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Studien zur KlimakriseDie nächste Eiszeit fällt aus

Leugner des menschengemachten Klimawandels nutzen oft fadenscheinige Argumente. Zwei zentrale haben For­sche­r nun widerlegt.

In Deutschland gibt es mehr als 1.000 Golfanlagen. Diese beanspruchen 125 Prozent so viel Fläche wie alle Solaranlagen zusammen Foto: Hans Blossey/imago

Berlin taz | Ein großes Pfund der Klimaskeptiker ist „Die kalte Sonne“: In diesem Buch beschreibt Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator Hamburgs und Manager bei RWE, warum die Klimakatastrophe ausfällt – grob gesagt, weil unmittelbar eine neue Eiszeit bevorstehe. Einem internationalen Forschungsteam ist es nun gelungen, Gesetzmäßigkeit bei jenen Faktoren zu entschlüsseln, die zu einer Eiszeit führen – darunter die Neigung der Erdachse, die Form der Erdbahn um die Sonne, oder etwa Schwerkrafteinflüsse der Planeten Venus und Jupiter. Solche Parameter bestimmen, wie stark oder schwach die Sonnen auf die Erde einstrahlt – und damit den Zyklus der Eiszeiten.

Das Team unter Leitung der Universität Cardiff werteten unter anderem Sauerstoff-Isotopenwerte von fossilen Einzellern – sogenannten Foraminiferen – aus, die sich seit den vergangenen 800.000 Jahren am Boden der Ozeane abgelagert hatten. Das in deren Kalkschalen gespeicherte Isotopenverhältnis verrät, welche klimatischen Bedingungen zu ihrer Lebenszeit auf der Erde herrschten und liefert so eine Klimakurve. Zudem werteten die Forscher den Stand der Erdachse und die Erdumlaufbahn während dieser Zeit aus. „Wir waren überrascht, einen so deutlichen Einfluss der verschiedenen Orbitalparameter auf die Klimaaufzeichnungen zu finden“, erklärt Stephen Barker, Hauptautor und Professor für Geowissenschaften in Cardiff.

Mit den gefundenen Parametern lässt sich nun vorhersagen, wann die nächste Eiszeit kommt: In rund 10.000 Jahren wird ihr Verhältnis zum nächsten Mal wieder so sein, dass sich das Erdklima abkühlen muss und eine weitreichende Vergletscherung einsetzen wird. Zumindest theoretisch. Praktisch halten die For­scher:in­nen eine solche Eiszeit aber für unwahrscheinlich, „weil die menschlichen Emissionen von Kohlendioxid in die Atmosphäre das Klima bereits von seinem natürlichen Verlauf abgelenkt haben“, wie Co-Autor Gregor Knorr vom Alfred-Wegener-Institut begründet.

Das heißt: Die bisherige Klimaerhitzung hat bereits auch das natürliche Auf und Ab des Eiszeitklimas durcheinander gebracht. Demnach gibt es keine „kalte Sonne“ mehr, auch nicht in 10.000 Jahren. Die Studie ist im Fachmagazin Science erschienen.

Was ist mit Golfplätzen?

Auch ein anderes Argument der Geg­ne­r:in­nen der Energiewende wurde durch eine neue Studie entkräftet: Gern behaupten diese, Wind- und Sonnenkraftwerke, die Träger der Energiewende, benötigen viel freie Fläche, was eine Konkurrenz zu anderen Flächennutzungsarten erzeugt – etwa zur Landwirtschaft, zu Wohnzwecken bis hin zu Naturschutzgebieten. Wis­sen­schaft­le­r:in­nen des Forschungszentrums Jülich haben diesen Vorwurf nun einmal überprüft. Und zwar mit Golfplätzen. Mit überraschendem Ergebnis: In Deutschland gibt es mehr als 1.000 Golfanlagen. Diese beanspruchen 125 Prozent so viel Fläche wie alle Solaranlagen zusammen.

In Großbritannien belegen Golfplätze sogar sechsmal so viel Fläche wie die Photovoltaik, am meisten Golfplätze gibt es in den USA mit 16.000. Ende 2024 gab es der Studie zufolge weltweit 38.400 Golfplätze, die For­scher:in­nen generierten ihre Daten durch die Auswertung von OpenStreetMap. Würde man diese zu Solarparks umbauen, entstünde ein Kraftwerkspark mit 842.000 Megawatt Solarleistung. Das ist achtmal mehr, als derzeit in Deutschland installiert ist.

