Trump gewinnt US-Vorwahlen in Iowa: So viel Dominanz gab es noch nie
Trump schickt sich an, bei den republikanischen Vorwahlen einen Start-Ziel-Sieg einzufahren. Das verändert die Dynamik des US-Wahljahres gewaltig.
M it dem klaren Sieg Donald Trumps bei den ersten republikanischen Vorwahlen im kleinen Bundesstaat Iowa ist jede Überraschung ausgeblieben. Die hätte es aber gebraucht, um Trumps Kandidatur noch zu gefährden. Iowas Wahlergebnis bestätigt im Wesentlichen die Umfragen. Die sehen für alle kommenden Vorwahlstaaten so ähnlich aus, und ohne ein unerwartetes Ereignis dürfte Trump einen Start-Ziel-Sieg einfahren.
Denn selbst wenn Floridas Gouverneur Ron DeSantis nach einem womöglich sehr schlechten Abschneiden bei der nächsten Vorwahl in New Hampshire aus dem Rennen ausscheiden sollte, bedeutet das keineswegs, dass dessen Anhänger*innen dann für Nikki Haley stimmen, so dass sie eine ernsthafte Trump-Konkurrenz würde. Eine derartig frühe Dominanz eines Kandidaten gab es bei Vorwahlen um den Platz des Herausforderers in den USA noch nie.
Für die Dynamik des Wahljahres bedeutet das, dass sich der Wahlkampf schon bald von den Vorwahlstaaten weg und zu den für einen Wahlsieg am 5. November entscheidenden Bundesstaaten hin bewegen wird: Pennsylvania, Georgia, Wisconsin, Michigan, North Carolina und andere – die üblichen Verdächtigen, die in den vergangenen Jahren stets das Zünglein an der Waage waren.
Und wie es dort ausgeht, ist mehr als unklar. In den – in diesem Fall tatsächlich viel zu frühen – Umfragen liegt Trump in vielen dieser „Battleground States“ gleichauf oder leicht vor dem amtierenden Präsidenten Joe Biden. Letzterer hat das Problem, dass seine Beliebtheitswerte trotz recht guter ökonomischer Rahmendaten bei deutlich unter 40 Prozent vor sich hin dümpeln und selbst eine Mehrheit der demokratischen Anhänger*innen ihn mit seinen 81 Jahren für zu alt hält. Von der Begeisterung, die Trump unter seiner republikanischen Fangemeinde auslöst, ist Biden Lichtjahre entfernt.
Trump ist das stärkste Argument für Biden
Und so sind sowohl Biden selbst als auch die liberalen Medien bereits darauf umgeschwenkt, wieder ausführlich auf den Irrsinn, den Rassismus, die Inkohärenzen, Lügen und Manipulationen Trumps einzugehen. Trump ist das stärkste Argument für Biden.
Biden hatte 2020 landesweit mehr Stimmen bekommen als je ein Präsident vor ihm. Gleiches galt aber auch für den unterlegenen Donald Trump. Wer annähernd an die Mobilisierung 2020 anknüpfen kann, wird die Wahl gewinnen. Und während Trump mit großem Siegesmomentum aus den Vorwahlen herauskommen wird, scheint der Weg derzeit für die Demokraten doch ziemlich weit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“