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Mesut Özil rechnet abDer Fall Özil ist ein Fall Grindel

Einer der wichtigsten DFB-Nationalspieler tritt zurück: Mesut Özil will den deutschen Rassismus nicht mehr ertragen.

Sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft – Mesut Özil Ende Juni in Kasan gegen Südkorea Foto: dpa

Nie zuvor ist es passiert, dass ein deutscher Fußball-Nationalspieler in dieser Weise Klartext redet. Mesut Özil hat es getan, und was er zu sagen hat, ist das beste, was der deutschen Multikultidebatte passieren konnte. Der 29-jährige, der kürzlich bei der WM in Russland sein 92. Länderspiel für den DFB absolvierte, erklärte gestern seinen Rücktritt aus dem Kader von Joachim Löw. Im dritten Teil seiner per Twitter auf Englisch verbreiteten Stellungnahme zur Debatte um ihn als Spieler schreibt er: „Ich fühle mich ungewollt und denke, dass das, was ich seit meinem Länderspiel-Debüt 2009 erreicht habe, vergessen ist.“

Aber er hat noch viel mehr zu sagen. Der Mann aus dem Ruhrpott schließt sein beißend-klares Statement mit Sätzen, die faktisch den echten, nicht nur gutherzig-gefühlten Stand der Debatte ums Zusammenleben mit migrantisch geprägten Bürger*innen zusammenfassen: „Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre.“

Weiter: „Ich habe das deutsche Trikot mit solchem Stolz und solcher Begeisterung getragen, aber jetzt nicht mehr. Diese Entscheidung war sehr schwer, weil ich immer alles für meine Teamkollegen, den Trainerstab und die guten Leute in Deutschland gegeben habe. Aber wenn hochrangige DFB-Funktionäre mich so behandeln, meine türkischen Wurzeln missachten und mich egoistisch als politisches Propagandamittel nutzen, dann ist es genug. Dafür spiele ich nicht Fußball, und ich werde mich nicht zurücklehnen und nichts dagegen tun. Rassismus darf nie und nimmer hingenommen werden.“

Özil stand fast neun Jahre im Kader von Joachim Löw, 2009 in Baku feierte der fußballerisch hochbegabt-feingliedrige Mittelfeldspieler sein Debüt als DFB-Spieler in einem Qualifikationsmatch für die nahende WM in Südafrika. Seit der WM in Russland, bei der das deutsche Team mit überwiegend zähen Performances schon nach der Vorrunde nach Hause fahren musste, ist der gebürtige Gelsenkirchener der Sündenbock für die sportliche Havarie der DFB-Auswahl.

Kein Raum für eigene Befindlichkeiten

Dass Özil, einer der Wichtigsten beim deutschen WM-Sieg in Brasilien 2014, zum einzigen Spieler wurde, an dem sich die giftige Diskussion um den schlechten deutschen DFB-Fußball entzündete, liegt allerdings auch an ihm selbst. Mitte Mai hatte er sich in England, zusammen mit dem ebenfalls aus einer türkischstämmigen Familie erwachsenen Ilkay Gündogan, mit dem türkischen Staatspräsidenten Recec Tayyip Erdoğan nicht nur getroffen, sondern diesem auch ein Fußballshirt mit seinem Namenszug darauf geschenkt. Die Geste provozierte starke Kritik – vor allem, weil Erdoğan ein autokratischer Präsident mit beinah diktatorischen Befugnissen ist, in der Türkei alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens säubert und die Staatsapparate nach eigenem politischem Geschmack „islamisiert“.

In Wahrheit wurde dieses Özil-Rendezvous in seiner neuen, englischen Heimat – der Ex-Schalker spielt seit gut fünf Jahren beim FC Arsenal – mit Erdoğan als selbst angezeigte Ambivalenz im Hinblick auf seine Zugehörigkeit zu Deutschland gewertet. Anders als sein DFB-Mannschaftskollege Gündogan aber erklärte sich Özil öffentlich bis Sonntag nicht: Zwar reagierte er auf die Einbestellung zum Gespräch bei DFB-Präsident Reinhard Grindel. Doch der CDU-Politiker, seit 2016 als Präsident des DFB amtierend, bot dem Fußballer keinen Raum, die eigene Befindlichkeit mitzuteilen.

Vielmehr, so Özil in seinem aktuellen Statement, stelle es sich für ihn so dar: „Die Sache, die mich wahrscheinlich am meisten in den vergangenen Monaten frustiert hat, war die schlechte Behandlung durch den DFB, und vor allem durch den DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. Nach meinem Bild mit Präsident Erdoğan wurde ich von Joachim Löw gebeten, meinen Urlaub zu verkürzen, nach Berlin zu reisen und ein gemeinsames Statement abzugeben, um alle Diskussionen zu beenden und die Sache richtig zu stellen. Als ich Grindel mein Erbe, meine Vorfahren und die daraus entstandenen Gründe für das Foto zu erklären versuchte, war er viel mehr daran interessiert, über seine eigenen politischen Ansichten zu sprechen und meine Meinung herabzusetzen.“

„Gegen die Wand gefahren?“

Grindel also qualmte den Mann, der ihm den sonnigen Posten an der Spitze des mächtigsten deutschen Sportverbands überhaupt erst mit verschafft hat, zu – und wollte nichts davon hören, dass die psychologischen Verhältnisse im wahren Leben eines Mannes wie Özil komplizierter sind als es eine deutsche Person von hartleibigem Charakter sich auszumalen wünscht.

Özil wollte nämlich erzählen, dass er sich nichts Politisches dabei gedacht habe, Erdoğan – und dies nicht zum ersten Mal – zu treffen, eher sei es eine selbstverständliche Sache gewesen, den türkischen Präsidenten zu treffen. Der sei immerhin der Staatschef des Landes seiner Eltern.

