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Streit um Gedicht an HochschulfassadeVon Blumen und schönen Frauen

An der Fassade einer Berliner Hochschule steht ein Gedicht von Eugen Gomringer. Studierende finden es sexistisch, nun muss es umziehen.

Für'n Eimer? Der Vergleich von Blumen mit Frauen Foto: imago/Westend61

Berlin taz | Der Mann, der die Frauen bewunderte, muss umziehen. Saß er bisher unangefochten riesig auf der Fassade der Alice Salomon Hochschule in Berlin-Hellersdorf, so muss er 2018, wenn die Fassade saniert wird, mitsamt seinem Gedicht auf eine kleinere Plakette am Fuß der Wand weichen. Groß wird ab dann alle fünf Jahre ein neues Gedicht erscheinen. Barbara Köhler soll den Anfang machen, mit welchem Werk, steht noch nicht fest.

Worum geht’s? Die Sonne scheint, der Dichter sitzt in der Mitte der breiten Allee, die Blumen leuchten vor den Verkaufsständen, zwischen denen Frauen flanieren. Er genießt. Er bewundert die Schönheit, die sich vor ihm ausbreitet. Der Dichter Eugen Gomringer hat diese Szenerie 1951 in „Avenidas“ zum Paradewerk der konkreten Poesie gemacht, das mit nur sechs Worten in immer neuen Kombinationen in wiegenden Rhythmen diese ganze städtische Pastorale heraufzubeschwören vermag.

In schrillem Kontrast zur Beschaulichkeit des Gedichts steht die Debatte, die es hervorgerufen hat. Seit 2011 ziert es die Südfassade der Alice Salomon Hochschule für Soziale Arbeit in Berlin. Deren Studierenden allerdings stieß sein Gehalt schon von Beginn an auf. 2016 dann beantragte der Asta, das Gedicht zu entfernen. Warum?

„Dieses Gedicht reproduziert nicht nur eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen* ausschließlich die schönen Musen sind, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren, es erinnert zudem unangenehm an sexuelle Belästigung, der Frauen* alltäglich ausgesetzt sind,“ heißt es in der Erklärung des Asta. Man stelle nicht Gomringers Gesamtwerk infrage, jedoch bezweifle man, dass sich dieses Gedicht als Aushängeschild der Hochschule eigne. Man wolle eine Umgestaltung der Fassade.

Von Zensur ist die Rede

Paff. #MeToo an der Salomon-Hochschule. Der hochdekorierte Gomringer als Inspirator für Frauenbelästiger. Was zunächst noch als „Provinzposse“, angestiftet von „verrückten Studenten“ aus dem gendermäßig überhitzten Berlin, abgehandelt wird, gewinnt schnell an Ernst. Die Schwierigkeit besteht unter anderem darin, dass Gomringer der Hochschule das Gedicht geschenkt hat – als Dank dafür, dass sie ihm 2011 zusammen mit dem Haus der Poesie einen Poetikpreis verlieh.

Den vergeben beide Institutionen zusammen regelmäßig, und aus dem Kreis der Preisträger*innen sollen nun auch die zukünftigen Fassadenkunstwerke ausgewählt werden. Das Haus der Poesie reagiert schon damals entsetzt. Der Spuk solle sofort ein Ende nehmen, sonst verlasse man die gemeinsame Jury. Am Dienstag nun machte das Institut Ernst und beendete die Zusammenarbeit mit der Hochschule. Auch die Jury, maximal düpiert, trat geschlossen zurück.

In schrillem Kontrast zur Beschaulichkeit des Gedichts steht die Debatte, die es hervorgerufen hat

Schon 2017 spricht das Haus der Poesie von der „Vernichtung eines Kunstwerks“. Die FAZ sieht den Dichter Gomringer diskriminiert und menetekelt, dass die Hochschule ihm und anderen ihre Poetikpreise wieder aberkennen wolle. Der Ehrenpräsident des Pen-Zentrums Deutschland, Christoph Hein, gerät in helle Rage: „Wirklich skandalös an diesem barbarischen Schwachsinn eines Asta ist: Die Alice Salomon Hochschule Berlin ist eine Fachhochschule mit den Schwerpunkten Erziehung und Bildung, d. h. diese Kulturstürmer werden einst den Nachwuchs ausbilden“, so zitiert ihn das Pen-Zentrum in seiner offiziellen Stellungnahme zum Thema. Von Zensur ist allenthalben die Rede.

Er Subjekt, sie Objekt

Und dann die Interpretationsdebatte erst: Die FAZ zieht sich in einem unlesbaren Text, der eifrig Silben zählt, ganz aufs Formale zurück. Nora Gomringer, selbst Schriftstellerin und Tochter des Dichters, nennt die Interpretation der Studierenden schlicht „falsch“. Der Bewunderer sei den Objekten gar nicht gegenübergesetzt, schließlich stehe da ein „und“.

Die renommierte Romanistin Barbara Vinken sieht die Frauen allegorisch: Die Schönheit selbst werde hier besungen. Wenn man die weibliche Muse aus der Kunstgeschichte eliminieren wolle, wären die Museen schlagartig leer, sagen viele.

„Kann Bewunderung herabsetzen?“, fragt wieder die FAZ ungläubig und muss sich von Feministinnen belehren lassen, dass man genau diese Bewunderung, die nur dem Äußeren und nichts anderem gilt, tatsächlich als herabsetzend erlebt werden kann und „wohlwollenden Sexismus“ genannt wird.

Doch insgesamt halten sich die Feministinnen auffällig zurück. Klar erkennt man die klassische Geschlechterposition der Kunst-, Wissenschafts-, ja, Gesellschaftsgeschichte wieder: er Subjekt, sie Objekt.

Die Blume der Frau

Aber die Freiheit der Kunst wiegt den allermeisten schwerer und lässt sie schweigen. Außerdem sei das Gedicht sehr schön, finden viele ganz subjektiv. Ob man nicht noch ein paar Männer und Frauen zufügen könne, um es zu entschärfen? Gedichtergänzungswettbewerbe werden gestartet. Einige enden mit dem Nachsatz: „und verrückte Studenten“. Umso stärker wirken die Studierenden nun als befallen vom Genderwahn.

