Rechte Demo am Tag der Deutschen Einheit: Volksfest mit AfD

Tausende bejubeln auf einer verschwörungsideologischen Demo in Berlin die AfD. Der Hass auf regierende Po­li­ti­ke­r:in­nen eint die Versammelten.

AfD- und Deutschlandfahnen auf einer Kundgebung

Deutschtümelei und AfD – hier 2018 in Eisenach Foto: dpa

BERLIN taz | Es ist Tag der Deutschen Einheit in Berlin und aus mindestens 5.000 Kehlen im Lustgarten brüllt die Menge „Ost-Ost-Ostdeutschland“. Auf der Bühne steht ihr Animateur, Lars Hünich, Landesgeschäftsführer der AfD Brandenburg, und empfindet wohl so etwas wie einen „inneren Reichsparteitag“. Zumindest sagt er, dass er „gerührt“ ist.

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Kurz zuvor hatte der Chor der De­mons­tran­t:in­nen noch weniger inbrünstig die Nationalhymne intoniert – immerhin nur die dritte Strophe. Dafür wedelte man besonders eifrig mit Deutschland-, AfD- und Friedenstaubenfahnen und filmte sich dabei. Den Text kennt womöglich auch nicht jeder der Protestierenden von „Teterow für Deutschland“ oder „Oberhavel steht auf“.

Auch wenn der Feiertag die Kulisse bot und die abgedrehte Ex-Bürgerrechtlerin Angelika Barbe von Wahlfälschungen erzählen durfte – um die Einheit ging es auf der stundenlangen Kundgebung, die schließlich noch in eine Demo mündete, nicht. Die verschwörungsideologischen Ver­an­stal­te­r:in­nen hatten drei Forderungen mitgebracht – und sechs Ausrufezeichen: Rücktritt der Regierung!! Politikerhaftung!! Volksentscheide!!

Die Verachtung der Versammelten galt also den Habecks und Baerbocks, den Fae­sers und Lauterbachs – jenen, die symbolisch für die großen Aufregerthemen der Szene stehen: Flüchtlinge und Ukrainekrieg, Energiepolitik und Corona. Querdenken-Anwalt Ralf Ludwig kündigte eine Strafanzeige „gegen die 584 mutmaßlichen Haupttäter der Coronadiktatur“ an. Ulrich Siegmund, AfD Sachsen-Anhalt, von sich selbst nach dem größten Problem der Zeit befragt, entschied sich nach einer Kunstpause für „die offenen Grenzen“.

Kein Widerstand

Ein Volksfest im besten Sinne war die Veranstaltung für die AfD. Ist sie schon immer Teil der Coronademos, hat sie das einst noch heterogene Spektrum nun vollständig übernommen. Am Stand der AfD/JA Brandenburg flutschten die Fuffis einer nach dem anderen in die Spendenbox. Umstehende sprachen träumerisch von den angeblich kommenden „absoluten Mehrheiten“ im Osten.

Die Polizei war mit einem Minimalaufgebot präsent. Den Protest gegen die größte Nazi-Demo in Berlin seit knapp einem Jahr hielten etwa 50 Omas gegen Rechts aufrecht.

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