piwik no script img

USA stoppt Zahlungen an WHOFrontalattacke aus dem Weißen Haus

Dorothea Hahn
Kommentar von Dorothea Hahn

Der Weltgesundheitsorganisation fällt ausgerechnet jetzt ihr größter Geldgeber weg. Vor allem für den Globalen Süden könnte das fatale Folgen haben.

Donald Trump hat in der WHO einen Schuldigen für seine eigenen Versäumnisse gefunden Foto: Evan Vucci/reuters

D onald Trump hat angesichts der Pandemie einen Fehler nach dem anderen gemacht. Die frühzeitigen Warnungen ignorierte er. Die Gefährlichkeit des Virus spielte er mit dem Hinweis herunter, er habe die Lage unter Kontrolle. Er log über ausreichende Tests, verzögerte die Ausgangsbeschränkungen und hat viel zu spät damit angefangen, lebensrettendes Material für medizinisches Personal und PatientInnen zu besorgen.

Doch anstatt eigene Fehler einzugestehen, startet der US-Präsident ausgerechnet an dem bislang tödlichsten Tag der Pandemie in seinem eigenen Land eine Frontalattacke gegen eine andere Institution. Er wirft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, sie habe desinformiert und sei nicht transparent. Und er streicht ihr die US-amerikanischen Mittel. Als Konsequenz könnte die WHO bis zu 15 Prozent ihres Etats verlieren.

Die Suche nach anderen Schuldigen und Ablenkungsmanöver von den eigenen Fehlern sind bei Donald Trump nicht neu. Einsicht oder gar Korrektur kommt bei ihm nicht vor. Wenn er in die Defensive gerät, sucht er anderswo nach Schuldigen. Trump bleibt sich auch in Zeiten der Pandemie treu.

Doch hier geht es um mehr als die übliche Propagandaschau aus dem Weißen Haus, um mehr als eine Präsidentenwahl im November in den USA. Es geht um Millionen von Menschen­leben – in den USA und an allen Ecken des Planeten. Natürlich ist Trump nicht für das Virus verantwortlich. Aber er ist zuständig dafür, wie die Supermacht mit der Pandemie umgeht. Sowohl auf der nationalen Bühne als auch bei der internationalen Zusammenarbeit hat er sich grundlegend disqualifiziert.

Die bislang mindestens 26.000 Covid-19-Toten in den USA sind unerträglich viele Schicksale. Doch dem Globalen Süden droht noch Schlimmeres. Zum jetzigen Zeitpunkt wird die WHO gerade dort dringender gebraucht als je zuvor. Wer die internationale Zusammenarbeit jetzt untergräbt, macht sich mitschuldig an den Folgen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Dorothea Hahn
Korrespondentin
Kommt aus Köln. Ihre journalistischen Stationen waren Mexiko-Stadt, Berlin, Paris, Washington und New York.
Mehr zum Thema

21 Kommentare

 / 
  • Also bitte, was hat die WHO in dem "globalen Süden" alles gerissen? In Ecuador kollabieren/sterben die Leute auf der Straße. Die Toten dort werden vor die Haustür deponiert weil die verantwortlichen Ämter komplett überfordert sind, keine Beatmungsgeräte etc. Bis zu 1500 Dollar kostet ein Sarg. Letztes Jahr hat Ecuador auf Drang der IWF (eine andere Verbrecherbande) ca. 2500 medizinisches Personal entlassen und das Budget gekürzt. Die Toten werden in Pappkarton beerdigt. Bei den Milliarden, die diese Verbrecher kassieren, könnten in diesen Ländern Präsenz zeigen und Unterstützung bitten. Sorry, aber Null Empathie für die WHO. Und um es mal klar zu stellen, ich finde Trump auch nicht gut.

  • Trump will davon ablenken, dass er, bzw. die USA keinen Plan hatte. Die USA hatte keine Strukturen in der Politik und im Gesundheitssystem um angemessen und frühzeitig auf die Pandemie reagieren zu können. Die Fehler der WHO dienen dazu um davon abzulenken. Trump spielt das Schwarze Peter Spiel

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Das er jetzt eine Schuldigen sucht, ist normal, bei Trump.



    Das die WHO China mit Samthandschuhen behandelt hat, ist aber auch Fakt. Da die jetzt ein Quasi-Monopol auf Schutzausrüstungen haben, sagt keiner was. Aber hinterher wird hoffentlich abgerechnet.

  • Ich denke vor allen Dingen geht es wohl auch darum sich undiplomatisch zu zeigen, wie die Medien häufig beweisen.

  • Donald Trump ist nicht zufällig zum us-präsidenten gewählt worden-die neoliberalen im establishment der demokratischen partei sind daran schuld dass seine wahl möglich war.und wenn er wiedergewählt werden sollte werden sie auch daran schuld sein.

    das ende der nato ist überfällig.



    und das ende der von den usa immer wieder geforderten aufrüstung setzt öffentliche mittel frei mit denen die corona-virus pandemie bekämpft werden kann

    europa und china sollten die ausreichende finanzierung der who zusammen sicherstellen

  • Bei Trump habe ich schon den längst aufgegeben und wünsche mir schon Georg W. Bush zurück und das soll was heißen.



    Und das schlimme: Der wird wiedergewählt! Versprochen!

