Polizeigewalt am 1. Mai: Mit der Faust ins Gesicht
Die Journalistin Lea R. wurde am 1. Mai bei ihrer Arbeit von einem Polizisten verletzt. Die Berliner Polizei ermittelt nun intern.
taz | Ein Polizeibeamter hat einer Journalistin am 1. Mai in Berlin mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Die Journalistin, die mit einem Kamerateam die Demos im Stadtteil Kreuzberg begleitete, trug Verletzungen an der Nase und zwei abgebrochene Zähne davon, sie selbst spricht gegenüber der taz von einem „gezielten Schlag“. Die Polizei ermittelt intern.
Die freie Journalistin Lea R. war am Abend des ersten Mai mit Kamerateam in der Berliner Oranienstraße unterwegs, um im Auftrag der Nachrichtenagentur Nonstop News zu drehen. Nonstop News liefert als Agentur für Bewegtbild Videoaufnahmen von aktuellen Ereignissen an verschiedene Medien.
Die Oranienstraße in Kreuzberg bildete in diesem Jahr ein Zentrum der linken Demos zum 1. Mai, die wegen des Versammlungsverbots als mehrere dezentrale Aktionen stattfinden sollten. Die Polizei Berlin war mit 5.000 Beamt*innen im Einsatz, um zu verhindern, dass diese zu einer Großdemo verschmelzen.
Das sechsköpfige Team hatte nach eigenen Angaben den Abend über mit Kamera und Tonequipment in angemessenem Abstand die Einsatzkräfte begleitet. Gegen 23 Uhr scherte dann eine kleinere Gruppe Polizist*innen abrupt aus, um eine Person festzusetzen, die sich in nächster Nähe des Teams befand.
Keine Aufnahmen des Schlags
Der Kameramann gibt gegenüber der taz an, die Laufrichtung der Einsatzkräfte habe sich in diesem Moment so plötzlich geändert, dass das Team nicht ausweichen konnte. Aufnahmen der Kamera, die die taz einsehen konnte, bestätigen das. Den Schlag ins Gesicht von R. zeigen sie allerdings nicht. Er sei zu Boden gedrückt worden, sagt der Kameramann, nachdem er einen Schlag gegen den Kopf verspürt habe. Er sei jedoch unverletzt, weil er einen Helm getragen habe.
Lea R. sagt der taz: „Ich erinnere mich, dass ein Polizist direkt auf mich zukam und mir gezielt ins Gesicht schlug. Ich gehe davon aus, dass er niemand anderes, sondern mich direkt treffen wollte.“
R. trug zum Zeitpunkt des Angriffs Soundequipment, darunter eine lange Mikrofonangel, das bestätigt ihr Kameramann. „Ich bin überzeugt, dass wir als Presse klar zu erkennen waren“, sagt R. Sie will die Berliner Polizei auf Schadenersatz und Schmerzensgeld verklagen. Die Polizei Berlin schreibt auf Anfrage der taz, es werde wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt, ließ weitere Fragen mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen aber unbeantwortet.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert