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Streit um Reserve-AtomkraftwerkeHabeck weist Zweifel zurück

Der Vorschlag des Wirtschaftsministers für einen Reservebetrieb von AKWs sorgt bei Betreibern für Unverständnis. Habeck besteht auf seinen Plänen.

Es gibt Streit um Habecks AKW-Pläne Foto: dpa

Berlin dpa | In der Debatte über die Laufzeit der letzten drei Atomkraftwerke hat Wirtschaftsminister Robert Habeck Zweifel an der technischen Machbarkeit eines Reservebetriebs der bayerischen Anlage Isar 2 zurückgewiesen. Anlass für die Entgegnung war ein Brief des Betreibers an Staatssekretär Patrick Graichen vom Dienstag. Darin hatte Preussenelektra-Chef Guido Knott den Vorschlag des Ministeriums, zwei der drei noch bis Jahresende laufenden Kernkraftwerke danach in eine Reserve zu überführen, als „technisch nicht machbar“ bezeichnet.

Der Vorschlag sei daher „ungeeignet, um den Versorgungsbeitrag der Anlagen abzusichern“, zitierte der „Spiegel“ aus dem Brief. „Das Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen“, so Knott laut Spiegel.

Habeck äußerte sich verwundert. Der Grünen-Politiker warf dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben: Ein schnelles Hoch- und Herunterfahren der Anlagen sei nicht geplant. Vorgesehen sei vielmehr „einmal zu entscheiden, ob man die Kraftwerke braucht oder nicht“.

Das könne im Dezember, Januar oder Februar geschehen. „Das ist offensichtlich an den Technikern von Preussenelektra vorbeigegangen.“ Zudem verwies Habeck auf einen früheren Brief des Energiekonzerns vom August, in dem dieser mitgeteilt habe, dass es auch im Fall eines längeren Streckbetriebs einen kurzfristigen Stillstand brauche. Nach Habecks Darstellung widersprechen sich diese Angaben des Konzerns.

„Supergau für Bundesregierung“

Nun solle in neuen Gesprächen geklärt werden, was gelte, sagte der Wirtschaftsminister. Er wies darauf hin, dass auch bei einem Streckbetrieb, „also dem offensichtlichen Wunsch von Preussenelektra“, eine Revision nötig gewesen wäre. Preussenelektra gehört zu Deutschlands größtem Energiekonzern Eon.

Der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, erklärte: „Robert Habecks Vorschlag hält einer vertieften fachlichen Prüfung offenkundig nicht stand.“ Kernkraftwerke seien „kein Experimentierfeld“ für grüne Wahlkampferfolge. Die Regierung müsse nun ein neues Konzept präsentieren, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

An einer Verlängerung der Laufzeiten führe kein realitätsnaher Weg vorbei. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger nannte die Ablehnung des Reservebetriebs durch Preussenelektra einen „Supergau für die Bundesregierung“. „Deutschland steht wegen grün-ideologischer Politik vor der politischen Handlungsunfähigkeit und einem wirtschaftlichen Desaster“, erklärte der Freie-Wähler-Politiker.

AKWs technisch keine Reservekraftwerke

Ein Eon-Sprecher wollte sich auf Anfrage nicht näher zum Brief von Preussenelektra an das Ministerium (BMWK) äußern. „Wir haben am Montagabend kommuniziert, dass Kernkraftwerke in ihrer technischen Auslegung keine Reservekraftwerke sind, die variabel an- und abschaltbar sind. Sie können davon ausgehen, dass wir hierzu im engen Austausch mit dem BMWK sind, um eine umsetzbare Lösung zu finden“, sagte er.

Laut den Plänen des Bundesministeriums soll auch das Kernkraftwerk Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg in eine Reserve übergeführt werden. Nach Bekanntwerden des Preussenelektra-Briefs erklärte ein dortiger Sprecher: „Wir sind aktuell im Austausch mit dem Bundeswirtschaftsministerium zur Klärung der konkreten Details und unserer Fragen.“ Erst danach könne man die technische und organisatorische Machbarkeit bewerten. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns bis dahin an öffentlichen Debatten nicht beteiligen.“

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38 Kommentare

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  • Wurde da überhaupt miteinander geredet der ist das so eine billige Top-Down Entscheidung die sich auf dem Weg in die Realität verkrümmelt?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Krümmel ist schon seit 2011 außer Betrieb.



      de.wikipedia.org/w...twerk_Kr%C3%BCmmel

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „ ‚Das Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen‘, [….] Habeck äußerte sich verwundert. Der Grünen-Politiker warf dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben..“



    Was ich verstanden habe: Die Notfallreserven sollen aktiviert werden, wenn Strom fehlt. Der Wiederanlauf der AKWs benötigt aber gesicherte externe Stromversorgung. Habe ich das richtig verstanden? (Disclaimer: Ich bin kein Philosoph.)

