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Tödliche Schüsse der PolizeiMusste Najib Boubaker sterben?

In Dortmund hat die Polizei einen 70-jährigen Epileptiker erschossen, der mit einem Küchenmesser bewaffnet war. Hätte die Situation eskalieren müssen?

Der 70-jährige Dortmunder Najib Boubaker wurde nicht gerettet, sondern von der Polizei erschossen Foto: Alex Talash/dpa

Dortmund taz | Am Freitag vor einer Woche starb der 70-jährige Dortmunder Najib Boubaker nach einem Polizeieinsatz. Der Mann soll sich mit einem Messer auf Po­li­zis­t*in­nen zubewegt haben, ein 24-jähriger Polizist gab daraufhin einen tödlichen Schuss ab. Erste Pressemitteilungen der Polizei und Medienberichte sprachen von einem Einsatz aufgrund eines „Randalierers“. Doch diese Darstellung wirft viele Fragen auf.

Die Nachbarschaft des Erschossenen ist geschockt und widerspricht. In Scharnhorst, einem Stadtteil im Nordosten Dortmunds, legen Nach­ba­r*in­nen in den Tagen danach Blumen, Kerzen und ein Foto des Getöteten im Vorgarten des Einfamilienhauses ab. Hier fiel der tödliche Schuss.

Die Mitbewohnerin Boubakers, so erzählen es Anwohnende übereinstimmend der taz, habe an jenem Freitagmittag den Notruf gewählt. Zuvor soll Boubaker, der seit knapp dreißig Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, mehrere epileptische Anfälle erlitten haben.

Die Besatzung eines Rettungswagens behandelte ihn zunächst in seiner Wohnung, wollte ihn mit ins Krankenhaus nehmen. Boubaker wollte dies anscheinend nicht, soll sich „ablehnend und zunehmend wehrig“ gegenüber den Rettungskräften verhalten haben. So beschreibt der ermittelnde Staatsanwalt Felix Giesenregen die Situation gegenüber der taz. Noch in der Wohnung habe Boubaker erstmals zu einem Messer gegriffen, der Rettungsdienst habe diese verlassen und die Polizei gerufen.“

Wie schnell ist „schnellen Schrittes“?

Mit Eintreffen der Polizei verlagerte sich die Situation in den Vorgarten. Boubaker soll dort nach Aussage des Staatsanwaltes ein Küchenmesser mit sich geführt haben, damit dann auf die Be­am­t*in­nen zugegangen sein. Nach Androhung des Schusswaffengebrauchs habe er sich zunächst umgedreht, sei wieder in Richtung Haustür gegangen. „Schnellen Schrittes“, so Giesenregen, habe er dann erneut kehrtgemacht, sei auf die Einsatzkräfte zugelaufen.

Wie schnell bewegte sich Boubaker auf die Polizei zu? Nach Aussage von Nach­ba­rn hinkte er stark

Dann fiel der Schuss. Boubaker verstarb vor Ort, in jenem Rettungswagen, der gerufen wurde, um ihm zu helfen. Eine entscheidende Frage wird wohl sein, wie schnell sich Boubaker auf die Po­li­zis­t*in­nen zubewegen konnte: Nach Aussage aller sieben Nachbar*innen, mit denen die taz sprach, hinkte er stark. Erschüttert sind sie alle: „Nicht ein Polizist hat mal versucht, vernünftig mit Najib zu reden. Die haben einfach alle nur geschrien.“

Staatsanwalt Giesenregen kann Aussagen von Au­gen­zeu­g*­in­nen gegenüber der taz bestätigen: Eine Androhung oder Einsatz milderer Einsatzmittel wie etwa Pfefferspray oder des mittlerweile NRW-weit eingeführten Elektro-Tasers habe es nach seinem Kenntnisstand nicht gegeben. Eine im Einsatz mitgeführte Bodycam sei hingegen definitiv nicht eingeschaltet gewesen. Dass der 70-Jährige nach Schussabgabe mit Handschellen gefesselt in den Rettungswagen getragen worden sein soll, wollte Giesenregen nicht kommentieren.

