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Verkehr und KlimawandelKein Happy End in der Tiefgarage

Kleines Einmaleins: Elektroautos reichen nicht. Wenn die Verkehrspolitik nur technologisch weitermacht, dann werden alle Klimaziele verfehlt.

Illustration: Katja Gendikova

A m Dienstag war wieder Autotag. Der Verband der Automobilindustrie kommentierte die Zulassungszahlen 2020 in gewohnter Selbstgefälligkeit und erklärte Deutschland zum „Europameister der E-Mobilität“. Zuvor hatte schon das Kraftfahrt-Bundesamt die Kernbotschaft versendet: „Elektromobilität auf der Überholspur“. Jedes siebte in Deutschland neu zugelassene Auto war ein Elektrofahrzeug. Sensationell! Die Verkehrswende nimmt also endlich Fahrt auf. Gibt es doch noch ein Happy End in der Tiefgarage? Dazu passen die regelmäßig verbreiteten Meldungen von neuen Wunderbatterien und dem ersten E-Auto mit 1.000 Kilometer Reichweite vom neuen chinesischen Automobil-Star Nio. Stromert das All-in-one-Reise- und -Rennauto also grün lackiert in eine nachhaltige Zukunft?

Es ist verständlich, dass in einer großen Krise die Zukunft mit den Bordmitteln des bisherigen Denksystems erdacht wird, anstatt die ganze Denk­ordnung infrage zu stellen. Und die Mobilitätskrise ist ja fundamental. Die Stichworte: Erdüberhitzung, Lärm, Abgase, Feinstaub, Aggression im Straßenverkehr, Dieselskandal, Flächenfressen, unwirtliche autoverstopfte Städte. Und: Die aktuellen Emissionsmengen engen die Spielräume immer mehr ein; wir müssen beim Umsteuern höllisch aufs Tempo drücken.

Schon die Pariser Klimaziele für 2030 sind bei einer Verlängerung des bestehenden Trends nicht mehr erreichbar. Ein lineares Rückrechnen von null Verkehrsemissionen 2050 auf die heutigen 163 Millionen Tonnen (2019) sei „schwierig“, hatte jüngst BDI-Präsident Dieter Kempf erklärt und „Lernkurven der Technik“ versprochen. Aber: Geht es überhaupt mit einer rein technischen Lösung? Sind Tesla und die chinesischen Konzerne, denen die deutschen Autobauer neidisch hinterherfahren, das Zukunftsmodell? Geht ein prinzipielles „Weiter so“ und wir schaffen trotzdem die Klimaziele?

Rechnen wir also zurück. Gehen wir einmal von jenen 40 Prozent weniger CO2 bis 2030 aus wie von der Bundesregierung beschlossen. Die EU verlangt sogar noch anspruchsvollere Ziele. Und jetzt schauen wir in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP)? Was passiert dort? Das Volumen des automotorisierten Fahrens von Personen und Waren wird überhaupt nicht hinterfragt. Es soll weiter und immer weiter zunehmen. Extrem ist vor allem das im BVWP unterstellte Wachstum des Straßengüterverkehrs um 39 Prozent bis 2030 gegenüber dem Basisjahr 2010. Jährliche Wachstumsrate: 3 Prozent, weiterer Straßenausbau inklusive.

Eco-fuels sind keine Alternative

Wie soll der Güterverkehr auf der Straße bei diesem rasanten Wachstum 40 Prozent Klimaemissionen einsparen? Es gibt weder Oberleitungen noch einen effizienten Batteriebetrieb im Güterfernverkehr. Auch der neuerdings gehypte Wasserstoff bietet keine ernsthafte Perspektive für einen Großeinsatz in der Lkw-Flotte bis 2030, zumal bei der Umwandlung des eingesetzten grünen Stroms enorm viel Energie verloren geht. Noch mehr gilt dies für synthetische Kraftstoffe, auch wenn sie gern „Eco-fuels“ getauft werden. Und selbst wenn mit Wasserstoff oder Batterien durch ein kleines Wunder doch noch vernünftige Lösungen für neu zugelassene Elektro-Lkws gefunden werden sollten. Die Mehrkilometer würden die Fortschritte einer sich langsam verändernden Fahrzeugflotte wieder auffressen.

