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Foto: Tina Eichner

Naturschutz contra erneuerbare EnergieÖkos gegen Öko

„Solar gehört aufs Dach!“ steht auf dem Plakat. Will heißen: nicht auf Acker und gerodeten Wald, schon gar nicht im Osten Sachsens.

E in Polizeiauto, zwei Polizisten, eine kleine Menschenansammlung – die Kundgebung an diesem kühlen Mai­abend ist überschaubar, friedlich und für die lokale Bürgerinitiative ein kleiner Sieg. Statt der angemeldeten 50 Menschen sind 80 gekommen. „Solar gehört aufs Dach“ heißt es auf handgemalten Pappen, „Grüne Energie durch Rodung? Nein“ und „Hände weg von den Hochkippen“.

Die Mulkwitzer Hochkippen, zwischen den Dörfern Rohne und Mulkwitz ganz im Osten Sachsens nahe der polnischen Grenze gelegen, sind ehemalige, renaturierte Abraumhalden; die Verwaltungsgemeinschaft Schleife, ein Zusammenschluss von sieben Ortschaften im Landkreis Görlitz, befindet sich im Braunkohlerevier der Oberlausitz. Es ist das Land des Stromerzeugers LEAG, des Tagebaus von Nochten und des Kraftwerks Schwarze Pumpe. Noch – spätestens 2038, so ist es beschlossen, läuft die Stromgewinnung aus fossilen Brennstoffen aus. Die Region muss sich neu erfinden.

Was liegt näher, als auf neue Technologien und erneuerbare Energien zu setzen? Wie sonst soll man den Strukturwandel in der entindustrialisierten Region stemmen? Was also spricht gegen Pläne, auf den Mulkwitzer Hochkippen zwei Solarparks zu errichten?

Zweifel an Solaranlagen auf der Kundgebung

Die kleine Kundgebung vor dem Sorbischen Kulturzentrum in Schleife nimmt mit Trommeln und Reden ruhige Fahrt auf. Um sechs will der Gemeinderat zusammenkommen und über die Aufstellung eines Bauleitplans für das Investorenvorhaben beraten. Keine parteipolitischen Reden, bittet einer der Organisatoren der Kundgebung. Was folgt, ist eine sehr persönliche Ansprache.

Hubertus Scammell, ehemaliger Revierförster, erinnert daran, wie nach der Wende arbeitslos gewordene Schichtarbeiter „Pionierbaumarten“ und wurzelintensive Sträucher gepflanzt haben, um die Erosion des Bodens zu verhindern. Es handele sich keineswegs um ökologisch minderwertige Flächen, erklärt der Mann mit dem grauen Pferdeschwanz und Norwegermütze – es gehe um Feuchtgebiete, seltene Pflanzen- und Tierarten, teilweise auf der Roten Liste, um bestehende intakte Ökosysteme. „Wie werden solche Flächen durch Solaranlagen aufgewertet?“ fragt Scammell.

Der Gemeinderat beschließt gleich zu Beginn seiner Sitzung, den Tagesordnungspunkt Solarpark auszusetzen. „Wir sollten an der Sache orientiert diskutieren, bis alle Fragen beantwortet sind“, sagt Bürgermeister Jörg Funda (CDU). „Ich habe die Hoffnung, dass es darüber nicht zu einer Spaltung kommt.“ Einige Dörfer waren jahrelang von Abriss und Umsiedlung bedroht, wie damit umzugehen sei, schürte viele Ängste und schuf Zerwürfnisse. Die Menschen sind mürbe, misstrauisch, aber auch wachsam geworden.

Förster Hubertus Scammell lehnt den geplanten Solarpark ab Foto: Tina Eichner

Manja Bartz und Daniel Jakubik rollen draußen ihr Transparent ein, es ist noch hell. Sie werten das Aussetzen des Tagesordnungspunktes als „Erfolg“. Bartz und Jakubik gehören zum Organisations-Team der Interessengemeinschaft (IG) Mulkwitzer Hochkippen, die sich im März gegründet und eine Unterschriftenliste zum Erhalt dieser Landschaft organisiert hat. 1.200 waren es an diesem Tag, inzwischen sind es 2.100.

Ist Wildnis erhaltenswert?

Doch ausgesetzt heißt nur verschoben – ausgestanden ist die Sache nicht. Es geht um ein Gebiet von rund 410 Hektar, umgerechnet 574 Fußballfelder, also ganz schön groß. Eingefasst ist es von einer West- und einer Ostkippe, wo auf Teilflächen jeweils ein Solarpark mittlerer Größe entstehen soll. Wo aber in den vergangenen Jahrzehnten eine Art Wildnis entstanden ist, die nicht unter Naturschutz steht, da das Gebiet noch als Erschließungsgebiet für den Tagebau im Regionalplan steht. An der Westkippe will die Solizer GmbH bauen, ein Hamburger Unternehmen; an der Ostkippe plant die Kronos GmbH, eine Firma mit Hauptsitz in München und Büro in Leipzig.

Das Terrain, das in der DDR als Staatsforst galt und nach der Wende zur Treuhand kam, wurde Mitte der 1990er an zwei Privatleute verkauft. Der eine betrieb anfangs Landwirtschaft auf dem Hochplateau, der andere veranstaltete Jagdgesellschaften, erzählt man sich im Dorf. Es ist Zufall, dass nun beide Besitzer ihr Gelände veräußern beziehungsweise verpachten wollen. Und es ist Zufall, dass nun zwei Investoren zur gleichen Zeit an die Gemeinde mit Solarenergievorhaben herantreten. Ihre Pläne sind auf der Webseite der Gemeinde zu finden.

Es ist sicher kein Zufall, dass gerade jetzt, da die erneuerbare Energien ausgebaut werden sollen, Unternehmens-Scouts Ausschau nach Standorten für Windkraftanlagen und Solarparks halten. Und in der Lausitz, wo bald die Bagger stillstehen und die Unsicherheit groß ist, was kommen wird und was kommen soll, gibt es geeignetes Land.

Die Stromtrasse ist da, das Umspannwerk, und es gibt die Hochspannungs­leitungen. Das ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll

Lars Büsching, Geschäftsführer des Investors

„Die Infrastruktur ist bereits vorhanden“, sagt Lars Büsching, Geschäftsführer von Solizer, am Telefon und klingt so schwärmerisch, dass zu merken ist, dass es ihm hier um etwas geht: „Die Stromtrasse ist da, das Umspannwerk, und es gibt die Hochspannungsleitungen vom Kraftwerk Schwarze Pumpe, wo sich der Strom einspeisen ließe. Das ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll.“

Wie die Kronos GmbH will Solizer ohne Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bauen und den erzeugten Strom frei auf den Markt bringen. Die Firma bewirbt sich um zwei weitere Standorte in der Nähe: an einer stillgelegten Bahntrasse und am Umspannwerk.

