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Soziologin über die urbane Mittelschicht„Viele Linke machen sich etwas vor“

Cornelia Koppetsch erforscht das Milieu der urbanen Mittelschicht. Die Soziologin erläutert, warum Gleichberechtigung bei Paaren oft eine Illusion ist.

Offen, aber nicht für alle: Laut Koppetsch grenzt sich die urbane Mittelschicht durch Mietpreise ab Foto: Unsplash/Luke van Zyl
Edith Kresta
Interview von Edith Kresta

taz am wochenende: Frau Koppetsch, Sie bescheinigen der urbanen Mittelschicht Spießigkeit, Angepasstheit und die Rückkehr zu konservativen Werten. Wer sind diese sogenannten Kosmopoliten, die Sie in Ihren Büchern beschreiben?

Cornelia Koppetsch: Als Kosmopoliten bezeichne ich die akademisch gebildete, zumeist in urbanen Zentren ansässige Mittelschicht, die sich an Werten wie Toleranz und Weltoffenheit orientiert, politisch interessiert und zivilgesellschaftlich engagiert ist. Angepasst sind sie insofern, als dass sie durch Selbstoptimierung und unternehmerisches Handeln das Projekt des Neo­liberalismus verinnerlicht haben, auch wenn sie diesem eigentlich kritisch gegenüberstehen und sich ­gegen eskalierende Ungleichheiten aussprechen. Doch verhalten sich linksliberale Werte zum neuen Kapitalismus wie ein Schlüssel zum Schloss.

Sie meinen Werte wie Selbstverwirklichung, Kreativität, Toleranz und Diversity?

Ja. Das sind ja genau die Schlagworte, die sich der neue Kapitalismus auf seine Fahnen geschrieben hat. Die linksliberalen Werte sind der Motor der Globalisierung. So haben sich einst alternative Lebensformen in ihren Strukturen überall in der Wirtschaft etabliert.

Sie sprechen über Menschen, die so sind wie Sie und ich. Aber da gibt es doch Unterschiede, oder? Es gibt Leute, die der Union nahestehen, FDP-Wähler, Grüne oder Linke.

Die gibt es. Nur: Linke Werte sind ein Teil des herrschenden Apparats geworden. Viele Linke sind ja selbst Gate­keeper in den staatlichen oder öffentlichen Institutionen. Sie arbeiten als Pädagoginnen, Sozialarbeiter, Journalistinnen, Sozialwissenschaftler, Lehrerinnen und so weiter. Sie beherrschen die öffentliche Meinung und sind genau das, was heute die Rechtspopulisten spöttisch als pädagogisches Establishment bezeichnen. Hinzu kommt: Die Kosmopoliten stehen als Kreative, Wissenschaftler, Ingenieurinnen oder Juristen an der Spitze der kapitalistischen Wertschöpfungskette und erzielen hohe symbolische wie auch ökonomische Profite aus einem Kapitalismus, der auf Ideen und Innovationen basiert. Schließlich zeigen sich auch innerhalb der Linken Klassenspaltungen.

Meinen Sie den Streit um die politisch korrekte Gesinnung?

Ja, eher gemäßigte und radikale linke Milieus driften auseinander. Das passiert nicht nur in den Städten, sondern auch an den Universitäten, wo Studierende regelrechte Internet-Feldzüge ­gegen Dozenten anführen, die in ihren Lehrveranstaltungen die Klassiker ihres Faches zu Wort kommen lassen, das heißt: überwiegend weiße, männliche Autoren.

Auch der Feminismus ist gespalten, wie die Diskussion nach den Silvester­ereignissen in Köln 2016 zeigte …

Die eine akademische Fraktion von Feministinnen sieht in den Reaktionen auf Köln und den Kommentaren der Medien vor allem Rassismus am Werk. Sie warnen vor einem falsch verstandenen Feminismus, der die Täter rassifiziert. Eine andere, damals von Alice Schwarzer angeführte Fraktion gibt dagegen zu bedenken, dass die Übergriffe in Köln nicht völlig von den kulturellen Prägungen der Jungmänner, die allesamt aus archaisch-bäuerlichen Gesellschaften stammen, zu trennen sind. Dabei muss man noch gar nicht den Islam bemühen.

Im Interview: Cornelia Koppetsch

Cornelia Koppetsch hat am Institut für Soziologie der TU Darmstadt die Professur für Geschlechterverhältnisse, Bildung und Lebensführung inne. Sie arbeitet zurzeit an einem Buch über Spaltungen in der Mittelschicht und Rechtspopulismus in der spätmodernen Gesellschaft. Ihre Arbeiten befassen sich mit dem Wandel von Lebensführung und Gefühlswelten in der Mittelschicht.

Ihre Bücher

2015 erschienen, zusammen mit Sarah Speck: „Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist – Geschlechterkonflikte in Krisenzeiten“. 2013 erschienen: „Die Wiederkehr der Konformität. Streifzüge durch die gefährdete Mitte“.

Und warum die verhärteten Fronten?

Das ist ein sehr interessantes Thema. Aktuell beobachten wir einen generellen politischen Klimawandel. Nach zwei Jahrzehnten einer Konsenskultur der Mitte erleben wir heute das Gegenteil, nämlich eine Eskalation von ideologischen und politischen Auseinandersetzungen: links gegen rechts, der linke Rand gegen den linksliberalen Mainstream, Muslime gegen Juden, Inländer gegen Ausländer, Frauen gegen Männer, Männer gegen Frauen. Der Ton wird schärfer, und Identitätsprobleme sind virulent wie nie zuvor.

Die Differenzen im Aufruhr. Wie erklären Sie das?

Dafür gibt es zwei Ursachen. Zum einen kämpfen spätmoderne Menschen unter Bedingungen beschleunigter Veränderungsprozesse um die Aufrechterhaltung eines minimalen Standards an Identität. Wer diesen Standard preisgibt, wird irgendwann verrückt. Zum anderen ist vielen Menschen klar, dass die Zukunft völlig ungewiss ist und damit auch die Zukunft ihrer eigenen Gruppe. Wer weiß schon, ob in zehn Jahren noch Lehrstühle für Geschlechterverhältnisse oder Kultursoziologie besetzt werden, wer weiß, ob wir in Fragen der Gleichberechtigung nicht vor einem riesengroßen Rollback stehen. Wer weiß schon, ob Juden wieder einer verstärkten Diskriminierung in Europa entgegensehen oder ob es diesmal die Muslime trifft. Und wer weiß, wie sich das Verhältnis zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen, zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden weiter entwickelt. Alles erscheint unsicher. Weil man die Zukunft nicht kennt, ist es ratsam, für die Rechte der eigenen Gruppe auch mit politischen Mitteln zu kämpfen.

Eine Art Selbstvergewisserung also?

Ja, hinzu kommt, dass die Frage, wie man zum Islam und zu den Muslimen steht, ein Lackmustest für die moralische Selbstverortung geworden scheint. Damit wird aber eine sachliche Auseinandersetzung verhindert. Dies hängt mit der tribalistischen Spaltung der Gesellschaft in zwei antagonistische Lager zusammen. Der eine Stamm sieht sich als Verteidiger der liberalen Demokratie, die sich die Öffnung von Grenzen und Identitäten auf ihre Fahnen geschrieben hat. Der andere Stamm sieht sich als Verteidiger des gesellschaftlichen Status quo, den es gegenüber dem bedrohlichen Außen und den zerstörerischen Entwicklungen in der Zukunft zu schützen gilt.

Sie forschen gerade über Rechtspopulismus und die gefährdete Mitte. Kann man mit Rechten denn diskutieren?

Das wäre zumindest ein Schritt in Richtung Überwindung der Spaltung. Ihre Ausgrenzung aus dem Diskurs erscheint mir als komplett falscher Weg. Weil man damit bestätigt, was die Rechte von sich denkt: dass sie marginalisiert und ausgegrenzt wird. Damit wird sie in der Rolle einer märtyrerhaften Protestpartei bestätigt. Man könnte sie etwa fragen, warum seht ihr die Flüchtlinge als Hauptproblem, habt ihr keine anderen Sorgen?

Haben die Rechten keine anderen Sorgen?

Leider werden sie darin durch den aktuellen Politikbetrieb und die Medien bestätigt. In den letzten Monaten dominierten Themen der Asylpolitik die Schlagzeilen. Vor allem der Umstand, dass Asylbewerber oft mit dem Thema Gewalt in Verbindung gebracht werden, obwohl die Kriminalitätsstatistik keineswegs darauf hindeutet, dass Gewalttaten verstärkt von Asylsuchenden begangen werden, ist hier fatal. Scheinbar ist es einfacher, über Muslime und Migration als über wirklich wichtige Fragen wie etwa Europa, Globalisierung, soziale Gerechtigkeit oder Mietpreisbremsen zu diskutieren. Man könnte meinen, dahinter steckt ein Ablenkungsmanöver auch seitens der bürgerlichen Parteien.

Die Abgrenzung erfolgt nicht nach außen, denn hoch qualifizierte MigrantInnen sind selbstverständlich willkommen, sondern nach unten

Und der Begriff Heimat hat Hochkonjunktur. Dabei wäre Heimat da am konkretesten, wo ich mir eine Wohnung leisten kann.

Der Begriff der Heimat hat seine Unschuld verloren, er ist nicht mehr nur eine harmlose Form der sentimentalen Selbstverortung, sondern ein Begriff der politischen Abschottung geworden. In dieser Eigenschaft wird er von den Kosmopoliten auch kritisiert, die dagegen Weltoffenheit und Toleranz halten. Allerdings ist das nicht weniger weltfremd, da Solidarität stets auf soziale Exklusivität angewiesen ist. Es gibt keine solidarische Weltgemeinschaft.

Die Kosmopoliten nutzen andere Möglichkeiten der Abschottung?

Sie bewohnen die attraktiven Kieze und Innenstadtquartiere, die inzwischen so hohe Mieten und Immobilienpreise aufweisen, dass sich soziale Exklusivität wie von selbst einstellt. Zu den wirkungsvollsten kosmopolitischen Grenzanlagen gehört die kapitalistische Ausrichtung des Lebensstils. Kulturelle Offenheit wird somit kompensiert durch ein hochgradig effektives Grenzregime, das über Immobilienpreise und Mieten, über ein sozial und ethnisch hoch selektives Bildungswesen sowie über den Zugang zu exklusiven Freizeiteinrichtungen und Clubs gesteuert wird. Die Abgrenzung erfolgt nicht nach außen, denn hoch qualifizierte MigrantInnen sind hier selbstverständlich willkommen, sondern nach unten.

Für die Kosmopoliten, die Welterfahrenen, bedeutet Heimat allenfalls die Liebe zum regional produzierten Schwarzbrot?

Ja, und die Heimatsuchenden betrachten sie mit Herablassung. Aber sie haben gut reden, da sie zumeist keine Berührungspunkte mit Migranten aus dem globalen Süden aufweisen. Die Perspektive auf die Dinge ändert sich umgehend, wenn ich mit Asylsuchenden in Konkurrenz um Sozialtransfers, Wohnungen, Sexualpartner oder Jobs treten muss.

Besteht denn tatsächlich eine Konkurrenz?

Diese Konkurrenz kann auch dann gegeben sein, wenn gar kein persönlicher Kontakt besteht. Viele empfinden es verständlicherweise als ungerecht, dass die Neuankömmlinge Anspruch auf dieselben Leistungen haben, während sie selbst viele Jahre in die Sozialkassen eingezahlt haben. Aber es geht auch um die Verfügung über Kultur und Identität. Die Eliten haben diese jedenfalls, sie gestalten ihre städtischen Quartiere weitgehend autonom, sie gestalten ihre Heimat selbst.

Wir, die urbane Mittelschicht, sind also längst davon korrumpiert, Elite zu sein?

Wir sollten uns zumindest selbstkritisch hinterfragen.

Viele Unternehmen und öffentliche Einrichtungen verhalten sich doppelbödig, da sie lautstark Gleichberechtigung propagieren, diese aber nicht in letzter Konsequenz praktizieren

Sie sind eine weibliche Soziologin, die in den Medien zu Wort kommt. Sie sind damit eine Ausnahme, denn in der großen Gesellschaftstheorie beherrschen nach wie vor Männer das Feld.

Die Rolle des oder der öffentlichen Intellektuellen wird eindeutig von Männern ausgefüllt. Quantitative Untersuchungen zeigen: Männer zitieren überwiegend Männer. Frauen zitieren Frauen und Männer in etwa gleichermaßen.

Ein sich selbst bestätigendes System.

Ja. Und das ist entscheidend für die Frage der Sichtbarkeit. Ähnlich verhält es sich in Jurys, also bei Preisverleihungen in Literatur oder Wissenschaft: Weibliche Jurymitglieder ­zeichnen Frauen und Männer ungefähr zu gleichen Teilen aus, männliche Jurymitglieder bevorzugen überwiegend männliche Preisträger. Und auch ­Auswahlgespräche mit Stellenbewerbern funktionieren nach diesem Muster. Wenn man sich vor Augen führt, dass Männer zahlenmäßig und vor allem in den Gatekeeper-Funktionen überwiegen, dann erschließt sich, warum Frauen seltener sichtbar werden.

Es gibt also eine Diskrepanz bei der Sichtbarwerdung von Mann und Frau?

Aber ja. Auch viele Linke machen sich hier etwas vor. Ich selbst etwa habe Gleichheitsillusionen im Geschlechterverhältnis am Beispiel von Paar­beziehungen untersucht. Und die Paare aus den akademisch gebildeten ­Milieus, darunter auch viele Linke, sind der Meinung, dass die Gleichberechtigung schon sehr weit fortgeschritten ist und nahezu perfekt funktioniert.

Wir haben schon lange eine Bundeskanzlerin, Frauen besetzen Führungspositionen und in der Schule machen Mädchen inzwischen die besseren Abschlüsse. Ist der neue, selbstbewusste Feminismus trotzdem eine Selbsttäuschung?

In mancher Hinsicht ja. Ich sehe das etwa bei einigen meiner Studentinnen. Sie glauben, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem späteren Leben für sie persönlich kein Problem darstellen wird. Sie fühlen sich auch in keiner Weise diskriminiert, etwa an der Uni. Und das stimmt zunächst auch. Frauen werden im Ausbildungssystem nicht benachteiligt und bekommen zumeist sogar die besseren Noten.

Und wann kommt der biografische Bruch?

Erste Erfahrungen mit Diskriminierungen zeigen sich erst mit dem Einstieg ins Berufsleben. Hier erhalten Frauen weniger gute dotierte Einstiegsposi­tionen, weniger Aufstiegsoptionen und geringere Gehälter. Dieser Unterschied wird von den Betroffenen zunächst nicht einmal bemerkt, da über Gehälter in der Regel ja nicht gesprochen wird. Viele Unternehmen und auch öffentliche Einrichtungen verhalten sich zudem sehr doppelbödig, da sie lautstark Gleichberechtigung propagieren, diese aber nicht in letzter Konsequenz praktizieren.

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Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Ist die Gleichberechtigung der Geschlechter auch im Privaten eine Illusion?

Das zeigt sich etwa bei der Verteilung von Sorge- und Hausarbeit, die nach wie vor in erster Linie von Frauen ­gemacht wird. Dieser Umstand wird mit sehr viel Aufwand kaschiert und rhe­torisch annulliert. Wir haben festgestellt: Auf Nachfrage geben die meisten, insbesondere die gebildeten Paare an, dass sie sich die Haus- und Er­ziehungsarbeit etwa gleich aufteilen. Bei genauem ­Hinsehen wird klar, dass das in der Regel nicht stimmt. Männer beteiligen sich ausschnitthaft, die Hauptverantwortung liegt bei den Frauen. Wie ­unsere Forschung zeigt, gilt dies selbst bei solchen Paaren, bei denen die Frau das Haupteinkommen verdient. Es ist auch für diese Paare extrem mühsam, eine andere Rollenverteilung zu etablieren.

Das klingt, als seien wir diesen Mechanismen fast machtlos ausgeliefert. Was raten Sie?

Gleichberechtigung beginnt mit der Partnerwahl. Viele heterosexuelle Frauen bevorzugen charismatische oder beruflich sehr engagierte Männer, für die Erfolg und nicht etwa die Familie oder gar das Häusliche an erster Stelle steht. Dieses archaische Muster der Partnerwahl zeigt sich etwa in neueren Echtzeitstudien zum Kontaktverhalten von Frauen und Männern in Online-Dating-Portalen. Frauen antworten in der Regel nicht auf Kontakt­offerten, bei denen der Mann über ­einen im Vergleich zu ihnen niedrigeren Bildungs- oder Berufsstatus verfügt.

Weil sie immer noch einen Ernährer suchen?

Nein, das steht nicht im Vordergrund, denn gerade auch Frauen, die viel verdienen, folgen diesem Muster. Die charismatische Kopplung von Männlichkeit und Erfolg ist so tief in unserer Kultur, etwa in Werbung, Film oder auch Literatur, verankert, dass ein weniger erfolgreicher Mann offenbar als schwach empfunden wird. Ein Ausweg wäre, als Frau darüber nachzudenken, ob einem so ein Alphamännchen wirklich so guttut.