Mehr Menschen von Polizei erschossen

Aus Neutralitätsgründen ermittelt nun die Polizei Recklinghausen, zum wiederholten Mal. Im August 2022 war der senegalesische Geflüchtete Mouhamed Lamine Dramé erschossen worden. Der Fall kam vor Gericht, die beteiligten Po­li­zis­t*in­nen wurden im Dezember freigesprochen. Auch hier waren Bodycams ausgeschaltet. Staatsanwaltschaft und Nebenklage haben Revision eingelegt.

Bundesweit stieg zuletzt die Zahl der Opfer durch Polizeischüsse: Laut der Zeitschrift Bürgerrechte & Polizei/CILIP wurden im vergangenen Jahr 22 Menschen von der Polizei erschossen – doppelt so viele wie im Vorjahr. Für die ersten Monate des Jahres 2025 sind bereits sieben Todesfälle gelistet.

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39 Kommentare

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  • Wer mit einem Messer auf Rettungs/einsatzkräfte losgeht muss mit sowas rechnen.



    Allen, die hier was von überzogenen härte reden empfehle ich sich ein weißes t Shirt anzuziehen und einen bekannten mit einem Filz Stift. Auszurüsten. Jeder strich ist dann tendenziell lebensgefährlich.

  • Ich würde angesichts des Alters des Mannes auch ein paar Fragen an die Sanitäter haben- es gibt eine Vielzahl medizinischer Gründe wieso Menschen plötzlich verwirrt sind und auch aggressiv werden können und gewalttätig. Demenzerkrankungen zählen dazu… bei einem 70- jährigen nicht abwegig. Aber auch Unterzucker bei einer Diabetes kann zu Verwirrtheit führen, die dann in Panik und einem Gefühl der Bedrohung ausarten kann. Je nachdem ob und was er für Medikamente genommen hat, kann auch ein Vergessen einer Dosis schon ausreichen oder die Überdosierung.



    Ich denke nur das wenn nicht- tödliche Maßnahmen der Polizei zur Verfügung stehen, sollte man diese vielleicht vorher nutzen v.a. wenn einem ein 70 jähriger gegenüber steht, der wohl auch noch schwer hinkt.

    • @Momo Bar:

      Kurzer Nachtrag nachdem ich mein Wissen über Epilepsie aufgefrischt habe: auch Epilepsie kann einhergehen mit Angstzuständen, ruhelosem und reizbarem Verhalten, Ärger und Wutausbrüchen, selbst Wahrnehmungsstörungen und Halluzinationen. Es wäre überaus tragisch wenn hier jemand getötet wurde aufgrund eines medizinischen Problems auf das er wenig bis gar keinen Einfluss hatte. www.epi.ch/wp-cont...-Rueegg_E_1_16.pdf

  • Mal wieder Dortmund! Oder was soll hier gesagt werden?

  • Warum gibt es eigentlich kein Äquivalent zum Betäubungspfeil für solche Fälle? Selbstverständlich kann man Menschen nicht wie Tiere behandeln, aber ich vermute mal, die Leute selbst würden doch lieber medikamentös wieder vernünftig eingestellt im Krankenhaus aufwachen als tot am Ufer des Styx?

    • @ANonnyMouse:

      Weil sowas nicht schnell genug wirkt…wenn jemensch mit einem Messer unberechenbar herumfuchtelt und der Abstand nur wenige Meter beträgt kann und darf die Polizei Gebrauch von der Schusswaffe machen. Alle die das hier scheinbar besser wissen sollten in sich gehen und überlegen warum sie sich a) nicht für den Polizeiberuf entschieden haben und b) wie sie dann in solchen Fällen selbst handeln würden.

    • @ANonnyMouse:

      Weil diese Betäubungspfeile nicht schnell genug wirken.