Immer klarer schält sich heraus, dass der Fall Özil tatsächlich ein Fall Reinhard Grindel ist. Ende voriger Woche kritisierte bereits Karl-Heinz Rummenigge, Bayern-München-AG-Vorstandsvorsitzender, das Management der DFB-Spitze mit dem sogenannten Fall Özil: „Amateure haben Geschehen im DFB übernommen“ – und das zielte auf den DFB-Vorstand mit Reinhard Grindel an der Spitze.

Reinhard Grindel hat, aus intellektueller Unterkomplexität oder politischer Dummheit, Deutschlands Fußballzukunft zu einer offenen Frage gemacht

Der notorisch am rechtskonservativen Rand der Union segelnde, eher Horst Seehofer als Angela Merkel politisch zungeneigte, hat aus seiner ablehnenden Haltung eines multikulturellen Deutschland nie ein Geheimnis macht. Die Integration von neudeutschen Bürger*innen ist für ihn „Ausländerpolitik“, Multikulti überhaupt ein unzumutbarer „Kuddelmuddel“. „Gegen die Wand (gefahren)“, Grindels Mahnung vor 14 Jahren im Bundestag mal ernst genommen, ist jetzt die Integrationsarbeit des DFB: In den Nachwuchsligen seines Verbands sind alle Spieler aktiv, die dereinst Deutschland auch international repräsentieren können. Besser: könnten.

Es spricht viel dafür, dass Özils bittere Abrechnung mit dem undankbaren DFB zu einem Verzicht türkischstämmiger deutscher Spieler auf die Dienste für den DFB führt. Sie könnten schließlich auch für die türkische Nationalmannschaft spielen. Man darf insofern formulieren: Reinhard Grindel hat, aus intellektueller Unterkomplexität oder politischer Dummheit, Deutschlands Fußballzukunft zu einer offenen Frage gemacht.

Die Angst deutschtürkischen Community

Und als dürfe einer wie der DFB-Präsident in Sachen Respektlosigkeit nicht allein in der kleinen deutschen Welt bleiben, kartete jetzt Bayern-München-Mogul Uli Hoeneß nach. Bild.de gegenüber formulierte er: „Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto.“

Dass in der deutschtürkischen Community spätestens seit 1990, mit dem Fall der Mauer, kollektive Ängste vor Rassismus und Abwertung stärker denn je geworden sind, dass es eine Wahrnehmung als neudeutsche Bürger*innen gibt, die Herzenskälte und Desinteresse an ihnen signalisieren, hat der DFB nie merken wollen: Die Brandanschläge auf ein türkisches Wohnhaus in Solingen, die fehlende Trauer um deren Opfer, die Serie der NSU-Morde an Menschen meist türkischer Herkunft, die zunächst nicht für neonazistisch inspiriert eingeschätzt werden sollte, sprechen eine Sprache, auf die Menschen wie Mesut Özil verstört reagieren mussten und müssen.

Mesut Özils Abrechnung mit seinem Verband, der Rücktritt als Nationalspieler, die Kritik an Rassismus an der DFB-Spitze und andernorts, wurde von SPD-Justizministerin Katarina Barley zurecht als „Alarmzeichen“ charakterisiert. Es ist mehr als das: Özils wütender Hilferuf ist auch ein Symbol für die Wünsche im DFB (und Deutschland), aus der Fußballnationalmannschaft wieder die kernige Truppe früherer Tage zu gestalten – ohne „Multikulti-Kuddelmuddel“.

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47 Kommentare

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  • Ich stelle fest, das kaum jemand bereit ist, das Foto von Özil auch aus seiner Perspektive zu betrachten.

    Ja, Erdogan ist der gewählte Präsident des Landes seiner Eltern. Das ist ein ausreichender Grund für einen Sohn. Und es war auch nur ein Photo, mehr nicht.

    Wir sollten, nein müssen das akzeptieren, wenn wir beanspruchen, fair zu sein.

  • Ja klar Özil der Arme, DFB (Deutschland) das Böse.

  • "Einer der wichtigsten DFB-Nationalspieler". Da sollte der Autor lieber die Vergangenheitsform nehmen. Özil war einer der wichtigsten DFB-Spieler. nach dem Gewinn der WM kam aber leider nicht mehr viel von ihm. Genau so wenig wie von Mario Götze eigentlich! Hätte der DFB ihn, leistungsgerecht, nicht berücksichtigt, wäre dem DFB viel Ärger erspart geblieben.

    • @Wilfried Bergmann:

      So so,



      anscheinend hatte Jogi aber niemanden dabei um Özil zu ersetzen.

      Schade, schade

  • Ich finde Präsident Erdogan toll und bewundernswert. Hätte ich ihn wählen dürfen, ich hätte ihn sofort gewählt. Wir Deutschen haben ca. 1 Mio. Flüchtlinge aufgenommen und sprechen jetzt schon, von der Grenzen der Zumutbarkeit, manche von unseren Landsleuten fordern sogar, dass flüchtende Frauen und Kinder im Mittelmeer ertrinken sollen. Das soll andere vor der Flucht abschrecken.



    Habt ihr nicht mehr alle Tassen im Schrank? Präsident Erdogan hat es ermöglicht, dass fast vier Millionen Menschen vor Flucht, Vertreibung und Krieg, Zuflucht in der Türkei finden.



    Eine beispiellose humanitäre Leistung ist das.

    Ich kann daher Mesut Özil sehr gut verstehen, dass er sich von Präsident Erdogan nicht distanzieren will. Seit gut sechs Jahren ist Mesut Özil konstant unter den Top10 -Ranglisten der sog. besten Spielmacher weltweit, noch vor Luka Modric oder Sergio Ramos.



    Es ist arrogant, dass so getan wird, als würden solche herausragenden Spieler wie Mesut Özil jederzeit austauschbar sein.

    • @Nico Frank:

      Ein Lothar Matthäus war ja auch austauschbar. Gerade die Austauschbarkeit ist es doch, die den Spielern Ablösesummen in zweistelliger Millionenhöhe überhaupt erst eröffnet hat.



      Herr Erdogan hat hier übrigens keineswegs eine humanitäre Leistung vollbracht. Der Deal mit der EU lautet: Geld gegen Aufnahme und Festhalten von Flüchtlingen.