Die Forschenden kritisieren die verzerrte Dimension der Debatte: Golfklubs nutzen überwiegend reiche Menschen. Golfplätze hätten zudem auch signifikant negative Umweltfolgen, wie die Forscher schreiben: Die intensive Rasenpflege führt zu hohem Wasserverbrauch und dem Einsatz chemischer Spritzmittel. Fazit der Forscher: Obwohl das so ist, stehen solche Flächen drastisch weniger in der Kritik als Wind- und Solarparks.

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21 Kommentare

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  • Meine Lieblings-Koniferen in Sachen Klimawandel sind die Herren Hilse und Kotré. Schade, dass sie ihre unvergleichlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten in der Politik vergeuden, gottseidank immerhin für die AfD.

  • Die Basisthese des Autors ist falsch. Die ist nämlich, dass es die "Klimaskeptiker" interessiert, ob ihre kruden Thesen zutreffen. Das ist nicht der Fall. Wird eine Position widerlegt oder ist nicht mehr haltbar, wird halt eine Neue erfunden. Es gab Zeiten, da haben diese Leute hier in D bestritten, dass ein ("natürlicher") Treibhauseffekt existiert. Der wurde zwar von Arrhenius vor mehr als 100 Jahren bewiesen, aber sowas interessiert in diesen Kreisen niemand

  • taz: *... Fritz Vahrenholt, ehemaliger Umweltsenator Hamburgs und Manager bei RWE, ...*

    Dass der Mann Manager bei RWE ist, reicht ja schon vollkommen aus, um zu wissen auf wessen Seite er steht. Außerdem scheint er auch keine Probleme mit der Klimawandelleugnung der AfD zu haben.

    **Im Jahr 2022 wurde bekannt, dass Fritz Vahrenholt 2021 als Redner für die AfD-nahe Desiderius-Erasmus-Stiftung zwei Vorträge zum Thema „Macht der Klimawandel Pause? Welche Folgen hat das für die Klimapolitik“ gehalten hatte.** [WIKIPEDIA]

  • Forscher sagen eine Zukunft in 10.000 Jahren voraus!? Da sind die meisten Astrologen deutlich zurückhaltender.



    Aber ganz im Ernst: mit Sicherheit kann man zurückliegende Daten extrapolieren und bestimmte Richtungen in der Zukunft vorausahnen. Aber eine Aussage für Ereignisse in 10.000 Jahren zu treffen ist deutlicher Hokuspokus.

    • @Mopsfidel:

      Die Bewegung Planeten um die Sonne, und des Mondes um die Erde sowie die Wechselwirkungen zwischen den Planten ergeben sich aus den Naturgesetzen zur Gravitation. Die Veränderung der Neigung der Erdachse und die damit einhergehende Veränderung der Präzision der Erde folgt ebenfalls physikalischen Gesetzen. Die sich daraus ableitenden Veränderungen muss man nicht extrapolieren, die kann man konkret ausrechnen und zwar auch für Jahrtausende in die Zukunft. Die Auswirkungen der jeweiligen Erdzustände auf das Klima und die Temperaturen auf der kann man dann anhand der historischen Daten kalibrieren, so dass auch eine Vorhersage der Temperaturänderungen über sehr lange Zeiträume möglich ist.



      Wie im Artikel beschrieben setzt dass allerdings voraus, dass die Atmosphäre nicht durch den Klimawandel massiv gegenüber den historischen Daten verändert wird. Dann kann sich ein anderes Verhalten ergeben, bei höheren Konzentrationen von Klimagasen in der Atmosphäre ist davon auszugehen, das die Absenkung der Temperaturen geringer ausfällt.

    • @Mopsfidel:

      Vermutlich spielt die Präzession der Erdachse hier eine wichtige Rolle, die sich ganz gut berechnen lässt. Diese hat einen Zyklus von knapp 26000 Jahren. Ich denke, dass es durchaus merklichen Einfluss aufs Klima hat, wie die Erdachse am sonnennächsten bzw. sonnenfernsten Punkt zur Sonne geneigt ist.

      • @Biks:

        Das mag ja sein, aber es ist den Klimawandelleugnern schon egal, ob es um die nächste Jahrhundertwende noch Möglichkeiten zum Leben auf der Erde gäbe - PAL, Problem anderer Leute, zum Beispiel ihrer Kinder und Enkel. Was interessiert die da, ob in 10.000 Jahren die Eiszeit ausfällt?

