piwik no script img

Protest gegen AfD-ParteitagHart im Widerstand

Das Bündnis Widersetzen mobilisiert rund 15.000 Menschen nach Riesa und schafft es, den AfD-Parteitag zu verzögern. Die Polizei reagiert mit Härte.

Mit Pfefferspray und Schlagstock geht die Polizei gegen die De­mons­tran­t*in­nen in Riesa vor Foto: Tim Wagner

Nam Duy Nguyen lehnt sich am Bahnsteig in Leipzig nach vorne und hält nach dem Regionalzug Ausschau. Obwohl es erst 4.30 Uhr morgens ist, ist es voll am Gleis. Mehrere Hundert Menschen wollen an diesem Samstag nach Riesa, um gegen den Bundesparteitag der AfD zu protestieren. Das bundesweite Bündnis Widersetzen hatte dazu aufgerufen, ihn mit zivilem Ungehorsam zu verhindern. „Da kommt er“, sagt Nguyen, er klingt etwas aufgeregt. Dabei will der Linke-Politiker die Proteste eigentlich nur als sächsischer Landtagsabgeordneter beobachtend begleiten und sich nicht an Aktionen beteiligen. Die Bahn ist schnell gefüllt, an den Scheiben kondensiert Wasser.

Nguyen ist in Riesa aufgewachsen, mittlerweile lebt er aber in Leipzig. Dort holte er bei der Landtagswahl im vergangenen September eins der beiden Direktmandate, die seiner Partei den Verbleib im Landtag sicherten.

Es ist immer noch stockduster, als der Zug eine Dreiviertelstunde später in Riesa ankommt. Die Polizei wartet bereits mit Hunden auf die rund 500 Aktivist:innen, die sich auf dem Vorplatz sammeln, gelbe Warnwesten anziehen, Banner entrollen, singen und gegen die Kälte antanzen. Nguyen und sein Team organisieren noch schnell, wer in brenzligen Situationen filmt und mit welchem Handy. Ein Problem: Die roten Westen, die sie als parlamentarische Be­ob­ach­te­r:in­nen tragen sollten, sind nicht da. Sie seien im Chaos der Anfahrt verloren gegangen. Stattdessen organisieren sie zwei orange Warnwesten und schreiben mit schwarzem Edding provisorisch „Parlamentarische Beobachtung“ auf den Rücken.

Die Idee hinter der parlamentarischen Beobachtung: Mitglieder von Parlamenten, der Legislative, sollen die Polizei, die Exekutive, bei ihrer Arbeit beobachten, um sich selbst ein Bild zu machen. So kann die eine die andere Staatsgewalt kontrollieren. Zwei Teammitglieder streifen sich die Westen über. Nguyen zieht keine an, er könne sich schließlich als Landtagsabgeordneter ausweisen. Da weiß er noch nicht, dass ihn wenige Stunden später ein Polizist bewusstlos schlagen wird.

Es ist eine der Geschichten von den Protesten am Samstag, die bundesweite Aufmerksamkeit erhalten. Die Mobilisierung für die Proteste und Blockaden gegen den Parteitag der AfD war enorm: Bundesweit hat das Bündnis Widersetzen über 200 Busse aus über 70 Städten organisiert. Schätzungen zufolge demonstrieren etwa 15.000 Menschen. Trotz der Kälte und obwohl die sächsische Kleinstadt für viele schwer zu erreichen war, haben sie es geschafft, mit ihren Straßenblockaden den AfD-Bundesparteitag um zwei Stunden zu verzögern. Für das Bündnis ein Erfolg. So lange wurde noch nie ein Parteitag verzögert.

Um 2 Uhr morgens Freitagnacht steht die Gewerkschafterin Susi Rentzsch, dick eingepackt in pinkfarbener Jacke und Gummistiefeln, auf dem matschigen Vorplatz der Messehallen ICC in Berlin-Charlottenburg und wartet auf den Gewerkschaftsbus: einen von 40 Bussen, die aus Berlin nach Riesa fahren. Jede Stadt kommt in einer Farbe, um „Riesa bunt zu machen“ – die Hauptstädter in Pink.

Bewusstlos geschlagen von Beamten: Nam Duy Nguyen, Linken-Landtagsabgeordneter Foto: Sebastian Kahnert/dpa

„An einer so großen Protestaktion habe ich noch nie teilgenommen“, erzählt die 48-Jährige. „Meine Gruppe und ich sind eher ängstlich. Zu wissen, dass man nicht an Blockaden teilnehmen muss, sondern auch nur die Kundgebung besuchen kann, hat die Hemmschwelle gesenkt.“ Rentzsch ist Grundschullehrerin und in der Bildungsgewerkschaft GEW.

Die AfD, die sich als „Arbeiterpartei“ gibt, stehe für Spaltung und Ausbeutung, nicht für Arbeitnehmerrechte, sagt Rentzsch. „Außerdem will die AfD meine Schulklientel ‚remigrieren‘, und sie wollen weniger begabten Kindern keine Chance geben und wieder Förderzentren einrichten. Das führt zur Exklusion“, sagt Rentzsch. Sie liebe Neukölln für seine Diversität, mit der AfD an der Macht würde diese Buntheit verschwinden.

Die AfD will meine Schulklientel ‚remigrieren‘, und sie gibt weniger begabten Kindern keine Chance

Susi Rentzsch, Grundschullehrerin

Im Gewerkschaftsbus treffen Rentzsch und ihre Gruppe letzte Vorbereitungen: Telefonnummern des Ermittlungsausschusses werden auf die Arme geschrieben, Warnwesten und Wärmesohlen verteilt. Gegen halb sieben marschiert das Demoaufgebot aus Berlin gegen den peitschenden Wind die Bundesstraße hinunter in Richtung Ortseingang. In der Ferne blinkt Blaulicht.

Die sächsische Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort: nach eigenen Angaben mit mehreren Tausend Einsatzkräften und Unterstützung aus zehn weiteren Bundesländern und von der Bundespolizei. Der Demofinger, wie es im Protestsprech heißt, in Pink wird mit bellenden Hunden, mit Pferden und gepanzerten Fahrzeugen empfangen und sofort festgesetzt. Nach rund eineinhalb Stunden kann der „Finger“ weitergehen.

Nguyen: Angriff ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs

Der Landtagsabgeordnete Nguyen begleitet gegen 10.30 Uhr eine Demonstration, die vom Bahnhof in die Stadt zur Hauptkundgebung vor der WT Arena führt, dem Veranstaltungsort des Parteitags. Als sich an der Rudolf-Breitscheid-Straße eine größere Gruppe aus dem Demozug löst, geht Nguyen mit, um zu beobachten. Eine Polizeikette stoppt die Gruppe nach kurzer Zeit, so erzählt er es später der taz. Nguyen steht seitlich an einem Zaun, als weitere Po­li­zis­t*in­nen hinter den Ak­ti­vis­t*in­nen auftauchen und durch die Menge zur Kette durchwollen, auch mit Gewalt. Laut Nguyen und weiteren Au­gen­zeu­g*­in­nen schlagen Beamte dabei offenbar willkürlich um sich – und treffen dabei auch den Abgeordneten und einen seiner Mitarbeiter. Nguyen geht bewusstlos zu Boden, sein Mitarbeiter trägt ein blaues Auge davon. Danach brechen beide die parlamentarische Beobachtung ab.

Laut Nguyen und weiteren Au­gen­zeug*­in­nen schlagen Beamte offenbar willkürlich um sich und treffen auch den Abgeordneten

Etwas später behandelt ein Rettungswagen Nguyen in der „Wärmestube“, einem von Ak­ti­vist:in­nen organisierten Rückzugsort auf der Hauptstraße. Er wirkt immer noch geschockt, als er am frühen Samstagnachmittag dort mit der taz spricht. Es sei ein Skandal, sagt er. Am Sonntag schickt er eine Textnachricht: „Dieser Angriff ist aber nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.“ In Riesa seien „unzählige“ Menschen von der Polizei verletzt worden.

Trotz des harten Eingreifens der Polizei ist Euphorie spürbar, als gegen 11 Uhr ein Großteil der De­mons­tran­t*in­nen die zentrale Kundgebung vor der WT Arena erreicht, in der der Parteitag sich wegen der Blockaden verzögert. Die Sonne scheint, die Omas gegen Rechts verteilen Kaffee und Kekse, durchgefrorene Ak­ti­vis­t*in­nen wärmen sich mit Tee. Auf der Bühne der Initiative „Kein Bock auf Nazis“ werden Reden gehalten, es treten die Punkbands ZSK, Team Scheiße und der Rapper Pöbel MC auf.

Seit 10 Uhr sind die Zufahrten über die Landstraße durch Blockaden praktisch unpassierbar, die Polizei rät, wieder umzukehren. Au­to­fah­rer*in­nen stellen ihre Fahrzeuge ab und laufen zu Fuß bis zu zwei Stunden in die Innenstadt. Dort gleicht die Szenerie einer dynamischen Schnitzeljagd: Antifas eilen durch die Straßen, um eine Blockade nach der anderen zu stärken.