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Wie Atomkraftwerke vom Netz genommen und wieder an das Netz gehen, kann man gerade in der Ukraine beobachten, auch in Frankreich können sich die Techniker der Stromversogungsunternehmen informieren. Es besteht auch die Möglichkeit einfach einen der Arbeitslosen Kerntechniker zu befragen. Ich bin mir sicher dass bei der externen Stromversorgung eine Priorisierung zugunsten der Kraftwerke( auch Kohle und Wärmekraftwerke) eingeplant ist. Die Konzerne wollen halt Profit machen und sind keine Samariter.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Pepi:

        „Ich bin mir sicher dass bei der externen Stromversorgung eine Priorisierung zugunsten der Kraftwerke (auch Kohle und Wärmekraftwerke) eingeplant ist.“



        Danke für die Aufklärung. Ich hoffe, dass Sie Recht haben. Wind weht ja genug. Wenn ich mal über Land fahre, beobachte ich, dass viele Windräder still stehen, obwohl reichlich Wind weht. Vermutlich ist der Strom nicht zu verkaufen. Von grünem Wasserstoff aus EE-Überschuss träume ich seit mehr als 20 Jahren. Gut, dass Merkel und Altmaier weg sind. Jetzt geht es voran. Bei seiner berechtigten Zurecht- und Zurückweisung hat Habeck vergessen, den durch die FDP gewollten Rollback (2009-2013) zu erwähnen. Mag er Kubicki und Lindner wohl nicht zumuten.

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Das Problem ist, dass man den Strom aus dem Norden nicht wegbekommt. Deswegen macht es auch keinen Sinn das Atomkraftwerk weiter zu betreiben.



          Unter Volllast müssten noch mehr Windmühlen stillstehen. Ein massiver Ausbau der Stromtrassen könnte hier Abhilfe schaffen , scheitert aber häufig am Umweltschutz. Alternativ wäre der Ausbau lokaler Energieversorgung in Betracht zu ziehen scheitert aber aus den gleichen Gründen, da die Großen Energieversorger an Marktmacht verlieren. Es wäre sofort möglich 30% mehr Energie von den privaten Solarzellendächern einzuspeisen, die werden nämlich bei 70% Zwangs abgeregelt mit der Begründung das Netz würde dadurch überlastet und die Grundversorgung durch die Energieversorger wäre dadurch gefährdet. Technisch wären temporäre Insellösungen( bei Sonneneinstrahlung) kein Problem, sind aber nicht erwünscht.

  • a) Hat die Union mit 16 Jahren Untätigkeit uns diese ganzen Herausforderungen eingebrockt - und die Freien Wähler in Bayern mit ihrer Windkraftverweigerung.

    b) Wenn AKWs nicht als kurzfristig regelbare Reservekraftwerke nutzbar sind, sind sie für die Energiewende nicht zu gebrauchen; dann sollte man sie - auch wegen der Risse und der ausstehenden Sicherheitsprüfungen - sofort abschalten.

  • Das klingt, als ob es im Vorfeld der Verkündung von Habeck's Vorschlag keine (vernünftige) Abstimmung mit den Kraftwerksbetreibern gegeben hätte.

    Bei den Dimensionen dieser Entscheidung von Habeck fallen mir nur Worte ein wie "amateurhaft", "verantwortungslos" und "überfordert" ein.

    • @Black & White:

      Ach so?



      Klingt eher wie ein parteipolitischer Move des Konzernchefs.



      Der ist sicher in der CDU, aber hat von der Technik genauso viel Ahnung wie vom Kühemelken...

      • @mensch meier:

        Da haben Sie wohl den Nagel auf den Kopf getroffen!

    • @Black & White:

      Ein Philosoph muss sich nicht abstimmen, er mach die regeln für das grüne Weltbild!

  • Schaltet diese Hochrisikotechnologie endlich am Jahresende ab! Die Bayern sollen halt mehr Windräder bauen. Wenn Baumumarmer Söder mit anpackt, geht es auch schneller!