Im Luftverkehr, der jetzt von Corona ausgebremst wurde, geht die Politik sogar von Steigerungsraten im Passagieraufkommen und Flugkilometern von 5 Prozent aus. Und sie hat bisher nichts getan, um diese Entwicklung zu stoppen.

Der Auto-Personenverkehr soll ebenfalls weiter zulegen – um 1 Prozent in jedem Jahr. Damit stehen alle Wegweiser auf „volle Fahrt voraus“ für den motorisierten Verkehr. Die Dumpingpreise für Sprit passen perfekt dazu. Der ist in den vergangenen Jahren in Relation immer billiger geworden, weil er weniger angestiegen ist als die Fahrkartenpreise für Bus und Bahn. Aktuell ist er so billig, dass Plug-in-Hybride lieber an die Tankstelle fahren, als Strom zu laden. Die lächerliche CO2-Abgabe von 25 Euro je Tonne hat den Kraftstoff zwar um eine homöopathische Dosis von 7 bis 8 Cent verteuert. Als Abfederung wurde aber prompt die umweltschädliche Pendlerpauschale erhöht, damit der Autoverkehr bloß nicht leidet.

Eine Verkehrspolitik, die ausschließlich auf den simplen Antriebswechsel von fossil auf elektrisch setzt, der noch dazu gebremst und ohne Schwung daherkommt, muss an ihrer Begrenztheit und ihrem ungehemmten Wachstumsdenken schon im Ansatz scheitern.

Die Legende von den Hybridfahrzeugen

Wie kontraproduktiv die Verkehrspolitik lenkt, zeigt sich exemplarisch bei den Plug-in-Hybridfahrzeugen, die sowohl mit fossilen Treibstoffen als auch elektrisch fahren können. In der Statistik tauchen sie als Elektrofahrzeuge auf und werden auch entsprechend üppig gefördert. Der reale Fahrbetrieb entlarvt diese Fahrzeugklasse als klimaschädliche PS-Monster – darunter auffallend viele SUVs –, die überwiegend fossil unterwegs sind. Bei nicht wenigen Fahrzeugen liegt das Ladekabel noch originalverpackt und unbenutzt im Kofferraum. Die jetzt in einer Studie (Ifeu, Öko-Institut, Transport & Environment) veröffentlichten Daten offenbaren das ganze Verhängnis.

Zwei Drittel der Plug-in-Autos schaffen nicht einmal 50 Kilometer mit ihrem elektrischen Alibi-Antrieb. Mehr als drei Viertel sind Dienstwagen, die auf Langstrecken im reinen Verbrennermodus unterwegs sind. Mit einer martialischen Leistung von durchschnittlich 281 PS und 1.956 Kilogramm Gewicht verbrauchen diese Fahrzeuge im Schnitt 6,5 bis 8,0 Liter Sprit, in der Spitze bis zu 11 Liter. Selbst wenn die Autos bei vollem Akku elektrisch fahren, schaltet sich bei höherer Geschwindigkeit und starker Beschleunigung der Verbrenner dazu. Die Bilanz der Studie fällt entsprechend harsch aus: „Für einen mittleren Plug-in-Hybriden im Jahr 2030 ergeben sich real etwa 130 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer, während der zu erreichende Flottenmittelwert bei ungefähr 60 Gramm liegt.“ Mit anderen Worten: Der Boom der Plug-in-Hybride, der mehr als die Hälfte der 2020 neu zugelassenen Elektroautos ausmacht, gefährdet alle Klimaziele. Diese Fahrzeuge gehören nicht nur zu den PS-stärksten, sondern auch zu den größten und schwersten Autos, sie fahren mit umweltfreundlichem Image vor, befeuern aber nur das alte Paradigma des klimaschädlichen Kolosses. Umweltprämien für übergewichtige und leistungsprotzende Plug-in-Hybride sind keine Fehlsteuerung, sie sind staatlich subventionierter Irrsinn.

