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Strukturproblem RücksichtslosigkeitUnsere Empathie wird auch im Zug nach Hameln verteidigt

Verroht die Gesellschaft immer mehr oder sind wir gegenüber Aggressivität und Rücksichtslosigkeit nur sensibilisierter? Beobachtungen einer Bahnreisenden.

Je mehr Gepäck, desto weniger Platz im Zug Foto: Arnulf Hettrich/imago

D ie Schaffnerin holte Luft und machte die Schultern breit. Sie rüstete sich für den nächsten Halt vor Hildesheim, bei dem weitere Menschen, teils mit Fahrrädern, versuchen würden, in den Zug zu gelangen. „Diese Leute machen noch nicht einmal mehr für Kinderwagen Platz“, sagte sie. „Es nimmt wirklich niemand mehr auf irgendwen Rücksicht.“ Sie müsse oft eingreifen.

Nun wäre eine mögliche Antwort gewesen, dass es wohl zu unschönen Szenen kommen mag, wenn der vorherige Zug in Hameln auf halber Strecke stehen bleibt – „plötzlicher Personalausfall“ – und all die Leute dann in die nächsten Züge drängen. Aber das Fass mit dem sattsam bekannten Strukturproblem „Zerstörung der Bahn“ wollte ich nicht aufmachen, und sie konnte ja auch nichts dafür.

Wilhelm Heitmeyer nennt es Durchrohung der Gesellschaft

Wer das Fass mit den Strukturproblemen sehr wohl aufmachen will, ist Wilhelm Heitmeyer, inzwischen 80-jähriger Soziologe. Als Professor an der Uni Bielefeld wurde Heitmeyer berühmt mit seinen Langzeitstudien zur „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“, also Rassismus, Sexismus und so weiter.

Sein aktueller Befund: Die Gesellschaft werde immer aggressiver, das sei in Familien und Ehen zu messen, aber auch wenn in Schulen Lehrkräfte attackiert würden, wenn bei Notfällen Rettungs- und Feuerwehrkräfte angegriffen würden, und in öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Bahn. Er nennt es „Durchrohung“ der Gesellschaft. So soll die Strukturfrage darin besser zum Ausdruck kommen als im Begriff „Verrohung“.

wochentaz

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Mehr Gewaltbereitschaft oder mehr Sensibilisierung?

„Die Langzeitdaten sind eindeutig“, erklärt Heitmeyer am Telefon: Gewaltbereitschaft nehme zu. Dies sei auch nicht mit einer zunehmenden Sensibilisierung zu erklären, wonach Gewalt stärker wahrgenommen, angezeigt und also gemessen werde. Wie der Kapitalismus „nur überleben kann, wenn er sich ausweitet und seinem Prinzip des Wettbewerbs alles unterwirft“, sagt Heitmeyer, so hätten auch die Individuen gelernt, dass sie ihre eigenen Werte zum Maßstab machen und sich nur auf Kosten von anderen ausbreiten könnten. Das in die Freiheit entlassene Individuum stehe, so Heitmeyers Vokabel, unter „Durchsetzungszwang“.

Ich gebe zu, ich hänge an der Sensibilisierungsthese – laut der so vieles, was früher „normal“ war oder wegen gewaltvoller Verhältnisse nicht angezeigt wurde, heute doch gemeldet wird. Es gibt zwar jene beeindruckende Studie der Universität von Michigan von 2010, wonach die Empathiefähigkeit unter US-amerikanischen Studierenden in 30 Jahren um 40 Prozent abgenommen habe, insbesondere ab dem Jahr 2000. Doch kommen mir die EmpathieforscherInnen hierzulande ausgesprochen vorsichtig vor, wenn sie auf eine generelle Abnahme der Einfühlungskraft angesprochen werden.

Möglicherweise beschränkt sie sich auch einfach zunehmend auf Angehörige der eigenen Gruppe: Dann trägt die viel geliebte Empathie nicht etwa zur Befriedung, sondern vielmehr zur Polarisierung der Gesellschaft bei, wie eine Studie der Uni Houston von 2019 argumentiert.