    • @Hannah Remark:

      Tatsache ist, dass Isar 2 etwa 15% des bayrischen liefert. Bei dem Atomkraftwerk in Baden Würtemberg ähnlich. FÜNFZEHNPROZENT.

      • @Der Cleo Patra:

        Leider ist Bayern keine Insel.

    • @Hannah Remark:

      Stimmt! Und die Harz 4ler, die sich Brot nicht mehr leisten können, sollen halt Kuchen essen!

      • @Strolch:

        In Bayern gibt es kaum Hartz 4ler und Strom verbrauchen die Hartz 4ler am wenigsten!

      • @Strolch:

        Wenn man die AKW laufen lässt, hat das aktuell keine Auswirkungen auf den Strompreis, weil der sich (noch) nach den höchsten Erzeugungskosten richtet (aktuell Gas).



        Sprich: Strom teuer, obwohl mehr da ist.

        • @Piratenpunk:

          Wenn die Bayern Windräder bauen, hat das bis 2023 weniger Effekt, wie wenn die AKW laufen gelassen werden - die werden nicht fertig bis zu diesem Winter.

          • @Strolch:

            Wenn Söder endlich mit anpackt, dann klappt das schon!

          • @Strolch:

            Nochmal für dich: Der Strompreis richtet sich nicht aus Angebote und Nachfrage, sondern anhand der Kraftwerke, die am teuersten sind - und das sind gerade Gaskraftwerke.



            Sprich: Auch wenn gerade mehr Strom da ist, zahlen ALG 2 Bezieher:innen weiterhin sehr teuren Strom.



            Der Weiterbetrieb von AKW wird den Strompreis nicht reduzieren, wenn die Berechnungsgrundlage nicht geändert wird.

            Was die Windräder angeht: Ja, das stimmt. Kurzfristig müssen davon aber auch in Bayern mehr gebaut werden. Und das nicht nur wegen Putin.

            • @Piratenpunk:

              Nicht ganz: der Preis richtet sich an das teuerste Kraftwerk das noch zur Deckung der Nachfrage benötigt ist. Wenn mehr billiger Strom da ist, dann fällt auch der Preis.

              • @FermentierterFisch:

                Dann sollten doch endlich die Abregelungen der erneuerbaren Kraftwerke beendet werden, um mehr kostengünstigen Strom in den Markt zu bringen. Schon würde der Preis sinken.



                Bedarf ist genug da, auch in den Nachbarländern. So dient die zwangsweise Abregelung einer scheinbar notwendigen Zuschaltung von Gaskraftwerken und aktuell einer Preissteigerung. So lässt sich sehr einfach eine politische Kehrtwende im Sinne der Kernkraft der ewig Gestrigen (Merz, Lindner, Söder) formulieren.

              • @FermentierterFisch:

                Danke für die Korrektur.

  • Laut Zeit-Online werde "nach aktueller Rechtslage [...] alle drei noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland zum Jahresende abgeschaltet"

    Also mit dem 31. Dezember 22

    Oben steht: 》Der Grünen-Politiker warf dem Konzern vor, das Konzept der Notfallreserve nicht verstanden zu haben: Ein schnelles Hoch- und Herunterfahren der Anlagen sei nicht geplant. Vorgesehen sei vielmehr „einmal zu entscheiden, ob man die Kraftwerke braucht oder nicht“.

    Das könne im Dezember, Januar oder Februar geschehen. „Das ist offensichtlich an den Technikern von Preussenelektra vorbeigegangen.“《

    Wie kann wan im Februar entscheiden, ein mindestens seit einem Monat abgeschaltetes AKW wieder in Betrieb zu nehmen, ohne dass es sich dabei um 'eine noch nie praktizierte Anfahrprozedur' handelt, nämlich im Streckbetrieb?

    Und so den Einwand eines Betreibers dieser Hochrisikotechnologie „Das Austesten einer noch nie praktizierten Anfahrprozedur sollte nicht mit einem kritischen Zustand der Stromversorgung zusammenfallen“ abbügeln wollen?

    Der bzw. die Techniker dort hätten das Konzept nicht verstanden? Habeck, der Bundeswirtschaftsminister, weiß besser, was sich beim Betrieb eines AKW locker riskieren lässt?

    • @ke1ner:

      Man kann eine nukleare Kettenreaktion nicht "abschalten" wie eine Lampe; was die Medien unter diesem Begriff verstehen, ist die Abtrennung vom Stromnetz.