Zurück zur Kempf’schen Rückrechnung. Selbst bei optimistischer Betrachtung mit unterstellten weiteren technischen Fortschritten und einer Offensive der Bahn ist offensichtlich, dass die CO2-Einsparung im Verkehr bis 2030 statt der anvisierten und notwendigen 40 oder 50 Prozent maximal einstellig ausfallen wird. Nach Überwindung der Coronakrise wird der Verkehr, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird, in Deutschland weiter wachsen mit einer erneuten Zunahme gefahrener Kilometer von Pkws und Lkws. Beim Lkw reden wir bis 2030 von 20 Prozent zusätzlichen Tonnenkilometern, beim Pkw von 10 Prozent Wachstum. Können die neuen Elektroantriebe, selbst wenn sie entschlossener als bisher durch­gesetzt würden, dieses Wachstum ausgleichen? Können sie es darüber hinaus nicht nur aus­gleichen, sondern den dringend notwendigen steilen Rückgang der Emissionskurve garantieren? ­Jeder ehrliche Beobachter kennt die Antwort: Nein!

Elektroautos sind zwar in der Regel CO2-effi­zienter als fossil getriebene Gefährte. Aber ein großer Teil ihrer Energie kommt auch in den nächsten Jahren noch aus fossilen Quellen. Der grüne Strom von Wind und Sonne ist zudem knapp; er wird auch für andere Sektoren dringend gebraucht. Und auch in der gesamten Herstellungskette von Elektroautos und ihren Batterien fallen Klimaemissionen an. Die Menschenrechtsverletzungen beim Abbau von Kobalt und Lithium werden, wie immer wieder Beispiele zeigen, oft genug hingenommen. Viele E-Modelle, wie etwa der zweieinhalb Tonnen schwere Tesla, bringen sogar noch mehr Gewicht auf die Straße als ihre ebenfalls immer massiger werdenden fossilen Brüder. Auch für Elektroautos gelten Naturgesetze: Je schwerer sie sind, desto mehr Energie ist notwendig, um sie zu bewegen.

Kalkulieren wir erneut sehr optimistisch und gehen für 2030 von 10 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen aus und unterstellen wir weiter, dass sie 50 Prozent CO2 gegenüber fossilgetriebenen Autos einsparen. Dann würden wir bei einer Flotte mit nun 20 Prozent Elektroautos pro Autokilometer 10 Prozent Klimagase einsparen. Jeder zusätzlich gefahrene Kilometer lässt die Einsparungen aber wieder abschmelzen. Bei 10 Prozent mehr Autokilometern sind wir wieder bei 0 Einsparungen angekommen!

Damit ist klar: Das bestehende Verkehrsparadigma mit seinem permanenten Wachstum und dem entfernungsintensiven Verhalten der Menschen muss radikal umgedacht werden. Wir müssen wirklich an die Fahrleistungen ran. Die Energie und die Resilienz des Planeten reichen nicht aus für ein maßloses, weiter zunehmendes Herumfahren von Personen und Waren, selbst wenn wir bis 2050 vollständig auf elektrisch umstellen. Das heißt auch: Straßenbau wie bisher, der der Steigerungslogik immer neuen Raum gibt, hat keine Zukunft mehr.

Umweltgruppen und Grüne haben vor Jahren mit ihrer Forderung nach einem ökologisch ehrlichen Spritpreis von 5 Mark je Liter für Empörungsstürme gesorgt. Aktuell kalkuliert eine Studie des österreichischen Automobilclubs ÖAMTC mit 4 Euro pro Liter fossilem Kraftstoff, wenn wirklich ein Umdenken einsetzen soll. Weniger Autos, weniger Lastwagen, weniger gefahrene Kilometer – das wären die Zutaten einer echten Mobilitätswende. Die Zahl der Kilometer, die wir zurücklegen, ist weder ein Wohlstandsmaß, noch kann sie dauerhaft ein Indikator für Wirtschaftswachstum sein.

Fazit: Mit Technik allein sind Klimaziele und Mobilitätswende nicht zu schaffen. Technik, Verhalten, Preise, Vorfahrtsregeln, Stadtplanung – vieles muss sich ändern. Auch unsere Vorstellung vom guten Leben. Es ist von vielem abhängig, wie wir gerade in der Pandemie erfahren, aber gewiss nicht vom Ausmaß der zurückgelegten Kilometer.

