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Twitter heißt jetzt XTwitter macht die Augen zu

Carolina Schwarz
Kommentar von Carolina Schwarz

Tesla-Chef Elon Musk benennt seine Plattform von Twitter in „X“ um. Es ist der nächste Schritt ihrer Zerstörung – und kein Grund zur Trauer.

Elon Musk benennt Twitter um. Führt er die Plattform auch in den Tod? Foto: Gonzalo Fuentes/reuters

D as war’s mit dem Vogel. Schritt für Schritt verschwand der kleine blaue Piepmatz am Montag von der Plattform Twitter. Erst beim offiziellen Profil der App, später auch in der Browseransicht der Plattform. Anstelle des Vogels, der seit der Gründung 2006 das Logo des Kurznachrichtendienstes war, prangt nun ein fettes schwarzes X dort. Das ist nicht nur das neue Logo, sondern auch der neue Name der Plattform.

Damit hat Twitter-Chef Elon Musk einer weltweit bekannten Marke mit großen Wiedererkennungswert ein Rebrand verpasst. Das Vorhaben ist schon länger bekannt, die Gründe dafür sind es aber nicht. Letztlich ist es aber auch ganz egal, ob wir nun künftig eXen statt twittern. Denn seit Musk Twitter im vergangenen Oktober für 44 Milliarden Dollar gekauft und die Hälfte aller Mit­ar­bei­te­r_in­nen entlassen hatte, führt er die Plattform langsam, aber sicher in den Tod.

Durch fehlende Moderation und Sperrungen, haben sich rechtsextreme Accounts und Tweets auf Twitter vervielfacht. Technische Probleme sorgten dafür, dass Nut­ze­r_in­nen häufiger nicht auf die App zugreifen konnten. Musk schaffte die Verifikation ab und führte ein Bezahlabo ein, schränkte die Anzahl der Tweets ein, die man sehen kann, und machte aus einem ohnehin nur mittelmäßigen Medium ein unbenutzbares Chaos. Das vertrieb nicht nur die Nutzer_innen, sondern auch die Werbekund_innen. Die Werbeeinnahmen sollen sich seit Musks Übernahme halbiert haben.

Wie eine Barbie

Doch für Musk spielt das vermutlich alles keine große Rolle. Sein Geld verdient der rechte Ultrareiche mit Tesla und Space X. Twitter ist für ihn nur ein Spielzeug.

Wenn wir früher neue Barbies geschenkt bekommen haben, verloren wir auch schnell das Interesse an ihnen. Zuerst schnitten wir ihnen die Haare ab. Das sah meist schräg aus. Da halfen nur noch exzentrische Klamotten oder das Anmalen der Haare. Es entstand ein Desaster und endete meist mit einer Puppe, die ohne Arme und Beine in einem Karton verrottete.

So ähnlich agiert auch Musk mit Twitter, also X. Doch diesem Trauerspiel hinterherzuweinen lohnt sich nicht. Die App ist dahin, egal mit welchem Namen. Spätestens wenn die Meta-Alternative Threads nach Deutschland kommt, wird sich Musks Plattform erledigt haben. Und vielleicht findet sich bis zum endgültigen Ende von X auch noch eine bessere Alternative.

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Carolina Schwarz
Ressortleiterin taz zwei
Ressortleiterin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Schreibt hauptsächlich über intersektionalen Feminismus, (digitale) Gewalt gegen Frauen und Popphänomene. Studium der Literatur- und Kulturwisseschaften in Dresden und Berlin. Seit 2017 bei der taz.
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13 Kommentare

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  • Faszinierend so viel Geld ausgeben zu können um was kaputt zu machen.



    Andererseits: Vllt. tatsächlich ein Masterplan dahinter, den wir Nichtmilliardäre noch nicht sehen?

  • Das ist wie Rauchen abgewöhnen: Spielt sich vor allem im Kopf ab.



    Die Gewinne an Zeit und Wohlbefinden sind enorm und sofort genießbar! Die schlimmsten Suchterscheinungen (Kopfzirkus) sind nach 6 Wochen vorüber.

  • Threads ist momentan nicht in Europa, weil es datenschutztechnisch nicht möglich ist.



    Das Facebook dann zusammen mit Whatsapp und Instagramm nahezu seine Macht bei den sozialen Medien erheblich ausweiten würde, sollte eher Angst machen.



    Das Facebook kaum motiviert gegen Hassreden und rechte Seiten vorgeht sollte ja bekannt sein, und Cambridge-Analytica ist vielleicht auch noch in den Ohren?

    Threads als bessere App hinzustellen und den Abgesang eines Konkurrenten zu bejubeln zeugt von sehr begrenzter Sichtweite .... aber da sind sie nicht alleine...

  • Ein passenderes Logo hätte sich Musk nicht ausdenken können: Düster, erinnert an ein Totenkreuz oder ans durchsstreichen. Da bekommt man doch Lust auf abschalten! Kann der nicht noch Meta kaufen und an die Wand fahren? Das wäre ein gutes Werk für Mensch und Umwelt. Geld sinnvoll und umweltfreundlich verbrennen.

  • Es gibt eine bessere Alternative und die taz hat dort bereits einen offiziellen Account und über 52.000 Follower: mastodon.social/@tazgetroete

  • Es gibt da dezentrale, nicht-kommerzielle Alternativen. Eine davon hat inzwischen 14 Mio. Accounts

    • 6G
      687478 (Profil gelöscht)
      @OhWeh:

      Telegram hat doch 500 Mio. aktive Accounts. Oder welche Alternative meinst du da?

  • 6G
    687478 (Profil gelöscht)

    X, wie der Button oben rechts im Browser?

  • Ausgepfiffen!



    Es ist verwunderlich, dass ein derart erfolgreicher Unternehmener so ungeschickt agiert.



    Musks persönliche Öffentlichkeitsarbeit wird langfristig auch Marken wie Tesla erste Macken verpassen.

  • Nun stellt sich die Frage: Warum hat Musk nicht Twitter einfach dicht gemacht und stattdessen was neues: Muskodon :-P

  • Das wäre dann ein komplett nutzloses Medium weniger.



    Noch schöner stelle ich mir vor, wenn mehr Menschen aufhören würden, ihre Zeit und persönlichen Daten in diesen Medien und Netzwerken zu verplempern, und stattdessen für sich und andere etwas in der realen Welt zu bewirken.

  • "Und vielleicht findet sich bis zum endgültigen Ende von X auch noch eine bessere Alternative."

    Die gibt es bereits. Heißt Mastodon. Ist kostenlos und werbefrei. Warum nicht einfach mal drauf hinweisen.

  • Geext habe ich schon lenge bevor es Twitter gab. Oder überhaupt sowas wie Internet. Aber geniale Idee von Elon Musk, chapeau. Einfach mal 20 Milliarden in den Wind pusten muss man auch erstmal im Kreuz haben...