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München entlässt OrchesterleiterDer Dirigent, den ich rief

Chefdirigent der Münchner Philharmoniker und gleichzeitig Putinfreund? Geht nicht, findet Münchens OB und schickt Waleri Gergijew in die Tundra.

Präsident Putin verleiht Waleri Gergijew am 1. Mai 2013 einen Orden samt dem Titel „Held der Arbeit“ Foto: Itar-Tass/imago

München taz | Putin oder internationale Karriere: Der russische Dirigent Waleri Gergijew musste sich entscheiden. Denn seine westlichen Auf­trag­ge­be­r – und davon hat Gergijew viele – wollen plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Der Grund: Gergijew ist ein Freund Wladimir Putins, ließ sich von diesem bereits einen Staatsorden anheften und unterstützt dessen Politik. Das hat ihn nun auch seinen Posten als Chefdirigent bei den Münchner Philharmonikern gekostet.

„München trennt sich von Chefdirigent Valery Gergiev“, ließ Oberbürgermeister Dieter Reiter am Dienstag vermelden. „Es wird damit ab sofort keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter seiner Leitung geben.“ Gergijew habe sich trotz der Aufforderung, sich „eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren“, den Putin gegen die Ukraine und auch gegen Münchens Partnerstadt Kiew führe, nicht geäußert. Ein solches Signal wäre für eine weitere Zusammenarbeit unabdingbar gewesen.

Zuvor hatte bereits das Schweizer Verbier-Festival Gergijew als Musikdirektor gefeuert, das Lucerne Festival ihn ausgeladen. Andere Konzert- und Opernhäuser wie die Mailänder Scala, das Festspielhaus in Baden-Baden oder die Elbphilharmonie sollen ebenfalls Ultimaten gestellt oder mit einer Absage von Konzerten gedroht haben.

Sogar seine Künstleragentur hat den Dirigenten jetzt rausgeschmissen: „Vor dem Hintergrund des verbrecherischen Krieges, den das russische Regime gegen die demokratische und unabhängige Nation der Ukraine und gegen die gesamte offene Europäische Gesellschaft führt, ist es uns unmöglich und unlieb geworden, die Interessen von Maestro Gergijew zu vertreten“, so Agenturchef Marcus Felsner.

„Die Kultur darf nicht zum Spielball von politischen Auseinandersetzungen werden“, sagte zwar der Vorstand des Münchner Orchesters, Daniel Froschauer, doch so einfach ist die Sache offensichtlich nicht. Zwangsläufig stellt sich die Frage: Wie politisch darf, muss, kann ein Künst­le­r sein? Und darf sie oder er sich wie eine Privatperson einer politischen Positionierung entziehen? Zumal wenn dies in der Vergangenheit nicht immer der Fall war?

Im Westen stets gern gesehen

Der 1953 in Moskau geborene Gergijew war nun in der Tat nicht der Dirigent, für den es nur seine Musik gab und der sich von allen politischen Sphären fern hielt. Er gab sich stets als russischer Patriot, ergriff 2008 im Konflikt zwischen Russland und Georgien für Putins Vorgehen Partei und gab im besetzten Südossetien ein „Siegeskonzert“. Man erinnert sich auch an das Jahr 2013, als Gergijew gegenüber einer niederländischen Zeitung Russlands homosexuellenfeindliche Gesetze verteidigt haben soll – auch wenn der Dirigent später behauptete, falsch zitiert worden zu sein.

Wenig später unterstützte er in einem offenen Brief russischer Kulturschaffender die Annexion der Krim. Und auch die russische Unterstützung des Assad-Regimes in Syrien fand seine Zustimmung: Als russische und syrische Truppen gemeinsam die Stadt Palmyra erobert hatten, gab er auch dort im Amphitheater ein Konzert. Alles in allem also ist Gergijew, zumindest politisch gesehen, ein höchst unangenehmer Zeitgenosse.

Nur ist all dies bislang nicht unbekannt gewesen. Gestört hat es freilich wenige, Konsequenzen hatte es nicht. Böse könnte man sagen: Wen interessiert schon, mit wem der Mann Wodka säuft, wenn er seinem Orchester einen solchen Tschaikowsky entlockt? Gergijew war in den Konzertsälen des Westens stets gern gesehen – und gehört. In München sowieso.

Nun hat die vielbeschworene „Zeitenwende“ also auch Gergijew erfasst, der seit 2015 Chefdirigent in München ist. Er gilt als bestbezahlter Angestellter der Stadt, obgleich es nur ein Nebenjob für ihn ist: In St. Petersburg ist er weiterhin Chef des Mariinski-Theaters. Aktuelle Äußerungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine sind aus Gergijews Mund zwar bislang nicht bekannt, aber das genügte nun nicht mehr. Reiter hatte dem Dirigenten am Freitag ein Ultimatum gestellt: Wenn er sich nicht von Putins Krieg distanziere, werde er fliegen. Das Ultimatum, so der Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt, laufe in der Nacht zum Dienstag, Punkt Mitternacht, ab.

Eine öffentliche Gesinnungsprüfung quasi. Wie überzeugend ein Anti-Putin-Statement von Gergijews Seite freilich gewesen wäre, so er es denn abgegeben hätte, mag man lieber dahin gestellt lassen. Er hat es nicht getan, er hat sich eben nicht geändert. Das kann und muss er sich vorwerfen lassen. Im Umkehrschluss heißt es aber auch, dass er schon damals, als er 2015 seinen Job in München antrat, derselbe war wie heute. Und das wiederum kann und muss sich – ja, wer muss sich das vorwerfen lassen?

Operndiva Netrebko will nicht „ihr Vaterland beschimpfen“

Entschieden hatte sich, schon im Januar 2013, das Orchester selbst für Gergijew, bestätigt wurde die Berufung vom Stadtrat. Proteste? Gab es, doch folgten darauf lediglich eine verunglückte Pressekonferenz und ein Gespräch mit dem Kulturreferenten. „Ich bin ein viel beschäftigter Künstler“, redete sich der Dirigent damals raus, „ich gehöre nicht zur Duma, ich gehöre nicht zur Regierung.“ Der Stadt schien die Erklärung zu genügen. Man hörte gern hin, wenn Gergijew die Hände hob – einen Taktstock benutzt er nie – und genauso gern weg, wenn es um seine politischen Freunde ging.

Und jetzt? Fordern Politiker klare Kante von Künstlern gegen Putin, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt, „selbst wenn sie selbst bisher nicht dafür bekannt waren“. Auch andere Künstler bringt ihre Nähe zum Putin-Regime in Erklärungsnöte: So verurteilten die Operndiva Anna Netrebko und ihr Mann, der aserbaidschanische Tenor Yusif Eyvazov, den Krieg, ohne explizit den Kriegstreiber zu benennen: „Ich bin eine Russin und liebe mein Land, aber ich habe viele Freunde in der Ukraine, und der Schmerz und das Leid brechen mir das Herz“, schrieb die auch in Wien lebende Sängerin auf Instagram. „Ich möchte, dass dieser Krieg aufhört und die Menschen in Frieden leben können.“ Trotzdem gab die Bayerische Staatsoper am Dienstag bekannt, dass sie Engagements von Netrebko abgesagt habe.

Im vergangenen Jahr feierte die Sopranistin ihren 50. Geburtstag mit einem vierstündigen Konzert im Kreml. Putin wohnte der Gala zwar nicht bei, ließ dort jedoch seine Glückwünsche verlesen. Netrebko und Eyvazov wandten sich jetzt dagegen, „Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen und ihr Vaterland zu beschimpfen“.