Na gut, sagt Heitmeyer, „die Entwicklungen sind nicht überall linear nach dem Motto ‚Wird alles immer schlimmer‘, sondern etwa bei der Gewaltneigung junger Menschen auch kurvenreich.“ Am „Gesamtbild“ hält er aber fest. Übrigens ohne eine optimistische Botschaft hinterherzuschieben.

Die Schaffnerin in der Bahn nach Hildesheim bewog ihre Zuggäste dazu, das entscheidende bisschen zusammenzurücken. Dazu mussten vor allem die E-Bike-Eigentümer dulden, dass ihre Räder angefasst und zusammengeschoben wurden. Daran hängt’s ja oft erst einmal: dass denen mit dem teuren Zeugs deutlich gemacht wird, wie viel Platz sie wegnehmen.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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28 Kommentare

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  • Ich mag den letzten Satz.

    Und als Radfahrer: Mit Rädern kann man - bei kleineren Strecken - ja auch aussteigen und doch noch etwas strampeln. Das können Rollstühle oder Kinderwagen nämlich nicht.

    Eine Bitte aber: die Radstellplätze wirklich bei Not auch als Normalo freigeben und nicht mit Sitzenbleiben und Kofferkaskaden blocken. Dann schafft mensch sogar noch freie Rettungswege dabei.

  • Natürlich haben wir alle unseren Mikrokosmos, meine Frau sagt gelegentlich ironisch, ich zöge solche "Helfer-Situationen" an. Mehrmals habe ich in den letzten Monaten als Ersthelfer in der Megalopolis Ruhrgebiet die Erfahrung gemacht, dass andere bewusst wegsehen, am Bahnhofsvorplatz bei Hilflosen, die reglos liegenbleiben; im Zug bei einem epileptischen Anfall, alle filmen, kaum einer reagiert; an der Fußgängerquerung liegt nachts jemand mit einem Herzinfarkt und sagt, dass viele Autos vorbeikamen.



    Was dann als Entschuldigung kommt ist oft die inzwischen gängige Art der Argumentation, warum man selbst nicht zuständig sei oder gar gefährdet sei, durch abenteuerlich konstruierte Fallbeispiele.



    Bei dem Herzinfarkt war aber interessant: Sobald einer hält, trauen sich andere auch. Ein Busfahrer hielt an, stellte seinen Bus zur Verfügung für die Versorgung, sicherte den Verkehr und benachrichtigte die Zentrale, dass sie für Ersatz sorgen konnte. In entscheidenden Situationen ist es wichtig, die richtigen Menschen positiv anzusprechen und sie zur Mithilfe zu motivieren.



    Die Scham, ertappt zu werden bei unterlassener Hilfeleistung ist offenbar weitgehend verschwunden, ein Courage-Defizit.

    • @Martin Rees:

      Danke, dass Sie das machen. Einer muss anfangen. Beim Pumpen und Alarmieren muss mensch sich dann sowieso besser zusammentun.



      Wenn nichts getan wird, ist jemand tot. Also kann mensch da gar nichts falsch machen. Ein Auffrischungskurs ist überall zu finden: Stabile Seitenlage/ Mundraum ggf. ausräumen, Melden, Pumpen, das ist schnell wiederholt. Ich gehe inzwischen noch schmerzfreier in die Verantwortung, nachdem ich bei Rettungssanitäter Gu. das hatte.

      Herauszufinden, ob jemand auf der Platte tagsüber in Ruhe schlafen will oder gerade ein Gesundheitsproblem hat, das ist mir nicht so einfach, da habe ich zu häufig Menschen geweckt, so dass ich jetzt auf einen regelmäßigen Atemzug gucke und dann tatsächlich weitergehe.

  • Zentral ist der letzte Satz. Man weiß inzwischen, dass von denen mit dem teuren Zeugs nichts zu erwarten ist. Also bitte aufhören zu erwarten, der Rest kümmere sich schon und somit falke das nicht auf.

