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Umweltministerin reagiert auf ViehrisseLemkes „Schnellabschuss“ von Wölfen

Die grüne Umweltministerin Lemke will, dass die Behörden die Tötung von Wölfen nach Rissen von Nutztieren leichter genehmigen. Vielen Bauern reicht das nicht.

Ist das der böse Wolf? Ein „Beutegreifer“ ist in eine Fotofalle getappt Foto: Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt/picture alliance

Berlin taz | „Wenn Wölfe meine Rinder angreifen, dann würde ich wohl aufhören, überhaupt Tiere zu halten“, sagt Ottmar Ilchmann. Dabei hält der Bauer aus Ostfriesland sein Vieh aus Natur- und Tierschutzsicht vorbildlich: Die Rinder stehen im Sommer auf der Weide und nicht nur im Stall. Sie erhalten das besonders artenreiche Grünland. Ilchmann, niedersächsischer Landesvorsitzender der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), muss damit rechnen, dass die Wölfe auch bald zu ihm kommen und Vieh reißen. Deshalb fordert er, dass die Ausbreitung der Raubtiere in Deutschland gebremst wird.

Auf solche Forderungen hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke am Donnerstag reagiert. Sie schlug den Ländern vor, Wölfe nach Rissen schneller zu schießen. Die Grünen-Politikerin empfahl, „dass 21 Tage lang auf einen Wolf geschossen werden darf, der sich im Umkreis von 1.000 Metern von der Rissstelle aufhält.“ Anders als bisher sollen die Ämter für eine Abschussgenehmigung nicht mehr das Ergebnis einer DNA-Analyse abwarten, wonach der „Täter“ ein Wolf war. Voraussetzung soll laut Lemke aber weiterhin sein, dass die angegriffenen Nutztiere durch „zumutbare“ Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune bestimmter Höhe geschützt waren. Außerdem müssten Wölfe in der Region „vermehrt“ Weidetiere gerissen haben. Lemke hatte ihre Pressekonferenz mehrfach verschoben, nachdem die Opposition und die FDP das Thema in den Landtagswahlkämpfen in Bayern und Hessen gegen die Grünen genutzt hatten.

150 Jahre nach Ausrottung der Tierart hierzulande sind die Wölfe im Jahr 2000 dauerhaft nach Deutschland zurückgekehrt. In den zwölf Monaten bis Ende April 2023 wurden laut Bundesamt für Naturschutz 184 Wolfsrudel nachgewiesen. Geht man von im Schnitt 10 Tieren pro Rudel und von diversen Wolfspaaren und Einzeltieren aus, wären das rund 2.000 Individuen. Auch die Zahl der bei Wolfsangriffen getöteten, verletzten oder vermissten Nutztiere erreichte laut Behörden 2022 einen neuen Rekord: 4.366. Viele Bauern sehen die vergleichsweise tier- und naturfreundliche Viehhaltung auf der Weide durch Wölfe zusätzlich gefährdet. Zudem gibt es Sorgen, dass Wölfe Menschen angreifen könnten. Naturschützer argumentieren, der Wolf habe bis zu seiner Vertreibung zum Ökosystem in Deutschland gehört. Zudem sei er der „Gesundheitspolizist“ der Natur, er reiße zum Beispiel kranke Rehe und verhindere so, dass sie andere anstecken.

Bislang hätten die Behörden nach Rissen oft so lange auf die Erbgutanalyse gewartet, bis der Wolf „schon über alle Berge“ gewesen sei, sagte Lemke nun. Dabei hätten Studien gezeigt, „dass es ein Wolf nach erfolgreichen Übergriffen häufig an derselben Herde erneut versucht.“ Die vorgeschlagene Regelung mache „es deutlich wahrscheinlicher, den schadenverursachenden Wolf zu treffen“. Der solle dann durch eine spätere DNA-Analyse bestätigt werden. Die Länder könnten diesen Vorschlag bei der Umweltministerkonferenz Ende November beschließen und dann in Verordnungen umsetzen, sodass er bereits zur kommenden Weidesaison gelten würde. Diese „unkomplizierten Schnellabschüsse“ seien leichter zu ermöglichen als Gesetzesänderungen.