  • Den Text hat er im Englischen veröffentlicht, um zu verdeutlichen, dass er auf eure Kommentare verzichten kann. ;-)

    • @Galavant:

      Kommentar bearbeitet. Bitte unterlassen Sie unnötige Unterstellungen und Provokationen. Die Moderation

  • Erst schweigt er, dann sagt er zu viel und auch noch das falsche... Es ist nicht einfach, es der (deutschen) Öffentlichkeit recht zu machen. Ich bin Mesut dankbar dafür, dass er der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, dass er sich die Zeit & Mühe dafür genommen hat! Sein Statement verweist auf viel mehr als nur die aktuellen Geschehnisse.



    Mich irritiert am stärksten der selbstgerechte linksliberale Blick. Dass Erdogan ganz offensichtlich deutlich mehr ist als der böse Mann, den wir aus einem spezifischen Blickwinkel (völlig zurecht!) erkennen, möchte man einfach nicht wahrhaben. Es gibt aber noch einige andere (gültige) Blickwinkel... Vielen Befürwortern ist gar nicht bewusst, dass sie Multikulti selber nur als Etikett verwenden. Multikulturelle Integration bedeutet viel mehr als nur ein freundlich gemeintes "Hi! Schön, dass ihr jetzt bei uns mitmacht! ".



    Nicht überraschend dagegen sind die unangenehmen Schilderungen über Grinsel bzw. Reaktionen von Mettwurst-Ulli. Auch danke dafür, Mesut! :-)

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Senhor Amor:

      Ich weiß was du im Bezug auf Erdogan meinst und Hilter-Vergleiche sind geschmacklos. So sind halt viele Deutsche und Österreicher, das sie den Hitler immer woanders auf der Welt verorden wollen.

      Ich weiß auch das Türken, die hierzulande SPD wählen, dann ihr Kreuz trotzdem bei Erdogan machen. Erdogan wird als starker Mann gesehen der "die Türkei wieder groß macht"

      Wenn du dann aber mit Kurden, Armeniern redest oder mit Türken die gegen Erdogan sind, dann bekommst du die härtesten Sprüche über Erdogan-Wähler zu hören.

      "Multikulti" spiegelt sich sowohl in meinem Freundes und Bekanntenkreis wieder und war auch in meiner Schule so stark vertreten, das ich als Biodeutscher(naja, halbwegs) in der Minderheit war.

      Ich sehe das Problem, das sich Deutsche lange nicht für Türken interessiert haben, das Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund keine Identifikationsmöglichkeit in D. sehen und Heimatgefühle für ein Land entwickeln, das sie meistens selbst nur aus dem Urlaub kennen.



      Das ist die eine Seite.

      Die andere Seite ist die, das ein Boateng sehr viel Solidarität erfahren hat, nachdem Gauland ihn zum schlechten Nachbarn herabsetzen wollte.

      Im Prinzip habe ich schon das Gefühl, das hier so ziemlich jede andere migrantische Minderheit schneller und leichter integriert wird als Türken, was sicherlich auch an der Anzahl der türkischen Community liegt. Ein Koreaner hat es hier schwer, sich nur mit Koreanern zu umgeben.

      Ich sehe die Verantwortung auf beiden Seiten. In meinem engeren Bekanntenkreis befinden sich Menschen mit nord und ostafrikanischen, asiatischem, südamerikanischem, ost/nord/südeuropäischem Background, aber nur ein Türke, was in Relation zur Bevölkerungszahl echt wenig ist.

      Vielleicht sind es verletzte Gefühle durch Alltagsrassimus, vielleicht ist es türkischer Nationalismus, wahrscheinlich ist es beides; als "Alman" hat man in der deutschtürkischen Community auch wenig zu melden und "Erdogan, mein Präsident" ist eben Öl ins Feuer beider Seiten

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Gute Beispiele für verschiedene Sichtweisen zum Spalter Erdogan! Nur despotische Menschen wie er profitieren von solch angespannt geführten Diskussionen. ICH ALLEIN kann aber entscheiden, ob ich mich an der Spalterei beteilige. Ich kann selbstverständlich ein entschiedener Gegner Erdogans sein und trotzdem einem Fußballer zugestehen, ein Foto mit dem zu machen. Mich stört die offenbar weit verbreitete maßlose Erwartungshaltung an andere Menschen. Dass dahinter selbst ein autoritärer Ansatz steckt, ist so offensichtlich... Ich weiß doch nicht erst seit heute, dass die Welt (neben meiner eigenen und richtigen) aus einer unüberschaubaren Fülle von Ansichten besteht! Vor über 100 Jahren gelangte mal der Satz in die Welt: "Freiheit ist auch immer die Freiheit des Andersdenkenden".



        Die selbe Erwartungshaltung ist der Haken bei der immerwährenden Integrationsdebatte: als nicht-"Bio-Deutscher" kannst du eigentlich nur Fehler machen - so wie Mesut jetzt. Ganz freiheitlich betrachtet einfach so zu sein wie du bist, reicht nicht aus... Nach wie vor ist der (mehr oder weniger unbewusste) Fokus der gesellschaftlichen Mehrheit beim Thema Integration auf Ängstlichkeit vor Fremdheit gerichtet (bedingt durch die neurotische Überzeugung der eigenen Korrektheit). Tröstlich ist vielleicht zu wissen, dass dies kein allein deutsches Phänomen ist.



        Ein bedauernswertes Ergebnis solch missratener Integrations-Debatten ist die völkische Differenzierung von Integrations-Erfolgen: 1 unangenehmer Koreaner unter 10 anderen fällt eben nicht auf; 1.000 unangenehme Türken unter 10.000 anderen aber schon; und 1.000.000 unangenehme Bio-Deutsche unter 10.000.000 anderen sind wiederum ganz normal...

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @Senhor Amor:

          "Ich weiß doch nicht erst seit heute, dass die Welt (neben meiner eigenen und richtigen) aus einer unüberschaubaren Fülle von Ansichten besteht!"