  • Sensationell, die Sache mit den Golfplätzen - nur eben rational.



    Wind- und Solargegegner sind irrational.



    Ja, der Ausblick...



    Ich wandere viel, lebe in SaA - kein Ausguck ohne Windrad.



    Ist das schön? Nö. Aber hoffnungsfroh.



    Gleichzeitig gibt es auch nie einen Ausguck ohne Siedlungen, Hochspannungsmasten, LPG-Felder....



    Ist das schön?



    Man hat sich halt dran gewöhnt, kennt es ja nicht anders, die letzten 100 Jahre war es immer so.



    Ich habe mit 53 in meinem Hirn gar keine Vorstellung, wie es aussähe ohne all das.



    Kunstvoll wird das mit Kulturlandschaft umschrieben.



    So wird es auch mit dem Windrad sein - die Generation meiner Enkel wird es nicht anders kennen.



    Windräder Teil der Kulturlandschaft.



    Das Auge blendet sie aus, genau wie den Hochspannungsmast - der mir oft erst auf dem Foto auffällt



    Aber derartige Rationalität erreicht die Gegner eben auch nicht.



    PS: Mit Solarfeldern tue auch mich bissl schwer, machen deutlich mehr Augenschmerzen.

  • Ich vermisse oft die immer wieder annoncierten Kipppunkte und die Chaostheorie-basierten Modelle.



    "Bis 2030 könnten vier Kipppunkte für das Weltklima erreicht werden. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse einer internationalen Gruppe von Klimaforschenden. Zwei dieser Kipppunkte betreffen den grönländischen Eisschild beziehungsweise den westantarktischen Eisschild. Die Überschreitung der Schwelle könnte zu einer Dynamik führen, die die Eisschilde auch dann weiter abschmelzen lässt, wenn sich die Temperatur auf der Erde nicht weiter erhöht, berichtet das Team um Dr. David Armstrong McKay und Professor Timothy Lenton von der University of Exeter (Großbritannien) in der Fachzeitschrift "Science".



    Quelle forschung-und-lehre.de



    Zu Anders Levermann



    "Sie schlagen zur Lösung das Prinzip der Faltung vor. Bevor wir das an einem Beispiel deutlich machen, einmal ganz allgemein: Was ist Faltung?



    In einem begrenzten Raum gibt es trotzdem unendlich viel Platz. Genauso wie es unendlich viele Zahlen zwischen null und eins gibt, obwohl dieses Intervall selbst begrenzt ist. Faltung, ein Begriff aus der Chaostheorie, entsteht immer dann, wenn ein System, das voranschreitet, an Grenzen stößt."



    Bei rnd.de

    • @Martin Rees:

      Faltenwurf?



      „Ein Kubikkilometer genügt



      Ein Mathematiker hat behauptet,



      daß es allmählich an der Zeit sei,



      eine stabile Kiste zu bauen,



      die tausend Meter lang, hoch und breit sei.



      --



      In diesem einen Kubikkilometer



      hätten, schrieb er im wichtigsten Satz,



      sämtliche heute lebenden Menschen



      (das sind zirka zwei Milliarden!) Platz!



      --



      Man könnte also die ganze Menschheit



      in eine Kiste steigen heißen



      und diese, vielleicht in den Kordilleren,



      in einen der tiefsten Abgründe schmeißen.



      --



      Da lägen wir dann, fast unbemerkbar,



      als würfelförmiges Paket.



      Und Gras könnte über die Menschheit wachsen.



      Und Sand würde daraufgeweht.



      --



      Kreischend zögen die Geier Kreise.



      Die riesigen Städte stünden leer.



      Die Menschheit läge in den Kordilleren.



      Das wüßte dann aber keiner mehr.“



      --



      (Erich Kästner- Gesang zwischen den Stühlen (1932))



      --



      Es lässt sich keinesfalls bestreiten,



      dass es heute nötig wäre,



      die Kantenlänge auszuweiten.

      • @starsheep:

        Ich schlage vor, einmal eine "Kleine Anfrage" zu richten an die Architekten der Megalomanie für eine Wüste(n)Utopie!



        Link zum Sichten:



        /



        www.ingenieur.de/t...20Menschen%20leben.

  • Golfplätze.



    So so.