Die Behörden sollten nicht mehr auf das DNA-Ergebnis des Täters warten, forderte Lemke

Lemkes Vorschlag bleibt hinter dem zurück, was zum Beispiel der Deutsche Bauernverband und die FDP fordern. Sie wollen, dass die Bundesregierung der EU-Kommission den „günstigen Erhaltungszustand“ des Wolfs meldet. Dann könnten ihrer Meinung nach regionale Obergrenzen für die Tierart festgelegt werden und alle Wölfe darüber auch ohne vorherige Risse getötet werden.

Deutschlands größte Umweltschutzorganisation, der Naturschutzbund, dagegen sieht „einige sinnvolle Ansätze“ in Lemkes Vorschlag. Wolfsreferentin Marie Neuwald lobte, „dass Abschüsse weiterhin nur in Frage kommen, wenn zuvor Herdenschutz überwunden wurde“.

Ilchmanns AbL begrüßte zwar, dass jetzt bürokratische Hürden für den Abschuss von „Schadwölfen“ wegfallen sollen. Aber angesichts der ständig wachsenden Wolfszahlen vermisste sie eine „Perspektive für die Zukunft“. „Ein aktives Bestandsmanagement des Wolfes auch ohne konkretes Rissereignis darf für stark belastete Regionen kein Tabu sein!“, so die AbL.

Wolfssichere Zäune zu bauen, ist für Ilchmann keine Option, selbst wenn der Staat ihm nicht nur wie bisher das Material, sondern auch die Arbeitszeit bezahlen würde. Denn die unteren Elektrodrähte müssten ständig freigehalten werden von Grashalmen zum Beispiel, damit der Strom fließt und die Raubtiere tatsächlich abschreckt. „Ich habe keine Zeit dazu und auch keine Leute, die das machen könnten“, sagt Ilchmann. „Außerdem überwinden immer mehr Wölfe angeblich wolfssichere Zäune.“

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33 Kommentare

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  • Immer wieder echt bitter wie locker von oben herab auf die Tierhalter geschaut wird..



    Ich schätze mal locker 90% der pro WolfKommentare aus der Stadt.



    Ich bin mit denen auch soweit ok trotz das die schon am Zaun meiner Tiere kratzen.



    Aber vielleicht so ganz vielleicht könnte man sich in DE ja mal an Modellen aus Ländern orientieren in denen es mit dem Wolf klappt.



    Da ist überall ein Erhaltungsszustand definiert. Nur hier scheuchen die „Tierschützer „ den Verstand vor sich her.



    BTW. Herdenschutzhunde sind nur deswegen erfolgreich weil sie eben noch gefährlicher/ potenter sind als die Wölfe. Ganz einfache Rechnung unbedarfte Wanderer + Extra böser Hund = super Lösung?

  • Welches Tier aus welchem Land soll ich denn heute präsentieren, um aufzuzeigen, wie daneben Jagd ist?

    Welche wissenschaftliche Erkenntnisse muss ich posten, damit Deutschland zur Einsicht kommt, dass Wildtiere mit dem Menschen koexistieren müssen?

  • Wann wird sich eigentlich um den größten "Wolf" gekümmert, für den sich manche Menschen ja halten ("Ich brauche Fleisch!")? 752,5 Millionen sogenannter Nutztiere werden pro Jahr in Deutschland in Schlachthäusern "gerissen". 52 Kilo "frisst" die*der Deutsche im Schnitt pro Jahr. Hinter diesen genannten Zahlen verbergen sich aber nur die Landtiere. 14 Kilo Konsum von Tieren aus Gewässern kommen noch pro Deutsche im Schnitt pro Jahr dazu! Vor diesem riesigen Fleischverzehr mutet es doch sehr schräg an, die paar durch Wölfe gerissene Tiere zu problematisieren. Offenbar geht es nicht um die Schafe selbst sondern primär um den Nutzen für deren Halter*innen. Tatsächlich gibt es ja entgegen der Überzeugung von manchen Menschen ja Unterschiede zwischen den Bedürfnissen von Mensch und Wolf. Im Gegensatz zum Wolf muss der Mensch nun mal kein Fleisch essen. Er kann sich auch gesund vegan ernähren.

    • @Uranus:

      "Offenbar geht es nicht um die Schafe selbst sondern primär um den Nutzen für deren Halter*innen."

      Ich habe noch nicht erlebt dass das jemand bestreitet, von daher ist der Rest des Kommentars eher Predigt als Diskussionsbeitrag.

      Und übrigens: Den Wildtieren die von den Wölfen vernascht werden weint auch keiner eine Träne nach, weil ist ja Natur und damit automatisch gut.

