Studie zum Einkaufsverhalten: Dezentral ist Trend
Die Pandemie hat das Konsumverhalten in Deutschland bleibend verändert, so eine Studie. Dabei ist nicht nur der Online-Handel Gewinner.
Die Wissenschaftler:innen haben dafür das aktuelle Konsumverhalten für Berlin, München, Hamburg, Stuttgart und Dresden ausgewertet und mit dem vor der Pandemie verglichen. Demnach sind die Umsätze von Läden in Innenstadtlagen um 5 Prozent gesunken. In dezentralen Lagen nahmen die Umsätze derweil um bis zu 30 Prozent zu.
Die Studie sieht zwei Entwicklungen als Ursache. Erstens: eine Zunahme des Online-Shoppings, das den Innenstädten Konkurrenz macht. Allerdings gewinne der Online-Handel aktuell nicht weiter an Marktanteilen. Im Gegenteil habe der stationäre Einzelhandel im vergangenen Jahr sogar leicht gegenüber dem Online-Handel zurückgewonnen. So habe der Anteil der Online-Umsätze an privaten Konsumausgaben im vergangenen Sommer bei 21,2 Prozent gelegen. Das entspreche einem Rückgang von mehr als 2 Prozentpunkten gegenüber dem Jahr davor.
Innenstädte haben Mühe an der neuen Normalität
Die zweite Entwicklung: Das sich verstetigende Arbeiten im Homeoffice, das zu einem wohnortnahem und damit dezentralerem Konsum führe. „Wir gehen davon aus, dass diese Veränderung im Einkaufsverhalten bleiben wird“, sagt Carla Krolage, Koautorin der Studie. Die Verschiebung des Konsums sei vor allem an Wochentagen deutlich. „Die Kombination aus dauerhaft mehr Homeoffice, mehr Online-Shopping und den kleinräumigen Konsumveränderungen stellen Innenstädte umso mehr vor die Herausforderung, ihre Konzepte an die neue Normalität anzupassen und ihre Attraktivität zu steigern“, bilanziert Oliver Falck vom ifo Institut.
Die Studie bestätigt einen Trend, mit dem sich Städte zunehmend konfrontiert sehen. So schätzte aktuell etwa der Handelsverband Deutschland im April, dass die Zahl der Ladengeschäfte im laufenden Jahr um 9.000 abnehmen wird. Das wäre ein geringerer Rückgang als während der Pandemie, wo die jährlichen Schließungen teilweise im fünfstelligen Bereich lagen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott