Putins Atombombendrohung: Die atomare Gefahr ist zurück

Sowohl Russland als auch die NATO sollten jetzt einen Ersteinsatz von Atomwaffen ausschließen. Alles andere führt in eine Katastrophe.

Soldaten vor mobilen Raketenabschussrampen.

Die russischen Interkontinentalraketen RS-24 „Jars“ können mit Atomsprengköpfen ausgerüstet werden Foto: Vladimir Smirnov/Itar-Tass/imago

Die existentielle Angst, die wir in den 1980ern hatten, ist wieder da: die Gefahr eines Atomkrieges und damit die Zerstörung der Zivilisation und des Klimas auf unserem Planeten. Putin erinnert uns auf brutale Art und Weise daran, dass Atomwaffen noch nicht der Vergangenheit angehören. Zwar ist der UN-Vertrag zum Verbot von Atomwaffen seit dem 22. Januar 2021 gültig, doch wird dieser von allen Atomwaffenstaaten boykottiert.

Mit seiner Ankündigung, die Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft zu setzen, geht Putin noch einen Schritt weiter. Diese gefährliche Praxis der nuklearen Abschreckung führt in einer angespannten Lage wie dem Ukrainekrieg in eine Eskalationsspirale, die in einem Atomkrieg enden kann. Das macht die ohnehin sehr gefährliche Situation zu einer existentiellen Bedrohung. Sollte es zu einem Atomkrieg kommen, wird es keine Gewinner geben.

Jeglicher Einsatz von Atomwaffen verursacht katastrophales humanitäres Leid. Die Welt würde massiv in Mitleidenschaft gezogen werden; und auch das Klima würde sich so stark verändern, dass eine Hungersnot für Milliarden von Menschen drohen würde. Me­di­zi­ne­r*in­nen könnten in diesem Fall nicht mehr helfen.

Um den Ernstfall zu verhindern, muss die russische Regierung die angekündigte Bereitschaft der nuklearen Streitkräfte zurück- und von einer Stationierung von Atomwaffen in Belarus Abstand nehmen. Gleichzeitig muss die NATO besonnen reagieren, ohne weiter eskalierend zu wirken, und auf Gegenmaßnahmen im nuklearen Bereich verzichten. Es wäre ein weiterer, gefährlicher Schritt der Eskalation, sollte die NATO ihrerseits Atomwaffen in Osteuropa stationieren.

Sowohl Russland als auch die NATO sollten jetzt öffentlich einen Ersteinsatz von Atomwaffen ausschließen. Jegliche militärischen Schritte können in dieser Situation eskalierend wirken. Auch ein Zwischenfall oder Fehler kann Ungeahntes auslösen – wie ein Streichholz in einem ausgetrockneten Wald.

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arbeitet seit über 30 Jahren für die deutsche Sektion der „Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung“ als Referentin für Atomwaffen.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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