibt also das Know-How, wie man mit so einer Pandemie umgeht. Das Wissen ist vorhanden und verfügbar.

      Wenn man das als Regierung nicht nutzt, ist man unfähig oder unwillig.

      Man müsste in Deutschland natürlich aufgrund diese Wissens etwas ändern und dazu ist unsere Politik aktuell nicht mehr fähig.

      Das ist das Drama.

      • @Sonntagssegler:

        Leider hat unsere Politik noch immer nicht die hauptsächlichen Gründe für die Ansteckungen mit dem Coronavirus erkannt, oder sie will diese nicht erkennen. Statt uns im Land ständig stark einzugrenzen, hätte man im Dezember und mit der Erkenntnis über neue Mutationen sofort alle Grenzen innerhalb Europas schließen müssen. Es hätte keinen Weihnachtstourismus gegeben und jetzt auch keinen Ostertourismus. Weiterhin fahren viele Bürger über die Feiertage zu Ihren Familien ins Ausland und kommen unkontrolliert wieder zurück nach Deutschland. Letztes Jahr wurden fast alle Grenzen geschlossen und siehe da, innerhalb von nur 8 Wochen hatte man das Geschehen relativ gut im Griff. Es ist mir absolut unverständlich, daß außer der AfD (diese eher aus anderen Gründen) keine weiteren Politiker querbeet durch unsere Parteienlandschaft, sich vehement für umfassende Corona Kontrollen an den Grenzen, egal ob zu Land, Wasser oder Luft einsetzt. Letztes Jahr gab es keinerlei Möglickeiten für entsprechende Tests. Seit Monaten aber schon. Diese Tests an den Grenzen könnte z.B. die Bundeswehr durchführen. Das wäre endlich mal eine sinnvolle Aufgabe. Positiv getesteste Personen müssen in eine überwachte Quarantäne, anders geht das eben auch nicht! Nach den Osterferien werden wir wieder erhebliche Zuwachsraten der Mutanten haben, da sich ja niemand für die Rückkehrer z.B. aus Osteuropa interessiert. Noch immer kann man mit dem PKW eine fast ungehinderte "Europareise" durchführen. Statt dessen müssen unsere Kultureinrichtungen, Schulen, Sportvereine, Hotels und Restaurants weiterhin geschlossen bleiben. Hätte man bereits im Dezember richtig reagiert, könnten wir innerhalb Deutschlands viel freier leben. Für erforderliche Reisen, z.B. bei Berufspendlern wären die Schnelltests m.E. ausreichend. Wenn ein Laschet sagt, daß es mit ihm keine Grenzkontrollen von Belgien und Holland mehr geben wird, dann handelt er grob fahrlässig. Man muß eben erst auf der kleineren Fläche für Sicherheit sorgen.

      • @Sonntagssegler:

        Ihre Argumente finde ich gut. Danke. Mir geht es aber nicht darum, die Regierung nicht kritisieren zu dürfen, sondern um diese Melange aus billigen Plattitüden und Bashing bei Oppositionspolitikern wie Lindner, Göring-Eckart oder der Hotelbranche, die einen "Fahrplan", wie ein fertiges Steak vorgesetzt bekommen wollen. Die Zero-COVID-Strategie wäre gut gewesen, dagegen wehren sich aber auch wieder dieselben, die jetzt der Regierung Versagen vorwerfen.