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Parteitag vom Bündnis Sahra WagenknechtWie aus dem Lehrbuch des Populismus

Die Wagenknechte halten am Wochenende ihren ersten Parteitag ab. Wir haben Fragen und Antworten zu Partei und Namenspatronin.

Die Namensgeberin: Sahra Wagenknecht Foto: Sascha Fromm/Funke Foto Services/imago

Wer ist die Person?

Sahra Wagenknecht muss man nicht vorstellen: Sie ist eine Medienfigur, beliebter Talkshow-Gast und auch in den sozialen Medien von TikTok bis YouTube präsent. Ihren Look hat sie über Jahrzehnte kaum verändert. Früher ähnelte sie Rosa Luxemburg so sehr, dass ihr damaliger Parteichef Lothar Bisky frotzelte, sie müsse nur noch hinken. Heute wirkt sie eher wie eine Managerin. Mit Kostüm, Perlenkette, strengem Kajalstrich über den Augen und stets hochgestecktem Haar verströmt sie eine altmodische Eleganz, die ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt. Die Marke Wagenknecht sei „sofort erkennbar wie Mickey Mouse oder Marilyn Monroe“, schrieb die Welt einmal. Wagenknecht verbindet einen spröden, strengen Charme mit Intelligenz und Charisma. Persönlich wirkt sie eher unnahbar, aber in Boulevardmedien plaudert sie auch über ihr Privatleben mit ihrem Partner Oskar Lafontaine: „Wenn ich ins Saarland zurückkomme, wartet dort mein Mann und fängt mich auf“, sagte sie vor ein paar Jahren der Super Illu: „Seit wir zusammenleben, bin ich einfach ein glücklicher Mensch.“ Neuerdings betont sie den Dr. vor ihrem Namen.

Welche Politik ist zu erwarten?

Wagenknecht ist eine Projektionsfläche für unterschiedliche Sehnsüchte, politisch ist sie erstaunlich wandlungsfähig. Früher wärmte sie die Herzen linker Parteikader, indem sie die DDR und sogar Stalin verklärte und forderte, Schlüsselindustrien zu verstaatlichen. Später erhob sie den Ordoliberalen Ludwig Erhard zu ihrem Idol, womit sie Konservative für sich einnahm. Seit der Finanzkrise von 2011 gilt sie allenthalben als Wirtschaftsexpertin. Heute keilt sie vorzugsweise gegen „Lifestyle-Linke“, „Wokeness“ und die Ampelkoalition aus, während sie der AfD gegenüber eher gleichgültig wirkt. Wenn sie ihre Attacken gegen die „irre Politik der Ampel“ reitet, bleibt sie im Gegensatz zu AfD-Chefin Alice Weidel meist kühl und kontrolliert, den Rücken stets aufrecht durchgedrückt. Ihre Polemik klingt auch nicht so hart wie bei Friedrich Merz oder Hubert Aiwanger, dabei ist sie nicht weniger scharf. Wenn Wolfgang Kubicki solche Sprüche klopft, denkt man, er sei betrunken. Bei Wagenknecht klingt noch der größte Unsinn irgendwie vernünftig.

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Was für eine Partei ist das?

Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist eine populistische Partei wie aus dem Lehrbuch: ganz auf eine charismatische Führungsperson zugeschnitten, Top-down-mäßig organisiert und wie am Reißbrett konzipiert. In Deutschland ist das ein Novum, wenn man mal vom eher erfolglosen Team Todenhöfer des Ex-CDU-Politikers Jürgen Todenhöfer absieht. Erfolgreiche Vorbilder finden sich im Ausland, von Silvio Berlusconis Forza Italia über Geert Wilders Einmannpartei Für die Freiheit bis zu Emmanuel Macrons La République en marche. Politisch unterscheiden sie sich, an den Wahlurnen bewährt haben sie sich aber alle. Berlusconi und Macron haben es bis an die Spitze ihrer Staaten gebracht, der Rechtsextremist Geert Wilders steht in den Niederlanden kurz davor, Premier zu werden. Populisten sind politische Entrepreneure, die gesellschaftliche Stimmungen wittern und die Chance nutzen, um die Parteienlandschaft durcheinanderzuwirbeln. Das liegt im Trend: Auch Sebastian Kurz in Österreich und Donald Trump in den USA haben ihre Parteien so zeitweise hinter sich gebracht und auf sich vereint.