      Als (wissenschaftlich unsaubere, aber "intuitiv" eingängige) Analogie: wenn Sie beim Autofahren den Fuß vom Gas nehmen, oder beim Radfahren nicht mehr treten, kommt das Fahrzeug nicht sofort zum Stillstand, sondern rollt aus, und man kann währenddessen wieder anfahren, ohne dass man zwischendurch anhält.

      Das normale Verfahren bei der Außerdienststellung eines AKW ist:

      1. Trennung vom Stromnetz



      2. Herunterfahren des Reaktors



      3. Abklingen der Kettenreaktion - es wird kein Strom erzeugt, aber der Reaktor läuft noch und muss gekühlt werden



      4. Hier erfolgt das tatsächliche "Abschalten" (für Neckarwestheim 2 war das gegen Ende August 2023 geplant)



      5. Entfernen der Brennstäbe



      6. Dekontamination



      7. Abriss

      In Habecks Plan werden Schritt 1 und 2 vertauscht.



      Bis zum Ende von Schritt 3 kann man einen Reaktor der gängigen Bautypen wieder hochfahren (bei Schmelzsalzreaktoren geht das nicht so einfach, da wird irgendwo während Schritt 3 der Punkt erreicht, wo das Salz kristallisiert und der Reaktor Schrott ist; deswegen sind die nie in Serie gegangen, obwohl die Technologie seit den 1970ern auf dem Papier serienreif ist - die Wahrscheinlichkeit, dass der Reaktor bei einem trivialen Störfall irreparabel beschädigt wird, ist zu hoch)

      Und bevor das Ergebnis des Stresstests vorlag, hat Preußenelekrta Habeck gegenüber versichtert, dass das nicht nur physikalisch, sondern auch technisch umsetzbar ist. Die Notfallreserve ist nichts, was sich Habeck privat in der Freizeit ausgedacht hat.

      Die AKWs in Saporischia zeigen, dass sogar ein "Hoch- und Runterfahren auf die Schnelle" *möglich* ist, aber eben sehr riskant. Da sind Reaktoren innerhalb von 10 Tagen 2mal "abgeschaltet" und wieder "angeschaltet" worden.

      • @Ajuga:

        So ganz hat es Habeck dann wohl auch nicht verstanden, wenn er erklärt: 》Aber in der Tat wurde uns in den bisherigen Gesprächen mitgeteilt, dass das Atomkraftwerk bei einem Streckbetrieb kurzfristig ausgemacht werden muss und soll und dann muss das auch für die Einsatzreserve gelten, denn es kann dann ja keinen technischen Unterschied machen《 www.bmwk.de/Redakt...eussenelektra.html

        Ihr 'ausrollen lassen' beschreibt die FAZ so: 》Für das rein technische Anfahren rechnet Habeck mit einer Woche, doch hält das der Isar-2-Betreiber Preussen-Elektra für unrealistisch. Die beiden Kernkraftwerke sollen im sogenannten kalt unterkritischen Zustand verbleiben. Das bedeutet, dass keine Kettenreaktion läuft und sich der Reaktor nicht auf Be­triebstemperatur befindet. Um ihn wieder anzufahren, muss das System extern erhitzt werden, und zwar langsam, damit die Komponenten keinen Schaden nehmen《- beide, Ihre und die Erklärung der FAZ, leuchten ein, erledigen sich meine Einwände weitgehend.

        Was - angesichts auch der unsäglichen Kampagnen, mit denen die Atomwirtschaft seinerzeit den Ausstieg vom Ausstieg erzwungen hat - dafür spricht, dass die Betreiber wieder mit u.a. der FDP auf eine Laufzeitverlängerung



        hinauswollen.

        Aber wenn das letzte halbe Jahr eins klar gezeigt hat, ist es doch, dass wan Gegner nicht unterschätzen sollte. Hier: sich über angemeldete Sicherheitsbedenken der Betreiber hinwegzusetzen, wäre im Falle eines Unfalls verheerend.

        Und vor dem Hintergrund dieser Analyse von P. Pinzler bei ZON - Warum die Methode Habeck gerade an ihre Grenzen stößt

        Statt wie andere öffentlich den Streit zu suchen, lässt sich der Wirtschaftsminister von den Koalitionspartnern ausmanövrieren《 scheint auch die Ankündigung des Ministers "das werden wir jetzt - hoffentlich auch ohne die Öffentlichkeit - mit den Betreibern diskutieren" eher unklug.

      • @Ajuga:

        Endlich jemand, der/die Bescheid weiß.