Büsching nimmt sich Zeit für das Gespräch. Seit 13 Jahren arbeitet er in der Solarbranche, 2014 hat er sich selbstständig gemacht. Die Unruhe, die Missverständnisse vor Ort verursachen ihm „ein schlechtes Bauchgefühl“. „Wir haben nichts Falsches vor“, versichert er. „Wir sind noch ganz am Anfang.“ 15 Großprojekte in Deutschland plant seine Firma derzeit. „Vorhaben und Pläne werden ausgelegt, jeder darf Einwände geltend machen“, erklärt Büsching. „Das sei urdemokratisch und sehr sinnvoll. „Außerdem wird es Auflagen geben, die wir zu befolgen haben.“

Solizer baue „nur auf Freiflächen“ und prinzipiell nicht in Naturschutzgebieten oder auf hochwertigen Ackerflächen. Und was ist mit dem Waldbestand auf der Westkippe, von dem etwa hundert Hektar gerodet werden müssten? „Dafür würden wir zweihundert Hektar aufforsten“, rechnet Büsching vor. „Wir wollen den Wald umwandeln und nachhaltig verbessern.“

Scammell und sein Jagdhund Foto: Tina Eichner

Waldverbesserung ist so ein Wort, das bei Hubertus Scammell, könnte er zuhören, deutliches Stirnrunzeln hervorrufen würde. „So einfach ist das mit der Waldumwandlung nicht“, erklärt der 63-Jährige bei einem Rundgang über die Mulkwitzer Hochkippen. „Das sind Lebensräume, die sich über 30 bis 80 Jahre entwickelt haben.“ Er zeigt auf eine licht stehende Gruppe von Kiefern, das sei zum Beispiel waldbaulich falsch. „Nimmt die Vergrasung zwischen den Bäumen zu, weil es zu viel Licht gibt, entzieht das Gras den Baumwurzeln die Feuchtigkeit.“ Man müsse oben wie unten durchforsten.

15 Jahre lang hat Scammell das Gebiet nicht besucht, wo er in den 1990ern als Revierförster selbst Hand angelegt hat. Der Mann mit dem verblichenen grünen Parka, seinen Hund Ramses zur Seite, steht vor den Schildern am Eingang zum Hochplateau. „Die haben wir noch mit der Hand geschrieben“, erzählt er. „Das Schöne war, du konntest damals Landschaft gestalten, ich hatte fast alle Freiheiten. Wir haben die alten Ortsverbindungen erschlossen, Mischwälder mit Remise, Dauergrünland für das Wild und Wanderwege angelegt. Ich glaube, das sollte der Wald der Zukunft sein!“

Scammell entstammt einer Dynastie von Förstern. Wo sich heute die Hochkippen befinden, gab es bis in die 1970er Jahre einen Eichenwald, der unter dem Abraum des Nochtener Tagebaus begraben wurde. Scammells Vater kam die Aufgabe der Renaturierung des Gebietes zu, er ließ Kiefern, Eichen, Robinien, Birken, Erlen pflanzen, mischte damals schon den Wald auf, auch wenn der Staatssozialismus auf Kiefer und Holzwirtschaft setzte; nach der Wende mussten die Schäden beseitigt werden.

Fünf Feuchtgebiete entstanden, Biotope, die seltenen Vögeln, Schmetterlingsarten und Pflanzen bis heute eine Heimstätte bieten. Die Hochkippen sind ein Terrain, wo man genauer hingucken, suchen muss. Unansehnliche Wildnis für die einen, ein Paradies für seltene Pflanzen und Tierarten für die anderen; minderwertige Böden, argumentieren die Investoren. Hubertus Scammell erspäht mit geübtem Jägerblick einen Seeadler, der sich auf einem Feld niedergelassen hat, wo er auf Beute lauert.

In den fünfzig Jahren sind Lebensräume entstanden. Die zu zerschneiden und zu zerstören ist falsch

Hubertus Scammell, ehemaliger Revierförster in den Mulkwitzer Hochkippen

„In den fünfzig Jahren sind Lebensräume entstanden“, sagt er. „Die zu zerschneiden und zu zerstören ist falsch. Man muss das als einen Lebensraum betrachten.“ Etwa Zwei Drittel der Hochkippen sind bewaldet, ein Drittel Ackerland. Am Waldrand stehen Pappeln und hohe Sanddornsträucher, die den Wildschweinen Futter bieten. Plötzlich fegt ein ein Rudel Rotwild über den Acker, an die 50 Tiere – wie ein flüchtiger Kondensstreifen am nicht so fernen Horizont. Fünf Minuten später galoppiert eine Wildschweinrotte der Mutter hinterher, ein kleines Borstenschwein als Nachhut. Scammells Hund Ramses setzt hinterher. Es gelingt mit Mühe, den Hund zurückzuholen. Nur der Wolf lässt sich an diesem Tag nicht blicken.

„Es sollte uns eine Verpflichtung sein, die letzte vorhandene Natur hier zu bewahren“, sagt Daniel Jakubik von der IG Mulkwitzer Hochkippen. „Wir gehören zu der Region in Ostdeutschland, die am meisten durch die Braunkohle zerstört ist.“ Jakubik, 45, im Hauptberuf Notfallsanitäter, ist Naturfotograf und ehrenamtlicher Naturschützer. Andere aus der BI sind Schmetterlingsexperten, Pflanzenspezialisten oder wie Manja Bartz schlicht ihrer Heimat verbunden. Die Heilpraktikerin aus Spremberg liebt „die Ruhe“ der Hochkippen. „Der Charme der Wildnis würde verloren gehen.“

Der Ärger mit den Anrufen

Als ausgesprochen uncharmant empfand sie den Anruf eines Mitarbeiters der Kronos GmbH. Die Bürgerinitiative hatte ihre Facebook-Seite gerade online gestellt. “Gehören Sie zu der BI?“, hätte der Anrufer gefragt. „Dann hören Sie auf, solche Lügen zu verbreiten!“ Es sei keine offensichtliche Drohung, aber „eindrücklich“ gewesen, erinnert sich Bartz, die das Gespräch abbrach. Der Verdacht, dass es der Firma nur ums Investment und nicht um die Sache geht, hat sich bei den Mitgliedern der BI so eher verstärkt. Zwei weitere Mitglieder der Kerngruppe erhielten ähnliche Anrufe. „Die Art und Weise der Anrufe war darauf ausgerichtet zu sagen: Hört auf!“, sagt Bartz.

