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Queerer Soldat über Kramp-Karrenbauer„Nicht LGBT-freundlich aufgefallen“

Ursula von der Leyen verordnete der Bundeswehr mehr Diversität. Laut betroffenen Soldaten ist trotzdem noch viel zu tun. Ob AKK dafür die Richtige ist?

Ursula von der Leyen hat sich für Vielfalt eingesetzt, ihre Nachfolgerin bisher nicht Foto: dpa
Tobias Schulze
Interview von Tobias Schulze

taz: Herr Bäring, über fünf Jahre war Ursula von der Leyen Verteidigungsministerin. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Sven Bäring: Frau von der Leyen hat das Thema Diversity und LGBTIQ auf die Agenda der Bundeswehr gesetzt und ist damit so mutig umgegangen wie keiner ihrer Vorgänger. Sie hat diese Öffnung quasi von oben verordnet. Für die Führungsebene gab es zum Beispiel 2017 den Workshop „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“. 2016 wurde im Ministerium das Stabselement für Chancengerechtigkeit um die Elemente Vielfalt und Inklusion erweitert. Die Entwicklung ist sehr positiv.

Gibt es trotzdem noch Probleme?

Natürlich. Die Liberalisierung der Bundeswehr im Bereich LGBTIQ wurde durch Vorschriften begonnen. Die konnte man sehr schnell verändern. Die Einstellung von Menschen, die LGBTIQ ablehnend gegenüberstehen, lässt sich nicht so schnell ändern. Dafür brauchen wir Gespräche, Erfahrungen, aber auch Bildungsangebote und Informationsmaterial. Wir müssen uns da nichts vormachen: Die Bundeswehr war die längste Zeit ein Refugium für vermeintlich echte Männlichkeit. Bis keiner mehr seine sexuelle Identität verleugnen muss, haben wir noch einen weiten Weg vor uns.

Betroffene haben immer noch Angst, offen über ihre sexuelle Identität zu sprechen?

Das hängt von den Einheiten ab. In Teilen der Bundeswehr funktioniert es schon sehr gut – gerade dort, wo die Chefs Diversity vorleben und das Thema präsent ist. Aber uns erreichen auch heute noch Berichte über Diskriminierung in der Bundeswehr.

In welchen Bereichen läuft es besser, in welchen schlechter?

Im Sanitätsdienst ist der Frauenanteil deutlich höher und dort ist das Thema Diversity schon deutlich stärker angesiedelt. Andere Einheiten haben noch größere Probleme. Im Bericht des Wehrbeauftragten wurde zum Beispiel ein KSK-Soldat erwähnt, der in einem Auswahlverfahren bei gleicher Qualifikation nicht weiter beachtet wurde, obwohl der einzige Unterschied zwischen ihm und einem anderen Bewerber seine sexuelle Orientierung war.

Sie haben bereits erwähnt, dass von der Leyen ihre Generäle 2017 zu einem Workshop über sexuelle Vielfalt geladen hat. Was hat die Veranstaltung konkret bewirkt?

Sie hat vor allem der Führungsebene gezeigt, dass das Thema sexuelle Orientierung und Identität bei einem modernen Arbeitgeber ein zentraler Punkt ist und es deshalb von oben unterstützt wird. In ihrer Rede dort hat Ursula von der Leyen klar herausgestellt, dass die Bundeswehr Diversity als Selbstverständlichkeit verstehen möchte.

Bild: AHsAB e.V.
Im Interview: Sven Bäring

24, ist Offiziersanwärter und studiert an der Bundeswehr-Universität München. Seit Mai 2019 ist er Vorsitzender des Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr. Der Verein hat knapp 250 Mitglieder und setzt sich für die Interessen queerer Menschen in der Armee ein.

Hat sich das auch in die unteren Ebenen niedergeschlagen?

Es ist seitdem natürlich viel passiert. Aber wie bereits erwähnt: Dieser Wandel in den Köpfen ist nicht von einem Tag auf den nächsten zu erreichen.

Und wofür ist die Stabsstelle für Chancengerechtigkeit gut, die von der Leyen ausgebaut hat?

Es gibt dort eine Ansprechstelle für Diskriminierung, an die sich jeder Soldat wenden kann – auch abseits des Dienstwegs. Man muss also nicht den Weg über den eigenen Chef wählen, mit dem man natürlich auch Probleme haben kann. Man kann dort Fachleute anrufen, die die Situation des Betroffenen analysieren und die dann auch direkt eingreifen können.

Was bleibt nach den bisherigen Schritten noch zu tun?

Die Bundesregierung hat 2017 beschlossen, dass Urteile auf Grundlage des abgeschafften Paragrafen 175 aufgehoben werden. Dagegen wurden Disziplinarmaßnahmen der Bundeswehr gegen homosexuelle Soldaten bis heute nicht aufgehoben, geschweige denn die Opfer entschädigt. Bis ins Jahr 2000 hinein durften Soldaten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung weder Ausbildungs- noch Vorgesetztenpositionen bekleiden. Bis 1982 war Homosexualität sogar ein Ausschlussgrund.

Glauben Sie, dass Annegret Kramp-Karrenbauer hier handeln und den Weg ihrer Vorgängerin fortsetzen wird?

Das hoffen wir natürlich. Die Fortschritte, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, stehen auf einem gläsernen Fundament. Deswegen hoffen wir, dass AKK das Thema Bundeswehr und Diversity ernst nimmt.

Die Fortschritte stehen auf einem gläsernen Fundament? Es könnte also auch einen Backlash geben?

Wirklich Rückschritte im Sinne einer Wiedereinführung von Diskriminierung sind in der heutigen Gesellschaft kaum noch möglich. Aber eine Verteidigungsministerin kann natürlich beeinflussen, ob der bisherige Weg weitergeht oder ob es einen Stillstand gibt. Das hängt davon ab, mit welchem Nachdruck sie das Thema Diversity fördert.

In der Vergangenheit sprach sich Kramp-Karrenbauer gegen die Ehe für alle aus. Homosexualität verglich sie mit Inzest. Haben Sie sich nicht erschrocken, als Sie gehört haben, wer von der Leyens Nachfolgerin wird?

Natürlich ist Frau Kramp-Karrenbauer bisher nicht durch ihre LGBT-freundlichen Positionen aufgefallen. Aber wir sind offen für Gespräche und hoffen, dass auch sie sich von den Vorteilen eines ordentlichen Diversity-Managements in der Bundeswehr überzeugen lässt.

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65 Kommentare

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  • Mh, das finde ich aus linksemanzipatorischer Sicht ähnlich fragwürdig wie Diversity bei den blau uniformierten Befehlsautomaten. Diskutiert wird dann nicht mehr Diversity in welchen Institutionen, in welchem System, für welche Werte .... Oder anders formuliert, wofür stehen die Institutionen, das System ...? Der Artikel zeigt nur zu gut die staatstragenden Schlagseite der TAZ.

