piwik no script img

Proteste in FrankreichEs droht der Ausnahmezustand

Brennende Barrikaden und eingeschlagene Fensterscheiben: Die französische Politik ist nach den Protesten der „Gelbwesten“ in Paris schockiert.

„Triumph der Gelbwesten“? Paris am Sonntagmorgen Foto: reuters

Paris afp/rtr | Nach den schweren Krawallen in Paris erwägt die französische Regierung die Verhängung des Ausnahmezustands. Es würden alle Optionen geprüft, um erneute Ausschreitungen zu verhindern, sagte ein Regierungssprecher. Präsident, Ministerpräsident und Innenminister kämen am Sonntag zusammen, um geeignete Maßnahmen abzustimmen. An die friedlichen Demonstranten werde appelliert, sich an den den Verhandlungstisch zu setzen.

Live aus Paris

Für die taz streamt Anett Selle (@anettselle) live aus Paris. Wie ist die Situation am Tag nach den zum Teil gewaltsamen Demonstrationen? Was denken die Pariser*innen über die Proteste der "Gelbwesten".

Am Samstag waren die Proteste der französischen „Gelbwesten“-Bewegung gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron in massive Gewalt umgeschlagen. In den Straßen von Paris errichteten Demonstranten Barrikaden, zündeten Autos an und warfen Fensterscheiben ein. Nach Behördenangaben vom Sonntag gab es 133 Verletzte und 412 Festnahmen. Unter den Verletzten seien 23 Polizisten. 378 der Festgenommenen seien weiterhin in Polizeigewahrsam. Regierungspolitiker zeigten sich schockiert vom Ausmaß der Gewalt.

Rauchschwaden von brennenden Barrikaden zogen durch die Pariser Innenstadt. An der Prachtstraße Avenue Foch rissen Demonstranten Sitzbänke aus ihrer Verankerung und errichteten daraus Blockaden. Am Tuilerien-Park stürzten Randalierer eines der schweren Eisentore um, das dann mehrere Menschen unter sich begrub. Dabei wurde ein Mensch nach Behördenangaben schwer verletzt. Demonstranten besprühten den Arc de Triomphe mit Parolen wie „Triumph der Gelbwesten“ und „Macron, tritt zurück!“

Die Ausschreitungen begannen, als Demonstranten am Nachmittag versuchten, in der Nähe des Arc de Triomphe eine Polizeisperre zu durchbrechen und auf die Champs-Èlysées zu gelangen. Die Ordnungskräfte trieben die Demonstranten unter Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern auseinander. Gewalttätige Kundgebungsteilnehmer bewarfen die Beamten mit Steinen und setzten Autos in Brand. Rund 5.000 Polizisten waren im Einsatz.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Am Abend beruhigte sich die Lage wieder, wie Innenminister Christophe Castaner im Sender TF 1 sagte. Die Ausschreitungen seien von „professionellen Unruhestiftern“ geplant und ausgeführt worden, klage er.

Reise zum Klimagipfel abgesagt

Präsident Macron übte scharfe Kritik an den gewalttätigen Kundgebungsteilnehmern. „Ich werde niemals Gewalt akzeptieren“, sagte er bei einem Besuch in Buenos Aires. „Kein Anliegen rechtfertigt den Angriff auf Staatsvertreter, die Plünderung von Geschäften, die Bedrohung von Passanten und Journalisten und die Besudelung des Arc du Triomphe.“

Der Linksparteichef Jean-Luc Mélenchon kritisierte die Regierung übermäßige Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstranten vor.

Wegen der Ausschreitungen sagte Premierminister Edouard Philippe seine Reise zum Klimagipfel nach Polen ab. Philippe werde in Frankreich bleiben und nicht wie geplant am Sonntag und Montag an den Gipfelberatungen in Kattowitz teilnehmen, teilte sein Büro mit.

Der Premierminister sprach von einem „selten erreichten Ausmaß der Gewalt“. Die Demonstranten hätten „Symbole Frankreichs in Frage gestellt“, den „Arc de Triomphe mit Graffiti besprüht“ und „rund um das Grab des unbekannten Soldaten eine gewalttätige Demonstration“ organisiert. Dies sei „schockierend“.

Die Zahl der Demonstranten betrug nach Angaben des Innenministeriums am Nachmittag landesweit geschätzt 75.000. Davor war von 5.500 Demonstranten auf den Champs-Elysées in Paris die Rede gewesen. Die „Gelbwesten“-Bewegung hatte über die Online-Netzwerke für Samstag unter anderem zu Straßenblockaden in Paris aufgerufen.