    • @Andi S:

      Sie wünschen sich Georg W. Bush zurück? der mag für die innere entwicklung der usa ,für die auch er sehr schlecht war zwar weniger katastrophal schlecht gewesen sein als Donald Trump aber er war ein grosser kriegstreiber und hat wie Barack Obama neue kriege angefangen .



      Donald Trump hat das bisher nicht getan ,sondern nur zu einer weiteren brutalisierung der amerikanischen kriegsführung beigetragen und wie seine vorgänger die aufrüstung eskaliert und die waffenexporte gesteigert.



      wie schlecht die amerikaner*'innen sich regieren lassen ist nicht so wichtig wie das von den usa keine gefahren für den frieden mehr ausgehen

      dafür ist es vor allem notwendig sie international zu isolieren-und zur internationalen isolierung der usa hat Donald Trump doch viel beigetragen

      als Hillary Clinton Präsidentin werden wollte wurde Ich gebeten bei den amerikanischen wähler*innen ein gutes wort für sie einzulegen.



      Ich habe dies unter die bedingung des ausstiegs aus dem militarismus gestellt und da diese bedingung nicht erfüllt wurde habe Ich ihr jede hilfe verweigert.



      wenn Joe Biden dem man wegen seiner vergangenheit als kriegstreiber misstrauen muss zuverlässig garantieren könnte und wollte dass die usa aus dem militarismus aussteigen



      würde Ich meine aversion gegen seine person ein stück weit überwinden und den amerikaner*innen empfehlen ihn zu wählen.



      es müsste aber eben wirklich garantiert sein dass die aufrüstung aufhört und die abrüstung beginnt ,dass amerika seine soldat*innen auf amerikanisches territorium zurückzieht und alle militärstützpunkte die nicht auf diesem liegen aufgibt,dass die usa nie wieder einen völkerrechtswidrigen angriffskrieg führen und alle waffenexporte einstellen



      .wenn diese bedingungen nicht erfüllt werden werde Ich Joe Biden -der ausserdem auch noch öffentlich um vergebung für seine vergangenheit als kriegstreiber bitten müsste -nicht unterstützen.

      • @satgurupseudologos:

        ich nehme mal an, es handelt sich hier um eine rede von bernie sanders. dem kann man sich nur voll und ganz anschließen!

  • Da muß nun die Volksrepublik China einspringen, allein schon aus Verbundenheit wegen der WHO-Berichterstattung.

  • Wie Klug der Präsident gehandelt hat, geht unter anderem aus einem Bericht des DLF vom 15.04.2020 hervor Titel:



    "WHO zu nah an China: Was ist dran an den Vorwürfen Trumps?" Der Bericht lief in der Täglichen Reihe "Der Abend" ab 18:10 Uhr. Ich gehe davon aus, dass man den Bericht noch nachlesen oder-hören kann.

    • @Günter:

      Das ist jetzt nicht Ihr Ernst?



      Die Kritik am unkritischen Umgang der WHO mit der Regierung Chinas, hat nichts mit dem Zweck zu tun, für den Trump die Zahlungen der USA an die WHO einstellt. Ich glaube kaum das der Leugner einer Pandemie aus berufenen Munde spricht. Trump geht es nur darum, anderen die Verantwortung für Fehlleistungen unterzuschieben. Das ist keine besonders kompliziert zu diagnostizierende Eigenart eines Narzissten, dem man erlaubt hat den Pausenhof mit den Mitteln des Schulhofschlägers zu regieren. Sind halt auch nur Menschen. Diese Regierenden. Wählt man, oder akzeptiert einen Schulhofschläger, bekommt man einen Schulhofschläger. Das ist doch nicht so exklusiv wie es scheint. Kennt doch jede und jeder aus seinem Leben. Da braucht man kein Hauptschulabschluss für.

      • @Martinxyz:

        Prima! Haben Sie den Link gefunden? Vielleicht geben Si eden Link hier bekannt. Ich würde es gerne nochmal nachhören.



        Trump ist ein Mensch wie jerer andere, der Fehler macht aber auch viel Gutes tut.



        Schauen Sie hier, wie seine US- Amerikanischen politischen Gegner mit ihm umgehen. Sie lachen herzhaft über seine Witze. Können wir Deutschen das auch?

  • Hatte Herr Trump nicht bereits Anfang März die Pandemie für beendet erklärt?

  • "...log über ausreichende Tests, verzögerte die Ausgangsbeschränkungen und hat viel zu spät damit angefangen, lebensrettendes Material für medizinisches Personal und PatientInnen zu besorgen." -- Die deutsche Regierung nicht auch?

  • Die ca 100 Millionen könnten wir locker bei den 3 Milliarden für adidas abzwacken und einspringen

    • @Jockel:

      Haha, der war gut. Im Ernst, die Menschen lassen sich mit Cinderella-Geschichten einlullen während im Hintergrund eine komplett andere Platte läuft. Danke für das Kommentar.

  • Vielleicht sollten EU und China USAs Anteil stemmen?

    Und ganz laut trompeten, dass beide einem "grossartigen Land" helfen, das gerade in Schwierigkeiten steckt?

  • Die EU muss da Einspringen ... was sag ich da ...die gibts ja garnicht mehr.

    • @Tinus:

      Tja mein Gedanke... eigentlich müsste jetzt Merkel ans Mikrophon gehen und sagen: "Übernehmen wir, kein Ding, USA wird nicht benötigt, Etat ist sicher".