    Jeder deutsche Golfplatz hat eine um Faktoren höhere Biodiversität als die in der Regel ihn umgebenden landwirtschaftlich genutzten Monokulturen bzw. Solarparks.

    • @Signora_Luna:

      Also als biodivers kann man beim Golfplatz ja nur die sogenannten Zwischenflächen bezeichnen und auch diese werden wohl sicher öfter gemäht als der gemeine Solarpark.

      Ein Solarpark mit Beweidung ohne besondere Bodenverdichtung hat nach einigen Jahren wohl eine höhere Biodiversität als jeder Golfplatz.

      Dazu kommt noch der Einsatz von Düngern und Pestiziden auf den Golfplätzen, sowie der Umbau des Mutterbodens, ohne den ganzen Aufwand wären Fairways und Greens eher nicht so schick.

    • @Signora_Luna:

      Bei Monokulturen: sicher.



      Solarparks? Eher nicht. Da darf das wachsen, was unter den dortigen Bedingungen wächst. Das hat mit Sicherheit eine höhere Biodiversität als ein Golfrasen. Und dürfte für Insekten interessant sein. Spritzmittel sind da nicht nötig, im Gegenteil: kontraproduktiv. Die Vegetation in Solarparks wird ja gerne durch Schafe kurz gehalten.



      Im Gegensatz zu einem Golfrasen: Monokultur pur. Diversität ist da nur in kleinen Nischen möglich.

  • Ich glaube nicht, dass deutsche Solarflächen 5x so effizient sind wie weltweit im Durchschnitt.

    Kleine Rechnung - 1000 Golfplätze / 1,25 = Solaranlagen in der Fläche von 800 Golfplätzen in D.

    Die 38400 Plätze weltweit würden 842 GW Leistung erbringen = 21,927 MW/Platz.

    "achtmal mehr, als..." maint vermutlich das achtfache? Dann wäre die Solarleistung in D gesamt bei 105,25 GW.

    105,25 GW / 800 Golfplätze Fläche = 131,562 MW/Platz in D

    Wieso sind deutsche Solarflächen derart effizient? Oder wurden hier einfach mal wieder Zahlen zusammengeworfen ohne die Plausibilität zu prüfen?

    • @Der dreckich Katz:

      Da bin ich auch drüber gestolpert. Was evtl noch mit reinspielen kann: Photovoltaik ist ja nicht nur auf Landflächen installiert sondern auch auf Dächern etc. D.h. in D ist insgesamt mehr Solarleistung installiert als auf golfplatzfähigen Flächen.

    • @Der dreckich Katz:

      Die installierte Solarleistung in D betrug laut Bundesnetzagentur 99,3GW.



      In Deutschland liegt die durchschnittliche Produktionsleistung pro Quadratmeter bei etwa 100 Watt. (www.sens-energy.co...hen-photovoltaik/)

      Ich weiß nicht, ob Sie dann auf schlüssigere Zahlen kommen, aber Sie sollten nicht in MW/Golfplatz rechnen, sondern in W/qm oder GW/ha.



      Die von Ihnen errechneten 105,25GW sagen m.M. nichts aus.



      Die 38400 Plätze weltweit könnten 842 GW bringen. Und 1000/38400stel davon wären dann auf den jetzigen deutschen Plätzen installiert. Also 21,9GW.



      Aber vllt hab ich mich auch verrechnet. Ich mach mir mal nen Kaffee.

    • @Der dreckich Katz:

      also erstmal sind es "mehr als 1000" Golfplätze. Wo hast du die 800 her?

      Lt. Statistischem Bundesamt hatten die in Dland installierten Solaranlagen Anfang 2024 etwa 81 GW Gesamtleistung, im Januar 2025 wurde die Grenze von 100 GW installierter Gesamtleistung überschritten. Was ziemlich genau den Zahlen im Artikel entspricht.

      Und wo im Artikel steht, dass die deutschen Golfplätze zusätzlich 100 GW Leistung bringen würden? Die 1000+ Golfplätze in D sind Teil der 38400 weltweit und würden durchschnittlich eben die korrekt errechneten 22 MW/Platz liefern, also grob etwas über 22 GW insgesamt.

      Der einzige, der Zahlen durcheinanderwirft, bist du.

    • @Der dreckich Katz:

      Die Solarleistung von Deutschland war 2024 99,3 GW. Davon das 8fache wäre die Leistung bei einem weltweiten Golfplatzumbau. Passt dann auch zu ihren Zahlen.