      • @rero:

        Ich glaube eher nicht das es daran liegt. Es gibt genügend Mittel die beispielsweise bei der Narkose verwendet werden die in nur wenigen Sekunden wirken. Das Problem ist denke ich bei diesen Weg, das Menschen gegen solche Mittel überempfindlich oder allergisch reagieren könnten, oder es zu Wechselwirkungen kommen kann mit Medikamenten die der Verdächtige einnimmt. Und beim Umgang mit Narkose- und auch Betäubungsmittel sind auch für medizinisches Personal extra Schulungen vorgesehen. Das müssten Polizisten dann mindestens auch absolvieren, wobei ich aber auch davon ausgehe, das die Gesetzeslage so ist, dass nicht- medizinischem Personal die Verabreichung solcher Mittel sowieso verboten ist.

        • @Momo Bar:

          Um es kurz zu sagen: Beispielsweise 3 oder 4 Sekunden sind " wenige Sekunden ".

          Wenn jemand auf Sie zurennt, haben Sie bis dahin ein Messer im Bauch.

        • @Momo Bar:

          Das kommt halt noch dazu.

          Wenn Sie aber solche Pfeile nutzen, um ein Tier zu narkotisieren, vergehen mehrere Sekunden.

          Es kippt typischerweise nicht einfach sofort um.

          Bis dahin kann es sie weiter angreifen.

          Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gut treffen, während es auf Sie zustürmt, nicht immens ist.

          Es gibt eine Reihe von Videos und Filmen, die das zeigen.

          Zur Verteidigung gegen angreifende Raubtiere werden sie deshalb nicht genutzt.

          Im Sachverhalt geht es um einen Menschen, der bereits dabei ist, auf andere zuzugehen.

  • "Eine im Einsatz mitgeführte Bodycam sei hingegen definitiv nicht eingeschaltet gewesen. "

    Wozu wurden die Bodycams denn angeschafft?

    Die sollten permanent laufen!

    • @jeggert:

      Ich frage einen Polizisten etwas und der filmt mich dabei?



      .



      Da ist gottseidank der Datenschutz vor

  • Selbst wenn es sich um einen Angriff auf Polizisten handelte, sollte einmal die Ausbildung von Polizisten überprüft werden.



    Es kann doch nicht angehen das ein Mensch mit einem Messer von mehreres Polizisten nicht anders entwaffnet werden kann.



    Da sollte mal mehr nachgeschult werden.

    • @Ramelow Cathrin:

      Natürlich kann das angehen.

      Haben Sie schon mal probiert, jemanden mit einem Messer zu entwaffnen?

      Messer gelten als sehr gefährlich.

  • Wir brauchen hier Lösungen die zwischen Rettungsdienst und Polizei liegen. Häufig, aber in beengten Situationen nicht praktiziert sind auch psychologisch ausgebildete Personen. Dies ist aber nicht vollumfänglich genug um diese von mir gezeigte Fehlstelle auszufüllen.

  • War das nicht auch in Dortmund wo ein psychisch kranker Jugendlicher mit einer MP-Garbe ins Jenseits geschickt wurde ?

    Da haben sich Teaser und Pfeffer ja auch als unwirksam erwiesen ...

    In der Causa läuft ja aktuell ein Prozess - wie steht es eigendlich um den ?

    Und "aus Neutralitätsgründen" ermittelt nicht die Dortmunder Polizei selbst gegen sich sondern die Kollegen aus dem Nachbarkorps.

    • Annette Hauschild , Autor*in ,
      @Bolzkopf:

      Der Prozess ist zu Ende mit FReispruch, die Polizisten waren nicht schuldig, es wurde kein Vorsatz erkannt.



      www.deutschlandfun...-16-in-do-100.html

      Rechtsmittel sind eingelegt, d.h das Urteil ist wahrscheinlich och nicht rechtskräftig

  • Regelmäßig wird bei derartigen Vorfällen darauf hingewiesen, dass die Body Cams der Polizisten abgeschaltet waren. Leider wird nie erwähnt, dass dies zumindest in NRW, exakt so vorgeschrieben ist. Besonders bei psychisch auffälligen Personen muss die Kamera ausbleiben, um die Persönlichkeitsrechte der gefilmte Person zu wahren.