  • In Neckarwestheim sind mehr als 350 gefährliche Risse nachgewiesen. Es handelt sich um dieselbe Rissart wie in den französischen AKW. Die Risse bedrohen den sicheren Betrieb der Kraftwerke, das wäre ein nur schwer zu beherrschender Störfall, der sich bis zum Super-GAU entwickeln kann. Im typgleichen AKW Isar-2, dessen Betreiber bisher Kontrollen verweigert, besteht ebenfalls Rissverdacht.

    @ Herr Aiwanger: wann werden Sie endlich aktiv und schützen Ihr Heimatland und die bayerische Bevölkerung vor dem nächsten Supergau.



    Es schient dass Sie Ihren Verpflichtungen als Minister nicht nachkommen und die Bevölkerung gefährden

    Selbst die französische Atomaufsicht schaltet AKW`s, in denen die gefürchtete Spannungsrisskorrosion nachgewiesen ist, aus Sicherheitsgründen umgehend ab. Für deutsche AKW muss dasselbe gelten. Es kann nicht sein, dass die Riss-Reaktoren stattdessen sogar noch länger laufen sollen.

    Die geplante Weiternutzung der mehr als 34 Jahre alten Anlagen missachtet darüber hinaus die vom Bundesverfassungsgericht definierten grundlegenden Sicherheitsanforderungen an AKW.



    Fakt ist, dass kein Reaktor in Deutschland diese Sicherheitsanforderungen über den 31.12.2022 hinaus erfüllt.



    Das hat die Bundesatomaufsicht bereits eindeutig festgestellt.



    Ein Betrieb der AKW nach diesem Datum ist daher keine Option.

    @ Herr Habeck: Machen Sie "Nägel mit Köpfe" und entscheiden Sie sich gegen einen, wie auch immer gearteten Weiterbetrieb der Anlagen nach 31.12.2022.

    Ein AKW, das die Sicherheitsanforderungen nicht erfüllt, kann nicht als „Einsatzreserve“ dienen. Und Riss-Reaktoren müssen sofort vom Netz – in Deutschland genauso wie in Frankreich.

    Versorgungssicherheit ist nur mit Kraftwerken möglich, die den gültigen Sicherheitsanforderungen genügen. Dies tun die derzeit noch laufenden Anlagen bereits heute nicht mehr.

    @ Herr Kruse: Kernkraftwerke sind kein Experimentierfeld, daher darf es keine Laufzeitverlängerung geben, auch nicht in einer Energiekriesensituation.

    • @Sonnenhaus:

      "Ein Betrieb der AKW nach diesem Datum ist daher keine Option."

      Außer wenn die nötigen Inspektionen und ggfs Reparaturen durchgeführt werden - worauf Habeck aber besteht.

      Das wird natürlich ganz schön teuer für die Betreiber.

      Darum drehen die und ihre Mietmäuler bei den Rechtsparteien ja auch gerade völlig frei, müllen die Medien mit ihren Lügen zu (von der hochsicheren zur Hochrisikotechnologie in nur 24 Stunden - Habeck hat die Atomlobby getroffen, wo es ihr wirklich wehtut: bei ihrer Gier auf Transferleistungen aus unser aller Taschen), und lassen ihre Sockenpuppen und Trolle Überstunden schieben.

      Das wird heute noch heftig abgehen hier im Forum.

    • @Sonnenhaus:

      Fakt ist, dass kein Reaktor in Deutschland diese Sicherheitsanforderungen über den 31.12.2022 hinaus erfüllt. Das hat die Bundesatomaufsicht bereits eindeutig festgestellt.

      Sind Sie sicher, dass die Bundesatomaufsicht das so festgestellt hat oder ist das eher ihre persönliche Meinung? Die Reaktoren hatten ja dann sofort abgeschaltet (d.h. z.B. 2019) werden müssen, nicht erst zum Jahresende. Die Bundesatomaufsicht ist hier gegenüber den Länderministerien weisungsberechtigt.

    • @Sonnenhaus:

      Wenn Sie von Rissen reden sollten Sie schon dazusagen wo sich die Risse befinden unnd ob das sicherheitstechnisch relevant ist und wenn ja wieso. Angaben zu einer seriösen Quelle ist ebenfalls hilfreich. Nur von "Rissen" zu reden ist erst einmal stark verdächtig auf Panikmache. Genau diese "emotionale" Ebene bringt uns in der Diskussion keinen Schritt weiter.

  • Geht es nicht auch und hauptsächlich ums Geld?

