Protestbündnis „Heizung, Brot, Frieden“: „Es ist ein Kampf um die Straße“
Uwe Hiksch von den Naturfreunden will bei Sozialprotesten Russlandunterstützer und Schwurbler mitnehmen. Vor allzu linksradikalem Auftreten warnt er.
Taz: Herr Hiksch, Sie sind Gründungsmitglied vom Berliner Sozialprotestbündnis „Heizung, Brot und Frieden“. Warum?
Uwe Hiksch: Die politische Linke darf nicht zulassen, dass Millionen von Menschen ihre Heizkosten, ihre Wohnung und ihre Lebensmittel nicht mehr bezahlen können und deshalb zum Beispiel zur Tafel gehen müssen. Es ist eine ureigene linke Aufgabe, Sozialprotesten eine Stimme zu geben – und diese nicht den Rechten zu überlassen. Dass das zu ganz schlimmen Entwicklungen führen kann, können wir schon aus der deutschen Geschichte der 1920er Jahre nachvollziehen.
Auf dem ersten Protest Ihres Bündnisses in der vergangenen Woche vor der Grünen-Parteizentrale haben auch Coronaleugner:innen teilgenommen – bis diese von Antifas aus der Demo gedrängt wurden. Wie lautet angesichts dessen ihr Resümee?
Mein Eindruck ist äußerst positiv. Im Vorfeld haben wir auf 300 Teilnehmende gehofft, es kamen aber über 1.000 Menschen. Wir hatten eine sehr vielfältige Zusammensetzung, unterschiedliche Redner:innen haben von unterschiedlichen Menschen Applaus erhalten. Leider haben auch einige rechtsoffene Gruppen versucht, die Demo für ihre Zwecke zu nutzen. Ich als Anmelder habe die Anhänger:innen von der „Freien Linken“ und „Die Basis“ (Organisationen aus dem Querdenken-Spektrum, Anm. d. R.) von der Demo verwiesen.
Gegenüber dem Neuen Deutschland haben sie gesagt, beim nächsten Protest am 3. Oktober auf dem Alexanderplatz dürften auch Menschen teilnehmen, die gegen die Coronamaßnahmen protestiert haben. Fahnen von Querdenken-Organisationen dürfe es aber nicht geben. Wie passt das zusammen?
Hiksch ist stellvertretender Landesvorsitzender der NaturFreunde Berlin. Von 1994 bis 2022 war er Mitglied des Deutschen Bundestag, erst für die SPD, ab 1999 für die PDS. Seit mehr als 40 Jahren ist er in sozialen Bewegungen aktiv.
Wenn Menschen zu Coronamaßnahmen andere Auffassungen haben, ist das für mich kein Grund, sie von Sozialprotesten auszuschließen. Ich persönlich habe die Coronamaßnahmen sehr konsequent eingehalten, bei den NaturFreunden (einem linken Umweltverein, dessen stellv. Vorsitzender Hiksch ist, Anm. d. R.) haben wir konsequent 2G umgesetzt.
Alle Funktionär:innen und Fahnen von Gruppen aus diesem Spektrum, die mit dem 3. Weg, der NPD oder der AfD auf die Straße gegangen sind, werden bei uns nicht geduldet. Aber wir wollen Menschen überzeugen, dass der demokratisch-linke der richtige Weg ist. Alle, die sich wehren wollen, sind willkommen – wenn sie nicht rassistisch oder homophob oder dergleichen sind.
Viele antifaschistische Gruppierungen werden das anders sehen und entsprechende Forderungen auch nicht dulden. Wie soll da die von Ihnen angestrebte breite Zusammenarbeit linker Gruppen funktionieren?
Protestbündnis Der Zusammenschluss um die NaturFreunde, Aufstehen, den Ex-“Deutsche Wohnen enteignen“-Aktivisten Michael Prütz und Marcus Steiger hat sich im August gegründet. Auf der ersten Demo prominent vertreten war auch die Deutsche Kommunistische Partei (DKP).