Opposition attackiert Regierung

Es war der dritte nationale Aktionstag an einem Samstag in Folge, wobei die Teilnehmerzahl stetig sank. Am 17. November beteiligten sich nach Angaben des Innenministeriums 282.000 Menschen an den landesweiten Protesten, am 24. November waren es demnach 106.000, davon 8.000 in der Hauptstadt. Damals hatte es 103 Festnahmen gegeben.

Die „Gelbwesten“ fordern unter anderem Steuersenkungen sowie eine Anhebung von Mindestlöhnen und Renten. Präsident Macron hat zugesagt, die umstrittene Ökosteuer auf Diesel an den Kraftstoffpreis anzupassen. Das geht den Aktivisten aber nicht weit genug.

Mehrere Oppositionspolitiker warfen der Regierung vor, die Gewalt eskalieren zu lassen, um die „Gelbwesten“ zu diskreditieren. Der Rechtsnationalist Nicolas Dupont-Aignan forderte den Rücktritt von Innenminister Castaner. Der Linksparteichef Jean-Luc Mélenchon kritisierte die Regierung „übermäßige Gewaltanwendung gegen friedliche Demonstranten“ vor.

Die Partei von Macron wählte derweil dessen Vertrauten Stanislas Guerini mit großer Mehrheit zu ihrem neuen Vorsitzenden. Der 36-jährige Abgeordnete von La République en Marche (LREM, Die Republik in Bewegung) hatte Macrons Bewegung En Marche! mit gegründet, die sich später umbenannte. Sein Vorgänger im Amt des Parteivorsitzenden war Castaner.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

49 Kommentare

 / 
  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Na, da müssen wir unserem Gerhard Schröder doch ein weiteres Mal Danke sagen!

    In Frankreich sehen wir, wohin ein Staat driftet, der über jahrzehnte Reformen verdrängt. Am Ende kommt die Querfront und schlägt alles kurz und klein. Gut, dass wir durch die Agenda vor diesem Unheil bewahrt wurden. ;)

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @74450 (Profil gelöscht):

      Deutschland ist vor diesem Unheil bewahrt worden, weil die Lohnabhängigen ihren Arsch nicht hoch gekriegt haben. Aber die Symptome sind die gleichen: Die Linke ist kaputt gemacht worden in Deutschland von Schröder, in Frankreich von Hollande, der die französische Agendapolitik ja bereits eingeleitet hatte( lois El Khomri). Der Aufstieg der AFD und des Rassemblement National hängt unmittelbar mit der Prekarisation von Millionen von Menschen in Deutschland und Frankreich zusammen. Und die Wahlerfolge der Lega in Italien und VOX in Andalusien hat auch etwas mit dem Modell Deutschland, zu tun. Schröder ist einer der Hauptverantwortlichen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa für die Zerschlagung der Sozialdemokratie und den aufhaltsamen Aufstieg der Faschisten.



      Der Aufstand der Gelbwesten ist vielleicht das Fanal für einen neuen Frühling der Völker zumindestens in Westeuropa.

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Die Putins, Assads, Trumps und Erdogans dieser Welt betreiben dieses Spiel seit langem. Legitime Protestbewegungen werden wahlweise als Islamisten, Faschisten, Sozialisten, oder als Putschisten verunglimpft. Macronversteher spielen auf der selben Klaviatur wenn sie die Aktivisten der Gelbwesten nun als brutale, Querfrontler darstellen, die sich gegen eine in ihren Augen "lächerliche" Ökosteuer rabiat zur Wehr setzen. Statt Dialog: Knüppel und Tränengas, statt Diskurs: Die Verhängung des Ausnahmezustands. Allzu oft hat sich in der jüngsten Zeit schon dieses Prinzip wiederholt, und der Westen schaut zu. Während der französische "Präsident" über eine Machtbefugnis verfügt, die in Europa einzigartig ist.

  • Dank an die Gelbwesten! Eine bessere Hilfe zur Aufrechterhaltung des deutschen Exportüberschusses gibt es nicht. Oder wie mir ein amerikanischer CFO bei einer Besprechung in La Défense sagte: "I don't want any assets in this country".

    • @Trango:

      USA - größter Auslandsinvestor „in this country“

      Zitat @Trango: „...wie mir ein amerikanischer CFO bei einer Besprechung in La Défense sagte: "I don't want any assets in this country".

      Dazu die Zahlen: Frankreich liegt nach Großbritannien und Deutschland weiterhin an dritter Stelle in der Spitzengruppe der attraktivsten europäischen Länder für Auslandsinvestoren. Ausländische Direktinvestitionen in Frankreich stammen zu 60% aus Industrieländern. Hauptinvestoren in Frankreich sind Unternehmen aus den USA (20%), aus Deutschland (15%), aus Großbritannien (8%), aus Italien (8%) und aus Japan (8%). (Quelle: Business France).

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Trango:

      Moi, je réponds à cet Américain et avec moi la majorité du peuple français: Fou le camps!



      Klar die Amerikaner wollen nur ein Volk unterwürfiger Arschkriecher, das sie nach Lust und Laune ausbeuten können, aber Frankreich ist nicht Mexico! Und die Franzosen sind keine Arschkriecher und unterwürfigen Lakaien, das haben wir dem Exportweltmeister und Niedriglohnchampion Deutschland voraus. Also reiben Sie sich schön die Hände. Sie kennen das Lied von 1790: Ça ira, ça ira, les aristocrates à la lanterne. Ah ! Ça ira ça ira les aristocrates on les pendra...ou les nouvelles élites, l'aristocratie de l'argent?



      Wenn Ihre Freunde aus der La Défense, wo übrigens einige der weltgrössten asozialen Umweltverbrecher und Steuerhinterzieher sitzen, so weiter machen, könnte ihnen das widerfahren.

  • Le Pen oder Macron? Pest oder Cholera?

    • @Rolf B.:

      Wenn LePen jemand ist, die nationalistische Symbole wie den Arc de Triomphe mit Graffiti besprüht, ist mir die lieber.

      Ich kann es mir aber leider genausowenig vorstellen wie dass Björn Höcke an das Brandenburger Tor pisst.

  • Die Franzosen zeigen ihrem Präsidenten, das in ihnen immer noch das Blut ihrer Vorfahren vom 14. Juli 1789 fließt.

    So etwas kann in Deutschland natürlich nicht passieren, denn der Deutsche ist und war immer ein Duckmäuser. Der Deutsche sagt sich, "Man kann eben nichts an der sozialen Ungerechtigkeit in diesem Land ändern" und dann geht er am nächsten Tag für ein paar Euro zur Arbeit, damit sein Chef sich den neuesten 'Aston Martin' bestellen kann, oder er lässt sich als Hartz IV Empfänger sogar noch das mickrige Existenzminimum von einer "Behörde" sanktionieren, die nur noch die Arbeitslosigkeit und die Armut in Deutschland verwaltet.

    • @Ricky-13:

      Franzosenblut

      Zitat @Icky_13: „Die Franzosen zeigen ihrem Präsidenten, das in ihnen immer noch das Blut ihrer Vorfahren vom 14. Juli 1789 fließt.“

      Das erinnert an Danton: „Le peuple depuis longtemps ne vit que de ses larmes. Le peuple lui seul a comabattu pour la liberté. Le peuple en a été le plus mal récompensé; les boutiqiers et les richards ont désiré la Révolution pour jouir des privilèges des nobles et des prêtres et pour s‘approprier leurs biens... si les sans-culottes ne jouissent pas à leur tour de la Révolution, nous recommencerons contre les riches et les financiers la même Révolution que nous avons faite avec eux contre le clergé et a noblesse.“ („Das Volk lebt schon seit langem nur von seinen Tränen. Nur das Volk hat für die Freiheit gekämpft. Das wurde ihm schlecht gedankt; die Krämer und die Stinkreichen haben die Revolution gewünscht, um die Privilegien des Adels und der Priester zu genießen und sich ihre Besitztümer anzueignen... Wenn die Sans-Culottes nicht ihrerseits die Früchte der Revolution genießen können, werden wir gegen die Reichen und Bankiers dieselbe Revolution wieder von vorne beginnen, wie wir sie mit ihnen gegen den Klerus und den Adel gerichtet haben.“) - Danton 1793 vor dem Jakobinerklub.

