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Trump in WashingtonUS-Präsident droht Obdachlosen mit Gefängnisstrafen

Trumps Nationalgarden-Einsatz in der Hauptstadt ist umstritten. Der US-Präsident schimpfte schon länger über Obdachlose – und droht ihnen nun.

Ginge es nach Trump, sollten Obdachlose direkt aus Washington D.C. „wegziehen“ Foto: Soeren Stache/dpa

Washington dpa | Nach dem umstrittenen Eingreifen bei der Polizei und dem Einsatz der Nationalgarde in der US-Hauptstadt droht das Weiße Haus wohnungslosen Menschen mit Gefängnis. Betroffene in Washington sollten in Obdachlosenunterkünfte gebracht zu werden, um dort bei Bedarf Hilfe bei Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen zu erhalten, sagte Trump-Sprecherin Karoline Leavitt bei einer Pressekonferenz. Wer sich der Aufforderung der Polizei widersetze, müsse mit Geld- oder Gefängnisstrafen rechnen, drohte sie.

In einer beispiellosen Aktion hatte US-Präsident Donald Trump am Montag wegen angeblich ausufernder Kriminalität den Notstand in Washington ausgerufen und nach eigenen Angaben 800 Nationalgardisten in der US-Hauptstadt eingesetzt. Zudem stellte er die Polizei im Hauptstadtbezirk Washington vorerst unter den Befehl von US-Justizministerin Pam Bondi. Belege für einen Anstieg von Kriminaldelikten gibt es nicht.

Bürgermeisterin widerspricht Trumps Darstellung

Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser widersprach Trumps Darstellung: „Die Zahlen rechtfertigen diese Maßnahme einfach nicht“, sagte sie in einem Gespräch mit einem Radiosender und verwies auf die niedrigsten Werte bei der Kriminalstatistik seit 30 Jahren. Zugleich stellte sie in Aussicht, dass Stadt und Polizei kooperativ sein werden. US-Justizministerin Bondi schrieb auf X, dass sie mit Bowser ein „produktives Meeting“ gehabt hätten.

Trump hatte bereits im Vorfeld mit der Vertreibung von Obdachlosen gedroht. „Die Obdachlosen müssen wegziehen, SOFORT“, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social. Dazu postete er Fotos, die Zelte und Verschmutzung am Straßenrand zeigen. „Wir werden euch Unterkünfte anbieten, aber WEIT WEG von der Hauptstadt.“ Leavitt kommentierte am Dienstag, dass die Regierung diese Option weiter prüfe.

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3 Kommentare

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  • Obdachlosigkeit verbieten, "ein Geniestreich".

    Dann kommen Obdachlose in Haft, und das kostet dann wieviel Dollar täglich? Sicher über 100, für die 3000 Dollar + könnte man alle in günstigen Wohungen unterbringen. Je nach Stadt für ca 10 bis 30% der Kosten.

    Etwas zu verbieten, bei vielen nichts mit freier Entscheidung zu tun hat, ist absurd. Und kostet viele Geld und Polizei und Justiz werden mit überlastet.

  • Die Trump Junta und deren Unterstützer betrachten Empathie als Schwäche. So handeln sie. Zivilisierte Vorgehensweise, Achtung vor dem Gesetz oder gar vor Menschenwürde ist für diese Leute Firlefanz. Die USA wurden gegründet um Freiheit und Menschenwürde zu garantieren. Abgesehen davon, dass dieses hehre Vorhaben zu keinem Zeitpunkt seit der Staatsgründung Bestand für alle hatte -Indigene, POC und Arme waren nie wirklich einbezogen- jetzt ist es endgültig nur noch eine Farce. Es sind machtgeile und raffgierige Korrupte, die ihr ureigenes Interesse wahrnehmen und sonst nichts, gar nichts. Das Land der unbegrenzten Rücksichtslosigkeit....

  • Welcher Winkel am Kittel ist vorgesehen?