Kommende Proteste Die nächste große Protest ist für den 3. Oktober angesetzt – dem Tag der Deutschen Einheit. Damit will das Bündnis an die Tradition der Friedlichen Revolution anknüpfen. Auch dem AfD-Aufmarsch, der für den 8. Oktober unter dem Titel „Unser Land zuerst!“ angekündigt ist, soll so etwas entgegengesetzt werden.
Wir erwarten von allen Gruppen eine gewisse Grundtoleranz. Die eigene Position ist wichtig und soll auch auf Fahnen, Plakaten und Reden zum Ausdruck kommen. Das gilt aber auch für andere Meinungen. Auch die Antifa wird sehen, dass wir die Straße nicht den Rechten überlassen dürfen. Und das heißt, die Menschen, die sich noch nicht klar in eine Richtung politisiert haben, abzuholen.
Wir haben jetzt einen Kampf um die Straße, wo in den nächsten Monaten entschieden wird, ob er sich nach rechts oder links entwickelt. Die linken Spaltungstendenzen halte ich da für eine ganz schreckliche Sache. Widersprüche müssen ausgehalten werden, dafür werbe ich seit 30 Jahren in der politischen Linken.
Es geht ja nicht nur um Querdenker:innen. Auf der Demo wurde auch prominent gefordert, alle Sanktionen gegen Russland aufzuheben oder Nord Stream 2 zu öffnen. Was ist daran überhaupt links?
Wir haben uns als Bündnis geeinigt, dass Menschen unterschiedliche Positionen in Bezug auf den Ukrainekrieg und Russland haben. Alle sollen in Reden die Chance haben, ihren Positionen Ausdruck zu verleihen. Wir bitten aber alle, sich in dieser spaltenden Frage zurückzuhalten. Die Frage nach Nord Stream 2 trifft nicht den Kern von Sozialprotesten, wo es um den täglichen Existenzkampf von Menschen geht.
Aber wo sieht das Bündnis die Ursachen der aktuellen Krise? In der Abhängigkeit von fossilen Energien und Diktatoren, in Putins Angriffskrieg – oder doch in den Sanktionen?
Als Klimaaktivist bringe ich die Position ein, das fossiles Gas ein umweltzerstörendes Produkt ist, das aus der Energiegewinnung möglichst schnell verschwinden muss. Die NaturFreunde verurteilen auch Putins völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine. Wir als Protestbündnis sollten uns aber nicht an der Frage zerstreiten, woher das Gas in den nächsten Jahren kommt, sondern verhindern, dass Menschen aus ihren Wohnungen fliegen oder dass ihnen Strom und Gas abgeknapst werden. Wenn wir ein neues Entlastungspaket erkämpfen, das diesen Namen auch verdient, haben wir schon viel erreicht.
Aus der Klimabewegung wird davor gewarnt, dass Sozialproteste die Interessen der nationalen Bevölkerung gegen die der Menschen anderswo gegeneinander ausspielen könnten – passiert nicht genau das, wenn das Ende aller Sanktionen gefordert wird?
Tatsächlich sind wir mit unseren Forderungen bisher eher national ausgerichtet, das werden wir ändern und in Zukunft die internationale Frage stärker in den Mittelpunkt stellen. Ein Protest, der soziale Gerechtigkeit durchsetzen will, kann nicht nur national ausgelegt sein. Das ist auch ein Grund, warum die AfD überhaupt nicht in der Lage sein kann, solidarische Proteste auf die Beine zu stellen.
Was die Ukraine angeht, so sind die Positionen nun mal unterschiedlich. Ein Drittel unsere Gruppierungen unterschreibt sofort „Stand Up for Ukraine“, ein Drittel hat zu dieser Frage eine offene Meinung, ein Drittel steht aufgrund ihrer traditionellen Herangehensweise eher aufseiten Russlands. Auch dass ein Ende der Russlandsanktionen den globalen Gaspreis senken und die Länder des globalen Südens entlasten könnte, ist ja eine valide Position.
Ist das Ziel des Bündnis die Bekämpfung der aktuellen Probleme oder eine andere Gesellschaft?
Für das Gesamtbündnis würde ich sagen: die Bekämpfung der aktuellen Probleme. Für mich ist das ein Teil davon, eine andere Gesellschaft zu schaffen, für die ich auch noch den Begriff des Sozialismus gebrauche. Ein breites Bündnis braucht aber auch die Sozialverbände und Gewerkschaften, die ja auch mehr Gerechtigkeit wollen, meist aber innerhalb der bestehenden Gesellschaftsformation. Wenn wir beides zusammenführen, können wir was auf die Beine stellen.
Droht die Bewegung so nicht, lediglich aktuelle Symptome, nicht aber die systemischen Ursachen zu bekämpfen?
Wenn wir den Fokus auf die kapitalistischen Ursachen der Krise legen, kann ich Ihnen aus 45 Jahren Erfahrung in der politischen Linken sagen, das werden sehr kleine Demonstrationen. Persönlich habe ich immer versucht, die Frage des kapitalistischen Systems und dessen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt zu stellen, ich muss aber feststellen: Das alleine bringt keine Massen auf die Straße.
Die Kapitalismusfrage soll ausgeklammert werden?
Nicht ausgeklammert, Vertreter:innen linker Organisationen werden diese Thematik ansprechen, aber das kann nicht das Hauptziel dieser Proteste sein. Wie in der Corona- und in der Friedensfrage appelliere ich dafür, nicht allzu linksradikal aufzutreten, um die Menschen nicht abzuschrecken. Ein Großteil wird nicht kommen, um den Kapitalismus abzuschaffen, sondern um gegen den drohenden sozialen Abstieg zu demonstrieren.
Letzte Frage: Warum wird die politische Linke den Kampf um die Straße, wie Sie sagen, gewinnen?
Ich antworte ausdifferenziert: In den Großstädten wird das klappen, da haben wir die nötigen Menschen und Organisationen. Da werden wir die Straße links besetzen können. Die eigentliche schwierige Auseinandersetzung werden die ländlichen Regionen. In Sachsen gibt es ja schon fast eine rechte Hegemonie in diesen Fragen. Wir müssen es trotzdem probieren und auch mit den starken die schwachen Strukturen unterstützen. Der Kampf muss aufgenommen werden.
Leser*innenkommentare
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Moderator
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Abdurchdiemitte
Als Linke sollte man sich allerdings auch nicht unter Zugzwang setzen (lassen), wenn es darum geht, soziale Proteste auf die Straße zu bringen („blinder Aktionismus“ hieß das mal unter Linken) … ich schicke gleich vorweg, dass ich da auch keine Patentlösung habe, wie mit dem Problem umgegangen werden kann, dass die „Straße“ schon lange von den Rechten besetzt ist und der Eindruck entsteht, dass das linke Spektrum lediglich in letzter Minute auf einen Zug aufspringt, der jetzt im Herbst so oder so abfahren wird.
Die Coronaproteste mit ihrem zwielichtigen Publikum haben wir ja noch deutlich vor Augen und es steht zu befürchten, dass wir in erster Linie ein Reload dieser Protestform und seiner politischen Unterstützer erleben werden.
Andernfalls kann ich mir schon lebhaft die Prügelszenen vorstellen, wenn entschlossene Antifaschisten versuchen, die ganzen Faschos, Querschwurbler und Coronaleugner von den Straßen zu verdrängen … und Uwe Hiksch lädt im Interview zu solchen Gedankenspielen noch geradezu ein.
Ob das die eigentlichen Adressaten solcher Proteste - diejenigen, die jetzt schon sozial, ökonomisch und politisch marginalisiert sind und nun besonders unter den Härten der Inflation und Energiekrise leiden müssen - dazu ermuntert, ihre Stimme zu erheben, bezweifle ich doch sehr.
