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Nach Rückzug von AKKWarnung vor einem Rechtsruck

SPD, Linke und Grüne beunruhigt der Abgang von Kramp-Karrenbauer. Sie befürchten, dass die CDU sich nicht mehr strikt von der AfD abgrenzt.

Annegret Kramp-Karrenbauer verlässt die Bühne Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Berlin afp/dpa/taz | Nach dem angekündigten Rückzug Annegret Kramp-Karrenbauers vom CDU-Vorsitz und dem Verzicht auf eine mögliche Kanzlerkandidatur warnen Politiker von SPD, Grünen und Linkspartei vor einem Rechtsruck der Christdemokraten. „Kein Demokrat hat Interesse an einer CDU, die nach rechts kippt“, schrieb die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Anke Rehlinger am Montag auf Twitter. Von einer nun bevorstehenden „Richtungsauseinandersetzung“ in der CDU sprach Linken-Parteichefin Katja Kipping.

Rehlinger forderte die CDU weiter auf, Klarheit über ihren politischen Kurs zu schaffen. „Die CDU braucht Orientierung und Verlässlichkeit“, schrieb sie auf Twitter.

SPD-Vorstandsmitglied und Außen-Staatsminister Michael Roth nannte die Entwicklungen in der CDU „beunruhigend“. Es werde jetzt „noch ungewisser, ob anständige Demokratinnen und Demokraten parteiübergreifend zusammenstehen im Kampf für Demokratie und gegen Nationalismus“, schrieb Roth auf Twitter zu der Rückzugsankündigung Kramp-Karrenbauers.

Auch Schleswig-Holsteins SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli hält nun „eine weitere Öffnung“ der Union zur AfD für möglich. Es mache ihr Sorgen, „dass die CDU eine Vorsitzende verliert, die für eine klare Abgrenzung nach rechts steht“, sagte Midyati am Montag.

Linke stellen sich auf Neuwahlen ein

„AKKs Verdienst war, dass sie die Abgrenzung der Union nach rechts gehalten und damit die Seele der Union bewahrt hat“, sagte Linken-Parteichefin Kipping. Komme nun Friedrich Merz, „dann wird die CDU bald mit der AfD koalieren“, äußerte auch sie sich besorgt. Kipping machte deutlich, dass die Linke sich angesichts des Chaos in der CDU auf mögliche Neuwahlen einstelle. Sie kritisierte erneut die „Äquidistanz“ der Christdemokraten „gegenüber Linken und den Faschisten der AfD“ als verfehlt.

Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali äußerte in Berlin ebenfalls die Befürchtung, dass die rechtskonservative Werteunion in der CDU „jetzt Oberhand gewinnt“. Gebraucht werde jedoch kein weiterer Rechtsruck, sondern genau das Gegenteil.

Co-Fraktionschef Dietmar Bartsch sieht in dem angekündigten Rückzug von Annegret-Kramp-Karrenbauer einen „folgerichtigen Schritt“. Die Große Koalition sei „von Anfang an ein Fehler und schlecht für das Land“ gewesen, sagte Bartsch. AKK sei – wie zuvor SPD-Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles – „von der eigenen Partei zum Rückzug gezwungen“ worden.

Grüne sehen CDU am Nasenring der AfD

„Die CDU zeigt jetzt hoffentlich, dass sich eine christlich-demokratische Partei nicht von der rechtsextremen AfD am Nasenring durch die Arena ziehen lässt“, warnte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt auf Twitter die CDU ebenfalls vor einem Schwenk nach rechts. Es gehe darum, „eine klare Brandmauer gegen die AfD hochzuhalten“, forderte Parteichefin Annalena Baerbock. Sie sprach auf Twitter von einer „absolut schwierigen Situation fürs Land“ und einer Phase drohender Instabilität.

Besorgt äußerte sich auch der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir. Er äußerte die Hoffnung, dass sich in der CDU diejenigen durchsetzen werden, „die sich in diesen Tagen gegen rechts abgrenzen“. „SPD, Linke und wir Grünen werden den Faschismus nicht allein aufhalten! Da brauchen wir aufrechte Konservative“, mahnte Özdemir ebenfalls auf Twitter.

Nach der Rücktrittsankündigung Kramp-Karrenbauers gelten Ex-Fraktionschef Merz, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn als mögliche Nachfolgekandidaten. Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) forderte Laschet auf, sich zu seinen Ambitionen zu äußern. „Jetzt muss Laschet den Vorsitz beanspruchen, sonst ist er ein Papiertiger“, sagte Oppermann den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

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24 Kommentare

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  • (Anmerkung: Das war eigentlich als Antwort auf Adam Weishaupt gedacht.)

  • Was ich meinte, es wird von den "einfachen" Wählern nicht so unbedingt verstanden, dass eine Partei einerseits auf dem Wahlzettel stehen darf, DANN aber andererseits immerzu öffentlich aufgefordert, ja z.T. geradezu gefleht wird, diese Partei DENNOCH bitte, bitte NICHT zu wählen. Dass eine Partei einerseits offensichtlich zugelassen ist, aber andererseits dann aber wieder "irgendwie doch nicht so richtig" - das wird einfach nicht verstanden. Für die meisten Wähler gilt: Wahlzettel ist Wahlzettel, was auf dem Wahlzettel stehen darf ist Maßstab dafür, was nicht nur LEGAL, sondern genauso auch LEGITIM ist. Und da die AfD offensichtlich auf dem Wahlzettel stehen darf, ist sie, aus Sicht ihrer Wähler, genau so legitim wie Grüne, SPD, CDU/CSU, Linke, FDP oder jede andere zugelassene Partei, die ja ebenfalls auf dem Wahlzettel stehen dürfen. Der Wahlzettel ist Maßstab für alles, was erlaubt ist. So wie man sich ja auch, jeder nach seiner Fasson, die für sich passende Religion/Weltanschauung aussuchen darf, oder im Restaurant im Menü das Gericht, das man essen will. Da würde man ja auch nicht davon ausgehen, dass etwas Giftiges im Menü dabei ist, das würde doch gar nicht erst auf der Karte stehen, oder? Und so ist das für die meisten Wähler auch mit der AfD: JEDE Partei, die auf dem Wahlzettel stehen darf, ist für die meisten Wähler GLEICHERMASSEN gut und wählbar, sonst würde sie ja gar nicht erst auf dem Wahlzettel stehen.

  • Mal ehrlich: WENN die AfD so gefährlich ist, warum wird sie dann nicht verboten?



    Es ist halt so: Es ist den "einfachen" Menschen, besonders im Osten Deutschlands, nun einmal überhaupt NICHT zu vermitteln, dass eine Partei EINERSEITS zwar auf dem Wahlzettel stehen DARF, aber ANDERERSEITS dann DOCH NICHT genau auch so gewählt werden darf wie alle anderen Parteien auch. Das zu verstehen überfordert das Gros der Wähler. Die denken nämlich: "Alles, was auf dem Wahlzettel steht, darf auch gleichermaßen gewählt werden, sonst dürfte es ja gar nicht erst auf dem Wahlzettel stehen."



    Ich weiß nicht, ob ein "Nach-Rechts-Rücken" der CDU/CSU der AfD Wähler abjagen würde, aber ich bin GANZ SICHER, dass durch die dauernden flehenden Appelle: "Bitte, bitte wählt nicht die AfD, auch wenn sie eine zugelassene Partei ist und auf dem Wahlzettel stehen darf." ERST RECHT NICHTS erreicht wird. Das kapiert nämlich keiner. Alleine schon das Erscheinen auf dem Wahlzettel macht die AfD für ihre Wähler gleichermaßen legal UND legitim und hebt sie auf das gleiche moralische Niveau wie alle anderen Parteien.

    • @Rojas:

      „WENN die AfD so gefährlich ist, warum wird sie dann nicht verboten?“

      Es hat einfach bislang noch niemand, der dazu berechtigt wäre, einen Verbotsantrag für die AfD gestellt und begründet. Die Hürden für ein Parteiverbot sind - zumindest was rechtsextreme Parteien angeht - in Deutschland nahezu unüberwindlich, so dass bereits mehrere Verbotsanträge etwa gegen die NPD gescheitert sind. Warum sollten denn auch CDU und FDP ein Verbot der AfD beantragen, wenn sie heute in Teilen schon Koalitionen mit denen einkalkulieren. Rassismus, Antisemitismus und Antiislamismus ist denen traditionell so fremd ja schließlich auch wieder nicht.

      In Österreich war die NSDAP übrigens seit dem 19.Juni 1933 verboten. Dieses Verbot wurde dann auf Betreiben Adolf Hitlers (!) im Februar 1938 mit dem Berchtesgadener Abkommen wieder aufgehoben, was - wie man heute eigentlich wissen könnte - ein katastrophaler Fehler war.

      de.wikipedia.org/wiki/Parteiverbot

      • @Rainer B.:

        Konnte es denn vor dem "Anschluss" Österreichs 1938 eine NS D (!) AP jemals in Österreich überhaupt geben? Unter diesem Namen? Hatte Österreich nicht vor 1938 seine "eigenen" Faschisten, Engelbert Dollfuß und seine "Vaterländische Front"?

        • @Rojas:

          Nun - Hitler war bekanntlich Österreicher. Seine Bewegung hatte es seit 1926 zunächst mit nur mäßigem Erfolg in Österreich versucht. 1933 wurde seine Bewegung dort wegen terroristischer Aktivitäten verboten. An Faschisten gab's dort gewiss nie einen Mangel.

    • @Rojas:

      Zitat: "aber ANDERERSEITS dann DOCH NICHT genau auch so gewählt werden darf wie alle anderen Parteien auch."



      Wie bitte? Seit wann darf denn die "AfD" nicht gewählt werden? Es steht jedoch nirgends im Parteiengesetz, dass ausgerechnet eine rechtsradikale Partei Welpenschutz genießt.

  • Warum eigentlich Warnung vor dem Rechtsruck? Jeder (harmlose) Rechtsruck def CDU jagt der (gefährlichen) AfD Stimmen ab, was zu begrüßen ist. Zudem schärft dies indirekt das linke Lager, das dadurch sein eigenes Profil schärfen kann.

  • Jens Spahn. Für den sollten sich alle demokratischen Kräfte stark machen. Der ist schwul. Der hat bestimmt keinen Bock auf AFD.

  • Spahn sollte mal schnell den Absprung vom Amt des Gesundheitsministers machen. Bevor Ausbrueche des Coronavirus nachgewiesen werden und seine ruhig stellenden Aussagen Luegen gestraft werden.

  • Ein Rechtsruck der CDU würde ja gerade eine Abgrenzung von der "AfD" bedeuten, zwar nicht inhaltlich, so doch wahlkampftechnisch. Und mir ist es allemal lieber, die Rechten werden so wie früher von der CDU eingefangen, als mit eigener Fraktion in den Parlamenten zu sitzen. Einfach wegwünschen kann man sie sich ja ohnehin nicht. Ein Rechtsruck der CDU wäre sogar wünschenswert, könnte im Idealfall die "AfD" auf den "Flügel" zurechtstutzen und in der Versenkung verschwinden lassen

  • „Hinter jedem Wunsch lauert eine Angst. Hinter jeder Angst steckt ein verborgener Wunsch.“ (Sigmund Freud - war's wohl eher nicht)

  • Aus Bayern lehrnen...



    Nach der vermasselten Wahl hat Söder eins begriffen. Mit einem öffnen nach rechts, bekommt man keine AfD Wähler zurück, verliert aber Wähler der Mitte an Grüne und SPD. Von daher bin ich sehr optimistisch dass das einreißen der 'Brandmauer', so gefährlich es auch ist, der CDU genug Schadet, so das sie erst gar keinen Kanzlerkanditat mehr brauchen werden.

    • @Arianus:

      ??? Bis 2018 war die AfD im bayrischen Landtag überhaupt nicht vertreten. Wie hätte Söder also AfD-Wähler zurückgewinnen können ?

      • @jhwh:

        Auch wenn dich das jetzt wirklich überrascht, es gibt so etwas wie die Sonntagsumfrage. Verrückt, ich weiß, aber da erheben Umfrageinstitute Meinnungsbilder, wie Wähler wählen würden, wenn am Sonntag Wahlen wären.

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Arianus:

      Smily vergess'



      T'schuldigung

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Arianus:

      ... das E ist vom H in etwa genau soweit entfernt wie das H vom R



      ... auf einer Standard-Tastatur

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Arianus:

      Das H ist vom E fast genau so weit entfernt wie das R vom H :-))

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    Warnung vor einem Rechtsruck



    Gschwalle



    Ist doch schon passiert !



    Frage ist jetzt:



    Wie die Machtübernahme verhindern.

  • Die Brandmauer hieß mal Antifaschistischer Schutzwall. Sollte sich die CDU zur Blockflöte degradieren, kann die AfD einmarschieren. Die RotGrünen dürfen der CDU gerne helfen den Extremismus zu bekämpfen, aber den auf beiden Seiten.

    • @Werner S:

      Ach ja, die gute alte Hufeisentheorie. Wenn ich jedesmal einen Euro kriegen würde, wenn die wieder einer runterbetet, würde es vielleicht schon zum Auswandern reichen.

    • @Werner S:

      Wohl AfD Wähler?



      Klar ist extremismus auf beiden Seiten nicht gut, aber im moment sitzt nur eine extremistische partei im bundestag und die ist nicht links anzusiedeln.



      Übrigens, der Antifaschistische Schutzwall hat doch funktioniert, ... nur halt andersherum ;)

      • @Arianus:

        Weil er so gut funktioniert hat, sollte der antifaschistische Schutzwall wiederaufgebaut werden und wem es in dem Deutschland, in dem wir gut und gerne leben, nicht gefällt, dann geh doch rüber!