  • " Es gibt zwar jene beeindruckende Studie der Universität von Michigan von 2010, wonach die Empathiefähigkeit unter US-amerikanischen Studierenden in 30 Jahren um 40 Prozent abgenommen habe, insbesondere ab dem Jahr 2000. "

    Ja aber gilt das auch für die BRD, usw.? Man denke an die Auswirkungen von 9/11, dem semi-permanenten Kriegszustand, usw.



    Dass die Durchrohung sich auch immer weiter verfeinert, also bis in Mikroaggressionen manifestiert, dem würde ich aufgrund eigener Beobachtungen sofort zustimmen. Sitzplätze mit Einkaufstüten blockieren ist ja vergleichsweise noch was Grobes. Auf Rolltreppen penetrant den Weg nicht freigeben, das Aussteigen aus der S-Bahn durch den eigenen Einstiegsdrang behindern, die Stoßstange absichtlich über den Stopschildstreifen fahren, bevor das Fahrzeug zum Halt kommt, usw.

    • @non payclick:

      Kurven schneiden auf Landstraßen kommt auch immer mehr in Mode. Trotz oder wegen "Fahrassistenten"?

  • Also ich bin ja fuer "Bahn Fahrradfrei". Die Dinger nehmen anderen den Raum weg und stehen zu 99% nur rum.

    • @elektrozwerg:

      Also, ich bin ja für Straße autofrei. Die Dinger nehmen anderem den Raum weg und stehen zu 95 % nur herum.

    • @elektrozwerg:

      Wenn wir eine Verkehrswende hin zu weniger CO2 wollen, dann sind Fahrräder in der Bahn ein absolutes Muss. Und Raum nehmen die Dinger nur weg wenn die Bahn voll ist. Und zu Stoßzeiten (Berufsverkehr) herrscht in den meisten Bahnen ohnehin Fahrradverbot. Also was soll das Gehate?

      • @QuantumRider:

        Akzeptiert wird dieses Verbot aber von vielen Radfahrern nicht bzw. befolgt.

  • These: wenn jeder nur Rechte hat und in Vergessenheit gerät, dass mit jedem Recht auch jemand verpflichtet wird , diesen Anspruch zu erfüllen, dann hat vielleicht auch das einen Einfluss. Gar nicht so sehr der "Wettbewerb"?

    • @Dr. McSchreck:

      Sehr guter Einwurf, wenn alle nur Recht haben, gerät in Vergessen, was Pflichten sind. Schade.

  • Ist nicht alles immer schlimm! Nachdem ich letzte Woche mit 2 Kindern, vielen Radtaschen, 3 Fahrrädern in einem übervollen Regio gefahren bin , von FFM nach Offenbach kann ich folgendes sagen: Die Menschen sind immer noch hilfsbereit. Man muss nur laut rufen das man aussteigen will und bitten das jetzt! Alle! Platz machen müssen.



    1: Keiner hat sich beschwert, danke



    2: Wir konnten super aussteigen, danke an Alle die mitgeholfen haben.

    Der Zug war so voll das ich schon Gewaltszenarien im Kopf hatte und mit der Notbremse drohen wollte. Aber ein lautes Bitte. Um Hilfe hat genügt. Meine Kinder waren auch noch tagelang beeindruckt wie gut das geklappt hat.



    Außerdem war das das erste Mal das ein Zugfahrer sich entschuldigt hat mit “ Meine Schuld, ich bin zu Spät zum Dienst gekommen “

    Es ist nicht alles schlecht.

    • @Flobaine Baine:

      Ich mache die Beobachtung (außerhalb der Bahn), dass es regionale und zeitliche Unterschiede gibt, wie hilfsbereit Mitbürger*innen sind.

  • Der Bedarf an Platz für Kinderwägen, Rollstühle, Rollatoren und Fahrräder ist offensichtlich höher als das Angebot. Die Verantwortung zu individualisieren und denjenigen, die einfach nur die Bahn nutzen wollen - völlig zu Recht auch mit Hilfsmitteln! - den Schwarzen Peter zuzuschieben, lenkt nur von der eigentlichen Misere durch die Privatisierung und der Einsparungen auf Kosten des Komforts für alle Reisenden ab.

    • @Radfahrerin:

      In dem Artikel geht es aber nicht um den Mangel der Bahn, sondern darum, wie die Leute damit umgehen. Ob man also versucht, in der Not solidarisch zu sein oder jeder das maximale für sich rausholen möchte und wenn jemand um Rücksicht bittet, ist die Antwort "ich kann ja nichts dafür, das die Bahn so schlecht organisiert ist".

      • @Dr. McSchreck:

        Anschließe mich: In den Wagen mit Transportmöglichkeiten für Kinderwagen und Räder sitzen oft Reisegruppen mit großem Fluggepäck, Reisende mit Roller, die eingeklappt gehören, und am Wochenende verschärft Party-Gruppen auf dem Weg in die Rheinmetropolen D & K, zum Junggesell:innenabschied. Die weichen für andere nicht automatisch oder gar gerne, wenn Kinderwagen, Rollstühle oder Fahrräder am Haltepunkt "neu im Spiel" sind. Und eines kommt hinzu: Viele sind total verstöpselt und nehmen ihre Umgebung nicht wahr.



        Wenn Stress droht, ist die professionelle Begleitung der Bahnfahrt in Person von MitarbeiterInnen der Unternehmen, hier im Regionverkehr alles "Nicht-DB", auch nicht sogleich zur Stelle; selbst die Mit-Fahrt ist nicht garantiert, wenn eine Überfüllung des Zuges droht oder bereits mutmaßlich vorliegt.



        Gar nicht ganz selten treten in solchen Situationen auch Friktionen als Generationen-Konflikt oder Mikrorassismus in Erscheinung.

  • Vielleicht ist es weder noch. Also weder die erhöhte Sensibilisierung noch allgemein zunehmende Aggressivität.



    Das menschliche Verhalten wird wesentlich von den Verhältnissen bestimmt. Und die Verhältnisse ändern sich. Das klingt auch durch, z.B. gibt es mehr Fahrradtouristen mit E-Bikes. U.u. gibt es auch häufiger Zugausfälle. Und dann kommt noch dazu, dass zunehmend mehr Menschen Interesse daran haben, Urlaub ohne Auto zu machen. Zugleich steigt die Kapazität der Bahn nicht.



    All diese Faktoren definieren die Umstände, bei denen es zu einem hohen mismatch zwischen menschlichen Bedürfnissen und deren Befriedigung kommt. Das resultiert in massivem Stress, was sich wiederum in aggressivem Verhalten äußert.

    Fazit: wir sollten als Gesellschaft mehr auf Verhältnisse als Ursache von Verhalten haben, das sollte auch Entscheidungen der Politik stärker begründen. Wenn die Verhältnisse gut und bedürfnisgerecht sind, kommt auch "das Gute" im Menschen stärker zum Vorschein!

    • @Ringsle:

      Die Verhältnisse sind jene, die Herr Heitmeyer charakterisiert.



      Vereinzelung (als "Individualisierung" verschönert) in der von Renditenerwartungen (Zins) getriebenen Gesellschaft.

      Margaret Thatcher: "So etwas wie eine freie Gesellschaft gibt es nicht, es gibt nur einzelne Männer und Frauen. Die Menschen sind es, die für sich selbst sorgen müssen. Die Ökonomie ist nur das Mittel. Es geht darum, das Denken zu verändern."

      Seid Menschen - sorgt für einander!

      • @humusaufbau:

        Frau Thatcher hat im zweiten Teil Unrecht - dass es "nur einzelne Männer und Frauen" gibt. Sie hat aber Recht, dass es immer in den Abgrund führt, sich auf "die Gesellschaft" z verlassen, sein Leben aus der Hand zu geben und zu glauben, andere würden die eigenen Probleme lösen. Viele wollen es nicht und die wenigsten könnten es.