Tut mir leid, dass ich hier etwas defätistisch unterwegs bin … stehe halt noch unter dem Eindruck der Kolumne von Georg Sesslen zur Doppelkrise von Kapitalismus und Demokratie gestern in der taz. Obwohl Sesslens Analyse glasklar ist, hat sie mich nicht gerade aufgebaut.
Und dann kam mir bei Hickschs Argumentation noch die Assoziation zu 1932/33 („Kampf um die Straße“) … wer damals daraus als Sieger hervorgegangen ist, wissen wir ja leider.
Alfonso Albertus
Der Mann hat absolut recht und jede sich als links definiere Person sollte besser heute als morgen kapieren, das die ruhigen Zeiten wo man sich aus jedem Bürgerprotest fein herausziehen konnte, weil irgendein Depp auch mal mit demonstriert hat, einfach vorbei sind.
Wenn dieser soziale Protest von den Rechten gekapert und übernommen wird, weil Antifa-gruppe xy noch ein Haar in der Suppe findet, dann möchte ich mir den rechten Backlash gar nicht erst vorstellen, der da auf uns zukommt.
Es wird sehr bitter werden für sehr viele Menschen und da bleibt es nicht bei irgendeiner haarspalterischen Theorie.
Es wurden gerade in diesen Zeiten Steuererleichterungen für Gutverdienende durchgewunken und über eine Übergewinnsteuer wie in anderen Ländern, wurde nichtmal halbherzig debattiert. Das ist doch der Punkt an dieser ganzen Sache. "Wir" sollen brav die kommende Armut erdulden, den kleinen Betrieb an die Wand fahren und den Winter über ein bißchen, wie in alten Zeiten.
Es gibt kein "wir". Es gibt Milliardäre und Millionäre in diesem Land, die sich momentan über Lindners Entgegenkommen freuen und Konzerne die Millardengewinne machen.
06455 (Profil gelöscht)
Gast
@Alfonso Albertus Sie haben die Befürchtungen ausformuliert.
Abdurchdiemitte
@Alfonso Albertus P.S.: mit dem „Rest“ Ihrer Argumentation bzgl. der Ampelpolitik haben Sie allerdings so was von recht, da kann ich mich anschließen.
Abdurchdiemitte
@Alfonso Albertus Irgendein Depp, der auch mal mitdemonstriert hat? Na ja, von wem waren die Coronaproteste der letzten zwei Jahre denn dominiert? Und wer hat zwischenzeitlich versucht, da noch einen Fuß in die Tür zu kriegen, musste dann aber frustriert abwinken oder eben die bittere Querfront-Pille schlucken (oder hat das sogar mit Begeisterung getan)?
Was soll denn in diesem „heißen“ Herbst - schon der Begriff ist mittlerweile derart abgenutzt und ritualisiert angesichts der ganzen Berufsprotestler, die meinen, ausgerechnet zu dieser Zeit auf die Straße gehen zu müssen - anders laufen als beispielsweise bei den Montagsmärschen, bei dem (rechten) Publikum, das sich jetzt schon angekündigt hat?
Nein, eine emanzipatorische Bewegung wird das nicht, nur weil die Linkspartei und möglicherweise noch andere honorige Gruppierungen und Persönlichkeiten drinstecken.
resto
Natürlich, es geht um Frieden. Ich bin froh dass die neoliberalen Olivgrünen an ihre Wurzeln erinnert werden. Vielleicht besinnen sich manche.