Nicht allen bereitet dies hierzulande so wenig Probleme wie Kirill Petrenko, dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker. Der aus dem sibirischen Omsk stammende Petrenko ließ es an Deutlichkeit nicht missen: „Der heimtückische und völkerrechtswidrige Angriff Putins auf die Ukraine ist ein Messer in den Rücken der ganzen friedlichen Welt“, schrieb der Orchesterleiter in einer Mitteilung. „Es ist auch ein Angriff auf die Kunst, die bekanntlich über alle Grenzen hinaus verbindet.“

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59 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Das finden also viele Leser*innen hier in Ordnung...? Ein Dirigent wird entlassen, weil er sich weigert sich politisch zu äußern. Er wird dazu aufgefordert weil er Russe ist...



    Es gibt einen Begriff der solche und ähnliche Vorgänge beschreibt...

    • @Axel Foley:

      Herr Gergijew ist aber nicht 'irgendein Russe', sondern jemand der sich in der Vergangenheit bereits ganz klar pro Putin, pro autoritäres Russland positioniert hat.



      Die Darstellung hier würde jemand diskriminiert weil er das Pech hat mit russischer Nationalität geboren zu sei (das wäre in der Tat besorgniserregend) geht völlig an den Tatsachen vorbei.

    • @Axel Foley:

      Folglich müsste man auch folgende Fragen stellen: Was ist mit all den chinesischen Künstlerinnen und Artisten? Wie sieht es mit US-amerikanischen Künstler:innen aus, die Trump unterstützt haben; oder muss deutschen Künstlern, die Mitglied einer gerade nicht genehmen Partei sind, Berufsverbot erteilt werden? Sollen wir nur noch Kunst von solchen Künstler:innen konsumieren dürfen, die sich quasi auf Kommando von ihrer Regierung oder einer Partei distanzieren? Oder man kann noch weiter gehen, und alle Kompositionen und Literatur von Künstlern, die in einer kolonialistischen und undemokratischen Zeit gelebt haben, eliminieren. In so einer Welt möchte ich nicht leben.

  • Ich finde das schwierig, deshalb habe ich ein chinesisches Orakelbuch, das I Ging (sehr alt) befragt. Und außerdem kenne ich eine besonders kluge Freundin (nicht alt), deren Weisheit mir fast noch unergründlicher vorkommt als die des I Ging.

    Wenn ich nun das Orakel 24 - Fu / Die Wiederkehr -, das sich dann in Nr. 53 - Dsiën/ Die Entwicklung / (Allmählicher Fortschritt) - verwandelt, mit den Anregungen (eher ein Auf-die-Sprünge-helfen) jener Freundin kombiniere, ergibt sich eine verblüffend einfache Auflösung der Dilemmata: wir unterstützen und fördern mutige Menschen wie den russischen Friedensnobelpreisträger Dmitri Muratow, der offenbar ein Vorbild ist:

    "Die Haltung der russischen Bevölkerungen wird immer klarer: Nein zu Putins Krieg in der Ukraine! Neben den vielen Prominenten gehen auch tausende Menschen russlandweit auf die Straße - trotz der Angst vor Verhaftungen. Danke für Euren Mut!"

    www.instagram.com/p/CamKJ3CqJWI/

    und halten gleichzeitig Werte wie Meinungsfreiheit, Gedanken(!)freiheit hoch, indem wir niewanden zu Bekenntnissen nötigen, also nicht das, was nicht geschieht, zum großen Thema machen - und ermöglichen so (auch denen) 'allmählichen Fortschritt' und so eine 'Wendezeit'.

    Ha, richtig weise, was? Leider bisher nur abgeschrieben und geteilt...

    • @ke1ner:

      und auch noch unvollständig: 53 heißt Fu / Die Wiederkehr (Die Wendezeit) [in der Übersetzung von Richard Wilhelm, bedeutender Sinologe zu Anfang des 20. Jhdts]

  • Kunst, die sich nicht von Krieg und Unterdrückung distanziert, mag formal als Kunst erscheinen und ist doch nur das alte Ritual der Speichelleckerei von Staatskünstlern, die das, was sie können, nicht als Instrument für Aufklärung, Reflexion und Kritik verwenden, was die echte Kunst aber auszeichnet.