    Dem Datenschutz sei Dank!



    Das soll in keinster Weise das Vorgehen der beteiligten Polizisten rechtfertigen, aber der Himweis auf abgeschaltete Body Cams ohne Darlegung der Gründe erzeugt ein „Geschmäckle“, was der Aufklärung nicht dienlich ist.



    Statt die abgeschalteten Kameras zu monieren, wäre es sicher angebrachter, über die rechtlichen Hürden für das Einschalten derselben zu berichten, damit sich da evtl. endlich etwas ändert - zum Nutzen aller Beteiligten.

  • Wenn die Polizei jemand auffordert eine Waffe fallen zu lassen, hat das sofort zu geschehen. Da gibt es keine Diskussionen oder Austausch von Argumenten.

    Messerangriffe sind nicht zu unterschätzen.



    Wer sich selbst davon überzeugen möchte kann das gern ausprobieren. Statt eines Messers nimmt man einen Stift und der anderen trägt ein weißen Hemd. Jeder Strich ist eine potentiell tödliche Verletzung.

    Beamtenschutz vor Täterschutz!

    Ich natürlich davon aus, daß es kein gezielter Tötungsschuß war.

    • @rollef:

      Dass jemand ein Messer in der Hand hält, macht ihn noch nicht zum Täter. Und ein psychisch Kranker hat nicht die Möglichkeit, rational zu handeln

      • @Francesco:

        Er ist und bleibt eine potentiell tödliche Gefahr für den Beamten.

        • @rollef:

          "Potentiell tödlich" ist aber auch ein mehr als schwammiger Begriff . Ist ein Mensch mit einer Glasflasche in der Hand auch potentiell tödlich, also auch gleich schießen ?

          Was ist mit Menschen die den Beamten offentsichtlich körperlich überlegen sind und aggressiv sind sind die auch "potentiell tödlich" ? Wenn ja auch lieber gleich einmal zu viel schießen und irgendwann landet man dann bei Verhältnissen, die wir hier zum Glück noch nicht haben.

          Zudem ist es bei Menschen wie in diesen Beispiel leider so dass die Beamte selber durch ihr Auftreten zu einer Eskalation der Lage beitragen, sprich die" potientiell tödliche" Gefahr entsteht mitunter durch das eskalierende Verhalten der Beamten vor Ort. Sprich die Beamten tragen dazu bei dass sie dann selber zur Waffe greifen möchten.

          Wir reden hier von Fällen wo das Gegenüber der Polizei als nicht oder nur bedingt zurechnungsfähig gelten kann, damit obliegt die Verantwortung die Situation zu deeskalieren ganz klar bei den Polizeibeamten und ob diese das getan haben lässt sich bei den Schilderungen im Artikel mal bezweifeln.

      • @Francesco:

        Sehr richtig und genau das ist die Crux an der ganzen Geschichte.

        Letzlich ist das Vorgehen wie die Nachbarn es beschrieben genau kontraproduktiv.



        Wenn man Menschen in einen psychischen Ausnahmezustand unter Stress setzt in dem man sie z.B anbrüllt oder einkreist sorgt dass eher dafür dass der Ausnahmezustand noch schlimmer wird.



        Letzlich eskaliert dardurch die Situation noch weiter bis dann geschossen wird und dann heißt wie im obigen Kommentar nur lapidar "Beamtenschutz vor Täterschutz".

        Das bisschen Deskalationstraining was die Polizei erhält kann da auch als unzureichend bezeichnet werden.



        Zudem was nützt Training, wenn es in der Praxis dann nicht umgesetzt bzw. nach den altbekannten Muster verfahren wird und leider reicht in solchen heiklen Situationen nur eine beteiligte Person sich nicht adäquat verhaltene Person damit das Ganze aus dem Ruder läuft.

  • Das Problem gibt es schon so lange und immer wieder sterben Menschen wegen krasser Inkompetenz, hier wieder der Polizei, aber auch der Rettungswagenbesatzung. Es müsste doch irgendwo ein Hauch von Bewusstsein geben und Schulungen, wie mit so etwas umgegangen werden kann. Gerade in Ballungsräumen gibt es weißgott bessere Möglichkeiten als Waffenträger ohne Fachkenntnisse auf Menschen in psychologischen Ausnahmesituationen loszulassen. Zwei Tage später erschoss die Polizei NRW übrigens einen weiteren Mann, der Dinge aus seinem Wohnungsfenster herausgeworfen hatte. Der Umgang war dann, sich bewaffnet Zugang zu verschaffen; was für einen Ausgang hatten sich alle erwartet? Alle diese Tode wären so vermeidbar.

  • Training offenbar nicht ausreichend und Dokumentation unvollständig:



    Aus wdr.de 8/2023



    "Tragepflicht für Bodycams - aber keine Einschaltpflicht



    Auch an anderer Stelle hat der Tod von Mouhamed Dramé zu Veränderungen bei der Polizei geführt: dem Tragen von sogenannten Bodycams. Dabei handelt es sich um kleine Kameras, die von den Polizistinnen und Polizisten am Körper getragen werden und Einsätze aufzeichnen können.



    Als Konsequenz aus dem Dortmunder Fall hat Reul im Frühjahr eine Tragepflicht angeordnet. Die Beamten müssten die Kameras also nun am Körper tragen. Aber: Es gibt keine Pflicht, sie auch an zu machen. Das geben die rechtlichen Bedingungen derzeit nicht her. Im aktuellen Polizeigesetz wird den Beamtinnen und Beamten Ermessensspielraum gelassen - es gibt mehrere "Kann"-Bestimmungen."



    Die Sinnhaftigkeit erschließt sich zunehmend weniger, wenn sich nichts wirklich ändert.

  • Wieder mal sehr merkwürdige Vorgehensweise von Seiten der Polizei. Werden die nicht ordentlich auf solche Situationen vorbereitet?

  • Der Umgang mit psychisch kranken, mit Messern bewaffneten Menschen ist für alle problematisch. Der Resttungsdienst hattte sich zurückgezogen und die Polizei gerufen. Wenn aber schon Rettungssanitäter, die täglich mit Kranken (und da dürften auch öfters psychisch Kranke dabei sein) umgehen, von so einer Situation überfordert sind und sich aus Eigenschutz zurückziehen, dürften "normale" Streifenbeamten auch überfordert sein. Ein gezücktes Messer, eine schnelle, falsche Bewegung in Richtung Polizei, und schon ist die Bedrohung da. Wer will sich schon niederstechen lassen, also wird aus Eigenschutz geschossen. Könnte nicht zumindest in Großstädten ein speziell geschultes Polizeiteam einen solchen Einsatz übernehmen oder würde dies zu lange dauern, bis diese am Tatort ankämen?



    Was ich gar nicht verstehe, wieso sind die Body Cams in solchen Situationen aus? Ich bin dafür, immer wenn ein Polizist seine Waffe ziehen muss, muss auch die Body Cam eingeschaltet werden. Im Gegensatz zu subjektiven Zeugenaussagen sind hier die Bilder objektiv überprüfbar. Dies dient sowohl dem Schutz der Polizisten vor falschen Anschuldigungen, als auch der Gegenseite vor allzu schnell schießenden Polizisten.

    • @Offebacher:

      Die übliche Begründung ist grob "Schutz des Bildes "der betroffenden Personen. Dazu liegt die Entscheidung die Bodycams einzusetzen bei den Beamten vor Ort.