      • @Volker Racho:

        Dann sprächen jene, die Sie meinen, von Tierausbeutung? Ich würde schon meinen, dass es vielen abstrakt um Tierschutz geht, allerdings nicht im vollem Umfang des Wortes. Um das Leben der vielen Tiere geht es weniger.



        "Gut" wäre eine moralische Kategorie und bezieht sich auf Verhalten und Position der Menschen gegenüber moralischen Subjekten. Da Menschen Allesesser*innen sind, sich also ohne Tierprodukte gesund ernähren können, haben sie die Voraussetzung für eine Wahl, was sie essen wollen. Desweiteren erlangen die allermeisten Menschen die kognitive Fähigkeit um moralisch zu differenzieren bzw. sie lernen dies, ihnen wird moralisches Handeln beigebracht, also kulturell. Vorherrschend ist die Haltung Speziesismus (Diskriminierung aufgrund Spezieszugehörigkeit) und Carnism (ungefähr: Diskriminierung zwischen Nutz- und Haustieren). Mensch kann also eine Moral und Kultur entwickeln, anhand derer Tiere tatsächlich respektiert würden und sie als moralische Subjekte anerkannt würden. Und dafür gibt es gute Argumente. Hingegen haben Raubtiere, wie Wölfe, keine Wahl. Sie müssen Fleisch essen um überleben zu können. Deren Handeln gegenüber anderen Tieren muss also anders bewertet werden als das der Menschen.



        Ich mag den Begriff Predigt nicht, da er religiös konnotiert ist. Mit meinem Kommentar wollte ich zum Nachdenken anregen.

      • @Volker Racho:

        "Den Wildtieren die von den Wölfen vernascht werden weint auch keiner eine Träne nach, weil ist ja Natur und damit automatisch gut."

        Sie haben es ja schon richtig benannt: 'Natur'. Weshalb die Natur so etwas wie Beute und Beutegreifer in die 'Welt' gesetzt hat, ist strenggenommen auch keine Frage für Biologen, sondern eher eine Frage für Philosophen - und gehört jetzt hier auch nicht her. Worüber man aber mal nachdenken könnte, ist doch die Zahl die @Uranus angegeben hat. 752,5 Millionen "Nutztiere" (man kann auch sagen, Tiere in Form von Steaks, Würste, Aufschnitt etc.) werden jedes Jahr allein in Deutschland "erzeugt", um den Fleischhunger des Deutschen zu befriedigen, aber bei lächerlichen 4366 (Nutz)Tieren die der Wolf reißt, macht man einen Aufstand der nicht mehr normal ist. Der Homo sapiens ist aber so, denn er teilt die Erde nicht gerne mit anderen Tieren, es sei denn, er verspeist sie anschließend als "Nutztiere". Dass jetzt aber sogar schon der grüne Homo politicus sein Hirn nicht mehr einschaltet und sich vor den Karren der Jägerlobby spannen lässt (denn darum geht es ja letztendlich, wie ich weiter unten schon geschrieben habe) ist mehr als traurig.

  • taz: "Die grüne Umweltministerin Lemke will, dass die Behörden die Tötung von Wölfen nach Rissen von Nutztieren leichter genehmigen. Vielen Bauern reicht das nicht."

    Als ob es wirklich um die paar gerissenen Nutztiere der Bauern geht (die Bauern werden dafür übrigens gut vom Staat entschädig). Es geht einzig und allein darum, dass die Jägerlobby den Wolf als Konkurrenz sieht. In Deutschland sind ca. 410.000 Personen in Besitz eines Jagdscheins und diese Leute sind ja auch Wähler (aber sicherlich keine Wähler der Grünen). Die paar intakten Wälder die wir noch haben, möchten die Jäger als ihr alleiniges Revier ansehen und da stören die natürlichen Beutegreifer wie Wolf und Luchs den Hobbyjäger natürlich. Der Hobbyjäger möchte nach einem "anstrengenden" Büroalltag am Wochenende Bambi erschießen, um sich dann als ganzer Kerl zu fühlen, und dafür müssen natürlich viele 'Bambis' noch da sein. Aus dem Grund muss der "böse" Wolf wieder beseitigt werden, damit Isegrim nicht zu viele Rehe frisst, die der Jäger lieber vor einem Gewehr hat - ist das wirklich so schwer zu verstehen?

  • Mir stellt sich die Frage, warum es nicht möglich sein sollte die Schafe nachts aufzustallen?



    Das ust heutzutage auch ferngesteuert möglich.

    Wenn wirklich die Sorge um die Nutztiere und nicht die sorger um den Profit im Vordergrund steht, scheint mir das eine probate Lösung zu sein.

    • @----------:

      Toll Schafe ferngesteuert hüten, das habe ich mir immer in meinen 40 Jahren als Wanderschäfer gewünscht. Jeden abend aufstallen, 20km abends zum Stall morgens zurück, wann sollen die Schafe fressen? Bevor jemand sowas schreibt, sollte er/sie die Realität einer Schäferei kennen lernen.

      • @Schäfer:

        Tja, manchmal muss man einfach mit der Zeit gehen und dazulernen .

        Mobilstall an den Trecker hängen, auf die Weide fahren.



        Zum Sonnenuntergang wird etwas Kraftfutter zum locken automatisch im Stall verfüttert. Meinetwegen kann der Roboter auch noch mit den Kraftfuttereimer rütteln und limmilimmilimmi rufen.



        Dann wandern die Schafe von alleine in den Stall.



        Die Tür geht automatisch zu und bei Sonnaufgang wieder auf.

        Technik ist ne tolle Erfindung

    • @----------:

      In Schleswig-Holstein zum Bespiel können die Schafe im Winter nicht auf den Deichen stehen - es wächst nicht genug und der Boden ist so matschig, dass die Schafe die Deiche schädigen würden anstatt sie zu festigen. Viele Schäfer haben Abkommen mit Milchbauern im Landesinneren, dass sie die Schafe über den Winter auf die Kuhweiden bringen können. Wenn das Gras zum Frühjahr niedrig, erwärmt sich der Boden schneller und es wächst dann früher und besser. Außerdem ist die Schafbeweidung gut für die Grasnarbe. Die Schafe dahin zu bringen ist aber eine größere Aktion mit LKW oder Traktor & Viehanhänger, die viele Arbeitsstunden benötigt. Der Stall wandert nicht mit.

      Auch im Sommerhalbjahr stehen die Schafe auf verschiedenen Koppeln, viele davon kilometerweit vom Betrieb entfernt.

      Abgesehen davon dürften die wenigsten Betriebe ausreichend Stallplatz haben, um alle Schafe gleichzeitig unterzustellen.

      Der durchschnittliche Schäfer arbeitet weit über 40 Stunden in der Woche, nicht selten für weniger als den Mindestlohn. Es geht weniger um Profit als um das nicht Pleite gehen.

      Die Fernsteuerung kann vielleicht bei Kühen (weniger Tiere) funktionieren, wenn sie eher zum Spass auf die Weide gleich neben den Stall gehen, aber auch da würde ich vermuten, dass sich das nur ein großer Betrieb leisten kann. Wenn die Tiere vorwiegend von Gras leben sollen, ist das völlig illusorisch.

  • Da kann man ja nur hoffen, dass der "böse Wolf" nicht so schlau ist und sich 1001 Meter vom Tatort entfernt. Das ist doch ein völlig (bewußt?) falschverstandener Artenschutz!

  • Warum auch zimperlich sein, wo es doch nicht einmal um "Massentötungen" geht und es doch obendrein akut denen nützt, die sich für unsere "gesunde Ernährung" als obligat und systemrelevant im Naturschutz für zuständig erklären, trotz Seuchen, Glyphosat, Nitrat und Kannibalismus in der Massentierhaltung?



    Vom industrialisierten Töten und Keulen mal ganz zu schweigen. Cui bono?



    Wissenschaftliche Argumente oder Erfahrungen aus Sachsen wären in der Entscheidungsfindung pro Lobby wohl eher für die Administration hinderlich.



    /



    taz.de/!1363196/



    /



    taz.de/Woelfe-in-Bayern/!5777942/



    /



    taz.de/Ueberlastete-Landwirte/!5863117/



    /



    taz.de/Woelfe-in-Deutschland/!5898413/



    /



    taz.de/Wilderei-in-Bayern/!5622975/



    /



    taz.de/Trotz-Angst...auf-Vieh/!5460097/

  • Lemke hat genau das Richtige gemacht.

    Nur die kackdreistesten Wölfe sehen eingezäuntes Weidevieh "von Natur aus" als Beute an. Aber alle Wölfe können das lernen.

    Das bisherige Verfahren war untauglich, weil der rudelinterne "Wissenstransfer" nach erfolgreichem Erbeuten von Weidevieh meist in den ersten Folgetagen, aber so gut wie nie nach 20 Tagen oder mehr erfolgt.

    Mit den neuen Vorschriften ist es noch nicht mal nötig, die "Problemwölfe" zu töten; sie zu dem Zeitpunkt des "Wissenstransfers" abzupassen und auf sie zu schießen, ohne sie zu treffen, reicht meist schon aus, um zumindest den Rest des Rudels, wenn nicht sogar die originalen Übeltäter zu überzeugen, von Weidetieren in Zukunft die Pfoten zu lassen: Wölfe sind klüger als so ziemlich jeder Hund, nur muss man als Mensch zu harten Mitteln greifen, damit sie auf einen hören, denn Haushunde sind besser als alle anderen Lebewesen befähigt, mit Menschen zu kommunizieren (teilweise sogar besser als Menschen mit völlig unterschiedlichem kulturellem Hintergrund), und Wölfe können das überhaupt nicht, und nur die allerklügsten unter ihnen sind überhaupt in der Lage, es zu *lernen*.

    Werden die neuen Regeln konsequent angewendet, wird die mitteleuropäische Wolfspopulation im Lauf der Zeit durch die Kombination von genetischen und sozialen Faktoren friedlicher werden.

    Die mit weitem Abstand größten Gefahren für Weidevieh in Deutschland sind nach wie vor Extremwetterereignisse, Straßen- und Schienenverkehr.

    (Bei Bären ist das wiederum komplett anders. Die lernen von ihrer Mutter, und NUR von der, was gute Beute ist, und ansonsten ist es ihre private Erfahrung, und Bärenmänner geben diese eh niemals weiter. Da muss man wirklich die "Problemindividuen" durch molekulare Analyse eindeutig identifizieren und dann abschießen, bzw in eine menschenleere Gegend umsiedeln, falls das aus Artenschutz- und populationsgenetischen Gründen sinnvoller ist.)

    • @Ajuga:

      "Die mit weitem Abstand größten Gefahren für Weidevieh in Deutschland sind nach wie vor Extremwetterereignisse, Straßen- und Schienenverkehr."



      Die größten Gefahren dürften von jenen drohen, die aus Tieren Kapital schlagen wollen bzw. die Teile von jenen Tieren konsumieren wollen. ;-)

  • Diese Entscheidung ist ein Trauerspiel für eine grüne Umweltministerin!



    Neben Elektrozäunen sind auch Herdenschutzhunde ein Weg.



    Die Erklärung " er habe keine Zeit, die Elektozäune frei zu schneiden, soll wohl ein Witz sein?



    Die Zeit nehmen sich eigentlich Alle, die Tiere auf der Weide halten.

    • @Philippo1000:

      Herdenschutzhunde müssen nach einem aktuellem Urteil abends ins Körbchen

      Und Kilometerweite Zäune jeden Tag genau zu überprüfen sollte bei einem meist schon über 10 Stundentage wirklich kein Problem sein



      Notfalls kann man ja für Mindestlohn jemanden damit beschäftigen, wobei das Arbeitseinkommen des Schäfers sehr oft da drunter liegt. Mit den zusätzlichen Kosten von Herdenschutzhunde und zusätzlichem Beschäftigtem wird das Arbeitseinkommens mmen unter Mindestlohn liegen.

    • @Philippo1000:

      Wenn der Zaun nur die Rinder drinnen halten muss, braucht es keine Litze 20 cm über dem Boden. Dann reicht vielleicht einmal Freischneiden im Jahr. Ansonsten ist man dann 3-4 mal dabei - für 800 Schafe hatte ich als Lehrling da im Mai 20-30 Stunden/Woche mit zu tun, 10-20 Stunden/Woche im rest des Sommers. Das ist schon sehr viel Arbeit.



      Herdenschutzhunde gehen, wenn die Tiere nicht auf viele kleinere Flächen verteilt sind, vertragen sich aber oft nicht gut mit Touristen. Sie sind ein Weg, aber nicht einer den jeder gehen kann.

      • @jotwebe:

        Danke für die Fachkompetenz!

  • Kann mir mal jemand die ständig wiederholte Floskel von wegen "die Landwirte erhalten die Natur" erklären? Wie war das denn vor den Landwirten mit der Natur? Gabs die da nicht? Und warum höre ich gleichzeitig dass die Landwirtschaft die Natur ruiniert? Was stimmt denn nun?

    • @schnarchnase:

      Na, die "konventionell" arbeitenden spritzen halt direkt nicht alles tot sondern kriegen Geld dafür, dass sie manches Stück Land mal brach liegen lassen bzw. 'nen Streifen neben dem Feld nicht bearbeiten. "Dummerweise" lösen sich die Gifte nicht per Zauberhand in Luft auf, sondern die verbreiten sich bspw. via Gewässer/Grundwasser/Wind und verbleiben in den Böden recht beharrlich. So mag es dann auf den Blühstreifen zwar durchaus blühen, Tiere werden da aber nicht so tolle Lebensbedingungen vorfinden. /Sarkasmus

    • @schnarchnase:

      Nuja, es gibt die Wissenschaft, die die Rolle der (v.a.) konventionellen Landwirtschaft in diversen Problemfeldern untersucht (u.a. Gewässer- Luft- und Bodenverschmutzung, Artensterben etc.), und es gibt die äußerst mächtige Bauernlobby



      -

    • @schnarchnase:

      Theoretisch trägt ja eine abwechslungsreiche Landschaft durchaus zur Artenvielfalt bei, da dann logischerweise sowohl die Tiere und Pflanzen, die an Wald, als auch die Tiere und Pflanzen, die an Grasland angepasst sind, einen Lebensraum finden. (Äcker dagegen sind soweit ich weiß einigermaßen tot, weil zu intensiv drin rumgefuhrwerkt wird)

      Praktisch werden aber auch Wiesen heutzutage zu oft gemäht / abgegrast, sodass da nicht mehr allzuviel Blumenpracht (was für Insekten wichtig wäre) und sonstige Vielfalt übrig bleibt. Von daher - ein Fünkchen Wahrheit, aber auch sehr viel Bullshit. Im wahrsten Sinne des Wortes.

      PS: Der Bauer im Ostfriesland, von dem da die Rede ist, hat mit großer Wahrscheinlichkeit seine Weiden auf trockengelegten Mooren, die man aus Klimagesichtspunkten dringend wiedervernässen müsste und die dann außerdem auch ganz tolle vielfältige Lebensräume wären.

      • @fifaltra:

        Äcker müssten auch nicht tot sein. Der Feldhamster zum Beispiel ist genau auf diese Kulturlandschaft angepasst. Dafür muss der Acker allerdings etwas anders gepflegt werden als heute üblich.



        Auch für Rehe bieten Getreide-Äcker eine gute Kinderstube. Wenn der Mähdrescher nicht ohne Vorwarnung kommt.



        Es kommt wie bei den Wiesen und Wälder auf die Form der Bewirtschaftung an.

  • Es ist schon verrückt:



    Erst heute in der taz (taz.de/Vorschlag-f...dgesetz/!5962554/) wird der Vorschlag für das neue Waldgesetz vorgestellt, dessen wesentlicher Knackpunkt ist, dass mehr Wild gejagt werden soll, um junge Bäume zu schützen.

    Und das einzige Raubtier Deutschlands, der Wolf, das dabei helfen könnte, soll jetzt auch vermehrt gejagt werden?

    Und warum? Weil der Wolf bei gut 750.000.000 geschlachteten Tieren jährlich in Deutschland auch noch zu weiteren 4366 beigetragen hat und weil er vielleicht irgendwann auch einen Menschen angreifen könnte, während täglich im Schnitt fast 8 Menschen durch den Autoverkehr getötet werden.

    Wenn uns wirklich so viel an Rindern und Schafen und der Sicherheit von Fußgängern liegt, sollten wir vielleicht über Veganismus und autofreie Städte reden statt über den Wolf. Das wird aber niemals passieren.

    • @MichaelK:

      Der Wolf soll die richtigen Tiere, also die Jungbaum fressenden:D verspeisen und nicht die Nutztiere. Das ist das Ziel.

  • Wölfe sind, vor allem in Deutschland, keine gefährdete Tierart mehr und können deshalb ganz normal ins Jagdrecht aufgenommen werden. Nur treffen bei dem Wolf zwei Gruppen aufeinander die nicht verschiedener sein könnten. Auf der einen Seite der "Tierschützer" in den Städten, der sich auch freuen würde wenn 20000 Wölfe durch Deutschland streichen, zumal er ja keinen Schaden von den Tieren hat und auch nie einen sehen wird. Und dann gibt es noch die "Tierhalter", deren Tiere werden zwar vom Wolf gerissen, aber das ist ja nicht so schlimm weil jeder der Tiere hält für manche Kreise eh schon ein schlechter Mensch ist.

    • @Günter Witte:

      Und zwischen diese Extremen gibt es noch Personen, die sich ganz vernünftig über das Thema unterhalten.



      Dabei kommt dann zum Beispiel raus, dass der Wolf gar nicht das Problem ist.



      Gesunde Wolfsrudel halten sich vom Menschen fern. Haben sogar Angst vor ihm.



      Man müsste also nur dafür sorgen, dass der Wolf erkennt, welche Tiere dem Menschen gehören.



      Das ginge mit Elektrozäunen, welche dem Wolf Angst machen. Das ginge mit Herdenschutzhunden. Das ginge mit Hirten, welche sich in der Nähe der Weidetiere aufhalten.



      Man könnte die Tiere auch schlicht für die Nacht zusammentreiben, um ein kleineres Gebiet schützen zu müssen. Milchkühe müssen ohnehin regelmäßig an einer Stelle zusammen kommen. Aber auch "Fleischrinder" sollten regelmäßig von einem Menschen besucht werden, um den Gesundheitszustand zu prüfen oder schlicht eine Verwilderung und damit Stress bei der Schlachtung zu verhindern.



      Lnadwirte, die behaupten, Weidehaltung sei nur ohne Wolf möglich, machen sich das Leben zu einfach.



      Und Verbraucher, die nicht bereit sind, den Preis für eine solche Haltung zu bezahlen, sollten vielleicht lieber auf Fleisch verzichten. Denn "Weidehaltung", die daraus besteht, die Tiere auf der Weide sich selbst zu überlassen, ist nur wenig artgerechter als eine großräumige Stallhaltung.

      • @Herma Huhn:

        D kann sich glücklich schätzen. Es hat Millionen "schlaue" Landwirte, die wessen wie Landwirtschaft und Weidehaltung "besser" geht.



        Und D hat ein paar Tausend "ausgebildete" und in der Landschaft arbeitende Bauern, die auch davon Existieren wollen, die die "tollen" Ratschläge der "schlauen" Landwirte umsetzen sollen.



        Großes Kopfschütteln.

      • @Herma Huhn:

        "Man müsste also nur dafür sorgen, dass der Wolf erkennt, welche Tiere dem Menschen gehören."



        Die Nutztiere tragen doch Ohrmarken.

        "Das ginge mit Elektrozäunen, welche dem Wolf Angst machen. Das ginge mit Herdenschutzhunden. Das ginge mit Hirten, welche sich in der Nähe der Weidetiere aufhalten."



        Elektrozäune helfen nur sehr eingeschränkt. Herdenhunde sind auch nur ein eingeschränkter Schutz und für fremde Menschen nicht ungefährlich. Sie müssen nach einem Urteil Nachts auf den Hof, kein Witz. Und Hirten sollen also 25 Stunden bei der Herde sich aufhalten. Kopfschütteln.

        "Landwirte, die behaupten, Weidehaltung sei nur ohne Wolf möglich, machen sich das Leben zu einfach."



        Wer hier einfache Lösungen und Sprüche von sich gibt ist klar erkennbar.

        Ich fasse zusammen. Von der Thematik Weidehaltung haben viele Ideen, aber keine Ahnung.

      • @Herma Huhn:

        Nur bestimmen nicht die vernünftigen die Diskussion !! Landwirte die ihre Tiere ganzjährig auf der Weide halten sind eine absolute Minderheit, dagegen sind die Befürworter der Wölfe in der gewaltigen Überzahl und bestimmen deshalb die Richtung.

    • @Günter Witte:

      Soll also alles, was nicht mehr ganz akut vom Aussterben bedroht ist, ins Jagdrecht aufgenommen werden? Warum eigentlich?

      • @Axel Donning:

        Es wurde schon von Menschen in die Normale Lebensweise von Tieren eingegriffen als der Wolf wieder angesiedelt wurde, würde man jetzt den Wolf ( oder auch andere Raubtiere ) sich ungehemmt vermehren lassen, könnten sie ganze Bestände von anderen Tieren vernichten. Wer A sagt muss sich auch um die folgen seines Handelns kümmern.