          -Allerdings gilt das halt auch für die Mehrheitsgesellschaft der "Biodeutschen"(p.s: ich hasse dieses Wort und benutze es nur aus Alternativlosigkeit. Kaum jemand ist auf 6 Generationen betrachtet "rein Biodeutsch, ich bin es nichtmal auf 3 Generationen")

          Die Intentionen Özil zu kritisieren, lassen sich eben nicht auf Rassimus alleine reduzieren. Ich persönlich muss bei türkischem Nationalismus zb. immer an einen kurdischen Schulfreund denken, der mir das ein oder andere Kindheitstrauma als Sohn eines linken Kurden in der Türkei geschildert hat und der erst im Alter von 10 Jahren nach Deutschland kam.



          Da denke ich mir dann manchmal, das der ein oder andere Deutschtürke der nie in der Türkei gelebt hat, zum politischen Geschehen in der Türkei vielleicht auch einfach mal seine Fresse halten sollte, anstatt aus der Ferne oberflächlich eine Politik zu bejubeln, die mit der eigenen Lebensrealität in Deutschland nichts zu tun hat.

          Özil hat sich vor 6 Jahren noch wie folgt geäussert:„Ich habe in meinem Leben mehr Zeit in Spanien als in der Türkei verbracht – bin ich dann ein deutsch-türkischer Spanier oder ein spanischer Deutsch-Türke? Warum denken wir immer so in Grenzen? Ich will als Fußballer gemessen werden – und Fußball ist international, das hat nichts mit den Wurzeln der Familie zu tun.“

          ^^Eigentlich eine sehr schöne Äußerung, was ist nur mit dem Özil von damals passiert, das er sich nun auf eben diese Wurzeln beruft und das auch noch im Zusammenhang mit Erdogan?

          Ein relativ gutes Statement gibt es zu Özil von Somuncu:www.tagesschau.de/...ncu-oezil-101.html

          • @6474 (Profil gelöscht):

            "Allerdings gilt das halt auch für die Mehrheitsgesellschaft"



            Das ist das Bedauerliche!



            "ich hasse dieses Wort..."



            me too ;-)

            Ich habe von Mesut keinen Jubel über die politische Realität in der Türkei vernommen. Heute wird er gewiss noch viel mehr Weltbürger sein als vor 6 Jahren. Wenn der Präsident aus dem Land deiner Vorfahren den Kontakt zu dir Jungstar sucht, verprellst du ihn dann? Das wäre dann ja schon wieder politisch... Was kann Mesut dafür, dass Erdogan im Vergleich zur ersten Begegnung vor x-Jahren heute eine stark veränderte Erscheinung ist? Dürfen wir von ihm (der als Fußballer gemessen werden will) wirklich erwarten, dass dieser Twen ihm zu verstehen gibt: "Herr E., es reicht! Ich möchte Sie nicht mehr sehen."?? Keiner weiß wie Mesut handeln würde, wäre er jetzt der 20-jährige Stern, der gerade erst aufgeht.



            In ihrer selbstbesoffenen Erwartungshaltung und Projektionsfähigkeit ist die deutsche Mehrheitsgesellschaft unfassbar maßlos - beängstigenderweise egal, ob von rechts oder links.

  • Klar wird Özils Hintergrund/Situation zu wenig berücksichtigt und anerkannt. Andererseits sind medial präsente Migranten und Migrationsbefürworter auch keine Meister darin die Situation von Nicht-Migranten zu verstehen. Auf der einen Seite gibt es Stimmen, die sagen "entweder Du tust wie wir, oder Du bist nicht Deutscher". Die andere Seite sagt: "entweder Du tust wie wir oder Du bist Rassist". Daneben gibt es auch "lasst uns ja in Ruhe, wir wollen unser Ding machen". Als Vertreter eines tollen neuen Deutschlands kann ich jedenfalls Özil oder Barley nicht erkennen.

  • Wieso muss ich einem Erdoğan-Fan, dessen Eltern in der Türkei geboren sind, es verzeihen, dass er die faschistischen Tendenzen dieses Politikers unterstützt?

    Muss ich jedem, der in Deutschland geboren ist, verzeiehen, wenn der sich mit Gauland abbildet?

    Hier findet jetzt ein positiver Rassismus von Feddersen statt. Das ist auch nicht tragbar. Wir haben immer noch kein einziges Wort von Özil zur Kurdenpolitik oder zur innenpolitischen Lage in der Türkei gehört, die nach Distanzierung oder wenigstens Differenzierung klingen würden.

    Ansonsten kommt die Debatte 4 Jahre zu spät. Es gab auch keinen Grund für die früheren Weltmeister, sich mit Merkel haben abbilden lassen.

    • @Age Krüger:

      Seit wann ist ein Fußballer ein Politiker?



      Eine differenzierte Erklärung zur politischen Situation, was so wie es bei Ihnen durchklingt sowieso nur eine richtige Sichtweise sein kann von Fußballern, Sportlern etc. klingt in meinen Ohren immer nach fremdschämen. Geben Sie doch mal eine differenzierte Einschätzung zur Rolle der AfD ab. Eigentlich hätte ich erwartet, das sie dies gleich zu Anfang Ihres Beitrags täten... (Das war Ironie)

      • @nutzer:

        Sie verstehen was falsch.

        Mir ist es scheißegal, wie sich irgendein Ledersacktreter zu irgendwelchen politischen Bedingungen äußert. Mir ist es auch scheißegal, ob dieser ein Arschloch ist oder nicht. Nur, wenn in diesem Artikel hier von Feddersen anklingt, dass jemand wegen angeblichen Rassismus das Recht hätte, Diktatoren zu verteidigen, dann redet der Unsinn.

    • @Age Krüger:

      Seit wann ist ein Fußballer ein Politiker?



      Eine differenzierte Erklärung zur politischen Situation, was so wie es bei Ihnen durchklingt sowieso nur eine richtige Sichtweise sein kann von Fußballern, Sportlern etc. klingt in meinen Ohren immer nach fremdschämen. Geben Sie doch mal eine differenzierte Einschätzung zur Rolle der AfD ab. Eigentlich hätte ich erwartet, das sie dies gleich zu Anfang Ihres Beitrags täten... (Das war Ironie)

    • @Age Krüger:

      Schade, dass sich ein so intelligenter Mensch wie Sie so wenig in die nun wirklich komplizierte Lage von z.B. Mesut Özil einfühlen kann!



      Sie gehen volle Kanne von sich aus. Sie machen dadurch ungewollt das white-primacy-Fenster ganz weit auf.



      Mir fällt der angebliche Kuchen-Spruch von Marie Antoinette ein...

  • 9G
    90963 (Profil gelöscht)

    In Bezug auf dieses Thema stellen sich mir einige grundsätzliche Fragen.

    Sollte ich als überzeugter Antifaschist einen Menschen mit Migrationshintergrund in seinem Kampf gegen rassistische Anfeindungen unterstützen, auch wenn ich den Eindruck habe dass er selbst völkisch/nationalistisches Gedankengut in sich trägt?

    Wenn dieser Mensch (zu Recht) rassistische Tendenzen in der deutschen Gesellschaft kritisiert aber andererseits faschistoide Politik in einem anderen Land toleriert oder gar unterstützt?

    Muss ich es stets einkalkulieren dass jemand tatsächlich nur aus Naivität gehandelt und keinerlei politische Absichten mit solchen PR Aktionen wie dem Foto mit Erdogan verfolgt hat?

    Ich frage mich ob man sich am besten einfach raushalten sollte wenn sich Nationalisten verschiedener Herkunft gegenseitig an die Gurgel gehen. Aber mit Schwarz/Weiß komme ich irgendwie nicht mehr weiter in einer Diskussion voller Grau.

    Letztendlich ist dies vermutlich einer der ganz wenigen positiven Effekte dieser Geschichte. Menschen denken nach, diskutieren und positionieren sich.

    • @90963 (Profil gelöscht):

      "Sollte ich als überzeugter Antifaschist einen Menschen mit Migrationshintergrund in seinem Kampf gegen rassistische Anfeindungen unterstützen, auch wenn ich den Eindruck habe dass er selbst völkisch/nationalistisches Gedankengut in sich trägt?"



      Ich denke nicht. Man sollte die Menschen unterstützen, die es verdienen. Eine Kategorie Ausländer, Flüchtling oder Bio-Deutscher hat damit doch nichts zu tun. Ein Faschist ist ein Faschist, überall.



      Kann man auch unpolitisch ausdrücken ein A... ist ein A... egal woher er kommt.

    • @90963 (Profil gelöscht):

      Diskutieren und positionieren haben Sie schon mal abgehakt.



      Beim Einfühlen geht vielleicht noch was.

  • Also,moment mal, wenn ein Fußballspieler der "Mannschaft" dem nationalistischen Präsidenten des Herkunftslandes seiner Eltern huldigt, ist das OK ?



    Aber wenn er dafür in Deutschland kritisiert wird, ist das Rassismus ?



    Warum ?



    Weil türkischer Nationalismus irgendwie besser ist ?



    Und was ist das denn für ein Argument ?



    "Der sei immerhin der Staatschef des Landes seiner Eltern."



    Würde Herr Feddersen auch mich verteidigen, wenn ich ein Hitlerbild an der Wand hätte ?



    Der war immerhin der Staatschef des Landes meiner Eltern ;-)

    • @Stechfliege:

      Das kommt daher weil viele Linke der Meinung sind, daß nur Biodeutsche rassistisch sein können.



      Und wenn doch mal Nichtbiodeutsche rassistisches Verhalten zeigen ist auch bloß der Rassismus der Biodeutschen schuld.

    • @Stechfliege:

      Ach ja, die multiperspektivische Inkompetenz der halbgebildeten Mitte...

  • Als ehemaliger vielgefeierter Mittelstürmer bei Unterpfefferhausen muss ich mich jetzt mal endlich zu Wort melden:

    Ich habe jahrelang auf Pässe gewartet, wie sie Mesut in den letzten Jahren serviert hat. Da hat dieser nicht-vegane Steuerhinterzieher von Bayern ganz unrecht. Mesut macht das oft ganz unspektakulär, und deshalb wird er unterschätzt. Gut, die letzten zwei Jahre ist er nicht mehr so auf der Höhe gewesen.



    Deshalb, Fußballmädchen und - Jungs, haltet euch zurück. Ich bin vor Jahren vorne verhungert,



    weil nie ein Mesut-Pass kam. Das hat den Verein Unter-Pfefferhausen um Jahre zurückgeworfen. Es lebe Mesut, es lebe die deutsch-türkische Freundschaft in mir und in ihm selber. Amen.

  • Erst schweigt er, dann sagt er zu viel und auch noch das falsche... Es ist nicht einfach, es der (deutschen) Öffentlichkeit recht zu machen. Ich bin Mesut dankbar dafür, dass er der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, dass er sich die Zeit & Mühe dafür genommen hat! Sein Statement verweist auf viel mehr als nur die aktuellen Geschehnisse.



    Mich irritiert am stärksten der selbstgerechte linksliberale Blick. Dass Erdogan ganz offensichtlich deutlich mehr ist als der böse Mann, den wir aus einem spezifischen Blickwinkel (völlig zurecht!) erkennen, möchte man einfach nicht wahrhaben. Es gibt aber noch einige andere (gültige) Blickwinkel... Vielen Befürwortern ist gar nicht bewusst, dass sie Multikulti selber nur als Etikett verwenden. Multikulturelle Integration bedeutet viel mehr als nur ein freundlich gemeintes "Hi! Schön, dass ihr jetzt bei uns mitmacht! ".



    Nicht überraschend dagegen sind die unangenehmen Schilderungen über Grinsel bzw. Reaktionen von Mettwurst-Ulli. Auch danke dafür, Mesut! :-)

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Senhor Amor:

      Ich weiß was du im Bezug auf Erdogan meinst und Hilter-Vergleiche sind geschmacklos. So sind halt viele Deutsche und Österreicher, das sie den Hitler immer woanders auf der Welt verorden wollen.

      Ich weiß auch das Türken, die hierzulande SPD wählen, dann ihr Kreuz trotzdem bei Erdogan machen. Erdogan wird als starker Mann gesehen der "die Türkei wieder groß macht"

      Wenn du dann aber mit Kurden, Armeniern redest oder mit Türken die gegen Erdogan sind, dann bekommst du die härtesten Sprüche über Erdogan-Wähler zu hören.

      "Multikulti" spiegelt sich sowohl in meinem Freundes und Bekanntenkreis wieder und war auch in meiner Schule so stark vertreten, das ich als Biodeutscher(naja, halbwegs) in der Minderheit war.

      Ich sehe das Problem, das sich Deutsche lange nicht für Türken interessiert haben, das Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund keine Identifikationsmöglichkeit in D. sehen und Heimatgefühle für ein Land entwickeln, das sie meistens selbst nur aus dem Urlaub kennen.



      Das ist die eine Seite.

      Die andere Seite ist die, das ein Boateng sehr viel Solidarität erfahren hat, nachdem Gauland ihn zum schlechten Nachbarn herabsetzen wollte.

      Im Prinzip habe ich schon das Gefühl, das hier so ziemlich jede andere migrantische Minderheit schneller und leichter integriert wird als Türken, was sicherlich auch an der Anzahl der türkischen Community liegt. Ein Koreaner hat es hier schwer, sich nur mit Koreanern zu umgeben.

      Ich sehe die Verantwortung auf beiden Seiten. In meinem engeren Bekanntenkreis befinden sich Menschen mit nord und ostafrikanischen, asiatischem, südamerikanischem, ost/nord/südeuropäischem Background, aber nur ein Türke, was in Relation zur Bevölkerungszahl echt wenig ist.

      Vielleicht sind es verletzte Gefühle durch Alltagsrassimus, vielleicht ist es türkischer Nationalismus, wahrscheinlich ist es beides; als "Alman" hat man in der deutschtürkischen Community auch wenig zu melden und "Erdogan, mein Präsident" ist eben Öl ins Feuer beider Seiten

  • Keine Frage, Rassismus und Respektlosigkeit sind ein Problem in Deutschland - nicht nur im Sportbetrieb.

    Doch was könnte denn rassistischer und respektloser sein, als ein unabgestimmter Wahlkampfauftritt von Spielern der Deutschen Nationalmannschaft mit einem national-faschistischen Despoten Erdogan unter der Begründung, man fühlte sich allein schon seiner türkischen Wurzeln wegen dazu verpflichtet?

    • 8G
      81236 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      Es gibt doch auch Fotos von Özil mit Merkel, hat er sich ja auch verpflichtet zu gefühlt und ich mag Merkel und Erdogan nicht in einem Topf werfen, aber ist die Politik Merkels und Deutschlands im Allgemeinen händeschüttel würdig?

      • @81236 (Profil gelöscht):

        Sicher auch nicht durchgängig, aber ebenso sicher liegen zwischen Erdogans und Merkels Politik doch Welten.

  • Özil bin ich wirklich dankbar dafür, dass er eine erneute Debatte über Integration angestoßen hat.



    Und diese sollten wir ehrlich führen und erst einmal die Frage beantworten, was das Ziel einer Integration sein soll, bar jeder ideologischen Scheuklappen.



    Dann die Frage beantwortern, ob Menschen eines islamischen Kulturkreises - denn mit diesen gibt es in der Regel Schwierigkeiten, auch dass gehört zur Wahrheit - sich in ein demokratisches aufgeklärtes System integrieren lassen.



    Die Frage, welche Integrationsleistungen müssen von beiden Seiten erbracht werden, steht ebenfalls auf dem Prüfstand wie auch das Definieren von Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, und zwar von beiden Seiten.



    So hat der Fall Özil auch ein Gutes, wenn denn die Debatte endlich ernsthaft, ohne Parteipolitik und von Sachverstand geprägt geführt werden sollte. Dazu gehört auch die Bewetrung von Alltagserfahrungenen aller Bürger.

  • Der DFB und die Werte in Deutschland:

    1) Sommermärchen:



    "Sicher ist, dass Korruption stattgefunden hat"



    www.deutschlandfun...:article_id=413929

    2) Steuerhinterziehung



    DFB muss dem Fiskus über 19 Millionen Euro überweisen



    und verliert für das Jahr 2006 seine Gemeinnützigkeit.



    www.badische-zeitu...en--143744772.html

    3) WM-Vergabe nach Rußland und Katar



    "Dass Beckenbauer von den WM-Werbern aus Japan einen Ball aus edelstem japanischen Zedernholz im Wert von damals 1.200 Dollar geschenkt bekommen hat und seine Frau einen Schmuckanhänger im Wert von 700 Dollar, gehört unter die Art von Geschenken, die die Freundschaft zwischen Fifa-Funktionären erhalten."



    www.taz.de/!5422032/

    4) Kooperation mit China



    "Jeder Verein soll für das chinesische Gastspiel eine Summe von 15.000 bis 20.000 Euro erhalten."



    www.t-online.de/sp...china-projekt.html

    5) WM in Argentinien 1978



    "Die DFB-Delegation unter Leitung des Präsidenten Hermann Neuberger reiste als amtierender Weltmeister an, das Wort des Titelverteidigers hätte Gewicht gehabt im Weltfußball, aber Neuberger und Co. fanden offenbar nichts Verwerfliches daran, in einem Land Fußball zu spielen, das Menschen aus Flugzeugen herauswirft."

    www.spiegel.de/spo...den-a-1212442.html

    OK - bin jetzt ereit für eine Werte-Diskussion, lieber DFB:

    WM in Katar boykottieren! Alles andere ist verlogen.

    • @JBS_6623:

      Das dachte ich mir auch im Vorfeld, dass wäre ein so stakes Zeichen gewesen, wenn der amtierende Weltmeister der WM wegen unregelmäßigkeiten bei der Vergabe und wegen Menschenrechtsverletzung in folge der Vorbereitung zum Austragen der WM die WM boykottiert hätte und im nachhinein wäre damit der nationalelf eine blamage erspart geblieben.



