Studie der Royal Agricultural University: Bio kann dem Klima schaden

Öko-Landwirtschaft zu Hause kann Emissionen im Ausland antreiben. Noch ist unklar, inwiefern das auf Deutschland übertragbar ist.

In einer Holzkiste liegt Gemüse und Obst, wie Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln, Äpfeln und ein Weißkohl.

Schön bunt, aber nicht unbedingt besser fürs Klima: Bio aus dem Ausland Foto: dpa

BERLIN taz | Eine Umstellung der Landwirtschaft auf ökologisches Wirtschaften verringert nach einer neuen Studie zwar regional den CO2-Ausstoß, kann aber weltweit zu mehr schädlichen Klimagasen führen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Royal Agricultural University, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Darin sehen die Autor*innen vor allem ein Problem, wenn landwirtschaftliche Produkte nach einer Umstellung auf Bio vermehrt aus dem Ausland importiert werden und die Verhaltensmuster beim Essen und Wegwerfen von Lebensmitteln sich nicht ändern.

Das Autorenteam hat geschätzt, was eine Umstellung auf 100 Prozent Ökolandbau in England und in Wales für den CO2-Fußabdruck der Landwirtschaft bedeuten würde. Das Ergebnis: Der Ausstoß von Kohlendioxid ginge beim Getreide- und Gemüseanbau in Großbritannien um 20 Prozent zurück, bei der Haltung von Nutztieren um 4 Prozent.

Gleichzeitig würden sich aber die Erträge um etwa 40 Prozent verringern. Wenn diese Lücke durch Importe geschlossen werden müsste, würden dafür irgendwo neue Agrarflächen benötigt, die konventionell beackert würden. Dazu käme der Transport der Produkte. Unterm Strich lägen die CO2-Emissionen höher. Ohne deutlich weniger Fleischkonsum und weniger Verschwendung brächte Bio in diesem Fall mehr Klimagase als die konventionelle Landwirtschaft.

Die Ergebnisse für Deutschland sind unklar

Unabhängige Experten, die das Rechercheprojekt „Science Media Center“ nach Kommentaren gefragt hat, attestieren der Studie, sie sei verlässlich und nachvollziehbar. Ob und wie sehr die Ergebnisse auf Deutschland übertragbar sind, ist allerdings offen, weil etwa die Fruchtfolge und die angebauten Produkte verschieden seien.

Bio brächte 40 Prozent weniger Getreide, der Import würde das Klima belasten

„Die Studie zeigt, dass die Umstellung auf Biolandbau ungewollte Konsequenzen in anderen Ländern haben kann und nicht zu einer globalen Reduktion der Treib­hausgase aus der Landnutzung führt“, sagt etwa Klaus Butterbach-Bahl vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung beim Karlsruher Institut für Technologie.

Die Landwirtschaft könne aber auch durch „angepasste Düngung und Fütterung, bessere Humusbodenbewirtschaftung oder Vernetzung von Tier- und Getreideproduktion“ das Klima schützen. „Die Potenziale hier sind bei weitem nicht ausgeschöpft.“

Für Adrian Müller von der ETH Zürich kommt allerdings die Frage zu kurz, welchen Einfluss weniger Verschwendung und Fleischkonsum hätten. „Andere Studien zeigen, dass eine Umstellung auf Bio in Kombination mit diesen Strategien das Potenzial hat, die Ernährung sicherzustellen.“

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