Was ist für Sie links?

Die soziale Schere hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer weiter geöffnet. Wir finden heute eine ganz ähnliche Klassengesellschaft wie im 19. Jahrhundert vor. Zwei Beispiele: In Offenbach etwa werden Betten an bulgarische Wanderarbeiter, die im Bau arbeiten, vermietet. Exakt dieselbe Situation gab es in Zeiten der Frühindustrialisierung im Subproletariat bei den sogenannten Schlafgängern, die gegen Entgelt ein Bett nur für einige Stunden am Tag mieteten. Auch eine Wiederkehr der Dienstboten zeichnet sich gegenwärtig ab: Zwar gibt es heute keine Dienstboten im engeren Sinne, doch tritt ein deutsch-migrantisches Dienstleistungsproletariat zunehmend in die Dienste des postindustriellen Bürgertums.

Wie lässt sich dann linke Politik machen?

Sie würde sich weniger um Gesinnungsfragen als um Gerechtigkeitsstandards, Wohnungspolitik, soziale Durchlässigkeit und Durchmischung kümmern – im Wohnviertel, in der Schule und bei Aufstiegschancen für unterprivilegierte Schichten. Es geht darüber hinaus auch um die politische Gestaltung von Globalisierung, um ­Europa, die Schließung von Steueroasen, die Regulation der Finanzmärkte, die Etablierung europäischer Sozialstandards, den Abbau von Ungleichheiten. Die Liste ließe sich beliebig verlängern.

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89 Kommentare

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  • Wohin sind all die Kommentare verschwunden, die heir schon standen?

     

    • @Frau Kirschgrün:

      Nur durch diesen Kommentar konnte ich die Kommentare über "Tab neu laden" wieder sehen…

      Sehr merkwürdig.

      Hoffentlich ist die Umstellungsphase jetzt abgeschlossen…

  • Die Soziologie selbst ist ja nur ein Beweis dafür, dass man eine Gesellschaft niemals voll erfassen kann - insbesondere nicht mit wissenschaftlichen Methoden.

    Trotzdem - oder auch gerade deshalb - kann ich den Aussagen von Frau Koppetsch hier nicht widersprechen.

  • Viele Worte.

  • "Die charismatische Kopplung von Männlichkeit und Erfolg ist so tief in unserer Kultur, etwa in Werbung, Film oder auch Literatur, verankert, dass ein weniger erfolgreicher Mann offenbar als schwach empfunden wird."



    Könnte es ev sein, das das nicht nur kulturell tief verankert ist, sondern auch biologisch? Das die Evolution nicht nur körperliche Ausprägungen und Körperformen geschaffen hat, die Überleben, Fortpflanzung, Nachwuchs und seine Versorgung, Stillen etc etc ermöglicht hat, sondern auch einen psychologischen Apparat, ein Seelenkostüm, das für die jeweiligen Aufgaben optimiert ist? Es erscheint mir logisch. Das eine solche Sicht nur begrenzt mit vielen linken, emanzipatorischen Ansätzen nur begrenzt kompatibel ist, ist klar. Leider.

    • @extrabreit:

      Wieso leider? Es ist eben konservatives, biologistisches Narrativ, was Sie da anführen. Was soll daran links sein? Eine solche Sichtweise ist u.a. heteronormativ und Homofeindlich. Die heterosexuelle Kleinfamilie ist ein modernes, gesellschaftliches Produkt. Konservativ ist es, Sozialisation durch mehrere Bezugspersonen oder gleichgeschlechtliche Bezugspersonen als unnatürliche Abweichung einzuordnen und gar zu pathologisieren.

    • @extrabreit:

      Da sind sich nicht mal die Biologen innerhalb ihrer eigenen Disziplin einig hinsichtlich der biologischen Komponente.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Frederik Andersen:

        Weil Sie etwas nicht exakt oder jedenfalls nur schwer messen können, gibt es das nicht, wäre das ungefähr Ihr Standpunkt?

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Die Biologie ist sehr vielfältig und komplex. Bspw. Homosexualität wurde wohl bei über tausend Tierarten beobachtet. Giraffen sollen wohl mehr homosexuelle als heterosexuelle Kontakte haben. Von bestimmten Primaten ist das auch bekannt. Matriarchate gibt es auch im Tierreich. Und Transsexualität gibt es sogar beim Clownsfisch. Daher eignet sich die Biologie nicht dazu Frauen auf eine Rolle zu reduzieren bei der Komplexität des Ganzen, alleine schon was die Sexualität betrifft. Daher sehe ich es als nachvollziehbar an, was Judith Butler vertritt, dass das Geschlecht mit seinen Zuschreibungen überwiegend ein soziales Konstrukt ist. Auch weil der Mensch dazu neigt aus der Natur immer nur das heraussuchen, was seine kulturellen Thesen bestätigt! Die Biologie ist daher völlig ungeeignet Frauen auf eine kulturelle und soziale Rolle zu reduzieren.

          www.faz.net/aktuel...eller-1132859.html



          de.wikipedia.org/wiki/Echter_Clownfisch

          • @Frederik Andersen:

            Wir reden hier aber von Menschen. Bei dem lagern die unterschiedlichen Geschlechter tendenziell unterschiedlich viel Körperfett an, sind durchschnittlich deutlich unterschiedlich groß und schwer etc....

            Und ja, diese ganzen körperlichen Unterschiede sind auf bestimmte Rollen und Lebensgestaltungen hin optimiert. Und ich halte die Soziologie für relativ ungeeignet, derartige biologische Merkmale hevozubringen. Da ist mir Darwin schon einleuchtender...

            Aber es handelt sich immer um TENDENZEN. Nichts davon ist absolut und gilt gleich stark für jedn Menschen. Dann letztlich ist es natürlich ein Zusammenspiel von verschiednenen Faktoren. Weder ist irgendein Mensch in seinem Geschjlecht ausschließlich Biologisch determiniert, noch gibt es Menschen, bei denen das biologische Geschlecht keine Rolle spielt.

            Warum ist es so schwer, sich darauf zu einigen?

  • Toller Artikel, danke für das Interview!

  • "Es geht darüber hinaus auch um die politische Gestaltung von Globalisierung, um ­Europa, die Schließung von Steueroasen, die Regulation der Finanzmärkte, die Etablierung europäischer Sozialstandards, den Abbau von Ungleichheiten. "

    Das wird auf absehbare Zeit keine Bundesregierung angehen. Das könnte nur RRG und dazu wird es höchtswahrscheinlich nie kommen und nie mehr ausreichen. Insbesondere, da SPD und Grüne auch an Agenda 2010/Hartz 4 festhalten, wo die Vermögenden und oberen Einkommensschichten entlastet und die mittleren und unteren Einkommensschichten belastet wurden. Und AfD/CDU/CSU/FDP wollen die Wirtschaftsliberalisierung noch mehr vorantreiben und dadurch wird die soziale Spaltung zukünftig noch verschärft werden!

  • Danke für das Interview. Durch und durch lesenswert.

  • Der Schluss versöhnt mit einem Manko des Artikels.

    Es gibt nämlich den dritten Stamm, der linke Stamm, der die soziale Frage thematisiert.

    Nur der wird leider immer wieder gerne als Rechts diffamiert, da er eben auch die Herausforderungen der offenen Grenzen anspricht.

    Andererseits wird dieser Stamm von Rechts diffamiert, da er Anforderungen an den globalen Kapitalismus stellt.

    • @J_CGN:

      Dann gibt es noch den antiautoritären linken "Stamm", der weder liberale Demokratie noch gesellschaftlichen Status Quo verteidigt. Dieser wird von staatsaffinen Linken diffarmiert, weil er sich u.a. antinational positioniert und sich solidarisch mit Geflüchteten und Migrant*innen zeigt.

      • @Uranus:

        Diejenigen, die sich als "antinational positionieren und sich solidarisch mit Geflüchteten und Migrant*innen zeigen" werden momentan von AfD/CSU/CDU/SPD/Grüne und Teilen der Linken bzw. der "staatsaffinen" Linken diffamiert.

        • @Frederik Andersen:

          Ergänzung: Die überflüssige FDP habe ich in der Aufzählung vergessen zwischen CDU und SPD.

          • @Frederik Andersen:

            Klar, die allemal. Staatsräson muss sein. Wo kommen wir denn da hin? ;)

  • Helft mir mal auf die Sprünge. Kann es sein, dass sich in den letzten Monaten ein paar Missy-Feministinnen aus der Führungsriege der taz verabschiedet haben? Nach der Lektüre dieses Artikels habe ich mal im Impressum geschaut, und die Namen dort waren nicht mehr dieselben, die mich vor zwei Jahren von der taz getrennt haben.

    • @Andreas Säger:

      Frau Kresta generiert hier eigentlich schon so lange ich denken kann immer den eher informativen und (selbst)kritischen Content.

    • @Andreas Säger:

      Anyway. Weil - Letzteres dürfte Namen - egal welchen - Ja auch mehr als schwer fallen! Newahr.



      Normal!;))

  • "Wir finden heute eine ganz ähnliche Klassengesellschaft wie im 19. Jahrhundert vor."

    Ist ja irgendwie witzig. Sobald Menschen aus Staaten mit desolaten wirtschaftlichen Verhältnissen vor den Haustüren vorbeilaufen und in nächster Nachbarschaft für einen Mindestlohn oder auch weniger arbeiten, stellen manche fest, dass es noch eine "Klassengesellschaft wie im 19. Jahrhundert" gibt. Allen Anschein nach hat man in gewissen linken Kreisen über den nationalen tellerand nicht hinausgeschaut.

    Als wenn es die ""Klassengesellschaft wie im 19. Jahrhundert" im weltweiten Maßstab nicht schon immer gibt. Es sieht und sah regional noch schlimmer aus. Es existieren Länder, in denen ist die Lebenserwartung nicht höher als in Deutschland um 1900.

    Mit nationalen linken Lösungen (closed Borders), wie sie aktuell im Rahmen der Migrationsdebatten diskutiert und propagiert werden wird man allenfalls den Wohlfühlmodes früherer Zeiten wiederherstellen und das Problem aus den Augen aus dem Sinn wieder zurück in die Ursprungsländer verlagern.

    • @Rudolf Fissner:

      Momentan sind die Linken nicht in der Regierung und werden es voraussichtlich auch in absehbarer Zeit nicht sein. Momenatn liegt das rechte Lager bei 66% im Bundestag. Und laut Umfragewerte verliert RRG momentan noch. Es wird also zu keiner linken Politik in Deutschland auf absehbare Zeit kommen und die Abschottung wird daher wohl noch stärker werden. Die Vorstellungen der Linken sind daher völlig irrelevant für die Realpolitik bzw. haben Null Auswirkung auf diese!

  • "Viele empfinden es verständlicherweise als ungerecht, dass die Neuankömmlinge Anspruch auf dieselben Leistungen haben ..."

    Was ist daran "verständlicherweise" ungerecht? Es ist das Wesen eines Sozialsystems, dass Menschen geholfen werden. Auch "Neuankömmlinge" (Flüchtlinge!) sind Menschen. Es ist mir schleierhaftwas Frau Koppetsch an diesem Sozialsystem "verständlicherweise" ungerecht findet. Das Verstehen geht mir zu sehr in die rechtspopulistische Ecke.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Warum soll es gerecht sein, dass jemand etwas von der Gemeinschaft bekommt, ohne ihr je etwas gegeben zu haben?

    • @Rudolf Fissner:

      Ich bin kein Wortfetischist und versuche mich mal an einer Antwort. Bitte legen Sie nicht jedes Wort auf die Waage.

      Unser System gewährt Asyl und bietet Bürgerkriegsflüchtlingen zeitlich begrenzten Schutz. Das ist gut so.

      Leider gehen diese Menschen häufig nach Wegfall des Grundes nicht wieder nach Hause. Leider kommen Menschen (sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge) zu uns, die keinen Schutz nachweisen können. Ungeachtet dessen bleiben diese Menschen (nach Wegfall des Schutzgrundes oder nach Feststellung des fehlenden Schutzes) trotzdem bei uns und bekommen dann noch Sozialleistungen auf die sie eigentlich keinen Anspruch haben oder haben sollten.

      Hier werden also insoweit Gesetze gebrochen und das Sozialsystem missbraucht.

      • @DiMa:

        "Bitte legen Sie nicht jedes Wort auf die Waage."



        Dann tue ich es mal: wo unterscheiden Sie Ihre Haltung von der der NPD&Co à la "Weltsozialamt", "Asylmissbrauch", "Kriminelle Asylanten abschieben" etc.?

        • @Uranus:

          Ich kann nichts dafür, dass meine Meinung Schnittstellen mit politischen Parteien (links, mitte wie rechts) aufweist.

          Ich schaue in dieser Frage lediglich, für wen das Asyl- und Aufenthaltsrecht ursprünglich ein Bleiberecht vorsieht, erkenne eine erhebliche Diskrepanz und eine ganze Reihe von Lücken und ziehe meine Schlüsse.

          Und ja, ich vertrete die Ansicht, das Abschiebungen (nicht nur krimineller Migranten) notwendig sind um unser Sozialsystem zu schützen.

    • 8G
      83492 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      "Es ist das Wesen eines Sozialsystems, dass Menschen geholfen werden."



      Nein, ein Sozialsystem ist keine altruistische Konstruktion. Es ist das Wesen eines überlebensfähigen Sozialsystems, dass die Mitglieder darauf vertrauen können, dass der Verzicht den sie für den Erhalt des Sozialsystems erbringen müssen durch die Risikoabsicherung gerechtfertigt ist. Ein System, das dauerhaft mehr Leistungsbezieher als -erbringer aufnimmt, wird das nicht leisten können und zusammenbrechen.

      Außerdem gab (gibt?) es einige Auswüchse, schaun Sie mal z.B. hier [*] ab 1:05.



      Dort sagt die Leiterin der EJF-Beratungsstelle Wohnungen für Flüchtlinge in Berlin, dass



      "Zum 01.12.2015 wurden die Mietobergrenzen für Flüchtlinge um etwas erhöht, ... man darf diese um 20% überschreiten zu dem,



      was für 'ne deutsche Hartz-IV Empfänger gilt. .... Also dafür in dem Moment hat der Flüchtling nen Vorteil gegenüber nem Deutsche, der auf dem Wohnungsmarkt sucht, gerade in dem unteren Segment."

      Wie passt das mit Ihrem Gerechtigkeitsempfinden zusammen?

      [*] www.zeit.de/video/...-auf-wohnungssuche

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Und? Um die Perspektive ein wenig zu erweitern ein paar Fragen:



        *Wer zahlt wieviel in das System ein und wer nicht - siehe auch Verteilungsfrage.



        * Wer will tatsächlich nach Deutschland und wer kommt tatsächlich nach Deutschland? Siehe Migrations-/Fluchtstatistiken



        * Wie gestaltet sich die Wohnungssuche für People of Color in Deutschland? Siehe auch Rassismus.



        ...



        Wie passt das mit Ihrem Gerechtigkeitsempfinden zusammen?

      • @83492 (Profil gelöscht):

        Flüchtlinge haben wie jeder andere Mensch Anspruch auf ein Existenzminimum. Diesen gleichberechtigten Anspruch stellt Frau Koppetsch „verständlicherweise“ und grundsätzlich in Frage. Um die von Ihnen dargestellten Ungereimtheiten geht es ihr nicht einmal. Und ihre Frage setzt ebenfalls voraus, dass man Menschen gegeneinander ausspielt. Gerechtigkeit besteht aber darin, dass jeder Bedürftige eine Wohnung hat, nicht nur jeder zweite.

        Fragen Sie doch mal im AfD Land Sachsen nach, wieso die bei einem Wohnungsleerstand von 10 und mehr Menschen auf der Flucht keine Hilfe anbieten wollen?

        • @Rudolf Fissner:

          "Flüchtlinge haben wie jeder andere Mensch Anspruch auf ein Existenzminimum."

          sagen sie das denjenigen, denen der Jobcenter ihr Minimum für ihre Existen zusammenstreicht...



          So etwas wie *ein* Existenzminimum gibt es hierzulande nicht (mehr). Somit müssen die Beträge für Flüchtlinge nicht denjenigen für die anderen Bürger entsprechen.

          • @agerwiese:

            Ich habe die Glocken schon leuten hören. Hartz IV für Flüchtlinge ist für manche "Linken" noch zu viel.

        • 8G
          83492 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          "Flüchtlinge haben wie jeder andere Mensch Anspruch auf ein Existenzminimum. Diesen gleichberechtigten Anspruch stellt Frau Koppetsch „verständlicherweise“ und grundsätzlich in Frage"

          Die Personen, von denen Frau Koppetsch spricht, stellen wohl eher in Frage, dass das Deutsche Sozialsystem in der Verantwortung steht, das Existenzminimum allen, die ins Land kommen zu sichern.

          Zumal es nicht nur wirklich Bedürftige sind, die ankommen, sondern auch die lokale Mittelschicht sich auf den Weg macht

          www.faz.net/aktuel...inge-13856864.html

          • @83492 (Profil gelöscht):

            Die Fassbomben Assads haben sicherlich nicht gefragt, wie dick das Portmonee ist, bevor sie den Menschen zerfetzt haben. Und die Läden und Arbeitsplätze der lokalen Mittelschicht liegen in Schutt und Asche. Und hier fällt Frau Koppetch nichts besseres ein populistisch Stimmung gegen Flüchtlingshilfe zu machen und den Anspruch auf ein Existenzminimum „grundsätzlich“ als ungerecht zu bezeichnen. Mit „links“ hat das nüscht zu tun.

            • @Rudolf Fissner:

              "Viele empfinden es verständlicherweise als ungerecht, dass die Neuankömmlinge Anspruch auf dieselben Leistungen haben, während sie selbst viele Jahre in die Sozialkassen eingezahlt haben." Sie unterstellen hier Frau Koppetsch etwas. Ob Frau Koppetsch auch zu den "vielen" gehört, die das so sehen, geht aus dem Interview überhaupt nicht hervor! Und dass das nun mittlerwiele viele sind, müsste wohl jedem klar sein. AfD/CSU/CDU/FDP haben bereits jetzt 60% im Bundestag.

              • @Frederik Andersen:

                Frau Koppetch hat Verständnis für diese angeblich "ungerecht" behandelten Wutbürger, die nur jenen helfen wollen, die zuvor gezahlt haben. Das sagt doch schon alles.

                • @Rudolf Fissner:

                  Dass vielen das eigene Portemonnaie näher ist, als das Elend der Menschen in Syrien ist nun wahrlich keine neue Erkenntnis und nur weil Frau Koppetsch erneut darauf hinweist, ist das kein Indiz für Verständnis! Tatsache ist aber, dass die Linke die Auseinenadersetzung mit diesen Sichtweisen scheut und sich moralisch aufspielt und sich daher hier etwas vormacht, deswegen ja auch die Überschrift: „Viele Linke machen sich etwas vor“ Sie sind ja der beste Beweis dafür. Das Interview hat bei Ihnen ja direkt ins Schwarze getroffen!

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Slavoj Žižek sagte über George Soros, er reiße mit der einen Hand ein, was er mit der anderen aufbauen wolle.

    In gewissem Sinne kann man der urbanen (sich als links definierenden) Mittelschicht denselben Vorwurf machen.

    Ich bin leider auch skeptisch in dem Punkt, ob Prof. Koppetsch (als Angehörige ebendieser urbanen Mittelschicht?) am Ende des Interviews die kritischen Stellen der kapitalistischen Dynamik benannt hat.

    Ich finde es geradezu naiv, in Zeiten Trumps, der AfD, von russischen Trollen, Bots, der Pressekonzentration, dem Verlagssterben, von Stiftungsmilliarden und Extremismustheorie etc., die politische Ökonomie zu kurz kommen lassen.

    Die massiven politischen Einflussmöglichkeiten für Angehörige der Habenden Klassen sind eine wichtige Ursache dafür, dass die Entsolidarisierung in der Gesellschaft überhaupt soweit fortschreiten konnte. Sie zu beschränken ist von vorderster Wichtigkeit, wenn eine Linke (die diesen Namen verdient) strategisch handlungsfähig sein soll.

    Desweiteren kann auch die gerechteste Steuerpolitik die Tendenz zur Klassengesellschaft nicht unterbinden, wenn die Geldwirtschaft nicht anders verfasst wird. Die Geldproduktion und Wertschöpfung mittels Keystroke-Prinzip verhindert, dass sich die Arbeiterklasse die Profite ihrer Arbeit aneignen kann. Anstatt wie früher Zinsen zu bekommen, müssen heute für ein Girokonto Gebühren bezahlt werden. Linke Politik und Gewerkschaften rennen so nur noch den Inflationsverlusten hinterher. Eine konstruktive, zukunftsgerichtete und auf die Sozialisierung des Produktionskapitals abzielende linke Politik wird so verunmöglicht, dasbemerkte schon Ludwig Erhardt.

    Insofern reicht es bei weitem nicht aus, sich nur als mehr oder weniger erfolgreiche*r Symptombekämpfer*in zu stilisieren. "Fairness" bei den Löhnen etwa trägt zur Stabilisierung des kapitalistischen Klassensystems bei, soziale Durchlässigkeit schafft Akzeptanz für die Existenz von Klassen.

    Ohne konkrete Utopie bleibt linke Politik verkrüppelt.

  • Nunja, da ich mich selbst niemals zivilgesellschaftlich engagieren würde gehöre ich wohl nicht zu den genannten Kosmopoliten (ungeachtet der Tatsache, dass alle andere Kriterien zutreffen).

    Ich frage mich nur, weshalb "Spießigkeit, Angepasstheit und die Rückkehr zu konservativen Werten" bei Frau Koppetsch einen so negativen Klang hat.

    Als Zugehöriger der "Spitze der kapitalistischen Wertschöpfungskette" sympatisiere ich mit den von ihr so gescholtenen Attributen. Auf mich treffen sie voll und ganz zu.

    • @DiMa:

      Darf ich Sie anbeten, Sie High- Performer?

      • @lions:

        Das wäre mir eher egal und bleibt daher eher Ihnen überlassen.

        Übrigens, die Darstellung der Autorin bezüglich der finanziellen Segregation halte ich für gelungen und zutreffend. Nur brauchen wir für eine solche (sehr gelungene) Zusammenfassung wirklich das Studienfach Soziologie?

        Ferner, weshalb sollte diese Art von Abgrenzung verwerflich sein?

        • @DiMa:

          Dass Sie sich Spießigkeit selbst auf den Leib schneidern, entbehrt allem, außer der so herrlichen Komik darin.



          Es gibt da so einen Schlag Menschen, der Widersacher seines Weltbildes damit outknocken will, in dem er alles zugibt, was man ihm darin vorwirft.



          Dass Sie sich zivilgesellschaftlich nicht engagieren wollen, schließt noch nicht aus, dass Sie offenbar fleißiger Nutzer des Systems gesellschaftlicher Frieden sind. Jetzt werden Sie sicher auch zugeben, wenn ich Ihnen Egoismus attestiere, weil es ja gar keine Untugend ist; oder irre ich darin?

          • @lions:

            Weshalb sollte ich mich zivilgesellschaftlich engagieren müssen um am System gesellschaftlichen Friedens partizipieren zu dürfen?

            Ich zahle fleißig Steuern und Sozialabgaben. Dem messe ich einen sehr viel höheren Stellenwert als irgendeine Form von Aktivismus bei. Damit zahle ich übrigens einen recht hohen Preis für das System.

            Ferner kann ich die "Vorwürfe eingestehen", da ich nichts vorwurfsvolles darin erkennen kann.

            Und da der Genuss des eigenen ordentlich gepflegten Gartens mit der eignen nichtpatchworkingen monogam lebenden Familie landläufig inzwischen als spießig angesehen wird, bin ich sehr gerne ein Spießer. Auf diesen ganzen modernen "gendergerechte-sprache-wir-retten-die-welt-und-trinken-fairtrade-matetee"-Mist kann ich getrost verzichten.

            • @DiMa:

              "Ich zahle fleißig Steuern und Sozialabgaben."

              Fleiß ist eine Eigenschaft, die aus einer Überzeugung davon wächst. Nach dem Eingangspost tun Sie das wohl nicht gern. Tun Sie´s doch gern, dürfen Sie sich weitestgehend als zivilgesellschaftlich engagiert begreifen.



              Bleibt nur noch das böse Wort kapitalist. Verwertungskette. Der Wert, den Sie mit Ihrer Arbeit schaffen, ist wohl sehr viel kleiner als Ihr Einkommen daraus. Sie sind da wohl eher in der Wertumlenkungs- und Konzentrationskette positioniert, wie viele andere Ihres Standes. Soll heißen, das Steueraufkommen entsteht eigentlich weiter unten, wird nur per bestehendem Wirtschaftssystem und kapitalistischen Nomenklatura umfirmiert. Das Unwort "Leistungsträger" steht dafür Parade. Die Klofrau, der ehrenamtlich tätige Fußballtrainer leisten nicht, da kaum oder nicht zum Steueraufkommen beitragend, soll die Botschaft lauten, damit Blicke derer sich nicht vom Boden lösen und alles bleibt, dass sich der Gerne- Spießer auf seiner üppigen Scholle weiter feiern darf.



              Aus einer Zuspitzung dieser Segregation wächst die Gefahr, dass auch u.a. Ihr Vermögen einmal keines mehr sein wird.