  • Habeck macht mit seinen politisch motivierten Tricksereien die Hochtechnologie Kernkraft zur Hochriskotechnologie. Er nimmt billigend in Kauf, dass sich die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Kraftwerksunfalls erhöht. Ansonsten ist die Kernkraft anders als immer wieder behauptet keineswegs eine Hochrisikotechnologie - jedenfalls nicht wenn man die wissenschaftliche Definition von Risiko zu Grunde legt und die über Jahrzehnte gewachsenen Atomangst-Emotionen raushält.

    Risiko = potentielle Schadenshöhe multipliziert mit Eintrittswahrscheinlichkeit.

    Die Risiken der unterschiedlichen Kraftwerkstypen im Vergleich in Zahlen (Our World in Data, Oxford University).

    Tote pro TWh:

    Kohle: 24,6



    Öl: 18,4



    Gas: 2,8



    Wasserkraft: 1,3



    Wind: 0,04



    Nuklear: 0,03



    Solar: 0,02

    Bei der Höhe der Todeszahlen bei den schwersten Katastrophen führen mit großem Abstand Wasserkraftwerke: Vagast (Italien, 1963): 2000 und Banquiao (China 1975): 250.000.

    Zum Vergleich Fukushima: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es einen Todesfall durch Strahlung (Kraftwerksarbeiter). Es gibt keine belastbaren Hinweise für Langzeitschäden durch Strahlung da keine Erhöhung der Schilddrüsenkarzinomefestgestellt wurde. Die Region Fukushima ist wieder weitgehend bewohnbar. Die dortige Strahlenbelastung (Millisievert) ist niedriger als in mehreren Weltregionen durch natürliche Strahlenbelastung.

    • @Pi-circle:

      Komisch - ich lese da ganz andere Zahlen.



      fukushima-radioactivity.jp/pc/



      und das sind die durchaus nicht unumstrittenen offiziellen Zahlen der Japanischen Regierung.

      In Sachen Wasserkraft sollten sie Möhnetalsperre nicht vergessen (1284-1600 Tote)

      Und bei den "Toten durch Nuklear" haben sie die Toten durch Bergbauunfälle, Umweltzerstörung und Verstrahlung in bzw. durch die Uranminen (Stichwort "Yellow Cake") nicht berücksichtigt.

      • @Bolzkopf:

        Nein, die von Ihnen verlinkte Karte der japanischen Regierung zu der radioaktiven Belastung in der Fukushima-Region belegt was ich gesagt habe. Sie hasben offenbar Mikriosievert mit Millisivert verwechselt. Nehmen wir die verbliebenen (wenigen) roten Punkte mit der maximalen Strahlenbelastung (3 Mikrosievert pro Stunde). Hochgerechnet auf ein Jahr sind das 26 Millisievert po Jahr. Damit wird der Grenzwert von 20 Millisievert für Kraftswerkmitarbeiter knapp überschritten. Dieser Grenzwert ist aber sehr konservativ. In einigen Regionen der Welt liegt die natürliche Strahlenbelastung bei 40-50 Millisievert pro Jahr (z.B. an der brasilianischen Küste). In der Strahlemedizin gelten sogar Werte unter 100 Millisievert pro Jahr als unbedenklich. Die NASA geht von 200 Millisievert aus.

        Also nix Atomlobby sondern medizinische Reality.

    • @Pi-circle:

      Die übliche Propaganda der Atomlobby halt.

      pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25124816/

      www.dw.com/de/nukl...-tieren/a-19179109

      • @Ajuga:

        Sie könneen die Effekte von Strahung auf das Genom (Mutationen) nicht einfach von einer Spezies (Insekten) auf eine andere Spezies (z.B. Säugetiere) übertragen. Insekten haben eine sehr viel höhere spontane Mutationsrate aufgrund eines weniger ausgebauten enzymatischen Reparaturapparat. Daher reagieren sie empfindlicher. Ungünstige mutatione werden bei Insekten schnell aussortiert. Bei der hohen Reproduktionsrate und der kurzen Lebenszeit hat das bei Insekten im Ergebnis kaum einen Effekt auf die Population. Säugetiere sind da wesntlich weniger empfindlich was auch aufgrund der relativ niedrigen Reproduktionsrate und längeren Lebenszeit aus evolutionären Gründen sinnvoll ist. Wir haben uns im Verlauf der Evolution über viele millionen Jahre an niedrige Strahlendosen angepasst.

      • @Ajuga:

        Facts sind nicht erwünscht?