Neues Familienbild der Ampel: Eine kleine Revolution

Die Ampel will bis zu vier Eltern pro Kind erlauben. Endlich wird die Lebensrealität von Regenbogenfamilien rechtlich abgesichert.

Vier Babys liegen schlafend im Krankenhaus.

Mehr als eine Mama und ein Papa? Die Ampel will Regenbogenfamilien stärken Foto: dpa

Es ist nicht weniger als eine kleine Revolution, auf die sich SPD, Grüne und FDP in ihrem Koalitionsvertrag verständigt haben. Das Familienrecht soll an eine vielerorts längst gelebte Praxis angepasst werden. Eltern sollen auch zu dritt oder zu viert Verantwortung für ihre Kinder übernehmen können. Und das soll für alle denkbaren Konstellationen gelten. Sogar für Heteros!

Dass die Ampel die Diskriminierung lesbischer Mütter, die derzeit erst ein von ihrer Ehepartnerin geborenes Kind adoptieren müssen, abschaffen würde, hatte man erwarten können. Wenn ein Kind in die Ehe zweier Frauen geboren wird, sind automatisch beide rechtlich Mütter des Kindes, heißt es nun in schöner Klarheit im Koalitionsvertrag.

Be­den­ken­trä­ge­r:in­nen mit konservativem Familienbild hatten eingewandt, dass durch diese Reform der biologische Vater außen vor gelassen würde. Tatsächlich kann mann als Samenspender bisher nur auf alle Rechte und Pflichten verzichten. Oder es bliebe die Ehepartnerin der leiblichen Mutter ausgeschlossen.

Hier leistet nun eine zweite Reform der Ampel Abhilfe. Vereinbart wurde der Ausbau des sogenannten kleinen Sorgerechts, durch das Stiefeltern bereits jetzt die Möglichkeit haben, in gewissen Alltagsfragen mitzureden. Es soll ausgebaut und zu einem eigenen Rechtsinstitut werden. Den Kerneltern können also noch weitere mit Mitspracherecht zur Seite treten. Damit wird rechtlich anerkannt, dass Elternschaft nicht auf zwei Personen beschränkt ist.

Die Liberalen hatten, anders als Grüne und SPD, in ihrem Wahlprogramm sogar vorgeschlagen, dass bis zu vier Menschen ohne Wenn und Aber rechtliche Eltern eines Kindes sein dürfen. Eine Zahl, die bei der Kooperation von lesbischen mit schwulen Paaren ja schnell zusammenkommt. Ganz so Laissez-faire wollten es die Ko­ali­ti­ons­part­ne­r:in­nen dann aber doch nicht haben. Nun müssen die Beteiligten damit leben, dass die einen ein großes, die anderen nur ein nachgeordnetes kleines Sorgerecht bekommen können.

Aber allein die Tatsache, dass Mama, Mami, Papa und Papi – ganz egal wer von den vieren mit wem eine sexuelle oder eine Liebesbeziehung hat oder hatte oder nicht hatte – künftig schon vor Geburt mit staatlichem Segen vereinbaren dürfen, die Erziehung ihres Kindes gemeinsam zu wuppen, ist im Wortsinne weltbildverändernd.

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Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

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