  • Zwei Beobachtungen hierzu meinerseits:

    1.) Smartphones – Extrem viele Leute glotzen beim Bahnfahren nur noch aufs Handy und sind halt mehr mit der digitalen Welt als mit der direkten Umgebung connected. Damals, vor tausenden von Jahren, in der Zeit vor dem Smartphone, blieb einem ja gar nichts anderes übrig als wenigstens ab und zu mit den anderen Reisenden Blicke auszutauschen und bei Gelegenheit auch Gespräche zu führen. So bildet sich ein Mindestmaß an sozialer Verbundenheit, die dann automatisch zu mehr Rücksicht wurde.

    2.) Chivalry – Früher hat man Männern beigebracht sie sollen sich anständig und höflich benehmen. Da hat man gerne den Platz für Bedürftige freigeräumt, im Gegenzug gab es ja Respekt. Fairer Deal. Heute sind Männer die böse, mit Privilegien ausgestattete Gruppe. Die soziale Belohnung entfällt bei dem neuen Deal. Das ist anreiz-psychologisch betrachtet dämlich und nicht sehr nachhaltig.

    • @QuantumRider:

      Damals, vor tausenden von Jahren, in der Zeit vor dem Smartphone, blieb einem ja gar nichts anderes übrig als wenigstens ab und zu mit den anderen Reisenden Blicke auszutauschen und bei Gelegenheit auch Gespräche zu führen.

      In meiner Erinnerung hinderte damals oft eine aufgeschlagene Blöd-Zeitung daran Blicke auszutauschen.

      • @Xanyd:

        Die Bildzeitung war aber damals nicht ansatzweise so verbreitet wie das Smartphone heute. Noch war sie im gleichen Maße addictive.

      • @Xanyd:

        Recht haben Sie, habe ich irgendwie vergessen.:)

    • @QuantumRider:

      Es geht sogar noch ein Stück weiter: Kleine Freundlichkeiten des Alltags, wie z.B. eine Tür aufhalten statt sie vor der Nase des/der Nächsten zufallen zu lassen, werden wohlmöglich als männlich chauvinistisches Macho Gehabe interpretiert und daher unterlassen - zumindest ist das meine private Interpretation dafür, dass Jeder/Jede nur noch auf sich selbst schaut, und gleichzeitig die Ellenbogen ausfährt.



      Als Handwerker war ich eine Zeit lang viel mit Reparaturarbeiten in öffentlichen Gebäuden befasst. Jmd., der mit schweren Werkzeugkisten beladen den Flur entlang geht, die Korridortür aufzuhalten durch die man selbst ½ Sekunde zuvor hindurchgeht, scheint ausserhalb der Vorstellungskraft vieler Mitmenschen. Eher wird sich noch auf den letzten Drücker hindurchgequetscht, damit man bloß nicht 2 Sekunden Lebenszeit mit Warten verliert...

  • Leider kann ich der Autorin nur zustimmen. Gerade beim Bahnfahren ist die Rücksichtslosigkeit und der Egoismus vieler Mitmenschen immer wieder zu beobachten. Ob vier Sitzplätze mit Tisch von einer Person blockiert werden und bei freundlicher Nachfrage ob ein Platz noch frei sei, die Sachen mit schmerzverzerrten Gesicht und tödlichen Blicken im Schneckentempo beiseite geräumt werden oder ob es das stundenlange, überlaute, dafür aber belanglose Telefonat ist, Mitreisende können einen die Bahnfahrt auf vielfältige Art vermiesen. Auch die Erkenntnis, dass es am Ende für alle schneller, geht wenn erst Aus- und danach eingestiegen wird, scheint noch nicht jeden erreicht zu haben.

    • @Flix:

      Inzwischen ist es ja leider gar nicht so selten, dass Leute nur noch mit "Lautsprecher" telefonieren, man also beide Seiten durchgängig hört. Vielleicht sollte man mal fragen, ob der Gesprächspartner eigentlich weiß, dass die ganze Bahn mithört.

    • @Flix:

      Solche Personen frage ich dann immer ganz naiv, ob sie denn vier Plätze käuflich erworben haben.