      Das diese dann gerade bei kritischen Einsätzen wie diesen oder wie im Fall von Dramé ausgeschaltet sind, lässt an der ganzen Sinnhaftigkeit der Body Cams zweifeln.



      taz.de/Todesschues...enager%2Bdortmund/

      Man könnte so argumentieren wie sie andererseits kann so auch kein Fehlverhalten dokumentiert werden und wen n Aussage gegen Aussage steht wird in den meisten Fällen den Polizeikräften geglaubt... Die sich dann auch gerne gegenseitig decken



      www.spiegel.de/pan...rchten-muessen-a-1

      Wir reden hier von einer Institution die sich absurdesten Argumenten gegen eine Kennzeichungspflicht sperrt... Immer schärfere Gesetze fordert und nach Demos wie G20 mit Zahlen von zweifelhafter Güte um sich werfen



      taz.de/Nachbereitu...-bei-G20/!5437398/

      An einer vernünftigen Fehlerkultur und Diskussion besteht kein Interesse.



      Da ist man zwischen "ACAB" Sprechören und Polizei Romantisierer eingeklemmt.

  • Die Frage aus der Überschrift hängt doch eng zusammen mit der Frage einer (echten oder vermeintlichen) Notwehrsitaution. Das werden die Ermittlungen ergeben und das Ergebnis bleibt abzuwarten.

    Gewichtiger wäre doch die Frage, weshalb greifen immer mehr Menschen zum Messer?

  • Entsetzlich, dass (junge) Polizist*innen scheinbar nicht über ausreichende Skills für ihren Job verfügen und solch Situation nur GTA-mäßig regeln können...



    (Sinnvolle Vorschläge wie es anders gehen könnte, gibts zuhauf... aber ... )

  • Schon wieder die Bodycams nicht eingeschaltet? Geht’s noch? Was will die Polizei Dortmund hier vertuschen?

    • @K2BBQ:

      Hier wird gar nichts vertuscht. Es gibt in NRW keinen Zwang Bodycams einzuschalten. Ja Polizisten haben auch Rechte.

  • "Aus Neutralitätsgründen". Da kann man nur noch müde lächeln. Das Ergebnis steht von vorneherein fest. Dass die Bodycams regelmäßig ausgeschaltet sind oder angeblich nicht funktioniert haben, ist auch schon ein Treppenwitz.

    • @Minelle:

      In NRW müsen Polizisten nicht ihre Bodycams einschalten. Also wurden sie nicht ausgeschaltet wie Sie behaupten sondern waren gar nicht in Betrieb.

      www1.wdr.de/nachri...lizei-nrw-104.html



      Die Polizei in NRW muss nun verbindlich Bodycams tragen. Das gilt seit dieser Woche. Eine Pflicht, die Kameras auch einzuschalten, gibt es aber nicht.

      • @Martin Sauer:

        Spitzfindigkeiten die Argument von Minelle nichts ändern.

        "Dass die Bodycams regelmäßig ausgeschaltet sind oder angeblich nicht funktioniert haben" Ist ja wahr, am Ende sind sie ausgeschaltet, dass es keine Verpflichtungen dazu gibt diese überhaupt einzuschalten macht es ja nicht besser

        Diese Bodycams sind und bleiben ein Treppenwitz bzw ein schlechter Scherz.

  • Übrigens wurden genau so viele Polizisten im Dienst getötet. Dass Polizisten schneller zur Waffe greifen als vielleicht noch vor 30 Jahren ist teilweise nachvollziehbar aber dadurch nicht automatisch richtig

  • Es ist generell eine Verrohung auf allen Seiten feststellbar. Erfahrene besonnene Beamten gibt es wohl kaum noch, und auch die Nutzung begangener Gewalttaten durch politiker*innen fùr wahltaktische Zwecke hat sicher zu einer Verrohung und Nachahmungsbereitschaft der Täter geführt. Wo dann beides zusammentrifft...

  • Irgendwie hat man schon den Eindruck, dass die Dienstwaffen lockerer sitzen, als früher. Das wäre keine gute Entwicklung.

    • @vieldenker:

      Und hier mein Eindruck.

      de.statista.com/st...erangriffe-in-nrw/



      Im Jahr 2024 wurden im Bundesland Nordhrein-Westfalen rund 7.295 Messerangriffe registriert. Das ist die höchste Zahl seit der polizeilichen Erfassung von Messerdelikten in der Polizeilichen Kriminalstatistik des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen.