Putins Rede zur „Lage der Nation“: Der große Manipulator
Putin wiederholt sich: leeren Versprechungen ans Volk und immergleiche Drohungen gen West. Er wirkt hilflos.

W ladimir Putin gefällt sich in der Rolle des großen Manipulators. Er weiß genau, wie er die Stimmung im Westen für seine Zwecke nutzen kann – wie in seiner jüngsten Rede zur Lage der Nation. Seine Sätze von der „Zerstörung der Zivilisation“ durch Atomwaffen lassen einen kalten Schauder zurück. Natürlich sei Russland friedliebend und setze diese nur ein, wenn es angegriffen werde. So weit, so bekannt, so manipulativ.
Ein Mann, der durch seinen in der Ukraine entfesselten Krieg Millionen von Familien das gemeinsame Leben nimmt und der Welt die Sicherheit, erklärt in seiner Rede allen Ernstes, Russland wähle immer das Leben und handle im Interesse seiner Bürger. Wie es um dieses Leben dieser Bürger steht, die seit zwei Jahren Krieg gegen ihren Nachbarn führen, bespricht er nicht.
Stattdessen malt er lieber ein blühendes Russland im Jahr 2030 aus, wenn seine fünfte Amtszeit beendet sein wird. Eine Amtszeit, in der er mehr als je zuvor auf Angst und Repression setzt.
„Wir sind eine große Familie“, ruft er hinaus, und jeder im Land versteht, was zu tun ist, um zu dieser Familie zu gehören: nicht aufmucken, keine Kritik üben, alles schlucken, was der Kreml und seine Propagandist*innen als Wahrheit präsentieren. Alle anderen sind Ausgestoßene, „Verräter“, wie Putin sie nennt. In seinem Kampf, in dem er seinem Land „alles für den Sieg“ abringt, mäht er alles ab, was ihn stört.
Zwischen seinen räuspernd vorgetragenen Wahlgeschenken und Atomdrohungen wirkt der 71-Jährige wie ein trotziges kleines Kind, das laut stampfend um Aufmerksamkeit buhlt. „Ich, ich, ich werde gewinnen“, scheint er immer lauter zu brüllen. Weil ihn jedoch kaum jemand wahrzunehmen scheint, greift er wild um sich. Seine einzige Sprache ist monströse Gewalt.
In seinem eigenen Land hat er damit nahezu alles unter Kontrolle gebracht – und ist dennoch nervös. Der Westen muss eine Strategie finden, seiner eigenen Nervosität Herr zu werden und sich von Putins hilflosen Drohungen nicht verunsichern zu lassen.
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