Wagenknecht will explizit „nicht links oder rechts“ sein. Damit ähnelt sie anderen Populisten, die sich an eine vermeintliche Mitte richten. Am meisten Ähnlichkeiten hat ihr Bündnis mit der 5-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo, die vor sechs Jahren in Italien stärkste Kraft wurde. Mit EU-Skepsis, Elitenkritik und linker Sozialpolitik punktete es damals bei einer vormals linken Wählerschaft. Nach der Wahl koalierten die 5 Sterne mit der rechtsextremen Lega Nord von Matteo Salvini, im Europaparlament arbeiteten sie mit der extrem rechten Partei Ukip des britischen Brexit-Propagandisten Nigel Farage zusammen. Wagenknecht lehnt Koalitionen mit der AfD ab, punktuell gemeinsam abzustimmen findet sie aber „unproblematisch“.

Was steht im Programm?

Zehn Tage vor dem Gründungsparteitag am 27. Januar wurde ein Programmentwurf für die Europawahl publik, der von EU-Skepsis geprägt ist. Gegen „abgehobene EU-Technokraten“ und „ausufernde EU-Regelungswut“ stellt das Bündnis „ein selbstbewusstes Europa souveräner Demokratien“, eine Erweiterung der EU etwa um die Ukraine lehnt es ab. „Statt Spielball im Konflikt der Großmächte und Vasall der USA zu sein“, müsse Europa „eigenständiger Akteur auf der Weltbühne werden“, steht in der Präambel. Die Migrations- und Asylpolitik müsse sich „grundlegend“ ändern, heißt es im Programm, in dem es von Schlagworten wie „islamistisch geprägte Parallelgesellschaften“ und „fehlgeschlagene Integration“ wimmelt. Einwanderung müsse begrenzt, Asylverfahren an den EU-Außengrenzen und außerhalb der EU sollten eingeführt werden. Nur in der Wirtschafts- und Sozialpolitik finden sich gemäßigt linke Forderungen: für höhere Reallöhne und Renten, bezahlbare Mieten, faire Steuern und weniger Privatisierung in Gesundheit und Pflege. Auf dem Parteitag wird das voraussichtlich nur noch abgenickt werden.

Wer ist das Personal?

Auf 450 Mitglieder wurde die Partei bei ihrer Gründung im Januar zunächst beschränkt, das Personal ist handverlesen und stammt bisher überwiegend aus dem Kreis von Ex-Linken und Ex-SPDlern sowie aus dem Westen des Landes. Öffentlichkeitswirksam stellt Wagenknecht ihr Team in Etappen vor, einen Neuzugang nach dem anderen. Mit dieser Salamitaktik füttert sie kontinuierlich die Medien, die damit immer etwas Neues zu berichten haben. Das Bündnis will Wirtschaftskompetenz ausstrahlen: der badische IT-Unternehmer Ralph Suikat wurde zum Schatzmeister ernannt, der Wirtschaftswissenschaftler Shervin Haghsheno aus Karlsruhe zum Generalsekretär. Im Osten ist die neue Partei bisher schwach aufgestellt, dort will sie im Herbst bei drei Landtagswahlen antreten. Mit Katja Wolf, bisher Bürgermeisterin von Eisenach, hat sie jüngst einen prominenten Übertritt aus der Linkspartei vermeldet. Wagenknecht selbst will erst in zwei Jahren für den Bundestag kandidieren. Bis dahin leiht sie ihrer Partei vor allem ihren Namen und ihr Gesicht.

Was ist im Portemonnaie?

Anders als ihre bisherige Heimat, die Linkspartei, die bewusst keine Spenden von Unternehmen annimmt, wirbt Wagenknecht aktiv um Spenden aller Art. Bisher hat die Partei nach eigenen Angaben 1,4 Millionen an Spenden gesammelt, von kleinen Beträgen bis zu größeren Summen von Großspendern. Ein vermögendes Paar aus Ostdeutschland habe kürzlich 1 Million Euro gespendet, berichtete der Spiegel.

Wie groß ist das Potenzial?

