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Parteiausschluss von WagenknechtWagenknecht-Kritiker machen weiter

Die Urheber des Ausschlussverfahrens gegen Sahra Wagenknecht prüfen den Gang vor die Schiedskommission. Die Partei widerspräche ihr zu wenig.

Hier ist Wagenknecht: Die Umstrittene bei einer Wahlkampfrede im August Foto: Martin Schutt/dpa

BerLin taz | Die fünf An­trag­stel­le­r:in­nen für einen Parteiausschluss der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht prüfen den Gang vor die Bundesschiedskommission. Aus ihrer Sicht führe derzeit kein Weg daran vorbei, den nächsten Schritt zu gehen, heißt es in einer Pressmitteilung. „Denn nach wie vor wehrt sich die Partei nicht gegen die Angriffe auf das eigene Programm oder dagegen, dass Frau Wagenknecht jede Gelegenheit nutzt, gegen die beschlossenen Grundsätze der Partei zu agitieren und sich an Querdenker und Reaktionäre anzubiedern.“

Zuvor wolle man aber mit dem Parteivorstand sprechen und bitte um ein Gespräch. Die Parteiführung signalisiert nach taz-Informationen Offenheit.

Eine Gruppe von Basismitgliedern hatte im Sommer einen Antrag zum Ausschluss von Wagenknecht aus der Partei gestellt. Anlass war die Veröffentlichung ihres Buches „Die Selbstgerechten“, in welchem Wagenknecht mit den sogenannten „Lifestyle-Linken“ abrechnet.

Der Antrag auf Parteiausschluss war von der Landesschiedskommission abschlägig beschieden worden. Zur Begründung hieß es, es sei widersprüchlich, Wagenknecht aus der Partei ausschließen zu wollen, wenn die Partei ihre Verstöße faktisch nicht nur dulde, „sondern sich in Wahlkampfzeiten ihrer Bekanntheit und ihrer öffentlichen Wirksamkeit bedient.“

Grob unsolidarisches Verhalten

Inhaltlich gab die Kommission den An­trag­stel­le­r:in­nen aber in einigen Punkten durchaus recht. So widerspräche Wagenknecht in der Tat punktuell Grundsätzen ihrer Partei, etwa wenn sie sich zu Zuwanderung und Minderheitenrechten äußere.

Die Schiedskommission verwies auf Passagen des Buches, in welchen Wagenknecht etwa von „Minderheiten mit skurrilen Marotten“ spricht. Oder auf eine Stelle, in der Wagenknecht Zuwanderung für Lohndrückerei und Entsolidarisierung verantwortlich gemacht habe und Gewerkschaften dafür lobte, dass sie die Beschäftigung von Zuwanderern in einigen Branchen einst verhindert haben.

Die Kommission bescheinigt Wagenknecht im Schiedsspruch, ihrer Partei Schaden zugefügt zu haben, außerdem ein „grob unsolidarisches Verhalten“ gegenüber der Partei wie gegenüber ihren Mitgliedern. „Ihre Begrifflichkeit ist herabsetzend und ihre Formulierungen sind mitunter spöttisch.“

Die beiden Linken-Mitglieder Jörg Rupp und Fabian Stoffel, die auch für die anderen drei Antragsteller sprechen, zeigten sich in ihrer schriftlichen Stellungnahme erstaunt über die fehlenden Reaktionen aus der Partei. Stattdessen breite sich ein tiefes Schweigen in der Partei aus. „Die Landesschiedskommission hat genau das moniert, was jetzt passiert: trotz weiterer Verstöße, auch nach der Buchveröffentlichung, zeigt sich der Bundesvorstand in der Causa Wagenknecht handlungsunfähig und -unwillig.“

Keine Aussagen zur Bekämpfung von Corona

Wagenknecht hatte am Sonntag in der Talksendung „Anne Will“ erneut den Zorn der Ge­nos­s:in­nen auf sich gezogen. Sie äußerte Zweifel am Sinn von Corona-Impfungen und betonte, selbst nicht geimpft zu sein. Darauf hatten Fraktionschef Dietmar Bartsch und den beiden Parteivorsitzenden Janine Wissler und Susanne Hennig-Wellsow reagiert und den Nutzen von Impfungen betont. Ohne sich allerdings direkt auf Wagenknechts Äußerungen zu beziehen.

Deren impfskeptische Bemerkungen seien relevant für den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Pressemitteilung gewesen, bestätigte Antragsteller Rupp der taz. Inhaltlich dürften sie allerdings wenig entscheidend für den Erfolg sein. Denn die Landesschiedskommission hatte zu diesem Punkt bemerkt, dass „weder das aktuelle Parteiprogramm der LINKEN noch das Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021 Aussagen darüber treffen, ob die Partei die aktuelle Impfpolitik im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Coronavirus befürwortet oder ablehnt.“

Der Parteivorstand trifft sich am Wochenende. Nach Informationen der taz will man auch die Position zum Impfen klarstellen.

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51 Kommentare

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  • Manche linke befassen sich mittlerweile mehr mit Sahra als mit dem politischen Gegner. Scheinbar ist ihnen eigene Profilierung auf Kosten der Partei wichtiger als die Partei selbst.



    Was machen die nur wenn Sahra die Partei verlassen musste.

    • @matze38:

      LOL, das ist angesichts der schlichten Tatsache, dass Wagenknecht - auch zwecks weiterer eigener Profilierung am äußersten rechten Rand - ein ganzes Buch über andere Linke geschrieben hat (ein Buch, das voller Diffamierungen gegenüber eben diesen anderen Linken ist) - ist ein wirklich "gelungener" Versuch der Täter-Opfer-Umkehr

    • @matze38:

      Dann machen die soziale Politik und Menschenrechtspolitik. Dann wird da auch korrekterweise kein Widerspruch gesehen, wo gar keiner ist!

    • @matze38:

      Dann gründen die erstmal einen Club für „Lifestyle-Linke“ und schließen sich den „Jungen Liberalen“ an. Was denn sonst?

      • @Rainer B.:

        Denn haben die jetzt schon, der Club heißt "Skurriler Lifestyle-Club" für "Impfskeptiker, Putin- und Maduroversteher". Vorsitzende ist die "skurrilste Marotte" SW, die meint Menschenrechte und soziale Politik sind ein Widerspruch! Dämlicher geht es wohl kaum! Ansatt sich auf die Umsetzung des Parteiprogramms zu fokussieren und Menschenrechtsverletzungen (Stichwort u.a. Lieferkettengesetz) und Kinderarmut zu bekämpfen, werden Widersprüche aufgebaut, wo gar keine sind.

        • @Jonas Goldstein:

          Nur weil etwas in Ihrer Wahrnehmung so ankommt, muss es doch nicht gleich den Tatsachen entsprechen. Verstehen ist übrigens überhaupt nichts Böses, sondern eine Grundvoraussetzung für viele Dinge im Leben.

  • Die Linkspartei rast eingemauert in den Abgrund - aber am Steuer saß bekanntlich niemals Wagenknecht, sondern Gysi, Katja Kipping, Hennig-Wellsow usw. Sie haben das jüngste Wahlergebnis zu verantworten.

    Sind diese jemals in ähnlicher Weise von den Medien angegangen worden?

    Wir wissen alle, was aus den Grünen geworden ist, nachdem sie von ihren Wurzeln abgeschnitten wurden durch die Endlos-Kampagnen gegen "Fundis".

    Frage: Was gibt es in der Linkspartei Vergleichbares abzuschneiden?

    • @Rosmarin:

      Wenn die Passagiere auf der Rückbank den Benzintank anzünden ist es egal wer am Steuer sitzt.



      Gysi, Katja Kipping, Hennig-Wellsow usw. hatten eben keinerlei Einfluss auf Wagenknechts fragwürdige Veröffentlichungen und Äußerungen zur Unzeit. Und das war eben das was in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, uA auch von mir, ebenso wie der Umstand, dass diesen - wieder einmal - bei weitem nicht mit der Vehemnez widersprochen wurde wie es nötig wäre.

  • Kürzlich gab es im "Freitag" einen Artikel mit dem Politologen Butterwege (Die Linke) über Kinderarmut in Deutschland.

    Das Interview hätte man so genauso mit Wagenknecht führen können. Wichtig ist, in welche Richtung sich Deutschland entwickelt. So galt 1965 jedes 75. Kind als arm. Heute ist es jedes siebte. Das ist symptomatisch.

    Was für eine grauenhafte Entwicklung! Nicht umsonst wird Kinderarmut tabuisiert.