  • Und dabei hat heute erst die stellvertretende Chefredakteurin der taz von der "weiblichen Macht" geschwärmt und die tollen Errungenschaften von Merkel, vdL und AKK gelobt! Aber was interessiert die Ex-Missy-Magazine Popfeministin auch irgendwelche politisch-inhaltlichen Details, wenn man trunken von irgendwelchen (weiblichen)Machtphantaisieren schwadronieren kann?! Eben, gar nichts.



    Dass Frauen an der Spitze von irgendwas eben nicht per se einen Unterschied machen, sollte man mittlerweile begriffen haben. Der Artikel hier zeigt dies deutlich.

    • 0G
      05354 (Profil gelöscht)
      @White_Chocobo:

      Pop-Feministin.. lol!!

      • @05354 (Profil gelöscht):

        ...oder Netzfeministin oder Queerfeministin...sind alles, glaub ich, Synonyme für diese Third-Wave-Feminist_innen...

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    .



    Ja, weil man Ihnen vorenthält, was Ihnen an Spaß redlich zusteht



    www.streitkraefteb...2DEG80I6QKCI152O97

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      Wow.

      Wenn ich das sehe, bereue ich fast, dass ich verweigert habe.

      Das lief damals so: Jeder KDVler bekam auf seine Laufakte bei der Musterung einen roten Vermerk, damit jeder Arzt wusste, Achtung Drückeberger und diese Delinquenten auf jeden Fall tauglich schrieb.

      Dann folgten Prüfungskammer, Prüfungsausschuss und Verwaltungsgericht.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Leute zur BW zu zwingen war schon immer der dümmste Ansatz solange es keine unmittelbare Kriegsgefahr gibt.

        Natürlich kann man ein paar Leute überzeugen und wenn man will kann man auch den Rest der Leute brechen.

        Das führt aber weder zu guten Soldaten, noch zu einer motivierten "Truppe."

        Und Leute per Demütigung zu "erziehen," ist ein Konzept von Leuten deren IQ die Außentemperatur in Nuuk im Winter nicht übersteigt.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Das stimmt wohl. Ist allerdings auch 40 Jahre her.

          Damals besuchte man im Klassenverband noch Kasernen und durfte dort auf dem Bauch liegend mit dem Maschinengewehr Platzpatronen verschießen.

          Der Gastgeber berichtete, dass sie mithilfe ihrer Arrestzellen, in denen es nur die Bibel zu lesen gab, noch jeden klein bekommen hätten, auch Schwule.

          Und da muss ich sagen, es ist nur 40 Jahre her.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Uuiii, jetzt läuft bei mir auch schwer die Erinnerungsmaschine an.

            Mit Klassenverband in die nächste Kaserne einrücken? Nööö, war nich ...

            Getriggered von den Bremer Straßenbahn-"Unruhen" 1968 (Bremens Polizeipräsident Erich von Bock und Polach, SPD-Mitglied, also die 60er Jahre Version von Gustav Noske: O-Ton „Draufhauen, draufhauen, nachsetzen!“) gehörte mein Gymnasium bereits frühzeitig zum hochpolitisierten Spielplatz für viele bunte Sponti-Aktionsformen

            Der SSB, also die DKP-Schülervereinigung war das rechteste, was kandidierte. Lehrerberufsverbot so um 1972? DKP-Lehrer? Nöö.. auch hier musste es gleich ein KBW-Mitglied sein.

            Also damals gab's die Besuche des BW-Jugendoff'ziers an den Pennen, um "gut-Wetter-zu-machen" für die nahende Zeit beim Bund.

            Einfallsreich fand ich die Aktion, bei der der olive VW-Käfer dieses Mannes in Uniform auf dem Schulparkplatz von kräftigen Schulkollegen mit überschüssiger Pubertätsenergie kurzerhand angehoben und mit dem Unterboden auf schnell druntergeschobene Plastersteine abgesetzt worden war.

            Nach seiner Werbetour stand der Mann etwas hilflos vor seinem nicht mehr fahrbarem Untersatz.

            Der herbeigerufene Direx brüllte mit hochrotem Kopf noch herum... aber die Aktionskünstler unweit vom geschehen konnten sich kaum einkriegen vor Freude & Stolz über diese "revolutionäre" Tat.

            So schön kann Bundeswehr auch sein.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @esgehtauchanders:

              Danke für die schöne Geschichte.

              Würde man heute so etwas machen, würden Sie wohl Fingerabdrücke nehmen und einem die Zukunft versauen.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Völlig unnötig, die meisten Leute haben die sowieso online.

                Gutes Foto mit Victory Zeichen oder ähnliches, über FB, Insta oder sonstwas hochgeladen und der jeweiligen so Person einfach zuzuordnen.

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          .



          Die notwendige Professionalität und Spezialistentum in einer modernen Armee stehen dem heute zwar konträr entgegen, aber einer der wichtigsten Lackmus-Tests der Identifizierung eines Individuums mit Staat und Gesellschaft in dem es lebt, ist die vorhandene oder fehlende Bereitschaft diese aktiv nach außen oder innen zu verteidigen. Darin läge auch heute noch der Sinn einer allgem. Wehrpflicht. Andere Motive wie etwa, die Bundeswehr solle doch ein bunter Querschnitt der Zivilgesellschaft und Wehrpflichtige die Garanten für die demokratische Verfasstheit der Armee sein, spielen demgegenüber eine untergeordnete Rolle und haben eh nie so richtig funktioniert.

          • @61321 (Profil gelöscht):

            Nun sind wir aber keine Polis und das Bürgerrecht ist nicht an den Wehrdienst im Hoblitenheer gekoppelt.

            Und ja natürlich ist es "der Test", er kann aber nur unter Realbedingungen stattfinden, die sich keiner wünscht, ansonsten fällt mir dazu folgendes jidisches Sprichwort ein.

            Leicht ist man entschlossen



            findet man Genossen,



            erst auf sich gestellt,



            zeiget sich der Held.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      @DAZUU

  • Ich musste mit -8 dipotrien nicht zum wehrdienst. Ist das Diskriminierung?

    • @dawzuu:

      Nein, es ist nur eine dumme Frage.

  • Bei allem Verständnis für LGTB-Aktivisten - wenn ein Offiziersanwärter bei allen Problemen die die Bundeswehr zur Zeit hat, seine Befindlichkeiten als Schwerpunktthema nimmt, hat er den falschen Job gewählt.

    • @Zven:

      Das alte Luxusproblem-Pseudoargument. Nach Ihrer Unlogik dürfte es bei der BW nur noch Beauftragte für Militärausrüstung und Beschaffung geben.