    Dies gesagt sind geforderte Distanzierungen immer ein zweischneidiges Spiel, auch weil sie am Ende sogar zu dem werden können, was kritisiert wird, nämlich Unterdrückung.

    Einfache Antworten gibt es hier aber nicht, denn dort, wo andere unterdrückt werden, ist eben auch nicht alles mehr privat.

  • 6G
    68514 (Profil gelöscht)

    Ich habe wieder seit langem ein Lied aus DDR-Zeiten in den Ohren, was damals eigentlich ein Agitationslied war. Aber den Text finde ich super, der ist allgemeingültig.:

    Sag mir, wo du stehst,



    sag mir, wo du stehst,



    sag mir, wo du stehst,



    welchen Weg du gehst!

    Zurück oder vorwärts; du mußt dich entschließen!



    Wir bringen die Zeit nach vorn Stück um Stück.



    Du kannst nicht bei uns und bei ihnen genießen,



    denn wenn du im Kreis gehst, dann bleibst du zurück.

    Sag mir, wo du stehst,



    sag mir, wo du stehst,



    sag mir, wo du stehst,



    welchen Weg du gehst!

    Du gibst, wenn du redest, vielleicht dir die Blöße,



    noch nie überlegt zu haben wohin.



    Du schmälerst durch Schweigen die eigene Größe.



    Ich sag Dir: Dann fehlt deinem Leben der Sinn.

    Sag mir, wo du stehst,



    sag mir, wo du stehst,



    sag mir, wo du stehst,



    welchen Weg du gehst!

    Wir haben ein Recht darauf dich zu erkennnen,



    auch nickende Masken nützen uns nichts.



    Ich will bei richtigen Namen dich nennen,



    und darum zeig mir dein wahres Gesicht.

    • @68514 (Profil gelöscht):

      Wir haben damals immer Sag, mit wem du schläfst mit gesungen wen wir wieder diesen Propagandamist über uns ergehen lassen mussten.

      • @Šarru-kīnu:

        Stimmt!



        Und die Jungs*in von Schutt und Asche haben gesungen,- Wir sind überall auf der Erde, leuchtet ein Stern-!



        Is makaber aktuell!

      • 6G
        68514 (Profil gelöscht)
        @Šarru-kīnu:

        Na klar, weil ja im Hinterkopf immer klar war, auf welcher Seite man zu stehen hatte.



        Wenn man sich diesen Text aber mal neutral betrachtet, dann können wir zwar Andere auffordern ihre Ansichten und Meinungen darzulegen. Man muss aber auch im gleichen Atemzug selbst seine Ansichten und Meinungen darlegen, weil alle Anderen ja auch dieses Recht haben. Aber sollte eigentlich nicht klar sein, dass man selbst ohne Aufforderung sagt was man denkt?



        Insofern ist der Text des Liedes nicht mehr zeitgemäß. Diese Aufforderung im Lied ist dann schon sehr propagandistisch. Die nickenden Masken brauchen allerdings wir wirklich nicht. Und einfach mal anfangen zu reden ist immer richtig, oder? Und was unter "Zurück oder Vorwärts" zu verstehen ist muss ich schon für mich selbst klären. Am eigenen Denken führt nunmal kein Weg vorbei.

        • @68514 (Profil gelöscht):

          Ich nehme mal an Sie hatten das Privileg damals nicht dieser Gehirnwäsche unterzogen worden zu sein. Da lässt sich sowas dann wahrscheinlich neutral betrachten. Es gibt da ein armenisches Sprichwort das passt irgendwie zu ihren Ausführungen. Ein Mann, der die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd.

          • 6G
            68514 (Profil gelöscht)
            @Šarru-kīnu:

            Ich bin ein Kind der DDR und durfte auch ca. 30 Jahre diese Propaganda genießen. Ja, einige Dinge habe ich durchaus auch ungefiltert geglaubt, aber bei weitem nicht allen Mist mitgemacht. Ich habe auch im Laufe der Zeit erst gelernt, wann ich die Klappe aufmachen muß. Das muß jedem zugestanden werden. Und bezgl. des Sprichwortes, da sollten wir jainzwischen weiter sein und nicht einfach dem Überbringer der schlechten Nachricht die Hände abhacken, getreu einem anderen Sprichwort, welches es hierzulande gibt.

            • @68514 (Profil gelöscht):

              Ich hätte auch gedacht, Sie haben Westsozialisation genossen.

              Es ist ein Stück persönlicher Freiheit, dass ich nicht stets sagen muss, was ich denke.

              Kein Bekenntnistwang.

              Es gibt in einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft nämlich kein Recht darauf, mich zu erkennen.

              Und das ist gut so.

              Man darf auch mal keine Meinung haben.

              Ich mag des Lied - eingängige Melodie, dazu passender Text, ...

              Der Text ist aber toxisch.

              Und es fällt mir in den letzten Jahren in so mancher Diskussion immer wieder ein.

              • 6G
                68514 (Profil gelöscht)
                @rero:

                Ja, kein Bekenntniszwang, das ist wichtig. Selbst für Luther damals war dies wichtig: "Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich." ... also, wer jemand ist erkennt man letztlich an den Taten.

  • Well done Dieter!

  • Kaiser Wilhelm: "vom heutigen Tag an kenne ich nur noch Deutsche" ...

  • wünsche dem OB Reiter viel spaß in der güteverhandlung!

    • 6G
      68514 (Profil gelöscht)
      @christine rölke-sommer:

      "viel spaß in der güteverhandlung!" ... soll was heißen? Das das jetzt teuer werden kann? Und wenn ja, na und? Man hätte ihn nach seiner ganzen Vorgeschichte schon viel früher abtreten lassen müssen. Aber das zeigt doch nur die ganze Scheinheiligkeit auch hierzulande. Kunst war doch noch nie unpolitisch. Und die ganzen Konzerte zu Ehren von was auch immer waren mir schon immer suspekt.

      • @68514 (Profil gelöscht):

        soll heißen, dass der gute sich nen vortrag über rechtsstaat redlich verdient hat. dass es teuer wird, das hat erbestimmt eingepreist, wie mann auf neudeutsch sagt.

  • Der Mann ist Russe und hat sich im Rahmen seiner Anstellung nie politisch geäussert. Er ist im Hauptjob Leiter eines russ. Staatstheaters. eine Distanzierung zu verlangen, für etwas das den grossen teil seines Lebns ausmacht ist mehr als frech. es bedeutet letztlich, würde er das unterzeiuchnen, dass sein Leben in Russland nach dem Vertrags ende ebenafalls zu ende wäre. man stelle es sich umgekehrt vor- ein berehtigter Aufschrei ginge durchs Ländle . Für mich läuft Reiters Populismus unter Ausländerhass.

    • @Agnes Friedrich:

      Man muss ja sein Land nicht beleidigen wenn man den Kriegsverbrecher Putin und seinen ungerechtfertigten Angriffskrieg korrekt bezeichnet.

      Mag sein, dass man dann seinen Job in Moskau verliert. Dieses Opfer kann man von einem reichen Mann erwarten.

      Andere Russen und viele Ukrainer, unschuldige Zivilisten bezahlen mit Ihrem Leben für Putins Größenwahn.

    • @Agnes Friedrich:

      Für mich läuft solche Apologetik unter faschistische Propaganda. Niemand zwiungt in Deutshcland irgendjemanden, sich für einen Schwerstverbrecher auszusprechen.

      Und nu?

  • Es ist nicht ok, jemanden wegen seiner politischen Überzeugungen zu entlassen. Es war nicht ok, als während der Notstandsgesetze bayerische Professoren entlassen wurden, weil sie im Kalten Krieg wagten, Kommunisten zu sein. Und es ist jetzt bei Dirigenten nicht ok.



    Notwendig ist es, wenn ein Beruf staatstragend sein muss, also bei Richtern oder Wasserwerkerinnen, aber nicht bei Künstlern.

    Dumm ist es obendrein, denn wer noch irgendeine Hoffnung hat, Putin zu beeinflussen, oder zumindest auf politischen Wandel in Russland hofft, braucht "zivile" Beziehungen jeglicher Art. Deswegen finde ich es ganz falsch, dass nun Platzeck dafür kritisiert wird, dass er sich für zivile Völkerverständigung einsetzt.

    Das erste Opfer des Krieges ist nicht nur die Wahrheit. Offensichtlich kehren viele Leute auch direkt in den Kindergarten zurück und denken, die Welt wird besser, wenn man alle Bösen ausschließt. So funktioniert das nicht.

    Und muss ich jetzt noch sagen, dass ich den Eroberungskrieg Putins verurteile? Damit ich nicht zu den Bösen gehöre und womöglich gefeuert werde? Das ist zufällig meine Meinung, aber da ich auch Demokratin bin, sehe ich überheupt keinen Widerspruch zwischen dem Glauben an Meinungsfreiheit und dem Abscheu für Putin.

    • @Anja Weiß:

      Entnazifizierung fanden Sie vermutlich auch total Moppelkotze, stimmts?

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Ajuga:

        😆

      • 9G
        96177 (Profil gelöscht)
        @Ajuga:

        welche Entnazifizierung?

  • Ich finde das sehr bedenklich. Was kommt als nächstes? Wird jeder gefeuert, der ein Fürsprecher oder Freund von Donald Trump, dem Chinesischen Präsidenten... oder sonst einem Staatsoberhaupt ist welches ein "Feind" Deutschlands ist?

    So eine Gesinnungsprüfung hatten wir in der Vergangenheit schonmal (Radikalenerlass).

  • Eine nettes symbolisches Zeichen gegen Putin.



    Aber ging es nicht um unsere Freiheit und unsere westliche Demokratie? Und Rechtsstaatlichkeit ist eins dieser hohen Güter. Und nach dem Gesetz hätte man ihn wegen seiner politischen Meinung nicht entlassen dürfen. Das ist ungeheuerlich. Berufsverbot weil man eine abweichende Meinung hat? Woher kennen wir das noch mal?

    • @Jalella:

      Berufsverbot? wer? wo? Quatsch!

      Der Herr kann klagen, der Rechtsstaat besteht fort.

      Auch die Demokratie leidet darunter keinesfalls...

      Was ein Rechtsstaat und was Demokratie ist, sollte man sich nicht von Putin erklären lassen, sonst geht man fehl...

  • "... und schickt Waleri Gergijew in die Tundra." Da fehlt eigentlich nur noch "Die Bild berichtete zuerst darüber".



    Die Tundra ist von Moskau übrigens fast genauso weit weg, wie Berlin von Kiew.

  • Der zitierte Daniel Froschauer hat nichts mit den Münchner Philharmonikern zu tun, sondern den Wiener Philharmonikern. In Österreich hat man mit militärischen Anschlüssen von Brüdervölkern naturgemäß weniger Bedenken.

  • Schwierig - Gergijew ist (politisch) sicher ein gewaltiger Unsympath vor dem Herrn, und Netrebko posierte auch schon mit dem "Neurussland"-Banner (Konfoederiertenflagge ohne Sterne). Trotzdem, ich bin grundsaetzlich gegen Gesinnungsschnueffelei. Wenn jemand aktiv öffentlich macht, dass er/sie Putins Vorgehen unterstuetzt, mag das etwas anderes sein - Bekenntnisse abzuverlangen, darf m. E. nicht sein.

    • @Volker Scheunert:

      Sie können in Absatz 6 und 7 lesen, dass er es öffentlich macht.

      Wozu das "wenn"?

      • @rero:

        Sorry, habe nicht deutlich genug gemacht, dass ich mit Putins Vorgehen das aktuelle Vorgehen in der Ukraine meine. Und dazu hat der Dirigent sich nicht geaeussert...

  • Leider grenzen Teile dieses Artikels an Rassismus: '... und schickt Waleri Gergijew in die Tundra. ', 'Wen interessiert schon, mit wem der Mann Wodka sauft...'. Das sind ziemlich dumme, klischeehafte Plattitüden auf in etwa Bildzeitung-Niveau.

  • Außergewöhnlich(schlimme) Zeiten erfordern, außergewöhnliche Maßnahmen.



    Ich finde es richtig!



    Gegenwind aushalten.



    Schaue ich in die Augen der Kinder auf der Flucht



    ....Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen..



    ist das mehr als angemessen!



    Farbe bekennen in Kriegszeiten.



    Macht es leichter, die Künstler*in nach dem Krieg polit. einzuordnen.



    ..."Anna Netrebko trägt das Banner von Neurussland", schreibt Zarjow in seinem Tweet.



    www.spiegel.de/kul...rer-a-1007302.html

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @Ringelnatz1:

      Was passiert hier eigentlich gerade?

      "Schaue ich in die Augen der Kinder auf der Flucht

      ....Künstler oder irgendeine öffentliche Person zu zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen..

      ist das mehr als angemessen!"



      Was soll denn dieser Mist? Seit wann ist denn Romantik der Maßstab politischer Entscheidungen?

      Dein Ziel ist also, dass alle Künstler mit "falscher" Herkunft, die sich nicht bekennenen wollen, mit Konsequenzen zu rechnen haben? "Zwingen, ihre politischen Ansichten öffentlich zu machen" haben und hatten wir schon. Und zwar in all diesen Systemen, gegen die wir gerade unsere "Werte" verteidigen. Nur wenn ich das lese frage ich mich, was von diesen Werten eigentlich noch übrig ist, wenn sie überhaupt jemals von Menschen wie dir ernst genommen wurden.

      Als nächstes trägt dann die russlandeutsche Familie in der U Bahn am besten "Ich hasse Putin" Shirts, weil der Mob sie sonst lyncht? Pauschale Bekenntnise wurde schon von Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund gefordert, als Erdogan durchgedreht ist. Damals kamen diese Forderungen allerdings von rechts und wurden zurecht als totalitäres und selbstgerechtes Denken entlarvt. Das reichte dennoch aus, dass damals z.B. Frauen mit Kopftuch in der Öffentlichkeit noch mehr als ohnehin schon bespuckt und angegriffen wurden. Heute applaudiert man für das russische Äquivalent bis in die tiefe linke Ecke, was wird da erst passieren?

      So fordern also die Narrative des Kriegs ihren ersten Tribut. Mal schauen, in welcher Welt wir am Ende stehen und was wir dann von unseren ach so wichtigen Werten noch übrig gelassen haben. Als Bio-Deutscher werde ich nicht darunter leiden müssen, aber ich schäme mich jetzt schon für uns.

      • @90634 (Profil gelöscht):

        Öffentliche Personen aus Kunst, Sport, Journalismus etc. sind immer auch politische Personen. Sie genießen viele Vorteile und haben auch ein paar Nachteile zu schlucken. Auch der Gesetzgeber sieht das so.

        Schröder, Nitrebko, Gergijew, kann man nicht mit eine russischtämmigen Familie vergleichen. Sie haben gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen.

        • 9G
          90634 (Profil gelöscht)
          @Grisch:

          Der Gesetzgeber sieht absolut nicht vor, dass Künstler einen Gesinnungstest bestehen müssen. Wo kämen wir denn da hin?

          • @90634 (Profil gelöscht):

            das habe ich nicht behauptet, ich habe nur darauf hingewiesen, dass der Gesetzgeber zwischen öffentlichen und privaten Personen unterschiede macht hinsichtlich deren Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und hinsichtlich ihres rechtlichen Schutzes, was z.B. Bildrechte anbelangt nur mal als Beispiel...

      • @90634 (Profil gelöscht):

        ....Was passiert hier eigentlich gerade...



        KRIEG



        Das Wort Romantik ist hier leider falsch.



        Schwangere in Kellern. Tote, Verstümmelte, psychische Schäden...



        Wer sich als prominenter Künstler nicht klar gegen einen Diktator(Putin) äußert oder mit ihm(Putin)sympathisiert, dessen politische Ansicht(en) gehören an die große Wandzeitung, die ALLE einsehen können.



        ....Was soll denn dieser Mist?....



        Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist.

  • Ein Rausschmiss, weil Gergiew sich nicht geäußert hat, ist nicht gerechtfertigt. Der Mann ist als Dirigent angestellt und nicht zu politischen Äußerungen verpflichtet. Beschäftigte sind keine Leibeigenen.



    Und: Es kann nicht sein, dass jetzt jeder Russe dazu verpflichtet wird, sich zum von Russland begonnenen Angriffskrieg zu äußern oder sich explizit von Putin zu distanzieren, wenn er seinen Job nicht verlieren will. Verantwortlich für den verbrecherischen Krieg ist das Putin-Regime, nicht "die Russen". Und wer sich in der Vergangenheit als Putin-Fan hervorgetan hat, jetzt aber schweigt, dem kann man nicht vorwerfen, den Überfall auf die Ukraine zu befürworten.

    Wer das anders sieht, möge sich fragen: Wo fängt es an, und wo hört es auf? Was ist, wenn z. B. ein Unternehmen, das sein Geld mit der Verstromung fossiler Brennstoffe verdient, von jedem seiner Beschäftigten verlangt, sich öffentlich von Fridays for Future zu distanzieren? Wenn von jedem türkischhen Beschäftigten verlangt wird, sich von Erdogan zu distanzieren? Von jedem Iraner, sich vom iranischen Regime zu distanzieren? Von Deutschen verlangt übrigens m. W. bislang kein Unternehmen von seinen Beschäftigten, politische Bekenntnisse zum Krieg abzugeben und sich von irgendwas oder irgendwem öffentlich zu distanzieren.

    • @Budzylein:

      Weder FFF, noch Erdogan, noch Iran bedrohen Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und München mit nuklearer Auslöschung.

      Das ist ein Unterschied.

      Und ja, wer sich davon nicht distanziert, ist nun mal Unterstützer des Putinfaschismus.

  • 1G
    164 (Profil gelöscht)

    Tja, Augen auf beim Engagieren von Philharmoniechefs kann ich da nur sagen. Dann erspart man sich evtl. später die Hochnotpeinlichkeit jemanden entlassen zu müssen, weil er sich "nicht geäußert" hat. Über sowas kann ich echt nur den Kopf schütteln. Ich hoffe der verklagt die Stadt auf ne fette Abfindung.

    • @164 (Profil gelöscht):

      Vorstellbar wäre auch eine "Unterwerfungserklärung"- unter den jeweiligen Mainstream und Zeitgeist

    • @164 (Profil gelöscht):

      Das muss er fast- alleine um das Arbeitsrecht durch Nutzung und Anwendung nicht vollends einschlafen zu lassen. Andernfalls sollte bald die lange Liste der notwendigen Distanzierungen vor Arbeitsantritt vorgelegt werden.

      • @Agnes Friedrich:

        Honorarverträge sind keine Arbeitsverträge, rechtlich völlig anders zu bewerten, bitte aufhören...

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @Agnes Friedrich:

        Den Verantwortlichen für diese Entscheidung geht es glaube ich in erster Linie darum wie sie selber öffentlich dastehen. Entschlossen und unbedingt solidarisch mit der Ukraine. Man hätte die Philharmoniker ja auch ein großes Benefizkonzert spielen lassen können. Da hätte der Herr Dirigent dann selber entscheiden können, ob er da mitmacht oder nicht. Ich finde die Welle der Solidarität gut und richtig. Aber in dem Zusammenhang sind doch die Leute, die jetzt, wie hier in meiner Gegend, Pakete mit nützlichen Sachen für die Bombardierten packen und an die Grenze fahren auf der besseren Spur. Denen gehts auch nicht um ihr Bild in der Presse, sondern darum einfach was sinnvolles zu tun.