Diese werden teils brachial von der Polizei geräumt. Friedliche De­mons­tran­t*in­nen werden mit Pfefferspray und Schlagstöcken attackiert. Ein Video auf X zeigt, wie ein Polizeihund auf eine Person losgelassen wird, weil diese auf der falschen Straßenseite gelaufen war. Die Polizei ermittelt nun in diesem Fall. Mehrere Videos zeigen, wie Per­so­nen­schüt­ze­r*in­nen von AfD-Parteichefin und Kanzlerkandidatin Alice Weidel mit Pfefferspray und Schlagstöcken auf friedliche Protestierende losgehen, die Weidel den Weg blockieren. Dabei soll einem Sanitäter die Milz gequetscht worden sein. Eine Sprecherin des Elblandklinikums in Riesa bestätigte der taz, dass 15 Personen im Zusammenhang mit den Protesten medizinisch behandelt wurden, darunter auch mindestens zwei Polizist*innen.

Die Polizei spricht von sechs leicht verletzten Beamten. Der Aktionskonsens lautete deutlich: Keine Eskalation! Der taz ist kein Fall von proaktiver, körperlicher Gewalthandlungen seitens der De­mons­trant*in­nen bekannt. Die zuständige Polizeidirektion Dresden registrierte bis zum Redaktionsschluss hingegen 34 Straftaten bei den Protesten unter anderem wegen Körperverletzung, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Nötigung und Sachbeschädigung. Der Dresdner Polizeipräsident Lutz Rodig zieht eine positive Bilanz: Immerhin habe der Parteitag stattgefunden. Tino Chrupalla, Co-Chef der AfD, schien das Vorgehen der Polizei nicht auszureichen. Er forderte im Parteitagssaal eine „AfD-Polizei, die härter durchgreift“.

Als die Sonne untergeht, ist die Stadt voll mit erschöpften und verfrorenen Aktivist*innen. Auch die Gewerkschafterin Rentzsch ist zwar am Ende ihrer Kräfte, aber froh: „Unser Ziel war, Riesa lahmzulegen – und das ist uns gelungen.“ Dass der Parteitag mit zwei Stunden Verspätung starten musste, wertet sie als großen Erfolg. Ihre Hoffnung: dass die AfD ihre Parteitage nicht mehr in Riesa veranstalten kann – und auch nirgendwo anders eine Bühne findet.

Auch Trong Do Duc bewertet die Proteste positiv. Der gebürtige Riesaer hat vor wenigen Wochen die Initiative „Riesa für alle“ mitgegründet. Aktuell sind sie noch zu dritt, aber gemeinsam wollen sie mit den Rie­sae­r:in­nen gegen rechts mobilisieren. Am Samstag haben sie die „Wärmestube“ organisiert. Aber er mache sich auch Gedanken, sagt er, wie die Proteste bei den Menschen in Riesa ankommen.

Da unterbricht ein Nachbar das Interview und fragt Do auf Vietnamesisch, ob er ihm sagen könne, wie er an den Polizeisperren vorbei raus aus Riesa komme. „Und dann hat er gefragt, was das für Leute in der Stadt seien, die da protestierten? Ich hab ihm erklärt, dass es Protest gegen die AfD ist“, übersetzt Do. Der Nachbar habe gesagt, dann sei er beruhigt.

In Riesa leben 29.000 Menschen. Bei der letzten Landtagswahl bekam die AfD 38 Prozent der Zweitstimmen. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es eine Nachbereitung mit der Stadtgesellschaft gibt“, sagt Do. Es müsse klar kommuniziert werden, dass der Protest friedlich war. „Die Eskalation ging von der Polizei aus.“

Am späten Samstagnachmittag fährt Nam Duy Nguyen mit dem Zug heim nach Leipzig. Polizeipräsident Rodig entschuldigt sich am Abend noch öffentlich bei dem Abgeordneten. Es sei sicher nicht die Intention der Polizei gewesen, einem Abgeordneten und dessen Begleiter zu schaden. Bei verletzten Ak­ti­vis­t*in­nen entschuldigt sich Rodig nicht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

50 Kommentare

 / 
  • Hart im Widerstand ... gegen verfassungsrechtlich vorgeschriebene Parteitage.

  • Da ich nicht davon ausgehen muss, dass ein Polizist jeden Abgeordneten im Getümmel erkennt und er auch keine Weste mit : "Achtung ich bin ein Abgeordneter" trug, gehe ich mal davon aus, dass er den Aufforderungen der Polizei nicht nachgekommen ist und daher mit den Konsequenzen einverstanden ist.



    Was sagt er denn den Kollegen, wenn er im Rahmen seiner Tätigkeit einmal eine Polizeistation aufsucht?



