Schlechte Leistung der Deutschen Bahn: Mieses Management mit Ansage
Die Deutsche Bahn bietet einen schlechten Service. Die schlechte Infrastruktur sei Schuld daran, nicht die Bahn selbst. Na sowas?

I st der Ruf erst ruiniert, managt’s sich ganz ungeniert. Das ist offenbar der Leitgedanke des Führungspersonals bei der Deutschen Bahn. Lange haben die Menschen in den Chefetagen das Problem mit Verspätungen, Zugausfällen, schlechten Anschlüssen und miserablem Service schöngeredet. Das ist jetzt anders: Nun kommt all das mit Ansage. Die Bahnmanager:innen schieben die schlechte Leistung auf die schlechte Infrastruktur – für die sie selbst verantwortlich sind.
Ja, die Deutsche Bahn ist über viele Jahre kaputtgespart worden. Es ist falsch, dass die Bundesregierung Geld für die Bahn streicht und für Autobahnen nicht. Aber: Wenn die Bahn-App falsche Verspätungsmeldungen verschickt und Fahrgäste deshalb den dann doch ausnahmsweise pünktlich fahrenden Zug verpassen, hat das nichts mit fehlenden finanziellen Mitteln zu tun. Die Bahn informiert ihre Kund:innen schlecht, gerade in der jetzigen Sanierungskrise, in der Vollsperrungen die Fahrpläne durcheinanderbringen.
Das ist mieses Management – das nicht nur Fahrgäste, sondern auch die Mitarbeitenden in den Zügen und auf den Bahnsteigen ausbaden müssen. Von kaputten Klos, Müll und schlechtem Internet in den Waggons gar nicht zu reden. Auch betriebswirtschaftlich liefern die Manager:innen ein verheerendes Ergebnis ab. Der Staatskonzern hat im ersten Halbjahr 2024 mehr als eine Milliarde Euro Verlust eingefahren. Fahrgäste zahlen für das Missmanagement doppelt: mit den oft überteuerten Tickets und als Steuerzahlende.
Verkehrsminister Volker Wissing nennt die aktuelle „betriebliche und wirtschaftliche Leistung der Deutschen Bahn nicht befriedigend“. Mit solchen Feststellungen ist es nicht getan. Der FDP-Minister muss dafür sorgen, dass andere Leute das Ruder übernehmen, vielleicht sollte er Manager:innen aus den Gute-Bahn-Ländern Österreich, der Schweiz oder Japan abwerben. Und angesichts der aktuellen Bahnkrise ist das Mindeste, die Preise für Tickets und Reservierungen deutlich zu senken.
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