    Und wenn Butterwege die Ursachen von Armut und Ungleichheit auflistet, wie sie sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben, sind diese identisch mit dem was Wagenknecht auf mehreren Hundert Seiten ausführlich beschreibt.

    Und Wagenknecht zieht nur ein paar logische Schlüsse wie den Armen dieser Gesellschaft geholfen werden kann.

    Klar, dass da einige sog. Linke motzen, sie sind daran ganz einfach nicht interessiert. Das eigentliche Problem der Linken scheint das fehlende Mitgefühl zu sein.

    Oder das Syndrom der Bräsigkeit, wie wir es so gut aus bestimmten Regierungskreisen kennen? Die Linke hat sich angepasst.

    www.freitag.de/aut...etzlich-abgehaengt

    www.faz.net/aktuel...erin-17265596.html

    • @shantivanille:

      Ehm .... also ich jedenfalls kann mich nicht erinnern, dass Wagenknecht in den letzten 10 Jahren irgendwas relevantes zu sozialen bzw. klassisch linken Themen gesagt oder geschrieben hat (außer dem endlosen



      Gebrabbel über "den Kapitalismus"). Aber Sie können mir da sicher weiterhelfen, vermute ich mal?

    • @shantivanille:

      "Und Wagenknecht zieht nur ein paar logische Schlüsse wie den Armen dieser Gesellschaft geholfen werden kann."

      Mit Ihrer Analyse hat Frau Wagenknecht sicher recht.

      Nur zieht sie leider unappetitliche Schlüsse daraus.

      Sie will den deutschen Armen dadurch helfen, dass keine ausländischen Armen mehr ins Land kommen sollen.

      • @Jim Hawkins:

        Grad wollt ich antworten, um R. Fissner mal wieder sein verdrehendes und verkürztes Wagenknecht-bashing aufzudröseln, da seh ich, es ist J. Hawkins!

        Na, dann will ich nix gesagt haben.

        • @Yossarian:

          Lachen!!(oh, Fissi)



          Ansonsten@JIM HAWKINS



          bis auf ...Ich habe oft die Linke gewählt. Dieses Jahr auch..)

        • @Yossarian:

          Au weia.

          Ich habe oft die Linke gewählt. Dieses Jahr auch. Früher mochte ich Frau Wagenknecht.

          Ich war beeindruckt von ihrem Intellekt, ihrer Eloquenz und ihrer Radikalität.

          Dann fing sie leider an, Dinge zu sagen, die man als Linke nicht sagt, weil man sie nicht denkt, weil sie falsch sind.

          So ging unsere Beziehung in die Binsen.

          • @Jim Hawkins:

            Ich hatte die gleiche Beziehung mit SW!

    • @shantivanille:

      Es stimmt zwar, dass Wagenknecht manche ihrer jüngsten Äußerungen besser nicht getätigt hätte, aber ihre Gegner ignorieren Wagenknechts gesamtes sozialpolitisches Oevre und stürzen sich jetzt vorzugsweise auf ihre Haltung zur Impfpflicht, sogar noch mehr als auf ihre Haltung zu Asyl und Migration.

      Der Witz dabei: Grüne und andere Parteien sind diesbezüglich in der Praxis um keinen Deut besser, sind aber wenigstens so clever, sich nicht öffentlich dazu zu äußern.

      Jetzt scheint das Kind sowieso in den Brunnen gefallen zu sein, d.h. Wagenknecht ist für die Linke erledigt, anderseits ist die Linke mit ihren widersprüchlichen Positionen von NATO bis Sozialpolitik allemal ohne jegliches Profil.

  • Wagenknecht nervt nur noch, 3,7% in NRW spricht gewiss nicht für sie. Als enfant terrible der Linken macht sie nur noch ihr eigenes Ding.

    • @Kappert Joachim:

      Das eventuell daran lag, daß dort kurz vor der Wahl öffentlichkeitswirksam sogenannte linke gegen sie intrigiert wurde, darauf kommen sie nicht? Der Wähler mag solche Dinge nicht.

  • Wenn es denn der Wahrheitsfindung dient, soll's mir schon recht sein. Ich schlage aber vor, erstmal unvoreingenommen und aufmerksam zuzuhören, was sie tatsächlich gesagt hat und was nicht und bei Unklarheiten das Gespräch zu suchen. Solange es keine allgemeine Impfpflicht gibt, bleibt die Entscheidung, sich impfen zu lassen, eine ganz persönliche und keine, die einem irgendwie eine Partei abnehmen könnte. Man kann nur allen dringend raten, sich möglichst bald impfen zu lassen, denn die Risiken einer Infektion sind ein Vielfaches größer, als die Risiken der Impfung und sie steigen insbesondere unter Ungeimpften mit jedem Tag mehr. „Mensch bleiben!“ (Adolf Tegtmeier)

  • Allen Schwurblern etc empfehle ich ein FsJ oder Praktikum auf einer Long Covid Station !

  • Die schärfsten Kritiker der Elche...

  • Das Beste wäre es, die Linke würde Wagenknecht rausschmeißen und sie machte ihre eigene Partei auf. Vielleicht zusammen mit Palmer?

    Die Linke würde auf unter drei Prozent schrumpfen, die neue Partei schnell auf über zehn Prozent.

    Wagenknecht ist sicher eine der kompetentesten Politikerinnen hierzulande.

    Ihr Buch, eine Analyse der sozialen Schäden, die sog. "Linksliberalen", verkappte Neoliberale, in den letzten Jahrzehnten angerichtet haben, ist einfach nur herausragend und nicht umsonst seit einem halben auf den Top-Plätzen der SPIEGEL-Bestsellerliste.

    Wagenknecht schreibt weitaus besser als ihre Talk-Show-Auftritte vermuten lassen, von denen ich weniger halte.

    Bei den "Selbstgerechten" stimme ich Wagenknecht bei fast allen Punkten zu.

    Bei ihrer Impfanalyse dagegen weniger.

    Doch wer weiß überhaupt noch irgend etwas Verbindliches?

    Die aktuellen Zahlen sind ein ultimatives Desaster.

    Wie auch immer: Wagenknechts Buch war ein Muss für die Republik. Wenn sich da ein paar bestimmte Linke auf den Fuß getreten sehen, um so besser für die Partei, vielleicht wird sie mal wach.

    Im übrigen: Eine Partei, die allen Ernstes "No-Border" vertritt, ist für alle Nicht-Dyskalkuliker unwählbar.

    • @shantivanille:

      Was, wenn die anderen Analysen von Wagenknecht genauso schwach waren wie ihre Analyse zu Impfung, Sie das da aber nicht so leicht prüfen konnten, so dass Sie die Fehler nicht gesehen haben?

    • @shantivanille:

      "Das Beste wäre es, die Linke würde Wagenknecht rausschmeißen und sie machte ihre eigene Partei auf. Vielleicht zusammen mit Palmer?"

      Ja, und Sarrazin nicht vergessen! Die drei wären ein echtes Zukunftsteam! Und ich könnte wieder ohne schlechtes Gewissen links wählen.

    • @shantivanille:

      Nun gut, aber wenn die kompetente Frau Wagenknecht mit ihrer eigenen One-Woman-Show aus dem Stand +10% holen könnte warum tut sie es dann nicht? Und war da nicht was; so von wegen 'Aufstehen'?



      "seit einem halben auf den Top-Plätzen der SPIEGEL-Bestsellerliste."



      Soweit ich sehe war das für drei Wochen der Fall, Sarrazins Machwerk hielt sich dort auch ganze 21 Wochen. Ein Kriterium für besondere Qualität oder eine korrekt Analyse ist das also wohl kaum.

  • Ich frage mich, warum bis zu dieser Pandemie die Entwicklung von Impfstoffen ca. 8 bis 10 Jahre dauerte. Diese Entwicklungszeit wurde damit begründet, dass in diesem Zeitraum auch die Langzeitwirkungen und Nebenwirkungen seriös untersucht würden. Eine durchaus beruhigende Vorgehensweise.

    Unter dem Druck der Pandemie wurden die Abläufe zur Genehmigung ganz neuer, bisher nicht erprobter Impfstoffe wie die mRNA Impfstoffe extrem verkürzt. Da gab es durchaus eine Vielzahl von Skeptikern. Doch die Devise hieß, dass der Nutzen der Impfung den Schaden weit übertreffen würde. So konnte jede(r) für sich entscheiden, sich impfen zu lassen oder nicht. Dass daraus nun eine Entwicklung entstand, Impfverweigerer an den Pranger zu stellen, ist m.E. dem Zeitgeist hysterischer Beschuldigungssucht geschuldet. Es scheint nur noch gut ODER böse zu geben. Das lässt sich auf viele andere Themen mit gesellschaftlicher Relevanz übertragen.



