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Steuerzahlungen des US-PräsidentenDer arme Donald Trump

Ganze 750 Dollar Einkommensteuer auf Bundesebene, aber Schulden von 421 Millionen: Die „New York Times“ hat Donald Trumps Steuererklärungen gefunden.

US-Präsident Donald Trump gibt 70.000 Dollar für Haarpflege aus, zahlt aber keine Steuern? Foto: Alex Brandon /AP

New York ap | US-Präsident Donald Trump hat einem Bericht der New York Times zufolge in 10 der vergangenen 15 Jahre keine Einkommensteuer auf Bundesebene gezahlt. Das berichtete die Zeitung am Sonntag unter Berufung auf Steuererklärungen aus zwei Jahrzehnten, auf die sie Zugriff erlangte.

Dem Bericht zufolge zahlte er 2016 nur 750 US-Dollar Bundessteuern. In seinem ersten Jahr im Amt, 2017, zahlte er laut dem Bericht erneut nur 750 Dollar.

Die Enthüllungen weisen auf eine Reihe finanzieller Verluste und Einkommen Trumps aus dem Ausland, die mit seinem Amt als Präsident in Konflikt stehen könnten. In der Offenlegung seiner Finanzen ist zu sehen, dass Trump 2018 mindestens 434,9 Millionen Dollar verdient hat, die Steuerunterlagen zeigen jedoch einen Verlust von 47,4 Millionen Dollar an.

Während seiner ersten zwei Jahre als Präsident erhielt Trump demnach aus Geschäften im Ausland 73 Millionen Dollar. Dazu gehören Golfplätze in Schottland und Irland und Geschäfte auf den Philippinen, in Indien und der Türkei.

70.000 Dollar für Haarpflege

2017 zahlte Trump 145.400 Dollar Steuern in Indien und 156.824 Dollar auf den Philippinen. Investitionskredite für Unternehmen erlaubten es der New York Times zufolge, Trumps Einkommen für 2016 und 2017 zu reduzieren, nachdem er für die Abgabe seiner Steuererklärung eine Fristverlängerung bekommen hatte.

Er fand dem Bericht zufolge zahlreiche Wege, seine Steuerschuld zu mindern. Persönliche Ausgaben für Unterkunft und Flugzeuge wurden von der Steuer abgesetzt, darunter auch 70.000 Dollar für Haarpflege. Verluste bei Immobilien, die ihm allein gehören, schienen seine Gewinne der TV-Show „The Apprentice“ und von anderen Immobilien mit mehreren Besitzern ausgeglichen zu haben.

Trump hat seit 2010 Anträge auf Erstattung von Einkommensteuer in Höhe von insgesamt 72,9 Millionen Dollar beantragt und bewilligt bekommen. Die stehen laut New York Times im Mittelpunkt einer laufenden Prüfung durch die IRS. Der Zeitung zufolge könnte eine Entscheidung gegen Trump ihn 100 Millionen Dollar oder mehr kosten.

Auch in den kommenden Jahren könnte der Präsident unter zunehmenden finanziellen Druck geraten. Aus den Steuerunterlagen geht laut Bericht hervor, dass er Darlehen und Schulden in Höhe von insgesamt 421 Millionen Dollar hat, die hauptsächlich innerhalb von vier Jahren fällig werden.

Der größte Teil dieser Schulden stammt aus dem Doral Golf Resort in Florida (125 Millionen Dollar) und dem Trump's Washington Hotel (160 Millionen Dollar), zwei Immobilien, von denen die New York Times sagte, dass sie sich in finanziellen Schwierigkeiten befänden.

Alles nur „fake news“

Trump, der einzige US-Präsident der modernen Zeit, der seine Steuererklärungen nicht offengelegt hat, nannte den Bericht bei einer Pressekonferenz am Sonntag „fake news“. Er habe Steuern bezahlt, nannte jedoch keine Details. Er versprach ebenfalls, dass die Informationen über seine Steuern veröffentlicht würden, ohne einen Zeitpunkt zu nennen.

Während des Wahlkampfs 2016 hatte er ähnliche Versprechen gemacht und sie nicht eingehalten. Tatsächlich ging Trump gerichtlich gegen die Veröffentlichung vor.

Ein Anwalt der Trump Organization, Alan Garten, sagte der New York Times, „die meisten, wenn nicht alle Fakten, scheinen ungenau zu sein“. Der Präsident „hat Millionen Dollar an persönlichen Steuern an die Bundesregierung gezahlt, darunter Millionen persönlicher Steuern, seitdem er 2015 seine Kandidatur angekündigt hat“.

Der Bericht kommt zu einer kritischen Zeit: Am Dienstag findet die erste Debatte zwischen dem Republikaner Trump und seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden statt, am 3. November ist die Präsidentschaftswahl.

Im Onlinegeschäft von Joe Biden gibt es jetzt Sticker mit der Aufschrift „Ich habe mehr Einkommensteuern als Donald Trump gezahlt“ zu kaufen. Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, forderte Follower bei Twitter auf, sich zu melden, „wenn Sie mehr an Bundeseinkommensteuern als Präsident Trump gezahlt“ hätten. Der demokratische Senator Chris Murphy teilte mit, jetzt wisse man, weshalb Trump „seine Steuererklärungen versteckt“ habe. „Weil er die ganze Zeit keine Steuern gezahlt hat.“

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30 Kommentare

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  • Hauptsache gepflegt...

    70tausend Dollar für Haarpflege!



    Sieht man gar nicht.

    Hat er das auch steuerlich abgesetzt?

  • Satire live



    mit Donald!

  • Wenn sich in Deutschland jemand selbständig macht und ein Gewerbe anmeldet, dann unterstellt man ihm die Absicht Gewinn zu erzielen. Bleiben die Gewinne jahrelang aus, wird die Tätigkeit vom Finanzamt als Liebhaberei oder Hobby bewertet. Tramp ist also gar kein Geschäftsmann, er hat nur teure Hobbys für deren Finanzierung er sein Land aufkommen lässt.

  • Die Vorgehensweise von Trumo ist normaler Standard aller Vermögenden in kapitalistischen Ländern, gerade auch in der BRD!!! Verluste (die durch Abschreibungen, Rückstellungen und angebliche Investitionen, z.B. in Immobilen entstehen) einer Einkunftsart werden mit Einnahmen einer anderen Einkunftsart verrechnet und führen zu minimalsten bzw. gar keiner Steuerbelastung des Steuerpflichtigen, der dadurch ein opulentes Leben durch nicht bezahlte Steuern führen kann und nebenher sein Vermögen immer mehr steigert und es irgenwann vererbt.

    Siehe folgende Reportage:

    www.youtube.com/watch?v=_xW89MXjNio

    • 1G
      15451 (Profil gelöscht)
      @MEYER_Kurt:

      Leider wahr! In unserem Läseblättchen stand heute auch was von "cleverer Steuervermeidung". Das ist genau das Problem, das sowas nicht als unmoralisches Verhalten bezeichnet wird, sondern als Bauernschläue entschuldigt oder wohl oft genug sogar bewundert wird...

  • Haarpflege??

    • 1G
      15451 (Profil gelöscht)
      @sachmah:

      Haarfestiger natürlich! 70000 Dosen (mal 1$ je Dose angenommen) im Jahr machen rund 200 am Tag, das klingt plausibel bei dieser "Frisur(?)"!

      • @15451 (Profil gelöscht):

        Mit FCKW als Treibmittel hoffe ich!

  • Reichensteuer oder Einkommensteuer



    Immobilienbesitz und Steuer sind auch in Deutschland interressant. Wenn ich in München ein Haus kaufe und das Finanzamt eine pauschale Kaufpreisaufteilung vorzunehmen bereit ist, "wobei das Verhältnis 80 Prozent Gebäudewert zu 20 Prozent Grundstückswert üblich ist und auch von vielen Finanzämtern akzeptiert wird"*1.



    In München dürfte das Verhältnis eher umgekehrt sein, 80% Grund, 20% Gebäude.



    Zusätzlich verliert der Grund nicht nur nicht an Wert, sondern ...



    Ich kann also p.a. 2,5% von 80% des Kaufpreises von meinen Einkünften abschreiben. Bei 10.000.000 Kaufpreis also 200.000 Abschreibung.



    Also kann ich pro Jahr 200.000 (+Frei- und Pauschbeträge) einnehmen und bin doch nicht leistungsfähig genug um Einkommenssteuer zu zahlen.



    Die nicht geänderte Berechnung der Grundsteuern in Bayern ist da nur ein kleines BonBon.



    *1 Zitat aus: www.immoverkauf24....reibung-immobilie/

    • @Mr.Henry:

      Das ist bei mir so unrealistisch dass ich statt „ich“ man verwendet hätte.

    • @Mr.Henry:

      völlig richtig! Das ist das System der Vermögensmehrung im Kapitalismus. Das wird auch ein Habeck als Kanzler nicht ändern können, da muss schon was anderes passieren.....

  • Vor seiner ersten Wahl schrieb ein Journalist, ich weiß nicht mehr welcher... "Wenn er die erste Amtsperiode übersteht, wird er so reich sein, wie er immer behauptet hat."

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Donald Trump könnte Neugeborene frühstücken es würde seine Wählee nicht aufhalten, darauf setzt er, er wird am Wahlabend sich zum Gewinner erklären und draufsetzen das seine bewaffneten Anhänger und seine Gehilfen im Staatsapart in an der Macht halten

  • Der Bericht kommt nicht zu einer "kritischen" Zeit, er kommt zur goldrichtigen Zeit. Wieso muss ein Schreibender der taz sich für Trump ins Zeug werfen? Ich verstehe die Welt nicht mehr und weiß nicht, ob ich diese Art von taz noch unterstützen kann. Dass Trump das Amt nicht abgeben will, selbst bei Abwahl, passt gut dazu. Ohne POTUS wird er eine Flut von Anklagen bekommen, das ist so sicher wie die Schmelztemperatur von Eis 0 Grad Celsius ist.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Der Schmelzpunkt von Wasser hängt vom Umgebungsdruck ab... :p

  • Das dürfte für die meisten seiner Wähler keine Rolle spielen. Da halten viele Steuern für eine Form der staatlichen Enteignung und das hab ich in vielen Gesprächen, auch mit "liberalen" Informatikern, gemerkt.

    Das hat zwar nur anekdotische Evidenz, aber auch das er seine Steuererklärung vor der letzten Wahl nicht veröffentlicht hat, hat seine Zielgruppe nicht nachhaltig gestört.

  • Da für sehr viele Amerikaner Steuern zahlen ungefähr auf der selben Stufe wie Satanismus steht, ist Trump für sie ein Held, wenn er so wenig zahlt.

    Also warum macht die NT neuerdings Werbung für Trump?

  • Na toll: Im Onlinegeschäft von Joe Biden gibt es jetzt Sticker mit der Aufschrift „Ich habe mehr Einkommensteuern als Donald Trump gezahlt“ zu kaufen. So wird aus jeder Mücke noch Geld gemacht.



    Im übrigen ist es eine alte Steuererklärung, die von den Finanzbehörden nach Strich und Faden überprüft wurde, sie haben nichts gefunden, was gegen Steuergesetze verstößt. Oder habe ich da was überlesen.

    • @schoenerrhein:

      Nirgendwo wird behauptet, dass es illegal wäre.

      Manche sagen, toller Schlawiner, der alles ausnutzt, andere sagen, was für eine Blender.



      Eins aber ist sicher, sein Lebenstil und seiner Pleiten werden von den Leuten bezahlt, die ihn anhimmeln.

      • @fly:

        Naja, wenn wir der letzten Doku des WDR glauben schenken, dann zahlt vor allem die Deutsche Bank...

        youtu.be/_A7BSFtWxsU

    • @schoenerrhein:

      "Oder habe ich da was überlesen."

      Ja.



      Es ist nicht nur eine, sondern mehrere ("over more than two decades...including ... his first two years in office") und es ist immer noch ein Prozess mit dem IRS anhängig.

  • 1G
    15451 (Profil gelöscht)

    Alles andere hätte mich extrem gewundert...



    Seinen Wählern wird auch das egal sein. Wer ihm die letzten vier Jahre die Treue gehalten hat, hat entweder selbst Dreck am Stecken und profitiert vom System Trump oder er wirds nie kapieren, dass er verkauft wurde!

  • Bei vielen Amerikanern kann der Typ sich offenbar alles leisten. Auch das hier wird ihn keine Stammwähler kosten. Denn schließlich trocknet er ja den Sumpf aus und rettet die Welt vor den kindermißbrauchenden Eliten!

    • @kditd:

      wenn Donald Trump behauptet es gäbe einen "Sumpf" heisst dass nicht dass es keinen gibt.

      • @satgurupseudologos:

        Ist ein nicht kleiner Teil des Sumpfes der Orangeschopf

  • Naja. Al Capone haben sie ja auch wegen Steuerhinterziehung drangekriegt.

    Für die Fortsetzung alter Traditionen!

  • 70.000 US$ und dann das? 😱

    Man möchte sich ja gar nicht vorstellen, mit welcher Frisur der arme Donald rumlaufen müsste, wenn seine Wählerinnen und Wähler nicht so solidarisch wären. Würden Trump-Fans nicht freiwillig am eigenen Friseurbesuch (und außerdem an ihrer Gesundheitsvorsorge, der Ausbildung ihrer Kids, der städtebaulichen Entwicklung ihrer Heimatorte etc.) sparen, würde der Präsident ihrer Herzen womöglich noch viel bösartiger gedisst für sein Aussehen als jetzt schon...

    Aber mal ehrlich: Dieser Mann kommt ja gleich nach Mutter Theresa. Der Nonne war Indien auch irgendwie näher als Amerika, hört man. Und in Armut zu dienen war auch ihr ein Bedürfnis.

    Womöglich ist ja Trump doch besser als sein Ruf... - oder die US-amerikanischen Steuerbehörden sind auch nicht kompetenter oder wenigstens unparteiischer als die deutschen.

    Wobei. Vielleicht ist aber auch einfach die US-Steuergesetzgebung nicht vernünftiger als unsere. Christlich-abendländische Werte als verbindendes Element: Wer hat, dem soll gegeben werden.

  • Na, das war er dann ja wohl hoffentlich, der Todesstoss. Vielleicht gibt's noch ein paar Trumpidioten, die das toll finden, wie raffiniert der Präsident das eigene Land betrügt, aber dafür dürften ein paar mehr aufwachen.

    • @Mitch Miller:

      Warum? Trump nutzt nach jetziger Kenntnis legale Steuertricks. Das macht ihn für viele Amerikaner zum Helden.