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Manfred Kriener
Manfred Kriener, Jahrgang 1953, ist Umweltjournalist und Autor in Berlin. Themenschwerpunkte: Klima, Umwelt, Landwirtschaft sowie Essen & Trinken. Kriener war elf Jahre lang taz-Ökologieredakteur, danach Gründungschefredakteur des Slow-Food-Magazins und des Umweltmagazins zeozwei.. Zuletzt erschienen: "Leckerland ist abgebrannt - Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur". Das Buch schaffte es in die Spiegel-Bestsellerliste und wurde von Umweltministerin Svenja Schulze in der taz vorgestellt. Kriener arbeitet im Journalistenbüro www.textetage.com in Kreuzberg.
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22 Kommentare

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  • Autor: "Der grüne Strom von Wind und Sonne ist zudem knapp; er wird auch für andere Sektoren dringend gebraucht." Die Solarenergie kann fast beliebig skaliert werden. Findet bloß nicht statt.

    "Und auch in der gesamten Herstellungskette von Elektroautos und ihren Batterien fallen Klimaemissionen an." Darunter machen aber der Stromverbrauch und andere Antriebe den Löwenanteil aus. Ließe sich also auch dekarbonieren. Wird nur (bei Tesla wie bei VW und anderen) nicht gemacht.

  • Steuern auf Treibstoffe erhöhen, bis alle Klimaziele erreicht werden. Ob das dann durch technische Maßnahmen am Antrieb, durch kleinere Autos oder durch weniger und kürzere Strecken erreicht wird, kann der freien Entscheidung der Bürger, den Kosten der Alternativen und dem Markt überlassen werden. Das sollte nicht die Politik und auch nicht fie taz-Redaktion entscheiden.

  • Es ist ja kein Wunder, dass die Bevölkerung sich so mit dem Umdenken schwer tut. Bei der Menge an Autowerbung, mit der wir ständig bombardiert werden, kann man ja gar nicht anders als zu denken, man müsste ein möglichst PS-starken Gefährt kaufen, um dies möglichst oft Gassi zu fahren. Autowerbung sollte wie Zigarettenwerbung behandelt werden, möglichst verboten. Dort, wo sie vielleicht doch erlaubt wird, sollte sie mit deutlichen Hinweisen auf die Konsequenzen markiert werden, am besten mit großflächigen Bildern von Dürren und Überschwemmungen.

  • „Europameister der E-Mobilität“



    Sogar weltweit war Deutschland diesbezüglich mal Vorreiter. Die erste Straßenbahn wurde 1881 in Groß-Lichterfelde im heutigen Berlin gebaut. Auch die elektrifizierte Stadtbahn wurde früh gebaut nämlich 1906 zwischen Altona und Hamburg. 1895 wird die Bahnstrecke Meckenbeuren–Tettnang als erste mit Gleichstrom betriebene Vollbahn in Deutschland in Betrieb genommen ... Es braucht da weniger neue Technologien würde ich meinen - keine Fahr-KI, keinen Wunderakku. Denn effiziente Technologien gibt es derzeit schon. Seit den obig angerissenen Anfängen wurde E-Mobilität weiterentwickelt. Es braucht allerdings Einsicht in ökologisch-klimatische Notwendigkeit, Willen und Macht diese umzusetzen, auszubauen und miteinander zu verbinden.



    Auch abseits der E-Mobilität gibt es schon lange ausgereifte ökologische Technologien, die schnelle individuelle Mobilität auf kürzeren Strecken ermöglichen. 1884 entwickelte Starley unter dem Markennamen Rover ein Fahrrad, das dem heutigen sehr ähnlich ist.



    Hamburg-Altonaer Stadt- und Vorortbahn



    de.wikipedia.org/w...dt-_und_Vorortbahn



    Straßenbahn Groß-Lichterfelde



    de.wikipedia.org/w...C3%9F-Lichterfelde



    Bahnstrecke Meckenbeuren–Tettnang



    de.wikipedia.org/w...n%E2%80%93Tettnang



    Sicherheitsniederrad



    de.wikipedia.org/w...tsniederrad_(1884)

  • Jede*r von uns macht mit jeder Mobilitätsentscheidung Verkehrspolitik. Das Dumme ist nur, dass es etwas schwerer ist sich immer häufiger richtiger zu entscheiden und das ist nicht nur der Regierung in Berlin geschuldet: Bsp.: Die Autoversicherungen wollen seit Jahren erhebliche Aufschläge, wenn das Fahrzeug mit anderen geteilt werden soll, das war mal anders, aber die Konditionen werden immer subtiler berechnet - gesellschaftliche Segregation...