Mancherorts sehen Umfragen das Bündnis Sahra Wagenknecht bereits im zweistelligen Bereich – in Brandenburg etwa bei 13 und in Thüringen bei 17 Prozent, obwohl die Partei dort noch gar keine Strukturen hat. In einer Forsa-Umfrage kam sie kürzlich bundesweit aber nur auf 3 Prozent. Für die Europawahl würde das reichen, sonst nicht.

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42 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum werden hier noch Forsa-Umfragen zitiert? Jeder Journalist sollte eigentlich wissen, dass die Verlässlichkeit der Forsa-Umfragen schon seit langem umstritten ist und die Umfrageergebnisse verdächtig oft der öffentlich verlautbarten Privatmeinung von Forsa-Chef Manfred Güllner entsprechen. Die fragwürdige Gestaltung von Forsa-Umfragebögen ist ja geradezu legendär:

    www.sueddeutsche.d...-sterben-1.2567292

    Solche "Umfragen" kann man getrost ignorieren.

  • "Bündnis S. Wagenknecht":



    hat der Name nicht ein Gschmäckle nach einem (weibl.) Warlord ?

  • Deutschland braucht wohl dringend eine Rückkehr wirtschaftlich linker Gedanken in die Diskussion. Unfassbar, wie schon Vermögens- und greifende Erbschaftssteuern nicht gefordert, sondern tabuisiert werden. Die Zahlen sind da eindeutig erschreckend. Das zumindest brachte Wagenknecht immer auf den Punkt.







    Was die Bundesrepublik allerdings nicht braucht, sind Personenkult, Unsolidarität und Unterschätzung des putinrussischen Revisionismus.



    Kleineres Ybel gegenüber den Rechtsrabiaten reicht nicht.

  • Sachliche Analyse. Danke.



    Männliche Populisten werden schneller als solche erkannt, auch bei Narzissten ist das so.



    Die "holde Weiblichkeit" ist da meist geschickter, die Fassaden, siehe Styling, tun ein Übriges.



    Innen und außen meines Erachtens eine Rückführung in die 50- er Jahre...,



    hüben wie drüben damals, als es noch DDR und BRD gab.



    Grund zur Besorgnis ist, dass Framing, Charisma, Starallüren..., so honoriert werden. Vor allem auch medial.

  • Wenn sie den Nazis ein paar Prozente abnimmt, wäre doch schon was gewonnen.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Dexit - Parteiprogramm der Wagenknechtpartei

    1..Der Handel mit CO₂-Zertifikaten, will BSW laut Parteiprogramm abschaffen. "Zertifikatehandel ist völlig ungeeignet, um klimapolitische Ziele zu erreichen."

    2.. Weiter werden die unbefristete Nutzung von Verbrennermotoren und die Rückkehr zu Importen von Öl und Gas aus Russland gefordert.

    3.. Nein zur EU-Mitgliedschaft der Ukraine

    4-.Die EU in schadet der europäischen Idee.". Die Bundesrepublik solle sich an an EU-Regeln nicht halten: Das BSW trete "für die Nichtumsetzung von EU-Vorgaben auf nationaler Ebene rin.

    Klartext:



    Damit ist das BSW nicht nur auf nationaler Ebene sondern auch auf Länderebene unwählbar.

    Für die EU Wahlen im Juni für das Europäische Parlament ist BSW schlichtweg eine Katatrophe. Querfrontpopulisten haben dort auch nichts zu suchen - und das Motiv des BSW reduziertz sich schichtweg auf das Ziel EU - Gelder abzuziehen zur Alimentierung eigener BSW Abgeordneter.

  • Ich habe den Abschnitt "Welche Politik ist zu erwarten" jetzt drei Mal gelesen.



    Ähm, öh, wie jetzt nochmal genau?

  • Sehr gut berichtet. Erinnere mich noch daran, wie sie vor vielen Jahren gelegentlich (zurecht) das Alleinstellungsmerkmal der Linken erwähnte, keine Großspenden anzunehmen.

  • Das Poster-Girl 'posiert' für eine Partei ihres Namens, einzigartig in Europa. Das ist dann aber auch schon alles.

    • @Klaus Waldhans:

      Es geht schließlich nichts über einen gepflegten Personenkult, um den eigenen Narzissmus zu befriedigen.

