Prinz Harrys Enthüllungen: Nicht standesgemäß
Harry und Meghan sehen nicht ein, dass für Angehörige des Königshauses besondere Regeln gelten. Auch dann noch, wenn man es hinter sich gelassen hat.
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E s muss momentan ein Leuchten in den Medien sein, die sich um Angelegenheiten monarchischer Provenienz kümmern. Nur eine Chiffre reicht aktuell: „Harry & Meghan“. Für die noch immer Unkundigen sei gesagt: Er ist Enkel der kürzlich verstorbenen Königin Elizabeth II., Sohn des nun amtierenden Königs Charles III. und der vor zweieinhalb Jahrzehnten bei einem Unfall zu Tode gekommenen Prinzessin Diana.
Meghan ist Harrys Ehefrau, eine Angehörige der Hollywood-Industrie dereinst, dort von allenfalls mittlerem Rang, im Königshaus der Windsors angeblich ihrer nicht cremeblässlichen Hautfarbe wegen wenig gelitten. Alle weltliche Sympathie gehört den beiden gegenüber dem fiesen Vater und dessen zweiter Ehefrau Camilla („The Rottweiler“), ein bisschen auch gegenüber der verstorbenen Großmutter, vor allem aber gegenüber Bruder Prinz William, dem Thronfolger.
In dem Buch, das Harry nun veröffentlicht und aus dem die anzüglichsten und saftigsten Details längst durchgestochen wurden, behauptet der von monarchischen Diensten entbundene Prinz, vor allem sein Bruder sei gemein zu ihm, es habe gar Raufereien gegeben, außerdem hässliche Worte gegen seine Gattin Meghan. Indes sind die Gefühle für Harry & Meghan völlig falsch sortiert. Beide wollen aus dem Königshaus ein Unternehmen wie das der Grimaldis in Monaco machen.
Klatschhaft, satt an üblen Nachreden, Erörterungen normalen Großfamilienlebens, nur dass die Königsfamilie eben die prominenteste und glamouröste der Welt ist. Was das Haus auszeichnet, ist ihre prinzipielle Ausstattung mit den sogenannten „zwei Körpern“. Das bedeutet: Die Windsors haben sich darauf zu verstehen, nichts als Repräsentation zu sein, denn politisch zu entscheiden haben sie prinzipiell in Großbritannien (und wo sie sonst noch die Staatsspitze verkörpern) nichts.
Bürgerliche Monarchien sind ein Oxymoron
Sie haben Regierungsprogramme vorzulesen, nicht zu kommentieren oder gar zu korrigieren. In ihre Mienen darf alles hineingelesen werden, ihr monarchisches Überleben als König*innen hängt davon ab, dass sie Neutralität wahren. Was sie privat denken, was ihre ersten, individuellen Körper zeigen, haben sie nicht auszustellen – allenfalls in smalltalkfähigen Bröckchen. Die Königin liebte Hunde und Pferde, König Charles III. ökologisch orientierten Dorfkitsch.
Was Prinzessin Diana und jetzt Prinz Harry und Gattin Meghan faktisch woll(t)en, ist, ihre Angehörigkeit zum Königshaus als Anregung zu einer Art „Dschungelcamp“ zu nehmen: Machen wir es uns doch gemütlich im herrschaftsfreien Stuhlkreis! Das ist ein Missverständnis, ein hollywoodeskes: Prinz Harry hätte einsehen müssen, wie alle zweiten Söhne, dass er sich zu fügen hat; seine Gattin Meghan fehlt es womöglich an Einsicht, dass nicht sie, sondern ihre Schwägerin Kate die Julia Roberts des Hauses gibt.
Bürgerliche Monarchien sind wie trockene Nässe – ein Widerspruch in sich. Harry und Meghan müssen Geld verdienen. Hoheitlich, mit sympathischen Manieren bei Gartenfesten, angeschickert durch frühe Gin Tonics, wie es sich ziemt, benehmen sie sich nicht. Harrys Gattin Meghan, last but not least, hat es nicht vermocht, sich an möglichen Vorbildern am Hofe zu orientieren.
Warum hat sie jene, die ihr missgünstig waren, nicht akkurat weggedisst? Im Stil zeigt sich Noblesse: Sie sind billiger, als es die Windsors als Repräsentant*innen je sein könnten. Camilla, die Liebe des Lebens für Charles III., hielt aus, dass ihr Geliebter zuerst Diana zu ehelichen hatte. Viele Jahre lang. Am Ende holte sie sich die Trophäe namens Charles – sie wusste immer, wie es geht.
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