  • Warum gibt es in den RG oder RRG dominierten Kommunen und Bundesländer immer noch keine Verkehrswende a'la Kopenhagen?

    Das, was dort umgesetzt wird, bekommen auch CDU-geführte Regierungen (Münster!) hin. Und wenn die es dann umsetzen, dann jammern die Grünen, dass sie es ja erfunden hätten.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Waren sie mal auf dem Parkplatz eines Bio-Supermarktes? Die Wähler der Grünen haben mit der FDP das höchste Einkommen und treffen sich mit diesen auf dem genannten Parkplatz. Und da stehen die dicken Sackkarren. Die Porsches von den FDPlern neben den SUV oder VW-Bussen der Grünen Wähler.



      Neulich ein Aufkleber am VW-Bus bei Alnatura "Bus fahren schont die Umwelrt"

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Auf Parkplätzen findet man nun mal hauptsächlich Autos. Am Fahrradständer der Bio-Supermärkte findet man dann wieder andere Fahrzeuge, und viele Kunden kommen zu Fuß.



        Wie sehen Sie einem Kfz. die Parteizugehörigkeit des Besitzers an? Wie viele FDP-Wähler fahren in den Bio-Supermarkt?

      • @4813 (Profil gelöscht):

        RRG = Grüne? Verstehe nicht wo Sie drauf hinaus wollen.

  • „...beim Abbau von Silizium...“?! Ihr meint Lithium, oder? Auch sonst sind da ein paar Unklarheiten drin: Welcher Tesla wiegt zweieinhalb Tonnen? Das Model X durchaus, das Model 3 mit dem kleinen Akku ist aber fast ne Tonne leichter und hat mittlerweile kobaltfreie LFP-Zellen.



    Auch wirkt sich dank der Rekuperation das Gewicht bei E-Fahrzeugen viel weniger auf den Energieverbrauch aus als bei denen mit Verbrennungsmotoren.

    Oberleitungen für die jetzt schon bestehenden und somit weiter nutzbaren Autobahnen finde ich übrigens eine feine Idee...nicht nur für LKW sondern auch für die Fernreisebusse: Da kann dann z.B. der tagsüber erzeugte Solarstrom direkt genutzt werden.

  • Insbesondere den Deutschen die individuelle Mobilität wegzunehmen, wird nicht funktionieren. Eher friert die Hölle zu.

    • @Heinz Strunk:

      Erstens geht es nicht um wegnehmen. Zweitens - wen meinen Sie mit "den Deutschen"? Wie sieht Ihre Mobilität aus? Was für eine Verkehrs und Klimapolitik wünschen Sie sich? Drittens muss individuelle Mobilität sogar gefördert werden und zwar das Fahrradfahren.

  • Ich will es so formulieren: wenn mir irgendjemand bis zum Ende meines Lebens ALG I (nicht II) zahlt, würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, nicht mehr zu arbeiten (und ja, ich gehe meiner Arbeit eigentlich gerne nach). Das spart der Umwelt 80km Euro-3-Diesel pro Arbeitstag. Es entfallen dann lediglich etliche Steuern (Einkommensteuer, Mineralölsteuer,...) und Beiträge (KV, RV,...).

    • 2G
      28692 (Profil gelöscht)
      @Luftfahrer:

      Exakt so hatte ich es gemeint und mit anderen Worten weiter unten formuliert.

      Bei einem, wie man so schön sagt, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichenden bedingungslosen Grundeinkommen würde Mancher der Umwelt noch viel mehr Gutes tun.

  • hätte ich als Experte für nachhaltige Mobilität kaum besser zusammenfassen können. Dem Konzept des Transit oriented development könnte man noch besondere Beachtung schenken - mobilitätsorientierte Raumplanung.

  • Jeder vernünftige Mensch der sich ehrlich macht weiss es: wir brauchen Technologie, um die Herausforderung zu meistern. Aber Technologie alleine wird nicht ausreichen.

    Diejenigen, die auf die "Technologiefee" warten und propagieren, dass sie schon "magischen Staub" drüberstreuen wird und alles kann bleiben, wie bisher, lügen sich und uns was in die Tasche. Und spielen ein hochgefährliches Spiel. Sie verspielen die Zukunft unserer Kinder.