Man kann doch nicht alles wegzensieren, was einem gegen die Geschlechtervorstellung geht! Eugen Gomringer selbst schließlich ist nahezu verzweifelt: Er wolle doch keine Frauen diskriminieren! Das sei niemals seine Absicht! Mit Gender Studies hat er sich erkennbar noch nicht auseinandergesetzt.

Doch Männer, Frauen und Blumen bestehen nun einmal nicht im luftleeren und unhistorischen Raum. Zum einen hat Gomringer es mit dem Gedicht tatsächlich fertig gebracht, die letzten Jahrhunderte der Geschlechterbeziehungen in der Kunst in sechs Worten auf den Punkt zu bringen. Er ist handelndes Subjekt, sie ist schönes Objekt. Allein dafür muss man das Gedicht weiter in den Schulbüchern erhalten.

Zum anderen haben Männer, die Frauen wie Blumen genießen, einen Assoziationshof weit jenseits der bloßen „Schönheit“, wie Vinken meint. Die Blume der Frau liegt traditionell zwischen ihren Beinen, von „Defloration“ ist nicht von ungefähr die Rede, das „Heideröslein“, das der Knabe stehen sieht und gegen dessen Willen bricht. Alles auch da.

Merkwürdiger Autoritarismus

Und dass eine Hochschule, deren Ziel es ist, junge Frauen zu handelnden Subjekten auszubilden, ihre Fassade nicht gerade mit diesen Assoziationsräumen verzieren will, ist so ganz unverständlich nicht. Zensur hieße, der Staat verbietet das Gedicht. Hier und heute aber kann jede und jeder hergehen und das Gedicht an seine eigene Fassade malen – so Gomringer es erlaubt.

Insofern eignet beiden Seiten der Debatte ein merkwürdiger Autoritarismus: Die Studis wollen das Gedicht nicht mehr sehen. Die Apologet*innen der Kunstfreiheit finden deren Interpretation einfach „falsch“ und wollen, dass der Hochschulrektor die Unbotmäßigen in die Schranken weist, als lebten wir zu Kaisers Zeiten und als hätte ihre Generation nicht mal für mehr Demokratie an Hochschulen demonstriert.

Rektor Uwe Bettig hat das Beste aus seiner Situation gemacht. Er hat seine Studierenden ernst genommen, ist aber nicht vor ihnen eingeknickt. Und auch nicht vor der fassadenhohen Wand des Kulturbetriebs, die sich vor ihm aufbaute. Er hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, die Hochschule hat online abgestimmt.

Doch noch mal mit anderen Augen

Ein Gedicht von May Ayim und ein Zitat von Alice Salomon kamen in die engere Auswahl. Er selbst hat die Wechsellösung vorgeschlagen, die der Akademische Senat dann schließlich gestern angenommen hat. Er hat Eugen Gomringer einbezogen, der – wenn auch unversöhnt und unter Protest – zur Enthüllung der Plakette 2018 anreisen soll.

Was bleibt? Eine Debatte, in der die feministischen Argumente bisher wenig Gehör fanden. Verrückte Studierx mit Genderwahn haben erfolgreich ein Kunstwerk wegzensiert. In Zeiten allerdings, in denen mehr Menschen bereit sind, Frauen zuzuhören, wenn sie davon berichten, wie das angeblich „ganz normale“ und „nett gemeinte“ Ver­halten von Männern sie einschränkt, bedrängt und verletzt, könnte ja der eine oder die andere das Gedicht dann doch noch mal mit anderen Augen lesen.

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72 Kommentare

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  • Was kommt wohl als nächstes? Müssen demnächst Kreuze an Wegesrändern verhüllt oder abgebaut werden, weil darauf ein Mann mit nacktem Oberkörper zu sehen ist?

    Es gab mal den Anspruch, eine Gesellschaft in positivem Sinne zu verändern. Mit Heulsusen wie diesen ist das nicht zu machen. Die werden, wenn ihnen der Gegenwind um die Nase weht, sich zurückziehen in ihr bürgerliches Kuschelnest und sagen: "Bitte macht doch die Tür zu! Es zieht!" Übrigens gibt es doch ein probates Mittel für Frauen, sich den Blicken der Männer zu entziehen: die Burka!

  • Die Streichung des Gedichts ist leider ein Sieg des menschenfeindlichen Totalitarismus, der alles überbrüllt, was ihm nicht passt. Es ist ein Zeichen der Heuchelei, dass diejenigen, die immer „Vielfalt“ und „Freiheit von Unterdrückung“ brüllen, selbst die größten Unterdrücker der Freiheit und Unterdrückung werden.

    Das eine TAZ-Autorin sich auf die Seite dieses Totalitarismus stellt, ist auch bezeichnend.

    Die vorgetragene totalitaristische Pseudoargumentation ist so falsch, wie nur was. Wer legitimiert die ASTA als Miniminderheit, die ganze Hochschule zu gängeln? Wer berechtigt die ASTA dazu, anderen Menschen vorzuschrieben, was sie beim Lesen des Gedichts zu denken haben? Wer entwickelt bloß solche kruden, menschenfeindlichen Gedenkenverschwurbelungen?

    Der neue Terrorstaat ist ante portas und zwar von links. Die Welt aus 1984 lässt grüßen.

     

    (Das ist der 3. Versuch, meinen Kommentar einzubringen. Offenbar nehmen Sie Ihre eigene Satzung nicht ernst! Auszug ...

    (4) Die taz wendet sich gegen jede Form von Diskriminierung.

    (5) Für die Redaktion ist Freiheit die Freiheit der Andersdenkenden, entscheidet sich Demokratie an den demokratischen Rechten jedes einzelnen Menschen.

    (7) Die Redaktion weist jede Einflussnahme, jeden Druck seitens einzelner Personen, politischer Parteien, Unternehmen, ökonomisch, religiös oder ideologisch orientierter Gruppen zurück.

    ... Das nehmen Sie offensichtich nicht mehr wichtig, wenn Sie einzig dem linkspopulistischen, hypermoralischen Femoradikalismus das Wort reden und andere Meinungen zensieren. Schämen Sie sich!

  • Something [more] is rotten in the state... Da gibt es eine Wand hie in Berlin, da ist daran geschraubt eine Buchstabenfolge: Bundeskanzleramt. An einem (zumindest dem Sinne nach) öffentlichem, wohl eher offiziösen Hause. Wie das? Und nirgendwo ist eine Wallung, kein Aufschrei. DAS, liebe Liebenden, ist eines Sturmes wert! Niemand stellt da aber ein Wasserglas hin.

    • @charis:

      BundeskanzlerInnenamt - ¿!¡;)(

       

      Nee Nee Nee -

      Dieses an mehr könnte ja bereits -

      Thomas de Glasaugeseiwachsam glatt - Verunsichern!

      & sodele ~>

      UWG - sei davor.

       

      & überhaupt ~>

      Wasserglas¿!;) Mach Bosse!

      Im Haushaltsausschuß kann Wasserglas zum Abdichten von Vasen und Töpferwaren und als Kleber für Papier auf Metall und Glas verwendet werden.

      "Ungeeignet, ungeeignet, ungeeignet"

      & Däh! ~>

      Eine vor der Verbreitung von Kühlschränken gebräuchliche Konservierungsmethode, z. B. zum Einlegen von Eiern!! beruht ebenfalls auf Wasserglas. Aber Hallo - kerr!

       

      Na Mahlzeit.

      kurz - Geht alles ja gaanich.

      Da stellt keiner was Wasserglas hin.

      Sturmtief Angela van Winkie -

      Muß noch warten. Hauptsache!

      Aber Gemach - wa!

      Das pendelt sie sich schon noch ein.

      • @Lowandorder:

        & nochens ne herrliche Blüte

        Aus der mailingtüte ~>

         

        "

        "BundeskanzlerInnenamt " ??

         

        Mit Verlaub, ein schlechter Witz.

        Ich nenne das Regierungssitz.

        Dort fällt ihr alles in den Schoß.

        Doch niemand schreit. Wie kommt das bloß?"

         

        Ja - Dess wär mal eine eine für PU & Co.

        Ganz genau. Wie kommt dess so?

        &

        Er Mann Sie Frau ~> Ob&Subjekt.

        Du Mutti - Haste dess gecheckt?

        Nu. In den öden baliner Grand Alleen -

        Wer'mer weiter dich still Pendeln sehn.

         

        kurz - Du bist handelndes Subjekt!;)

        Na si'cher dat. Zumal - Normal.

        Lies doch Gender Studies mal!

        Drum - gell - Gekleistert a Fassade!

        Nu. Schulz&Else - keiner wellse -

        Nur schöne Objekte - Wie Schade!

        &

        Auch wir bewundern wieder mal -

        Die herrlichen Dressurstücke der

        Moral!;))(;)

  • @ H - " Sorry für die Rechtschreibung, Daddelkeyboard..."

    Schonn ok.

     

    Dafür ist der Abschluß ja dann -;) Dennoch von hessischer Tiefsinnigkeit!

     

    "…Aber eine Häuserfassade mit einem Gedicht ist eben kein Ort für einen komplexen Diskurs - auch, wenn er sich daran entfachen kann - was man dann Öffentlichkeit und Demokratie nennt."

     

    &

    Na Letzteres nehmen wir blind

    &

    Wollen wir ja doch auch stark hoffen.

    Newahr.

    & sodele ~>

    kurz - Gelungen!

    Nu. Schade Schade - alles Fassade.

    &

    Die Blumen der Sorte - Kletterpflanze!

     

    &

    Die im Eimer aber - nennen sich in HH "Drachenfutter"! Newahr. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Drachenfutter_(Film)

    & "Richtig falsch" by Harry Rowohlt

    //http://www.zeit.de/1988/07/richtig-falsch

     

    Soweit mal.

    Die kreisende Nudelrolle wieder gepolstert!;) - a weng - gell.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Ich vermute zur hessischen klassischen Männerfantasie, unzahm sprossend bereits in des Bubes zarter Brust, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Das steht zu befürchten -

        &

        Dazu fiel mir Mbg/L-gestählt ein - Nein!

        'n gemütlich Südhesse wird's nicht sein!

        Hannelore Kohl - formulierte mal wohl 'Wer K sagt - muß auch Kassel wagen!

        Geh zum VGH noir - Na zäh was nagen!'

  • Lesarten- verschieden durch die Geschichte.Legitim. „ Recht“ haben: nicht legitim. Das Ganze: einfach nur traurig.Bitte tastet die Kunst nicht an! Lasst sie sprechen und in jedem ruhig andere Assoziationen wecken!

  • Bilder- und Maschinenstürmer hat früher auch gegeben. Allerdings selten an Universitäten. Früher gab es allerdings auch eine Hochschulreife ...

  • Das Wort „schön“ kommt m Gedicht nicht vor.

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Nun, das Gedicht ist halt 'entartet' und muss daher weg.

    • @82732 (Profil gelöscht):

      Vielleicht war die Blockwartidee doch nicht schlecht?

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Die linken Bilderstürmer ziehen also wieder durch die Lande. Es ist so beflügelnd, wenn man allein auf der Seite des Wahren Guten steht.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    In dreißig Jahren werden ihre große Ohren rotglühend aufleuchten und feine Tröpfchen auf ihrer Stirn erscheinen, wenn jemand in gemütlicher Runde beim Cointreau die alte Geschichte maliziös erwähnt

  • Man hätte aus der Debatte einen Diskurs entwickeln können. So etwas macht nämlich eine Hochschule aus. Die Alice Salomon hatte bis vor einiger Zeit den Status einer Fachhochschule. Möglicherweise aus triftigem Grund.

     

    Im Übrigen hat die ASH weitaus wesentlicheres aufzuarbeiten als Gedichte an ihren Fassaden. https://www.ash-berlin.eu/fileadmin/Daten/Masterstudiengaenge/Kinderschutz/Downloads/Pr%C3%A4senzeiten_MA_Kinderschutz_WiSe1718_2._Sem.pdf

    https://de.wikipedia.org/wiki/Missbrauch_mit_dem_Missbrauch

     

    Dazu: //http://www.vachss.de/mission/berichterstattung/ahs.htm

     

    Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen erwachsenen Menschen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden

  • Avenidas

    avenidas y flores

     

    flores

    flores y Poesia

     

    Poesia

    Poesia y AStA

     

    AStA

    AStA s dolor

     

    Dolor

    Dolor

  • 6G
    6028 (Profil gelöscht)

    Wat den Eenen sin PASDERAN,

    ist den Annern sin ASTA

  • Verstehe die Aufregung nicht so ganz. Ist es nicht möglich, dass Gedicht in Ruhe und mit Distanz zu betrachten?

    Hat nicht mancher schon, in einem Cafe an einer Flaniermeile die vorbei eilenden Menschen beobachtet und sich im Stillen seine Gedanken gemacht?

    Hätte dort Erich Kästners: “Abendlied eines Kammervirtuosen“ gestanden,ich könnt die Aufregung verstehen...

  • Super wichtiger Text! Danke! Vor allem der Hinweis auf einen Kampf zwischen Studierendenschaft und professoralen Eliten war längst überfällig. Politische Kämpfe linker Asten gegen überkommene und undemokratische universitäre Strukturen als Zensur oder Meinungsdiktatur zu bezeichnen ist ja schwer in Mode, daher kann der Verweis auf die Staatlichkeit von Zensur gar nicht oft genug wiederholt werden. Danke!

  • Steht die TAZ-Titelseite eigentlich in einem Wettbewerb um den Award für die provinziellste Titelseite einer Deutschlandweiten Tageszeitung. Mit dieser Provinzposse einer Berliner Hochschule hat die TAZ gute Chancen ihn zu gewinnen. Oder ist es einfach nur einer Berliner Borniertheit geschuldet. Wenn dieser provinzielle Streit um eine Wandinschrift nun schon eine Berichterstattung Wert ist, dann ist er auf der Seite 13 oder im umfangreichen Berliner Lokalteil gut aufgehoben. Was aber hat dies auf dem TAZ-Titel verloren?? Früher habe ich die TAZ-Titel oft wegen Originalität und Wortwitz geliebt.

    • @PeterHH:

      Was hätten Sie gerne statt dessen? Die 99zigste Schlagzeile zur GroKo?

      Nein, das ist taz in Reinkultur, auch mal solch ein Thema in den Fokus zu rücken.

      Und es ist wichtig, bevor die Kulturrevolutionäre die nächste Stufe erklimmen: die Bücherverbrennung.

      "Studenten" wären auf solche Ideen nicht gekommen, "Studierende" bzw deren selbst ernannte Alleinvertreter sind offensichtlich zu allem fähig, nur nicht zu etwas Vernünftigem.

  • Ein großer Teil der Lyrik, wie auch der Musik, widmet sich den Themenbereichen der menschlichen Beziehungen, sei es nun Liebe, Erotik oder Sex. All jenen, die sonst keine Probleme haben, wünsche ich weiter viel Freude bei ihrer Kulturrevolution. Ich hätte nur eine Bitte: verschont die normalen Menschen mit eurem Schwachsinn; bleibt unter euch und ergötzt euch an eurem Gut- und Besserstein. DANKE !

    Ein Gedicht ist ein Gedicht ist Gedicht. Und dieses ist sogar ein besonders schönes und gelungenes. Es drückt it wenigen Worten schwärmerische Bewunderung aus. Toll !

  • Heterosexuelle Männer bewundern das Äußere von Frauen. Solche schlichten Wahrheiten sollen nicht mehr gelten, Sexualität im weitesten Sinne "erinnere unangenehm an sexuelle Belästigung der Frauen*", wenn es nach den "estudiantes locos" geht. Klar. Wie verrückt bitte noch. Ein peinlicher irrsinn sondergleichen.

  • Ich finde es bedenklich, dass viele Debatten dieser Art inzwischen einer binären Logik von political correctness versus Meinungsfreiheit folgen. Dieser Fall hat einerseits IMO nichs mit Meinungsfreiheit zu tun - die Studis sehen ganz richtig, dass ein Text an der Wand ihrer Hochschule nicht irgendein individueller Sprechakt ist, sondern ein konsensfähiges insititonelles Ethos verkörpert. Und da hat, wer immer diese Zeilen auswählte, gründlich daneben gegriffen, denn was immer auch an anderen Lesarten möglich ist, das Avenidas einen voyeuristischen Akt beschreibt, hinter dem klassische Männerfantasien stehen ist nun wirklich offensichtlich. Man stelle sich vor, der Bewunderer wäre eine Frau (admiradora) oder die Bewunderten Männer. Fänden das dann die gleichen Leute immer noch völlig unproblmatisch? Dann hängt dich einfach das "a" dran, wäre billger und einer interessante künstlerische Intervention. Aber nochmal: es geht hier nicht um Zensur, sondern darum wie diese Schule sich öffentlich repräsentiert. Barbara Köhler hat das in der FAZ überzeugend dargelegt. Es ist Hochschulpolitik - und die ist kleinteilig - und man kann nicht dauernd über die entpolitisierte junge Generation meckern und dann rumjammern, wenn sie Positionen vertritt, die einem nicht passen. Es wäre etwas ganz anderes, wenn man Texte aus einem Seminar nimmt, weil soich Studierende dadurch getriggert fühlen - das ist Selbstzensur und Regression, denn im Seminar geht es um Komplexität und Differnzierung und einen offenen Blick auch auf Unangenehmns. Aber eine Häuserfassade mit einem Gedicht ist eben kein Ort für einen komplexen Diskurs - auch, wenn er sich daran entfachen kann - was man dann Öffentlichkeit und Demokratie nennt.

    • @hessebub:

      Natürlich sind Admiradoras und hombres genauso unproblematisch wie admiradores und mujeres. Was denn bitte sonst? Man stelle sich vor! Was sollen "klassische Männerfantasien" sein? Und wo genau stehen sie im Gedicht? Und nein, man "hängt nicht einfach ein a dran". Es ist ein Kunstwerk, dass nicht nach Gutdünken von anderen als dem Dichter verändert wird. Wie diese Hochschule sich öffentlich präsentiert: katastrophal. Nicht wegen des Gedichts, sondern wegen dieser Posse.

    • @hessebub:

      Sorry für die Rechtschreibung, Daddelkeyboard...

  • Rose is a rose is a rose is a rose.

    (Gertrude Stein)

     

    The rose is a rose,

    And was always a rose.

    But the theory now goes

    That the apple's a rose,

    And the pear is, and so's

    The plum, I suppose.

    The dear only know

    What will next prove a rose.

    You, of course, are a rose--

    But were always a rose.

    (Robert Frost)

    • @Klabauta:

      Jo. Stimmt. Familie der Rosengewächse.

  • Auf den Scheiterhaufen mit der Wand!

  • Ein Vorschlag zur Güte:

     

    1. Das Gedicht wir durch diesen Vers von Friedrich Schiller ersetzt:

     

    Feindlich ist des Mannes Streben,

    Mit zermalmender Gewalt

    Geht der Wilde durch das Leben,

    Ohne Rast und Aufenthalt.

     

    Aus "Würde der Frauen" (1795)

     

    2. Wird eine Liste von historischen Zeuginnen der verständnisvollen, humanistischen Weiblichkeit wie Katharina von Medici, Elizabeth I von England, Indira Ghandi, Maggie Thatcher, Imelda Marcos, etc. angebracht, damit niemand mehr auf die Idee kommt Frauen*innen seien ausschließlich die schönen Musen, die männliche Künstler zu kreativen Taten inspirieren.

  • ER ist eine Frau

    SIE ist ein Mann

     

    De Blick der Studierenden ist altbacken und nicht gendergerecht.

  • Mit der Entfernung des unerträglichen Gomringer-Gedichts ist zwar ein vielversprechender Anfang gemacht, doch greift die Kritik des AStA natürlich viel zu kurz!

     

    Jegliche Erwähnung von Frauen in literarischen Texten männlicher Autoren ist immer nur ein Ausdruck männlich-sexistischer Projektionen und hat daher strikt zu unterbleiben!

     

    Auch bisher weitgehend unkritisch rezipierte Frauenfiguren wie Homers Helena, Goethes Gretchen und Flauberts Emma Bovary (von brutalen Vergewaltigungsphantasien wie dem „Heideröslein“ ganz zu schweigen!) müssen als literarische Wichsvorlagen entlarvt und diese „Werke“ umgehend aus allen öffentlich finanzierten Bibliotheken entfernt werden!

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Zwieblinger:

      Sie bringen auf den Punkt, wohin dieser autoritäre als Feminismus oder Fortschritt getarnte Schwachsinn uns führen kann.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Die Frage ist was tut man nun?

        Es muss ja zwischen autoritärer Reaktion und autoritärem "Feminismus" noch etwas Anderes geben!

        Ich finde es wird Zeit zu unterbinden, dass sich 2 Spinnergruppen gegenseitig hoch schaukeln

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Oskar:

          Menschen (also Frauen und Männer) sollten mehr Mut haben, unbequem zu sein. Ohne jetzt in Larmoyanz ausbrechen zu wollen, denn ich sage ja meine Meinung, obwohl es mich manchmal auch schon die Reaktion antizipierend ein wenig vor letzterer graut: der Diskurs ist nach wie vor ein Herrschaftsdiskurs, den ich gerade bei sensiblen Themen als äußerst autoritär wahrnehme. Wenn nur der nackte Kaiser durchs bundesdeutsche Dorf zöge, könnte man leicht rufen, er ist ja nackt. Aber das sind auch alle in seinem Gefolge und die meisten, die Spalier stehen. Da die Mehrheit um ihre Nacktheit weiß, muss sie sich der Fingerzeiger um so heftiger erwehren. Und sie findet ja leider auch sehr viele Zeigerlinge, die bloß um ihre schwindenen Pfründe jammern - ein gefundenes Fressen. Insofern, befürchte ich, gibt es keine triftige Hoffnung auf die Rückkehr zur Vernunft, selbst wenn die Unbequemen zunähmen. Denn wenn sie nicht niedergeschrien werden könne, ignoriert man sie einfach. Auch eine Form, wenngleich eine perfide, der Kommunikation.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    ...... .......... ..........

    ........... ist ......

    .......... ... .... Jugulum

     

    (lieber selbst zensiert)

  • Die Frage, der Frau Oestreich wortreich aus dem Wege geht, ist jene, nach der Legitimation des Asta und dem Zustandekommen der Entscheidung, das Gedicht zu überpinseln. Wieviele der StudentInnen der Hochschule haben den Asta gewählt? Wieviele Asta-Mitglieder haben für die Übermalung gestimmt? Warum wird gleich eine radikale Maßnahme gefordert und beschlossen, statt zunächst eine offene (hochschul-)öffentliche Debatte zu führen?

  • Darf ich mich jetzt überhaupt noch unbefangen der Poesie hingeben?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @otto:

      Solange Sie nur 1en und 0en verwenden, sind Sie digital und betreiben damit nolens volens schon "F"ast "D"ichtung und "P"oesie.

      • @849 (Profil gelöscht):

        Für FDP reichen Nullen.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Zwieblinger:

          :-)

    • @otto:

      Ja, aber es darf keinen Bezug mehr zu Menschen, Liebe und Schönheit haben.

       

      Gelöscht wird alles was als sexistisch empfunden werden kann, inklusive dem Wohlwollenden Sexismus und dem Ignorierenden Sexismus, der nur neutrale Themen anspricht.

      • 2G
        2730 (Profil gelöscht)
        @fly:

        Ich möchte darum bitten, sexistische Begriffe wie PO-esie aus dem Sprachschatz zu streichen. Egomanisch-narzistische Anwandlungen wie GedICHt gehören ebenfalls auf den Müllhaufen der Lyrik-Geschichte.

        Darüber hinaus sollte die Verfasserin eines Gedichtes auch nicht mehr als Dichte-rin bezeichnet werden - es könnten obszöne Fanta-ER-n (eine "SIE" hätte solche Vorstellungen nicht) geweckt werden.

        Auch was die Musik betrifft, sollte ein Rückgriff ins viktorianische Zeitalter getätigt und die Beine eines jeden Flügels verhüllt werden, um keine unzüchtigen Gedanken aufkommen zu lassen.

        Dazu passt perfekt auch die wieder exorbitant zunehmende Gesichtsbehaarung der Männer (es verwundert, dass es dazu noch keinen radikal-feministischen Hashtag wie #beardno! o.ä. gibt).

        Erprobte Sicht- und Verhaltensweisen feiern also wieder fröhliche Urständ, nur die Begründung hat sich geändert. Und passend dazu haben wir den im 19. Jhd. abgeschafften Pranger ebenfalls wieder entdeckt. Fein.