Fragt man bei der Kronos GmbH nach, ruft der Geschäftsführer persönlich zurück. Über 80 Parks hat seine Firma weltweit realisiert. „Wir versuchen proaktiv zu sein“, erklärt Alexander Arcache am Telefon das Vorgehen. „Wir sprechen die Bürger aktiv an. Der größte Fehler wäre, wenn wir nicht sauber kommunizieren. Wir wollen, dass Fakten auf dem Tisch liegen.“ Fakt ist für ihn: „Es handelt sich um eine der besten Flächen Deutschlands für einen Solarpark.“

Die Bodenqualität des ehemaligen Ackerlandes auf der Ostkippe, wo der Kronos-Solarpark entstehen soll, sei „minderwertig“, das hätten Analysen bestätigt; es werde dort ökologischer Mehrwert entstehen. „Im besten Fall entsteht Naturschutz durch erneuerbare Energien.“ Arcache spielt einen weiteren Trumpf aus: „Bei uns wird kein Baum gefällt.“

Umweltschützer empfehlen alternative Standortsuche

Die Regionalgruppe Weißwasser des Naturschutzbund (Nabu) hat sich das angeblich minderwertige Ackerland der Osthalde angeschaut. Es handele sich um eine Konversionsfläche, erklärt Büroleiter Christian Hoffmann am Telefon, konventionell genutzter Acker, vermutlich nicht stark pestizidbelastet. Rein fachlich sei die Wahl der Flächen dort gut vorbereitet. Aber: „Je älter eine künstlich geschaffene Fläche, desto interessanter ist sie für die Natur“, gibt er zu bedenken. „Sie stört sich nicht daran, dass der Boden minderwertig ist. Sie bekommt Reife.“ Auf den Mulkwitzer Hochkippen ist mit den Jahren eine vielfältige Acker-Wildkraut-Flora gereift, Nahrungsgrundlage für Kraniche, Feldlerchen und andere Tiere.

Der Nabu spricht die Empfehlung aus, alternative Standorte zu suchen, er hält die Flächen für „nicht genehmigungsfähig“, da die „bereits hohe Wertigkeit für Pflanzen- und Tierwelt durch Fotovoltaik-Anlagen kaum noch erhöht“ werden könne. Von einer Klage würde Hoffmann nach jetzigem Stand jedoch absehen.

Der Nabu wäre einer von 48 Trägern öffentlicher Belange, die, falls es zu einem Aufstellungsbeschluss käme, Stellung beziehen können. „Ich habe mit der Bürgerinitiative das mögliche Planverfahren erläutert“, sagt Bürgermeister Jörg Funda. „Da wird geprüft, ob das alles überhaupt geht. Es bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Antrag durchgeht.“ Funda sieht notwendige Kriterien wie: die Blühwiese erhalten, Kranichbrutplätze und Löschwasserteiche sichern, die Einzäunung durchlässig halten, Wanderwege instandhalten. „Wir wollen die Natur erhalten und pflegen“, sagt er. „Es gibt aber auch die Chance, mit dem dort verdienten Geld den Naturschutz zu gestalten und so Ökologie und Ökonomie zu verbinden.“

In welcher Weise aber könnte die Gemeinde profitieren? Arbeitsplätze werden durch die neuen Solarparks nicht viele entstehen. Bauaufträge, Wartung, Instandhaltung sollen an lokale Firmen gehen, versprechen die Investoren. Es dürften Gewerbesteuern anfallen, die in der Kommune verbleiben. Der Bundestag hat ein neues Gesetz für das komplizierte Regelwerk im Energiesektor auf den Weg gebracht, das die Standort-Kommunen künftig besser stellen will. Und beide Firmen versprechen, eine freiwillige Konzessionsabgabe leisten zu wollen.

Bürgermeister Funda sieht Chancen für die gebeutelte Region: „Wir sitzen an der Nahtstelle“, sagt er über die Oberlausitz. „Wir haben den Wandel der Energieerzeugung direkt vor der Tür.“ Als Gemeinde verfüge man über die Planungshoheit und damit über Gestaltungsmöglichkeiten. Es passt gut, dass die nordsächsische egNEOS, eine Energiegenossenschaft mit 350 Mitgliedern, eine Absichtserklärung über eine Kooperation mit der Kronos GmbH unterzeichnet hat. „Kronos ist auf uns zugekommen“, bestätigt Geschäftsführerin Susanne Koschker in Dresden am Telefon, „ob wir die Bürgerbeteiligung in Schleife gewährleisten wollen“.

Anteile kaufen, Bilanztricks verhindern

Die lokale Bevölkerung soll Anteile von mindestens 500 Euro bei der egNEOS erwerben können, die dann mit zehn Prozent am Solarparkprojekt der Kronos GmbH beteiligt wäre. Der Vorteil für die Gemeinde: „Die Firma kann nicht mehr abwandern“, erklärt Koschker. Die Energiegenossenschaft besäße eine Sperrminorität. „Außerdem fallen bei solchen Modellen eines Bürgersolarparks jährlich Gewerbesteuern an“, erklärt Koschker, „von denen 70 Prozent in der Gemeinde bleiben. Bilanztricks sind hier nicht möglich.“

Auch das Modell von Solizer sieht einen Bürgersparbrief vor. Bürgerbeteiligung ist gefragt, weiß Koschker: „Viele Leute wollen etwas aktiv für den Umweltschutz tun und sich an der Energiewende beteiligen. Außerdem steigt so die Akzeptanz für die größer werdenden Projekte der Solarenergie.“ Eine Chance für die kleine Energiegenossenschaft, die zwar Solar auf Dächer bringt, aber keine Großanlagen aus eigener Kraft stemmen kann.

Bürgerbeteiligung ist etwas, das alle Beteiligten fordern oder fördern möchten – so wie die erneuerbaren Energien im Prinzip auch. Bürgermeister Jörg Funda spricht von „gemeinsamer Gestaltung“. Der Nabu empfiehlt einen Bürgerrat. Die Bürgerinitiative möchte schließlich gehört werden und den Aufstellungsbeschluss verhindern. Hubertus Scammell sagt: „Es müsste öffentliches Interesse geweckt werden, dass dies ein schützenswertes Gebiet ist.“

Jörg Funda winkt ab: “Dazu habe ich andere Erkenntnisse.“ Die Naturschutzbehörde habe das Thema nicht auf der Tagesordnung. Die Investoren beteuern, alle Einwände und Vorgaben zu respektieren. Die Grünen-Politikerin Annett Jagiela aus Görlitz sagt: „Das Wort Bürgerbeteiligung ist schwierig. Die Amts­trä­ge­r*in­nen in der Region können sich darunter nicht so viel vorstellen. Es bedeutet eben nicht nur Information, sondern Einbeziehung.“

Jagiela, 44, die in Görlitz als Direktkandidatin für den Bundestag antritt, empfiehlt: Tempo rausnehmen. „Ich frage mich, wo kommt der Druck für die Gemeinde her?“ Jagiela hat sich über die Mulkwitzer Hochkippen führen lassen und war vom Artenreichtum beeindruckt. „Die Natur ist einer der Standortfaktoren der Region“, sagt sie, „das muss man anerkennen. Der Naturschutz ist heute Teil des Strukturwandels.“ Deswegen hält sie nicht viel von einer „Pendeldiplomatie“, nach alter Schule von einem Akteur zum nächsten zu laufen und zu versuchen, alle Positionen unter einen Hut zu bekommen. „Man sollte von Anfang an alle an einen Tisch setzen. Sich als Gruppe verstehen, als Partner und nicht als Störfaktoren wahrnehmen.“

Wann die Solarparks das nächste Mal auf die Tagesordnung des Gemeinderats in Schleife kommen, ist unklar, vielleicht schon im Juli. Noch stammt in Sachsen nur ein Viertel des Stroms aus erneuerbaren Energien. Das sächsische Umweltministerium, in Händen der Grünen, hat soeben ein Energie-Klima-Programm verabschiedet, das die regionalen Planungsverbände verstärkt für Solar- und Windenergie in die Pflicht nehmen will. Es wird die bereits in anderen Bundesländern gültige Regelung übernehmen, dass Fotovoltaik-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen „in benachteiligten Gebieten“ gefördert werden. Die Oberlausitz hat viele solcher benachteiligter Gebiete. In Zukunft könnten hier Solarparks aus dem Boden sprießen. Solarzellen wären dann fast überall erlaubt außer in unter Schutz stehenden Gebieten.

Die Mulkwitzer Hochkippen sind kein Naturschutzgebiet. Aber ein Gebiet, das schützenswert wäre.

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52 Kommentare

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  • "Grüne" Energie wird mir, als engagiertem Naturschützer, immer unheimlicher. Man müsste dafür vielleicht mal einen weniger euphemistischen Begriff finden.

  • Wenn so ein Solarpark auf benachteiligten landwirtschaftlichen Flächen errichtet wird, verliert der Landwirt die Flächenprämie aus Mitteln der EU. Bei diesem Haldenstandort ist das vermutlich nicht der Fall. Also führt die EU-Subvention zur Bevorzugung des ökologisch ungünstigeren Standorts.

    Allerdings: Im Vergleich zum Klimaeffekt durch Verdrängung fossiler Energien ist der Flächenverbrauch bei jedem Solarpark ein zu vernachlässigender Effekt.

  • Wir haben das größte Artensterben seit dem Paälozän. Natürlich darf da eine Energiewende nur mit Naturschutz funktionieren.

    Was bisher geschieht geht leider immer noch in die falsche Richtung. In DE werden 17% der Ackerflächen mit Energiepflanzen insb. als Maismonokulturen bewirtschaftet und tragen mit bei zum Artensterben.

  • Es gäbe außer Dächern mehr als genug geeignete Flächen für große PV-Anlagen, z.B. Industriebrachen, Abraum- u. Müllhalden, evtl. ehemalige Tagebaugebiete und auf Kleinflächen, z.B. als Nachbarschaftsprojekte odervauf kommunaler Basis sowieso. Setzt natürlich eine Abkehr von der Wachstumsideologie voraus, die jede Fläche, die nicht bebaut oder landwirtschaftlich genutzt wird in Entwicklungs- und Investitionsplanungen einbezieht.

    Leider sind Naturflächen immer am billigsten zu haben, was entsprechende Konflikte heraufbeschwört.

    Hier ein Link zu einer ähnlichen Problematik, wo ein bedeutendes Naturschutzgebiet/Naturpark in einer Nationalparkregion Windkraftanlagen in bislang noch nie dagewesener Höhe weichen soll. Es finden sich m.E. aufschlussreiche Texte und gute Argumente darin:

    rettetdenbirgelerurwald.jimdofree.com/

    • @Khaled Chaabouté:

      Hier ist es aber eine Abraumhalde.

      Das weckt die Vermutung, dass vielleicht doch auf EEG-Förderung spekuliert wird, denn dort sind solche Kriterien wichtig.

  • Fakt ist doch der Stromverbrauch steigt stetig, auch die taz online gibt es nicht ohne stromfressende Serverfarm. Die Menschen sind ganz offensichtlich nicht zu ernsthaftem Verzicht bereit, viele nicht mal für eine sozialökologische Umverteilung. Aber Windräder und PV will dann wieder keiner im Hinterhof stehen haben. Vielleicht lieber Atommüll?

    • @hessebub:

      PV im Hinterhof ist verschattungstechnisch ein eher schlechter Standort - aber vorm Hinterhof ist ja das Haus und auf dessen Dach stört die PV-Anlage die wenigsten.

  • Wir können natürlich unsere Rest - Natur so lange mit Erneuerbaren zupflastern, bis gar nichts mehr übrig ist. Urlaub findet dann dort statt, wo es noch Natur gibt; die steht dort natürlich irgendwann auch zur Disposition. Alles so lange durchindustrialisieren, bis wirklich der letzte Rest vernichtet ist und wir einfach weitermachen können, mit unserer perversen Überproduktion.

    • @Axel Donning:

      Am besten machen wir dann den Urlaub nur noch virtuell vor der Glotze mit alten naturdokus oder im www auf googleearth -



      Das ist dann Dank genügend erneuerbare Energielandschaft um uns herum auch annähernd CO2 neutral möglich ;-)

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Axel Donning:

      Warum wir nicht die Flächen der "Energiepflanzen" ztupflastern statt dessen, ist mir kein Rätsel. Die 2% Influencer will die CDU nicht verlieren.



      Statt unter einem Prozent solaren Wirkungsgrad könnte man 15 haben. Aber der Bauer muss ja einen dicken Trecker rumfahren um die Subventionen für sein Land zu rechtfertigen.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Was mich wirklich nervt ist die Darstellung der falschen Kausalität namens "je mehr erneuerbare Energiegewinnung, desto besser für die Natur". Die "grüne Energie" dient also immer noch dazu, unseren Planeten durch ein zuviel an allem zu zerlegen. Wir müssen uns erst einmal im Klaren darüber sein, wie viel Energie für welche Ziele wir produzieren müssen - und da gehört das Märchen vom ewigen Wachstum auf den Prüfstand. Zumindest gehört zuerst jedes Potenzial ausgelotet und umgesetzt, was das Einsparen von Energie bedeutet. Das wir das, was wir noch unbedingt benötigen als "grüne Energie" produzieren müssen, ist klar, aber warum das zerstören, was wir doch vorgeben durch die Energiewende erhalten zu wollen?

        • @Axel Donning:

          Da stimme ich zu. Leider wird das Wirtschaftsmodell vorherrschend weitergetragen und höchstens die einen Produkte gegen andere wie bspw. Verbrenner gegen E-Autos, anstatt zu gucken, was mit dem Energieverbrauch ist und ob nicht ÖPNV-Ausbau (und Fahrrad) wesentlich sparsamer ist. Ich mein, die Leute wollen ja auch noch eine warme Bude haben - für die die Energie ja auch CO2-neutral erzeugt werden muss - und nicht nur das E-Auto. Ich denke E-Auto UND beheizte Wohnung UND alle paar Jahre ein neues Smartphone UND Tablet UND Notebook UND aktuelle Mode UND Tierprodukte UND Rüstungsindustrie UND ... wird schwerlich funktionieren. Sicherlich können und müssen da Abstriche gemacht werden. In einer Gesellschaft mit mehr Mitspracherecht in wirtschaftlichen Belangen und einer nichtkapitalistischen System wäre dies sicher einfacher umzusetzen ...

        • 4G
          4813 (Profil gelöscht)
          @Axel Donning:

          " Einsparen von Energie "



          ist nicht sexy.



          Alle 30 Meter ein VW-Bus ist hipp. Kann man auch Prima zum Ökosupermarkt damit fahren. Mein Alnatura hat 80 Autostellplätze aber nur zehn Fahradsteller.

  • Wir sollten das machen was ander Staaten auch machen: Ausbau der Kernenergie.

    • @JoFre:

      Falls sie in AKW oder einer Uranmine nicht arbeiten, nicht in deren Nähe wohnen, können/sollten sie dahin ziehen und entsprechende Arbeit machen. Bis dahin empfehle ich Dokus über Tschernobyl, Fukushima, Uranabbau, Liquidator*innen Tschernobyl-Kinder usw. zu schauen.

    • @JoFre:

      Dafür habe ich aber nicht bei Wackersdorf im Dreck gelegen und in Gorleben auf der Straße übernachtet.



      Klar, darauf läuft es hinaus, wenn die Agora-gläubigen E-Auto-Fans und Wärmepumpenheizer das Speicherproblem vernachlässigen.



      Zum Thema: Bislang gibt es noch genug ungenutzte Dachflächen. Da sollten erstmal unsinnige bürokratische Hindernisse abgebaut werden, dann sprießen die Solaranagen auch.

  • PV Freiflächenanlagen sind sinnvoller als Biogasanlagen. Die Fläche ist sowieso schon aus der Produktion von Lebensmittel genommen, kein enormer Energieaufwand für die Saat und Ernte, Grünflächen unter den Anlagen müssen nicht abgefahren werden, ist dann ein schöner Lebensraum für Insekten. Wenn man wollte könnte man die Fehler der Grünen von 2002 ( EEG ) schon noch ausbessern.

    • @Günter Witte:

      "PV Freiflächenanlagen sind sinnvoller als Biogasanlagen"



      ist für mich ein Whataboutismn - und nicht weit genug gedacht.



      Da genügend Dachflächen für die Photovoltaik in Deutschland vorhanden sind müssen hierfür keine Agrarflächen verwendet werden. Wenn durch die Erzeugung von Wasserstoff/Methan aus PV- und Windstromüberschuss genügend Grundlastfähige Energie erzeugt werden kann um auf Biogas zu verzichten, können die Agrarflächen welche aktuell für den Energiepflanzenanbau genutzt werden dazu genutzt werden die landbewirtschaftung zu extensivieren und die Agraflächen ökologisch aufzuwerten, beispielsweise durch Ackerrandstreifen, neuanlage von Hecken und Streuobstwiesen - auch dies ist dann ein schöner Lebensraum für Insekten . Mit der Nutzung von Agrarflächen für PV steigt der Nutzungsdruck auf die verbliebenen Agrarflächen.

      *Ergänzendes habe ich weiter unten in meinen weiteren Kommentaren bereits geschrieben.

      • @niko:

        Kennen Sie folgenden Sachverhalt/Vortrag?



        "Erneuerbare Energien in Deutschland auf 100%? • Live-Vortrag | Christian Holler & Joachim Gaukel



        100 % erneuerbare Energien in Deutschland: Schaffen wir das mit dem aktuellen Energieverbrauch? Im Vortrag von Christian Holler und Joachim Gaukel geht es um die mögliche Umsetzung auf dem Weg zur Energiewende in Deutschland und unserem Beitrag zu Klimaschutz. Solarenergie und Windkraft reichen beim aktuellen Stand nicht aus. Gibt es hier Alternativen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken?"



        www.youtube.com/watch?v=XKc38KjTc_k



        ... bzw. haben Sie weitere Hinweise zu dieser Problematik/Thema?

        • @Uranus:

          spasseshalber habe ich grad mal das errechnete solarpotential Aufdach aus dem yt video mit dem potential Aufdach vom frauenhofer verglichen -



          Holler und Gaukel kamen auf 11kWh/tag/person das frauenhofer käme immerhin wenn man die Zahlen von S37 umrechnet auf 34kWh/tag/ person wenn alle Flächen mit mind 500kwh/m²/a Ertrag belegt sind.



          hiermit könnte man immerhin ein viertel unseres momentanen Energieverbrauchs abdecken.



          Für mich heisst das, dass wir den Energieverbrauch durch Effizienz und Suffizienz auf dieses Niveau runter fahren sollten.



          Biomasse hallte ich für keine Lösung unseres Energieproblems, da sie statt verbrannt zu werden immer besser im Wald verbleiben sollte.



          Darüber hinaus halte Ich Erdgasverbrennung/verstromung solange es vorhanden ist für das kleinere ökologische übel als den großteil der Biomassenutzung und auch als den großflächigen Ausbau der aktuellen Batteriespeichertechnologie

          www.ise.fraunhofer...in-deutschland.pdf

          • @niko:

            Ich schaute gerade auf die Seite 38 und die landwirtschaftliche Nutzung - gäbe es eine effektive Veganisierungskamagne in Deutschland, könnte mensch einen Teil der Flächen, die bisher für Futtermittelanbau genutzt werden, für PV-Anlagen nutzen.