    Dummheit? Zynismus?

    • 9G
      96177 (Profil gelöscht)
      @tomás zerolo:

      in der Tat, "Technik, Verhalten, Preise, Vorfahrtsregeln, Stadtplanung" reichen nicht einmal annähernd aus und sehr sehr vieles wird sich ändern müssen. Klöckners, Scheuers und andere Öl- Luftfahrt-und Autolobbykraten samt einem vollständig enthemmten Spekulationsspielcasino, das alles ins Extrem befeuert, können wir uns schon lange nicht mehr leisten. Aufschlußreich hierzu:



      www.youtube.com/watch?v=c9EK9X597KM

  • 2G
    28692 (Profil gelöscht)

    Ja, ja, die Pendlerpauschale

    Sie versetzt eine Bekannte in die Lage, noch halbwegs günstig und jenseits vom aktuellen Corona-Homeoffice jeden Tag mehr als 30 Kilometer zur noch halbwegs gut bezahlten Arbeit zu fahren; entsprechende Steuern und Sozialabgaben zu leisten.

    In ihrer Wohnnähe würde sie vielleicht einen eher prekär bezahlten Job ergattern können, brauchte dann vielleicht nichtmal einen dieser e-mobilen Brötchenholer, könnte gar zu Fuß gehen, alternativ mit dem Fahrrad fahren.

    Allerdings dürfte das Einkommen dann möglicherweise zum Aufstocken bis HartzIV-Niveau reichen.

  • Alles richtig.



    Nur, DIE Lösung gibt es nicht. Weil jede Lösung die Gesellschaft fordert. Da ist es zu einfach, zu sagen, die Politik würde es nicht richtig machen. Die Politik kann in dem hiesigen System nicht gegen die Gesellschaft arbeiten.



    Das sieht man ja schon am Tempolimit.

    Die Individualmobilität ist nun seit Jahren etabliert und das auch halbwegs gesellschaftlich gerecht. (Auch wenn es einen Unterschied zwischen den Autotypen gibt). Jede kann einen Ort mit relativ geringem Aufwand erreichen.

    Diese Möglichkeit aufzuheben wird gesellschaftlich nicht akzetiert werden. So wird schon ein Spritpreis von 4 Euro /L zur berechtigten Diskussion führen, dass nur noch die Besserverdienden fahren können.

    Es wird dahin kommen, aber es wird nicht akzeptiert werden, wenn die Verteuerung "künstlich" durch eine national erhöhte Abgabe (die Einnahmen durch die CO2 Abgabe führen ja nicht zur Reduktion von CO2) erfolgt.

    Lösung?

    • @fly:

      "Die Individualmobilität ist nun seit Jahren etabliert und das auch halbwegs gesellschaftlich gerecht."



      Das stimmt nicht bzw. Sie dehnen offenbar "halwegs gerecht" sehr stark. Die Ungleichheit in Deutschland ist stark ausgeprägt. Viele Menschen haben wenig Geld und können sich ein Auto geschweige denn ein neues (E-Auto) gar nicht leisten. Deswegen nutzen viele den wesentlich günstigeren ÖPNV und einige nutzen ihn sogar ohne Ticket, weil sie es sich nicht leisten können. Werden jene erwischt und können danach auch die Gebühren nicht zahlen, fahren sie in den Bau.



      Lösung? Klar gäbe es welche die Ökologie mit sozialer Gleichheit verknüpfen: Anhebung unterer Einkommen (einschließlich Erwerbslosengeld, Grundsicherung, Rente), Mietensenkung, damit Wohnorte leichter gewechselt und Fahrtwege minimiert werden können, Ausbau des ÖPNV, fahrscheinloser ÖPNV, autofreie Stadt, Tempolimits ...

    • @fly:

      "Technik, Verhalten, Preise, Vorfahrtsregeln, Stadtplanung "

  • Ich höre sie schon, die Stimmen: Das mag ja in der Stadt gehen, aber auf dem Land haben wir ja keinen ÖPNV uswusw. Dann mal eben andersrum: Wenn von allen Strecken unter 4 km Länge künftig nur noch halb so viele mit dem Auto (egal ob Benzin oder Strom) zurückgelegt werden wie aktuell, dann ist schon mal ein erster Schritt getan.



    Warum soll das nicht klappen?