    Setzt bitte die Gesetze durch, aber nur manchmal?

  • Pinsel Chruppalla von der faschistische AfD (ja genau, die Typen mit den Deportations-Fantasien) fordert härteres Durchgreifen der Polizei. Auf der anderen Seite beklagen Aktivisten (oder auch nur schlicht Provokateure) Übergriffe der Staatsmacht. Mittendrin



    Polizistinnen und Polizisten, die ganz so viel ja dann doch nicht falsch gemacht haben.

  • 15.000 Demonstranten für 2h Verspätung?

    Da arbeitet die Bahn deutlich effiktiver - weniger Personal für mehr Verspätung!

  • "Zwei Teammitglieder streifen sich die Westen über. Nguyen zieht keine an, er könne sich schließlich als Landtagsabgeordneter ausweisen."

    Er hat doch mehrfach behauptet, er hatte eine an. Was stimmt jetzt an der ganzen Story und was nicht?

    • @Wonneproppen:

      》Was stimmt jetzt an der ganzen Story und was nicht?《



      .



      》Nach derzeitigen Erkenntnissen hatte sich der Linken-Politiker Nguyen am Samstag gemeinsam mit einem Protestbeobachter am Rande eines Aufzugs aufgehalten, als es zur "Zwangsanwendung" durch Einsatzkräfte aus Niedersachsen unter anderem gegen diese beiden Personen gekommen sei, teilte das Innenministerium in Hannover mit.《 www.ndr.de/nachric...sen,nguyen184.html



      .



      Vulgo: der hat von der Polizei voll eins ins Gesicht gekriegt, so, dass er ohnmächtig geworden ist. Und das ist rechtwidrig.



      .



      Wenn auch nicht unüblich m.youtube.com/watch?v=QGzRQQWB6gc



      .



      Nur dass das Opfer diesmal MdL war, es also die Chance gibt, dass das aufgeklärt und bestraft wird.

  • Der Gewalt in Riesa liegen zwei mit einander unvereinbare Ideologien zugrunde. Die einen behaupten und lehren, dass Blockade friedlich sei.



    Die andere behauptet, dass blockierte Personen einen Rechtsanspruch auf Fortsetzung ihrer Reise haben, den die Polizei gegen die Blockierer durchsetzen muss.



    Man kann das mit Prügelei und schweren Vorwürfen gegen einander austragen oder man könnte das Problem vielleicht auch den Juristen und Gerichten anvertrauen, die sich damit besser auskennen.

    Vielleicht haben wir in Deutschland schon jetzt einen so kleinen demokratischen Konsens, dass das nicht durch geschickt und eindeutig formulierte Gesetze geregelt ist.

    • @Christoph Strebel:

      Das eigentliche Problem ist doch, dass weder Bundestag noch Bundesrat einen Verbotsantrag in Karlsruhe gestellt haben¹.



      .



      Ein Verbot jetzt auf der Straße durchzusetzen wird so zur Selbstjustiz: solange die AfD auf den Wahlzetteln steht, darf sie auch so einen Parteitag abhalten, Blockaden lassen "undemokratisch" auf die andere Seite wandern [LG konnte sich immerhin auf das Klimaurteil des BVerfG berufen]



      .



      Und wie effektiv solcher Protest wenige Wochen vor der Bundestagswahl ist, ist auch zweifelhaft



      .



      ¹fragt sich, welche politischen Interessen hinter diesem Versäumnis stehen.



      .



      》Ein Jahr nach den AfD-Geheimplänen zur „Remigration“ ist kaum etwas von der Empörung übrig. Die Politik hat die Idee faktisch übernommen.《 ( taz.de/Debatte-um-...ergerung/!6058227/ ) - dit also eher nicht.



      .



      Bleiben Diskussionen um LNG ./. russisches Erdgas und/oder Waffenlieferungen ja oder nein.



      .



      Kein LNG heißt auch 'kein Fracking' taz.de/Indigene-un...essiggas/!5867062/ , wie "keine Waffenlieferungen in Krisengebiete" können jetzt über die AfD faktisch grüne Forderungen von vor der letzten Bundestagswahl als rechtsextrem bzw. Putin-Getrolle geframed einer Diskussion entzogen werden

      • @ke1ner:

        Es ist SEHR lange her, das Karlsruhe einem Verbotsantrag stattgegeben hat. Und was ich bislang über die Initiativen zur Stellung eines solchen Antrags gehört habe, weckt wenig Hoffung, dass dieser hier Erfolg hätte. Das liegt sicher auch einem gewissen Widerwillen des BVerfG gegen das Institut des Parteienverbots an sich - man hält dort wohl den Nutzen für geringer als die Missbrauchsmöglichkeiten, schätze ich. Aber egal warum: Die Latte liegt verdammt hoch, und der Sachvortrag, der der aktuellen Verbotsinitiative zugrundeliegt, bleibt eher in der politischen bzw. moralischen Aufregerei stecken, als dass man dort wirklich stichhaltige Nachweise fände, die dieser Latte gewachsen wären.

        Man kann natürlich trotzdem unken und mutmaßen, welch düstere Hintergedanken die "antragsunwilligen" Angeordneten bewegen mögen. Aber Stand jetzt klingt mir die Begründung "Die Aussicht, mit dem Ding krachend zu scheitern und damit nur der AfD zu nutzen." durchaus plausibel.

        • @Normalo:

          Dann muss wan sich aber inhaltlich mit ihr auseinandersetzen, wenn's keine Selbstjustiz sein soll - 'kein Urteil zu erwarten, trotzdem faschistisch!'



          .



          "Rüstungsindustrieminister" Habeck (Eigenbezeichnung! www.faz.net/aktuel...ster-19671304.html ) könnte z.B. erklären, inwiefern sich seine Forderungen nach Steigerung der Rüstungsausgaben von denen der AfD unterscheiden (außer dass die m.W. nur 2% der Wirtschaftsleistung fordern, er 3,5%)



          .



          Und immer noch, warum die Ansagen zu Waffenlieferungen aus dem grünen Wahlprogramm vor der letzten Wahl rechtsradikal sein sollen, wenn sie nun in Hinsicht auf die Ukraine die AfD vertritt - 'die Lage hat sich mit Putins Überfall verändert' reicht nicht: die Krim hatte er sich da schon lange einverleibt, und was Krieg ist, war auch bekannt.



          .



          Merz/Linnemann müssten dringend (er)klären, was ihre Ausbürgerungsvorschläge von Potsdamer "Remigration" unterscheidet, Faeser, warum sie sich rühmt, europäisch die einzige zu sein, die nach Afghanistan abschiebt.



          .



          Vielleicht kämen dann alle mal ins Gespräch - und ein bisschen zur Besinnung.

          • @ke1ner:

            P.s. Für "Teslageschwindigkeit" reichte die Zeichenbegrenzung vorhin nicht mehr: was ist denn der Unterschied, wenn sich Habeck so an Musk dranhängt¹, also beschleunigte Genehmigungsverfahren (der Umweltschutz läuft Gefahr, auf der Strecke zu bleiben, aus Musks Sicht sind dann auch Gewerkschaften eher verzichtbar) zu 'mit Musk in einer Live-Schalte Schwachsinn zu verzapfen' und so Wahlwerbung für die AfD zu machen?



            .



            Was nicht heißen soll, dass das harmlos ist, Hugenberg lässt grüßen de.m.wikipedia.org...i/Alfred_Hugenberg



            .



            Ich persönlich hätte von den Grünen nicht nur echte Friedenspolitik, sondern auch eine Wirtschaftspolitik erwartet, die sich ganz grundsätzlich von AfD (und Union) unterscheidet, Diskussionen darüber - wenn die Union ihnen Deindustrialisierung vorwirft - ob neue industrielle Wachstumsprojekte wirklich den Planeten retten oder ob nicht längst auch so an Stelle von Wertschöpfung die Produktion von Abfall den Energiehunger anfacht



            .



            www.tagesschau.de/...ika-muell-101.html



            .



            de.statista.com/in...n-aus-deutschland/

  • Alles ganz wunderbar.

    Nur wünschte ich mir nur einen ganz kleinen Bruchteil dieser Aktivitäten gegen die antisemitischen Aktionen, die etwas Tag für Tag in Berlin stattfinden.

    Aktuell gegen die Besetzung der Alice Salomon Universität und der Schändung der Büste der Namensgeberin.

    Ein Antifaschismus, der blind im Bezug auf Antisemitismus ist, ist keiner.

    • @Jim Hawkins:

      Hallo hier ist ein Nachfahre von Shoaüberlebenden, der um die Ecke der ASH lebt. Von den Besetzern, die nach verbaler Intervention der Hochschulleitung aufgegeben haben, geht keine Gefahr für mich aus. Aber von den Faschisten (3. Weg, afd initiiert) die hier regelmäßig Straftaten gegen Leib und Leben ausüben!

  • So ätzend die AfD auch ist: Solche Aktionen machen es aus meiner Sicht nur schlimmer. Wenn man etwas tun möchte, dann lieber in friedlichen Aktionen, die nicht noch mehr Hass auf beiden Seiten schüren.

  • Nguyen trug also keine dieser Westen, die ihn als parlamentarischen Beobachter ausweisen sollten und er war Teil einer Gruppe, die sich widerrechtlich von dem Demozug gelöst hat?

    • @JEDERHATSEINEMEINUNG:

      Und hat die Polizei, verbal, über seinen Status als Landtagsabgeordneter informiert...

  • Deutschland hat Gesetze die zu befolgen sind. Es gilt nicht das Gesetz der Straße.

  • Der Dresdner Polizeipräsident Lutz Rodig zieht eine positive Bilanz: Immerhin habe der Parteitag stattgefunden.

    Dem ist dann wohl nichts mehr zuzufügen.

    • @Bolzkopf:

      Ja, er hat wohl seine Arbeit gut gemacht. Jede Partei hat das Recht und die Pflicht einen Parteitag abzuhalten.

      Dem gibt es wohl nichts mehr hinzuzufügen.

      • @Gurkenbrille:

        Hat man ja letztes Jahr bei den Grünen gesehen. Da war die Polizei nicht so "erfolgreich"... Aber das waren ja auch nur die Grünen. Auch dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

      • @Gurkenbrille:

        Offen faschistische Parteien haben in Deutschland schon viel zu viele Parteitage abgehalten. Man muss einfach mal ehrlich sagen, was die AfD von Höckler mit ihrer zentralen Hetzparole wirklich meint: Deportation. Solange es Nazi-Parteien gibt, werden sie auch von Nazis gewählt.

    • @Bolzkopf:

      Und warum auch nicht. Die sind sogar zur Durchführung verpflichtet. Sollen sie die Partei halt verbieten, dann kann man ganz offiziell und demokratisch sauber dagegen vorgehen.

  • Der Spiegel berichtet, dass an dem Angriff auf den Linken Politiker Nam Duy Nguyen auch Polizisten aus Niedersachsen beteiligt waren.

    Das Innenministerium in Niedersachsen erklärte hierzu, dass es diesen Vorfall sehr ernst nehme und er polizeiintern aufgeklärt werde.

    In dieser polizeiinternen Aufklärung liegt das Grundroblem vieler Arten von Polizeigewalt begründet. Das Kollegen gegen Kollegen ermitteln, ist in etwa so effektiv, als wenn der Bock zum Gärtner gemacht wird. Der Stallgeruch bleibt nunmal haften und wird meist erst dann abgelegt, wenn der Druck von außen zu groß wird.

    Dieser Fehler im System hat zur Folge, dass bei überschaubaren Konsequenzen in Stresssituationen die Hemmschwelle rapide absinkt. Und das nicht einzig bei Demonstrationen.

    Zur Eindämmung von Polizeigewalt wäre es daher längst geboten, dass Dienstvergehen von externer Stelle untersucht und geahndet werden.

    • @Sam Spade:

      Schauen Sie sich das aktuelle Video zum Angriff auf den Politiker mal genau an. Er war nicht als Beobachter zu erkennen, das heißt er hat keine Weste getragen. Er war einfach nur ein normaler Demo-Teilnehmer, der sich nicht an die Anweisungen der Polizei gehalten hat.

      Natürlich, Gewalt ist nie richtig, aber die Polizei muss sich natürlich durchsetzen und warnt, bevor sie den Knüppel einsetzt.

      • @Gurkenbrille:

        Genau das selbe habe ich auch gedacht wo ich das Video gesehen habe

    • @Sam Spade:

      Können Sie unterstellen, bleibt aber eine perfide Unterstellung. Googeln Sie doch mal "Polizist verurteilt". Da reicht es oft schon, wenn vor sieben Jahren in einem Chat eine klar erkennbare Hitler-Karikatur gepostet wurde.

      Wenn bei BMW ein Mitarbeiter klaut, wird der auch nicht mit Samthandschuhen behandelt.

    • @Sam Spade:

      Wenn ein Polizist damit rechnen muss, dass er bei jeder Kollision mit einem Menschen anderer Meinung bestraft wird, wird er sich stark zurück halten. Dann haben Verbrecher und die Mafia freie Bahn. Die Polizei kann ihre Arbeit nicht mehr leisten. Oder wenn rechtsextreme Schläger kommen, ist er doch genauso im Risiko wie jetzt bei linken Blockierern.

      • @Christoph Strebel:

        Wow, jetzt sind friedliche, gegen Rechtsextreme Demonstrierende also schon "Verbrecher und Mafia" in Ihren Augen?