      „On a coupé des têtes pour moins que ça“ ("Es sind schon für weniger als das Köpfe gerollt“) - Graffito am Arc de Triomphe (aus „Marianne“ von heute)

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Reinhardt Gutsche:

        Aha, die Permanente Revolution also bereits eine genuine Idee Dantons. War mir neu

  • Ein bisschen besorgniserregend ist es schon, wenn man davon ausgehen muss, dass die Demonstranten aus verschiedenen politischen Ecken kommen.

    Allerdings habe ich auch bislang wenig Informationen über diese. Als in der Ukraine die Faschos mit den Unzufriedenen auf diesem Maidan protestierten, rasten Politiker und auch Reporter dorthin, um mit diesen zu sprechen. Jetzt warte ich bislang ergebnislos auf eine Reportage aus der Menge der Demonstranten heraus. Aber Frankreich ist ja auch viel weiter weg als die Ukraine oder Russland.

    • @Age Krüger:

      Dann lesen Sie doch mal unter AFD und Le Pen nach, da sind Sie mitten drinn

      • @Rinaldo:

        Da müssen Sie schon genauere Quellenangaben machen. Ich kann beim Googeln nach AfD und LePen nichts finden, was mit den jetzigen Aufständen in Frankreich zu tun hat.

        Ich bitte um Links, aber ich glaube, Sie haben ja eh Schwierigkeiten damit, irgendetwas Nachweisbares mal zu posten.

  • Macron wurde ja nicht für seine neoliberale Politik gewählt... sondern Le Pen wurde verhindert, die korrupten Vorgänger abgewählt.



    Jetzt wachen die Menschen auf un merken: eine Agenda 2010 wollen wir nicht. Zu Recht!



    Und würde Macron auf friedliche Demonstranten eingehen? Wir kennen die Antwort

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...auf den ersten Blick wäre der sog. Ausnahmezustand für Macron natürlich optimal. Schluss mit den Demonstrationen und (scheinbar) ein Ende der Diskussionen über seine Politik.



    Doch, Frankreich ist nicht Deutschland.

  • das macronistische projekt den französischen sozialstaat kaputtzuhartzen um dem lager der globalisierungsgewinner dass in frankreich deutlich kleiner ist als in deutschland vorteile in der globalisierten standortkonkurrenz zu verschaffen-ist wie ich es richtig vorhergesagt habe schon nach kurzer zeit gescheitert.



    der progessive anteil des macronismus die idee aus der europäischen union unter französischer führung einen funktionierenden bundesstaat zu machen ist auch gescheitert,aber nicht am willen des französischen volkes dass mehrheitlich nicht wie manche nationalisten gar keine europäische union sondern eine soziale und demokratische und also eine nicht mehr neoliberale will sondern an merkel-deutschland,dem seine kurzfristigen ökonomischen interessen wichtiger waren als die deutsch-französische freundschaft und die zukunft europas.



    .der ruin des macronismus ist nun nicht mehr aufzuhalten.



    abgesehen davon dass in frankreich der anteil der aktuellen und potentiellen globalisierungsgewinner an der gesamtbevölkerung deutlich kleiner ist als in deutschland haben auch das grössere misstrauen dass die franzosen ihren eliten entgegenbringen und ihre lange geschichte erfolgreicher revolutionen und klassenkämpfe



    zum schnellen scheitern des neoliberalismus in frankreich beigetragen.



    das schicksal europas kann sich in keinem anderen land entscheiden als in frankreich,,denn alle anderen staaten in europa deren bevölkerung die deutsche politik nicht mehrheitlich nicht gefällt und nicht gefallen kann sind zu schwach um sich der institutionalisierten neoliberalen erpressung erfolgreich zu widersetzen.



    der griechische widerstand konnte gebrochen werden.die linken kräfte in spanien und portugal hatten keine perspektive des sieges anzubieten.nicht einmal italien ist stark genug um die neoliberale hegemonie zu überwinden und das neoliberale gesellschaftsmodell zu zerstören



    aber frankreich ist es-und darum richten sich jetzt alle hoffnungen auf frankreich

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    " Με φορτία και με μαχαίρι πάντα ο κόσμος προχωρεί.



    Αυτός ο κόσμος δεν θ' αλλάξει ποτέ.



    Mit Feuer und Schwert werden die Leute fortfahren ( sich zu bekämpfen). Diese Welt wird sich nie ändern. "

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Gewalt gab es auch in Toulouse. Als ein Teil der Demonstranten die Marschrichtung änderte und in Richtung Hauptbahnhof marschierte, anstatt zum Place de Capitole zu gehen, wo der Weihnachtsmarkt stattfindet, haben die CRS, Spezialtruppe der französischen Polizei, ohne Vorwarnung Tränengasgranaten eingesetzt. Also vornehmlich Polizeigewalt. Desweiteren habe ich gestern die Strasse in Richtung Andorra genommen. Sehr viele Sperren mit vielen Leuten, die " Madeleine" an die wartenden Autofahrer verteilt haben, viele Diskussionen und viel Zustimmung.



    Die Reaktion der Regierungssprecher, die aus diesen Menschen einen faschistischen Mob machen wollen, werden hier im Forum von den neoliberalen Macronanhängern reflexionslos nachgeplappert. Die Realität ist anders, es sind die, die schon 2005 mehrheitlich gegen die neoliberl inspiriete Euroverfassung gestimmt haben, die aufbegehren. Mit Recht. Denn solange, die Politiker die grössten Umweltverschmutzer laufen lässt und ihnen auch noch Steuergeschenke gewähren, gleichzeitig aber die Masse der arbeitenden Mittelschicht und höhere Abgaben aufdrückt, wie einst Landvogt Gessler, und noch verlangt Jupiters Hut zu grüssen, kann diese Verarsche nur zu Gewalt führen.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Der automatische Korrektor von meinem IPad ist eine Katastrophe. Steve Jobs soll in der Hölle schmoren!

  • Der Punkt ist doch, dass Macrons moderne Partei kein echtes gesellschaftliches Fundament hat, es ist eine Wischi-Waschi-Links-Mitte-Liberal-Rechts-Partei und dieser Protest hat Macron ganz schön unter Druck gesetzt.



    Und es geht garantiert nicht nur um Spritpreise, sondern auch um die soziale Schieflage und die autoritär-abgehöbene Regierungsweise, die Macron betreibt.

  • Reise zum Klimagipfel abgesagt → Erfolg der böswilligen unter den Demonstranten.

  • Darf Europa wegschauen wenn im Herzen des Kontinents unsere Werte verraten werden?



    Sollte der Machthaber Macron die rote Linie überschreiten und tatsächlich den Ausnahmezustand ausrufen, müssen Sanktionen folgen. Und diese Sanktionen müssen schmerzhaft sein, denn nur dies ist die Sprache, der der Despot versteht. Auf deutsche Bedenken aufgrund der besonderen Deutsch-Französischen Geschichte, darf die westliche Wertegemeinschaft dabei keine Rücksicht mehr nehmen. Das sind wir der mutigen französischen Zivilgesellschaft schuldig.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

    • @Sandor Krasna:

      Aber sonst noch alles in Ordnung?

      • @Sven Günther:

        Schätze das sollte ‚Ironie‘ sein....

      • @Sven Günther:

        Wenn die Wertegemeinschaft nicht ihre Stimme erhebt, ob der brutalen und unverhältmässigen Gewaltpolitik Macrons, wird die Geltung der Menschenrechte ad absurdem geführt und wir öffnen das Tor zur Barbarei. Es gilt jetzt Gesicht zu zeigen und einzuschreiten um unsere demokratischen und zivilisatorischen Werte zu verteidigen. Wir müssen den Widerständlern zu Hilfe eilen, die für unser Europa der Werte kämpft. Sie dabei im Stich zu lassen, würde unsere gemeinsamen Ideale für immer mit einem Film der Schande überziehen.

        • @Colonel Ernesto Bella:

          Solidarität mit dem friedlich protestierenden "Gelbwesten"? Selbstverständlich und jeder Zeit!

          Solidarität mit den Chaoten, die sich unter die Demonstranten mischten und nichts anderes taten als zu randalieren, zu zerstören und zu plündern ? Dabei bestens organisiert, ausgerüstet und vorbereitet waren und so eine ungeheure Spur der Verwüstung durch Paris zogen? Die gar das Grab des unbekannten Soldaten schänden wollten, dabei aber zum Glück zusammen von friedlichen Demonstranten und der Polizei abgehalten wurden ?



          Neh, diese Typen verteidigen keine Menschenrechte oder irgendwelche Werte. Sie sind Verbrecher, die hinter Schloss und Riegel gehören und nichts anderes.

          Bin nun wahrlich kein Fan von Macron, aber er ist das demokratisch gewählte Staatsoberhaupt Frankreichs und kein brutaler Gewaltherrscher.

          Und wenn @Sandor Krasna offensichtlich die ernstgemeinte Forderung stellt Frankreich zu bombardieren ist die Frage von @Sven Günther nur allzu berechtigt.

          • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

            Der Kampf für die Freiheit ist kein Sonntagsspaziergang irgendwelcher hedonistischen, friedensverliebten Salon-Demokraten. Das Teile der überwiegend friedlichen Demonstranten mal über die Stränge schlagen, mag stimmen, deshalb aber einer ganze Bewegung ihre Legitimität abzusprechen ist empörend und ein Schlag ins Gesicht der französischen Zivilgesellschaft. Zur Frage einer möglichen Intervention: Niemand will Krieg. Aber von vornherein diese Option auszuschließen ist fatal. Weil Macron auf diese Verzagtheit Europas setzt und weiter wüten wird.

          • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

            Niemand will einen Bombeneinsatz gegen Frankreich. Es geht darum eine Drohkulisse gegen Macron aufzubauen, die ihm von seinem brutalen Tun gegen sein eigenes Volk abhält. Wenn dieses Drohpotential ohne Gewicht bleibt, wird Macron sich ins Fäustchen lachen und die westliche Wertegemeinschaft ist diskreditiert. Ein friedlicher Protest scheitert ja an der unangemessenen Gewaltanwendung der (noch) zu Macron haltenden Polizei. Da der Präsidenten-Despot mit allen mitteln versucht die Proteste antidemokratisch zum Verstummen zu bringen, ist die Gewalt der Demonstranten eine ihnen aufgenötigte legitimierte Gegenreaktion darauf. Das einige Demonstranten sich an den Symbolen dieses durch Macron pervertierten Nationalismus abreagieren, diskreditiert in meinen Augen nicht die Protestierenden, sondern führt uns nur zu deutlich die verzweifelte Lage der Menschen vor. Die Verantwortung für die Gewalt trägt ganz allein Macron, es liegt in seiner Hand den Konflikt zu beenden.

        • 7G
          75064 (Profil gelöscht)
          @Colonel Ernesto Bella:

          65 % der abgegebenen gültigen Stimmen entfielen bei der Stichwahl auf Herrn Macron und niemand kann jetzt überrascht sein, wenn die neoliberalen Grundsätze, für die er stand und steht, konsequent umsetzt.



          Den Polizeieinsatz mag man als unverhältnismäßig bewerten aber Macron als Despoten zu bezeichnen ist einfach nur albern.

          • @75064 (Profil gelöscht):

            Gewählte Despoten

            Zitat @PREMIUM58: „65 % der abgegebenen gültigen Stimmen entfielen bei der Stichwahl auf Herrn Macron und niemand kann jetzt überrascht sein, wenn die neoliberalen Grundsätze, für die er stand und steht, konsequent umsetzt. Den Polizeieinsatz mag man als unverhältnismäßig bewerten aber Macron als Despoten zu bezeichnen ist einfach nur albern.“

            Louis-Napoléon Bonaparte wurde 1848 mit 75 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Was darauf folgte, war ein Staatsstreich und die Auto-Proklamation zum Kaiser („IIIe Empire“) und ein fast 20 Jahre währende Despotie des „autoritären Liberalismus‘“. Nicht umsonst trägt Macron den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Jupiter-Präsident“ und wird gern mit Napoleon III. verglichen...

          • @75064 (Profil gelöscht):

            Macron wurde nur gewählt um schlimmeres (Le Pen) zu verhindern, Macron hätte dies anerkennen und seine politischen Pläne dem entsprechend ändern müssen. Für seine Politik hat ihn nur eine Minderheit gewählt, die ist also nicht demokratisch legitimiert, folglich setzt er sie despotisch durch. Ich fände es auch gut, wenn diese Auseinandersetzung friedlich beendet wird, doch das Heft des Handelns liegt ganz allein in Macrons Händen. Da er sich aber an seiner Macht festklammert, ist abzusehen, dass er nicht ohne Druck von außen von ihr lassen wird.

        • @Colonel Ernesto Bella:

          Sie unterstützen also Gewalt um die Politik eines demokratisch gewählten Präsidenten zu bekämpfen und verwenden dann noch allen ernstes die Worte "demokratischen und zivilisatorischen Werte"

          • @DiMa:

            Macron mag zu Beginn seiner Amtszeit noch ein "lupenreiner Demokrat" gewesen sein, doch spätestens jetzt müsste jedem aufrichtigen Demokraten klar sein, dass das französische Volk hier einen Wolf im Schafspelz "gewählt" hat. Auch wir haben uns lang genug Illusionen hin gegeben und lieber Geschäfte gemacht. Eine Zukunft Frankreichs kann es nur noch ohne Macron und seine Clique geben. Aber Macron klammert sich an seine Macht und stürzt Frankreich ins Unglück. Wäre Macron kein Despot, sondern ein Politiker mit Würde, Anstand, vor allem aber mit Respekt vor den Institutionen er müsste sofort zurück treten. Mir wird übel bei der Vorstellung, dass dieser "Irre von Paris" oberster Befehlshaber einer Atommacht ist.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Sandor Krasna:

              Jetzt wird's aber wirr.

              Beschimpfungen und Probleme bei der angemessenen Verwendung mit Begriffen ersetzen nicht die fehlenden Argumente.

              Glauben Sie allen Ernstes, Macron wolle Atomwaffen einsetzen? Gegen wen denn? Das eigene Volk gar? Macron mag ein kühler Technokrat sein. Aber das ist etwas anderes als ein Despot.

              Zur Not: googeln!

              • @76530 (Profil gelöscht):

                "Macron mag ein kühler Technokrat sein. Aber das ist etwas anderes als ein Despot."



                Fragen Sie mal die Indigenen von Neukaledonien, die kürzlich bei dem "Referendum" unterlegen sind, aufgrund einer massiv betriebenen Franzosisierungspolitik. Oder die Menschen in Guyana, die Umweltzerstörungen hinnehmen müssen für die bizarren Weltraumträume, der einzigen Großmacht, während in den Vororten Elend herrscht. Oder die Menschen in Mali, die im franzöischen Kampf gegen den "Terrorismus" die Hauptleidtragenden sind. Macron will sein Reich wieder zur Grande Nation werden lassen und dazu ist er zu allem fähig.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Sandor Krasna:

                  Was Ihre Beispiele angeht: die mögen alle zutreffen. Mir ist Macrons Politik so wenig sympatisch wie Ihnen.

                  Dennoch unterscheide ich zwischen Vorstellungen und Realitäten. Zumindest versuche ich es.

                • @Sandor Krasna:

                  Macron strebt mit seiner "Initiative européenne d'Intervention" eine Eingliederung der Bundeswehr in eine französisch dominierte Europaarmee an. Diese Grande Armee dient dann dem Zweck der Umsetzung macronischer imperialistischer Weltmachtbestrebungen unter dem Deckmantel einer angeblich europäischen Verteidigungspolitik. Für die Durchsetzung dieser Wahnsinnpläne ist ihm jedes Erpressungsmittel recht um Deutschland an seine Seite zu zwingen.



                  Auch Hitler wurde Demokratischgewählt und zuerst massiv unterschätzt, aber wir sollten aus den Fehlern des nicht Einschreitens bei der Annektierung des Südentenlandes und Österreichs lernen und dem Despoten frühzeitig in seine Schranken weisen. Ohne Einhalt wird er nicht nur, wie schon geschehen, Frankreich, sondern am Ende noch die ganze EU mit sich in den Abgrund ziehen.

                  • @Colonel Ernesto Bella:

                    Ein interessanter Hinweis. Danke. Und zu gleich ist hochgradig beunruhigend, was sich da gerade zusammenbraut. So weit habe ich noch gar nicht zu denken gewagt.

  • Wagenknecht fordert ähnliche Aktionen in Deutschland, d.h. dann auch zusammen mit der AFD?



    Insoumises demonstriert ja derzeit auch mit dem Front National.

    • @Rinaldo:

      Derartige gemeinsame Aktionen sind doch ein alter Hut. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik wurde diese von ihren Gegnern von „rechts“ und „links“ in die Zange genommen. Die deutschen Nazis nannten das „getrennt marschieren – vereint schlagen“. Die ungeliebte Weimarer Republik ging unter und die „Rechten“ (=Nazis) ergriffen die Macht, als der gemeinsame Feind besiegt war. Ob Frau Wagenknecht sich jetzt Ähnliches vorstellt, nur dass sie hofft, dass diesmal die „Linken“ stärker sind?

    • @Rinaldo:

      WerteUnion oder Querfront?

      Zitat @RINALDO: „Insoumises demonstriert ja derzeit auch mit dem Front National“

      Wer hat Ihnen den diesen Bären aufgebunden? Potentielle Bündnisse à la Harzburger Front zeichnen sich in Frankreich hingegen mit den Konservativen Rechten ab: „Natürlich haben wir gemeinsame Werte mit dem Front National“, so Sarkozy, Ex-Chef der Französischen Sektion der Europäischen Volkspartei, 2007 zu Patrick Buisson, der einstigen Grauen Eminenz des französischen Ex-Präsidenten. (FAZ, 29.09. 2016)

      • @Reinhardt Gutsche:

        Réactions - Laurent Berger (CFDT)







        Interrogé par notre journaliste Raphaëlle Besse Desmoulières, Laurent Berger, secrétaire général de la CFDT, se montre particulièrement inquiet.







        Il condamne des "violences inacceptables contre des lieux publics, des lieux de la République, des lieux privés et contre les policiers". Elles sont selon lui le fait de personnes issues "de l'ultra-gauche, de l'ultra-droite et de la radicalisation d'un certain nombre de gens" venant des "gilets jaunes", indique-t-il au Monde.

        • @Rinaldo:

          Kein Wort von einem RN-LFI-Bündnis in diesem Zitat

          Zitat: „Elles sont selon lui le fait de personnes issues "de l'ultra-gauche, de l'ultra-droite et de la radicalisation d'un certain nombre de gens" venant des "gilets jaunes", indique-t-il au Monde.“

          D‘accord, Laurent Berger vermutet die üblichen „l'ultra-gauche, de l'ultra-droite“, aber von einem Bündnis zwischen RN und LFI ist allerdings auch bei ihm nicht die Rede. Et alors? Vor allem die Mouchards nicht zu vergessen...

      • @Reinhardt Gutsche:

        Na dann lesen Sie mal Le Monde:



        www.lemonde.fr/pol...391568_823448.html

        • @Rinaldo:

          Hanebüchener Fake

          Zitat @RINALDO: „Na dann lesen Sie mal Le Monde: www.lemonde.fr/pol...91568_823448.html“

          Das habe ich soeben getan. Nichts ist darin zu finden, was auf eine gemeinsame Steuerung der „gilets-jaunes-Bewegung" durch Mélanchon und MLP schließen könne, geschweige denn von einem Beweis für diesen hanebüchenen Unsinn.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Reinhardt Gutsche:

            Glauben Sie, dass jemand, der in einer Sprache antwortet, die nur von einem Bruchteil der Foristen beherrscht - oder befrauscht - wird, aufrichtiges Interesse an einer Debatte hat? Die Plausibilitätsprüfung sagt mir: NEIN.

            Es gibt Menschen, die haben kein Interesse an einer Debatte, die wollen einfach nur stänkern. Genauso wie jene Provokateure, die sich in die Reihen der 'Gelbwesten' mischen, um dort ihr eigenes Süppchen der Gewalt zu kochen.

            Macron ist - trotz seiner unsozialen Politik - gewählter Präsident. Einen übergesetzlichen Notstand erkenne ich nicht. Und der Zweck heiligt eben nicht alle Mittel.

    • @Rinaldo:

      Das ist nun völlig überflüssige Spekulation, die nur zur Diffamierung und Xtummungsmache dient.

      Wenn Sie so angefressen von einer Person sind, empfehle ich innezuhalten und die eigene Position zu prüfen.

  • Professionals

    Zitat Innenminister Castaner: „Die Ausschreitungen seien von „professionellen Unruhestiftern“ geplant und ausgeführt worden, klage er.“

    Das erinnert an eine Episode Mitte der 90er Jahre in Paris, zufällig gefilmt von einem Kameramann eines Privatsenders. Am Ende einer friedlich verlaufenen Massendemonstration französischer Gymnasiasten gegen die Bildungspolitik der Regierung von der Bastille zum Montparnasse drangen plötzlich ein Trupp schwarz Vermummter in die „Tour Montparnasse“ ein und zerschmiß unter untätigem Zuschauen der CRS einige große Fensterscheiben der Geschäfte im Erdgeschoß. Der Kameramann filmte nicht nur die Zerstörungsszene, sondern folgte auch mit laufender Kamera den Vermummten, alles kräftige, sportliche junge Männer, als sie sich in eine Seitenstraße verdrückten, wo sie eine Polizeiabsperrung durch eine Lücke unbehelligt passieren konnten und kurz dahinter in den Mannschaftswagen verschwanden...