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Mythen über Corona in OstdeutschlandDie da oben, wir hier unten

Für manche Ostdeutsche liegt der Vergleich von Coronapolitik und DDR-Zeiten nahe. Eine privilegierte Regierung erwartet Vertrauen von der Bevölkerung.

Demonstration gegen Corona-Beschränkungen in Stuttgart Foto: Jens Gyarmaty

An die Regierung! Wann dürfen wir freie Menschen sein? Die Sklavenzeit ist doch längst vorbei.“ So beginnt ein anonymer Brief an Erich Honecker aus dem Jahr 1983. Der Absender beklagt sich bei dem DDR-Staatschef über Mangelwirtschaft, fehlende Reisefreiheit und schlechte Luft: Aber auch über die vielen Polen, die in Ostberliner Geschäften einkaufen. Der Brief ist eine Mischung aus Hilflosigkeit, Wut und Ressentiment, der Ton schwankt zwischen Beleidigung und Pathos. „Man hat uns alles genommen“, schreibt der Verfasser und verweist auf die Nazizeit. „Unsere Großväter meinen, dafür haben sie nicht gekämpft und gelitten! Wir wollen die FREIHEIT!!!“

Briefe wie diesen gab und gibt es schon immer. Menschen wenden sich an ihre Regierung, die sie als Obrigkeit verstehen. Als verstrickten Klüngel, den man verachtet, von dem man als „kleiner Mann“ jedoch unglücklicherweise abhängig gehalten wird. Mit den Protesten gegen die Politik der aktuellen Bundesregierung in Zeiten von Covid-19 verhält es sich ähnlich. Viele Protestierende, man sieht es an ihren Plakaten und Parolen, verstehen sich als staatliche Verfügungsmasse, der „die Wahrheit“ nicht zugetraut wird und über deren Leben und Fortkommen durch anonym waltende, ins Unkenntliche verflochtene Kräfte verfügt wird.

Man kann sich darüber leicht lustig machen – Menschen, die Angela Merkel für eine Reptiloide halten oder meinen, einer Gehirnwäsche über das Trinkwasser unterzogen zu werden, entmachten sich als handelnde Individuen ja vorsorglich selbst. Verschwörungsmythen machen die Problemlage angenehm schlicht. Aber das allenthalben zu beobachtende Misstrauen in die Politik und ihre VertreterInnen ist natürlich auch das Ergebnis jahrzehntelangen Handelns. Das Versprechen des hochtourigen Neoliberalismus lautet grob gesagt: Macht keine Scherereien, seid gute KonsumentInnen, und fragt nicht nach den globalen Folgen unserer Politik. Im Gegenzug hält Vater Staat euch Ärger vom Hals. Er belohnt die Reichen, hält die Prekären auf niedrigem Niveau bei Laune und gibt allen ein Gefühl von Überlegenheit anderen gegenüber. Vertraut uns einfach!

Das Vertrauen erschüttert

Der weltweite Ausbruch der Coronapandemie bringt dieses Prinzip an sein vorläufiges Ende. Menschen sind durch ein unsichtbares Virus bedroht. Covid-19 kann sie das Leben kosten. Und plötzlich ist es überhaupt nicht mehr egal, ob man seinem Staat nur halbwegs vertraut. Bis Angela Merkel „Es ist ernst, nehmen Sie es auch ernst“ sagte, vergingen wertvolle Wochen. Es fehlte an Schutzmasken und Desinfektionsmitteln, vor allem aber an verlässlichen, verifizierbaren Informationen und nachvollziehbaren Handlungsempfehlungen. Das macht misstrauisch. Wer misstraut, macht Fehler. Und wer Fehler macht, kann an deren Folgen tatsächlich: sterben.

Während die Regierung also ab Mitte März Milliarden ins Land pumpte und Bilder der Einigkeit und Tatkraft produzierte, gingen nach und nach die MinisterpräsidentInnen eigene Wege. Spielplätze ja, Schwimmbäder nein, Kitas vielleicht, Schulen stufenweise – alles komplett unübersichtlich und sechzehnmal anders verordnet.

Doch wehe, es wird sich nicht daran gehalten. Der Staat kann sehr ungemütlich werden, wenn Menschen zu zweit auf Parkbänken sitzen. Aber auch sehr nachsichtig, wenn es um die Bundesliga geht. Oder wenn 3.000 statt der angemeldeten 80 Anti-Corona-DemonstrantInnen ohne Mundschutz und Mindestabstand auf dem Münchner Marienplatz eintrudeln.

Das Chaos wird perfekt durch Politiker wie Christian Lindner und Thomas Kemmerich, die öffentlich einen Freund innig umarmen oder zusammen mit Nazis gegen die Bundesregierung demonstrieren. Oder Boris Palmer, der meint, die Freiheit der Mehrheit auf Kosten jener Menschen durchsetzen zu können, „die in einem halben Jahr sowieso tot wären“. Das sind Handlungen und Äußerungen, die durchaus den Verdacht nähren können, dass PolitikerInnen sich Dinge herausnehmen, weil nicht einmal sie selbst dem Staat vertrauen, den sie repräsentieren. Weil sie über Wissen und Schutz verfügen, deren andere nicht teilhaftig werden.

Der Vergleich zur späten DDR

Für viele, vor allem Ostdeutsche, liegt hier der Vergleich zur späten DDR nahe. War es nicht damals auch schon so, dass für die da oben andere Normen galten, andere Gesetze, Privilegien vor allem? Dass die politische Führung Einsatz und Vertrauen verlangte, während sie selbst den Mangel nicht kannte, reisen durfte und sogar bessere ÄrztInnen hatte als die Mehrheit? Weil sie Zugang hatte zu einem Bereich der Macht, wo das eine gesagt wird, aber das andere getan? Ostdeutsche, die unter den politischen Verhältnissen in der DDR konkret gelitten haben, können sich aktuell in ihrem Gefühl der Machtlosigkeit durchaus bestätigt fühlen.

In unserem feinen Staat darf ja kein Mensch seine freie Meinung äußern. Dafür haben wir ja Maulkörbe bekommen

Brief an Honecker von 1983

Man kann das absurd finden. Oft ist es das auch. Denn selbstverständlich macht es einen Riesenunterschied, ob man eine Krise in einem repressiven und misstrauischen Land wie der DDR erlebt – ohne freie Presse und freie Wahlen, ohne unabhängige Justiz und ohne das Vertrauen der Politik in die BürgerInnen (und umgekehrt). Die ostdeutsche Erzählung der politisch Privilegierten lebt bis heute fort. Die da oben – wir hier unten. Und selbst wenn am Ende die Wasserhähne in den Häusern der Politbüromitglieder doch nicht wie erwartet vergoldet waren – die Erfahrung von Unterlegenheit, von Uninformiertheit, von Machtlosigkeit und nie zu erreichender Teilhabe ist noch immer in Teilen der Bevölkerung präsent.

Gerade in Ostdeutschland erinnert die Tonalität des aktuellen Protests irritierend an diese Zeit. Ein Brief an die in Sachsen-Anhalt erscheinende Volksstimme fasst das Gefühl von Vergeblichkeit und Ressentiment gut zusammen: „Im Osten trifft das Virus auf Gegner und nicht auf Opfer“, schreibt ein Leser. Es klingt wie eine nur mäßig witzig formulierte Drohung.

Mag sein, dass die aktuellen Zustimmungswerte der Bundesregierung mit zwei Dritteln auskömmlich sind. Gerade mal jedeR fünfte BürgerIn befürchtet, dass Grundrechte dauerhaft eingeschränkt werden könnten. Und selbst Angela Merkel findet, diese Krise sei „eine Zumutung für die Demokratie“. Daraus abzuleiten, dass der Bundesregierung umfassend vertraut würde, geht aber fehl. Im Gegenteil, das Misstrauen wächst. Wie schrieb 1983 der DDR-Bürger an Erich Honecker? „In unserem feinen Staat darf ja kein Mensch seine freie Meinung äußern. Dafür haben wir ja Maulkörbe bekommen!“ Damals wie heute – derselbe Sound.

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49 Kommentare

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  • "Für viele, vor allem Ostdeutsche, liegt hier der Vergleich zur späten DDR nahe."

    Ist das nun eine gefühlte Wahrheit ( sz-magazin.sueddeu...lte-wahrheit-82167 ) oder gibt es für diese Aussage auch eine handfeste Umfrage.

  • Ich kann beim besten Willen nicht nachvollziehen, wie man sich in Schland über das CORONA Virus schlecht informiert fühlen kann.



    In den seriösen Medien ist doch alles relevante nicht 2 oder 3 mal sondern gefühlt 20 oder 30 mal gesagt worden.



    Ich sehe eher eine psychologische Verschiebung, weil gegen mathematisch biologische Zusammenhänge wie exponentielles Wachstum nich demonstrieren kann,



    weil man das die Krankheit nicht versteht, demonstriert man gegen etwas greifbares, nämlich die Regierung. Diese Proteste sind aber nur als sinnvoll erlebbar, wenn man reale Informationen teilweise ausblendet und durch Phantasmen ersetzt.

  • Was bin ich froh, dass ich der Regierung und den anerkannten Wissenschaftlern vertraue.

    So erspare ich mir jede Menge Ost- und auch West-Schwachsinn.

    Und: Jeder, der an Demonstrationen teilnimmt, bei denen Verschwörungstheoretiker, Antisemiten und Nazis mit spazieren, macht sich mitschuldig.

    Und dieses Gejammer wegen der Freiheit nehme ich auch keinem ab. Da sind so viele autoritäre Charaktere dabei, die die Freiheit hassen wie die Pest.

    Was auch mal eine Pandemie war.

    • @Jim Hawkins:

      Vertrauen in eine Regierung muss ja nicht heißen Freifahrtschein, aber Maßnahmen zur Virenverbreitung sind in Deutschland effektiver als in Frankreich. Bei etwa gleichen Infektionszahlen gibt es in Frankreich 3-4 mal so viel Tote.



      In beiden Ländern wurde das Gesundheitswesen kaputt gespart, in Deutschland weniger drastisch.



      Restriktionen sind temporär und deshalb auch nicht unangemessen.



      Folgeschäden sind natürlich nicht ausgeschlossen. Müssen wir halt wachsam sein

    • @Jim Hawkins:

      Sie als alter Hausbesetzer müssten doch zuerst die Zwille der Freiheit spannen und durchladen, wir stehen doch kurz hiervor:

      youtu.be/YEbQgKIXWVc

      Sagt zumindest der kabbalistische Lebensbaum und mein Autoquartet in Kombination mit berauschenden Trauben... ;-)

      • @Sven Günther:

        Ich müsste tatsächlich noch irgendwo eine haben. Wahrscheinlich da, wo auch der Gasrevolver ist.

        Allerdings würde ich sie nicht gegen die Pandemie-Maßnahmen erheben, sondern gegen alle Windows-Versionen außer XP.

    • @Jim Hawkins:

      Mensch muss, um Entscheidungen inhaltlich gut zu finden, ja nicht gleich Regierungen gut finden. ;-)



      Ansonsten schließe ich mich Ihnen mal an.

      • @Uranus:

        OK, nicht die ganze Regierung. Belassen wir es bei Merkel und Helge Braun.

        Scholz kann eh keiner leiden.

    • @Jim Hawkins:

      "Was bin ich froh, dass ich der Regierung und den anerkannten Wissenschaftlern vertraue"



      Genau.



      Die Fans von Uwe "Ehrenwort" Barschel, Helmut "Blühendes Ehrenwort" Kohl, Richard "Watergate" Nixon und Bill "No sexual relations" Clinton fühlen genau wie Sie. Glückwunsch.

      • @Linksman:

        Es ist mir klar, dass wir nicht von Göttern regiert werden.

        Menschen machen Fehler.

        Die aus den "Alternativ-Medien" allerdings einen nach dem anderen.

  • "Er belohnt die Reichen, ..." Das kann er (der Neoliberalismus) nicht, denn die Reichen leisten ja zumeist gar nix, und wer nix leistet, kann nicht belohnt werden. Korrekt wäre: Er *beschenkt* die Reichen.

  • 0G
    06792 (Profil gelöscht)

    Alles nett, aber:

    Ein Virus interessiert sich nicht fùr Politik, Grundrechte, Minderheiten, individuelle Freiheit usw.

    Die grosse Mehrheit der Menschen hat das auch verstanden und versucht sich entsprechend zu verhalten. (Abstand, Mundschutz, Einschränkungen akzeptieren usw.)

    Eine Minderheit sieht böse Kräfte am Werk und leugnet ja teilweise auch das es überhaupt ein Problem gibt.

    Davon wird sich das Virus aber leider nicht beeindrucken lassen. Deswegen finde ich Verständnis zeigen nicht genug.

  • RS
    Ria Sauter

    Sehr, sehr guter Artikel!



    Ich schätze Ihre Sichtweise auf die Dinge sehr, Frau Maier.



    Ich erlebe immer wieder glasklares Hinschauen in Gesprächen mit Menschen aus dem Osten. Diese Aufmerksamkeit zu politischem Handeln ist im Westen nicht so stark aufgeprägt.



    Von diesen Artikeln lebt die Taz. Genau so war mal die Berichterstattung! Leider gibt es schon seit längerer Zeit keinen Journalismus dieser Güte bei der Taz.



    Die Artikel von jungen Journalisten/innen , so möchte ich sie eigentlich nicht nennen, haben Bravozeitungsniveau, wenn es um deutsche Ksrtoffeln geht oder so stige Befindlichkeiten.

    • @Ria Sauter:

      Naja, mensch sollte da schon zwischen Berichten und Kolumnen unterscheiden.



      An sich hätte ich da eher eine Kritik an die TAZ bezüglich in Teilen staatstragender Berichterstattung beispielsweise ...

  • Glaube Ost

    Überhaupt scheint man in Ostdeutschalnd sehr mythengläubig zu sein...

    • @Hartz:

      Nee, im Osten hat man schon sehr lange und sehr früh so unvorstellbare Absurditäten erlebt, dass es den Menschen an Vorstellungsvermögen für Schlechtigkeiten seitens der Politik nicht fehlt.

    • @Hartz:

      Och, wohl nicht mythengläubiger als im Westen.

      Allerdings sind es andere Mythen, weshalb es in Westdeutschland auffällt.

      Ist aber umgekehrt genauso. In Ostdeutschland fallen die westdeutschen Mythen auch schneller auf.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Das Misstrauen haben "die da oben" sich doch redlich verdient.

    "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern." Thomas de Maizière, 2015, zur Absage eines Länderspiels

    Wirkungsverstärker im Impfstoff zur Schweinegrippe 2009 .. außer natürlich für das Bundesministerium des Inneren.

    Das gesamte Debakel um den NSU, oder die PKW-Maut, absurde Beraterverträge oder sonstiges Gemauschel der von der Leyen ..

    etc.

    Irgendwann hat der Vertrauensvorschuss ein Ende. Dann glaubt keiner mehr an den bösen Wolf, wenn jedes Mal, wenn man raus geht um den Wolf zu vertreiben, jemand eines der unbewachten Häuser plündert.

    Manche fahren auf dieser Misstrauensschiene leider schon deutlich länger und sind sonstwo gelandet.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      na - da hat "Holzhirn" ja gekramt in der Kiste der angeblichen Verfehlungen. Seit wann gibt es Regierungen, denen nie ein Fahler unterläuft oder die keinen Skandal produzieren.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Monika Frommel :

        Da gibts bestimmt ein paar, die passen aber nicht so gut in unsere Aufmerksamkeitssuchende Medienlandschaft.. "Nichts neues in Dänemark" verkauft sich bestimmt schlecht :-)

        Aber mal im Ernst. Wenn man Jahrelang in diversen Medien die Verfehlungen der Regierung zelebriert, sollte man sich nicht wundern wenn die Menschen ein gewisses Grundmisstrauen entwickeln.

  • Finde die Beiträge sehr gut... und auch die beiden bisherigen Kommentare.



    Und doch gibt es noch etwas "dazwischen". Warum regen sich die Demonstrierer so auf? Durch die Maßnahmen sehe ich die grundsätzlichen Grundrechte nicht in Gefahr - eher durch den Neoliberalismus und die damit zusammenhängenden Folgen. Im Konsumwahn und -traum bracuhe ich die Grundrechte gar nicht einzuschränken; große Teile der Bevölkerung sind eh mit "höher, weiter, besser" voll paralysiert. Und ist es wirkliche Freiheit, mehrmals im Jahr in die Dominkanische Republik oder auf die Seychellen fliegen zu können? Was ist denn die Freiheit, die z.Zt. eingeschränkt wird oder war? och etwas "dazwischen". Warum regen sich die Demonstrierer so auf? Duch die Massnahmen sehe ich die grundsätzlichen Grundrechte nicht in Gefahr - eher durch den Neoliberalismus und die damit zusammenhängenden Folgen. Im Konsumwahn und -traum bracuhe ich die Grundrechte garnicht einzuschränken; große Teile der Bevölkerung sind eh mit "höher, weiter, besser" voll paralysiert. Und ist es wirkliche Freiheit, mehrmals im Jahr in die Dominkanische Republik oder auf die Seychellen fliegen zu können? Was ist denn die Freiheit, die z.Zt. eingeschränkt wird oder war? Weniger Flugzeuge über meinem Balkon...super. Und ja es ist existenziell, wenn Leute nicht mehr ihr tägliches Einkommen haben - aber da müsste sich grundlegend was ändern. Die Massentierhaltung z.B. - und dann verlieren die dort Beschäftigten natürlich ihre schlecht bezahlten Jobs & Mininmallöhne. Sollen wir deshalb die Tierhaltung beibehalten - oder gilt es nicht eher neue Perspektiven zu schaffen. Wenn ich höre, das die Automobilindustrie Kaufanreize für ihre techn. Altmodelle und SUVs haben möchte,...gehts noch? Jetzt ist auch eine Chance, dieses ganze Wachstumswahnsystem zu hinterfragen... da wünsche ich mir mehr Beiträge zu... Grüße und einen schönen und gesunden Tag noch

    • @Zeuge14:

      Der Konsumvorwurf ist so ziemlichh derjenige, der am Häufigstten kommt.

      Dabei wird vergessen, dass nicht nur Shoppingcenter schließen mussten, sondern die Manahmen auch jenseits des Konsums wüteten und kriminalisierten, was zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen gehört: das Pflegen sozialer Kontakte und Fürsorge, für die Angehörigen. Seit Jahren belegen Studien und wird daher gepredigt, wie wichtig soziale und körperliche Kontakte fur die Genesung und Gesundhaltung von Menschen, insbesondere alten Menschen ist.



      Jetzt aber droht eine empfindliche Geldstrafe dafür, wenn man seine Mutter umarmen möchte.

      Menschen sterben alleine, die letzte Sterbebegleitung geschieht mit einem maskierten Menschen. Entsprucht das einer unantastbaren menschlichhen Würde?



      Und die Beerdigungen... Die trauernde Wittwe steht einsam am Grab, während die wenigen erlaubten Besucher sie nicht einmal umarmen dürfen. Dabei gewesen, bei einer Beerdiguungg zu Zeiten Coronas? Mit Sicherheitskräften, die auf die Einhaltung des Abstandes pochen und trauernden Hinterbliebenen am offenen Grab, die sich nicht gegenseitig stützen dürfen?

      Alles auf den Konsum zu reduzieren ist eindeutig zu wenig

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Ich bin kein Ossi,

    aber wir haben im Familienumfeld intensive Kontakte "nach drüben" gepflegt.

    Und wir haben dabei viel gelernt, insbesondere was den intelligenten passiven Widerstand, was das Lesen zwischen den Zeilen der Verlautbarer betrifft.

    Daher scheinen mir aktuell auch hier die Nerven blank zu liegen, gefühlt jeder dritte Artikel das Thema irgendwie mit spitzen Fingern und noch spitzerer Feder begleitet.

    Ja, und manche derzeitige Restriktionen, offenen Überwachungen nebst exekutierter Repressionen gab es nichtmal in der DDR, muß man da schon etwas länger zurückschauen.

    • 1G
      164 (Profil gelöscht)
      @90857 (Profil gelöscht):

      "Ja, und manche derzeitige Restriktionen, offenen Überwachungen nebst exekutierter Repressionen gab es nichtmal in der DDR, muß man da schon etwas länger zurückschauen."



      Das weckt meine Neugier. Was sind das denn für Repressionen? Oder muss ich das zwischen den Zeilen lesen?

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @164 (Profil gelöscht):

        Zwei Beispiele, gern der Relativierung anheim gestellt.

        1. Bei unseren vielen Besuchen drüben, mit ebenso vielen, vielen Aufenthalten in Gaststätten (wait to be seated) in Ost-Berlin und dem Raum Chemnitz mussten wir nirgends unsere "Kontaktdaten" angeben,

        wird es wohl hier, über das Anbaggern hinaus,

        www.derwesten.de/s...3yqqHIiH-weQjZhHZ8

        möglicherweise zum Geschäftsmodell werden, wenn die darbenden Gastwirte ersteinmal merken, auf welchem Datensatz sie zunehmend sitzen.

        2. Für Himmelfahrt et al. haben Landesregierungen hierzulande verfügt (gab diverse Links dazu ganz unverdächtigen Medien), dass selbst auf dem eigenen Grundstück, in der eigenen Wohnung nicht mehr als fünf Personen zusammen sein dürfen, soweit sie nicht zum engeren Familienkreis oder bestenfalls zu maximal zwei Haushalten gehören.

        Wenn ich das damals unseren DDR-Gastgebern als irgendwann real werdende BRD-Dystopie vermeldet hätte,

        so könnten sie mir höchstens geraten haben, das nächste Glas doch lieber auszulassen ...

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Ich bin wirklich extremst gespannt darauf zu erfahren was Sie (und Leute, die so denken wie Sie) sich für Erklärungen zusammenphantasieren, wenn die Restriktionen wieder heruntergefahren werden. Das könnte noch spannend werden. UND witzig.

        • 1G
          164 (Profil gelöscht)
          @90857 (Profil gelöscht):

          1. Offensichtlich ein Fall von privatem Datenmissbrauch - keine staatliche "Repression". Das ist ohne Frage Mist. Aber dass Ihr auf Besuch im Osten keine Kontaktdaten angeben musstet, lag vermutlich eher daran, dass die eh immer wussten wo Ihr wart. 2. Auch hier ist der Vergleich doch ein hinkender - die DDR musste Zeit ihrer Geschichte auf keine solche Pandemie reagieren. Wie autoritäre Staaten mit sowas umgehen, kann man in China besichtigen.

          • 0G
            05158 (Profil gelöscht)
            @164 (Profil gelöscht):

            Zu ihrem zweitens:

            Pandemien im Sozialismus



            In der DDR wurde nicht lange gefackelt

            www.welt.de/wirtsc...demien-umging.html

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Es liegt in der Natur der Dinge, dass es - einerlei unter welchem 'geistigem' (früher auch: religiösem) Überbau - Regierende und Fussvolk gibt. Während die Ersteren die Privilegierten sind, existieren die Letzteren für die Brosamen.

    Mir ist aus der Menschheitsgeschichte kein relevantes Modell bekannt, wo dies anders (gewesen) wäre.

    Drum merke: Wenn Theorie und Wirklichkeit nicht übereinstimmen, umso schlimmer für die Wirklichkeit.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Zum Überbau:



      Panem et Circensis



      Nord Süd



      Ost West



      Theorie Wirklichkeit,



      Alles eine Frage der Relation...



      Leider gibt es auch in der Relation die etwas gleicheren Gleichen (oben-unten)

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Brot und Spiele

        www.youtube.com/watch?v=p4fEuIVJOKc

        (Ich mußte lachen. Natürlich kurz inf. welche polit. R. die Jungs haben und Ronneburg gelesen-Osten! dann kam der Absturz.;-))

  • Es ist aktuell ein sehr trauriges Phänomen zu betrachten: Desinteressierte Menschen demonstrieren.



    Früher war es meist so, dass Personen, die mit irgendwelchen Zuständen nicht einverstanden waren oder sich durch irgendwas bedroht fühlten meist zu diesem Thema und angrenzenden Bereichen gut informierten, sich in Gesprächen austauschten und meist gut Bescheid wussten.



    Jetzt habe ich das Gefühl, dass Menschen auf die Straße gehen - nur um „Dampf abzulassen“, sich in einer Gruppe vermeintlich Gleichgesinnter gegenseitig Bestätigung zuzusprechen - auch wenn sie über völlig unterschiedliche Motivationen verfügen, total unterschiedliche oder auch gar keine Ziele verfolgen.

    Und das in einer Zeit, wo wir - wenn wir es darauf anlegen - über Möglichkeiten verfügen uns besser den je und aus mehreren Blickrichtungen über Sachverhalte zu informieren. Genauso wie ich mir nach den Hanauer Attentaten das krude Schriftstück des Attentäters organisierte, um mir meine eigene Meinung darüber zu bilden, ist es doch ein leichtes Originalstimmen aus von COVID-19 stärker betroffenen Regionen zu hören, Maßnahmen verschiedener Regierungen in verschiedenen Ländern zu vergleichen oder sich eine Reportage aus der Provinz Hubei, aufgenommen im Februar anzuschauen.



    Wenn man sich die Zeit dafür nimmt (dank Lock-down war sie vorhanden) - wird man feststellen:



    - wir sind bislang mit eher soften Maßnahmen verdammt gut durchgekommen (in Spanien darf man seit einer Woche erstmals wieder stundenweise spazieren gehen)



    - die Bilder aus Italien waren nötig um die hiesigen Maßnahmen durch zu bekommen (etwas mehr Dankbarkeit an Italien dafür, bitte!)



    - Hätte man identisch zwei Wochen früher reagiert, wären wahrscheinlich alle Infektionsketten nachvollziehbar geworden und die Fallzahl um 90 % geringer



    - There's no glory in prevention



    - nach anfänglichem Tiefschlaf haben unsere politisch Verantwortlichen einen guten Job gemacht



    - leider geht das den Bach runter, da jetzt der Profilierungswahn überwiegt

    • @Navitrolla:

      "Jetzt habe ich das Gefühl, dass Menschen auf die Straße gehen - nur um „Dampf abzulassen“, sich in einer Gruppe vermeintlich Gleichgesinnter gegenseitig Bestätigung zuzusprechen - auch wenn sie über völlig unterschiedliche Motivationen verfügen, total unterschiedliche oder auch gar keine Ziele verfolgen."

      Ich als Ossi habe das Gefühl, die Leute hat die Corona-Situation durch die Unsicherheit und den Stillstand in eine Art Retraumatisierung gebracht.

      Die Stimmung ähnelt der Wendezeit. Und im Osten ist die wirtschaftliche Sicherheit eh sehr fragil - nun erst recht!

      Die Leute haben Angst, noch weiter zurückzubleiben, noch weniger zu haben. Eine Mischung aus Existenzangst und neurotischem Wahn könnte es sein.

      Ich vermisse aber auch, dass sich mit der Kritik der Menschen fernab der Verschwörungstheorien auseinandergesetzt wird. Ich habe ein Kind mit Impfschaden und kotze ab wegen der Masernimpfpflicht. Und das ist ganz bodenständig zu begründen. Ich stehe auch 5G und dieser ganzen Funktechnologie kritisch gegenüber - wegen der Umwelt und weil es mir ganz persönlich körperliche Probleme macht. Und das ganz ohne Gates-Verschwurbelung, Angst vor Microchips und sonstigem Kokolores, ganz ohne Hass auf Merkel (meine Lieblingspolitikerin ist sie sicher nicht!) und ohne rechte oder verfassungsfeindliche Ideologie.

      Gute Journalisten mit den Akteuren dieser Meinungsbildung zusammenzubringen und öffentliche Transparenz herzustellen wäre gut. 5G-Gegner und Impfkritiker und das ängstliche Volk muss man doch differenziert betrachten können.

      Soweit ich das im Umfeld mitbekomme, sitzt das Mißtrauen tief wegen der Lobbyistennähe unserer Politiker. Siehe Dieselskandal, TTIP, Mautunsinn, Impfpflicht,.....wen wunderts? Und welche Chance besteht, endlich mal vernünftige, ökologische und menschenfreundliche Politik zu bekommen??????

      • @Elli Pirelli:

        Ich sehe das ganz genauso. Danke für Ihren derzeit "mutigen" Kommentar!

  • Einem Staat vertrauen, der sich nur mit Hilfe eines internen Strategiepapiers unbekannter Herkunft zu helfen weiß, in dem Panikmache als Weg zum Erreichen der Verhaltensänderung als alternativloser Ansatz gewählt wird.



    Dieser Staat hat kein Vertrauen in seine Bürger.

    • @Walter Hempe:

      Das genannte öffentliche Strategiepapier des BMI hat mir nun auch als (bisher) letztes die Sprache verschlagen.

      Ich würde gerne vertrauen und respektieren, aber zurzeit ist mir das nicht möglich. Ich bin fassungs- und hoffnungslos, habe aber keine Panik vor Corona.

      Weiß das Virus, was es mit der Gesellschaft macht bzw. was die Gesellschaft aus der Situation macht?

  • Die tägliche Berichterstattung der taz über Verschwörungsspinner wird nun ergänzt mit einer gewaltigen Portion Küchenpsychologie. Vielleicht ist das ja schon eine Verschwörungstheorie über Verschwörungsspinner?

    • @Rolf B.:

      Bei Frau Maier kriegen Sie doch immer Küchenpsychologie.

      • @Jim Hawkins:

        Liggers.

        - „Die Pubertistin“ - an Bauernfrühstück.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Nun aber mal" Stopp Jungs"!



          Ich lasse es mal in uckermärkischer Mundart ausdrücken:

          Heidsee

          Van färn – so sacht – een Klockenschlag!



          De Sunn gung still to Roh.



          Ganz liesen möckt de leewe Dag



          De möden Ogen to.



          Nu liggt de See in d´ Heid so still,



          Mit Ogen, blog und wiet;



          ´t is grod, as ow he drömen will



          Von oltvergohn´ne Tied!



          De Bläder in den Eekenbom



          Un in de Strük an´n See,



          De tuscheln lies´, du hörst et kum,



          De Segg von Zwerg und Fee.