        Das lässt tief blicken. ;)

    • @Sam Spade:

      Und wie sollen diese externen Stellen dann Ihrer Meinung nach besetzt sein? Wer Vergehen von Polizeibeamten untersuchen und bewerten soll, muss schon Ahnung von der Materie haben, denn ansonsten lassen sich solche Vorfälle nicht adäquat einordnen. Es wird sich also weiterhin um Menschen handeln, die in irgendeiner Weise einen Bezug zur Polizeiarbeit haben müssen und im Dienste des Staats stehen. Im übrigen sind Sie ja nicht weniger voreingenommen, als es die Polizei Ihrer Ansicht nach ist, und so lange das Ergebnis der Untersuchungen nicht Ihren Vorstellungen entspricht, was in der Regel wohl auf Schuldig hinauslaufen soll, werden wir von Ihnen immer wieder solche Vorwürfe lesen, egal wer die Untersuchungen leitet.

      • @Christian Deinhart:

        Es gibt einige europäische Länder, die auf Grund von problematischen Erfahrungen bei der Aufarbeitung von möglicher Gewalt im Polizeidienst, unabhängige Beschwerdestellen mit eigenständigen Ermittlungsbefugnisse eingerichtet haben. Hier wäre z. B. die Unabhängige Polizeibeschwerdekommission für England und Wales und die dänische Unabhängige Polizeibeschwerdebehörde zu nennen. Und auch die von diesen Ermittlungen betroffenen Behörden geben positive Rückmeldung zu diesem Verfahren, da es die Neutralität der Untersuchung stärkt.

      • @Christian Deinhart:

        Den letzten Abschnitt übergehe ich einmal, da er zu unsachlich und dazu noch relativ banal gehalten ist.

        Grundsätzlich ist eine Untersuchung von externer Seite und entsprechende Aufklärung auch im Sinne der Polizeibeamten die ihren Dienst gewissenhaft und engagiert versehen. Und das ist immerhin die überwiegende Mehrheit der Polizisten in Deutschland. Aber auch auf diese fällt es zurück, wenn derartige Vorkommnisse Schlagzeilen machen und sich in der Bevölkerung das Bild von der willkürlichen Polizeigewalt verfestigt und somit das Vertrauen in die Staatsgewalt schwindet. Die Polizei ist nämlich auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen und alleine daher ist es ratsam keine Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass Vergehen von Polizisten auch entsprechend verfolgt und geahndet werden. Um dieses Vertrauen aufrechtzuerhalten bedarf es Transparenz und die ist bei internen Ermittlungen nun wirklich nicht gegeben.

        Und was die Einrichtung angeht, wir haben derart viele Experten hierzulande, denen würde schon etwas passendes dazu einfallen.

        • @Sam Spade:

          Man muss allerdings dazu sagen die Polizei nicht mögen ist nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in Deutschland.

      • @Christian Deinhart:

        Unabhängige Ermittlungsbehörden die gegen Fehlverhalten der Polizei ermitteln, gibt es schon längst in einigen europäischen Staaten.

  • Welch ein schändlicher Tat von der Poliziei gegen einen sächsischen Landtagsabgeordneten.

    Wir sind jetzt alle Nam Duy Nguyen.

    Solidarität 4Ever!

    • @Ice-T:

      Wenn man sich das Video dazu anschaut, habe ich keine Solidarität mit ihm. Den zwischen Aussage und Video passt was nicht.

    • @Ice-T:

      Wie wärs mit Ermittlungen abwarten? Unschuldsvermutung und so? Fehlverhalten eines einzelnen?

      Umgekehrt: Ein Demonstrant wirft eine Flasche= Alle Gewalttäter?

    • @Ice-T:

      Er war in der Wahrnehmung der kleinen Wachtmeister vor Ort Teil einer Bande von Aktivisten, die sich nicht an die Spielregel der Demonstration gehalten haben, sondern unfriedlicher Weise Blockaden versucht haben.

  • So viel Drama, Gewalt und hässliche Bilder für was? Einen Parteitag verzögert, zu dem die AfD im Übrigen gesetzlich verpflichtet ist. Kein Ruhmesblatt für die Demokratie.

    • @Wonneproppen:

      "Kein Ruhmesblatt für die Demokratie"

      Eine andere Aussage von ihnen hätte mich auch erstaunt.

      Gemäß Parteiengesetz § 9 Abs 2 Mitglieder- und Vertreterversammlung (Parteitag, Hauptversammlung) würde auch eine virtuelle Präsenz ausreichen.

      Wenn die AfD der Bevölkerung "so viel Drama, Gewalt und hässliche Bilder" zukünftig ersparen möchte, wäre es eine begrüssenswerte Alternative auf die Präsenz vor Ort zu verzichten und ihre Propagandashow über das "Home Office" abzuhalten. Das erspart den Gegendemonstranten kalte Füße und der Polizei Überstunden.

      • @Sam Spade:

        "Wenn die AfD der Bevölkerung "so viel Drama, Gewalt und hässliche Bilder" zukünftig ersparen möchte, wäre es eine begrüssenswerte Alternative auf die Präsenz vor Ort zu verzichten"



        Das ist dann Rechtsstaat - wenn eine 20% Partei ihren Parteitag online ausüben soll, weil andere 'Demokraten' ihre Meinung nicht hinnehmen können... 🙄👍



        Ich verstehe seit Jahren nicht wieso die Politik nicht endlich ein AfD Verbot angeht - aber OHNE Verfahren und Bestätigung aus Karlsruhe IST diese Partei eine zulässige Partei und es ist verdammt nochmal unsere rechtsstaatliche Pflicht ihr einen ordentlichen Ablauf ihrer Parteitage zu ermöglichen

        • @Farang:

          Da verkennen sie aber einiges. Die demokratischen Grundrechte sind zu gewährleisten, dazu gehört auch das Abhalten eines Parteitags.

          Zu den Grundrechten gehört aber auch das Demonstrationsrecht und in vielen Landesverfassungen u.a. der Sächsischen sind auch Blockademassnahmen in diesem Rahmen legitim.

          Zudem gelten für eine Partei die sich hinter der Demokratie versteckt und welche die eingeräumten Freiheiten in einer Demokratie missbraucht auch andere Umgangsformen.

          Diese sind auch in einigen Landesverfassungen geregelt. So räumen einige Länder den Bürgern nicht nur das Recht zum Widerstand ein bei politischen Aktivitäten die offensichtlich gegen die demokratische Grundordnung gerichtet sind, sondern Länder wie z.B. Bremen haben sogar die Pflicht der Bürger zum Widerstand gegen Aktivitäten solcher Protagonisten festgeschrieben.

          Da braucht es auch nicht für jeden Fall einen Gerichtsbeschluss von oben. Denn das Grundgesetz und die Landesverfassungen wurden in der Hinsicht erschaffen, dass die Gesellschaft aus mündigen Bürgern besteht, die sich aktiv am politischen Leben beteiligen.

      • @Sam Spade:

        Ja, aber nach einem Home-Office-PT kann man nicht rumopfern. Und da fallen auch Motivations- und Demotivationskomponenten aus, je nachdem, ob die Parteifreunde oder die Demonstranten den tieferen Eindruck hinterlassen. Völlig ohne Grund ist man ja nicht vom Ruhrpott nach Sachsen gegangen.

      • @Sam Spade:

        "Die Menge skandiert: "Lügner. Mörder. Bullen. Schweine.".

        Diese feinen Demonstranten, ja?

      • @Sam Spade:

        Tun das die im Vergleich gemessen an den zu erwartenden Wählerstimmen kleinen und unbedeutenden Grünen auch? Immerhin ist angesichts der konstanten Landesgröße die relative Belastung dadurch, Delegierte quer durch die Republik zu karren, bei Splittergruppen erheblich größer.

      • @Sam Spade:

        Bitte nicht Ursache und Wirkung verwechseln.



        Danke.

        • @Tauber Manfred:

          Nun die Ursache ist eine Partei die offen rechtsextreme Positionen vertritt und gar offensichtlich die Grundordnung unserer Demokratie in ihrem Sinne umgestalten möchte.

          Die Wirkung ist, dass ein Großteil der Bevölkerung, der seinen Verstand noch beisammen hat, dagegen angeht.

          Die letztere Position ist legitim, die erstere keineswegs.

      • @Sam Spade:

        "Wenn die AfD der Bevölkerung "so viel Drama, Gewalt und hässliche Bilder" zukünftig ersparen möchte..."

        Sensationelle Täter/Opfer-Umkehr. Was wäre los gewesen, wenn zehntausend Rechte gewaltsam einen Grünenparteitag blockiert hätten? Ja wie? Kein gleiches Recht für alle? Manche gleicher als andere?

        • @Wonneproppen:

          Sorry, falsche Aussage. Die AfD ist kein Opfer. Nur Täter in Hinsicht geistiger Brandstiftung und vieles mehr.

          Die Aufzählung würde aber vermutlich gegen die Netiquette verstoßen.

    • @Wonneproppen:

      So ist es wohl. Und zudem haben diese sogenannten "Aktivisti" mit ihren zum Teil dümmlichen und strafbaren Aktionen dafür gesorgt, dass die unsägliche AfD wahrscheinlich noch Stimmen dazugewonnen hat.

    • @Wonneproppen:

      Kein Ruhmesblatt für die Demokratie war das was auf dem Parteitag abgelassen wurde und das Vorgehen der Polizei!