    Als Impfbefürworter fühle ich mich nun wirklich nicht als Held, der andere schützt. Das wäre auch falsch, denn ich kann durchaus Überträger sein. Ich habe mich lediglich selbst geschützt im Rahmen der Wirksamkeit meines Impfstoffes.

    • @Rolf B.:

      Inzwischen haben wir wieder Inzidenzen von um die 160, die Kliniken warnen schon wieder vor der drohenden Überlastung haben längst wieder angefangen Operationen zu verschieben und Platz für die sich abzeichnenden Coronakranken zu schaffen und ob es tatsächlich bei der kategorischen Zusicherung der Ampel bleibt, dass es auf gar keinen Fall einen weiteren Lockdown geben wird scheint mir höchst fraglich wenn die Zahlen weiter so steigen wie in den letzten Wochen. Dass das so aussieht hat ganz wesentlich auch damit zu tun, dass rund 1/3 der Bevölkerung die Impfung verweigert. Dafür das zu kritisieren sollten die aus dieser Entscheidung resultierenden Toten, chronisch Kranken ein valider Grund sein. Wo bitte ist also das Äußern dieser Kritik ein "Pranger" oder eine "hysterischer Beschuldigungssucht" und wie wären diese Problem ihrer Ansicht nach benenn- und kritisierbar ohne sich damit von ihnen diese Vorwürfe einzuhandeln?

  • Parteiausschluss, das ist doch Nonsens!



    Man sollte jedem seine Meinung lassen und Meinungsfreiheit auch leben, selbst wenn sie noch so skurril anmutet.



    Hier gleich einen Parteiausschluss zu fordern ist eher abwegig. Gewisse Äußerungen muss man halt auch ertragen.



    Letztlich entscheidet die Zustimmung oder Ablehnung, ob die Person weiterhin Verantwortung übernehmen kann oder einfach keine herausgehobene Position mehr bekommt.



    Wagenknecht hat einen Nerv getroffen mit der Eitelkeit vieler Protagonisten, die sich ein Linkes soziales Mäntelchen umhängen aber dann doch nur ihren Wohlstand pflegen in möglichst großer Distanz zur Realität. Und ja, das Migranten zu uns kommen ist ein Problem für jene, die Migranten als Konkurrenz für Wohnraum und gute Jobs respektive Einkommen wahrnehmen. Das daran nicht die Migranten Schuld tragen und was man dagegen tun kann um dies Wahrnehmung zu ändern, das ist eine politische Aufgabe für die Linke sich ihr zu stellen, denn Migration wird uns auf Dauer erhalten bleiben.



    Wie allerdings sich jemand gegen wissenschaftliche Erkenntnisse stellen kann und das mit "dem eigenen Recht" oder Freiheit rechtfertigt, das ist völlig abstrus. Ja es ist jedermanns Recht so zu leben und zu sterben wie es ihr/ihm beliebt. Wenn dieses Recht allerdings die Gemeinschaft bedroht und gefährdet, dann endet die Freiheit eben da wo die Freiheit der Anderen anfängt.

    • @Thomas Rausch:

      "Man sollte jedem seine Meinung lassen und Meinungsfreiheit auch leben, selbst wenn sie noch so skurril anmutet."

      Es macht aber - zumindest aus Wählerperspektive - irgendwie Sinn, dass die Politiker einer bestimmten Partei nur ein Teilspektrum aller möglichen Meinungen vertreten. Denn wenn das gesamte Meinungspektrum beim Spitzenpersonal aller Parteien vertreten wäre, gäbe es keine Unterschiede und keine Auswahl mehr. Wagenknecht hat dich einfach so weit von der Marke "Linkspartei" entfernt, dass sie nicht mehr dazu passt.

  • Palmer, Sarrazin, Maaßen, Wagenknecht - jede Partei hat ihren Quartalsirren, der im Grunde selbst weiß, dass er nicht in seine Partei passt, aber auch, dass er dort viel mehr Aufmerksamkeit erzeugt, als er als AfDler je bekommen würde.



    Ich hätte nichts dagegen, wenn man es den Parteien leichter machen würde, solche Leute loszuwerden. Interessant ist allerdings, wie unterschiedlich die Parteien mit diesen Typen umgehen: Von langwierigen, aber von der Parteiführung immer unterstütztem Ausschlussverfahren (SPD) über Kandidat in der Provinz, der in der Partei zwar marginalisiert ist, von dem sich der Vorsitzende aber nicht wirklich distanzieren will (CDU), über möglicherweise wieder OB-Kandidat in der schwäbischen Provinz mit großer Anhängerschaft (Grüne) zu Listenplatz 1 im größten Bundesland bei der Bundestagswahl (Linke). Das sagt glaube ich mehr über diese Parteien aus, als ihnen womöglich lieb ist

    • @Ruediger:

      Ja, die vier haben sehr viel miteinander gemein.

    • @Ruediger:

      Frau Wagenknecht so in die AfD-Ecke zu rücken ist einfach nur peinlich, blamabel und polemisch. Hätten Sie sich nur zwei Minuten mit den Ideen von Frau Wagenknecht zur sozialen Ungerechtigkeit in diesem Land beschäftigt, so wüßten Sie, daß Sie hier einfach nur Blödsinn abgelassen haben.

      • @Lars B.:

        Mir reichen Wagenknechts Ideen zu Migranten und Corona, um mich nicht weiter mit ihr beschäftigen zu müssen.

  • Ohne Wagenknecht schafft es die SED äh Linke dann endlich unter 5%.

    • @Karlchen:

      This!

    • @Karlchen:

      Wagenknecht hat als Spitzenkandidatin in NRW 3,7% geholt. Das spricht wirklich enorm für sie.

      • @Kaboom:

        Dann raten Sie mal, wie hoch der %-Satz ohne sie gewesen wäre.

        • @Lars B.:

          Da wir hier in NRW nicht sooo auf neurechte Positionen stehen, würde ich 4.7 % vermuten.

  • Das sich Frau Wagenknecht als Impfskeptikerin outet, musste nun wirklich nicht sein. Aber ok, es ist ihre Meinung selbst wenn ich sie nicht gut finde. Sogar mit meiner Frau bin ich in einigen Dingen unterschiedlicher Meinung, ohne dass mir gleich ein Ausschlussverfahren aus dem ehelichen Schlafzimmer droht. Eine Beziehung muss das aushalten, besonders wenn es auch noch viele Gemeinsamkeiten gibt. Diese Typen von der Linken reagieren da sehr dünnhäutig. Was wollen die? Eine Partei wie die SED? Nur der Parteisekretär sagt wo's langgeht und ansonsten nur begeisterte Stille? Die sollen sich doch mal bitte die anderen Parteien ansehen und deren inneren Prügeleien. Das ist gelebte Demokratie, man hasst den Anderen. Und trotzdem findet man dank Kompromissfähigkeit immer wieder zueinander und aus Hass wird Liebe, zumindest bis zum nächsten mal.

    • @chinamen:

      Angenommen ihre Frau propagiert wiederholt populistische und xenophobe Standpunkte und veröffentlicht ein Buch in dem sie sie als selbstgerechten Heuchler diffamiert, wäre das immer noch eine Meinungsverschiedenheit der mit Kompromissfähigkeit zu begegnen ist oder gibt es vielleicht doch auch irgendwo rote Linien bei deren Überschreiten man sich dann doch eingestehen muss, dass eine Beziehung auf einer solchen Basis nur noch dysfunktional ist?

      • @Ingo Bernable:

        Populistisch sind immer die anderen, aber xenophob ist auch so ein populistisches Wort.

    • @chinamen:

      Die Mitgliedschaft Wagenknechts mit einer Beziehung zu vergleichen, ist IMHO nicht sehr treffend.



      Der Sachverhalt ist hochgradig banal: Wenn man einem Verein beitritt, hat man sich an die Regeln des Vereins zu halten

  • Der Oskar und die Sahra feuern schon seit Jahren heftige Salven in die eigene Partei und Öffentlichkeit, dass man denken könnte sie würden A) vom Anti-Antifa e.V. für jede demontierende Äußerung bezahlt oder B) von FDP und CDU dafür bezahlt, dass sie die eigentlich sterbende Hufeisentheorie mit einer Neuauflage aufrechterhalten. Anders kann ich es mir nicht erklären. Wer derart AfD Nähe Positionen umherballert wird die Rassist:innen die AfD wählen nicht zurück zur eigenen Partei holen. Demontierende Quälgeister mit den drang zur Aufmerksamkeitserhaschung durch herumpoltern. Die von Wagenknecht gebrachte Impfskepsis ist ein weißes Privileg was jeden Egofurz der hier querliegt über die Solidarität mit jenen stellt, die die Pandemie am meisten erwischt: arme Menschen. Würde Frau Wagenknecht morgen gehen, ich würde ihr die Tür aufhalten. Ob das dann die Probleme der Partei löst, weiß ich nicht, verschlechtern kann ich mir allerdings kaum vorstellen...

  • Frau Wagenknecht fischt im Trüben, und hofft bestimmte Fische zu fangen.



    Das bringt ihr viele Symphatien ein, aber immer noch kein Direktmandat.



    Das wird zur Folge haben, das sie erneut einen eigenen Club gründen wird.



    Der letzte hieß "aufstehen".



    Der neue "sitzenbleiben".



    Und irgentwann wird sich der Kapitalismus kampflos ergeben.



    Mit einem Seufzer: Ich kann es nicht mehr hören".



    Wer erfährt´s zuerst? Die TAZ, versprochen.

  • Frau Wagenknecht ist eine Klasse für sich. Das ist wahrscheinlich das größte Problem ihrer Partei"freunde". Sie können ihr weder rhetorisch noch intellektuell noch vom gesamten Auftritt her das Wasser reichen. Also versucht man, sie mit der moralischen Keule abzuräumen. Zu einigen Themen darf man sich eben nicht kritisch äußern, da gilt die politische Alternativlosigkeit.

    • @wollewatz:

      Geflüchtete als angebliche Konkurrenz um Arbeitsplätze, Wohnungen und Sozialhilfen zu denunzieren oder öffentlich 'Impfskepsis' zu verbreiten obwohl die nötigen Informationen die die vorgeblichen Bedenken widerlegen würden bestens verfügbar sind ist nun wirklich nichts was für besondere Intellektualität spräche.

    • 0G
      05989 (Profil gelöscht)
      @wollewatz:

      Sowohl intellektuell, als auch rhetorisch hat sie in den letzten Monaten, wenn nicht Jahren, zunehmend enttäuscht.

      Sie ist ausgezeichnet bei wirtschaftspolitischen Themen, weil sie exzellent die Widersprüche des modernen Kapitalismus identifiziert und Lösungen zu einer Rückkehr zu einer Hybridform anbietet. Die Rückkehr zu einer sozialen Marktwirtschaft der Nachkriegszeit unter dem Eindruck der zusammengebrochenen Herrschaft des Kapitals mit Hilfe der Nazis.

      Und seitdem sie sich mit anderen Themen beschäftigt, sondern sie viel Sonderbares ab. Seitdem halte ich sie eher für eine Inselbegabung... also für Wirtschaftspolitik und greise Sozialdemokraten.

    • @wollewatz:

      Sie ist zweifellos eine Klasse für sich.

      Und Sie und die anderen Klassenkameraden, werden ihr immer die Stange halten, was immer sie auch von sich gibt.

      Der Abend bei Anne Will war ja nicht mehr als ein weiteres Highlight ihrer Äußerungen die man, auch bei sehr gutwilliger Auslegung, nicht mehr als links bezeichnen kann.

      Immerhin hatte sie die Stirn, einem Fachmann und einer Wissenschaftsjournalistin zu erklären, was es mit dem Impfen so auf sich hat.

      Doch was nützt die größte Intelligenz, die beste Rhetorik und Eloquenz, wenn man Blödsinn erzählt?

      Oder, um es mit Lauterbach zu sagen, "Räuberpistolen" auf den Tisch legt.

      Sollte es ihr gelungen sein, mit diesem Auftritt auch nur einen Menschen vom Impfen abzuhalten, dann muss sie das mit ihrem Gewissen ausmachen.

    • @wollewatz:

      Zu welchen Themen äußern sich denn Wagenknecht ihrer Meinung nach kritisch? Bezüglich der Impfungen war es meinerMeinung nach keine fundierte Kritik sondern subjektive Perspektive. Das würde wiederum nicht zu ihrer Aussage passen.