      Das mit "seine Befindlichkeiten" ist einfach nur ignorant und auch ziemlich dumm.

      • @mats:

        Komisch, ich dachte das gleiche gerade wie @ZVEN, aber ich denke, dass es mehr Beauftragte in der Bundeswehr geben sollte, die sich mit rechtsradikalen Netzwerken auseinandersetzen sollten oder mit Soldaten und deren Vorgesetzten, die zum Zwecke der Verübung von Straftaten sich als Asylbewerber melden.



        Persönlich finde ich diese Probleme und auch, wie man sie beseitigen kann, wesentlich relevanter als die Frage nach dem Befinden von SoldatInnen aus dem LGTBIQ - Spektrum.

        • @Age Krüger:

          Dass es nur eine Prioritätenliste für alle gäbe die gleichzeitig von allen und mit allen zur Verfügung stehenden Ressourcen von oben nach unten abgearbeitet werden müsste, ist eine abstruse und realitätsferne Vorstellung.

          Momentan ist es hauptsächlich eine Frage des medialen Schwerpunkts, der hier und in anderen Blättern gesetzt wird, um möglichst skandalöse Haare in der BW-AKK-Suppe zu finden. Herr Bäring sieht ja gar kein wirkliches Problem mit AKK, das man irgendwie eskalieren müsste, wenn man mal bis zum Ende des Interviews liest.

          Manchmal habe ich den Eindruck, durch den zunehmenden medialen Ansturm können die Menschen immer weniger zwischen Nachricht und Realität unterscheiden.

          • @mats:

            Das ist schon richtig und normalerweise hätte ich den Artikel gar nicht kommentiert, sondern eben als "Nachricht", die für mich dann eben irrelevant ist, abgetan.

            Nur ließ Ihre Antwort auf @ZVEN den Verdacht zu, dass sie automatisch davon ausgehen, dass Menschen, die dies eben nicht als das primäre Problemthema der BW sehen, nur militärische Aspekte im Kopf haben müssten.

            • @Age Krüger:

              Ausrüstung und Beschaffung waren nur Beispiele.



              Alles gut.

          • @mats:

            Das ist schon richtig und normalerweise hätte ich den Artikel gar nicht kommentiert, sondern eben als "Nachricht", die für mich dann eben irrelevant ist, abgetan.

            Nur ließ Ihre Antwort auf @ZVEN den Verdacht zu, dass sie automatisch davon ausgehen, dass Menschen, die dies eben nicht als das primäre Problemthema der BW sehen, nur militärische Aspekte im Kopf haben müssten.

    • @Zven:

      Ich kann da kein Verständnis entdecken - dafür eine Menge Unverständnis.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Zven:

      Stimmt!

    • @Zven:

      Die Menschenrechte, auf denen auch die Antidiskriminierungsrichtlinien beruhen (AEMR 1948, Artikel 2, sogenannte Catch-all-Formel "sonstige Umstände"), sind immer ein Schwerpunktthema. Wer das nicht begreift, hat immer noch nicht das Wesentliche nach 1945 verstanden!

      www.gedenkstaetten...edRund167_3-15.pdf

      • @Anna Minerva:

        Eine Einschränkung von Rechten wäre hier allenfalls die ausgebliebene Aufnahme ins KSK und auch hier sind rechtliche Schritte ziemlich aussichtslos, denn die Auswahl ist hart und bei weitem nicht alles lässt sich schriftlich fixieren. Jeder der bei dieser Auswahl antritt ist körperlich topfit, letztlich entscheidet vor allem Wille und die psychische Robustheit. Ist halt die Frage ob man glaubt das hier nach Eignung entschieden oder diskriminiert wurde. Aber das ist ja nun fast eine religiöse Frage.

        Rechte sind Regelungen und kein verbriefter Anspruch auf emotionales Wohlbefinden. Das man den Kulturellen Konflikt mit den Mitteln des Protests fortsetzen will, die man auch schon gegen institutionelle Diskriminierung eingesetzt hat halte ich für einen großen Fehler. Man kann schließlich nicht in die Köpfe der Menschen hinein regieren.

        • @Januß:

          Ergänzung: Außerdem blenden Sie ganz offensichtlich das Diversity Management vollständig aus, welches heute in jedem größeren Unternehmen Anwendung findet in Deutschland:

          de.wikipedia.org/w...versity_Management

          Da die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber werden möchte, sollte dies im Rahmen eines professionellen Personalwesens auch in der Bundeswehr nicht fehlen. So ganz unbedeutend kann daher der verbriefte Anspruch auf emotionales Wohlbefinden in diesem Punkt für die Arbeitgeberseite in der Tat nicht sein, um bei der Personalbeschaffung eine adäquate Auswahl zu erhalten.



          Dass dies nur ein Teilaspekt ist, um als Arbeitgeber attraktiv zu werden, stellt niemand in Abrede.

          • @Anna Minerva:

            Ich blende das nicht aus, es ist mir bekannt und es ist in den mir bekannten Konzernen nicht nur vorhanden, sondern auch weitläufig irrelevant. Ist auch besser so, denn Metastudien haben unlängst ergeben, dass "Diversity" überhaupt keinen Impact auf den Erfolg eines Unternehmens hat, auch wenn immer gegenteiliges behauptet wird.

            Die positive Konnotation des Begriffes stammt daher das er ursprünglich mal etwas anderes bedeutet hat. Er stand mal für die Idee das die Zusammenarbeit verschiedener Professionen und Sichtweisen zu einem besseren Resultat führt. Dem ist auch tatsächlich so. Da kam aber noch niemand auf die (rassistsiche/sexistische) Idee, dass Schwarze/Asiaten/... und Homosexuelle die Welt vielleicht ganz anders sehen als Männer.

            "Dass dies nur ein Teilaspekt ist, um als Arbeitgeber attraktiv zu werden, stellt niemand in Abrede."

            Es geht nicht nur darum was man tut, sondern auch was man nicht tut und mir persönlich wäre es deutlich lieber, wenn die HR Abteilung eines Unternehmens nicht politischen Aktivisten durchsetzt ist.

            • @Januß:

              "Es geht nicht nur darum was man tut, sondern auch was man nicht tut und mir persönlich wäre es deutlich lieber, wenn die HR Abteilung eines Unternehmens nicht politischen Aktivisten durchsetzt ist."



              Ach je, diese Vorgaben macht doch die EU mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Die Personalabteilungen der großen Unternehmen setzen doch diese Vorgaben nur um. Außerdem überschätzen Sie da ganz offensichtlich die Macht der Personalabteilung in DAX Unternehmen.



              Und die Studie möchte ich sehen, die nachweist, dass "Diversity Management" keinen Impact hat auf die erfolgreiche Personalbeschaffung und auf das erfolgreiche Hochschulmarketing!

              • @Anna Minerva:

                Die Studie besagt das ethnische, geschlechtliche und religiöse Vielfalt keinen positiven Impact auf die Performance eines Unternehmens haben, was impliziert das Diversity Management keinen positiven Impact hat.

                Den Link zur Studie werde ich Ihnen morgen früh nachschieben, ich bin grade auf dem Sprung und auswendig kenne ich den Titel des Papers nicht.^^

                • @Januß:

                  Ja, vielen Dank, da bin ich mal sehr gespannt, ob "der positive Impact auf die Performance eines Unternehmens" auch die Personalbeschaffung und das Hochschulmarketing mitberücksichtigt. So wie ich solche "Performance Studien" kenne, wurde das vermutlich überhaupt nicht in Betracht gezogen. Aber ich warte dann mal ab und unterziehe die Studie dann einem umfassenden Peer-Review als Akademikerin der Wirtschaftswissenschaften! ;-)

                  • @Anna Minerva:

                    kops.uni-konstanz....je7.pdf?sequence=3

                    Die Metastudie, die ich eigentlich meinte habe ich auf Anhieb nicht gefunden aber das schöne an Wissenschaft ist ja das es meist mehr als eine mögliche Quelle gibt und so kommen andere (Meta)studien zu dem gleichen Resultat. Besonders relevant ist m.E. das hier auch wieder explizit auf " inkonsistente Befunde" hingewiesen wird, man kann sich ja denken woher die Studien kommen, die einen Ausschlag zugunsten von "Diversity" konstatieren kommen. ;-)

                    Der Impact auf Personalbeschaffung wäre ein anderes Thema, es geht hier ja erstmal darum die These zu prüfen das "Diversity" dem Unternehmen gut tut, denn das wird ja fortwährend behauptet.



                    Das zu beachten wäre auch der reinste Westentaschen Psychologismus, denn wenn "Diversity" keinen positiven Impact hat, die Studenten das aber glauben wäre nicht "Diversity", sondern der Irrglauben die Ursache für den positiven Impact, vergleichbar mit Globuli.

                    Ich habe in den letzten fünf Jahren sicher 300 Bewerbungsgespräche geführt (Azubis ausgenommen) und ich wurde nicht einmal nach irgendetwas gefragt, was direkt mit Diversity zu tun hatte, obwohl einige Kandidaten dabei waren, für die das Ganze vermutlich ziemlich förderlich hätte sein können. Entsprechend überschätze ich den Impact wohl auch nicht.

                    • @Januß:

                      Sie wurden nie von einer Frau gefragt, wie die Karrieremöglichkeiten und Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten sind im Unternehmen? Okay, dann stellen Sie ganz offensichtlich keine Akademikerinnen ein!



                      Vielen Dank auch für die Studie, aber das Ergebnis ist nur, dass die Datenlage bisher dünn ist und keine empirischen Aussagen diesbezüglich getroffen werden können und weitere Untersuchungen notwendig sind!

                      • @Anna Minerva:

                        Wenn Sie derartige Trivialitäten schon zu Diversity Management zählen natürlich schon. Ich wurde aber nie gefragt ob wir uns für etwas stark machen das mit "Diversity" zu tun hat.

                        Wir stellen fast keine Frauen ein. Nicht weil wir nicht wollen, sondern weil es in stark technischen Feldern der IT fast keine weiblichen Bewerber gibt. Erfahrungsgemäß interessieren Frauen sich aber tatsächlich stärker für Fragen jenseits von Gehalt / Dienstwohnung und - wagen.

                        Das ist nun bei weitem nicht die erste Metastudie dazu und halten wir doch mal eines fest: Für die Behauptung das Diversity einem Unternehmen gut tut gibt es, wenn man es positiv formulieren will, keine Belege. Es wäre also mindestens angebraucht aufzuhören einen Zusammenhang zwischen Unternehmenserfolg und Diversity zu behaupten.

                        "aber das Ergebnis ist nur, dass die Datenlage bisher dünn ist und keine empirischen Aussagen diesbezüglich getroffen werden können und weitere Untersuchungen notwendig sind!"

                        Dem ist keineswegs so. Der Autor empfielt eventuell vorhandene, positive Effekte von "Diversity" zu untersuchen, da eine Rechtfertigung von Zwangsmitteln wie der Frauenquote unter Anführung des Arguments Diversity sei gut für den ökonomischen Erfolg von Unternehmen auf Dauer ein schlechtes Licht auf "Diversity" werfen könnte. In diesem Kontext empfielt er weitere Nachforschungen. Die Aussage ansich ist aber klar. Den behaupteten Zusammenhang zwischen "Diversity" und Unternehmenserfolg ist genauso klar nachweisbar wie ein Wirkstoff in Globuli.

                        • @Januß:

                          Ach je, Sie sollten sich unbedingt mal die Definition von Diversity Management auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung oder Wikipedia durchlesen. Ihre Unwissenheit als Trivialität zu kaschieren ist im Internetzeitalter nicht mehr glaubwürdig.



                          "Wir stellen fast keine Frauen ein. Nicht weil wir nicht wollen, sondern weil es in stark technischen Feldern der IT fast keine weiblichen Bewerber gibt. Erfahrungsgemäß interessieren Frauen sich aber tatsächlich stärker für Fragen jenseits von Gehalt / Dienstwohnung und - wagen."



                          Genau für solche Strukturen ist das Diversity Management auch gemacht, um strukturelle Diskriminierung zumindest auch ansatzweise zu hinterfragen und langfristig zu beenden. Aber das wird wohl eher die jüngere akademische Generation schaffen. Also die Erstwähler und nicht die Mittelalterlichen- und Letztwähler!



                          Wir fassen die Studie anscheinend unterschiedlich auf. Die Studie bescheinigt sich an mehreren Stellen selbst, eine schwache Datenlage zu haben und empirische Aussagen werden daher gar nicht getroffen. Daher kann ich an keiner Stelle die von Ihnen aufgestellte Aussage vorfinden! Sie interpretieren dort eine Aussage hinein, die gar nicht auffindbar ist!

                          • @Anna Minerva:

                            Nun wissen Sie Wikipediaeinträge und Beiträge der Bundeszentrale für politische Bildung können mir vielleicht Ihre Auffassung der Thematik näher bringen aber das positive Bild das sie von dieser Instanz scheinbar haben lässt sich mit meinen Erfahrungen nicht in Einklang bringen. Ich habe die Verantwortlichen stets nur als Bedenkenträger erlebt, welche dafür sorgen das die Checkliste, die man im Zuge eines Bewerbungsprozesses abhaken muss nochmal ordentlich erweitert wird.

                            Es wäre erstmal nachzuweisen das Frauen in der IT strukturell diskriminiert werden, denn diese Behauptung ist erstmal nur das und ich halte sie für Unsinn.



                            Meine Erfahrungen sind eher gegenteilig. Es ist sehr schwer eine der wenigen Frauen anzustellen, die in dem Bereich arbeiten wollen, weil man sie überall als Aushängeschild will. (Was ich auch irgendwie fragwürdig finde) Das spiegelt die Forschung im Übrigen auch so wieder, Frauen werden im akademischen MINT Bereich bei gleicher Qualifikation signifikant häufiger zum Vorstellungsgespräch eingeladen als Männer. ( www.pnas.org/conte...418878112.abstract )



                            Und Australien hat die Pflicht zur Anonymisierung von Bewerbungen wieder abgeschafft, weil diese Maßnahme die Situation von Bewerberinnin verschlechtert und nicht verbessert hat. ( www.abc.net.au/new...ling-study/8664888 ) Vorurteile mögen es sein, aber wohl doch eher Zugunsten von Frauen.



                            Und übringends: Je mehr für die Gleichstellung von Frau und Mann getan wird desto weniger Frauen entscheiden sich für klassisch männliche Berufe. Nirgends sonst gibt es so wenige Frauen in STEM Berufen, wie in den skandinavischen Ländern. ( journals.sagepub.c...9?journalCode=pssa )

                            • @Januß:

                              Ergänzung: Die strukturelle Benachteiligung beginnt ja nicht erst bei Ihrem Unternehmen. Vielmehr muss doch gefragt werden, warum ergreifen Frauen weniger technische Berufe? Warum sind Frauen weniger in naturwissenschaftlichen Berufen vorhanden, warum schlagen bei gleicher mathematischer Begabung Frauen sehr viel seltener eine Karriere im MINT-Bereich ein als Männer? Dass das Ganze ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und nicht nur eines von Unternehmen, die es mit dem Diversity Management beseitigten können, ist aufgrund ihrer obigen Ausführungen ja nun mehr als deutlich geworden. Nur Ihre Rückschlüsse sind irreführend, anstatt eine verbesserte gesamtgesellschaftliche Emanzipation zu fordern, ziehen sie sich verschwurbelt auf rückständige Positionen zurück! Empfehlen den Grünen, sich nur auf den Klimaschutz zu konzentrieren (nicht gerade ein holistischer Ansatz), loben die Homosexuellen in der CDU, da diese sich nicht für Emanzipation der Homosexuellen eingesetzt haben (mit der CDU gebe es heute noch den von den Nazis verschärften Paragrafen 175) usw.



                              Daher erwecken Ihre Ausführungen und Rückschlüsse nicht gerade den Eindruck, an einem holistischen Ansatz interessiert zu sein, die Umsetzung der Menschrechte weiter voranzubringen, gesamtgesellschaftlich die Emanzipation voranbringen zu wollen und vorhandene Instrumentarien verbessern oder durch bessere ersetzen zu wollen!

                              • @Anna Minerva:

                                Ich nehme an ockham's razor sagt ihnen etwas. Nun sagen Sie mir mal was wahrscheinlicher ist: Das Frauen mit steigender Gleichstellung immer stärker zu typisch weiblichen Berufen tendieren, weil dies ihre freie Wahl ist oder das Frauen mit einem steigenden Grad an Gleichstellung immer stärker unter gesellschaftlichen Zwängen leiden?

                                Mir geht es total ab jegliche Ungleichheit gleich als Problem zu sehen. Die Menschen sind unterschiedlich und deshalb wird ein höheres Maß an Freiheit auch stets zu einem hohen Maß an Ungleichheit führen. Repräsentanz halte ich entsprechend als Metrik für das maß an Gleichberechtigung oder gar die Einhaltung bestimmter Menschenrechte für völlig verfehlt. Ich glaube zudem das Menschen sowohl biologische als auch soziale Wesen sind, entsprechend habe ich auch kein Problem damit das es typische Frauen- und Männerberufe gibt, solange niemand daran gehindert wird auch einen Beruf auszuüben, der nicht diesem Muster entspricht.

                                ". . . eine verbesserte gesamtgesellschaftliche Emanzipation . . ."

                                Emanzipation heißt Selbstbefreiung und ich bin als liberaler durchaus dafür das die Menschen so frei sein sollen wie es nur geht. Natürlich muss es da Grenzen geben, wo die Freiheit des einen die Freiheit des anderen einschränkt aber generell bin ich für mehr Freiheit immer zu haben. Und ich meine es auch so wie liberale Denker es gemeint haben, nicht so wie es heute gerne verstanden wird. Der Begriff der positiven Freiheiten hat sich erst später etabliert, die meine ich damit nicht. Jedoch leben wir in einer Zeit in der mit Emanzipation immer häufiger Zwangsmaßnahmen zur Durchsetzung bestimmter Ideale gemeint sind und für solch einen Unfug bin ich in der Tat nicht zu haben. Echte Emanzipation geht immer mit einer Bürde für den einher, der emanzipiert wird und nicht nur mit Rechten und Ansprüchen.

                                So und jetzt zu ihrem Strohmann: Die Schwulen in der CDU habe ich nicht gelobt, ich habe sie lediglich als Beispiel herangezogen.

                                • @Januß:

                                  Ein Beispiel, welches was hervorhebt? Dass der Unrechtsparagraf 175 immer noch Bestand hätte, mit den Einstellungen der Homosexuellen in der CDU? Dass Jens Spahn seinen Lebenspartner nicht hätte heiraten können? Dass die Homosexuellen sich hätten nie outen können, ohne ihre Karriere gefährden zu können? Fragen über Fragen?

                                  • @Anna Minerva:

                                    Ein Beispiel dafür das Schwule nicht automatisch eine Partei wählen nur weil sie für Schwulenrechte eintreten, bzw. im weiteren Sinne das jemand nicht unbedingt eine Partei wählt, weil sie einen Punkt vertritt, der für das eigene Leben relevant ist.

                                    Das steht da auch, sie müssen nur mal ordentlich lesen.

                                    • @Januß:

                                      Ach je, was sagt das aus. Es gab schwarze Menschen in den USA, die sich nicht gegen die "Rassentrennung" eingesetzt haben, bei den Republikanern waren oder diese Partei gewählt haben. Es gab auch Frauen, die die Emanzipation nicht unterstützt haben, in Parteien waren, die hinsichtlich Emanzipation nicht vorbildlich waren. Wenn es hier mehr Solidarität gegeben hätte, wären diese Benachteiligungen schon viele früher beendet worden. So dauert es halt länger. Mehr sagt Ihr Beispiel überhaupt nicht aus!

                            • @Januß:

                              Ja, da scheint in der Tat noch viel Verbesserungspotential im Bereich der Emanzipation vorhanden zu sein, um die von Ihnen aufgeführten strukturellen Benachteiligungen zu beseitigen. Dass das Diversity Management dafür kein ausreichendes Instrumentarium ist, bestreitet niemand. Aber es macht ja die Defizite ganz offensichtlich, wie hier Ihren Ausführungen deutlich entnommen werden kann, sehr sichtbar. Also auf, im emanzipatorischen Bereich ist noch viel zu tun!

        • @Januß:

          "Rechte sind Regelungen und kein verbriefter Anspruch auf emotionales Wohlbefinden."

          Sie sollten sich mal die Jahresberichte von Amnesty International durchlesen. Da werden Sie sehr schnell feststellen, dass rechtliche Regelungen in den überwiegenden Fällen u. a. sehr wohl auch einen verbrieften Anspruch auf emotionales Wohlbefinden darstellen können!

          • @Anna Minerva:

            Die Menschenrechte sind mir geläufig und darin steht nichts von emotionalem Wohlbefinden. Das wäre auch absoluter Unsinn, da man dadurch eine Situation schaffen würde, in der die eigenen Ziele unerreichbar werden.

            Sie hätten das vielleicht gerne so und vieles von dem was heute in Form von Protesten zum Ausdruck gebracht wird ist ja der Wunsch eine solche Realität herbeizuführen. Teilweise wird das auch machbar sein, in vielen Bereichen wird es aber eine Utopie bleiben. Rechte sind Ansprüche die man gegenüber dem Staat hat oder die der Staat für einen durchsetzen soll. Emotionales Wohlbefinden gehört nicht dazu. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit "Ja aber das Verbot von Gewaltanwendung sorgt auch für emotionales Wohlbefinden!!!". Ja schon klar, doch das ist eben nur ein Seiteneffekt, der selber nicht Gegenstand gesetzlicher Regelungen ist.

            • @Januß:

              Sorry, aber die Übergänge sind hier doch fließend. Sie geben dies ja auch selbst zu, indem Sie dies als Seiteneffekt bezeichnen. Außerdem, im obigen Artikel taucht "emotionales Wohlbefinden" überhaupt nicht auf, wie kommen Sie daher darauf? Im Endeffekt geht es bei dem LGBT Thema in der Bundeswehr um das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und die Vermeidung von Mobbing! Was gibt es dagegen einzuwenden, wenn sich dafür eingesetzt wird?

              • @Anna Minerva:

                Es gibt einen drastischen Unterschied zwischen dem Gegenstand eines Gesetzes und dessen tatsächlichen Auswirkungen. Wenn z.B. R2G in Berlin eine Mietendeckel verabschiedet war die Absicht auch nicht die Mieten in die Höhe zu treiben aber ein (völlig vorhersehbarer) Seiteneffekt war es dennoch. R2G zu unterstellen Sie hätten das Gesetzt gemacht um die Mieten in Berlin in die Höhe zu treiben ist dennoch völlig abwegig.

                "Was gibt es dagegen einzuwenden, wenn sich dafür eingesetzt wird?"

                Nun das ist eine wahrlich gute Frage, denn wenn man sie so stellt wirkt die Thematik harmlos und ich würde sagen das Anliegen selber ist auf gradezu langweilige Art und Weise konsensfähig, zumindest in der Mehrheitsbevölkerung. Die Problematik liegt viel eher darin das man in einer repräsentativen Demokratie nie in der Lage ist sich für einzelne Positionen zu entscheiden, man ist gezwungen sich für ein Lager zu entscheiden und da es bei den Linken eben nicht nur Gleichberechtigung für Homosexuelle, sondern auch noch einen ziemlich langen Rattenschwanz gibt muss man sich gut überlegen ob es das wert ist.

                Die Tatsache das in der CDU viele Homosexuelle über Dekaden gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen gestimmt haben zeugt auf sehr deutliche Art und Weise von diesem Zwiespalt.



                Ich bin deshalb auch der Meinung das die Grünen langfristig erheblich erfolgreicher sein könnten, wenn sie sich ausschließlich auf den Klimaschutz konzentrieren und sich aus dem Links-Rechts-Spektrum entfernen.

                • @Januß:

                  Die Homosexuellen in der CDU waren überwiegend nicht geoutet, keine Aktivisten und überwiegend verklemmte Homosexuelle bspw. Ole von Beust, die von den erreichten Fortschritten der linken Aktivisten profitierten und profitieren. Außerdem haben diese überwiegend „internalisierte“ Homophobie verinnerlicht, was kein Wunder ist bei den konservativen Werten! Warum Sie nun gegen Diversity Management sind, erschließt sich mir leider immer noch nicht! Und ganz ehrlich verwundern mich ihre Ausführungen etwas zu dem emotionalen Wohlbefinden sehr. Wenn Sie bspw. gesundheitliches Wohlbefinden im Kontext der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers berücksichtigen, gibt es aus personalwirtschaftlicher Sicht auch nichts dagegen einzuwenden! Daher sind Ihre Ausführungen etwas befremdlich und nicht nachvollziehbar! Die Grünen haben nun mal die gleichgeschlechtliche Ehe erst ermöglicht, eher unwahrscheinlich, dass diese Partei sich vollständig von diesem Themenfeld löst und dieses zukünftig anderen Parteien überlässt!

                  • @Anna Minerva:

                    Der internalized [was auch immer] Ansatz ist nun wirklich der letzte Notnagel im argumentativen Repertoire des Aktivisten. Sorry das kann ich nichtmal ansatzweise ernst nehmen. Durch eine solche Argumentation ergibt sich letztlich ein völlig verschlossenes Weltbild, das überhaupt nicht mehr von außen kritisiert werden kann.

                    Im Zweifelsfall hat dann immer irgendjemand internalized xy oder einen unconscious bias oder harmlose Statemensts sind auf einmal brandgefährliche Dogwhistles. So kann man sich seine Weltsicht natürlich auch zurechtbiegen. So wie z.B. HAMPELSTIZ es hier gerne tut. Der fängt an sich über die NPD und AfD auszulassen und fünf Beiträge später ist auch die CDU/CSU ein Haufen Rechtspopulisten.

                    Ich kann nicht verstehen was an meinem Argument so unverständlich ist. Emotionales Wohlbefinden ist sehr individuell und wenn emotionales Wohlbefinden ein Recht werden würde müsste der Staat die Umsetzung von Gesetzen nach den Emotionen einzelner ausrichten. Das wird spätestens dann ein Problem, wenn jemand psychisch Krank ist oder besonders neurotisch ist oder jemandem etwas passiert was psychisches Wohlbefinden zeitweilig unmöglich macht. Es wäre ein juristischer Alptraum und deshalb ist emotionales Wohlbefinden selber kein Recht, es wird an vielen Stellen zwar indirekt herbeigeführt aber das ist nicht das gleiche.

                    • @Januß:

                      Da haben Sie anscheinend tatsächlich noch nie mit der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, dem Arbeitsrecht, Arbeitszeitgesetz, Betriebsrat und dem gesundheitlichen Wohlbefinden, der Work-Life Balance des Arbeitnehmers auseinandergesetzt. Sehr traurig für jemanden mit Personalverantwortung!



                      Ihre Auffassung zum Diversity Management ist sehr merkwürdig. Sie konnten bisher nicht darlegen, weshalb Sie dagegen sind. Sie greifen eine Begrifflichkeit auf, wie „emotionales Wohlbefinden“, welche weder im Artikel noch im Gesetz noch sonst irgendwo in dieser Form erscheint. Und führen diesen Begriff in einem Kontext aus, der einer Reise ins Land der Fantasie gleicht!



                      Bei den Menschenrechten, dem AGG und dem Diversity Management geht es auch nicht um Profitmaximierung, sondern nur um die Einhaltung von menschenwürdigen antidiskriminierenden Standards im Umgang miteinander. Und das sollte in einem Land wie Deutschland besonders vorbildlich gehandhabt werden!

                      • @Anna Minerva:

                        Nun Sie haben meine Formulierung aufgefasst und behauptet das diese sehrwohl Gegenstand gesetzlicher Regelungen sein kann. Entsprechend können Sie sich den Schwarzen Peter selber zuschieben. Wenn Sie von der Aussage zurücktreten wollen: Nur zu, dass würde auch deutlich mehr Sinn ergeben.

                        Ich arbeite für ein Unternehmen das all die Dinge, die sie aufzählen sehr ernst nimmt und zwar weit über das hinaus was zu dem man verpflichtet ist. Sie scheinen davon auszugehen das Arbeitgeber immer nur das tun was sie auch tun müssen. Dem ist nicht so und meine Abscheu gegen gesetzliche Regelungen in diesem Kontext kommt vor allem daher das sie einschränken, nicht daher das ich etwas dagegen hätte meine Mitmenschen angemessen zu behandeln. Wenn man etwas festschreibt muss man ja alle gleich behandeln und kann den Menschen so teilweise nicht mehr gerecht werden.

                        "... Einhaltung von menschenwürdigen antidiskriminierenden Standards im Umgang miteinander ..."

                        Ja und genau das ist mein Problem. Sie reden von "antidiskriminierenden Standards", als sei das ein total harmloser Ansatz, bei dem nichts schief gehen kann. Doch Menschen, die sich für derartige Thematiken einsetzen argumentieren sehr oft so wie Sie es weiter oben getan haben, nach einer sehr simplen Herleitung. Bevor ich irgendwo antidiskriminierend tätig werde will ich erstmal handfeste Beweise für Diskriminierung sehen. Den meisten Aktivisten reicht ja alleine der Umstand aus das Opfergruppen irgendwo unterrepräsentiert sind, um eine Diskriminierung festzustellen. Das ist ein Standard der mir für einen so schweren Vorwurf nichtmal ansatzweise ausreicht. Korrelation ist eben nicht gleich Kausalität.

                        • @Januß:

                          Na ja, Sie haben bereits beschrieben, dass Ihr Unternehmen kaum Frauen einstellt. Da scheint es ja bereits zumindest ein gesamtgesellschaftliches strukturelles Problem zu geben, was nicht nur an Ihrem Unternehmen liegen muss. Wenn hier in der Tat eine gewisse Sensibilisierung vorliegen würde bei Ihnen, dann würden Sie anders argumentieren, nicht nur einseitig auf Profitmaximierung abzielen und nicht den Grünen empfehlen, sich nur noch um den Klimaschutz zu kümmern. Und wenn Ihnen meine Herleitung nicht gefällt, müssen Sie diese nicht teilen. Diese wird von Juristen vertreten. Es gibt natürlich andere Juristen, die diese Auffassung anders vertreten. Egal ob wir nun über emotionales Wohlbefinden, gesundheitliches Wohlbefinden, Diversity Management, AGG, Menschenrechte oder sonst etwas reden, da gibt es diesbezüglich vom Juristen bis zu welcher akademischen Disziplin auch immer, unterschiedliche Auffassungen. Festzuhalten bleibt, wir sind unterschiedlicher Meinung, das wird ganz offensichtlich auch weiterhin so sein und das ist auch gut so und erfreulicherweise völlig menschenrechtskonform. Das war ja leider nicht immer so, früher mussten sich Frauen, den Männern unterordnen, Homosexuelle wurden noch als Kranke stigmatisiert und strafrechtlich verfolgt und alles sogar noch in den guten alten konservativen BRD Zeiten und dem Unrechtsparagrafen 175. Okay, damals war auch noch ein Nazi Bundeskanzler getragen von der CDU. Lang ist es her, solange aber auch nicht und in Ostdeutschland braut sich momentan mit Höcke etwas Reaktionäres zusammen, wo bald ganz neue Allianzen entstehen. Wir werden sehen, wie sich die CDU verhält. AKK macht mit Ihren Inzest Vergleichen der AfD schon deutliche Avancen! Letztendlich wird es erneut und erschreckenderweise auf Menschen wie Sie ankommen, auch welche Seite Sie sich schlagen und ob Sie die Gewaltenteilung, Verfassung bzw. die an den Menschenrechten orientierte Demokratie erneut zu Fall bringen werden!

                          • @Anna Minerva:

                            Ich bin kein Aktivist, sondern jemand der dafür zu sorgen hat das es dem Unternehmen gut geht. Ein nicht unerheblicher Anteil dieser Aufgabe besteht darin für Mitarbeiterbindung zu sorgen, da diese in meiner Branche schwer anzuwerben und noch schwerer dauerhaft zu halten sind. Das geht von teuren Schulungen, kostenlose Getränke, Obstkörbe, ergonomische Arbeitsplätze über Firmenevents in Luxus Hotels bis hin zum Dienstwagen und natürlich einer großzügigen Bezahlung und ich bin recht sensibel darin zu erkennen für wen was wertvoll ist. Sie verstehen aber unter „Sensibilität“ scheinbar das jemand ihre Wertvorstellungen teilt und das halte ich für ein sprachliches Spiel welches ist nicht mitspielen werden.

                            „… auch welche Seite Sie sich schlagen und ob Sie die Gewaltenteilung, Verfassung bzw. die an den Menschenrechten orientierte Demokratie erneut zu Fall bringen werden!… “

                            Nun ich sehe da nicht nur zwei Seiten. Linke und Rechte haben gleichermaßen bewiesen wie bösartig ihre Ideologien in puristischer Auslegung, in freier Wildbahn sind. Und mein Ansatz ist deshalb einen möglichst schwachen Staat zu haben, denn dann gibt es auch nicht viel zu missbrauchen, wenn wirklich wieder mal nebulöse Kräfte an die Macht kommen sollen.