            Gesteigerte Biomassen-Nutzung/Produktion halte ich auch für problematisch, da dies wohl Monokulturen und Pestizide bedeutete. Zumal bereits jetzige Nutzung des "Biomülls", wie dies teils in Berlin erfolgt, durchaus problematisch ist, da dies dann nicht mehr für den Aufbau von Humus genutzt werden kann und somit dem Anbaukreislauf entzogen wird. Darüber gab es mal einen Artikel in der Grünen Liga. Leider finde ich den gerade nicht.

            • @Uranus:

              Biogas ist für mich kein Beitrag zum Klimaschutz und Naturschutz. Wie herr fissner hier immer zu Recht betont leidet unsere Umwelt extrem unter den 17 Prozent Ackerflächen für biogas. Was man sich dazu immer vor Augen halten sollte ist das biogas anteil am gesamten Gasverbrauch in Deutschland gerade einmal 1% ausmacht. Meiner Meinung ist es ökologisch sinnvoller auf biogas weitgehend zuverzichten und stattdessen dann lieber gleich Erdgas zu nutzen. Dann hat man auch nicht das Humusproblem auf den Äckern was in erster Linie an den grossflächigen Maisanbau liegt.



              Land- und forstwirhaftliche Fläche sollte in erster Linie zur ökologisch erträglichen Gewinnung von Nahrungsmitteln und benötigten Rohstoffen verwendet werden, nicht zur Energiegewinnung.

            • @Uranus:

              *pardon: in deren Umweltzeitung "Der Rabe Ralf"

        • @Uranus:

          Vielen Dank für den Link!



          er hat mich nun vom schlafen abgehalten...



          Der Sachverhalt ist mir in den Grundzügen bekannt, die beiden Herren machen Ihren Vortrag aber wirklich unheimlich gut, ich hab den Link schon an einen befreundeten Physiklehrer weitergeleitet und werde mir selber mal das Buch gönnen. So kann man eben auch youtuben bleibt da nur als wink an volker quaschning ; -) .

          Ich habe allerdings dennoch ein etwas anderes vieleicht altmodisches, Fazit als die beiden; - klein Denken , fremdenergie konseqent einsparen und wo es geht selber schwitzen und die 100w sinnvoll nutzen , sei es für Fortbewegung oder Gartenarbeit.

          Adhok habe ich keine Links oder ähnliches zum Teilen im Angebot- sollte ich was haben was ich uranustauglich hallte fühle ich mich in zukunft frei dies auch offtopik hier in die kommune einfliessen zu lassen.

          • @niko:

            Oh, oops :-D Zumindest hat sich das Angucken offenbar gelohnt. Freut mich, dass der Vortrag für Sie eine Bereicherung darstellt. Zwar bin ich wie Sie bezüglich der vorherrschenden bzw. diskutierten Energiewendestrategien ja auch kritisch und skeptisch, allerdings war Ihre letzte Kritik an Volker Quaschning ein weiterer Anstoß ökologische Folgen weiter auszuleuchten. Also zu fortgesetzter Recherche motiviert, fand ich dann zufällig diesen Vortrag. Der Sachverhalt dürfte bzw. müsste (!) insbesondere im Diskurs um Mobilität, speziell Flugreisen und Auto, ein wichtiger Aspekt sein, um aufzeigen zu können, was für Folgen vorherrschendes Luxusdenken/verhalten haben wird. Wenn Sie Ihrerseits etwas neues wissen, gerne her damit. :-)

  • Sind Großflächenfreifeldanlagen eigentlich wirklich regenerativ. Oder doch nicht eher degenerativ?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wenn die Natur einmal weg ist, ist sie weg.



    Mit Geld kann man dann auch nichts mehr anfangen.

  • "„Wir sollten an der Sache orientiert diskutieren, bis alle Fragen beantwortet sind“, sagt Bürgermeister Jörg Funda (CDU). „Ich habe die Hoffnung, dass es darüber nicht zu einer Spaltung kommt.“ Einige Dörfer waren jahrelang von Abriss und Umsiedlung bedroht, wie damit umzugehen sei, schürte viele Ängste und schuf Zerwürfnisse."



    Ob die CDU sich bezüglich Tagebauerweiterung generell auch so Diskussionsbereitschaft gezeigt haben?

    • @Uranus:

      *diskussionsbereit



      wobei hier setzen sie sich offenbar mal für bürgernahe Solarenergie ein ...

  • "Solar gehört aufs Dach"



    Dem kann Ich mich nur anschließen. Deutschland hat aktuell ca 50GW an Photovoltaikleistung installiert, zu ca. 3/4 als Dachanlagen. Deutschland hat genug Dachfläche um diese Leistung auf mindestens 250GW auszubauen. Das Frauenhofer ise geht gar von 1000GW Kapazität auf und an Gebäuden in Deutschland aus.



    PV in der Landschaft ist aus Naturschutzgründen abzulehnen, aber billig für grosse Investoren.



    Ich finde die Überschrift ökos gegen ökos nicht differenziert genug, sind es doch beim Thema erneuerbare eher Natur und Landschaftschützer gegen Klimaschützer und hier im speziellen lokale Naturschützer gegen auswertige Projektierer/Betreiber von industriellen "grünen" Grosskraftwerke - aber vielleicht steht das Öko ja einmal auch für Ökonomie statt Ökologie.

    www.google.com/url...jYDulqUnGzxRJGoyvy

    www.solarserver.de...rn-noch-ungenutzt/

    • @niko:

      kann man nur zustimmen

    • @niko:

      so sieht´s aus ;)

    • @niko:

      Je früher und mehr PV ausgebaut wird, desto besser für die Natur und uns alle.

      Dazu gehören auch große Parks, weil der Preis halt auch eine Rolle spielt. Wenn ich zehntausend Quadratmeter PV statt konzentriert auf eine Wiese auf hundert Dächer verteile, wird ein Vielfaches an Kabeln und Geräten gebraucht, das verbraucht auch Ressourcen und ist bestimmt auch ineffektiver als eine große Anlage.

      • @Patrick Günther:

        " Je früher und mehr PV ausgebaut wird, desto besser für die Natur und uns alle"



        Solange der Ausbau auf vorhandenen Dachflächen stattfindet trifft das zu - Freiflächen PV (PV-FFA) nimmt allerdings immer Naturraum inanspruch der zu Nutzungskonflikten führt. Flächen die für PV-FFA genutzt werden fehlen als potentielle Flächen für Wiederbewaldung, extensivierung der Landwirtschaft (Ackerrandstreifen, Brachflächen,Hecken, Streuobstwiesen) oder eben wie im Artikel für zukünftige Wildnisgebiete. Da ein typisches Merkmal von PV-FFA ihre umzäunung ist fallen sie dauerhaft als Lebens- und Erholungsraum für den Menschen und andere Großsäuger aus.



        Freiflächenanlagen als Beitrag zur Energiewende stehen im Zielkonflikt mit der nationalen nachhaltigkeitsstrategie von Deutschland welche die Flächeninanspruchnahme bis 2030 auf 30ha/Tag und bis 2050 auf Nettonull begrenzen will - auch ohne den forzierten Ausbau der PV-FFA sind wir von diesem Ziel weit entfernt. Würde man den gängigen Forderungen der Lobby der Erneuerbarenindustrie folgen und 3000km² Landfläche zukünftig mit PV-FFA nutzen um gut 200GW Kraftwerksleistung zu generieren, entspricht dieser Flächenbedarf alleine schon den uns zugestandenen Flächenverbrauch von 27 Jahren bei 30ha/Tag - für andere Flächennutzungen wie Siedlung und Verkehr wäre dann schon ab heute keine Fläche mehr im Budget vorhanden.

        Deine annahme das für Dachanlagen ein vielfaches an Recourcen (z.B.Kabel, Wechselrichter) im vergleich zu PV-FFA benötigt wird trifft nicht zu - es ist eher effizienter den Strom in kleineren Anlagen am Ort des Verbrauchs zu erzeugen.



        der einzige Nachteil ist das Dachanlagen bei Installation und Wartung teurer sind da häufig ein Gerüst erforderlich ist - Allerdings entfallen die kosten für Pflege (Mahd).



        Auch Dachanlagen erzeugen heutzutage Strom zu konkurrenzfähigen Preisen - was man daran sieht das die Einspeisevergütung von gut 7c/Kwh aktuell in etwa den Strompreisen an der Strombörse entspricht.

        • @niko:

          Zwei Anmerkungen: Erstens bedeutet das bloße Potenzial an Dachflächen nicht, dass es auch jemals gehoben werden wird. Wer über 30 Jahre sein Eigenheim abbezahlt hat vielleicht einfach kein Geld oder keine Lust, in eine PV-Anlage zu investieren. Es müsste halt jemand machen. Projektierer machen. Zwar - da müssen wir uns keine Illusionen machen - aus Gewinnerzielungsabsicht (was auch ok ist), aber sie machen.



          Zweitens rechnen sie, dass eine Freiflächenanlage vollständig versiegelt. Wie kommen Sie denn darauf? Die PV-Module werden auf Metallgerüsten installiert, die nicht einmal Fundamente haben, sondern einfach direkt in den Boden gesteckt werden. Dazu kommen alle paar hundert Meter Wartungswege und ein paar Kompaktstationen in der Größe eines WG-Zimmers.

          • @Graustufen:

            "Wer über 30 Jahre sein Eigenheim abbezahlt hat vielleicht einfach kein Geld oder keine Lust, in eine PV-Anlage zu investieren"



            Hier im Dorf sehe ich das Gegenteil. Da kann ich zusehen, wo auf den abbezahlten Häusern (wenn die Leute wieder Geld haben) die Solaranlagen wachsen. Und es würden noch viel mehr wachsen, gäbe es nicht den Aufwand mit Gewerbeanmeldung, Netzagentur, Finanzamt, Stromversorgern...

          • @Graustufen:

            Zu 1: ich stimme Dir zu das das das Dachflächenpotenzial tatsächlich nur dann weiter hilft wenn es auch auch genutzt wirdumd kein Potential bleibt - hier muss man an das Grundgesetz errinnern das Eigentum verpflichtet. Das eine PV Anlage Geld kostet ist klar, aus eigener Erfahrung kann ich allerdings bestätigen daß sich PV auf Einfamilienhaus, auch fremdfinanziert über die Jahre amortisiert. Es liegt an uns die eigenen Dächer mit PV zu belegen und auch auf Arbeit unsere Chefs zu motivieren die Dächer der Betriebe mit PV zu belegen - auch hier können Hinweise auf mögliche Rendite motivieren.



            Zu 2: ich rechne nicht damit das durch PV-FFA Flächen vollständig versiegelt werden - Flächenverbrauch ist nicht nur Versiegelung auch grosse teile unseres Siedlungs- und Verkehrsraums, z.B. verkehrsinseln sind nicht versiegelt.



            Dennoch sind PV-FFA nur noch begrenzt anderweitig nutzbar und ein erheblicher Eingriff in die Landschaft - wie bereits erwähnt sind diese Flächen komplett gezäunt und fehlen somit Mensch und größeren Tieren als Lebensraum und Freizeitraum. Es macht einen erheblichen Unterschied ob ich um einen mehrere ha grossen gezäunten Solarpark wandere jogge etc. oder dies in einer reich strukturierten zaunfreien Kultur Landschaft erleben kann.

            • @niko:

              Da ist wieder das Missverständnis, dass "die Natur" ein öffentliches Eigentum ist. Jeder Quadratmeter in Deutschland hat einen Eigentümer. Und dieser Eigentümer bestimmt, wer sich auf seinen Flächen aufhalten darf. Ausnahme davon bilden Wälder, die auf Basis der jeweiligen Landeswaldgesetzte auf den Wegen zur Freizeitzwecken betreten werden dürfen. Aber was ein Flächeneigentümer mit seiner Wiese oder seinem Feld oder auch einer Waldfläche macht ist seine Angelegenheit. Ich bezweifle, dass Sie über Privateigentum Joggen, sondern wohl eher über öffentliche Wege. Und die wird es ja auch weiter geben. Aber wenn der Weg links und rechts von PV-Modulen flankiert ist, geht Sie das schlicht nichts an. Das ist die Freiheit des Einzelnen, hier des Flächeneigentümers.

              Zum Flächen"verbrauch": Vielleicht gibt es auch Arten, die sich über eine PV-Fläche nicht beschweren. Vielleicht sind Flächen, die nicht von Wildschweinrotten umgegraben und von Hunden zugeschissen werden gar nicht verkehrt für Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien und sonstiges Kleingetier. Der Betreiber wird dort auch keinen englischen Rasen säen. Es ist im schlicht egal, was da wächst, solange es nicht höher als einen Meter wächst. Und zwei Mal im Jahr wird eine Schafherde "gechartert" zum abweiden. Das ist schon ein bisschen was anderes als eine unversiegelte Verkehrsinsel.