  • Ach ja, nach den ersten Umfragen sieht es aus, als ob BSW in Ostdeutschland einen definitiven Effekt hat (vielleicht mit Ausnahme McPomms, wo sie nicht wirklich Fans hat):

    Jedwede Regierung, die nicht von CDU oder AfD geführt wird verhindern.

    "Mancherorts sehen Umfragen das Bündnis Sahra Wagenknecht bereits im zweistelligen Bereich – in Brandenburg etwa bei 13 und in Thüringen bei 17 Prozent, obwohl die Partei dort noch gar keine Strukturen hat."

    Das kommt offenbar hauptsächlich dadurch zustande, dass sie massiv PDS-Hasser und Putin-Apologeten - mit einem Wort: Schröderianer - aus der SPD abzieht.

    Wen BSW relativ zu den anderen Parteien stärkt: vor allem CDU, aber auch die Grünen.

    In besseren Zeiten könnte man über diese Koinzidenzen sehr schäbig lachen: BSW als Steigbügelhalterin der Steigbügelhalter der AfD, und als Resterampe des Freundeskreises Hartz/Maschmeyer.



    Als Parteisymbol empfehle ich BSW eine goldene Schlange, die ihren eigenen Schwanz frisst.

  • Bei diesen internationalen Vergleichen der politischen Linie Wagenknechts wird meistens Griechenland übersehen, obwohl es doch in dieser Hinsicht eine sehr aufschlussreiche Erfahrung zu bieten hat. Dort haben nämlich von 2015 bis 2019 die linke Syriza-Partei mit der rechtspopulistischen ANEL koaliert und die langlebigste sowie stabilste Regierung während der langen Jahre der Wirtschaftskrise gebildet. Alexis Tsipras, der charismatische Syriza-Chef, hatte sich seinerzeit für die Rechtspopulisten entschieden, obwohl es eine neuformierte, gemäßigte sozialdemokratische Partei als Alternative gab. Weil Syriza jedoch aus der linken 3%-Nische zur breiten Volkspartei nicht mit ideologischer Reinheit aufgestiegen ist, sondern mit beinharten Populismus, war es nur konsequent mit dem rechten Pendant gemeinsame Sache zu machen, denn hier war die Schnittmenge nun einmal am größten. Dieses politisch sehr erfolgreiche Gemisch erinnert sowohl programmatisch als auch kommunikativ in vielerlei Hinsicht an die BSW. Tatsächlich ist die Vermutung naheliegend, dass Frau Wagenknecht das griechische Fallbeispiel sogar sehr genau studiert hat.

    • @melly:

      „Tatsächlich ist die Vermutung naheliegend, dass Frau Wagenknecht das griechische Fallbeispiel sogar sehr genau studiert hat.“



      Das ist anzunehmen. Am “Ende des Tages” hat Griechenland - nach einer Phase der innenpolitischen Turbulenzen im Zuge der Wirtschaftskrise - jedoch wieder eine relativ stabile pro-europäische konservative Regierung.



      Wenn das die Aussichten auch für Deutschland sind? Dann muss man sich ja keine Sorgen machen, weil man als Linke*r eines gelernt hat: sich politisch zu bescheiden. Aber Frau Wagenknecht als Wegbereiterin der Merz-CDU? Kuriose Vorstellung.

    • @melly:

      Die Griechenland-Krise war der letzte Punkt, an dem ich von Wagenknecht eine saubere materialistische und vor allem LINKE Analyse vernommen habe.

      Danach kamen nur noch messianische Heilsversprechungen und Anbiederei an die aktuellen rechtsextremen Schlagworte.

      Und Syriza hat seit ihrem Zenit vor nunmehr 8 Jahren nicht nur den linken Flügel (jetzt Laiki Enotitai) und die Varoufakis-Gruppe (jetzt MeRA25) verloten, sondern auch die Hälfte der Stimmen und 2/3 der Mandate. Sie ist - zumal aufgrund des griechischen Systems der Mandatszuteilung - nur noch ein reiner Mehrheitsbeschaffer.

      Auslöser war offenbar exakt diese Koalition mit ANEL - nicht einfach nur irgendwelche Rechtspopulisten, sondern genauer gesagt eine Rechtsabspaltung der ND, die das griechische Pendant zur "WerteUnion" darstellt.

