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Twitters Pläne zur VerifizierungSeriosität zu verkaufen

Kommentar von Svenja Bergt

Elon Musk will und muss mit Twitter Geld verdienen. Die bisherige Regel, Geld gegen Daten, ist damit erstmals aufgekündigt. Das verheißt nichts Gutes.

Will mit den Häkchen Geld verdienen: Elon Musk Foto: Patrick Pleul/dpa

S ie sind eine Art Auszeichnung auf Twitter: die kleinen blau hinterlegten Häkchen neben einem Namen, die einen verifizierten Account kennzeichnen. Eine Auszeichnung im Sinne von: Der:­die­je­ni­ge hat es geschafft, wird als wichtig genug eingeschätzt und hat genügend Fol­lo­wer:­in­nen gesammelt, um von der Plattform überprüft und für echt befunden zu werden. Kein Wunder also, dass nun ziemlich viel Kopfschütteln herrscht auf Twitter. Denn Insiderberichten zufolge will der neue Eigentümer Elon Musk mit den Häkchen Geld verdienen. Die Preise, die kursieren, liegen bei rund 5 und rund 20 US-Dollar. Monatlich.

Offiziell bestätigt ist noch nichts. Doch so eine Entscheidung wäre nur konsequent: Die Übernahme von Twitter war teuer – 44 Milliarden US-Dollar hat auch ein Multimilliardär nicht zu Hause auf der Kommode liegen. Es muss also irgendwie wieder Geld reinkommen. Einen Service zu Geld zu machen, auf den viele mutmaßlich nicht verzichten wollen, liegt da nahe.

Welche Auswirkungen eine kostenpflichtige Verifikation hätte, ist aber keineswegs ausgemacht. Wie hoch ist der Preis? Könnten sich denn alle Zahlungswilligen einen Haken kaufen? Oder nur die, die gleichzeitig wichtig genug sind? Gut möglich, dass die meisten die Kosten einfach hinnehmen würden – schließlich ist der Haken vor allem für Prominente und Unternehmen, Po­li­ti­ke­r:in­nen und Mul­ti­pli­ka­to­r:in­nen interessant. Möglich aber auch, dass es für Nor­mal­nut­ze­r:in­nen schwieriger wird, die Seriosität von Accounts einzuschätzen, wenn deren In­ha­be­r:in­nen aus finanziellen Gründen auf die Verifikation verzichten.

Kostenpflichtige Häkchen wären aber noch aus einem anderen Grund ein Experiment. Bislang lautet der Deal zwischen Plattformen und Nut­ze­r:in­nen in der Regel: Service gegen persönliche Daten. Der würde damit nicht aufgekündigt, aber auf absurde Art und Weise weiter verschlechtert. Mal schauen, wie viele Anstupser es braucht, damit sich eine nennenswerte Zahl von Nut­ze­r:in­nen nach Alternativen zu Twitter umsieht.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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6 Kommentare

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  • Oh - ha! Wird Twitter durch Musk tatsächlich gegen die Wand gefahren, werden aber ziemlich viele Filterblasen platzen... Warum eigentlich nicht?

  • 3G
    39538 (Profil gelöscht)

    Dass es Musk nicht wirklich um eine Account-Verifizierung geht, sieht frau meines Erachtens daran, dass von monatlichen Zahlungen die Rede ist. Eine Verifizierung ist doch eine einmalige Sache, oder? Das kontinuierlich etwas abgedrückt werden soll, entbehrt jeglicher Logik – mir läuft es dabei kalt den Rücken runter. Das ist doch reinste Schutzgelderpressung, mit der verqueren Logik einer Orwellschen Dystopie: Hast du dem System nicht deinen monatlichen Tribut gezahlt, dann wirst deine Glaubwürdigkeit zurückgestuft, obwohl wir sehr wohl wissen, dass du immer noch derjenige bist, dem wir neulich erst den Zugang abgesegnet haben.

    • @39538 (Profil gelöscht):

      Wenn Twitter damit auf die Datensammlei verzichten würde, also eine echte Alternative, why not? Aber das ist wohl Wunschdenken! Also wird der Heiland 2.0, E.M. mal austesten, wie er maximal viel Kohle aus den geltungssüchtigen Usern pressen und die öffentliche Meinung manipulieren kann.

  • Es gibt schlimmeres, als wenn Nutzer:innen eines Internet-Service für die Identitätsbestätigung Ihrer Person/Ihres Unternehmens eine Gebühr bezahlen. Auf jeden Fall wäre es besser und gerechter als jetzt, wo nur bekannte Personen, Organisationen oder Unternehmen die Möglichkeit zur Verifizierung haben.

    • 3G
      39538 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Persönlich finde ich es grundsätzlich skandalös, dass Identitätsnachweise etwas kosten sollen. Im virtuellen, aber auch im analogen Leben.

      Niemand ist illegal, und warum soll ich für den Nachweis meiner zweifelsfrei gegebenen Identität etwas zahlen? Schon Personalausweis und Reisepass sollten mich nichts kosten. In meiner Heimat Kambodscha ist zum Beispiel der Reisepass der teuerste der Welt (mit einer zeitlich sehr begrenzten Gültigkeit) – ein perfides Mittel, dem Großteil der armen Bevölkerung und ethnischen Minoritäten die nötigen Papiere vorzuenthalten, die sie bräuchten um wirklich "anerkannt" zu werden, auch international.

      Im Internet sollten sich die Anbieter, die Geld mit ihren Usern verdienen, die Last der Verifizierung selber tragen.

  • Seltsamer Kommentar. Das heißt nur, dass jeder sich verifizieren lassen kann, das aber Geld kostet. Bisher konnte es nicht jeder. Und warum ist eine Hinwendung zu „Dienstleistung gegen Geld“ unbedingt schlecht? „Dienstleistung gegen Daten“ ist nicht unbedingt besser.

    Momentan scheint es von Vorverurteilungen nur so zu wimmeln. Wer da nicht einfach so begeistert mitmachen will, gilt sofort als Musk-Fan. Ich warte erstmal ab.