CDU nach dem Rücktritt von AKK: Die Stunde der Jungs

Gleich drei Männer aus Nordrhein-Westfalen bringen sich in Stellung für Kramp-Karrenbauers Nachfolge. Die Zeit der starken CDU-Frauen geht zu Ende.

Im Anmarsch: Jens Spahn, Friedrich Merz, Armin Laschet (v.l.) Foto: dpa

Zwanzig Jahre lang ist die CDU von Frauen geführt worden. Achtzehn davon hieß die Parteivorsitzende Angela Merkel, anderthalb Jahre Annegret Kramp-Karrenbauer. Mit deren Rückzug endet sehr wahrscheinlich die Epoche der Frauen. Und damit auch ein Stück habituelle Anschlussfähigkeit für die Wählerinnen.

Noch hat niemand „Hier!“ gerufen. Und nein, Überraschungen sind in diesen bewegten Zeiten nicht ausgeschlossen. Dennoch werden, wenn es um Kramp-Karrenbauers Nachfolge geht, ausschließlich Männer genannt. Dass NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Rechtsanwalt Friedrich Merz alle aus demselben Bundesland kommen, macht die Sache nicht einfacher. Die schiere Präsenz der drei Jungs legt den Schluss nahe, dass die Nordrhein-Westfalen ein ausgeprägtes Geltungsbewusstsein haben. Schon bald wird wohl einer von ihnen zum neuen Vorsitzenden gewählt und im Moment des Erfolgs sein Kinn – in dieser unnachahmlichen Männchengeste – stolz in die Höhe recken.

Als Annegret Kramp-Karrenbauer sich Ende 2018 um den Parteivorsitz bewarb, hieß es hinter vorgehaltener Hand, noch eine Frau an der Spitze werde die Männerpartei CDU nicht wählen. Es sei jetzt mal genug mit den Frauen; gerade in Zeiten des erstarkenden Populismus brauche es einen richtigen Kerl. Aber es waren dann die Frauen in der CDU, die Kramp-Karrenbauer mit kluger Vorbereitung und stillem Networking die nötigen Stimmen unter den Delegierten organisierten. Ganz knapp hat es gereicht.

Die Erleichterung unter den CDU-Frauen war mit Händen zu greifen. Die unter den Frauen im Land ebenso. In Zeiten von Typen wie Trump, Putin oder Erdoğan war es gut zu wissen, dass die deutsche Regierungspartei von einer Person geführt wird, deren Eitelkeit in überschaubarer Größenordnung verläuft.

Keine Dominanzgesten

Es folgten anderthalb Jahre, in denen Annegret Kramp-Karrenbauer Dominanzgesten selbst dann vermissen ließ, wenn sie notwendig gewesen wären. Etwa wenn es um die Werteunion ging, die sich an der Partei satt isst, die sie ungeniert unterwandert. Oder als das Gequengel aus der Jungen Union oder der Mittelstands-Union nicht aufhören wollte. Oder als sie den Parteigremien durchgehen ließ, dass das Thema Parität kurzerhand von der Tagesordnung des Leipziger Bundesparteitags gewischt wurde. Es gab – wie eigentlich immer – was Wichtigeres zu besprechen als Geschlechtergerechtigkeit.

Sich damals nicht für mehr Teilhabe ihrer Parteifreundinnen eingesetzt zu haben, die sie unterstützt hatten, war ein Fehler von Annegret Kramp-Karrenbauer, der auch den Männern in der CDU signalisierte: Die Zeit der Frauen geht zu Ende. Und genau das tut sie nun.

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1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.

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