  • Er hat "Jehova" gesagt!!

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Man sollte das Gedicht entfernen, weil es grottenschlecht ist. :-)

     

    Wer es als sexistisch interpretiert, müsste sich eigentlich umbringen, denn er dürfte den Dreiklang Frauen, Blumen und Bewunderung (für beider Schönheit) nie schuldlos denken oder gar fühlen.

     

    Und warum machen die nicht einfach mal eine Abstimmung unter den Studis? Ich kenne den ASTA aus meinen Studententagen vornehmlich als Organisation, die mit den Anliegen der Studentenschaft weniger am Hut hat als mit der Rechtfertigung seiner Existenz.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Es gab eine supidupi demokratische Abstimmung über Kunst unter allen Hochschulangehörigen, iirc hatte ca. 1/3 teilgenommen.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Denke ich auch. Dann wäre die Sache schnell geklärt. Selbst bei 20% Wahlbeteiligung wie es üblich ist wäre eine Niederlage für den Zensurversuch sicher. In freier und geheimer Wahl funktioniert das autoritäre Definitionsmacht-Konzept nämlich nicht und jeder kann risikolos sagen was er wirklich denkt

  • Nur eine weitere Posse in der Filterblase postmoderner "Linker". Ein Sturm, der auf dem Uni-Elfenbeinturm

    tobt.

     

    Die 99% der Bevölkerung verstehen die Zeilen mangels Spanischkenntnissen eh nicht, und wenns in Deutsch stünde, dann könnte da auch Persil-Werbung stehen.

     

    Die Wahrheit (die nach Lenin immer konkret ist), spielt sich auf der Domplatte, im Dschungelcamp oder beim Bachelor ab.

    • @Frank Erlangen:

      Haben Sie mal zusammen gezählt, wer hier aus welcher Richtung auf das Thema abfährt? Richtig, Es sind in erster Linie männliche populistische Polit-Terrier, die sich an diesem Thema festbeißen.

      • @Rudolf Fissner:

        Wen lässt das kalt? Metrosexuelle liberale Konsumschäfchen?

  • Alle haben ein bißchen recht.

    • @kditd:

      Niemand hat richtig recht?

  • Hab jetzt das Original-Gedicht gelesen und mir fällt angesichts dieser Posse auch nichts mehr ein.

     

    Ich weiß, warum ich immer gerne auf einem CSD mitlaufe, aber niemals (!) auf einer Demo von Feminist*innen.

     

    Angesichts der Tatsache, dass es ja wirklich etwas zu tun gibt, finde ich den "Feminismus", der sich in solchen Stunts ausdrückt zum Traurig Sein und zum Heulen.

    • @Hanno Homie:

      Und das hilft jetzt alle über einen Kamm zu scheren, wenn in Berlin ein paar übers Ziel hinausschiessen?

      • @TV:

        Wir sollten nicht so tun als wäre das eine Minderheitenmeinung unter den "Feministinnen" heute.

        Es geht nämlich nicht um ein paar verwirrte Einzelne sonder um die Mehrheit die solche "kulturrevolutionären" Vorstellungen hat. Es kann eigentlich nicht sein das diese Leute ihren Unfug auch noch durchgesetzt bekommen.

        Aber wer will schon riskieren öffentlich aufs wüsteste beschimpft und verleumdet zu werden? Eventuell gar schlimmeres? Wahrscheinlich bleibt der breite Widerspruch deswegen aus.

        Es sind diese Aktionen mit denen die Linke des 21. Jahrhunderts in Erscheinung tritt und sich dann wundert warum sich die Menschen abwenden

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    avenidas



    avenidas y flores







    flores



    flores y mujeres







    avenidas



    avenidas y mujeres







    avenidas y flores y mujeres y



    un admirador

    [Der Link wurde entfernt. Halten Sie einen Nazivergleich an der Stelle nicht für unangebracht? - die Moderation]

    • @2730 (Profil gelöscht):

      Danke für die richtige Setzung.

      &

      Damit wird es ja noch schwachsinniger das Ganze.

      &

      "Nora Gomringer, selbst Schriftstellerin und Tochter des Dichters, nennt die Interpretation der Studierenden schlicht „falsch“. Der Bewunderer sei den Objekten gar nicht gegenübergesetzt, schließlich stehe da ein „und“.…"

      &

      Eben - Sie hat damit recht.

      Empfehle dazu "Schiffbruch mit Zuschauer" by Hans Blumenberg;

      "Paradigma einer Daseinsmetapher"!

      &

      Wem bei ~>

      "…avenidas y flores y mujeres y

      un admirador."

      Nicht die gerade in südlichen Ländern beliebte Flaniermeile - der Corso - "Sehen&Gesehenwerden" - einfällt.

      Nu. Dem/der ist nicht zu helfen - kerr!

      &

      Fällt allein dieses ödeschnöde ein ~>

      "Er ist handelndes Subjekt, sie ist schönes Objekt." = Nix gecheckt.

      Um es mal auf den Punkt zu bringen!

  • Das nervige an diesen Debatten ist, dass die konservative Seite nie auf die Idee kommt, dass ihre solide Patriarchatswelt kein Naturwuchs ist, sondern überhaupt erst konstruiert wird - etwa durch das, was sich dann Verteidigung dessen, was als normal gilt, nennt. An diesen harschen Reaktionen lässt sich aber bestens illustrieren, dass diese Gesellschaft eine lange Tradition darin hat, Frauen Rechte zu verweigern und erst zu akzeptieren, wenn es unvermeintlich scheint. Oder warum ist die Vergewaltigung in der Ehe erst nach jahrzehntelangem Ringen 1997 Straftatbestand geworden? Richtig ist zum Beispiel, weil Konservative befürchteten, Vergewaltigungslügen könnten als Abtreibungsgrund genutzt werden. Immer diese Frauen und ihre Körper, wollen die sich nicht kontrollieren lassen? Ist doch wirklich abartig, vor allem wer entscheidet sowas primär im Bundestag? Wir ahnen es: Männer. Die Autorin trifft den Punkt: Wer so heiß auf Objektivierung ist, soll sich doch seine Bude mit derlei vollkleistern. Der Vorwurf der Zensur sollte im übrigen etwas bedächtiger genutzt werden, in dieser unzutreffenden Weise jongliert bereits diese Shoahverharmlosungspartei und mehr tut davon wirklich nicht Not.

    • @emanuel goldstein:

      Wo ist sie, die "Patriarchatswelt", wenn ein Mann ein Gedicht über Frauen schreibt (und über Blumen und über Straßen)?

    • @emanuel goldstein:

      Das hat nichts aber auch gar nichts mit Konservativ zu tun.

      Meiner Meinung nach hat dieser Unfug nämlich auch absolut nichts mit "links" zu tun wie ich es verstehe.

      Links bedeutet progressiv, das ist aber eine Abwehrreaktion ohne Plan dahinter, sonst nix

      Die Zensur von Kunst ist nicht links.

      Es hilft auch keiner einzigen Frau weiter wenn dieses Gedicht dort nicht mehr steht, es ändert auch nichts positives in der Gesellschaft. Das Einzige was es verursacht ist ein völlig berechtigtes Entsetzen der normalen Bevölkerung außerhalb der Blase.

      Viel mehr ist es Zeichen eines völlig unreflektierten Verhältnisses zu Körperlichkeit und Attraktivität und derjenigen die zensieren wollen.

      Schönheit wird bewundert vom Menschen, ob das nun die Schönheit von Frauen, Blumen, Gebäuden oder Architektur ist. Immer geht es dann um die Schönheit des "Dings". Das ist solange auch völlig in Ordnung wie bei realen Personen keine Reduktion darauf stattfindet und das nicht propagiert wird. Aber in der Realität steht auch bei Personen mal das innere und mal das äußere im Vordergrund und das andere muss nicht genannt werden. Sieht man ein hübsche Frau oder einen schönen Mann vorüber gehen gibt es auch erstmal nur das Äußere zu bewundern. Ob Charakter, Köpfchen, Interessen genau so hübsch sind ist nicht ersichtlich und zählt in dem Moment auch noch nicht. Dieser Moment des Fokus auf "Objekt" findet von beiden Geschlechtern statt.

      Von einer gesellschaftlichen Objektivierung von Frauen kann an dieser Stelle keine Rede sein. Nur gibt es eben wenig umgekehrte Gedichte weil weibliche oder schwule Dichter rah gesät sind. Das wiederum ist ein Problem. Wollen sie verhindern das es zu einer Objektivierung der Frau kommt (was ich bezweifle) dann braucht es Dichtung über andere Geschlechter und andere Aspekte von Attraktivität und nicht das vertreiben des einen Aspektes aus der Öffentlichkeit. Innerhalb der Ideologie mag es ja richtig scheinen, aber einen Realitätscheck hält diese Aktion nicht stand.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @emanuel goldstein:

      "An diesen harschen Reaktionen lässt sich aber bestens illustrieren, dass diese Gesellschaft eine lange Tradition darin hat, Frauen Rechte zu verweigern und erst zu akzeptieren, wenn es unvermeintlich scheint."

       

      Sie meinen also, wenn man(n) die Hysterie ob der Enfernung eines komplett banalen Gedichts wegen angeblichen Sexismus' nicht teilt, sie lächerlich oder sogar autoritär findet, dann ist das eine harsche Reaktion, die nur vernebelt, das man(n) in Wahrheit gegen Frauenrechte ist!?

       

      Ich frage mich immer mehr, was hier eigentlich abgeht. Da treten immer mehr Leute auf den Plan, die Freiheiten beschränken wollen und die sich als fortschrittlich verstehenden Kräfte dieses Landes klatschen dem Beifall oder gehören selbst zu diesen Leuten.

       

      Hier soll die Demokratie über die Hintertreppe abgeschafft werden, (zum Nutzen der globalen Industrie, aber bestimmt nicht der Menschen, für die sich diese autoritären Links"hirnfaschierten" ohnehin nicht interessieren).

       

      Orwells 1984 fiel dagegen ja eher mit der Tür ins Haus und wirkt dem gegenüber fast schon rührend naiv.

    • @emanuel goldstein:

      Ich denke, ich bin nicht automatisch konservativ, wenn ich den Vorgang als idiotisch empfinde und wütend und traurig zugleich werde. Und denke, dass es natürlich um Zensur geht. Mindestens die berühmte Schere im Kopf: "Mit Gender Studies hat (sic) er sich erkennbar noch nicht auseinandergesetzt." Dann darf man sowas nämlich nicht mehr schreiben, wenn man sich damit auseinander gesetzt hat.

       

      Ich bin nicht automatisch konservativ. "Labeling" nennt man so eine Pauschaletikettierung.

       

      Vielleicht bin ich einfach nur betroffen: Mir wurde in den 70ern bis 90ern meine Kindheit und Jugend von Alice Schwarzer gründlich versaut.

       

      Und wenn ich von sowas lese, kommt mir das Würgen hoch und ich denke: Ist diese idiotische Form des Kampfes für eigentlich wichtige Ziele denn immer noch nicht vorbei?

       

      Die Mißgunst und Kontrollwut, die sich in großen Teilen des Feminismus ausdrückt, ist doch genau so Teil der Patriarchatswelt. "Frau" hatte und hat darin die Rolle im Haus zu erziehen und zu kontrollieren. "Mann" war/ist im öffentlichen Raum unterwegs. Diese Ordnung ist total hirnrissig, aber sie wird nicht besser, wenn Frauen ihre über europäische Jahrhunderte enkulturierte Erziehungs- und Kontrollfunktion nun in den öffentlichen Raum ausdehnen und das dann "Feminismus" nennen.

       

      Ich wäre froh, wenn sich feministische Akteure (und andere ebenso) irgendwann mal so weit selbst analysieren könnten, dass sie begreifen, dass es nicht genügt (und generell keine gute und legitime Strategie ist), lediglich Grenzlinien von tradierten Handlungsräumen zu durchbrechen und dabei "Opfer" auf einen Teil der Menschheit zu schreiben und "Täter" auf einen anderen.

       

      Dann wäre vielleicht mal die Tür offen für eine tatsächliche Veränderung. Die theoretischen Werkzeuge sind inzwischen - seit den 70ern und 80ern - längst alle da ... oft begraben unter dem Berg an Sekundärliteratur den das akademische Subsystem des Patriarchats seither produziert hat.

       

      Das Gedicht übrigens stammt aus dem Jahr 1951.

  • Nunja - Ist es auch Schwachsinn -

    So hat es doch Methode!

     

    Der spanische Text des 1953 verfassten Gedichts lautet wie folgt: avenidas/avenidas y flores/flores/flores y mujeres/avenidas/avenidas y mujeres/avenidas y flores y mujeres y/un admirador.

    Zu Deutsch: ~>

    Alleen/Alleen und Blumen/Blumen/Blumen und Frauen/Alleen/Alleen und Frauen/Alleen und Blumen und Frauen und/ein Bewunderer."

     

    Ja - da tut sich doch die Erde auf.

    Vor Scham vermutlich.

    &

    Besonders schön fand ich im Tagesspiegel dazu den unisexfeinen -

    Werbetext - drunter! ~>

     

    "Den Jagdschein erwerben"

     

    Ja. Das Leben kann herrlich bunt -

    &

    Lakonisch sein - Wenn die Latten vom

    Zaun fallen. Newahr.

    &

    Helzrichen Gwücklunsch.

    Langsam sind es scheint's die letzten!

    • @Lowandorder:

      & nochens - falls sich nicht nur

      Frau Heike Oestreich erinnert -

       

      "Friede sei mit euch" - im Schlagschatten von LÜGT & Co.

       

      "Das Relief führte bei der taz selbst zu Diskussionen. taz-Chefredakteurin Ines Pohl, die von der Installation des Kunstwerks offenbar überrascht wurde, forderte in der Debatte,[7] es umgehend wieder zu entfernen. Dort kritisierte sie auch Lenk, der „offensichtlich ein tiefes Männerproblem mit dem Kunstgegenstand teilt: Wer hat denn jetzt den Längeren?“[7] In der Debatte verteidigte ihr Kollege Philipp Gessler das Relief hingegen als Ausdruck der Kunstfreiheit.…"

      &

      (Rein tonn katolsch warrn - Ausgerechnet der Gessler Philipp!;))

       

      kurz - da rollten sich doch schonemal die Zehennägel nach innen! Newahr.

      Si'cher dat. Normal de taz.

      Da mähtste nix.

      &

      "Herr wirf Hirn vom Himmel!"

      Genau. Genau.

      • @Lowandorder:

        & mal zu Gedichtinterpretation - Mittelstufe.

         

        "Doch Männer, Frauen und Blumen bestehen nun einmal nicht im luftleeren und unhistorischen Raum. Zum einen hat Gomringer es mit dem Gedicht tatsächlich fertig gebracht, die letzten Jahrhunderte der Geschlechterbeziehungen in der Kunst in sechs Worten auf den Punkt zu bringen. Er ist handelndes Subjekt, sie ist schönes Objekt. Allein dafür muss man das Gedicht weiter in den Schulbüchern erhalten..."

         

        Das - Ihrs - werte Frau Heike Oestreich - ist - sorry -

        Nu. Geistlos - ja einfältig-verengend - teenie&stümperhaft.

        &

        Mit Scheuklappenblick hingehuddelt.

        Vom aufgeblasenen Worthülsengeklapper des

        Einleitungssatzes - doch doch - mal ganz ab. Gell.

         

        kurz - Schlicht suboptimal.

        • 8G
          849 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Sie haben mit dem Vorwurf der Stümperei vollkommen Recht. Wer in dieses Gedicht Geschlechterbeziehungen hineinliest, betreibt Literaturklitterung und verbreitet fake blues.

           

          Das sind bloße Aussagen, es gibt keinen Akteur in diesem Satz, nicht mal eine "Kopula". Das Gedicht ist ein Stillleben, eine Momentaufnahme, die allenfalls das evoziert und zusammendenken lässt, was an Nomina dort vereint steht. Mehr nicht!

           

          Zudem: der Bewunderer bewundert, aber was bewundert er denn? Die Alleen, die Blumen, die Frauen? Also vielleicht alles?

           

          Und ist er überhaupt der Bewunderer im inkriminierten Sinne? Nicht nur das Spanische lässt Raum für Interpretation: "admirar" kann nämlich bedeuten, dass ein Anblick überrascht oder außergewöhnlich ist oder unerwartet, es kann ferner die Wertschätzung von etwas als herausragend ausdrücken oder die wohlwollende Betrachtung einer Sache oder eines Menschen.

           

          Es treibt schon merkwürdige Blüten, wenn sich gewisse Leute trotz ideologischen Brettern vor den Augen auch noch gefärbte Brillen aufsetzen.

          • @849 (Profil gelöscht):

            Ja - mein alter Herr - der es dank Venezuela fließend sprach & bis zuletzt gerne las - hat mich immer wieder auf die vielfältigen Nuancierungen hingewiesen.

            kurz - Es ist schlicht ein Elend.

            Von der Literatur/Poesie-Kritik mal ganz ab.

            "Und sowas hat studiert!" - hieß es in meinem alten Ruderverein gern zu solchen schweren Patzern.

            • 8G
              849 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              "Und sowas hat studiert". :-)

               

              Ich habe schon aufgehört, so zu denken. Studium war schon seit jeher nur ein Trittbrett zur "Karriere" für die meisten und für die wenigsten das, was es seinem Begriff nach bedeuten müsste (die Juristenelche, meine alten Herren waren selber welche, ausgenommen) . Heute gibt es mehr Studierte/Akademiker und insofern auch immer mehr Trittbrettfahrer.

               

              ¡Que me quiten lo bailao!

  • 8G
    82732 (Profil gelöscht)

    Kann man/frau eigentlich auch Hauswände verbrenne?

  • Für die Freiheit der Kunst - doch es ändert sich etwas in den Geschlechterverhältnissen,

    und das ist gut so!

    Ein schönes Gedicht - doch gehört es als Statement nicht unbedingt an die Fassade einer solchen Hochschule!

    Nicht alles ist jederzeit und überall zu jedem Zeitpunkt gut!

    Das wäre das Absolute - und da sag ich doch lieber: "Doubt everything"!

    Kunst ist Menschenwerk, nicht göttlich..., auch wenn sie heute manchem als Religionsersatz zu dienen scheint.