      Und serbische Partnerorganisation der Syriza sind die putinistischen Klerikalfaschisten einer Rechtsabspaltung der ohnehin schon übelst rechtsnationalistischen Milošević-Partei.

      Da ist es einfach, mit Hufeisen zu werfen. Aber eine genauere Analyse zeigt, dass diese "Linksaußen-Rechtsaußen"-Vermischung exakt dann stattfindet, wenn die Linken von der Machtgier gepackt werden und aufhören links zu sein, und stattdessen nach dem Motto agieren "der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen" (oder auch "was für die Faschisten richtig ist, kann für die Sozialisten nicht falsch sein"), sich dem nationalreaktionären Populismus hingeben, und infolgedessen einer Beliebigkeit und eines Ausverkaufs ihrer Werte, der den in einer Koalition mit linksbürgerlichen Parteien unvermeidbaren Ausverkauf noch weit übersteigt.

  • Ich frage mich, was eigentlich für diese reflexartige und wenig differenzierte Abneigung gegenüber dem BSW spricht. Abgesehen von den wirtschaftlichen Ansätzen, lassen sich die umschriebenen Positionen doch längst in der politischen Realität der etablierten Parteien finden!? Ich persönlich bin kein Fan von Wagenknecht und finde u.a. ihre Positionen zu Migration unerträglich, aber Migration beschränken, Asylverfahren an den Außengrenzen abzuwickeln, Antiqueerness, das sind doch Dinge die genauso von den etablierten Parteien gefordert und teilweise schon umgesetzt wwerden!? Warum ist der Aufschrei denn da nicht halb so groß? So viele Politiker:innen der neueren Generation sind medial aktiv und teilen ihr Privatleben, so viele von ihnen betonen ihre jeweiligen Titel um seriöser zu wirken. Warum ist es verwerflicher wenn Wagenknecht das macht? Sollte es für die Linke und Mitte nicht vielmehr als eine Chance begriffen werden ein echtes politisches Gegengewicht zu erstarkenden Konservativen und Rechtspopulisten zu schaffen? Sollte nicht endlich diese unerträgliche Ignoranz abgelegt und anerkannt werden, dass solche Positionen anscheinend die Meinung eines nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung abbilden? Mitte und Linke nehmen sich so doch die Möglichkeit realpolitischer Aushandlungen, während sich Mitte bis rechts in die Fäuste lachen.

    • @M.Ascha:

      "...das sind doch Dinge die genauso von den etablierten Parteien gefordert und teilweise schon umgesetzt wwerden!? Warum ist der Aufschrei denn da nicht halb so groß?"

      "Warum ist es verwerflicher wenn Wagenknecht das macht?"

      Weil Frau W. es im Gegensatz zu anderen Parteien ernst meint, dass sie den Reichen in die vollen Taschen greifen will. Deshalb wird zu Halali geblasen...

    • @M.Ascha:

      So gesehen liegen Sie richtig. Man könnte die neue Formation BSW natürlich auch als Bindeglied zwischen der politischen Mitte und der Linken betrachten. Ich habe schon an anderer Stelle angemerkt, dass Sahra Wagenknecht programmatisch lediglich den „Job“ macht, den eigentlich die SPD machen sollte. Siehe Mette Frederiksen in Dänemark. Nur dort ist der Populismus „geadelt“ - oft auch in unserer medialen Wahrnehmung - , hierzulande gelten fast identische Positionen als „igitt, baba“ - jedenfalls so lange, bis sie von Merz oder Scholz übernommen werden.

    • @M.Ascha:

      Gan einfach weil diese Dinge nicht von allen "etablierten Parteien" (und wie "unetabliert" kann eine Partei sein, die in Thüringen aus dem Stand fast mit der CDU gleichzieht?) in gleicher Weise gefordert werden.

      Sondern weil es Forderungen sind, die von rechts bis rechtsradikal kommen, und die zwar mittlerweile weit verbreitet sind, aber immer noch fats ausschließlich vom schwarzbraunen Sumpf vorangetrieben werden.

      Insofenr ist da eben KEIN "echtes politisches Gegengewicht zu erstarkenden Konservativen und Rechtspopulisten", sondern eine Durchseuchung linker Positionen mit der Hetzpropaganda der rechten Menschenhasser!

      "Sollte nicht endlich diese unerträgliche Ignoranz abgelegt und anerkannt werden, dass solche Positionen anscheinend die Meinung eines nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung abbilden?"

      So wie Antisemitismus im Vorkriegsdeutschland die Meinung eines Großteils - sogar der Mehrheit - der Deutschen abbildete.

      Einen gesegneten Tag der Befreiung euch allen!

      "Never again is now" - and tomorrow. And the day after that, and after that, and after that.

      • @Ajuga:

        Naja, soweit ich weiss hat kürzlich die Ampel ein Asylgesetz verabschiedet das es möglich macht Asylverfahren an den Außengrenzen abzuwickeln und die Auslagerung von Asylverfahren in die jeweiligen "Herkunftsstaaten" etc ist doch auch längst dabei. Das Vokabular von Merz und co ist nicht mehr so weit entfernt vom rechten Rand und Lindner basht die "faulen Arbeitslosen" in Reden vor Landwirten auf eine Art, die einem die Haare zu berge stehen lässt.



        Ich meinte keineswegs das antisemitische oder rassistische Einstellung akzeptiert oder kleingeredet werden sollten, die FRage ist doch aber, wie sich diese historisch verankerten Stereotype effektiv, also in den Köpfen und Argumentatsionslinien der Leute, verändern lassen. Sicherlich nicht in dem man bei der (richtigen) Feststellung verharrt, dass solche EInstellungen inakzeptabel sind und glaubt, es wäre mit mahnendem Zeigefinger und einer starken Abgrenzung jenen Teilen der Bevölkerung gegenüber getan.

  • Schöne geschichtliche Einordnung. An dem Wort Wagenknechte kann man sich reiben, doch, ganz ehrlich, das ist einfach eine launige, sprachliche Entsprechung der allgemeinen Wahrnehmung: Wagenknecht steht überall drauf.

    Was mir fehlt, sind Wagenknechts Positionen während Corona und vor allem im Ukraine-Krieg. Ihre Nähe zu Schwurbeleien haben mich schon irritiert, doch ihre Nähe zu Putin macht sie für mich unwählbar, vollkommen ab von der Welt.

    Ihr zunehmend populistischer Auftritt tut ein Übriges. Schade, denn früher war ich von ihr beeindruckt.

    • @Trolliver:

      Sehen sie..SO unterschiedlich sind Menschen.



      Was MICH am ehesten abschreckt und nervt an Frau Wagenknecht ist ihre Akzeptanz und scheinbare Naivität der afd gegenüber, ihre Einstellung zum Ukraine Konflikt und auch oftmals zu wirtschaftlichen Themen teile ich jedoch. Unwählbar ist sie für uns beide scheinbar...Ich werde wohl mal wieder bei "Die Partei" landen...

      • @Ralf Harbusch:

        Lach, Ralf... dazu sind wir ja Menschen. Immerhin sind wir bei der wirtschaftlichen Sichtweise offenbar ähnlicher Meinung - wie auch bei der - für mich weniger naiven als berechnenden - Offenheit der AfD gegenüber.

        • @Trolliver:

          Konsens yeah :-) (Wenn auch nur n bischen) :-)

  • Sehr schön analysiert, die Marke steht, den Anhalt bestimmt der Markt und die großen Mittelgeber. Schließlich muss sich das Investment auch für den Mann aus Moskau letztlich lohnen.

    • @vieldenker:

      Statt „Anhalt“ müsste es natürlich „Inhalt“ heissen…

  • Wenn nur die naive Einstellung gegenüber Russland nicht wäre; super Partei.

    Das, was die Linken mal waren

  • Für mich ist das Projekt damit bereits offiziell beendet. Wäre es eine niedrigschweklige Mixtur für interessierte Bürger gewesen, gut. So werden jetzt die Spitzenpositionen an gut vernetzt Berufspolitiker vergeben und Pöstchen an alte Bekannte verteilt. So viel Filz in einer noch so jungen Partei - dass muss man erst mal schaffen.

    • @David Kind:

      Soll eine Partei Erfolg haben, braucht sie vernetzte, erfahrene Politiker.

      Die Schwäche der Piraten war, dass sie zuwenig davon hatten.

      Die AfD dürfte auch Angst davor haben, wirklich Wahlen zu gewinnen.

      Diese Gruppe fehlt ihnen nämlich auch.

      Filz würde ich das nicht nennen.

    • @David Kind:

      Genossin der Bosse 2.0

  • Warum das Bashing?



    "Bei Wagenknecht klingt noch der größte Unsinn irgendwie vernünftig."



    ist genau so beleidigend wie "Die Wagenknechte".



    Mag sein, dass sie überzeugter Linker sind, aber das ist trotzdem kein Grund so über andere zu schreiben.



    Ich werde Wagenknecht ganz sicher nicht wählen, aber trotzdem respektieren. Sollten sie auch mal versuchen.

    • @Rudi Hamm:

      Ich finde das auch, allerdings werde ich sie wählen in der Hoffnung, dass die AFD dann weniger Stimmen bekommt

  • Wagenknechte passt dscho...

  • Die BSW Partei ist als Präzedenzfall in Deutschland, EU neuer und kommender Politikfinanzierung mit Anleihen in den USA unterwegs seit dort 2010 durch Suspendierung Voting Acts 1965 nur Abgeordnete nicht mehr Parteien durch Spenden finanziert werden dürfen und nicht nur zum Leidwesen demokratischen Senators aus Vermont Bernie Sanders in seinem Buch „Unsere Revolution“ 2016 über auf Abgeordnete zugeschnittene Finanzierungsfördervereine sogar unbegrenzt von Privatpersonen, Unternehmen. Dass das BSW als Verein begann unter €, $ augenzwinkernder Umgehung gesetzlicher Klippen bei der n intransparent Spenden zu generieren, offenbart welch unverhohlen kapitalistischen Geistes Kind sie sein möchte.



    Was in diesem Bax taz Beitrag ganz fehlt, ist das Pfund mit dem die BSW Partei im Europarlamentswalkampf furchtlos wuchern wird, das ist deren Friedenswillen mit Alice Schwarzer im Bündnis, angesichts allseitiger Kiegs-Ermattung in der Welt, im Krieg in und um die Ukraine seit 22.2.2022 durch völkerrechtswidrigen Angriff Russlands angezettelt, Waffenstillstand, Frieden durch Verhandlung und sei es durch Dritte zu erzwingen, letztlich um die von allen Seiten gleicherrmaßen uneingestandene Frage, wer wird mit oder ohne Ukraine Anschluss größter Exporteur auf dem Weltagrarmarkt sein EU, Russland, USA?

  • Der Parteitag beginnt mit einem Promotion-Video, in dem die Gefahr durch den Rechtsextremismus/ die AfD überhaupt nicht vorkommt. Dann folgt als erste Rednerin Daniela Dahn, die das BSW (im ersten Satz!) zur Partei des Antirassismus und Antifaschismus erklärt. Das hat mich gewundert, denn bisher schien das BSW diese Themen bewusst auszusparen, um die AfD Wählerklientel nicht abzuschrecken.

  • Wäre natürlich toll, jetzt zu erfahren, was sie will. Klar, gewählt werden, aber wofür?

    • @ncgrechlni:

      Sagte sie doch heute schon sehr klar: Geschäfte mit Russland wieder aufnehmen, sofortiger Waffenlieferungsstop für die Ukraine, Rückbau der EU und keine Mitgliedschaft für die Ukraine, CO₂-Zertifikate abschaffen, Mindestlohn 14€, klare Abgrenzung zur AfD, ....

  • Wenn die Schau der neuen Schaubude dabei hilft, Wähler von der anderen Schaubude abzulenken, die vorher von der Werbevorschau der etablierten Großschaubuden enttäuscht wurden, dann ist doch alles schön.

    weise Weisheiten von



    Mama Schlumpf

  • "Die Wagenknechte halten am Wochenende ihren ersten Parteitag ab."

    Unter diesem Satz erwartet man nichts Sachliches mehr...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Wie denn auch? Um Sachpolitik ging es Wagenknecht zuletzt ca.2010.

      Und das ist schon etwas länger her.

      • @Ajuga:

        Ich meinte seitens des Autors des Artikels.

        Wenn man schon mit Beschimpfungen anfängt...

  • Solange sie der afd n paar Stimmen abjagen kann, hat sie meinen Segen. Niemals aber meine Stimme...

  • "Die Wagenknechte" - einfach nur noch unterirdisch populistisch. Meine Meinung.