      Aber nein, sowas ist bei einen so korupter haufen wie beim Fifa/DFB/... nicht denkbar

      • @Arianus:

        Ob DFB, CSU oder AfD über Werte diskutieren wollen - bei allen dreien ist das so was von absurd, dass man sich nur noch fremdschämen kann.

        Deswegen bin ich mal gespannt, was bei der Werte-Debatte noch herauskommt. Aber sowohl für den DFB als auch für rechte Parteien gilt:

        KEINE WERTE - KEINE SIEGE!

        Ach so - Rassismus und Faschismus sind keine Werte, sondern Verbrechen.



        Muss man mal wieder schreiben, da das hier ja auch eine Deutsche Zeitung ist.

        #ausgehetzt

  • "so lange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre.“



    Der Phobiker mit seiner Höhenangst nimmt auch seine "Gefühle" als Argumente, um eine Situation als gefährlich einzustufen. Gefühle können oftmals täuschen.



    Özil klammert seine Eigenverantwortlichkeit vollkommen aus.

  • "Aber wenn hochrangige DFB-Funktionäre mich so behandeln, meine türkischen Wurzeln missachten und mich egoistisch als politisches Propagandamittel nutzen, dann ist es genug. "

    Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedenkt, dass Erdogan ihn auch egoistisch als politisches Propagandamittel missbraucht hat. Aber das scheint Ö. wohl nicht zu erkennen.

  • Irgendwas verstehe ich hier nicht so richtig, aber vielleicht liegt das darann das mich der Fußball nur mäßig interresiert.



    Es gibt doch noch andere deutsche Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, welche weder ein Foto mit Erdogan geschoßen haben, noch von einen erstaren des rassismus im DFB sehen, oder? (Also von der Aussage Gaulands und emporten Wutbürgern mal abgesehen)



    Und dem DFB ging es bei der Schellte wegen dem Erdoganbild doch genau darum ein Zeichen gegen das erstarken des Nationalismus und Rassismus sowie dem Umbau zur Diktatur in der Türkei zu setzen.



    Und wenn Oezil sagt, bei dem Bild ging es ihm nicht um Politik, sondern um ein nationalverständnis seiner türkischen Wurzeln, dann sehe ich bei Oezil natinalistische Probleme und nicht beim DFB, da Oezil die autoritäre bis faschistoide Züge der Türkei ignoriert, wärend er zeitgleich die kritik des DFBs an diesem Umbau als kritik an der türkei und damit einer verletzung seines nationalstolzes interpretiert.



    Ganz deutlich zeigt sich dies wenn er kritisiert, das niemand die polnischen wurzeln der betroffenen nationalspieler betont, wenn zeitgleich niemand sich mit polens ministerpräsident ablichten ließ, oder polen trotz des totalitären umbaus verteidigt, so wie es Oezil mit der türkei getan hat.



    Von daher ist es vielleicht wirklich das beste wenn er geht und so ein zeichen gegen Rassismus setzt, wenn auch auf andere art und weise wie er es gedacht hat.

    • 8G
      81236 (Profil gelöscht)
      @Arianus:

      Es stimmt, Erdogan ist ein Nationalist, es gibt aber auch einen deutschen Nationalismus und der beschränkt sich nicht nur auf die Angehörigen der AfD. Die Schellte des DFB gegen das Özil Foto war eines ganz bestimmt nicht, "ein Zeichen gegen das erstarken des Nationalismus und Rassismus". Der DFB sucht vielmehr einen Schuldigen für das WM Debakel und findet als Grund den Skandal um das Erdogan Foto. Özil wird weniger das Foto vorgeworfen, vielmehr der Umgang mit diesem, das Verursachen eines Unruhe hineinbringenden Skandals. Özil wird zum einfachen Bauernopfer für eine schlechte WM und nun kommen all diejenigen aus ihren Löchern, die sich mit einem gut spielenden Türken sowieso nie wohlgefühlt haben, einem, der national bipolar ist. So hetzen dann die rechten Kommentatoren Lothar, Basler und Uli auf den Özil aufs unsachliche los. Sätze ähnlich wie Lothars „Özil fühlt sich im DFB-Trikot nicht wohl“ gabs übrigens immer wieder auch in den Jahren davor. Und Özil ist halt nicht fußballerisch irgendwer, sondern der beste deutsche Fußballer der letzten Jahre aber in der Propaganda-Nationalidentifizierung mittels Fußball wurde er als Aushängeschild beargwöhnt, allein als Symbol fürs neue Integrationsmusterland-Deutschland taugte er lange Zeit. Die Türkei ist übrigen nicht irgend ein EU-Nation oder ein belangloses zweite, dritte Welt Land, sondern einer der stärksten direkten Konkurrenten der EU. Da gerät die Frage, welcher Bürger sich mit welchem Land identifiziert, zur richtigen Blut und Boden frage. Gegen solche nationalistischen Kämpfe sollte man sich beiderseitig distanzieren, sprich sich auch von einer Identifizierung mit Deutschland.

    • @Arianus:

      Menschen handeln nicht immer taktisch überlegt und nicht immer steckt eine Absicht hinter jeder Handlung.



      Es ist immerhin möglich, daß Özil es einfach nur gemacht hat, weil er stolz ist mit einem Präsidenten zu posieren. (Wo ist der Beweis des Gegenteils?) Das ist dann unüberlegt und vielleicht auch dumm, aber es ist bestimmt nicht der Grund für die politischen Verhältnisse in der Türkei und schon gar nicht hätte es etwas geändert, wenn Özil abgelehnt hätte. Es war vielleicht dumm und auch falsch dieses Foto zu machen. Die deutschen Reaktionen zeigen aber eher deutsche Befindlichkeiten, als das es dabei um die türkische Politik ginge.



      Im Prinzip hat Özil sich ambivalent zum deutschen Nationalismus gezeigt, er zeigt, dass er nicht nur deutsch ist und das wird ihm übel genommen.



      ergo: "Wenn er schon bei UNS spielen darf, dann muß er auch 110% deutsch sein"



      Mehr steckt da nicht dahinter.



      Um die politische Dimension geht es bei all den deutschen Reaktionen nicht in geringster Weise.

      • @nutzer:

        "Es ist immerhin möglich, daß Özil es einfach nur gemacht hat, weil er stolz ist mit einem Präsidenten zu posieren."



        Aber genau darin sehe ich ein teil des problems. Wenn ich eine populläre größe bin und ein öffentlich wirksammes foto mit einen staatspräsident wärend des wahlkampfes mache, vermittel ich eine botschaft, ob ich das möchte oder nicht. Man stelle sich vor er hätte eins mit Nordkoreas Machthaber gemacht, am besten auf der Höhe der Krise mit Trump.



        Das er kein Verständnis dafür hat, dass das Foto eine Aufruf zur Wahl Erdogans von einer deutschen Fußballgröße war, und noch schlimmer, die kritik daran als kritik gegen seine nation versteht, zeigt doch das eigentliche problem dahinter.



        Und obwohl er dazu aufgefordert wurde hat er vor der wahl das foto unkommentiert gelassen und sich auch nicht zu den menschenrechtsverletzungen inerhalb der türkei geäusert, ganz im gegenteil er stellt die kritik an den foto in die nähe von rassismus.

        • @Arianus:

          Wie gesagt, das Foto zeugt nicht von taktischem Denken oder großer Überlegung und vielleicht hegt Özil auch gewisse Sympathien, mag alles sein. Ihn aber zur Rechenschaft aufzufordern mit dem einzigen akzeptierten Ergebnis eines Kniefalls, ist reichlich übertrieben. Özil ist nicht Schuld an den Verhältnissen in der Türkei und Özil hat auch nicht Erdogan zum Wahlsieg verholfen, das war dumm und eine Rüge ist da auch gerechtfertigt.



          Aber eine Aburteilung mit dieser moralischen Überheblichkeit ist nicht in Ordnung. Als hinge das gesamte Weltgeschehen an dem moralischen Verhalten einer Person.



          Das Problem ist eher, das er sich nicht "deutsch" verhalten hat.



          Übrigens, Frau Merkel lässt sich ebenso mit Erdogan ablichten. Die Regierung gibt sogar Geld an die Türkei, damit die keine Flüchtlinge rauslassen.



          Und Frau Merkel hat nun wahrlich mehr Möglichkeiten Einfluß geltend zu machen.



          Aufschrei? Nein, Realpolitik.

      • @nutzer:

        "Es ist immerhin möglich, daß Özil es einfach nur gemacht hat, weil er stolz ist mit einem Präsidenten zu posieren. (Wo ist der Beweis des Gegenteils?)"

        Wir sind hier nicht vor Gericht. Fußballprofis von Özils Format stehen nun mal in der Öffentlichkeit, das ist Teil seines Berufs. Und ein Spieler repräsentiert immer auch seine Mannschaft, dessen Wappen er auf dem Trikot trägt.

        Damit ist klar, dass dieses Foto nicht irgendein Foto ist, sondern ein Foto, das für die Öffentlichkeit bestimmt war und ist und das damit etwas kommuniziert. Profifußball ist ein Mediensport.

        Wenn Özil mit einem Teil seines Berufes überfordert ist, dann soll er sich wie andere beraten lassen.

  • Es gab Rassismus gegen Özil - das ist unbestreitbar. Von Fußballfans und anderen. Das ist mies. Aber Anfeindungen aller Art müssen sich alle möglichen exponierten Personen aussetzen.



    Die Frage aber ist, ist er wegen des Rassismus zurückgetreten oder war das ein Vorwand?

    • @Velofisch:

      Ich frage mich eher, warum weder Grindel noch Bierhof nach dem historisch schlechtesten deutschen Abschneiden einer Nationalmannschaft zurückgetreten sind. Grindel kann nur spalten, nicht führen oder gar integrieren, was absolut notwendig wäre für eine erfolgreiche WM; Frankreich, Belgien und Schweden haben es vorgemacht. Man kann Kritik intern anbringen, wenn es angebracht ist (sportliche Leistung, politisch unkluge Aktionen) und gleichzeitig nach außen und öffentlich Spieler vor rassistischen Beleidigungen und Hetze schützen. Grindel hat sich für die öffentliche Hetze gegen Özil entschieden, Wochen nach dem Ausscheiden, um vom eigenen Versagen abzulenken. Das ist schäbig und verspricht eine düstere Zukunft. Bald wollen nur noch Nazis aus den 4. Ligen für die "Mannschaft" spielen.

  • Als Antikapitalist rufe ich ihnen zu Herr Özil, Armut und Elend darf auch niemals hingenommen werden. Und sie zählen für mich zu den Verursachern. Da sie es vergessen haben, Armut, Elend und Ausgrenzung produziert Rassismus.

  • Es ist ein Skandal, dass Herr Özil in seiner Abrechnung gestern mit keinem Wort die unhaltbaren Zustände im Land "seiner Familie" - Türkei - gerügt hat. Gerne stellen wir uns jedweder Debatte um Alltagsrassissmus, Antisemitismus, Homophobie etc in Deutschland. Aber alle unsere Probleme sind winzig im Vergleich zur aktuellen Lage in der Türkei. Schwule werden von der Polizei verprügelt und zur öffentlichen Schmach freigegeben, Andersdenkende vegetieren in Kerkern der Justizbehörden, Journalisten werden verfolgt und eingesperrt, Minderheiten sind institutionellem Rassismus ausgesetzt - alles in allem sehr viel dramatischer als in Deutschland. Kein Wort davon findet sich im Statement von Özil wieder.

    Es war eine vergebene Chance Anstand und Respekt zu zeigen. Respekt vor dem Gedanken der Freiheit und einer liberalen Gesellschaft - die Herr Özil in Deutschland einfordert.