          Süss is ´t in d´ Heid so still, so still –



          Un twischen Busch un Bom



          Is ´t grod, as ow keen stören will



          Den See in sinen Drom.



          ;-)

          • @05158 (Profil gelöscht):

            Liggers. Klaus Groth meint:

            De Moel

            De Puch quarkt int Rohr



            De Voß bru't int Moor



            Un wit inne Feern schallt Gesank



            Min Hart stiggt to Höch



            Ik weet ni, wa'k seeg



            De Thran'n löpt de Backen hentlank



            De Dag geit to Rau



            Opt Gras liggt de Dau



            De Wulken ann Himmel warn roth



            Dat Allens so still,



            Ik weet nich, wa'k will



            Ik glöv, mi is truri to Moth



            Dar achter de Weid



            Wit oever de Heid



            Dar schimmert ann Himmel aen Moel



            Dat is mi, as weer



            Ik dar voer de Doer



            Un seet oppen Moelnbarg un spel



            De Dag geit to Rau



            Opt Gras liggt de Dau



            De Wulken ann Himmel warn roth



            Dat Allens so still,



            Ik weet nich, wa'k will



            Ik glöv, mi is truri to Moth



            Denn seeg dar en rut



            Un den kenn ik so gut



            Den seet ik so oft oppen Schot



            De Steen leep un klung



            De Mann seet un sung



            Ann Himmel de Wulken weern roth



            De Dag geit to Rau



            Opt Gras liggt de Dau



            De Wulken ann Himmel warn roth



            Dat Allens so still,



            Ik weet nich, wa'k will



            Ik glöv, mi is truri to Moth



            Dar weer ik noch kleen



            Un nun bün ik alleen



            Wer weet, ob de Ol dar noch steit?



            De Lucht is so luri –



            Dat Leed is so truri



            Gottlof, dat de Moel doch noch geit!



            De Dag geit to Rau



            Opt Gras liggt de Dau



            De Wulken ann Himmel warn roth



            Dat Allens so still,



            Ik weet nich, wa'k will



            Ik glöv, mi is truri to Moth“

            • 0G
              05158 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              Di't is ener jener Jründe, warum ick in dene Vereine , immer noch ma zucke!

              Copyright(gestohlen v. FRAU FLIEDER)

              Prima ;-)!

              • @05158 (Profil gelöscht):

                …always at your servíce

                • @Lowandorder:

                  ☕️☕️☕️ & gleich mal wieder anne Klampfe - sojet üben for die Enkels - 🥳 -

                  • 0G
                    05158 (Profil gelöscht)
                    @Lowandorder:

                    Gitarren-Musik

                    Goldene Klänge fallen vom Himmel,



                    einzelne Perlen, gegliedert zu Bünden,



                    aus sphärischer Welten fernem Gewimmel,



                    um Terra göttlichen Abglanz zu künden.

                    So war's mal gedacht in kreatürlichem Sinn



                    am Anfang des Alls, in Ursprungs Beginn.

                    Wenn Worte versagen und and're Gefühle,



                    menschliche Herzen – sie werden zu Stein.



                    Du kannst dich kaum rühren in all dem Gewühle



                    und fühlst dich dennoch so schrecklich allein.

                    Da hör, welch ein Sang, welch wundersam Spiel



                    über dich grad wie ein Schleiernetz fiel.

                    Es trägt dich zum Fluge, verhilft dir zur Kraft.



                    Wie konnt'st du verloren dich glauben?



                    Es war nur ein Ton, der hat es geschafft,



                    und den kann dir nun niemand mehr rauben.

                    Der Meister des Klangs, der lässt sich nicht nennen.



                    Ihn kann jeder für sich selbst nur erkennen.



                    (Tilly Boesche-Zacharow)



                    Ach , ja. Es sind immer die Doppelnamen.

                    • @05158 (Profil gelöscht):

                      Danke. Illka Korff - das sternt doch.



                      &



                      Nicht nur am Morgen…

    • RS
      Ria Sauter
      @Rolf B.:

      Prima😃

  • "Im Gegenteil, das Misstrauen wächst."

    Nur zwangsläufig. Und sicherlich nicht nur im Osten. Ein einziges Beispiel:



    Das BVerfG fällt ein Urteil. Der EuGH sagte:"Urteil bad!" "Flinten Uschi" kündigt darauf hin Konsequenzen an. Wo also, bitte schön, ist unsere Justiz unabhängig?