              • @lions:

                Das passt schon. Spießer, pro-kapitalistisch, für Asylbegrenzung... da hat DIMAs Haltung einige Überschneidungen mit der AFD. Wobei - im Zuge des Rechtsruckes reicht es wohl, auch andere Parteien zu wählen, die sich etwas "ziviler" ausdrücken aber letztlich die gleiche Politik machen. ;)

              • @lions:

                Unter "fleißig" finden Sie unter anderem die Definition "umgangssprachlich: regelmäßig, häufig". In diesem Wortsinn habe ich das Wort eigentlich verwendet.

                Insoweit bleibt nur noch das Wort Spießer und darum geht es ja im Artikel. Ja zur Rückbesinngung klassischer Werte.

    • @DiMa:

      Ja wie?

      Is doch Spitze - daß Sie noch solche Fragen haben! Newahr!



      An der Spitze der Wertschöpfungskette.



      &



      (c) of "Spießigkeit, Angepasstheit und die Rückkehr zu konservativen Werten" - noch dazu! Schlagobers!;))

      kurz - Sie - DIMA - Attributist Non-Kosmopolit - des Monats!



      Was sag ich des Jahres!



      Aber. Gut - Daß auch Sie es endlich mal ausgesprochen haben! Was wir profanen Unterspitzten so lange schon für uns behalten mußten!



      Aus reiner - Ja purer Höflichkeit!



      Ha noi. Leicht fiel das nicht!



      Gellewelle!



      Aber Gemach! Alles was Sie verlieren können - Sind ja nur Ihre Ketten! Woll!



      Auch wieder wahr!

  • "Ein Ausweg wäre, als Frau darüber nachzudenken, ob einem so ein Alphamännchen wirklich so guttut"

    Hm. Alphamännchen (Leittierchen) sind definitionsmäßig selten. Wenn einer von 50 die leitende Position hat, dann läuft dass darauf hinaus, dass 49 von 50 Frauen mit einem Looser ("weniger erfolgreich", "offenbar schwach") zusammen sind ;-)

    • @Rudolf Fissner:

      Jedes Töpfchen sucht sich sein Deckelchen. Es kann nicht Jede den Boss der Bosse für sich gewinnen, aber sich den krallen, der dem Ideal am nächsten kommt (und für sie erreichbar ist) kann sie schon. Genau das beschreibt Frau Koppetsch.

      Der Punkt ist, welche Kriterien zum Erfolg beim anderen Geschlecht führen. Wenn ein Mann kochen kann, sich um Kinder kümmert und eine saubere Wohnung liebt, ist das ein Pluspunkt, aber nicht mehr. Vor allem ist es nicht sexy. Ist er hingegen beruflich untalentiert oder unambitioniert, ist das - nicht für alle, aber immer noch für SEHR viele Frauen - ein finaler Abtörner.

      Kurzfassung: Viele Frauen haben nach wie vor lieber einen Mann, der eine Haushaltshilfe bezahlen kann, als einen, der (am Ende noch auf Kosten seiner Karriere) den Haushalt selbst schmeißt. Und die Rolle als regieführende Bezugsperson ihrer Kinder geben sie schon mal erst recht nicht gern auf.

      • @Normalo:

        Naja, es gibt ja noch andere Lebensentwürfe. Mensch muss ja keine Kinder haben wollen. Da fallen dann auch ein paar Aufgaben weg. Und ja, bei diesen verbleibenden haben auch Männer* (je nach Sozialiation) durchaus Lernbedarf. Das passt dann auch als Antwort auf WOLFGANG LEIBERG.

        • @Uranus:

          Andere Lebensentwürfe ergeben sich natürlich haufenweise. Aber die immer noch überwiegende Verbreitung des klassischen Lebensentwurfes hat eben immer noch einen großen Einfluss auf das "instinktive" Paarungsverhalten.

          Niemand sucht sich seinen Partner ausschließlich(!) danach aus, ob der mit dem aktuellen eigenen Lebensentwurf besonders kompatibel ist. Es gibt eine davon losgelöste Attraktivität und auch eine schon lange vor der eigentlichen Partnerwahl einsetzende Bemühung jedes Einzelnen, diese zu entwickeln. Bei Männern erfolgt das eben nach wie vor weit verbreitet durch den Aufbau wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und einer Aura von Erfolg. Bei Frauen sind diese Kriterien nicht so verbreitet als besonders attraktiv etabliert, also legen sie - tendenziell - mehr Energie in die Entwicklung anderer Qualitäten und betreiben ihre berufliche Planung eher in Richtung Absicherung.

          Was Sie schreiben, entspricht dem Rat von Frau Koppetsch: "Frauen, schaut doch mal, ob das erfolgsverwöhnte Alphamännchen wirklich für Euch der ideale Partner ist!" Gäbe es real keine Tendenz bei Frauen, sich unabhängig vom eigenen Lebensentwurf für solche Typen zu begeistern, wäre der Rat unnötig.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Wahre Worte.

        Sie decken sich mit meinen eigenen Erfahrungen. Es ist für manche Frauen offenbar einfacher, über nicht oder zu wenig mithelfende Männer im Haushalt zu klagen als Aufgaben zu teilen. Frau müsste das Abgeben lernen.

      • @Normalo:

        Mir wäre es lieber, mein Mann würde den Haushalf schmeißen anstatt knapp über'm Mindestlohn zu malochen. Leider sieht er das anders... und für die Haushaltshilfe reichts auch nicht.

        Ich hasse Hausarbeit.

        • @Cededa Trpimirović:

          Frage: Was hassen Sie mehr - Hausarbeit oder eine vernachlässigte Wohnung?

          Meine Erfahrung ist, dass die allermeisten Männer den Haushalt auch freiwillig schmeißen - aber eben nicht wenn es ihre Frauen für nötig halten sondern wenn SIE es für nötig halten.

          Zweite Frage: Lieben Sie Ihren Mann? Oder haben Sie ihn geheiratet, um einen Teamkameraden für die gemeinsame Lebensbewätigung zu haben. Wenn Sie meine, das ginge doch Beides, denken Sie nochmal...

  • Ein sehr gutes komplexes Interview - wirft in der Konsequenz aber viel mehr Fragen auf als es beantwortet.

    Interressant wäre auch zu erforschen inwieweit die Individualisierung unserer Gesellschaft schadet - bzw. die individualisierte Gesellschaft den kürzeren zieht gegenüber dogmatischen oder kapitalistischen Strömungen.

  • Sehr lesenswert dieses Interview. Ich würde mir wünschen, dass Menschen wie Cornelia Koppetsch mehr Einfluss hätte auf die Diskussion innerhalb des linken Spektrums.

    Zum Teil wird das bestätigt, was Oskar Lafontain den "progressiven Neoliberalismus" nennt, der vermeintliche oder genuin linke Positionen übernimmt, sofern diese nicht den Verwertungsinteressen des global agierenden Kapitals widerspricht.



    Dieser "linksliberale Mainstream", der sich formal für Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Antirassismus usw. ausspricht, lebt und handelt de facto gegen den eigenen Anspruch. Eine paradoxe Situation. Das erklärt aber aus meiner Sicht die zum Teil maßlose Desavouierung derjenigen Linken, die genau den Zusammenhang von reibungslos funktionierendem Neoliberalismus und dem linksliberalen Mainstream erkannt haben.

  • Überhaupt macht6 man sich was vor...



    So ist das im Leben.

    (s. Nietzsche u.v.a.)

  • Frau Koppetsch verwendet unreflektiert den Begriff "Gleichberechtigung", spricht sich dann aber von ganz anderen Themen. Gleichberechtigung bedeutet, dass beide Geschlechter gleiche Rechte haben. Das beinhaltet weder Chancengleichheit noch die Ergebnisgleichheit.



    Dabei müsste die Diskussion offen darüber geführt werden, welche Gleichheit wo anzustreben ist. Die Diskussion verfällt in eine toxische Diskussion über Interessengruppen. Es gibt keine Klarheit, welche Maßstäbe denn insgesamt anzulegen sind, sondern nur darum bestimmte Gruppen zu schützen oder zu privilegieren. Das führt dann natürlich zum Konflikt, wenn sich die Interessen verschiedener schutzwürdiger Gruppen überschneiden. In einer multikulturellen Gesellschaft funktioniert aber diese simplistische Betrachtungsweise nicht mehr. Schwule kämpfen für Gleichberechtigung gegenüber Lesben und Feminist*innen lehnen bessere Rechte für Transgender ab, da sie ihre eigenen Privilegien gefährdet sehen. Der Konflikt zwischen Antirassist*innen und Feminist*innen ist daher kein Sonderfall sondern exemplarisch.