Lästige Latte
"Leute lasst das Glotzen sein, kommt herunter, reiht euch ein"
Nora_X
Hier würde sich leider nicht so kritisch mit dem Gesprächspartner beschäftigt, wie angebracht wäre. Dabei hätte etwa die Demo von Hiksch, eine Woche vor Kriegsausbruch eine Rolle spielen können. www.naturfreunde.d...herheit-fuer-uns-0
Forderung war die komplette Übernahme der russischen Maximalforderungen, was ganz Osteuropa letztendlich schutzlos angreifbar gemacht hätte. Dass das Berliner Bündnis mit "Stand with Ukraine" so wirklich garnichts am Hut hat, mit "Stand with Putin" aber viel, ahnt man – bei Betrachtung von Friko Aktionen unter Beteiligung von Hiksch, nicht zuletzt des Ostermarsches, auch hier unter Einschluss der Querfront – bei Bündnispartnern wie Aufstehen und der betont russlandtreuen DKP. Beide haben sich in den letzten Monaten auch nicht so präsentiert, als ob die ukrainische Seite (da sind Millionen Menschen die anders als Deutsche wirklich in Gefahr sind im Winter zu erfrieren, Russland zerbombt gerade gezielt zivile Energie- Infrastruktur) ihnen viel bedeute. Wer angeblich so viel Wert darauf legt sich "von Rechts abzugrenzen", sollte sich eigtl. selbstkritisch mit der eigenen Blindheit ggüber dem russischem Faschismus auseinandersetzen. Das das ausbleibt war erwartbar. Wir werden im Verlauf dieser "linken" Proteste noch ein Reenactment des Verkehrsstreiks 1932 bekommen wenn das so weiter geht. Wo nationaler Chauvinismus, Betonkommunismus und Chekismus gepflegt werden, ist dieser Hufeisengeschichte leider offenbar doch anwendbar. Zumndest wird alles dafür getan es so aussehen zu lassen. :(
niko
@Nora_X Auch der Aufruf zur februardemonstration der Naturfreunde vertrat meiner Meinung nach im Wesentlichen deeskalierende, friedensfo(ö)rdernde Ziele. Positionen die zwar aus der Zeit zu scheinen fallen , aber für friedfertige ökologisch denkende Utopisten durchaus ein Grund sein dürfen auf die Straße zu gehen. Es war schlicht die Forderung nach einer verbalen und physischen deeskalation und Abrüstung.
Rudolf Fissner
@Nora_X Danke für diese notwendigen Zusatzinformationen
Alfonso Albertus
@Nora_X Da fehlt wohl noch die Vorstellungskraft das es diesen Winter in Deutschland für viele Menschen sehe, sehr kalt werden könnte. Wenn diese Menschen keine linken Gruppierungen finden die diesen Protest organisieren, dann wenden sich diese Leute den Rechten zu. Die sind nämlich nicht andauernd am selektieren, wenn es um Protest geht.
Wenn Sie es besser können, dann organisieren Sie was.
Ansonsten gehe ich davon aus das sie reich sind , oder noch nicht ganz verstanden haben, was die Energiepreise für so ziemlich jeden kleinen Betrieb in der Konsequenz bedeuten.
Massenarbeitslosigkeit, Inflation...das hatten wir auch schonmal
06455 (Profil gelöscht)
Gast
@Alfonso Albertus Hinzu kommen marode Autobahnen.
Hat nicht mal jemand mit Autobahnbau die Menschen für braun begeistert.
.
Abdurchdiemitte
@Alfonso Albertus „Die sind nämlich nicht andauernd am selektieren, wenn es um Protest geht“
Eben! Sie sagen es … und dreimal dürfen Sie raten, wer deshalb bei diesen Protesten die Nase vorn haben wird (nein, eigentlich reicht zweimaliges Raten).
Ich muss @Nora_X hier zustimmen … auch wenn ich es nicht gerne tue😉.
~Toni~
@Alfonso Albertus @alfonso albertus Ich stimme Ihnen zu, dass linker Protest immens wichtig ist/werden wird. Das heißt aber nicht, jede Position im Demobündnis unwidersprochen stehen zu lassen. Vor allem, da es sehr wohl möglich ist, die aktuelle Regierungspolitik zu kritisieren, ohne sich mit den russischen Faschisten gemein zu machen. Es macht für mich z.B. einen großen Unterschied, ob eine Übergewinnsteuer oder die Öffnung von Nordstream2 gefordert wird.
Das Problem ist doch nicht, dass wir uns Solidarität mit der Ukraine nicht leisten können, sondern dass die Falschen dafür zahlen sollen, während Reiche und Konzerne weiter ungestört Geld scheffeln können.
651741 (Profil gelöscht)
Gast
Die Proteste sind berechtigt und die Unterstützung wird auch zunehmen. Ich sehe auch kein Problem, wenn die Probleme angesprochen werden die es nun einmal gibt. Der Energieversorgung, der Preisentwicklung, die mangelhaften Unterstützung usw. Soweit es sich in diesem Rahmen bewegt, ist doch alles okay.
Hans Jürgen Langmann
Wer alle Kriege bezahlt, bezahlt auch diesen.
Die ganz normale Bevölkerung.
An die Millionen von Selenskyj und seinen verbundenen Oligarchen kommt keiner ran, sie liegen sicher in der Schweiz.
Weil in der Ukraine der Mindestlohn 1,29€ beträgt, haben wir viele Werkverträge mit dem Land, billiger geht nicht in Europa, sogar Polen ist teurer.
In einem der reichsten Länder der Welt, bei uns, geht man zur "Tafel". Wenn man Glück hat, wird man aufgenommen.
Eine Partei, die stets den Frieden auf ihren Fahnen hatte, sieht nun im Krieg, und nicht seiner diplomatischen Beendigung ein lohnendes Ziel.
Anton Hofreiter schult gerade zum Panzerfahrer um.
Bei Verteilung der Kosten dieses Krieges wird zuallererst an stinkreiche Konzerne gedacht. Eine "Umlage"war der erste Schritt dieses Wirtschaftsministers.
Danach hat ihm wohl ein Berater zugeraunt: Majestät, es gibt mehr arme Menschen in unserem Land als Aktionäre.
Neu wird sein, es wird erstmals von links gegen die grüne Partei demonstriert.
Das ist Majetätsbeleidigung.
Fehlt nur noch der Hinweis von Frau Baerbock :"Geht doch nach Russland, wenns euch hier nicht gefällt"!
In diesem Winter wird es für einen grossen Teil der Bevölkerung, was Lebensqualität angeht, äusserst eng.
Das wird man doch noch sagen dürfen. Auf einer Demo.
06455 (Profil gelöscht)
Gast
@Hans Jürgen Langmann Wow! Passt!
LittleRedRooster
@Hans Jürgen Langmann Ich schließe mich an!
Nur eine kleine "Korrektur" Ihrer Formulierung: "Das wird man doch noch sagen dürfen." Ich denke nämlich das werden wir sagen MÜSSEN.
Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt? Wir haben doch gar keine andere Wahl.
651741 (Profil gelöscht)
Gast
@Hans Jürgen Langmann Danke, Sie sprechen mir aus der Seele.
Nora_X
@Hans Jürgen Langmann In der Ukraine werden die Menschen mit dem niedrigen Mindestlohn übrigens in diesem Winter massenhaft erfrieren, weil Putin ihre Wärmeinfrastruktur gezielt zerschießen lässt. Während gleichzeitig hiesige Sozialproteste instrumentalisiert werden um für ihre Mörder und deren Anliegen Stimmung zu machen.
Also bitte nicht so tun, als ob ihre niedrige Bezahlung eine:n jucken würde, wenn es schon die Frage ob sie leben oder sterben nicht tut.
Zumindest das sieht bei den Hofreiters und Baerbocks dieser Welt anders aus, die glaubwürdig dafür einstehen sie gegen ihre Angreifer zu verteidigen anstatt denen ihren Krieg zu vergolden. Danke dafür.
Ich hätte ja gerne Sozialproteste auf denen der Antifaschismus ernst gemeint ist, die in der Lage sind die eine Solidarität nicht gegen die andere aufzuwiegen – das ist mit dieser "Linken" anscheinend nicht zu haben.
651741 (Profil gelöscht)
Gast
@Nora_X Verstehe ich das richtig: Wenn ich auf die Straße gehe und gegen die Belastungen, Preissteigerungen, Abgaben etc. demonstriere, dann soll ich damit Putins Krieg verherrlichen? Das ist ausgemachter Blödsinn und verunglimpft Menschen die aus guten Gründen ihr demokratisches Recht wahrnehmen.
Garum
Gegen wen hätten die Leute eigentlich protestiert wenn Putin gleich von Anfang an das Gas komplett abgestellt hätte. Ich möchte nochmals darauf hinweisen das Russland ab Mitte letzten Jahres nicht mehr zuverlässig Gas geliefert hat. Das hieß der Wirtschaftsminister noch Altmeier und Frau Merkel war Kanzlerin. Und warum wird bei den Protesten Russland immer ausgeklammert.
Alfonso Albertus
@Garum Im Interview wird doch gesagt, daß es keine einheitliche Meinung zu diesem Thema gibt. Insofern wird hier nicht für Putin demonstriert, sondern gegen innenpolitische Maßnahmen. Das wurde doch ganz klar herausgestellt, oder haben Sie ein anderes Interview gelesen?
8190 (Profil gelöscht)
Gast
@Garum Ich dachte, ab Mitte letzten Jahres wäre der Gaspreis nach oben gegangen, weil die EU-Kommission nicht mehr direkt bestellen wollte über bisher getätigte langfristige und günstige Verträge (kleiner Trick, um CO2-Quoten nach unten zu drücken, ha!) und haben diese Aufgaben dann den lokalen Einkäufern überlassen, die den Bedarf dann am Spotmarkt (kurzfristig und teuer) erfüllt haben. Heute haben wir einfach nur die Fortsetzung dessen.
Wo kann ich denn die Lieferquote für 21 sehen? Danke.
Algernoon
zitat: "ein Drittel hat zu dieser Frage eine offene Meinung, ein Drittel steht aufgrund ihrer traditionellen Herangehensweise eher aufseiten Russlands" also zwei drittel äußern sich nicht konsequent ablehnend gegen diesen Angriffskrieg? Das nenn ich mal friedensbewegt. Und mit Importen eine Kriegspartei zu unterstützen findet auch nicht meinen Beifall.
Kabelbrand Höllenfeuer
Wer sich mit den Leerquenglern anschlussfähig macht, kann sich ohnehin nicht mehr als "links" eintüten.
Aber als superdumm.
Ringelnatz1
@Kabelbrand Höllenfeuer Leerquenglern
Supi-Quadro!
Jim Hawkins
Das klingt ja gar nicht so verkehrt. Natürlich gibt es ein paar Haken und Ösen, aber da müssen eben alle über ihren Schatten springen.
Solange es gelingt, Nazis, Querdenker, Rassisten, Homophobe, Antisemiten et ainsi de suite, an der Teilnahme zu hindern, könnte das etwas werden.
Viel Erfolg!
BluesBrothers
@Jim Hawkins Ein Drittel unterstützt einen Angriffskrieg und Kriegsverbrechen "gar nicht so verkehrt" springt mir da nicht gerade als erstes ins Hirn. Da sind Sie bei der Documenta (zu recht) weniger gnädig.
Jim Hawkins
@BluesBrothers Das war jetzt nur ein schwacher Versuch, etwas derartiges nicht von Anfang an nur scheiße zu finden.
Außerdem ist in solchen sozialen Bewegungen immer das Moment der Möglichkeit drin.
Kann so werden, kann so werden.
Das unterscheidet sie von der Documenta.
Schärfen wir also im Sinne Musils den Möglichkeitssinn.
Rudolf Fissner
@Jim Hawkins "Solange es gelingt, Nazis, Querdenker, Rassisten, Homophobe, Antisemiten et ainsi de suite, an der Teilnahme zu hindern, könnte das etwas werden."
Das kann nicht gelingen. Hat noch nie funktioniert. Wer auf Demos war ist schon immer mit Nazis, Querdenker, Rassisten, Homophob oder Antisemiten mitgelatscht.
Antisemiten gibt es überall.
Wer denkt das Antisemitismus und das andere Zeugs nur in den Hauptverbreitungsgruppen bei Rechten existiert, hat es nicht verstanden.
Nazis, Querdenker, Rassisten, Homophobe, Antisemite sind nicht offen irgendwo registriert und müssen vor Demoteilnahme durch eine Passkontrolle oder sich zuerst einer Befragung unterziehen. Sie in toto an der Teilnahme zu hindern ist schlicht unmöglich. Sie wurden immer schon (ungewollt) geduldet, selbst auf den Demos der allereinsten Herzen.
Was auf einer Demonstration von den Anmeldern allenfalls unterbunden werden kann ist es offensichtliche Trittbrettfahrer rauszuschmeißen.
Jim Hawkins
@Rudolf Fissner Dann eben die, die man als solche erkennen kann, weil sie entsprechende Zeichen oder Transparente tragen oder sich entsprechend artikulieren.
Das ist wahrscheinlich nicht immer ganz einfach, aber einen Versuch sollte es doch wert sein.
Rudolf Fissner
@Jim Hawkins Das wird, wenn Sie die Antworten von Herr Hiksch gelesen haben, auch gemacht.
Wichtig ist auch der Charakter einer Demo. Ist sie populistisch aufgeladen, ist sie eher anschlussfähig und ist selbst ohne Rechte dabei ein Durchlauferhitzer für Rechtspopulismus.
Questor
@Jim Hawkins Wenn ein Drittel der Leute auf Seiten Russlands steht fehlt mir die Phantasie wie sich die Bewegung in irgendeine Richtung abgrenzen könnte.
Ringelnatz1
@Jim Hawkins Auf jeden Fall auch Klaus Ernst et ainsi de suite ;-)
17:54
www.ardmediathek.d...ItMWQzNTk2OTlkYWNi
Ein Traum!
Unbedingt öfters auftreten lassen!
Jim Hawkins
@Ringelnatz1 Melnyk so:
"Wie sturzbetrunken muss man sein, um so herumzuspinnen?"
Und: "Marxistischer Spinner"
Ersteres vom Letzteren möchte ich aber ernsthaft bezweifeln. Wenn der Marxist ist, dann sind Tomaten Hängebrücken.
www.berliner-zeitu...chberger-li.267294
Ringelnatz1
@Jim Hawkins Danke für link!
Die Antiminoxe knispelt!
V M
Die Figuren haben gerade noch gefehlt. Arme Linke
Niemals
@V M Sie haben Ihr Lebensmodell ja neulich geschildert. Sie leben von der öffentlichen Hand und kommen nach eigenen Aussagen gut zurecht. Für andere wird es eng. Zu hohen Steuern, Krankenversicherung, Rundfunkbeitrag etc. kommen steigende Preise. Wer keinen Vermögenshintergrund hat und mit Kindern in einer schlecht isolierten und darum bisher bezahlbaren Mietwohnung lebt, steht vor Herausforderungen. Ihr Lebensstil wird akzeptiert. Ich persönlich würde mich schämen, doch das ist ganz privat. Was Sie tun ist rechtlich abgesichert und legitimiert. Niemand muss in diesem Land arbeiten gehen. Ich wünsche mir aber auch, dass akzeptiert wird, dass Menschen arbeiten. Von dem realen Verdienst sollten sie leben können. Ganz privat möchte ich nicht, dass meine Abgaben, gesunde Menschen finanzieren, die nicht arbeiten, Konzerne unterstützen, die umweltschädigend agieren, Waffenproduzenten fördern und Kriegseinsätze. Darum finde ich einen linken Widerstand gut. Die Situation erinnert stark an die 30er Jahre. Versuchen Sie sich doch einfach einmal die Lebenssituation eines arbeitenden Selbstständigen vorzustellen oder überhaupt die Idee einer sagen wir 4 bis 5 Stunden währenden regelmäßigen Tätigkeit (um nicht gleich in die vollen zu gehen). Danach möchten Sie wahrscheinlich auch etwas essen, sich waschen und sich auch irgendwo ausruhen, wo es warm, sauber und trocken ist.