                            Ihnen hingegen würde ich etwas mehr Geschichtsbewusstsein ans Herz legen, Linke haben ebenfalls zig Millionen ermordet und damit bewiesen das sie nicht das gute Gegenstück zu den Rechten sind, sondern allenfalls die andere Seite der gleichen Medaille.

                            Ich hoffe Sie ersparen uns die erkenntnistheoretische Kakophonie („Das war ja gar kein echter …“), die i.d.R. folgt, wenn man darauf verweist das auch Linke im 20. Jahrhundert Massenmörder waren. Wenn nicht nur zu, dass Spielchen habe ich schon oft gespielt,…

                            • @Januß:

                              Sie verkennen leider vollständig, wer den linken Terror an die Macht gebracht hat. Lenin wurde von der konservativen Militärregierung bzw. dem militärisch industriellen Komplex des wertkonservativen Kaiserreichs freigesetzt, zurückgesandt und mit erheblichen Finanzmitteln für die Agitation ausgestattet. Dadurch wurde der Umsturz erst ermöglicht. Als Lenin in Russland ankam und seinen verbrecherischen bolschewistischen Kumpanen mitteilte, wir machen eine Revolution, sagten diese ungläubig und erstaunt, noch eine? Lenin, mit seinem deutschen wertkonservativen Finanzpolster im Hintergrund wusste es jedoch besser! Sie sehen also, ohne das wertkonservative rechte deutsche Lager, hätte es weder eine Oktoberrevolution, weder den Leninismus noch den darauffolgenden Stalinismus gegeben. Der Welt wäre der linke Terror komplett erspart geblieben! Ergo: Der deutsche rechte Konservatismus ist nicht nur am Nationalsozialismus Schuld, sondern auch am Stalinismus! Außerdem, die heutigen Terrormorde gehen vom Rechtsextremismus aus. Wenn während der linken Terrormorde auch ständig auf den Rechtsextremismus verwiesen worden wäre, hätte die RAF nie erfolgreich gesamtgesellschaftlich bekämpft werden können. Das vermisse ich daher vollständig bei Leuten wie Ihnen, die immer schnell auf den bewältigten linken Terror verweisen, wenn es darum geht endlich Position gegen den aktuellen vorherrschenden rechten Terror zu beziehen!

                              • @Anna Minerva:

                                Das ist mir alles bekannt aber widerspricht meiner Aussage nicht im entferntesten. Die ja war: Linke Ideologie führt, bei absoluter Macht genauso zum Massenmord wir es rechte Ideologie unter den gleichen Bedingungen tut.

                                Dazu kommt das es ja nicht nur die UdSSR gab, sondern auch noch China oder Kambodscha, also ganz andere Kulturen in denen eine sehr ähnliche Ideologie zum gleichen, desaströsen Resultat führte wie in der UdSSR.

                                Ich schrieb das auch nicht um rechten Terror irgenwdie klein zu reden, sondern um Ihrer Darstellung zu begegnen das es die bösen Rechten gibt und die guten Linken, die ohne Hintergedanken gegen undemokratisches und verfassungsfeindliches Gebahren kämpfen.



                                Für mich verläuft die Front viel eher zwischen Individualisten und Kollektivisten.

                                • @Januß:

                                  Ja, aber wie verhalten Sie sich, wenn die CDU mit der AfD koalieren würde und weitere Terroropfer aufgrund der rechten politischen Hetze zu verantworten sind? Weiterthin brav die CDU wählen und konservative Kräfte untertsützen?

              • @Anna Minerva:

                Aber oft ist eben gut gemeint nicht gut gemacht und hat teilweise erhebliche negative Seiteneffekte.

                Praxisbeispiel aus dem Unternehmen in dem ich bin.

                Das erfüllt nicht die die Anforderungen aus



                § 71 SGB IX für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen.

                "Arbeitgeber mit mindestens 20 Beschäftigten sind verpflichtet, wenigstens fünf Prozent der Arbeits­plätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen."

                Die Firma hat aber einen Teufel vor das zu tun und müsste daher eine Ausgleichsabgabe zahlen.

                Nun darf man aber auch 50% der Lohnkosten von Aufträgen mit Behindertenwerkstätten mit dieser verrechnen.

                Behindertenwerkstätten müssen aber keinen Mindestlohn zahlen, können also viel günstiger bei Aufträgen mitbieten, ich hab da mal Angestellte gefragt, was die so verdienen und komm auf 1,50 Euro. Also haben wir etwa unseren Vertrag mit unserem Dokumentenvernichter gekündigt und das Behindertenwerk macht das, was für die Firma viel billiger ist und wir zahlen auch praktisch keine Ausgleichsabgabe mehr.

                • @Sven Günther:

                  Dass es hier noch viel Verbesserungspotential, insbesondere auch bei der Inklusion von Behinderten gibt, zweifle ich nicht an. Das Ganze stellt momentan auch nur den Anfang da und ist in der Tat stark verbesserungswürdig.

                • @Sven Günther:

                  Behindertenwerkstätten müssen aber keinen Mindestlohn zahlen, können also viel günstiger bei Aufträgen mitbieten, ich hab da mal Angestellte gefragt, was die so verdienen und komm auf 1,50 Euro. Also haben wir etwa unseren Vertrag mit unserem Dokumentenvernichter gekündigt und das Behindertenwerk macht das, was für die Firma viel billiger ist und wir zahlen auch praktisch keine Ausgleichsabgabe mehr.

                  Da ich dafür auch Ansprechpartner bin, laden die mich jetzt auch immer zu ihrer Weihnachtsfeier ein und wollen mir immer einen Baum schenken, bekommen da alle Kunden, ist für Channuka Top...

                  • @Sven Günther:

                    Vermutlich stellt die Arbeitgeberseite das Ganze als Win-win Situation dar und klopft sich noch auf die Schulter und lobt sich selbst für das soziale Engagement. Gewinnmaximierung nutzt teilweise jedes Schlupfloch! Sollte gesetzlich eindeutig anders gehandhabt werden!

    • @Zven:

      Sie wurden offenbar noch nie diskriminiert! Sonst hätten Sie sich diesen Kommentar gespart!

    • @Zven:

      allerdings. Gibt es denn für die TAZ kein anderes Thema als Identitätspolitik?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Monika Frommel :

        Nein, das ist das einzige.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Wenn gar nichts mehr geht, Israel geht immer, wobei ich das zurzeit nicht lese, rege mich da zuviel auf...

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @Sven Günther:

            Geht mir ähnlich.

            Ich gebe dann nur ein kurzes Statemant ab und zwinge mich nicht mehr in den Thread zu schauen.

            Was regelmäßig scheitert.