    Wenn als Feindbild nur noch die Minderheit des 30-60 jährigen weißen Männer übrig bleibt, erreichen wir das Gegenteil von dem, was der Kampf gegen Diskriminierung eigentlich bringen sollte.



    Ein Blick auf die Rolle vieler Juden in der Weimarer Republik zeigt, dass diese durchaus Macht hatten. Der Kampf gegen die Machtposition dieser Minderheit, rechtfertigte dann die abscheulichen Verbrechen der Nazis. Die privilegierte Gruppe von heute sind die Opfer von morgen. Daher brauchen wir mehr Standards der Menschlichkeit und weniger pauschalierende Interessenpolitik.

    • @Velofisch:

      "Ein Blick auf die Rolle vieler Juden in der Weimarer Republik zeigt, dass diese durchaus Macht hatten. Der Kampf gegen die Machtposition dieser Minderheit, rechtfertigte dann die abscheulichen Verbrechen der Nazis."



      Als Ergänzung: Es ist antisemitische Perspektive die Machtposition von Jüd*innen hervorzuheben und sie als homogene, handelnde, vernetzte Gruppe zu konstruieren. Der rassistische, verschwörungsideologische Wahn vieler Deutscher bildete dann die Grundlage für die Shoa.

    • @Velofisch:

      Kurz dazu:



      " Feminist*innen lehnen bessere Rechte für Transgender ab, da sie ihre eigenen Privilegien gefährdet sehen. "



      Das stimmt so nicht. Ein paar Feministinnen sehen das so ja, aber nicht alle. Die Sie meinen, werden auch trans-exclusionary radical feminists genannt oder "TERFs". Hingegen ist der Queerfeminismus eine große Strömung...

  • Danke für dieses Interview!

  • Genau meine Rede, einst mal revolutionären Ideen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Diversity, Soziale Gerechtigkeit , Feminismus und “Toleranz” (aber nur für linkes Gedankengut) sind eingefahrene Ideen, die jeder Spießer im urbahnen Umfeld mit absoluter Humorlosigkeit vertritt. Es ist nichts revolutionäres mehr daran, es ist nervtötender Einheitsbrei der dem geneigten Eiferer Applaus am hochpreisigen Stammtisch garantiert.

    “Linke Werte sind ein Teil des herrschenden Apparats geworden. Viele Linke sind ja selbst Gate­keeper in den staatlichen oder öffentlichen Institutionen.”

    www.youtube.com/watch?v=vp9hw9tRSpM

    “Gleichberechtigung beginnt mit der Partnerwahl.”

    Ich lach mich scheckig! Unglaublich das manche da nicht vorher drauf kommen. Erst den erfolgreichen Macho heiraten und dann über fehlende Gleichberechtigung jammern! So geht eigenverantwortliches Handeln nicht!

    “Sie würde sich weniger um Gesinnungsfragen als um Gerechtigkeitsstandards, Wohnungspolitik, soziale Durchlässigkeit und Durchmischung kümmern ...”

    Ich will ja jetzt nicht sagen ich hätte es schon tausend mal geschrieben. Aber das habe ich! Identitätspolitik ist Gift! Es ist auch nicht so als würde ich 100%ig mit Frau Koppetsch übereinstimmen aber die Dame legt eine Offenheit für echten Diskurs an den Tag, die ich bei vielen Linken (mittlerweile!!!) vermisse und deshalb finde ich sie sehr sympatisch.

    In dem Interview habe ich mein eignes Umfeld oftmals gut wiedererkennen können und ich kneife seit Jahren den Arsch zusammen um all den miesen Heuchlern nicht mal genau das ins Gesicht zu sagen was Frau Koppetsch hier vom Stapel hat laufen lassen.



    All die kapitalismuskritischen Akademiker, die so tun als hätte ihre hervorragende Lebenssituation nichts mit dem Kapitalismus zu tun kotzen mich nur noch an! Mir geht es da nicht anders aber ich darf mir regelmäßig anhören was für ein schrecklicher Mensch ich bin, weil ich nicht so tue als wäre der Kapitalismus eine Krankheit

    • @Januß:

      "All die kapitalismuskritischen Akademiker, die so tun als hätte ihre hervorragende Lebenssituation nichts mit dem Kapitalismus zu tun kotzen mich nur noch an! "

      Ich falle auf die Knie vor dieser Aussage und dem ganzen Beitrag!



      Nichts an (den meisten) linken Akademikern ist auch nur einen Funken authentisch: Man ist, wenn man erfolgreich ist, selber ein knüppelharter Macho, grenzt sich selber ab und hat für den Rest der Welt aber Verhaltensratschläge parat. Solidarität findet nur im Geiste statt und altruistischen Verzicht sollen bitte die anderen üben.



      Aber der Gipfel ist wirklich die Verlogenheit hinsichtlich der Herkunft des eigenen Wohlstandes. Glaubt man in diesen Kreisen wirklich, dieser sei extrakapitalistisch entstanden? Oder ist es einfach chic, den Salonkommunisten zu spielen?

    • @Januß:

      Jau - “Arschbacken - zusammen!“

      kurz - Horch - der Klemmi - Spricht!;)



      Obst‘tes hören willst oder nicht!



      Er verklart alles ganz - Janusjenau!



      Nu. Gewitzt! - Nach innen G'schwitzt*!*



      Genau Genau - Bloß nicht seiner Frau!

      Zündapps/Janus Westf. Reihe!Kaa Stuß!



      De Fraue rückwääts! Männesvorn’erus!



      Jeweils zweie Paare - Gott bewahre!;)((

      kurz - Schweinchen Schlau!



      Wußt schonn immer alles ganz genau!



      Klar - Aber oh je! Ja wie? Nix versteh*!*

      • @Lowandorder:

        "De Fraue rückwääts! Männesvorn’erus!"

        Sie unterstellen mir hier Absichten die ich nicht habe. Meine Haltung ist grundsätzlich liberal und wer will, ob Männlein oder Weiblein, der soll Kariere machen oder eben auch nicht. Was mir hingegen auf den Sack geht ist das Anspruchsdenken vieler Feministinnin. Dagegen habe ich etwas aber nichts weil es Frauen sind, sondern weil die Ideen geistiger dünpfiff sind.

        Haben Sie hier eigentlich jemals einen Beitrag ausgeschrieben oder bleiben Sie konsequent in Ihrem Singsang drin?

        • @Januß:

          Hm? Wie meinen*¿*

          Always at your service*!*



          Brille Fielmann*!* - wa! - oder



          Verlegt! Untern Vordersitz gerutscht - kerr!;)



          Naja - “Auch ein Janus verliert nix!“



          (um meine alte Dame*04 -;) - mal zu Paraphrasieren! Na - die hätte Ihnen was - Gehustet! Aber Hallo!;))



          Trotz ihren nur 1l Luft! & vllt.*¿* - ma waases nich - Aus dem Roaring Twenties!“ +++ - mal was “an die Hand jejeben!“ - mit WK I&II dazu auffem Buckel.



          kurz - Ihre Grabben inn Kopp!



          Sorry - Not my cup of tea!



          Einfach mal die Vörn&Achter-Mütz!



          Absetzen! Remember - “Weg mit den Alpen - Freier Blick zum Mittelmeer! CDU/CSU/SPD/FDP .... “ selbst einsetzen!



          Wie unheimlich aktuell - Newahr! Normal!



          &



          Dank im Voraus!

  • "Man könnte sie etwa fragen, warum seht ihr die Flüchtlinge als Hauptproblem, habt ihr keine anderen Sorgen?"



    Das haben sie ausreichend gesagt: weil sie es nicht aushalten, dass Menschen hierher kommen, die nicht aussehen, nicht so riechen, sich nicht so benehmen, nicht so beten wie sie. Seit 3 Jahren kotzen sie ihren (Kultur-)Rassismus ins Internet, in Leserbriefe, in Schreiben und an Wände und schreien sie auf rassistischen Demos in die Welt. Es gibt nichts andres als Ausgrenzung für diese Leute. Die Ausgrenzung, die sie anderen zuteil werden lassen wollen.

  • Wie die urbanen Linksliberalen ticken, lässt sich hervorragen am Beispiel der NRW-Landtagswahl 2017 in Köln feststellen. Das arrivierte Bio-Öko-FairTrade-Millieau hat sich massenweise abgewandt - angewidert von der Politik der Grünen-Bildungsministerin Sylvia Löhr, die es wagte Förderschulkinder mit ihren Kids auf gleiche Schulen zu schicken.

    In den ersten Fragen erläutert Frau Koppetsch hervorragend wie diese Gruppe und ihre Überzeugungen den Neoliberalismus antreiben. Was mich dabei noch so anwidert ist, dass, im Unterschied zu den z.B. faz-konservativen, da eine gehörige Portion Heuchelei im Spiel ist.

    • @agerwiese:

      Das stimmt so nicht, gerade auch Eltern von behinderten Kindern haben sich abgewendet, weil sie Inklusion wollten - aber nicht so! Sondern mit wirklicher Integration der Kinder in die Regelschulen, nicht nur als "Beiwerk", das aber nichts kosten darf.



      Die Inklusion der alten Landesregierung war fast ein Sparprogramm, man verkleinerte und schloss die teuren Förderschulen, aber stattete die Regelschulen nicht wirklich besser aus.

  • Sehr guter Artikel! Beleuchtet werden sollte doch der Umstand näher, dass der Neoliberalismus männlich orientierten Prinzipien nach der Verwertbarkeit fern aller familiären Bestrebungen folgt. Der Mann gilt immer noch als das freigestellte Mitglied der Familie, von dessen höherer Flexibilität die Frauen der Mittelschicht monetär partizipieren; ein stiller Konsens, der mit modernen Sorgerechts- und Betreungsmodellen nicht konterkariert wird.

    "Man könnte sie etwa fragen, warum seht ihr die Flüchtlinge als Hauptproblem, habt ihr keine anderen Sorgen?"

    Wird von Rechten als rhetorisch abwertende Frage verstanden; So geht das wohl nicht.

    • @lions:

      "Der Mann gilt immer noch als das freigestellte Mitglied der Familie,..."

      Freigestellt aber eben auch nur mit dem Zweck maximales Einkommen zu erzielen. Es handelt sich hier nicht um eine Narrenfreiheit und es ist ebenfalls fraglich wer hier das bessere Los hat. Wer in dieser Rolle versagt hat oft das Nachsehen.

      Und wenn es sich um einen stillen Konsens handelt ist die Frage eben auch warum man diesen aufbrechen sollte. Das muss begründbar sein und ich denke das auch die deutliche Mehrheit der Frauen von diesem Konsens nur sehr zögerlich abrücken würde, wenn überhaupt.

      "Wird von Rechten als rhetorisch abwertende Frage verstanden; So geht das wohl nicht."

      Lassen Sie das "habt ihr keine andern Sorgen?" weg und wählen Sie den richtigen Gesprächspartner, dann funktioniert es auch. Wichtig ist eben eine entsprechende Offenheit und die fehlt momentan an vielen Stellen, weil man lieber "entlarven" oder "überzeugen" und nicht mehr lernen will.



      Nur noch wenige Menschen sind zu wirklich ergebnissoffenen Diskussionen bereit. Wenn man es doch ist kann das durchaus sehr interessant werden. (www.nytimes.com/20...ual-dark-web.html)

      • @Januß:

        "Freigestellt aber eben auch nur mit dem Zweck maximales Einkommen zu erzielen."

        Das steht außer Zweifel und ist gewiss auch als schwere Bürde zu verstehen.

      • @Januß:

        Dazu ist die Doppelverdiener-Situation auch mehr oder weniger das Ziel des neoliberalen Kapitalismus.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Egal wie die Frage verstanden werden kann: sie sollte gestellt werden. Immer wieder.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ja sicher, doch die evtl fruchtende Frage kommt ohne den Nachsatz aus.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Verstehe ich nicht.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Okay, der Nachsatz: "...habt ihr keine anderen Sorgen?" wird wann verwendet?



            Wenn man das Gespräch nicht will, sieht das so aus; So geht Abbruch. Ergo der Opfereismus der Rechten wird weiter gefüttert. Eine sachliche Frage, wie der erste Teil der obigen lässt Raum für sachliche Antworten oder evtl entlarvende Fehlschlüsse.



            Einen Menschen mit diesem rhetorischen Nachsatz zu begegnen, bedeutet Hass und diese Konnotation hat noch nie zur Einsicht geführt, ganz im Gegenteil.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Alles Klärchen. Da haben wir prächtig aneinander vorbeigeschrieben. Ich verstand Ihren Kommentar so, als meinten Sie meinen Nachsatz von gestern 10:53.

  • "Männer zitieren überwiegend Männer. Frauen zitieren Frauen und Männer in etwa gleichermaßen."

    Wenn man jetzt bedenkt, dass Männer mehr veröffentlicht und gelesen werden ergibt sich daraus der Schluss, dass Frauen genauso selektiv zitieren, wie Männer.

    • @hopfen:

      Den circelschluß circulus vizziosus vicious circle … - ;) bitte selbst auflösen!



      Dank im Voraus*!*



      & mal ganz -



      kurz - “Leben - heißt - Auswählen!“



      (Tucho*?*)

      • 8G
        83492 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        "Den circelschluß circulus vizziosus vicious circle … - ;) bitte selbst auflösen!"

        Also was denn nun? Zirkelschluss != Circulus Vitiosus.



        Zirkelschluss liegt jedenfalls beim OP nicht vor. Wenn ein Parameter P einer Verteilung (hier: XX/XY Chromosomensatz der Autoren) bei der Auswahl von Elementen aus der Grundgesamtheit nicht relevant für die Auswahl ist, sollte sich dessen Verteilung genähert in der ausgewählten Menge wiederfinden. Ist aber in der von Frauen gewählten Menge nicht der Fall.

        • @83492 (Profil gelöscht):

          OP - gelungen - Pointe&Patient tot!;))



          kurz - Otze machet*!*;))

          Wenn ich immer alle 'Latten ab' - wieder an den Zaun nageln wollte!



          Hätte ich ja viel zu tun & halb so viel Spaß! Na & Einer wie Sie erst! Newahr!

  • Moinmoin -;)

    Danke. Sitzte harmlos a balcon!



    Booey - wat ne tour d'horizon!;)



    Gern dazu 'n Strüßche Pierre Bourdieu



    wg Binnendifferenz & So jet - öh!



    &



    kurz &Klardann. Ein Mann wählt einen - Däh! Mann*¿!*

    unterm——



    Gegenfeuer 1 & 2 &&&& ff et al.



    Genau. Interpretationen - Schon!



    Vom Kopf auf die Füße -;)



    Der nächste Schritt!



    Ganz ohne Hohn.



    &



    Gehn‘mer mit*¿!*

  • Was für ein Geschwurbel. Schon tausendmal gelesen, schon tausendmal gehört... Naja. Man könnte auch sagen, die sog. "versuchte intellektuelle Revolution" frißt ihre Kinder. Eine Art Dunning-Kruger-Effekt.

  • 9G
    90680 (Profil gelöscht)

    ...“viele Linke machen sich etwas vor“...

    Sagt das mal Linken...

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Unbequeme Wahrheiten aus dem Munde einer klugen Frau, die in meinen Augen im öffentlichen Diskurs viel zu wenig Beachtung findet.

    Schon vor Jahren hat mich Cornelia Koppetsch mit dem Satz aufhorchen lassen, mit dem sich jede Partei ausführlicher auseinandersetzen sollte, die sich in ihrem Selbstbild links nennt: "Der Neo-Liberalismus vereinnahmt selbst selbst diejenigen, die ihn bekämpfen sollten."

    Ob über den Heimatbegriff, das Geschlechterverhältnis oder den linken Mainstream im Journalismus: Frau Koppetsch hat die passenden Erwiderungen parat, die leider viel zu wenig Gehör finden, weil ihre Differenziertheit offenbar überfordert. Die Linke täte gut daran, sich von ihr beraten zu lassen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Ich empfinde die Thesen eher als aufgewärmten Kaffee. Zudem handelt es sich nicht um Kosmopoliten, die per Definition die Welt als ihre Heimat ansehen, sondern um Kolonialisten. Auch das Mann-Frau-Thema, das selbst einer kritischen Reflexion bedürfte, wird im Sinne des Identitären aufgewärmt. Es ist doch geradezu aberwitzig, die Gehaltsunterschiede zu beklagen, über die Status sich definiert, für Frauen diesen Status einzufordern, aber zugleich zu verlangen, sie mögen sich vom Alphamännchen freiwillentlich abkehren, bevor sie noch selbst zu Alphafrauchen geworden sind. Das perpetuiert das Beklagte nur unter anderen Vorzeichen. Mir ist das viel zu wenig ideologiekritisch, tangiert nur am Rande und mainstreamverträglich ein Problemgefüge und nirgends die Wurzel. Das wird m.E. besonders in den läppischen Vorschlägen deutlich, was zu tun sei.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @849 (Profil gelöscht):

        Wenn die Aussagen von Frau Koppetsch 'aufgewärmter Kaffee' sind: wie sehen denn Ihre Lösungen aus?