              • @Graustufen:

                Ich weiss nicht wo Du deine Rechtsauffassung her hast, auf jeden Fall nicht aus den deutschen Bundes- und Landesggesetzen. Das Eigentumsrecht ist sowohl für Wald als auch Agrarland eingeschränkt,



                - im Wald gilt generell das Betreuungsrecht, auch außerhalb von Wegen



                -ebenso auf ungenutzten Ödland.



                -Ackerland darf dann betreten werden wenn es nicht bestellt ist, also in den Zeitraum zwischen Aussaat und Ernte.



                - Wiesen und Weiden dürfen generell ausserhalb der Vegetationszeit, bzw nach abweide bzw. Letzter Mahd betreten werden.

                Auch ist es ohne behördliche Genehmigung verboten im Aussenbereich Einfriedungen vorzunehmen.

                Generell sind PV Freiflächenanlagen Baugenehmigungspflichtig und bedürfen eine umweltprüfung.

                de.m.wikipedia.org..._(Erholung,_Sport)

                www.energieagentur...einer-genehmigung/

                • @niko:

                  Dass der Eigentümer natürlich nur im Rahmen von beantragten und erteilten Genehmigungen "mit seinen Flächen machen kann, was er will" schien mir offensichtlich. Dachte nicht, dass hier jemand rumläuft, der das nicht versteht. Aber dann gerne nochmal: Flächen sind Eigentum. Zum Teil von Privatpersonen oder privaten Unternehmen. Diese Eigentümer können PV-Projektierern ihre Flächen zur Verfügung stellen und wenn eine Genehmigung erteilt wird, kann dort ein eingezäunter PV-Park entstehen. Dagegen hat ein Dritter, der dort gerne joggen würde, überhaupt nichts zu melden.

                  Zum Wald: Hier haben Sie völlig recht, meine Einschränkung "...auf den Wegen..." gilt natürlich nur für das Befahren. Ich sperre beruflich regelmäßig Waldstücke auf Basis der Landeswaldgesetze und habe es da meistens mit Mountainbikern zu tun, sodass das ein Freudscher Vertipper war. Der Inhalt bleibt aber derselbe: Wald ist ebenfalls Eigentum. Dritte sind da zum Zwecke der Erholung geduldet, haben aber kein bisschen Mitspracherecht, was mit dem Wald passiert. Dieses Bestimmungsrecht hat der Eigentümer - natürlich im Rahmen von beantragten und erteilten Genehmigungen - alleine.

                  Finden Sie sich damit ab und/oder kaufen Sie sich eine Wiese und einen Wald.

  • Vielleicht kann die taz ja mal mit gutem Beispiel vorangehen und wenigstens bei den Ortsnamen die nichtdeutscher Herkunft sind den sorbischen Ortsnamen mit angeben? Slepo, Mułkecy, Běła Woda usw. Nachdem die Deutschen viele Jahrzehnte versucht haben unsere Sprache auszulöschen, wäre das eigentlich nur angemessen.

  • Man sollte sich klar machen, daß sämtliche Landschaften in Deutschland Kulturlandschaften sind, die würden ohne den Eingriff des Menschen völlig anders aussehen. Ja, auch mit anderer Fauna und Flora.



    Weil das so ist, sollten wir auch nicht zu zögerlich sein diese, noch einmal, im Sinne einer CO2 optimierten Energieerzeugung umzugestalten. Nichts davon ist "natürlich".



    Es würde allerdings "natürlicher2 werden, wenn man rund um Solarpanele und Windräder einfach jeden weiteren Eingriff für die nächsten 200 Jahre unterlassen würde. Die Windräder und Solarpanele würden dabei die Natur nicht stören.

    • @Paul Rabe:

      Das ist ja mal eine ziemlich pauschale Aussage: Solarpanele und Windräder stören spätestens dann, wenn ein naturnahes Habitat dafür verschwindet.

  • Geht gar nicht

    Für einige Firmen ist die Energiewende nur eine Gelegenheit viel Geld zu verdienen. So sieht das mir auch hier aus. So läuft das nicht,



    Um es klar zu sagen, Photovoltaik ist eine fantastische Methode, um elektrische Energie zu erzeugen. Sie gehört aber auf Dächer und an Standorte, die dafür wirklich geeinget sind. Also pflastern wir erstmal alle geeigneten Dachflächen mit Paneelen voll und fördern wir Projekte, die wirklich Sinn geben. (Von mir aus können wir dann auch gleich die unsäglichen Steingärten überbauen ;)

    • @V M:

      Eine Frage ist diesbezüglich, wie hoch der Energieverbrauch sein sollte. Ist mensch mit radikalen Einschnitten beim Verbrauch einverstanden, so müssen auch weniger PV-Anlagen gebaut werden. Wenn es allerdings mit jetzigem Lebensstandard, Produktion und Konsum weiter gehen soll, braucht es offenbar u.a. wesentlich mehr PV-Alangen. Siehe auch:



      "100 % erneuerbare Energien in Deutschland: Schaffen wir das mit dem aktuellen Energieverbrauch? Im Vortrag von Christian Holler und Joachim Gaukel geht es um die mögliche Umsetzung auf dem Weg zur Energiewende in Deutschland und unserem Beitrag zu Klimaschutz. Solarenergie und Windkraft reichen beim aktuellen Stand nicht aus. Gibt es hier Alternativen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken?"



      www.youtube.com/watch?v=XKc38KjTc_k

    • @V M:

      Frau Mayer, es bestreitet ja niemand, dass Dachflächen besser wären. Dort ist der Boden schließlich versiegelt und bereits keine Natur mehr. Das Problem ist, dass es eben dabei bleibt: Potenzial. Nicht installierter PV-Module. Es wird dort nie so zügig voran gehen können, wir bei einer Freiflächenanlage. "Pflastern wir geeignete Dachflächen voll". Ja, machen Sie doch. Wie denn? Das ist doch eine hohle Floskel. PV-Projektierer suchen deutschlandweit, lassen sich in Bürgerversammlungen beschimpfen und gehen mit hohen Beträgen in Vorleistung zur Planung. All das natürlich mit Gewinnabsicht. Na und? Kein technisches Produkt auf der Welt steht Ihnen ohne eine Gewinnabsicht des Herstellers zur Verfügung.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @V M:

      Da schließe ich mich voll und ganz an.



      Auf das Dach oder in die Wüste...